Der Jenseitige Mensch
Emil Mattiesen

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Kap LIII. Theorie der Materialisationen.                 (S. 563)

Jedes Zugeständnis der 'Objektivität' von Phantomen nun stürzt uns alsbald in ein brandendes Meer von marternden Fragen, und das Ziel, nach welchem unsere ausgedehnte Darlegung hingestrebt hat, erweist sich als nichts weniger denn ein Ruhehafen. [1]

Eine Deutung des Phantoms könnte man zunächst durch entschlossene Fortentwicklung der Annahme von 'Richtungskräften' zu gewinnen hoffen, wie sie als Erklärung der reicheren metaphysikalischen Leistungen ohne Zuhilfenahme von stofflichen Phantomen oder Phantomteilen versucht worden ist. [2]

E. v. Hartmann, der weder die Materialisationen, noch die metaphysikalischen Leistungen der Medien zu leugnen vermochte, gelangte zu einer solchen Theorie durch die Erwägung von Schwierigkeiten, die sich der Annahme menschenähnlicher wirklicher Phantome entgegenstellen.

Gegen objektive Leistungen wirklicher phantomhafter Gliedmaßen nämlich machte er geltend: eine solche handelnde Hand müsse entweder an einem unsichtbaren Körper sitzen; dieser aber wäre, eben weil er unsichtbar ist, so undicht anzunehmen,

daß er durch den Fußboden sinken müßte, nicht gehen und eine dichter materialisierte Hand nicht halten und führen könnte; jedenfalls könnte ein solcher Körper nur durch Ladung mit Kräften gehalten und bewegt werden, die ihn durch ihre Beziehungen zur Erde, den Zimmerwänden, dem Medium usw. leiteten und auch seine Verbindung mit der Hand sicherten.

Oder aber die Hand müßte, falls sie an keinem unsichtbaren Körper säße, unmittelbar durch solche Kräfte getragen und bewegt werden; da diese Kräfte aber aus dem Medium stammen und von ihm gelenkt werden, so sei es einfacher anzunehmen, daß dieses die physikalischen Leistungen unmittelbar hervorbringe, anstatt - was eine 'weitere Komplikation' wäre - erst eine Hand zu bilden, die dann genau die gleichen Voraussetzungen erfordern würde.

Zumal wer einer dynamischen Theorie der Materie huldige., könne sich mit der Annahme vom Medium gesetzter 'sekundärer Kraftzentren' begnügen, die sich an der Oberfläche des zu bewegenden Gegenstandes genau so anordnen, wie die Oberfläche einer Hand sie darbieten würde;

er brauche also nicht die weitere Annahme zu machen, daß gleichzeitig alle die Kraftzentren gesetzt würden, 'welche den Atomen und Molekülen der Hand in ihrer ganzen Dicke entsprächen'.

Die etwaige gleichzeitige Sichtbarkeit der Hände usw. aber würde dann durch Zusammenhänge von 'Glimmpunkten' zu deuten sein; 'sei es nun, daß die glimmenden Lichtpunkte vom Medium selbständig in den Raum

[1] Ich übergehe, als m. E. unzulänglich, die Deutungsmöglichkeiten zweier Begriffe: 1. der angebl. 'Gedankenbilder' (vgl. zB. A. Besant u. C. W. Leadbeater, Thoughtforms [Lond. 1905] 18.21; Dr. H. Baraduc, Les vibrations de la vitalité humaine [Par. 1904] 189; über 'Gedankenphotographie' s. zB. PS XXIII 99; Borderland IV 32.432); 2. der angebl. 'Umkehrung' des opt. Sehvorgangs (vgl. Staudenmaier 41; Dr. Ermaeora in PS XXVI 558; Dr. Fotherby in APS IV 21).
[2] E. v. Hartmann, Die Geisterhypothese des Spiritismus... (Lpz. 1891) 106f. Vgl. auch Ostwald in ANPh IX (1910) 212.


Kap LIII. Theorie der Materialisationen.                 (S. 564)

hinausgesetzt werden, oder daß sie als kleine Lichtsphären bestimmte Gasmoleküle der Zimmerluft oder [ihre] Staubteilchen' als Stützpunkte benutzen. [1]

Man darf auf einem Forschungsfelde, das beinahe nichts als Rätsel bietet, keine Hypothese für ausgeschlossen erklären, die nicht logische Widersprüche in sich selbst enthält; und dieses Mindestrecht darf auch v. Hartmanns Gedanke beanspruchen.

Davon abgesehen aber muß man sagen, daß keine Analogie im ganzen Umkreis unseres Naturwissens diesem sonderbaren realistischen Doketismus zu Hilfe kommt, ja daß zahlreiche Beobachtungen an Materialisationen ihm sehr scharf widersprechen.

Will man sich noch die Vorstellung gefallen lassen, daß der bloße Wille eines Menschen aus irgendwie sichtbaren Kraftpunkten eine leere Hülle oder Haut von menschlicher Formung erbaue, so wird diese Vorstellung doch bis zur Unerträglichkeit strapaziert durch die unerläßliche weitere Annahme, daß solche Hülle, von den Gedankenfäden eines menschlichen Willens gezogen, wie eine kraft- und lebenerfüllte Marionette sich bewegen und im Raume wirken könne.

Jeder beliebige Bericht über lebhafter handelnde Phantome oder nur phantomhafte Glieder bringt dies peinlichst zum Bewußtsein. [2]' -

Aber der Leser, dem zugemutet wird, sich von den phantastischen Schwierigkeiten dieser Hypothese abschrecken zu lassen, wird nun nachgerade Ungeduld empfinden: Wohin denn soll er getrieben werden?

Soll ihm die Annahme als einfacher und natürlicher empfohlen sein, daß Phantome wirklich seien, was sie dem naiven Beschauer zu sein scheinen: zeitweilig sichtbar werdende Wesen von menschlichem Bau; und phantomhafte Glieder - Teile solcher Wesen, nicht nur der 'Hülle' nach, sondern in all den Einrichtungen, welche menschliche mechanische Leistung ermöglichen?

Ich deutete schon an, daß v. Hartmann seinerseits gerade seine Hülsentheorie als eine Vereinfachung gegenüber einer solchen Annahme empfand, die ihm unüberwindliche Schwierigkeiten zu bieten schien.

Diese Schwierigkeiten stellen sich in verschiedener Fassung dar. Phantome sollen einerseits genügend stofflich sein, um schwere Gegenstände bewegen zu können; anderseits nicht stofflich genug, um durch materielle Widerstände aufgehalten zu werden.

Die Hände: bei der Palladino zB. scheinen zuweilen den Vorhang des Kabinetts zu durchdringen, wenn sie auch zu andern Zeiten von ihm aufgefangen werden. [3] Die Tonabdrücke werden anscheinend durch Hände (und Köpfe) bewirkt, und diese Glieder werden gleichzeitig über den Kästen gesehen; [4] aber dieselbe 'leuchtende' Hand, die den Ton knetet, hat einen darübergespannten Bogen Papier durchdringen müssen, der dabei weder zerrissen, noch verschoben

[1] aaO. 108f. 116f. 123. v. H.s Gedanken sind in den heutigen Theorien der Ektoplasmen (Crawfords 'Hebel' u. a.) erweitert und überholt. S. W. J. Crawford, aaO., und The psychic structures at the Goligher circle (Lond. 1920).
[2] Vgl. o. S. 559-62, und etwa noch APS V 309.
[3] S. PS XXII 248.
[4] Acevedo in PS XXVII 154.


Kap LIII. Theorie der Materialisationen.                 (S. 565)

wurde. [1] - Ein ähnliches Bedenken wird durch die Wahrnehmung einzelner handeInder Gliedmaßen nahegelegt, deren zugehörige Körper unsichtbar und - wie man deshalb annehmen möchte - , falls überhaupt vorhanden, von geringerer Dichtigkeit sind: Warum aber sinkt dann dieser undichtere Körper nicht durch den Fußboden? Wie geht er umher? Und wie kann er dem dichteren Gliede einen Halt bieten?

Der Widerspruch erstreckt sich weiter: dieselbe Gestalt, die mechanisch wirkt und dem Fußboden genügenden Widerstand bietet, um nicht zu versinken, läßt sich angeblich in vielen Fällen nicht tasten.

Mme d'Esperance scheint nicht imstande gewesen zu sein, ihre Yolanda zu fühlen, wenn sie die Hand nach ihr ausstreckte, oder Y. zwischen ihr und dem Vorhang des Kabinetts hindurchging, wobei der Zwischenraum nicht mehr als 3 - 4 Zoll betrug; auch fühlte sie kein Gewicht, wenn Y. sich auf ihren Knien niederließ. [2] -

Oder man lese die folgende Schilderung Barzinis, dessen selbstverständliche Zweifelsucht gewiß auch nicht über Nacht zur Anerkennung solcher Tatsachen gelangt ist: 'Eusapia zieht die Arme stark an sich: Prof. Morselli fühlt sich an mehreren Stellen durch den Vorhang hindurch... berührt...

Er fühlt, wie sich eine Person hinter dem Vorhang an ihn lehnt und ihm die Arme drückt. Wir alle sehen diese Arme, umgeben vom Vorhang. Ich erhebe mich sofort, und das Medium an mich ziehend, stecke ich den Kopf in die Öffnung des Vorhangs, um ins Kabinett zu blicken. Letzteres... ist leer. Morselli greift hinter den Vorhang, dort wo er sich bläht, und stellt fest, daß niemand da ist.

Das, was von außen den Eindruck eines menschlichen Körpers macht, der sich bewegt, ist im Innern nur eine Ausbauchung des Stoffes.. .' [3] - Die Vorstellung eines Hülsenmenschen, mehr noch: eines bloßen Fassadenmenschen scheint hier mehr wie nahegelegt.

Diese Schwierigkeiten sind nicht zu unterschätzen; sind sie aber vernichtend, zumal bei dem flüssigen Zustande unseres heutigen Wissens in allen Teilfragen des Problems?

'Die Tatsache, daß Phantome so selten zu sehen sind, daß sie in Experimentalsitzungen beständig entstehen und vergehen, auftreten und verschwinden, hat ja längst dahin geführt, daß der Begriff der Materialisation (und Dematerialisation) eben eine innere Veränderung ihres objektiven Materials ausdrücken soll, entsprechend dem Übergang aus dem unwahrnehmbaren in den wahrnehmbaren Zustand.

Welcher Art diese Veränderung sei und wie sie etwa bewirkt werde, läßt sich natürlich einstweilen mit Bestimmtheit nicht sagen; aber auch ohne uns in die physikalische Problematik unserer Tage zu verlieren, glauben wir zu begreifen, daß die neueren Anschauungen über Materie: die Auflösung des Atoms in eine kleine Welt von Einheiten, Spannungen und Bewegungen in sich, uns in dieser Hinsicht weit größere Hoffnungen eröffnen, als die vergleichsweise Starrheit früherer Anschauungen.

[1] das. 153f. Die Palladino saß derweil 'wie tot' da. Vgl. v. Hartmann, aaO. 107 über die zwischen 2 zusammengesiegelten Tafeln schreibende, also ein Griffelstück haltende Hand.
[2] Aksakow, Démat. 186f.
[3] PS XXXIV 219.


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Kap LIII. Theorie der Materialisationen.                 (S. 566)

Jedenalls wird der eine Endzustand dieser Phasenreihe schwankender Dichtigkeit uns durch unabhängige Beobachtung glaublich gemacht: nämlich der Zustand der Objektivität trotz 'materieller' Unwahrnehmbarkeit. Gerade das Experiment hat den Beweis erbracht, daß 'feste' Materie in einen Zustand übergehen kann, in welchem sie andere ebenso 'feste' Materie durchdringt.

Bekannt sind Zöllners Versuche mit Slade, bei denen enge, aus einem Stück Holz gedrechselte Holzringe über den Stiel eines dreibeinigen Tischchens gezogen wurden, wohin sie doch weder über die Füße, noch über die Tischplatte gelangen konnten;

oder auf Darmsaiten, wobei sich Brandgeruch entwickelte und auf den Darmsaiten, anscheinend an den Durchtrittsstellen, weiße Male erschienen, wie sie auch durch Erhitzung erzielt werden konnten; [1] sowie andere Versuche, bei denen in 'endlose' Darmstreifen Knoten geschlungen wurden. [2]

Seitdem sind ähnliche Beobachtungen veröffentlicht worden, bei denen Ringe oder Stühle von einem menschlichen Arm herabfielen, während die Hand eine andre in festem Griffe hielt oder sogar mit dieser zusammengebunden war.[3] (Die Gewißheit in diesen Fällen ist sehr stark.)

Ebenso werden (neben zahllosen schwindelhaften Fällen) auch einige echte' Apporte' überzeugend berichtet, d. h. das Herbeischaffen materieller Gegenstände in geschlossene Räume. Für einen der besten, das Hereinbringen einer Glocke aus einem geschlossenen Nebenzimmer, setzt sich das ruhig-sichere Zeugnis von Crookes ein. [4]

Für unsern Zusammenhang am wichtigsten wären natürlich Fälle von 'Apporten' lebender Körper, weil der Eintritt solcher in einen verschlossenen Raum die Frage aufwerfen würde, ob dabei der lebende Organismus oder die Eintrittsstelle oder beide zugleich zeitweilig für Materie durchdringbar gemacht würden.

Das erstere könnte als das Unglaublichere erscheinen, ist aber genau betrachtet nicht schwieriger vorstellbar, als die zeitweilige Dematerialisierung eines Stückes Holz oder Leder. Es würde aber offenbar eine ziemlich genaue Parallele zu dem darstellen, was wir im Falle erscheinender und verschwindender Phantome der mediumistischen Sitzung beobachten.

Allem Spotte nun zum Trotz, den eine solche Behauptung natürlich sogleich herausfordert, muß ich sagen, daß ich mindestens zwei Fälle von' Apporten' menschlicher Körper kenne, deren ausführliche und sorgfältige Beschreibung und Bezeugung für mein Urteil die Möglichkeit eines Zweifels ausschließen. Die große Länge der Berichte verbietet allerdings ihre überzeugende Wiedergabe hier. [5]

Im Zustand Materie-durchdringender Materie müßte sich also auch

[1] Zöllner II,2 925; PS VI 210. 211f. Verwandtes s. PS VII 3f. 111f.; XXVIII 578; XXXII 197. 260. 324.
[2] Vgl. PS XXVII 537-40. 542 (Med. Sambor).
[3] Bolton 64ff. Vgl. APS III 261 (mäßig bezeugt). Verwandtes s. PS XX 23; Pr XV 419.421 (Med. Sambor).
[4] Crookes 96f.; vgl. Bolton 73f.; APS III 261f.; Pr IX 121. 263. 266ff.; XI 38.
[5] The Medium 5. Dez. 1873; 26. Mai, 10. Juni 1871; auch Spiritual Mag. 1871 289ff. Vgl. auch PS XXVIII 457f. u. ASP XI 3ff. 65ff. über den Austritt des Med. (Salmon) aus sicher verschlossenem Käfig und Holzkasten (Zeuge: Dr. Gibier, Direktor d. Instit. Pasteur in New York), Aksakow, An. u. Spir. I 288 und etwa Apgesch. 8, 39 f.


Kap LIII. Theorie der Materialisationen.                 (S. 567)

das Phantom kurz vor der Materialisation befinden, oder der unwahrnehmbare Teil des Phantoms während einer teilweisen Materialisation. Aber mehr: wie der experimentelle Apport beweist, ist die Dematerialisation eine dem Willen unterworfene Leistung, -

so dunkel uns ihr Hergang auch ist; - und tatsächlich hätten wir nur anzunehmen, daß nicht nur Materialisationen als Ganzes, sondern auch ihre Verwirklichung von Augenblick zu Augenblick und von Teil zu Teil einigermaßen dem Willen unterworfen sei, um den größten Teil der obigen Schwierigkeiten zu beheben.

Dabei erscheint die hier in Rechnung gestellte Möglichkeit einer teilweisen Materialisierung auch an sich durch Beobachtung vielfach belegt: nicht sowohl durch die Tatsache des Auftretens einzelner Körperstücke - die ja schließlich als abgeschlossene, so beabsichtigte Gebilde gelten könnten; als vielmehr durch die Tatsache der vollkommeneren und deutlicheren Materialisierung von Einzelstücken innerhalb eines offenbar umfassender 'angelegten' Ganzen, also eines im übrigen nur 'angedeuteten' ganzen Phantoms oder Gliedes. [1]

Ebenso kann der Vorgang der Dematerialisierung auch von Phantomteilen als unabhängig beobachtet gelten, und zwar beobachtet durch eben den Sinn, der uns im allgemeinen die Eigenschaften der Durch- oder Undurchdringlichkeit fest- stellen läßt: das Getast.

Einschlägige Wahrnehmungen sind z. B. häufig gemacht worden, wenn Beobachter Teile des Phantoms - vornehmlich Hände - umfaßt hielten und nicht fahren ließen. Crookes' Schilderung des dann häufig folgenden Vorgangs ist bekannt:

'Ich habe eine dieser [in Hornes Nähe erscheinenden] Hände mit meiner eigenen gehalten, fest entschlossen, sie nicht entschlüpfen zu lassen. Keinerlei Abmühung oder Anstrengung loszukommen wurde gemacht, sondern sie schien sich allmählich in Dunst aufzulösen und entschwand auf diese Weise meinem Griff.' [2]

Und fast die gleichen Worte gebrauchen die besten Beobachter der Palladino. [3]

Ein Blick nun auf die einzelnen Formen unserer 'Schwierigkeiten' belehrt uns über die Fruchtbarkeit dieser Annahme einer zeitlichen und räumlichen Verschiebbarkeit des materialisierten Zustandes.

Ein dematerialisiertes Glied kann sich in einen fest umschlossenen Raum - z. B. zwischen Schreibtafeln oder durch die Papierdecke eines Kastens mit Ton - einführen und doch an seinen Endorganen genügend materialisiert sein, um einem Griffel Halt zu bieten oder den Ton zu kneten. Das fühlbare Phantom, das Barzini und Prof. Morselli zu greifen und dessen Anblick sie zu erhaschen trachteten, mag gerade unter der Einwirkung des geöffneten Vorhangs sich wieder bis zur Unsichtbarkeit und

[1] S. z. B. Livermore bei Owen, Deb. L. 387.397.407; ÜW XIV 450; PS XXXIV 739.
[2] Crookes 93. Vgl. Home 57. 61 (Hiram Powers); 162 (Graf A. Tolstoi); 348; APS V 149 (H. D. Jencken).
[3] S. APS VI 95f. (Dr. Venzano u. Prof. Bottazzi); das. V 210. 306; Pr XXIII 583; PS XXXIV 527. Ähnlich Livermore über 'EstelIas' Haar, bei Owell, Deb. L.390.


Kap LIII. Theorie der Materialisationen.                 (S. 568)

Ungreifbarkeit dematerialisiert haben usw. Hier geht es zu, wie in einer Lösung, welche die Fähigkeit hätte, in raschem Wechsel und örtlicher Sonderung
Kristalle auszufällen oder wieder zu lösen.

Hiermit scheint nun freilich v. Hartmanns eigentliches Bedenken noch unberührt: daß nämlich das materialisierte Teilglied an einem unsichtbaren, folglich undichteren, folglich nicht tragfähigen Körper sich befinde, der auch selbst in den Boden versinken müßte, falls er nicht durch Kräfte gehalten und bewegt würde, die ihn durch ihre Beziehungen zur Umgebung sicherten; diese Kräfte aber müßten aus dem Medium stammen, und eben dies lasse die Annahme unmittelbarer Teilschöpfung durch das Medium einfacher erscheinen. -

Daß diese Gedanken an sich zwingend seien, vermag ich bei unserer Unwissenheit nicht zu finden. Was unsichtbar und ungreifbar ist, kann immer noch ein hochorganisiertes Ansatz- und Austrittsfeld von Kräften sein, die den Einwirkungen der Schwerkraft usw. auf ein anhängendes materielles Glied gewachsen wären.

Und wieviel von diesen Kräften auch letzten Endes aus dem Medium stammen mag: ihre ausschließliche und unmittelbare Bindung an dieses anzunehmen, erscheint mir übereilt. Es erscheint durchaus nicht unmöglich, das nur teilweise sicht- und greifbare Phantom als ein in sich geschlossenes System von Kräften aufzufassen, innerhalb dessen die wahrnehmbaren und wirkungsfähigen Teile statisch und dynamisch fest verankert wären, gleichwie das ganze Gebilde im umgebenden Raume.

Immerhin mag hierzu ein gewisser Mindestgrad der Materialisierung auch der unwahrnehmbaren Teile erforderlich sein, bei dessen Fehlen oder Verminderung eben, wie so häufig beobachtet, das Phantom dort, wo es steht, in sich zusammenbricht, ja geradezu im Boden versinkt, bis etwa 'nur der Kopf noch sichtbar' ist; [1] was bei Entstofflichung von unten her das natürliche wäre.

[1] S. Gen. Peters Zeugnis ÜW XIV 470f. Vgl. Perty, Spir. 144. 151 ('Katie King'). 168; d'Espérance 256; ÜW II 158 (Zeuge: Ingenieur Matuszewski); Richet 371.

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