Der Verkehr mit der Geisterwelt Gottes - seine Gesetze und sein Zweck

von  Johannes Greber

 Teil 1 von 4


 

EINLEITUNG

 

Diese Leute schmähen alles,
was sie nicht kennen.

Judas 1, 10

 

 

Gibt es für den Menschen ein Fortleben nach dem Tode? Gibt es ein Jenseits? Gibt es eine Geisterwelt, in die auch der Menschengeist nach der Trennung von seinem Körper aufgenommen wird? Und wie sollen wir uns das Leben in der anderen Welt denken? Welches Schicksal erwartet uns dort?

Oder - ist hinter der Kirchhofsmauer alles zu Ende? Wird dort mit dem Leib auch der Geist begraben, und bleibt von dem Menschen mit seinem Hoffen und Zagen, seinen Mühen und Sorgen, seinen Freuden und Leiden, seinem guten und schlechten Tun nichts übrig, als der Totenschädel oder eine Hand voll Asche?

Immer wieder drängen sich diese Fragen in unser Denken ein. In den stillen Stunden ernster Krankheit legen sie sich schwer auf das müde Menschenherz. An jedem Sterbebett, an dem wir stehen, an jedem Grabeshügel erheben sie sich und auf jedem Leichenstein sind sie eingemeißelt.

 

Wer löst uns das große Jenseitsrätsel? Zu wem sollen wir mit unserem Zweifel gehen, um die untrügliche Wahrheit zu erfahren? Sollen wir die Religionen und ihre Diener fragen? Sie lehren zwar den Jenseitsglauben und das Fortleben des Menschengeistes. Aber sie versetzen ihrer Lehre dadurch einen schweren Schlag, daß sie das Weiterleben des Tiergeistes leugnen. Denn wenn das Tier nicht fortlebt, aus welchem besonderen Grunde sollte denn der Mensch weiterleben? Mensch und Tier haben doch dasselbe Schicksal.

 

Sie werden in gleicher Weise gezeugt, in gleicher Weise geboren. Freud und Schmerz, Recht und Unrecht ist beiden gleich beschieden, und auch der Tod ist der gleiche. Das bestätigt ja auch die Bibel mit den Worten: Das Schicksal der Menschen und das Schicksal der Tiere ist ein und dasselbe. Die einen sterben so gut wie die anderen. Sie haben alle den gleichen Odem. Einen Vorzug des Menschen vor den Tieren gibt es nicht. Alles geht dahin an denselben Ort. Alles ist aus dem Staube entstanden, und alles kehrt zum Staube zurück. Wer weiß denn vom Lebensodem des Menschen, ob er nach oben emporsteigt oder vom Lebensodem des Tieres, ob er nach unten zur Erde hinabfährt (Pred.3, 19-21)?

 

Dazu kommt, daß die Kirchen in den wichtigsten Fragen der Religion miteinander in Widerspruch stehen. Von ihnen können wir daher eine zuverlässige Antwort nicht erwarten. Irrende Menschen können uns in diesen Dingen überhaupt keine sicheren Führer sein.

 

Hier gibt es nur einen Weg zur Wahrheit: Wenn es ein Jenseits und ein jenseitiges Geisterreich gibt, so kann uns der Beweis dafür nur dadurch geliefert werden, daß die Geister selbst zu uns kommen und uns belehren. Denn nur sie können uns über die großen Fragen des Weiterlebens Auskunft geben. Solange daher diese Geisterbrücke zu uns herüber nicht geschlagen wird, solange bleiben wir im Dunkel des Ungewissen und im Schmerz des nagenden Zweifels.

 

Aber die Menschheit von heute lacht, wenn einer auch nur von der Möglichkeit des Verkehrs der Geister mit der Menschenwelt spricht. Sie lacht und spottet, wie sie von jeher über alles gehöhnt hat, was mit der Volksmeinung ihrer Zeit im Widerspruch stand.

 

Als Galilei lehrte, daß die Erde sich drehe und die Sonne still stehe, wurde er von seinen Zeitgenossen für geistesgestört gehalten. Die Kirche betrachtete ihn als Ketzer und schloß ihn aus ihrer Gemeinschaft aus. Er mußte ins Gefängnis wandern und konnte seinen Leiden und Verfolgungen nur dadurch ein Ende machen, daß er seine Lehre widerrief.

 

Als man in der Akademie der Wissenschaften in Paris das erste Telefon vorführte, erklärte einer der angesehensten Professoren dieser Hochschule die Sache für Schwindel und Bauchrednerkunst.

 

Allen Verkündern einer neuen Wahrheit ist es so ergangen. Sie wurden von der öffentlichen Meinung ihrer Zeit verlacht, geschmäht, mit Schmutz beworfen, verbrannt oder ans Kreuz geschlagen.

 

So verlacht man auch in unserer Zeit diejenigen, die der Menschheit den Beweis erbringen wollen, daß es eine Geisterwelt gibt, die uns Menschen nicht verschlossen ist, sondern mit der wir in Verbindung treten können, wenn wir sie in der rechten Weise suchen und die Bedingungen erfüllen, die für eine solche Verbindung bestehen. Denn nicht bloß in der materiellen Welt herrschen ewig gültige Gesetze, sondern auch in der Welt des Geistes.

 

Man hat der Lehre von dem Verkehr der Geisterwelt mit den Menschen die Bezeichnung "Spiritismus" gegeben. Dieses Wort steht heute bei der großen Masse in üblem Ruf, obschon die meisten nicht wissen, was es zu bedeuten hat. Der "Spiritismus" gilt als lächerliche Phantasterei überspannter Menschen. Man lacht über die "spiritistischen Narren". - Diese Leute lästern, was sie nicht kennen (Jud.1, 10).

 

Die Kirchen stehen im Kampf gegen den Spiritismus in vorderster Linie. Darüber muß man sich allerdings sehr wundern. Denn gerade die Kirchen lehren, daß sie ihre religiösen Wahrheiten durch den Verkehr mit der Geisterwelt empfangen haben. Judentum und Christentum befinden sich mit ihren Urkunden des Alten und des Neuen Testamentes ganz auf dem Boden des Spiritismus. Die Bibel ist das bedeutendste spiritistische Buch. Denn ihr Hauptinhalt dreht sich um die Botschaften des Jenseits an das Diesseits. Wir sehen darin auf Schritt und Tritt die Geisterwelt im Verkehr mit den Menschen.

 

Die Kirchen können also den Geisterverkehr, von dem die Bibel berichtet, nicht leugnen, wenn sie den Ast nicht absägen wollen, auf dem sie selbst sitzen. Ihren Kampf gegen den Spiritismus suchen sie nun damit zu rechtfertigen, daß sie behaupten, der Verkehr der Menschen mit der Geisterwelt sei in der Bibel verboten. Denn dort heißt es: Ihr sollt nicht die Toten befragen.

 

Was versteht denn die Bibel unter dem "Befragen der Toten"? Wo die Bibel von den "Toten" redet, meint sie nicht die durch den irdischen Tod vom Körper getrennten Geister, sondern die geistig Toten. "Tod" ist nach der Heiligen Schrift die Trennung des Geistes von Gott. Die "Toten" sind also die durch Unglauben und Abfall von Gott Getrennten. Es sind die Geister der Finsternis. Das "Reich der Toten" ist das Reich Luzifers, das Reich der Widersacher Gottes, das Reich der Lüge und des Unheils.

 

Nach der Bibel gibt es ein Reich der "Toten" und ein "Reich der Lebenden". Die Menschen haben die Möglichkeit, sich mit den jenseitigen Geistern beider Reiche in Verbindung zu setzen. Sie können Auskunft holen bei den "geistig Toten" - das ist ein Befragen des Bösen oder wie die Bibel es ausdrückt: Ein Befragen der Toten. Oder sie wenden sich an die "Lebenden" des Jenseits - das ist ein Befragen der guten Geisterwelt oder wie die Bibel es nennt: Ein Befragen Gottes.

 

Ein Befragen der "Toten" als der von Gott abgefallenen Geisterwelt wäre die schwerste Beleidigung Gottes. Es wäre Götzendienst. Denn dieser Bestand ja in der Verbindung mit den bösen Geistern.

 

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Totenbeschwörer der alten Zeit waren allgemein als solche bekannt, die wissentlich und vorsätzlich mit den Mächten der Finsternis - den Dämonen - in Verkehr traten. Daher das strenge Gebot Gottes im Alten Testament, die "Totenbeschwörer" auszurotten aus der Mitte des Volkes.

 

Es ist also nur eine ganz bestimmte Art des Geisterverkehrs, die den Menschen in der Bibel untersagt wird, nämlich der Verkehr mit den bösen Geistern. Statt dessen soll die Menschheit die Gemeinschaft mit Gott und der guten Geisterwelt suchen. Wenn aber jemand zu euch sagt, ihr müßtet die 'Totenbeschwörer' fragen, so antwortet: Soll nicht ein Volk bei seinem Gott anfragen? Soll es für die Lebenden bei den 'Toten' anfragen (Jes.8, 19)? - Über die kommenden Dinge fraget mich (Jes.45, 11)!

 

Der Aufforderung, Gott zu befragen, kamen die Gottesgläubigen aller Zeiten eifrig nach. Bei den Israeliten war das Befragen Gottes etwas Alltägliches. Jeder, der Gott fragen wollte, ging zu dem Offenbarungszelt hinaus (2.Mos.33, 7). Gott antwortete auf die mannigfachste Weise. Seine Geisterboten standen mit den gläubigen Menschen in beständigem Verkehr. Sie begegnen uns überall in den Berichten des Alten und des Neuen Testamentes.

 

Wenn wir daher als gottestreue Menschen oder wenigstens als ehrliche Wahrheitssucher mit der guten Geisterwelt in Verbindung zu kommen suchen, tun wir dadurch nichts Unrechtes, sondern erfüllen ein Gebot Gottes. Es ist ein wichtiges Gebot. Denn die Verbindung mit der guten Geisterwelt ist der einzige Weg, der zur Wahrheit führt. Einen anderen gibt es nicht.

 

Darum werden in der ganzen Heiligen Schrift die wahrheitsuchenden Menschen nie an ihre Mitmenschen gewiesen, um die Wahrheit zu erlangen, sondern immer an Gott und seine Geister. Auch im Neuen Testament. Christus hatte bei seinem Scheiden von dieser Erde seinen Anhängern noch vieles zu sagen, was sie jetzt noch nicht verstanden. Sie sollten später darüber Aufklärung bekommen, aber nicht durch Menschen, sondern durch Geister, die er ihnen vom Vater senden will als Geister der Wahrheit. Und die Betätigung dieser Geister sollen sie mit ihren menschlichen Sinnen wahrnehmen: Ihr werdet die Geister Gottes auf- und absteigen sehen (Joh.1, 51).

 

Das Auf- und Absteigen der Boten Gottes erlebten die ersten Christen in ihren Versammlungen. Der Apostel Paulus fordert darum die Christen auf: Bemühet euch um Geister (1.Kor.14, 12)!

 

Es ist eine für das religiöse Leben der Menschheit grundlegende Lehre, daß jeder die Wahrheit über die großen Lebens- und Jenseitsfragen bei den Menschen und ihren Auslegungen suchen soll, sondern durch eine unmittelbare Verbindung mit dem Geisterreich Gottes als der Quelle der Wahrheit. So lehrt es Gott im Alten, so lehrt es Christus im Neuen Testament. So lehren es die Apostel und danach handelte das Volk Gottes im Alten Bunde und die Christen der ersten Jahrhunderte.

 

In den späteren Zeitläufen hat man diese Grundwahrheiten verwischt. Irrende Menschen traten als Wahrheitskünder anstelle Gottes und seiner Geisterboten. Das Wort Gottes wurde, um ein Wort des Apostels Paulus zu gebrauchen, zum "Gewerbe". Man erlernte die Religion durch menschlichen Unterricht, wie jede irdische Wissenschaft. Und so ist es geblieben bis auf den heutigen Tag.

 

Die geistlichen Führer des Volkes wurden die unumschränkten Herren in allen religiösen Dingen und gelangten auf diesem Wege auch zu immer größerer weltlicher Macht. Immer zahlreicher wurden die Menschensatzungen, die man im Namen der Religion auf die Schultern der Gläubigen legte. Die frühere Freiheit der Kinder Gottes wurde in religiöse Knechtschaft verwandelt. Wer sich widersetzte und nach eigener Überzeugung leben wollte, büßte es mit dem Tode. Das Blut von Millionen ist geflossen im Namen der Religion.

 

Die echten Urkunden des Neuen Testamentes verschwanden. Die angefertigten Abschriften stimmen in wichtigen Punkten mit dem ursprünglichen Text nicht überein. Man griff zum Mittel der Fälschung, um für die im Laufe der Zeit eingeführten Menschenmeinungen und Menschensatzungen Beweisstellen in der Bibel zu schaffen. Es wiederholte sich hier dasselbe, worüber Gott schon im Alten Bunde durch die Propheten die bittere Klage aussprechen ließ:

 

Wie könnt ihr sagen: Wir sind weise, wir sind im Besitz des göttlichen Gesetzes? - Jawohl! Zur Lüge hat es der Fälschergriffel der Abschreiber verdreht. Beschämt müssen daher die Weisen dastehen und bestürzt. Denn sie haben sich selbst gefangen. Sie haben das Wort des Herrn weggeworfen. Welche Weisheit besitzen sie da noch (Jer.8, 8-9)?

 

Auch die heutige wissenschaftliche Forschung hat den Nachweis geliefert, daß die Fälschungen wie eine verheerende Krankheit auf alle Schriftwerke der alten Zeit übergriffen. Die Bibel, die Schriften der Kirchenväter, die Schriften jüdischer und heidnischer Schriftsteller wurden gefälscht zugunsten religiöser Meinungen, die zur Zeit der Fälscher bestanden.

 

Das alles geschah außerhalb des Gesichtskreises des gewöhnlichen Volkes. Dieses nahm unbesehen die sogenannten religiösen "Wahrheiten" und Auslegungen hin, ihm seine geistlichen Führer darboten und vererbten sie auf Kinder und Kindeskinder. Genauso ist es ja auch heute. Die Religion ist ein Erbstück, das jeder von seinen Eltern und Lehrern übernommen hat, ohne sich über den inneren Wahrheitsgehalt ein eigenes Urteil zu bilden. Dazu wären die meisten auch nicht in der Lage. Darum würde derjenige, der heute Christ ist, mit gleicher Überzeugung die jüdische oder mohammedanische Religion bekennen, wenn seine Eltern Juden oder Mohammedaner gewesen wären.

 

So war es nicht in den Zeiten, wo die Menschen mit der guten Geisterwelt in Verbindung standen. Da konnten sie fragen: Was ist Wahrheit? - und sie erhielten Antwort. Darum fordert auch Paulus die ersten Christen auf, Gott zu fragen, wenn sie in einem Punkte anderer Meinung seien, als er selbst: Und wenn ihr über irgend etwas anderer Meinung seid, so wird Gott euch darüber Klarheit geben (Philipper 3, 15).

 

Ein solcher Hinweis auf den einzigen Weg, zur Wahrheit zu gelangen, wie ihn hier der größte christliche Apostel gibt, wäre in den späteren Jahrhunderten unmöglich gewesen. Wenn einer das nicht glaubte, was ihn seine "Kirche" lehrte oder versucht hätte, nach der Weise des israelitischen Volkes oder der ersten Christen durch "Befragen Gottes" die Wahrheit zu ermitteln, den traf der Kirchenbann, und oft endete er auf dem Scheiterhaufen. Heute sind zwar die Scheiterhaufen erloschen, weil der "Kirche" die äußere Macht fehlt, sie anzuzünden. Aber der Kirchenbann ist geblieben, und er würde die größten Kirchenväter der ersten Jahrhunderte treffen, wenn sie heute lebten und das lehrten, was sie damals als Wahrheit dem christlichen Volke vortrugen.

 

Die Verbindung mit der Geisterwelt Gottes hat man verschüttet und dadurch den Weg zur Wahrheit versperrt. Aus Menschenmeinungen und Menschensatzungen hat man Religionsgebäude errichtet und fordert die Menschheit auf, darin Platz zu nehmen. Hunderte von Kirchengemeinschaften wollen Wahrheitsvermittler sein. Die eine verbrennt, was die andere anbetet, und was von der einen als lautere Wahrheit verkündet wird, verdammt die andere als abscheuliche Ketzerei.

 

Aus diesem Zustand des Irrtums kann die Menschheit nur dadurch befreit werden, daß Gott heute wieder seine Geister als Wahrheitsboten sendet, wie er es in den früheren Jahrtausenden getan hat.

 

Nicht die "Toten", nicht das "Reich der Finsternis" sollen wir befragen, noch auch irrende Menschen, sondern Gott. Es ist derselbe Gott, damals wie heute. Vor ihm gilt kein Ansehen der Person. Die Menschen unserer Tage sind ihm so lieb wie die Menschen der vergangenen Zeitalter. Und wie er sich damals durch seine Geisterboten der Menschheit geoffenbart hat, so auch heute.

Die "Kirchen" werden freilich diesen Weg zur Wahrheit mit allen Mitteln bekämpfen. Sie müssen es tun; denn sie kämpfen um die eigene Existenz. Sie halten sich selbst für die unfehlbaren Vermittler der Wahrheit. Jede hat ihren gekrönten oder ungekrönten Papst. Man würde eine Belehrung durch Gottes Boten als eine schädigende, den Bestand der Kirche gefährdende Konkurrenz empfinden. Denn es wäre zu befürchten, daß die von Gottes Geistern verkündeten Wahrheiten mit denen der Kirchen nicht übereinstimmen.

 

Die Wahrheit ist ja nur e i n e . Entweder hat eine der vielen Religionsgemeinschaften die Wahrheit - und alle anderen sind im Irrtum - oder k e i n e besitzt die Wahrheit. Am Ende gilt von allen Religionen ohne Ausnahme das Wort aus Goethes Faust: In bunten Bildern wenig Klarheit, viel Irrtum und ein Fünkchen Wahrheit.

 

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25 Jahre war ich katholischer Priester. Ich hielt meine Religion für die richtige. Es war ja die Religion meiner Eltern, Lehrer und Seelsorger. Waren die Beweise für ihre Richtigkeit auch nicht so, daß sie mein Denken befriedigten, so hatte ich doch keinen Grund, das abzulehnen, was alle meine Religionsgenossen als Wahrheit hinnahmen. Zudem wäre schon jeder freiwillige Zweifel an einer Glaubenswahrheit nach der Lehre meiner Kirche eine Todsünde gewesen.

 

Von der Möglichkeit einer Verbindung mit der Geisterwelt wußte ich nichts. Den "Spiritismus" kannte ich nur aus Zeitungen. Ich hielt ihn für Trug und Selbsttäuschung.

 

Da kam der Tag, wo ich ungewollt den ersten Schritt auf dem Wege zur Verbindung mit der Geisterwelt tat. Ich erlebte Dinge, die mein Inneres bis in die tiefsten Tiefen aufwühlten.

 

Nach diesem ersten Schritt konnte und durfte ich nicht stehen bleiben. Ich mußte vorwärts, mußte Klarheit haben. Vorsichtig prüfend ging ich weiter, das Wort des Apostels Paulus vor Augen: Prüfet alle Geisterkundgebungen und haltet nur an dem fest, was sich als gut erweist (1.Thess.5, 21).

 

Ich wollte nur das Gute. Ich wollte die Wahrheit. Ich war bereit, sie anzunehmen, selbst unter den schwersten Opfern. Ich wußte, daß Gott einen aufrichtig und selbstlos Suchenden nicht im Stiche läßt und daß er nach den Worten Christi einem demütig Bittenden nicht einen Stein anstatt des Brotes geben werde.

 

Auch die schweren Folgen meines Schrittes standen mir klar vor Augen. Meine Stellung als Geistlicher, meine ganze materielle Existenz, meine irdische Zukunft sah ich vernichtet, wenn ich weiter ging. Schmähung, Verfolgung und Leiden in übergroßer Fülle erkannte ich als mein Los.

 

Doch die Wahrheit war mir mehr wert.

 

Ich fand die Wahrheit auf dem eingeschlagenen Wege. Sie machte mich innerlich frei und froh. Die äußeren Drangsale, die damit verbunden waren und die bis heute andauern, können den gewonnenen inneren Frieden nicht stören.

 

In diesem Buch schildere ich nun den Weg, der mich mit der Geisterwelt in Verbindung brachte und mir die Wahrheit enthüllte. Ich schrieb es aus Liebe zu meinen Mitmenschen, einerlei welcher Religionsgemeinschaft sie angehören oder welcher Weltanschauung sie huldigen. Das Buch ist für jeden wahrheitsuchenden Menschen. Es will ein Wegweiser sein für alle, die eine Verbindung mit der guten Geisterwelt suchen, um durch sie auf dem kürzesten Weg zur Wahrheit und zu Gott zu gelangen.

 

Bücher, die bei irdischen Wanderungen als "Führer" dienen sollen, sind von jemandem verfaßt, der die Wege selbst gegangen ist, die in dem "Führer" beschrieben sind. Solche Bücher sind nicht für die, welche zu Hause bleiben, sondern für jene, die das ihnen Unbekannte kennenlernen wollen.

 

Ein solcher "Führer" will mein Buch sein. Es will den Weg zu der Brücke weisen, auf der uns die Geisterboten des Jenseits begegnen. Wer an der Hand dieses Buches zu jener Geisterbrücke schreitet, wird alles das bestätigt finden, was in diesem Buch niedergelegt ist.

 

Ich mute daher niemandem zu, den Inhalt meines Buches ungeprüft als Wahrheit hinzunehmen. Er würde sonst seine Überzeugung in den wichtigsten Fragen seines Lebens auf die Aussage eines fehlbaren Menschen stützen. Das darf nicht sein. Denn meine Behauptung, daß ich die hier niedergelegten Wahrheiten nicht aus mir und meinem Denken geschöpft, sondern aus der Verbindung mit der jenseitigen guten Geisterwelt empfangen habe, könnte ja meinerseits eine wissentliche Irreführung oder eine Selbsttäuschung sein.

 

Ich kann als schwacher, irrender und sündiger Mensch für mich keine größere Glaubwürdigkeit beanspruchen, wie jeder andere meiner Mitmenschen. Ich verlange daher nicht, daß man mir blindlings glaubt. Nur eines verlange ich: Daß man die Wahrheit, die mir zuteil wurde, auf demselben Weg nachprüft, auf dem ich sie gefunden habe. Den Weg habe ich genau beschrieben, so daß ihn keiner verfehlen kann. Der Gelehrte und der Ungelehrte, der Reiche und der Arme alle können ihn gehen.

 

Sie bedürfen dazu keiner Vorbildung und besonderer Schulung. Es kostet sie nichts. Nur eines müssen sie besitzen: Den Willen zur Wahrheit. Sie müssen bereit sein, die Wahrheit anzunehmen, sobald sie sich ihnen in überzeugender Weise darbietet und ihr Leben danach einzurichten. Wer das nicht will, für den ist dieses Buch nicht geschrieben. Für ihn gibt es überhaupt keinen Weg, der zur Wahrheit führt. Denn Gott offenbart seine Wahrheit nur denen, die guten Willens sind.

 

Jene, denen der Wille zur Wahrheit fehlt und die den Weg nicht prüfend gehen wollen, den ich ihnen zeige, haben aber auch kein Recht, ein Urteil über mein Buch abzugeben. Denn wenn ein Chemiker der Mitwelt verkündet, daß er einen Weg gefunden habe, durch chemische Verbindungen Gold herzustellen und den Weg zur Goldgewinnung genau angibt, dann kann vernünftigerweise nur derjenige über die Angaben des Chemikers ein Urteil fällen, der die von ihm beschriebenen Versuche selbst gemacht und dabei alles genau befolgt hat, was der Chemiker angegeben.

 

Ich habe die Gewißheit, daß dieses Buch die Wahrheit enthält. Denn ich weiß, wer der ist, dem ich Glauben geschenkt habe (2.Tim. 1, 12).

 

Ich brauche nicht zu befürchten, daß die, welche meinen Weg gehen, irgend etwas finden werden, was mit dem im Widerspruch steht, was ich fand. Alle, die bisher meinen Rat befolgten und die Verbindung mit der guten Geisterwelt suchten, haben dasselbe gefunden wie ich.

 

Trotzdem wird mein Buch zahlreiche und erbitterte Gegner finden. Nicht so sehr in der großen Masse des Volkes als vielmehr in jenen Kreisen, denen die Annahme der Wahrheit schwere irdische Opfer auferlegen würde. Es sind dies die Geistlichen der einzelnen Religionsgemeinschaften. Das Religionsbekenntnis, das sie bis jetzt ihren Gläubigen gepredigt haben, sichert ihnen gleichzeitig ihren Lebensunterhalt. Müssen sie infolge einer Änderung der Erkenntnis der Wahrheit auch eine Änderung des Bekenntnisses eintreten lassen, so hören sie auf, Geistliche ihrer jetzigen Religionsgemeinschaft zu sein. Sie verlieren das ihnen bisher durch ihr Amt sichergestellte tägliche Brot. Eine Lebensstellung preisgeben, arm und angefeindet einer unsicheren irdischen Zukunft entgegengehen, ist eines der größten Opfer, die ein Mensch bringen kann. Nicht viele bringen es. Lieber verzichten sie auf die Wahrheit.

 

Darum trat auch das jüdische Priestertum in einen so erbitterten Kampf gegen Christus und seine Lehre. Es fürchtete für seine Stellung. Es prüfte nicht erst die von Christus verkündeten Wahrheiten auf ihre Richtigkeit, sondern schleuderte seinen tödlichen Haß auf den, der ihm durch seine Lehre das Volk abspenstig zu machen und dadurch den Einfluß auf die Masse zu rauben drohte. Deswegen mußte er sterben. Und der Fluch, der erbittertste Gegner der Wahrheit, der Wahrheitssucher und Wahrheitskünder zu sein, lastet bis heute auf dem Priestertum aller Religionen.

 

Mit Feuer und Schwert hat es Millionen Menschen hingemordet unter dem äußeren Schein des Kampfes gegen die Ketzerei; wie ja auch das jüdische Priestertum sich bei Christus hinter die Anklage versteckte: "Er hat Gott gelästert." Der wahre Grund war jedoch damals sowohl als auch in den späteren Zeiten die Furcht vor dem Verlust oder der Einschränkung irdischen Einflusses, weltlicher Ehren, Ämter und Einkünfte. Gewiß gab es und gibt es Ausnahmen. Heute vielleicht mehr als früher. Aber diese Nikodemusseelen können das Todesurteil der heutigen geistlichen Führer gegen die Wahrheit ebensowenig verhindern, wie es der erste Nikodemus vermocht hat.

 

Das heutige Priestertum wird daher nicht bloß mein Buch ablehnen, sondern sich wohl auch weigern, seinen Inhalt auf dem Wege, den ihnen das Buch angibt, auf seine Richtigkeit zu prüfen. Und doch ist es ein Weg, den jeder mit gutem Gewissen gehen kann. Oder ist es vielleicht etwas Verwerfliches, wenn jemand, sei es nun ein Geistlicher oder ein Laie, sich allein oder mit anderen zu einem privaten Gottesdienst in seinem Hause hinsetzt, sich dabei durch Gesang und Gebet an Gott wendet und von ihm die Erfüllung der Verheißung Christi erfleht: Wenn nun ihr, die ihr doch böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben versteht, wieviel mehr wird euer Vater vom Himmel her einen heiligen Geist denen geben, die ihn darum bitten (Luk. 11, 13).

 

 - Ist es vielleicht eine Sünde, bei einem solchen Gottesdienst die Wahrheiten der Heiligen Schriften durchzugehen, mit anderen zu besprechen und um die rechte Erkenntnis zu beten? Ist es Sünde, als geistige Gemeinschaft sich bei solchen Gelegenheiten nach Art der ersten Christen die Hände zu reichen und in innerer Sammlung seinen Geist auf das Höhere zu lenken, irdisches Fehlen bereuend und einander verzeihend und Gott um Hilfe und um den Geist der Wahrheit bittend, den Christus ja seinen Anhängern verheißen hat? Gibt es irgend jemand, der dies nicht mit reinem Gewissen mitmachen könnte? Weiter verlange ich nichts. Einen anderen Weg ging auch ich nicht, als mir das zuteil wurde, was in meinem Buch berichtet wird. Es ist mir nichts Besonderes verliehen worden. Ich erhielt nur das, was jeder erhält, der es aufrichtig sucht. Viele werden auf diesem Wege vielleicht noch viel Größeres empfangen als ich.

 

Daß die Dinge, die uns auf diese Weise vermittelt werden, so unglaublich erscheinen, ist kein Grund, den angegebenen Weg nicht zu beschreiten. Denn Gott stellt uns ja ausdrücklich das Unglaubliche in Aussicht mit den Worten:

 

Frage mich, und ich will dir antworten und dir große und unglaubliche Dinge kundtun, von denen du bisher nichts gewußt hast (Jer. 33, 3 ).

Ostern 1932

Der Verfasser

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Erster Teil

Persönliche Erlebnisse auf dem Gebiet der Geisterkundgebungen

 

 

Mein erster Schritt zur Verbindung mit der Geisterwelt

 

So sann ich denn nach, dies zu begreifen: Doch
es war zu schwer für mein Verständnis, bis ich in
Verbindung mit der Geisterwelt Gottes kam.
Ps. 73, 15-17

 

 

Es war im Spätsommer des Jahres 1923. Ich war damals katholischer Pfarrer einer kleinen Landgemeinde . Außerdem hatte ich einen Hilfsbund zu leiten, dessen Sitz in einer benachbarten Stadt war. Zweimal in der Woche fuhr ich zum Büro des Hilfsbundes, um die Wohlfahrtsarbeiten zu erledigen.

 

Dort kam nun eines Tages ein Mann zu mir und fragte mich: "Was halten Sie vom Spiritismus?" Noch ehe ich etwas erwidern konnte, erzählte er mir von seinen Erlebnissen. Er pflegte wöchentlich mit einem kleinen Kreis zu einer Art Gottesdienst zusammenzukommen. Man bete, lese in der Heiligen Schrift und bespreche das Gelesene. Unter den Anwesenden befinde sich auch ein Junge im Alter von 16 bis 17 Jahren. Er gehöre einer einfachen Familie an, besitze nur mittelmäßige Schulbildung und sei Lehrling in einem Privatbetrieb.

 

Bei den Zusammenkünften pflege dieser plötzlich wie tot vornüber zu fallen, werde aber sofort wieder, wie von einer unsichtbaren Kraft, ruckweise aufgerichtet, sitze da mit geschlossenen Augen und erteile den Anwesen den wunderbare Belehrungen. Auch beantworte er die Fragen, die man an ihn stelle. Nur auf rein materielle Fragen verweigere er die Antwort. Am Schluß seiner Belehrungen falle er wieder vornüber und komme sofort zu sich. Von dem, was vorgegangen und was er gesprochen, wisse er nicht das Geringste. Der Junge sei gesund und frisch. Nach diesen Vorfällen fühle er keinerlei Unbehagen, keine Kopfschmerzen oder sonstiges Unwohlsein.

 

Seinen Bericht schloß der Mann mit den Worten: "Nun wollte ich von Ihnen hören, was Sie über diese Sache denken. Doch bevor Sie Ihr Urteil abgeben, möchte ich Sie bitten, selbst an einer solchen Sitzung teilzunehmen, damit Sie sich von den Vorgängen persönlich überzeugen können. Dabei haben Sie Gelegenheit, selbst Fragen an den Jungen zu stellen.“

 

 

Meine Bedenken

 

Mit großer Aufmerksamkeit hatte ich seinen Ausführungen zugehört. Was sollte ich ihm darauf erwidern? Vom sogenannten "Spiritismus" wußte und verstand ich nichts. Wohl hatte ich hier und da in der Tagespresse etwas darüber gelesen. Es waren Berichte über Entlarvungen von Medien und sonstige spiritistische Betrügereien. Also durchaus nichts Günstiges. Nun sollte ich mich als ernster Mensch und dazu noch als Geistlicher auf dieses Gebiet begeben und mich der Gefahr aussetzen, mich lächerlich zu machen.

 

Das konnte ich nicht. Zwar reizte mich der Gedanke, von rein wissenschaftlichem Standpunkt aus die mir soeben geschilderten merkwürdigen Vorgänge nachzuprüfen, wenn ich dies allein für mich in meinem Studierzimmer hätte tun können. Aber in andere Familien gehen und mich dem Tagesklatsch preisgeben - das wollte ich nicht.

 

Offen gestand ich daher jenem Herrn, daß ich auf dem Gebiete des "Spiritismus" aus eigener Erfahrung nicht Bescheid wisse und über das von ihm Erlebte kein Urteil abgeben könne. Auch trüge ich großes Bedenken, seiner Einladung zur Teilnahme an einer Zusammenkunft der von ihm erwähnten Art Folge zu leisten. Ich müsse Rücksicht nehmen auf meinen "schwarzen Rock" und dürfe mich nicht der Gefahr aussetzen, in der Öffentlichkeit als "Spiritist" verschrien zu werden. Denn meine Teilnahme an diesen Sitzungen würde ohne Zweifel bald überall bekannt werden.

 

Der Mann ließ jedoch meine Einwände nicht gelten, sondern entgegnete: "Es handelt sich hier um eine sehr wichtige Sache, über die Sie als Geistlicher und im öffentlichen Leben stehender Mann Bescheid wissen müssen. Wenigstens haben Sie nach meiner Ansicht die Pflicht, zu prüfen und nach eingehender unparteiischer Prüfung sich ein Urteil darüber zu bilden. Sie werden wohl noch öfters in Ihrem Leben über diese Dinge befragt werden.

 

Und von wem sollen die Laien denn Aufklärung erbitten, wenn nicht von den geistlichen Führern, zu denen wir das Vertrauen haben, daß sie uns die volle Wahrheit sagen. Totschweigen lassen sich diese Dinge doch nicht mehr. Auch in Deutschland nimmt die Zahl der spiritistischen Zirkel von Tag zu Tag zu. Man findet sie fast in jedem größeren Orte. Ich weiß wohl, daß die Kirchen den Spiritismus als Schwindel oder Teufelswerk beiseite schieben möchten. Doch damit wird diese Frage nicht gelöst.

 

Wenn Sie Unannehmlichkeiten befürchten, so ist diese Furcht unbegründet. Ihre Teilnahme an unseren Versammlungen wird in der Öffentlichkeit nicht bekannt werden. Denn die wenigen Teilnehmer sind Persönlichkeiten, die schweigen können und alles meiden werden, was ihnen Schaden bringen könnte. Also sagen Sie ruhig zu!"

 

Der Wahrheit dieser Ausführungen konnte ich mich nicht verschließen. Der Mann hatte Recht. Wenn wir Geistliche, die wir Lehrer und Führer des Volkes sein sollen und sein wollen, es ablehnen, die Wahrheit über derartige Erscheinungen persönlich zu begründen, wer sollte es denn tun? Wer könnte ein größeres Interesse an dieser Sache haben, als gerade die Geistlichen aller Konfessionen. Denn wenn der Spiritismus sich als Wahrheit erweisen sollte, so ist er für alle Religionsgemeinschaften von der folgenschwersten Bedeutung.

 

Nach einigem Zögern erklärte ich mich daher bereit, am kommenden Sonntagabend an der Sitzung teilzunehmen.

 

Während der folgenden Tage waren meine Gedanken immer mit dieser Sache beschäftigt. Halb und halb wurde es mir wieder leid, die Zusage gegeben zu haben. Denn die Unannehmlichkeiten, die mir daraus erwachsen konnten, erschienen mir immer größer, je mehr ich darüber nachdachte.

 

Mit Spannung erwartete ich den Sonntag.

 

Nach Beendigung des Nachmittagsgottesdienstes fuhr ich zur Stadt. Auf dem Büro des Hilfsbundes wollte ich noch einige dringende Angelegenheiten erledigen, bevor ich zur Sitzung ging. In meiner Rocktasche trug ich einen Zettel mit den Fragen, die ich am Abend dem Jungen vorlegen wollte. Sie konnten nur in längeren Darlegungen beantwortet werden. Sie waren aus der Religionswissenschaft genommen. Ich selbst war nicht imstande, sie zu beantworten und wollte bloß feststellen, welche Ausführungen der Junge dazu machen würde.

 

Auf dem Büro des Hilfsbundes fand ich einen Brief jenes Herrn vor, der mich zu der Sitzung eingeladen hatte. Darin teilte er mir mit, daß die Sitzung nicht bei ihm stattfinde, wie es verabredet war, sondern in der Wohnung einer anderen Familie, deren Adresse er mir angab. Es sei so angeordnet worden.

 

Diese unerwartete Änderung machte mich stutzig. Ich wurde mißtrauisch. Sollte etwa ein Gaukelspiel mit mir getrieben werden? Die Familie, in der nun die Sitzung stattfinden sollte, kannte ich nicht, auch nicht dem Namen nach. Sollte ich mich in einer mir ganz fremden Familie peinlichen Verlegenheiten aussetzen? Vielleicht war das Ganze nur eine Falle, die mir gestellt werden sollte. Mein Entschluß war gefaßt: "Du gehst nicht hin."

 

Damit man nicht vergeblich auf mich wartete, schickte ich dem Herrn durch einen Boten die Mitteilung, daß ich nicht zur Sitzung kommen würde.

 

Es dauerte nicht lange, da erschien er selbst. Er bat mich, doch mitzugehen. Die Änderung bezüglich der Sitzung sei nicht von ihm getroffen worden, sondern von einer Seite, der sie Folge leisten müßten. Vielleicht sei der Grund darin zu suchen, daß in der anderen Wohnung die Sitzung unauffälliger stattfinden könne, als in seiner eigenen.

 

So ging ich denn mit.

 

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 Die erste Sitzung

 

Es war 7.30 Uhr, als wir ankamen. Ich wurde von der Familie freundlich begrüßt. Ich merkte, daß man über mein Kommen erfreut war. Da die Sitzung erst um 8 Uhr beginnen sollte, hatte ich hinreichende Gelegenheit, mich mit dem Jungen zu unterhalten, der ebenfalls schon anwesend war. Durch eine Anzahl Fragen suchte ich seinen wissenschaftlichen Bildungsgrad festzustellen. Ich fand bald, daß er sich in nichts von anderen mittelmäßigen Jungen seines Alters unterschied.

 

Um 8 Uhr begann die Sitzung. Wir waren nur wenige Personen. Ich wunderte mich darüber, daß keine Dunkelsitzung veranstaltet wurde, sondern alles hell erleuchtet war. Ich hatte erwartet, daß solche Sitzungen stets im Dunkeln stattfänden.

 

Man begann mit einem kurzen Gebet, das einer der Anwesenden mit großer Andacht vortrug. Überhaupt machten die Teilnehmer den Eindruck des Ernstes und innerer Sammlung.

 

Kaum war das Gebet beendet, da fiel der Junge mit einem so plötzlichen Ruck und unter so lautem Ausstoßen des Atems vornüber, daß ich erschrak. Er wäre zu Boden gestürzt, wenn die Armlehne des Sessels, in dem er saß, ihn nicht gehalten hätte. Es dauerte nur wenige Sekunden, da wurde er wie von einer unsichtbaren Hand ruckweise emporgerichtet und saß mit geschlossenen Augen da. Ich fühlte, wie mein Herz schneller schlug in gespannter Erwartung der Dinge, die jetzt kommen würden.

 

"Grüß Gott!" begann er und wandte sich sofort an mich mit der Frage: "Weshalb bist du hierher gekommen?" Ich staunte, daß er mich mit "Du" anredete. Das würde der Junge in normalem Zustand nie gesagt haben.

 

"Ich bin gekommen als Wahrheitssucher", war meine Antwort. "Ich hörte von dem, was hier vor sich geht und möchte selbst prüfen, ob es sich dabei um Wahrheit oder Trug handelt."

 

"Glaubst du an Gott?" fragte er weiter, fügte jedoch sofort hinzu: "Nun, ich weiß, daß du an Gott glaubst. Aber eine andere Frage möchte ich an dich richten: Warum glaubst du an Gott?"

 

Diese Frage kam mir so unerwartet, daß ich nicht recht wußte, was ich sagen sollte. Auch fühlte ich mich verwirrt. In dieser Verwirrung beantwortete ich seine Frage so mangelhaft, daß ich selbst mit meiner Antwort gar nicht zufrieden war.

 

"Von dir hätte ich eine bessere Antwort erwartet", sagte er ruhig. Wie eine schallende Ohrfeige wirkten diese tadelnden Worte auf mich. Ich war gekommen, um das, was hier vor sich ging, als Schwindel aufzudecken und saß schon nach den ersten Minuten als der Beschämte da.

 

"Auf die Frage, die du so unbefriedigend beantwortet hast, wollen wir später einmal zurückkommen", sagte er in sanftem Ton. "Und jetzt bist du an der Reihe, Fragen an mich zu stellen. Ich werde sie dir beantworten, soweit ich es darf. Du hast dir ja eine Reihe von Fragen aufgeschrieben, die du mir vorlegen willst. Nimm den Zettel mit den Fragen, den du bei dir trägst!"

 

Die Anwesenden sahen mich erstaunt an. Denn niemand hatte von diesem Zettel Kenntnis. Meine erste Frage lautete: "Wie kommt es, daß das Christentum auf die heutige Menschheit fast keinen Einfluß mehr auszuüben scheint?"

 

Ohne auch nur einen Augenblick zu zögern oder zu überlegen, begann er mit seiner Antwort. Die von den Anwesenden während seines Vortrages gestellten Zwischenfragen und vorgebrachten Einwendungen erledigte er mit einer staunenerregenden Einfachheit und Klarheit. Nach meinen stenographischen Aufzeichnungen machte er folgende Ausführungen:

 

"Die Lehre Christi ist in den auf euch gekommenen Urkunden nicht mehr in ihrem ganzen Umfange und auch nicht in ihrer ursprünglichen Reinheit und Klarheit enthalten. In dem, was ihr Neues Testament nennt, sind manche wichtigen Abschnitte weggelassen. Ja ganze Kapitel wurden daraus entfernt. Was ihr noch besitzt, sind verstümmelte Abschriften. Die Originale sind euch unbekannt, so daß die Verstümmelungen des Urtextes nicht aufgedeckt werden können. Die dies getan haben, sind von Gott schwer bestraft worden."

 

Da fragte einer der Anwesenden, wer es denn gewesen sei, der sich in dieser Weise an den heiligen Schriften vergriffen habe.

 

"Das zu erfahren, ist nicht eure Sache", war seine kurze Antwort. "Es muß euch genügen zu wissen, daß es geschehen ist und daß Gott die Täter bestraft hat. Was nützt es euch, die Namen zu erfahren! Ihr würdet die Kenntnis der Täter doch nur dazu benützen, um über sie Gericht zu sitzen. Und ihr wißt, daß ihr über eure Mitmenschen nicht richten sollt. Gott richtet! - das genügt.

 

Auch ein von dem Apostel Paulus an alle Christengemeinden geschriebener Brief ist vernichtet worden. Darin hatte er die Stellen aus seinen früheren Briefen, die zu Mißverständnissen Veranlassung gegeben hatten, ausführlich erklärt. Diese Klarstellungen paßten jedoch nicht zu manchen irrigen Lehren, die sich später in das Christentum eingeschlichen hatten."

 

Hier unterbrach ich ihn mit der Frage, wann denn die ersten von der richtigen Lehre abweichenden Meinungen in das Christentum eingedrungen seien.

 

Er antwortete: "In geringem Maße schon im ersten christlichen Jahrhundert. Du weißt doch, daß schon zur Apostelzeit nicht wenige Meinungsverschiedenheiten in den christlichen Gemeinden auftraten. Nachher schlichen sich viele irrige Menschenmeinungen und Menschensatzungen ein, die mit der Lehre Christi nicht übereinstimmen. Wenn ihr den vollständigen und unverfälschten Text der Lehre Christi hättet, würde euch so manche Last von den Schultern genommen sein, die euch von Menschen im Namen der Religion und des Christentums aufgebürdet wurde.

 

Manche Lehre, die man euch zu glauben zumutet, obschon sie eurem Verstande unmöglich erscheint, würde in Wegfall kommen, weil sie als unrichtig erkannt würde, und ihr könntet aufatmen als freie Kinder Gottes. So aber fühlen Millionen Menschen, daß vieles von dem, was heute das Christentum lehrt, nicht richtig sein kann. Aus Gewohnheit behalten sie es zwar äußerlich bei. Aber eine innere Wirkung hat es nicht. Denn das lebendige Fürwahrhalten fehlt.

 

Viele behalten das heutige Christentum aber nicht einmal äußerlich bei. Anstatt nun das Unrichtige daran abzuwerfen, schütteln sie das ganze Christentum samt dem Gottesglauben ab, weil sie meinen, das hänge alles zusammen. Und das ist schlimm.

 

Doch wird die Zeit kommen, wo die Lehre Christi in ihrer vollen Reinheit und Wahrheit der Menschheit wiedergegeben wird. Auf welche Weise das geschieht, braucht ihr jetzt noch nicht zu wissen.

 

Aber auch das, was von den Urkunden des Neuen Testamentes erhalten geblieben ist, hat an nicht wenigen Stellen Änderungen erfahren. Die Abschreiber änderten Worte und Satzteile, ließen an der einen Stelle ein Wort aus oder setzten an einer anderen ein Wort hinzu, wodurch der Sinn des Satzes entstellt wurde, je nachdem es zu ihren Zwecken paßte. Meistens wollten sie für die Glaubensmeinungen ihrer Zeit auch in der Bibel eine Beweisstelle schaffen, und sie griffen zu dem Mittel der Fälschung.

 

Sie waren sich nicht immer der Größe ihres Unrechtes bewußt. Sie glaubten vielmehr, der Religion damit einen Dienst zu erweisen. So wurde das Volk in die Irre geführt. Und viele empfinden es in ihrem tiefsten Inneren, daß sie nicht auf dem rechten Wege sind, wenn sie auch nicht die Möglichkeit haben, Klarheit darüber zu bekommen. Die notwendige Folge davon ist, daß ein so entwurzeltes Christentum keine fruchtbringende Wirkung mehr ausüben kann. Denn jeder Zweifel an der Wahrheit hemmt ihre Wirkung."

 

"Darf ich dich bitten", sagte ich beklommen, "mir eine Stelle im Neuen Testament zu nennen, an der durch Änderung oder Weglassung eines Wortes eine sinnentstellende Fälschung vorgenommen wurde?"

 

"Es ist zwar nicht der geeignete Zeitpunkt", - erwiderte er, - "wo ich auf diese Fälschungen im einzelnen eingehen möchte. Ich werde es später tun, wenn ich euch die Bibel im Zusammenhang erkläre. Dennoch will ich deine Bitte erfüllen und dir zwei Stellen angeben: eine Stelle, an der ein Wort durch ein anderes ersetzt wurde, und eine Stelle, an der ein Wort weggelassen wurde.

 

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Du kennst den Ausruf des Apostels Thomas nach dem Wortlaut eurer heutigen Bibel: 'Mein Herr und mein Gott!' (Joh. 20, 28). - In Wirklichkeit hat er jedoch den Ausdruck gebraucht, den die Apostel Christus gegenüber stets anwandten: 'Mein Herr und Meister!' Das Wort 'Meister' hat man später in das Wort 'Gott' umgefälscht. Zu welchem Zwecke das geschah, werde ich euch bei einer anderen Gelegenheit erklären.

 

Eine Stelle, an der ein Wort ausgelassen und dadurch der ganze Sinn geändert wurde, wird dich ganz besonders interessieren. Du bist katholischer Priester. Du meinst die Gewalt zu haben, Sünden zu vergeben. Welche Stelle des Neuen Testamentes nimmst du als Beweis dafür, daß den Priestern eine solche Gewalt übertragen worden ist?"

 

Ich führte die Stelle an: "Welchen ihr die Sünden nachlasset, denen sind sie nachgelassen" (Joh. 20, 23). Er verbesserte mich, indem er die Stelle wörtlich wiedergab: "Wenn ihr die Sünden anderer vergebt, werden sie ihnen vergeben" und fuhr fort: "Das Wort, was ihr mit 'ihnen' übersetzt, heißt im Griechischen auch 'selbst'. Nun stand vor diesem Wort 'selbst' im Urtext noch das Wort 'euch'. Das, was ihr also heute mit 'ihnen' übersetzt, hieß in Wirklichkeit 'euch selbst'. Die Stelle lautete also im Urtext wörtlich: 'Wenn ihr die Sünden anderer vergebet, werden sie euch selbst vergeben.' Du siehst wohl ein, welche Entstellung des Sinnes durch Weglassen des Wortes 'euch' entstanden ist.

 

Christus sagt an dieser Stelle nichts anderes, als was er an vielen Stellen ausgesprochen hat, nämlich: Ihr sollt euren Mitmenschen die Fehler und Sünden, die sie gegen euch begangen haben, von Herzen vergeben, damit ihr von Gott für eure eigenen Sünden Verzeihung erlangt. 'Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.' (Matth. 6,12) Das Vergeben ist das Schwerste in euerem Leben. Darum empfanget ihr dazu eine besondere Hilfe Gottes. Christus sagt ja auch an derselben Stelle: 'Empfanget einen heiligen Geist!' Wenn ihr anderen die Sünden vergebet, werden sie euch selbst vergeben. Wenn ihr sie aber festhaltet, nämlich in eurem Herzen, dann werden auch die eurigen festgehalten werden, nämlich von Gott. - Hast du das verstanden?"

 

Ich antwortete sehr niedergedrückt und nachdenklich mit einem leisen "Ja" und fügte sofort hinzu: "Dann hat es also nach deiner Ansicht keinen Wert, daß ich als Priester das Sündenbekenntnis anderer entgegennehme, wenn ich keine Lossprechung erteilen kann? Ich müßte demnach die ganze Sache dran geben."

 

"Das brauchst du nicht", erwiderte er. "Da die deiner Kirche angehörenden Christen der Meinung sind, sie müßten zur Erlangung der Sündenvergebung ihre Sünden dem Priester beichten, so nimm ruhig das Bekenntnis entgegen, wie dein Amt es dir vorschreibt. Denn es ist ja nichts Böses oder von Gott Verbotenes, einem Menschen seine Sünden zu offenbaren. Aber du sollst nicht glauben, daß du die Sünden der Beichtkinder an Gottes Stelle vergeben kannst.

 

Deine Aufgabe kann es nur sein, durch Belehrung, Ermahnung, Zuspruch und innere Aufrichtung die sündige Gesinnung aus dem Herzen des Beichtenden zu entfernen, so daß er innerlich umgewandelt nach Hause geht und in seinem Tun sich als ein anderer Mensch erweist. Ein gewohnheitsmäßiges Beichten und Lossprechen ist nicht bloß zwecklos, sondern eine Entweihung des Gedankens der Versöhnung mit Gott.

 

Durch deine Zwischenfragen bin ich von meinem Thema abgeschweift. Ich will nun damit fortfahren.

 

Wenn auch manches von der Lehre Christi in den auf euch gekommenen Abschriften der alten Urkunden absichtlich weggelassen, anderes durch Fälschungen geändert worden ist, so bleibt doch noch so vieles Richtige übrig, daß die Menschen durch Befolgung dieses Richtigen ihrem Gott näher kommen könnten. Doch leider vermögen sie das Richtige vom Falschen nicht zu unterscheiden.

 

Die Grundlage der Lehre Christi ist nach seinen eigenen Worten: 'Liebe Gott über alles und deinen Nächsten wie dich selbst!' Wer das befolgt, hat das ganze christliche Gesetz erfüllt. Alle anderen Wahrheiten sind bloß Ergänzungen zu dieser Grundwahrheit und helfende Richtlinien zu ihrer Ausführung im Leben des einzelnen.

 

Und nun komme ich zum letzten, nicht minder wichtigen Grunde, weshalb das Christentum auf die heutige Menschheit keinen Einfluß mehr auszuüben scheint.

 

Das Volk sieht bei seinen geistlichen Führern nicht die praktische Befolgung dessen, was das Christentum lehrt, und was sie selbst predigen. Das gilt von den Geistlichen aller christlichen Religionen. Es gibt Ausnahmen. Aber sie sind verhältnismäßig selten. Wo sind die Geistlichen, die ihr neben Christus stellen könntet, ohne daß sie zu erröten brauchten? Wieviele sind es, die Leid, Armut und Not mit ihren Brüdern und Schwestern tragen? Ihre Gemeindemitglieder sind doch ihre Brüder und Schwestern. Dienen sie diesen, wie es die Weisung Christi ist, oder ist es nicht vielmehr ein Herrschen und Ausnutzen? Tun sie etwas umsonst? Lassen manche sich nicht sogar das Beten bezahlen?

 

Und ihr sonstiger Lebenswandel! Doch darüber will ich jetzt nichts sagen. Über diesen Punkt möchte ich mit dir einmal allein sprechen."

 

Bei diesen Worten wandte er sich zu mir und fuhr fort: "Du willst morgen zu deinen Angehörigen reisen. Diese Reise ist nicht eilig. Bleibe morgen noch hier und komme morgen Abend um 7.30 Uhr wieder hierher. Alsdann reden wir beide allein miteinander. Sage also diesem Jungen, aus dem ich spreche, sobald er zu sich kommt, er möge morgen Abend um 7.30 Uhr hier sein."

 

Dann machte er Schluß, indem er in einer fremden Sprache betete und die Hände zum Segen erhob mit den Worten: "Seid gesegnet im Namen Gottes! - Grüß Gott!"

 

Nach diesem Gruß fiel der Junge vornüber wie am Anfang der Sitzung, öffnete seine Augen und sah sich verwundert um. Es war ihm unverständlich, daß es schon so spät sei. Von dem Vorgefallenen wußte er nichts. Er sagte, es sei ihm so, als habe er lange und gut geschlafen. Er fühlte sich sehr frisch und wohl.

 

Als ich ihm sagte, er möge am anderen Abend um 7.30 Uhr wieder hier sein, erklärte er mir, daß sei ihm nicht möglich. Sie hätten morgen eine dringende Arbeit fertigzustellen, und es werde sicher 9 Uhr werden, bis er zu Hause sein könne. Das sei gestern bereits von seinem Lehrherrn so angeordnet worden.

 

Trotzdem nahm ich mir vor, meine Reise zu verschieben und am kommenden Abend zu der mir angegebenen Zeit wieder hinzugehen.

 

Als ich nach Schluß der Sitzung zu meiner Wohnung ging, war es mir, als erwachte ich aus einem schweren Traum. Der Mond ergoß seinen Silberschein über die Dächer und die Sterne schauten so ruhig in die klare Nacht. In mir aber schlugen die Flammen meiner Gedanken bergeshoch empor. Ich fühlte, daß dieses Feuer schon die Balken umzüngelte, auf denen mein bisheriges Glaubensgebäude ruhte.

Wer sprach die Wahrheit? Die Religion, deren Priester ich war, oder die Stimme aus diesem Jungen? Oder war es vielleicht der Junge selbst, der sich das alles zusammenreimte und vor uns eine Komödie aufführte?"

 

Der Junge aus sich? - Nein, das war ausgeschlossen. Das zu glauben, war mir unmöglicher, als alle Glaubenssätze der Welt zusammengenommen. Nun hatte ich hier und da etwas gelesen von "Hellsehern", "Unterbewußtsein", "Gedankenübertragung". Doch auch damit wußte ich für den vorliegenden Fall nichts anzufangen. So wollte ich denn ruhig weiter prüfen. Die Sache war mir zu wichtig, als daß ich sie einfach beiseite schieben konnte. Ein "Zurück" gab es für mich nicht mehr. Ich mußte volle Klarheit haben. Vielleicht brachte mich die nächste Sitzung schon einen Schritt weiter.

  

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Die Entscheidung

 

Den Weg der Wahrheit habe ich erwählt,

deine Verordnungen mir vor Augen gestellt.

Ps. 119, 30

 

 

Belehrung über den biblischen Geisterverkehr

 

 Nach einer ziemlich schlaflosen Nacht suchte ich während des folgenden Tages durch angestrengte Arbeit auf dem Büro des Hilfsbundes die mich quälenden Gedanken loszuwerden.

 

Am Abend war ich kurz vor 7.30 Uhr wieder in der Wohnung, in der gestern die Sitzung stattgefunden hatte. Zu meiner Überraschung war auch der Junge schon anwesend. Er erzählte mir, daß nachmittags um 4 Uhr sein Arbeitgeber gekommen sei mit der Eröffnung, er habe es sich anders überlegt, und die Arbeit, die heute Abend durch Überstunden fertiggestellt werden sollte, verschiebe er auf den anderen Morgen.

 

Ich war mit dem Jungen allein. Als die Uhr 7.30 schlug, fiel er in derselben Weise wie tags zuvor in den mir unerklärlichen Zustand, grüßte wiederum mit dem Gruß "Grüß Gott!", reichte mir die Hand und sagte: "Ich freue mich, daß du hiergeblieben bist. Denn ich habe dir vieles zu sagen. Zunächst aber muß ich noch den letzten Punkt meines gestrigen Vortrages zu Ende führen. Ich hatte dir ja gesagt, daß ich darüber nur sprechen wolle, wenn wir beide allein wären."

 

Und nun begann er, ein Bild des Lebenswandels eines großen Teiles der Geistlichkeit zu entwerfen. Erschüttert und schmerzlich bewegt hörte ich zu.

 

Dann aber sagte er mit großer Freundlichkeit zu mir: "Nun sprich dich ganz offen und vertrauensvoll bei mir aus. Denn ich weiß, daß seit gestern in deinem Inneren alles drunter und drüber geht und du dich nicht mehr zurechtfindest."

 

Mit vor innerer Erregung bebender Stimme erwiderte ich: "Du hast Recht. Meine Gedanken wirbeln durcheinander. Ich weiß nicht, was ich von alledem halten soll. Ich bitte dich, belehre mich über alles und sage mir vor allem, wer du bist und wie es möglich ist, daß du durch diesen Jungen redest."

 

"Du hast Recht, daß du mich zunächst fragst, wer ich bin. Denn ihr sollt die Geister, die zu euch reden, vor allem prüfen, ob sie von Gott sind, damit ihr nicht die Opfer böser Geister werdet, die euch leiblich und geistig zugrunde richten, euch nicht die Wahrheit sagen, sondern die Lüge, und dadurch euren Lebensweg zum Abgrund führen. - Ich schwöre es dir bei Gott, daß ich ein guter Geist Gottes bin, und zwar einer der höchsten. Meinen Namen behalte für dich!"

 

Nun nannte er seinen Namen.

 

"Ich bin es, der dich hierher geführt hat. Ich will dich im Auftrage Gottes belehren, und du hinwiederum lehre deine Mitmenschen!"

 

Ich wußte nicht, wie mir war und wie mir geschah.

 

"Jetzt will ich beginnen", fuhr er fort, "dich über das zu belehren, was hier vor sich geht. Du meinst wohl, es sei etwas ganz Neues und Unerhörtes, was du hier wahrnimmst. Es ist dies so alt, wie die Menschheit. Von den Tagen der ersten Menschen bis heute ist die Geisterwelt mit den Menschen in Verbindung getreten. Die gute Geisterwelt und freilich auch die böse. Du hast doch in den alten Urkunden, die ihr „Altes Testament“ nennt, oft genug gelesen, daß Gott zu den Menschen gesprochen hat.

 

Gott sprach zu Adam, zu Kain, zu Abraham, Isaak, Jakob, zu Mose und vielen anderen. Wie denkst du dir das? Gott ist doch ein Geist. Ein Geist hat aber nicht einen materiellen Mund und materielle Stimmbänder, daß er nach Art der Menschen reden könnte. Wie also sprach Gott zu diesen Menschen?"

 

"Ich weiß es nicht", war meine kurze Antwort.

 

"Und wie erklärst du dir das Erscheinen der drei Männer bei Abraham? Dieser wußte, daß es keine Menschen, sondern Boten Gottes waren. Doch gab er ihnen zu essen und verhandelte mit ihnen über die Vernichtung der Städte Sodom und Gomorrha. Wie erklärst du dir diese Vorgänge?"

 

Ich konnte nichts erwidern. Das alles hatte ich wohl hundertmal gelesen und den Kindern in der Schule vorgetragen. Aber wie der in der Bibel erwähnte Verkehr der Geister mit den Menschen vor sich ging und zustande kam, davon hatte ich noch nie etwas gehört und mir auch selbst noch keine Gedanken darüber gemacht.

 

Er fuhr fort, ein Examen über diese Dinge mit mir abzuhalten. Aber auf nichts konnte ich ihm eine richtige Antwort geben.

 

"Du weißt, daß ihr Menschen verschiedene Mittel habt, um denen Mitteilungen zukommen zu lassen, die von euch entfernt sind. Ihr schreibt ihnen Briefe, telefoniert oder telegrafiert ihnen, und jetzt benutzt ihr sogar die Ätherwellen im Radio. - So hat auch die durch die Materie von euch getrennte Geisterwelt verschiedene Mittel, mit euch in einer euch wahrnehmbaren Weise in Verbindung zu treten.

Aber ihr Menschen von heute denkt über diese Dinge nicht nach. Ihr lest das alles, aber es bleibt ein totes Lesen.

 

Nimm die gewaltige Geschichte des Mose! Da findest du, daß der 'Engel des Herrn' aus dem brennenden Dornbusch redet; daß Gott Tag für Tag dem Mose Anweisungen gibt, was er tun soll; daß der 'Engel des Herrn' vor dem Volke Israel in einer Wolkensäule herzieht und daraus spricht; daß Moses Gott befragt, sooft er will, und daß Gott ihm antwortet.

 

Aber auch das Volk konnte Gott fragen. Es ging in das Offenbarungszelt vor dem Lager, in dem Josua, der Diener des Mose, beständig anwesend sein mußte und das er deshalb nicht verlassen durfte. - Nun denke einmal darüber nach, warum wohl der junge Josua immer in dem Zelte bleiben mußte! Hing das vielleicht mit dem Befragen Gottes zusammen?"

 

Da schoß mir blitzartig die Antwort durch meine Gedanken, und ich sagte hastig: "Das war wohl mit dem Josua so, wie es hier mit diesem Jungen ist? Wie du den Körper dieses Jungen benutztest, um mit mir zu reden, so bediente sich damals die Geisterwelt des Josua?"

 

"Du hast es richtig erkannt", sagte er. "Nur mußt du dir merken, daß es in den seltensten Fällen Gott selbst war, wenn es in der Bibel heißt: 'Gott sprach!' Denn Gott spricht in der Regel durch seine Geisterboten.

 

Auch sollst du nicht meinen, daß die Geisterwelt sich stets eines Menschen bedient, wenn sie zu euch sprechen will. Es gibt viele Mittel für die Geister, sich euch verständlich zu machen.

 

So findest du, daß Gott durch die 'Wolkensäule' sprach. In sehr vielen Fällen wurde der Verkehr mit den Geistern durch die Gabe des 'Hellsehens' und 'Hellhörens' einzelner Menschen für diese ermöglicht. Das Sprechen Gottes mit Adam und Eva und auch manchen der späteren Zeit vollzog sich auf dem Wege des Hellhörens.

 

Dann gab es noch ein Mittel, dessen man sich bei den Israeliten oft bediente, um Gott zu fragen. Es war das 'Brustschild' auf dem Kleid des Hohenpriesters, das darum auch den Namen 'Orakelschild' führte. Über den genauen Hergang bei dieser Art der Befragung Gottes werde ich dich später eingehend belehren.

 

Aber nicht bloß im Alten Testament fand dieser Geisterverkehr statt, sondern in ebenso ausgedehntem Maße im Neuen Testament. Alle Evangelien und besonders die Apostelgeschichte enthalten eine große Anzahl von Berichten über Geisterkundgebungen. - Christus selbst hatte es ja allen, die gläubig würden, fest verheißen, daß er ihnen die Geister Gottes senden werde. Die Vorgänge bei den gottesdienstlichen Versammlungen der ersten Christen, die ihr euch heute nicht mehr erklären könnt, waren nichts anderes als ein Kommen und Gehen der Geisterwelt.

 

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Sie redete durch den einen der Versammelten in einer fremden Sprache, durch einen anderen in der Muttersprache der Anwesenden, einem Dritten gab sie die Kraft, Kranke zu heilen und wieder anderen erteilte sie andere Gaben, je nachdem sich die einzelnen für die betreffenden Gaben als Werkzeuge in der Hand der Geisterwelt eigneten. Das war damals etwas Alltägliches und wurde als etwas Selbstverständliches betrachtet.

 

Dieser Geisterverkehr hat nicht etwa mit der ersten christlichen Zeit aufgehört, wie man euch von seiten der 'Kirchen' darzutun sucht. Vielmehr soll und wird er zu allen Zeiten bestehen. Denn es ist der einzige Weg, auf dem ihr die Wahrheit erlangen könnt.

 

Das hängt allerdings von den Menschen ab, ob sie mit den Geistern Gottes in Verbindung kommen oder nicht. Auch im Alten Bund gab es Zeiten, in denen der Verkehr der guten Geisterwelt mit den Menschen fast ganz aufhörte. Es waren die Zeiten der Gottentfremdung.

 

Auch heute sind die Menschen trotz der vielen Gotteshäuser, die ihr baut, zu einem sehr großen Teil von Gott abgekommen und dem Bösen verfallen. Wenn die heutige Menschheit ihrem Gott innerlich wieder so nahe kommt, wie dies in manchen Zeiten des Alten Bundes und in der ersten christlichen Zeit der Fall war, so werden sich alle die euch so wunderbar erscheinenden Dinge wieder ereignen, die euch aus jenen Zeiten berichtet sind. Denn es ist derselbe Gott, damals wie heute. Er hat seine Geschöpfe heute genauso lieb wie damals, und er kennt kein Ansehen der Person.

 

Für heute mögen diese allgemeinen Belehrungen genügen. Über die Einzelheiten des Verkehrs der Geister mit euch Menschen wirst du im Laufe der Zeit genauer unterrichtet werden, wenn du Willens bist, dich belehren zu lassen und die Aufgabe zu übernehmen, die dir zugedacht ist. Gezwungen wirst du nicht. Du hast deinen freien Willen. Du kannst das Dargebotene annehmen und der Wahrheit Zeugnis geben oder es ablehnen und deinen bisherigen Weg weitergehen. Bist du bereit, es anzunehmen, so wirst du wohl große irdische Opfer zu bringen haben.  Du wirst Verfolgung leiden müssen um des Rechten und der Wahrheit willen. Aber den Frieden wirst du finden. - Lehnst du aber das dargebotene Gottesgeschenk ab, so hast du dafür die Verantwortung zu tragen. Entscheide selbst! So - oder so.

 

Du sollst nicht blindlings alles hinnehmen, sondern prüfen sollst du, ob es die Wahrheit ist oder ob dir ein Gaukelspiel des Bösen vorgemacht wird. Du sollst dich nicht mit dem zufrieden geben, was du von mir hörst. Du sollst auch durch eigene Anschauung auf diesem Gebiet Erfahrungen sammeln, unabhängig von dem, was dir hier entgegentritt.

 

Deshalb möchte ich dich zum Schluß bitten: Suche dir in deiner Landpfarre einige Personen aus, die von derartigen Dingen noch nichts wissen. Halte mit ihnen zu einer gelegenen Stunde wöchentlich die eine oder andere Zusammenkunft unter Gebet und Schrifterklärung, so wie es bei den ersten Christen Sitte war. Und dann gib auf alles genau acht, was sich dabei ereignen wird. So wirst du Gelegenheit haben, das dort Erlebte mit dem zu vergleichen, was du hier siehst und hörst.

 

Daneben richte es so ein, daß du jeden Sonntagabend 8 Uhr hier in diesem Kreise bist, damit ich mit meinen Belehrungen fortfahren kann."

 

"Ich bin gern bereit", sagte ich, "sonntags hierher zu kommen, sooft es mir möglich sein wird. Doch kann ich mich nicht dazu entschließen, droben in meiner Landpfarre aus diesen einfachen Bauersleuten einige Personen für eine solche Zusammenkunft auszuwählen. Das würde in dem kleinen Dorfe ein ungeheueres Aufsehen erregen, dessen Folgen nicht abzusehen wären. Zudem wüßte ich auch nicht, wen ich dazu nehmen könnte."

 

"Wenn du dich nur dazu entschließen wolltest, dann würde alles andere schon gefügt werden", entgegnete er auf meine Einwendungen. "Du mußt es nicht. Alles unterliegt deiner freien Willensentscheidung. Aber ich möchte dir doch dazu raten. Und nun will ich schließen."

 

Die Hände, wie tags zuvor, zum Segen erhebend, sprach er die Worte: "Gott möge dich behüten! Er möge dir Kraft geben, seinen Willen auszuführen! Amen. - Grüß Gott!"

 

Dann sank der Junge wieder vornüber und kam nach wenigen Augenblicken zu sich. Von allem, was sich zugetragen, wußte er nichts.

 

Alle natürlichen Erklärungsversuche, die ich heranzog, mußte ich immer wieder als unzulänglich preisgeben. Sie reichten nicht aus, auch nur einen geringen Teil des Erlebten verständlich zu machen.

 

 

Mein Entschluß

 

Was mich am meisten, ich möchte sagen mit unwiderstehlicher Gewalt innerlich gefangen nahm, war die ruhige Klarheit und überzeugende Folgerichtigkeit dessen, was ich hier zum erstenmal hörte. So konnte nur die Wahrheit wirken. Dieser Wirkung vermochte ich mich nicht zu entziehen, selbst wenn ich es versucht hätte.

 

So vieles in der Bibel, was ich bis dahin nicht verstanden hatte, war mir jetzt klar.

 

Zudem stand ich erst am Anfang. Eine vollständige Belehrung über alle Zusammenhänge war mir in Aussicht gestellt. Ich brauchte nur das Dargebotene anzunehmen. Noch mehr! Ich sollte mich mit dem hier gehörten nicht begnügen. Ich sollte auch aus einer anderen, von dieser unabhängigen Quelle schöpfen, um sicher zu gehen. Ich sollte mit einfachen, unerfahrenen Leuten vom Lande, die vom "Spiritismus" keine Ahnung hatten, mich zu einer Art Gottesdienst nach dem Beispiel der ersten Christen zusammensetzen, fern von jeder fremden Beeinflussung - in meiner eigenen Pfarrei.

 

Sollte ich das wirklich wagen? Was würden die Leute sagen? Ich merkte, wie das Gefühl der Menschenfurcht in mir hoch kam. - Würden meine eigenen Pfarrkinder mich nicht für geistesgestört halten müssen, wenn ich etwa Derartiges unternähme? - Und wenn meine geistliche Behörde davon Kunde erhielt, würde es mich nicht meine Stelle kosten?

 

Ein schwerer Kampf tobte in mir. Nach welcher Seite sollte ich mich entscheiden? Denn daß ich mich jetzt entscheiden müsse, fühlte ich. Nie in meinem Leben habe ich mit einer solchen Innigkeit zu Gott gebetet, wie in diesen Tagen. Endlich entschloß ich mich, die gegebenen Weisungen zu befolgen, auch unter den größten persönlichen Opfern, auch unter Verlust meiner Stellung und meiner wirtschaftlichen Existenz.

 

So war also die Entscheidung gefallen. Danach wurde ich innerlich vollkommen ruhig, und mit großer Zuversicht sah ich den kommenden Dingen entgegen.

 

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Die Bestätigungen der Wahrheit

Ihr jedoch gehört zu denen, welche die geistige Salbung

der Wahrheit von dem Heiligen empfingen und

daher in die ganze Wahrheit eingeführt sind.

1. Joh. 2, 20

 

 

Erlebnisse in meiner Pfarrei

 

Ohne Rücksicht auf die drohenden Folgen hatte ich mich entschlossen, in meiner eigenen Pfarrei einige Leute auszusuchen, um mit ihnen Zusammenkünfte zu veranstalten, wie ich sie in der benachbarten Stadt selbst mitgemacht hatte. Wen ich dazu nehmen sollte, wußte ich nicht. Es war mir ja gesagt worden, es werde alles gefügt, sobald ich dazu bereit sei. Und so geschah es. Ich brauchte mir die Leute nicht zu suchen, sondern sie wurden mir ohne mein Zutun auf ganz merkwürdige Weise zugeführt.

 

In meiner Pfarrei hatte ich eine Kranke, die teilweise gelähmt war. Ich besuchte sie mehrere male in der Woche. Eine Schwester von ihr war in meinem Pfarrort verheiratet und hatte vier Kinder im Alter von 20 bis 28 Jahren: Drei Söhne und eine Tochter.

 

An einem Abend saß ich bei der Kranken und unterhielt mich mit ihr. Da kam einer der Söhne ihrer Schwester und fragte, ob seine Mutter nicht hier sei. Es wurde ihm gesagt, daß die Mutter dagewesen, aber wieder fortgegangen sei, um einige Geschäfte zu besorgen. Sie werde in wenigen Minuten wieder hierher zurückkommen. Der Junge setzte sich hin, um auf die Mutter zu warten. Es dauerte nicht lange, da kam die Mutter und fast gleichzeitig mit ihr die beiden anderen Söhne, die ihren Bruder abholen wollten.

 

Denn sie hatten mit Kameraden verabredet, sich an diesem Abend in einer bestimmten Familie zu treffen. Einige Minuten später trat auch die Tochter ins Zimmer. Sie war Krankenpflegerin und wollte mich fragen, ob bei einem Kranken Nachtwache nötig sei.

 

So waren wir also zu sieben Personen zusammen. Plötzlich brachte einer der Söhne die Sprache auf meine Predigt vom letzten Sonntag. Ich hatte darin einen Abschnitt aus der Bibel angeführt, der ihnen gänzlich unbekannt war. Nun erklärte ich den um mich herum Sitzenden ausführlich jene Stellen der Heiligen Schrift. Alle hörten mit größter Aufmerksamkeit zu. Als ich geendet hatte, meinte einer der Söhne, er wäre froh, wenn er öfters Gelegenheit hätte, über so manches aus der Bibel Aufklärung zu bekommen.

 

Ich sagte, daß ich gern bereit sei, hier bei ihrer kranken Tante öfters mit ihnen zusammenzukommen und ihnen die Fragen zu beantworten, die sie mir vorlegen würden. So hätten sich ja auch die ersten Christen in ihren Häusern versammelt und die religiösen Dinge zusammen besprochen. Mit Freuden willigten die Anwesenden in meinen Vorschlag ein, und wir setzten sofort schon die Abende für diese Zusammenkünfte fest.

 

An mehreren Abenden waren wir bereits zusammengekommen, ohne daß sich etwas Außergewöhnliches dabei ereignet hatte. Bei unseren "Sitzungen" begannen wir mit Gebet. Dann widmeten wir, uns die Hände reichend, einige Minuten schweigend der inneren Sammlung. Es folgte eine Lesung aus der Heiligen Schrift und Erklärung und Besprechung des Gelesenen sowie Beantwortung der von den Anwesenden gestellten Fragen. Auch überlegten wir zusammen, wie wir den Notleidenden unserer näheren oder weiteren Umgebung Hilfe bringen könnten.

 

Ich wunderte mich, mit welch tiefem Ernst besonders die drei Brüder die Sache aufnahmen. Dabei fiel nicht bloß mir, sondern auch der Mutter etwas Merkwürdiges auf: Der Gesichtsausdruck der drei Jungen wurde ein anderer, viel edler und schöner. Selbst Fremden fiel dies auf. Auch bekannte einer dieser drei, er wisse nicht, was eigentlich in seinem Inneren vorgehe. Wenn er draußen im Feld bei der Arbeit sei, mahne ihn eine innere Stimme ständig daran, Gott zu loben und zu preisen und ihm zu danken.

 

Früher seien ihm solche Gedanken nie gekommen. Und wenn er jetzt bei seinem jähzornigen Temperament einmal einer Zornesaufwallung nachgebe, dann falle ihm dies in demselben Augenblick so schwer auf die Seele, daß er sofort in der Arbeit einhalten müsse, um Gott für den begangenen Fehler um Vergebung zu bitten. Erst dann könne er wieder froh weiterarbeiten. Früher sei er dutzendemal am Tage in diesen Fehler gefallen, ohne daß er sich dadurch innerlich beschwert fühlte.

 

Es war dasselbe, was auch ich an mir erfahren hatte seit dem Tage, wo ich die erste Zusammenkunft in der benachbarten Stadt mitgemacht hatte. Fehler und Nachlässigkeiten, die ich früher nicht beachtete, brannten wie Feuer in meiner Seele.

 

In unserer vierten Sitzung hatte ich eine Stelle der Bibel erklärt. Meine Auslegung war dieselbe, wie sie heute von allen christlichen Bibelauslegern gegeben wird. Eine andere kannte ich nicht. Noch war ich mit meiner Auslegung nicht zu Ende, als sich des einen Jungen eine mir unerklärliche Erregung bemächtigte. Mit merkwürdig glänzenden Augen sah er mich an, und ich merkte, wie er sich innerlich gegen etwas zu wehren suchte. Plötzlich wandte er sich an mich, indem ein Zittern durch seine Glieder ging, und sagte: "Ich kann nicht anders. Ich muß Ihnen mitteilen, daß Ihre Erklärung falsch ist. Ich werde gezwungen, die richtige Auslegung zu sagen."

 

Und nun sprach er die Sätze, die ihm als Auslegung der Bibelstelle innerlich eingegeben wurden. Sie waren so klar und einleuchtend, daß weder bei mir noch bei den anderen Teilnehmern ein Zweifel an ihrer Richtigkeit möglich war.

 

Noch hatte wir uns von unserem Staunen nicht erholt, da erklärte derselbe Junge: "Ich muß schreiben."

 

"Was willst du denn schreiben?" fragte ich.

 

"Ich weiß es nicht. Aber eine unwiderstehliche Gewalt zwingt mich dazu. - Gebt mir Papier und Bleistift!"

 

Wir legten ihm beides hin. Sofort schrieb er mit großer Geschwindigkeit eine Seite eines Folioblattes voll. Ein Buchstabe war an den anderen gereiht, ohne daß Wörter und Sätze voneinander getrennt waren. Als Unterschrift stand unter dem Geschriebenen das Wort "Celsior."

 

Das Schriftstück enthielt eine für uns wichtige Belehrung. Der Junge fragte mich, was das Wort "Celsior" zu bedeuten habe. Ich erklärte ihm, daß es ein lateinisches Wort sei und so viel heiße wie: "Der Höhere" oder "ein Höherer".

 

Ich wollte nun von dem Jungen wissen, welche Empfindungen er bei dem soeben Erlebten gehabt habe. Er gab mir zu Antwort, daß er nicht die rechten Worte finde, um das auszudrücken. Er habe unter dem Einfluß einer Gewalt gestanden, die so groß war, daß er nicht widerstehen konnte. Er habe sich zwar mit allen Kräften zur Wehr gesetzt, als er mir sagen sollte, daß meine Bibelerklärung falsch sei. Denn er sei selbstverständlich überzeugt gewesen, daß meine Erklärung richtig war. Aber er sei zum Sprechen und nachher auch zum Schreiben gezwungen worden. Es sei ihm dabei gewesen, als ob ihm die eigenen Gedanken weggenommen und durch andere ersetzt wurden.

 

Er habe gewußt, daß er schrieb. Auch des Inhaltes eines jeden Satzes sei er sich bewußt gewesen, aber nur so lange, als er den Satz aussprach oder schrieb. War ein Satz zu Ende, so habe er keine Erinnerung mehr daran gehabt, sondern der folgende Satz habe seinen Geist vollständig ausgefüllt, und er sei gezwungen gewesen, ihn mit den Worten auszusprechen oder niederzuschreiben, die ihm eingegeben wurden. Auf die Buchstaben, Rechtschreibung, Komma oder Punkt habe er beim Schreiben nicht achten können. Am Schluß seiner Bibelauslegung und seiner Niederschrift habe er von dem Inhalt nichts mehr gewußt, so daß es ihm unmöglich sei, das Gesprochene und Geschriebene zu wiederholen.

 

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Wir waren noch daran, das Vorgefallene zu besprechen, als einer seiner beiden Brüder sagte, er könne an den Zusammenkünften nicht mehr teilnehmen, denn er vermöge seinen Kopf nicht mehr ruhig zu halten. Er werde ihm gegen seinen Willen hin und her gedreht. Er versuche sich dagegen zu wehren, aber ohne Erfolg.

 

Auch ich hatte das Hinundherbewegen seines Kopfes bemerkt. Ebenso seine Mutter. Diese schaute mich mit fragenden Blicken ängstlich an. Ich beruhigte sie und den Jungen, indem ich ihnen sagte, daß sie keine Angst zu haben brauchten. Denn das, was wir täten, könne nichts Böses sein. Zwar verständen wir das noch nicht, was hier vor sich gehe. Aber es werde uns ohne Zweifel bald klarwerden. Ähnliche Vorkommnisse hätten sich auch in den Versammlungen der ersten Christen ereignet. Und ich las ihnen zum Beweis dafür das Kapitel 14 des ersten Korintherbriefes vor und erklärte es ihnen, so gut ich es damals konnte.

 

Mir waren die Vorkommnisse des heutigen Abends ebenso neu wie den anderen Teilnehmern. Bei dem Zusammentreffen mit dem Jungen in der benachbarten Stadt hatte ich ja bloß erlebt, daß ein Geist aus einem vollständig bewußtlosen Menschen sprach. Daß ein Geist einen Menschen auch bei vollem Bewußtsein als Werkzeug benutzen konnte, und zwar zum Sprechen und Schreiben, davon hatte auch ich keine Kenntnis. Vollends unklar war mir, was bei dem Jungen vor sich ging, dessen Kopf hin und her bewegt wurde.

 

Ich war daher froh, daß ich am kommenden Sonntag bei der Sitzung in der Stadt mir Aufklärung über diese Dinge erbitten konnte. Dort wurde mir gesagt: "Beunruhige dich nicht, wenn du nicht in allen Punkten sofort volle Klarheit gewinnst. Dafür ist die Sache für dich viel zu neu, und es fehlen dir für manches die richtigen Begriffe. Aber nach und nach wird dir alles verständlich werden. - Bei euren menschlichen Erfindungen und Entdeckungen geht es ja ähnlich. Zuerst hält man die entdeckte Wahrheit für unmöglich und den Entdecker für geistig nicht normal.

 

Jahre später wird dieselbe Entdeckung allgemein anerkannt und als etwas Selbstverständliches betrachtet. - Wer konnte sich vor hundert Jahren einen Begriff von euren jetzigen Flugzeugen machen, vom Telefon oder Telegraf oder gar vom Radio? Wenn jemand damals gesagt hätte, es werde eine Zeit kommen, wo man in der Luft fliegen, nach fernen Orten sprechen und in der eigenen Wohnung ein Konzert hören könne, das viele hundert Stunden entfernt stattfände, so hätte man ihn nicht ernst genommen. Und gerade eure Gelehrten würden sich am meisten gegen diese Möglichkeiten ausgesprochen haben.

 

Nun wird dir gesagt, und du erlebst es selbst, daß die Geisterwelt mit den Menschen in Verbindung treten kann, sobald die erforderlichen Vorbedingungen erfüllt sind. Die große Masse glaubt das nicht und hält es für unmöglich, genauso wie sie früher vieles für unmöglich gehalten hat, was heute Wirklichkeit ist.

 

Auch eure Gelehrten wollen nicht zugeben, daß die Geisterwelt in einer mit euren Sinnen wahrnehmbaren Weise in euer Leben eingreifen kann. Und doch vollziehen sich Tausende von Ereignissen auch in eurer Zeit, die von den Gelehrten als unwiderlegliche Tatsachen festgestellt werden können, und zwar als Tatsachen, die nur als Eingriffe der Geisterwelt zu erklären sind. Eure Gelehrten suchen jedoch andere Ursachen für jene Geschehnisse und muten euch zu, daß Unvernünftigste und Unglaublichste zu glauben, um jene Tatsachen 'menschlich' zu erklären, nur damit sie nicht gezwungen sind, eine Geisterwelt und ein Jenseits anzunehmen.

 

Die einen von ihnen tun es, weil sie ein Fortleben nach dem Tode leugnen. Die anderen, weil sie noch nicht den Mut aufbringen, als Wissenschaftler für das Eingreifen von Geistern einzutreten, obschon sie innerlich davon überzeugt sind. Sie fürchten, daß ihr wissenschaftlicher Name darunter leiden könnte.

 

Aber es wird die Zeit kommen, wo auch eure Wissenschaft das Bekenntnis ablegen muß, daß die Geisterwelt, sowohl die gute als auch die böse, in euer Leben und euer Schicksal in der mannigfachsten Weise sichtbar und fühlbar eingreift.

 

Du darfst dich daher nicht wundern, wenn du in der jetzigen Zeit nicht für normal gehalten wirst, sobald du erklärst, du habest mit einem Geist gesprochen.

 

Darüber muß ich allerdings staunen, daß auch eure Religionsgemeinschaften den Glauben an das Eingreifen der Geisterwelt und ihren Verkehr mit den Menschen für die heutige Zeit ablehnen, oder wenn sie ihn zugeben, die Behauptung aufstellen, daß es nur die böse Geisterwelt sein könne, die sich heute kundtue.

 

Eine solche Stellungnahme ist ganz töricht. Denn wenn heute keine Geister zu euch kommen können, dann war es auch in früheren Zeiten nicht möglich. Dann sind auch alle biblischen Berichte über einen Geisterverkehr in das Reich der Sage zu verweisen. Oder sind es bloß böse Geister, die sich heute kundgeben, dann waren es auch früher bloß böse Geister. Damit würden alle Religionen, die sich auf das Alte und Neue Testament gründen, in sich zusammenfallen. Denn sie behaupten doch, durch Geister ihre religiösen Wahrheiten und Gesetze empfangen zu haben. Waren es jedoch früher gute Geister, die zu den Menschen kamen, so ist kein Grund auszudenken, weshalb sie heute nicht mehr kommen sollten.

 

Es ist derselbe Gott, der damals die guten Geister schickte und der sie heute schickt. Wie er damals die Menschheit auf den rechten Weg führen wollte, so auch heute. Oder meint ihr etwa, ihr hättet heute eine Belehrung und Führung durch die Geister Gottes nicht mehr nötig? Meint ihr vielleicht, ihr seiet bessere und klügere Menschen als die der alten Zeit und im Besitz der vollen Wahrheit?

 

Was du in deiner Pfarre erlebt hast, ist eine Bestätigung dessen, was du von mir vernimmst. Du wirst noch viel mehr erleben. Habe keine Angst wegen des einen Jungen, der seinen Kopf nicht mehr ruhighalten kann. An ihm wird gearbeitet, und du sollst mit eigenen Augen sehen, auf welche Weise die verschiedenen 'Medien' ausgebildet werden.

 

Das Wort 'Medium' bedeutet 'Werkzeug'. 'Medien' sind also Menschen, die von der Geisterwelt als Werkzeug benutzt werden, um einen Verkehr mit der Menschenwelt zu ermöglichen. Auch Tiere können Medien sein. Doch diese lassen wir einstweilen außer Betracht.

 

Wenn Menschen als Werkzeuge der Geisterwelt dienen sollen, bedürfen sie dazu einer Ausbildung, die durch die Geisterwelt erfolgt. Sie ist von kürzerer oder längerer Dauer, je nach der Verschiedenheit der Personen und vor allem der Zwecke, für die sie verwendet werden sollen.

 

Über die Arten der Medien und die Einzelheiten ihrer Ausbildung werde ich dich eingehend belehren, sobald die Zeit dafür da ist. Heute sage ich dir darüber nur so viel, als für dich nötig ist, um die Geschehnisse in den nächsten Sitzungen da oben in deiner Pfarrei zu verstehen.

 

Dort hast du augenblicklich zwei Arten von 'Medien', die in der Ausbildung begriffen sind und an denen vonseiten der Geisterwelt gearbeitet wird. Das eine ist ein sogenanntes 'Inspirationsmedium'. Ihm werden von einem Geist bestimmte Gedanken mit einer solchen Kraft eingegeben, daß die eigenen Gedanken des Mediums verdrängt werden und es ganz unter der Gewalt jenes Geistes steht. Von ihm empfängt es nicht bloß die Gedanken, sondern wird von ihm auch gezwungen, sie entweder auszusprechen oder niederzuschreiben.

 

Dabei behält das Medium sein volles Bewußtsein. - Dein Inspirationsmedium muß noch weiter ausgebildet werden, damit seine Aufnahmefähigkeit für die Eingebungen der Geisterwelt vervollkommnet wird. Es muß noch manches, was als Hemmnis im Wege steht, aus ihm hinausgeschafft werden. Was das ist, verstehst du jetzt noch nicht. Aber später wird es dir klar werden.

 

Das andere Medium, das noch nicht weiter in Tätigkeit getreten ist, befindet sich im ersten Stadium der Ausbildung. Es ist der Junge, der seinen Kopf bei der letzten Sitzung nicht ruhighalten konnte und dadurch ängstlich wurde. Er wird ein 'Sprechmedium'. Der eigene Geist wird aus seinem Körper verdrängt, und ein fremder Geist nimmt von ihm Besitz und spricht durch ihn. Man nennt diesen Zustand 'Trance'. Er hat eine Menge Abstufungen, je nachdem der Geist des Mediums nur teilweise oder vollständig von seinem Körper getrennt ist.

 

Wie das Lösen des Geistes von dem Körper des Mediums vor sich geht, ist für euch schwer verständlich. Doch ein anderes Mal wird es dir ausführlich erklärt werden.

 

Die Ausbildung eines 'Volltrancemediums' oder 'Tieftrancemediums' ist zwar nicht schön anzusehen. Aber sie ist notwendig und vollzieht sich nach ewigen Gesetzen.

 

Damit die Mutter des Mediums beim Anblick der Vorgänge sich nicht unnötig ängstigt, ist es am besten, wenn sie einstweilen den Sitzungen fernbleibt.

 

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Die Ausbildung der Medien ist eine wichtige und heilige Sache. Ihr sollt daher in euren Sitzungen viel für die Medien beten und Gott um Kraft und Beistand bitten, damit alles nach Gottes Willen geschieht und die Medien brauchbare Werkzeuge des Guten werden und Gott treu bleiben. Diese Mitteilungen waren heute für dich notwendig, damit du die Vorgänge bei der Ausbildung deiner Medien einigermaßen verstehst und dich nicht über das beunruhigst, was du bei ihnen erlebst."

 

Was mir über die Ausbildung der beiden Medien meiner Pfarre gesagt wurde, bestätigte sich in allen Punkten. An dem Jungen, der als "Inspirationsmedium" bezeichnet worden war, ging die Ausbildung schnell vonstatten. Ihm wurden ausführliche Belehrungen über die wichtigsten Wahrheiten eingegeben und von ihm niedergeschrieben. Sie enthielten etwas für mich ganz Neues und standen zum größten Teil mit dem in Widerspruch, was der Junge selbst bisher geglaubt und was auch ich als Wahrheit gepredigt hatte.

 

Von Unterbewußtsein und Gedankenübertragung, mit der manche alles Derartige zu erklären suchen, konnte in diesem Falle also keine Rede sein. Gedankenübertragung kam auch schon deswegen nicht in Frage, weil das Inspirationsmedium alle Sachen, die es von jetzt ab schrieb, nicht in den Sitzungen niederschrieb, sondern zu Hause, ohne Beisein irgend eines anderen. Der Junge setzte sich nie aus eigener Entschließung zum Schreiben hin, sondern dieselbe unwiderstehliche Gewalt, die ihn das erstemal in der Sitzung gepackt hatte, zwang ihn jedesmal dazu und bestimmte auch den Augenblick dafür. Einmal wurde er in den frühesten Morgenstunden, als noch an kein Aufstehen zu denken war, plötzlich geweckt und aufgefordert, aufzustehen und sich zum Schreiben hinzusetzen.

 

Er leistete dieser Aufforderung nicht Folge, da er dachte, es sei noch viel zu früh zum Aufstehen. Da fühlte er, wie er mit Gewalt aus dem Bett gezogen und auf den Boden gelegt wurde. Von Angst ergriffen, sprang er auf und setzte sich zum Schreiben hin. Er schrieb wunderbare Ausführungen über "die Erlösung", die in keinem Punkte mit dem übereinstimmen, was er als Katholik darüber wußte, aber auch sonst nirgends auch nur in ähnlicher Weise zu finden sind.

 

Ebenso schrieb er, der einfache Landjunge, eine Abhandlung über die "Heilige Schrift", die vollständig neue Wahrheiten enthält. Nicht bloß der Inhalt, sondern auch die Satzbildung ist in diesen Niederschriften so, daß der Junge das nie aus sich hätte fertigbringen können. Er schrieb folgende Abhandlungen in Prosa: "Die Vergeistigung der Seele", "Die Gnade Gottes", "Was hat dein Erlöser für dich getan?", "Frühling, Sommer, Herbst und Winter", "Die Ernte", "Die Nacht", "Flehet zum Herrn!". "Die Heilige Schrift", "Kindesliebe", "Der Tod des Sterblichen".

 

Wie alle Niederschriften in Prosa nur die Wahrheiten Gottes zum Gegenstand haben, so auch seine Gedichte: "Der Helden Ruf", "Die Sprache der Schöpfung", "Heil und Hosanna", "Auf Gottes Wegen", "Gottes Hirt und seine Herde", "Der Stärkere", "So ziehet dein Schöpfer".

 

Die Ausbildung seines Bruders zum Sprechmedium nahm längere Zeit in Anspruch. Der Anblick der dabei eintretenden körperlichen Zustände war oft recht beängstigend. Ich war daher froh, vorher darüber unterrichtet worden zu sein, sonst hätte ich wohl kaum den Mut gefunden, bis zum Schluß auszuharren. Die Mutter des Jungen hatte ich gebeten, bis auf weiteres den Sitzungen fernzubleiben.

 

Nachdem seine Ausbildung vollendet war, fiel er in derselben Weise in den sogenannten "Trance"-Zustand, wie ich dies zuerst bei dem Sprechmedium in der Stadt gesehen hatte. Das Geistwesen, das zum erstenmal durch ihn sprach, kam mit dem Gruß: "Gott mit uns!" Dann schwor es bei Gott, daß es ein guter Geist Gottes sei und nannte seinen Namen.

 

Durch diesen Geist wurde mir eine Fülle von Weisungen und Belehrungen gegeben, die alle mit dem übereinstimmten, was ich durch das "Inspirationsmedium" meiner Pfarre und vor allem durch das Medium in der Stadt erfuhr.

 

Zwei Dinge fielen mir dabei auf: Zunächst konnte ich einen Rangunterschied zwischen dem Geist feststellen, der durch das Sprechmedium in meiner Pfarre sprach, und dem Geist, der sich des Mediums in der benachbarten Stadt bediente. Denn manchmal, wenn ich eine sehr wichtige Frage an den aus dem Medium meiner Pfarre sprechenden Geist richtete, lehnte er die Beantwortung mit dem Bemerken ab: "Dazu habe ich keinen Auftrag. Aber frage 'Ihn'!" - Bei dem Wort "Ihn" verbeugte er sich tief. Mit "Ihn" meinte er den Geist, der den Jungen in der Stadt als Medium hatte.

 

Das erstemal, als er mich an diesen wies, fragte ich, ob er diesen Geist kenne. "Ich kenne ihn", war seine kurze Antwort. Dabei verneigte er sich wiederum sehr tief. - Es wollte mir zuerst etwas unverständlich vorkommen, daß der aus meinem Bauernjungen sprechende Geist mir nicht die Fragen ebensogut beantworten dürfe, wie der Geist, der den Jungen in der Stadt als Medium hatte. Letzteren fragte ich daher eines Tages nach der Ursache. Er belehrte mich, daß es in der Geisterwelt ähnlich gehe, wie bei uns Menschen.

 

Wenn ein Bote mit einem bestimmten Auftrag zu jemand geschickt werde, dann habe er nur das auszurichten, was ihm aufgetragen worden sei. Nichts anderes. So habe er selbst als Beauftragter Gottes das Recht, mir jede Frage zu beantworten, die ich an ihn stelle, wenn er die Beantwortung für notwendig oder nützlich halte. Einen so weitgehenden Auftrag habe jedoch der Geist nicht, der aus dem Sprechmedium meiner Pfarre spreche. Dieser habe daher die Pflicht, mich in allen Fragen, die er nicht beantworten dürfe, an ihn zu weisen. Denn jener Geist sei ihm untergeordnet.

 

Noch ein anderer Unterschied fiel mir auf. Aus dem Medium in der Stadt redete stets derselbe Geist, während in das Sprechmedium meiner Pfarre auch andere Geistwesen eintraten. Allerdings blieb der daraus redende hohe Geist immer der Führer. Er kam stets mit dem Gruß: "Gott mit uns!" und war an seiner zarten Stimme und an der ihm eigentümlichen Ausdrucksweise erkenntlich. Auch kam er bei den Sitzungen in meiner Pfarre stets als erster.

 

Eines Tages fragte ich ihn, wie es zu erklären sei, daß durch das Medium in der Stadt immer nur ein und derselbe Geist rede, während das von ihm benutzte Medium auch anderen Geistern als Werkzeug diene. Darauf gab er mir folgende Antwort: "Dem Geist, der durch das Medium in der Stadt spricht, wurde zur Erfüllung einer bestimmten Aufgabe jenes Medium zur alleinigen Benutzung zugeteilt. Darum werden andere Geistwesen bei jenem Medium nicht zugelassen. -

 

Das Medium durch das ich spreche, ist zwar auch für mich ausgebildet worden, aber es ist Gottes Wille, daß auch noch andere Geister, gute und böse, hohe und niedere, in dieses Medium eintreten und sich kundgeben. Dadurch soll dir Gelegenheit gegeben werden, die verschiedenen Arten der Geister kennenzulernen. Aus dem, was sie reden und tun, sollst du den Zustand beurteilen, in dem sie sich im Jenseits befinden. Vor allem sollst du einen Begriff bekommen von dem Weg, den die niederen Geister zu gehen haben, bis sie zur Vollendung gelangen. Ein solch persönliches Erleben der Geisterwelt durch ihr Auftreten in den Medien ist für dich von der größten Wichtigkeit und vermehrt deine Erkenntnisse auf diesem Gebiet in viel vollkommenerer Weise, als es eine mündliche Belehrung zu tun vermag.

 

Doch werden die Geister, die sich durch dieses Medium kundtun, nicht nach Belieben kommen und gehen. Sie unterstehen einem Kontrollgeist, der zu bestimmen hat, welche Geister in das Medium eintreten und wie lange sie darin verweilen dürfen. Bei allen Medien, die als Werkzeuge des Guten dienen, ist eine solche Kontrolle. Ebenso in allen Versammlungen, in denen der Geisterverkehr so vor sich geht, wie es Gott haben will. Wo diese Kontrolle fehlt, erlebt ihr nichts wirklich Schönes und Gutes.

 

Denn die guten und hohen Geister fehlen. Sie treten nur dort auf, wo alles nach der von Gott bestimmten Ordnung sich vollzieht und ein Geist Gottes Ordnung hält. Bei den meisten der heutigen spiritistischen Zusammenkünfte fehlt diese Kontrolle, und daher sind sie der Tummelplatz der niederen Geisterwelt.

 

Am Anfang werde ich dir vorher sagen, welche Geister in das Medium eintreten und wie du dich ihnen gegenüber zu verhalten hast. Später wirst du sie selbst unterscheiden können und wirst wissen, was du in jedem einzelnen Falle tun sollst."

 

So geschah es. Sehr groß war die Zahl der Geister, die sich des "Sprechmediums" meiner Pfarre bedienten. Es kamen hohe Geister, die mit Worten des Lobes und Preises Gottes eintraten, uns wichtige Belehrungen erteilten und dann mit dem Segen Gottes sich verabschiedeten.

 

Schwer leidende Geister meldeten sich, die oft in erschütternden Worten um Hilfe flehten und uns baten, mit ihnen zu beten. Manchmal sprachen sie in einer fremden Sprache, die wir nicht verstanden, und zeigten sich sehr unglücklich darüber, daß sie sich uns nicht verständlich machen konnten.

 

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Dann kamen niedere Geister, die sich und ihr Schicksal verfluchten und die schändlichsten Beschimpfungen gegen uns ausstießen und über alles Hohe und Heilige höhnten. Wenn wir sie aufforderten, mit uns zu Gott zu beten, lehnten sie es unter Ausdrücken des Spottes oder des Hasses ab. Drangen wir darauf, den Namen Gottes auszusprechen, so traten sie sofort aus dem Medium aus.

 

Sehr zahlreich waren die Geistwesen, die überhaupt nicht wußten, daß sie durch den Tod von ihrem irdischen Leib getrennt waren. Sie glaubten sich noch auf der Erde zu befinden und die Beschäftigung zu verrichten, die sie als Menschen hatten. Es waren die sogenannten "erdgebundenen Geister".

 

Das Grauenhafteste, was wir erlebten, war das Auftreten der Geister von Verbrechern. Sie sahen sich beständig an dem Ort ihrer Taten und erlebten immer von neuem die Szenen, die sich bei Verübung ihrer Verbrechen abgespielt hatten. Es war wie ein Film, der sich stets wiederholte. - Der Geist des Mörders war dauernd in der Vorbereitung und Ausführung des Mordes in allen seinen Einzelheiten, brachte die Gedanken und Empfindungen jener schrecklichen Stunden in Worten zum Ausdruck, die uns erschaudern ließen; er sah sein Opfer vor sich, das ihn ständig anschaute und ihn durch diesen Blick zur Verzweiflung trieb.

 

Ähnliches widerfuhr den Geistern von Wucherern oder sonstigen Übeltätern, die einst ihre Mitmenschen in Not und Unglück gebracht hatten. Wohin sie sich wenden mochten, überall standen die Gestalten ihrer Opfer vor ihnen. Der Geist des Selbstmörders war unaufhörlich in den Gefühlen, Verzweiflungsausbrüchen und Geschehnissen, die seinen Selbstmord begleitet hatten. Kein Bühnendarsteller der Welt vermag seine Rolle so wahrheitsgetreu zu spielen, wie diese Geister das Erleben der dunkelsten Stunden ihres irdischen Daseins durch den Körper der in diesen Dingen ganz unerfahrenen, unwissenden und harmlosen Medien darstellten. Oft zitterten wir bei Ansehen und Anhören dessen, was sich vor unseren Augen abspielte, an allen Gliedern.

 

Hier und da stellten sich auch sogenannte "Foppgeister" ein, die uns mit ihren Späßen und Lügen zu belustigen suchten. Da wir ihr Verbleiben ablehnten, mußten sie so schnell, wie sie gekommen waren, auch wieder gehen.

 

Das Auftreten der verschiedenartigen Geister und das, was sich dabei zutrug, hatte seine tiefe Bedeutung.

 

Von den hohen Geistern empfingen wir wertvolle Unterweisungen, manchmal auch ernste Zurechtweisungen und Tadel, so daß nicht selten bei dem einen oder anderen der Teilnehmer die Tränen kamen. Mehr als einmal wurden die geheimsten Gedanken der Anwesenden offenbart, jedoch stets so, daß keiner vor den übrigen beschämt wurde. Es ist überhaupt eine Eigentümlichkeit der guten Geisterwelt, daß sie ihren Tadel und ihre Zurechtweisungen immer in Formen kleidet, die nie verletzen, sondern mit dem Hinweis auf die Verfehlung der Menschen stets Worte des Trostes, der Ermunterung und der Liebe verbinden. Sie brechen nie das geknickte Rohr und löschen den glimmenden Docht nicht aus. Mit zarten Händen behandeln sie die Wunden an den Herzen ihrer Pflegebefohlenen.

 

Mahnungen und Ratschläge in einer und derselben Sache pflegen sie nicht oft zu wiederholen. Wird das, was sie sagen, nicht befolgt, so machen sie vielleicht noch das eine oder andere Mal darauf aufmerksam. Dann nicht mehr oder nur in den seltensten Fällen. Gibt sich jedoch einer Mühe, den Rat oder die Mahnung auszuführen, dann kommen sie immer wieder darauf zurück und helfen ihm durch Belehrung und liebevolle Ermunterung so lange, bis er sein Ziel erreicht hat.

 

Wenn jemand nur wirklich guten Willen zeigt, dann kennt ihre Liebe und ihr Erbarmen auch in den Fällen, wo einer immer wieder aus menschlicher Schwäche strauchelt, keine Grenze. Macht einer jedoch nicht einmal den Versuch das auszuführen, was ihm einer dieser Gottesboten gesagt, und er bittet nachher in einer anderen Sache um seinen Rat, dann erfolgt gewöhnlich die Antwort: "Warum fragst du mich? Du tust ja doch nicht, was ich dir sage."

 

Aber auch das Auftreten der niedrigsten Geister gereichte uns zur Belehrung. Nie werde ich jenen Abend vergessen, an dem in ein Sprechmedium die Geister von drei Selbstmördern in kurzen Abständen nacheinander eintraten und wir das Grauenhafteste erlebten, was Menschen auf diesem Gebiete vor Augen treten kann. Als der letzte der drei Geister aus dem Medium ausgetreten war und wir noch zitternd dasaßen, kam der leitende Geist - auch "Führer" genannt - in das Medium und richtete folgende Worte an uns: "Es hat seinen tiefen Grund, daß euch das Furchtbare heute Abend gezeigt worden ist.

 

Zunächst solltet ihr sehen, wie die 'Ruhe' beschaffen ist, die manche Menschen nach ihrem irdischen Tode haben. Ihr pflegt ja am Grabe der Menschen so oft zu sagen: 'Nun hat er Ruhe!' - Heute Abend habt ihr diese 'Ruhe' gesehen. Ihr vermögt gar nicht zu ermessen, was diese unglücklichen Geister zu erleiden haben, bis sie zur Erkenntnis ihres Zustandes kommen und sich zu Gott wenden. Ihr durftet die drei Geister nicht belehren. Sie sind es noch nicht wert. Sie müssen erst durch Leiden reif werden für eine solche Belehrung. Heute wäre sie zwecklos gewesen. - Aber der Zustand dieser Geister ist euch noch aus einem anderen Grunde gezeigt worden."

 

Und nun erhob er in feierlichem Ernst seine Stimme und sagte: "Einer von euch hat sich heute mit Selbstmordgedanken getragen und war schon im Begriff, die Vorbereitungen dazu zu treffen." Da stieß eine der Anwesenden einen jähen Schrei aus und rief: "Ich bin es! Ach Gott, ich bin es!" "Ja, du bist es", sagte er nun in sanftem Ton. "Du glaubtest dich dem Schweren, das du nun schon seit vielen Jahren zu tragen hast, durch Selbstmord entziehen zu können und dadurch Ruhe zu finden. Heute hast du ja die 'Ruhe' gesehen, die deiner in einem solchen Falle harret. Jetzt wirst du wohl für immer von dem Gedanken des Selbstmordes geheilt sein. So war der heutige Abend für dich eine große Wohltat."

 

Mein besonderes Augenmerk richtete ich darauf, ob das, was mir durch die "Medien" mitgeteilt oder vorausgesagt wurde, sich bewahrheitete. Denn wenn das, was wir auf seine Richtigkeit nachprüfen konnten, Wahrheit war, dann hatten wir keinen Grund, an der Wahrheit dessen zu zweifeln, was sich einer Nachprüfung entzog.

 

Aus den vielen Feststellungen, die ich bezüglich der Angaben der Geister gemacht habe, möchte ich einige anführen, die geeignet sind, jeden Vorurteilslosen zu überzeugen.

 

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Ein Rundgang mit einem Medium durch meine Pfarrkirche.

 

Eines Tages besuchte mich das Medium aus der Stadt in meinem Pfarrhaus. . Wir saßen zusammen in meinem Arbeitszimmer und unterhielten uns über gleichgültige Dinge. Meine Haushälterin war in der Küche beschäftigt und kam ab und zu ins Zimmer. In einem Augenblick, als wir wieder allein waren, fiel der Junge plötzlich in "Trance", und der Geist wandte sich mit den folgenden Worten an mich: "Deine Haushälterin ist soeben in den Garten gegangen, um dort zu arbeiten. Diese Zeit möchte ich benutzen, um mit dir zu sprechen. Bitte, zeige mir deine Kirche!"

 

Daß meine Haushälterin in den Garten gegangen war, um darin zu arbeiten, konnte weder ich noch der Junge als Mensch wissen. Denn der Garten lag hinter dem Pfarrhaus und man gelangte aus der Küche, die an den Garten anstieß, in der Weise in den Garten, daß man zunächst den hintersten Teil des Hausflurs betrat, aus dem dann eine Türe in den Garten führte. Wir beide saßen in einem Zimmer der entgegengesetzten Seite und konnten weder sehen noch hören, was in Küche und Garten vorging.

 

Auf die Bitte, ihm die Kirche zu zeigen, stand ich auf. Der Junge folgte mir in seinem Trancezustand mit schwerfälligen Schritten und geschlossenen Augen. Die Kirche lag dicht neben dem Pfarrhaus. Man brauchte nicht über die Straße zu gehen, um hineinzugelangen. Durch eine Seitentüre konnte man aus dem Vorgarten in die Kirche eintreten. In der Kirche angekommen, sagte er: "Der Altar steht ja über einem Totengerippe, das in der Erde liegt. Auch unter dem Fußboden des Schiffes befindet sich eine Anzahl von Totengerippen. Hier war früher ein Kirchhof."

 

Ich entgegnete, daß ich davon nichts wisse. Auch hielt ich dies nicht für möglich. Denn die Kirche stand erhöht und um die Kirche herum war kein Raum für Grabstätten. - "Erkundige dich bei den ältesten Leuten deiner Pfarrei", sagte er, "sie können vielleicht darüber Aufschluß geben."

 

Dann wandte er die geschlossenen Augen zu der Orgelbühne mit den Worten: "Du weißt, daß ich in rein materiellen Dingen keine Ratschläge zu geben pflege. Aber heute möchte ich eine Ausnahme machen. Du hast die Orgel angeschafft. Sag deinem Organisten, er möge nach dem Orgelspiel jedesmal die Register wieder ganz in die Orgel zurückdrücken. Drei Register sind augenblicklich noch halb herausgezogen. Dadurch setzt sich Staub und Feuchtigkeit in die Orgelpfeifen und beeinträchtigt im Laufe der Zeit die Reinheit der Töne. Ein reines, schönes Orgelspiel trägt zur Verschönerung des Gottesdienstes und dadurch zur Ehre Gottes bei. Darum sage ich dir dies."

 

Der Spieltisch der Orgel war verschlossen, so daß man weder die Tasten noch die Register sehen konnte, selbst wenn man davor gestanden hätte. Erst recht nicht vom Altar aus, an dem wir uns in diesem Augenblick befanden. Aus dieser Entfernung hätte wir selbst dann nichts sehen können, wenn die Orgel offen gewesen wäre. Der Schlüssel zur Orgel hing im Sakristeischrank.

 

Dann gingen wir zu einem Seitenaltar. Das Altarbild stellt den Tod des heiligen Josef dar. Jesus und Maria stehen an seinem Sterbebett. "Diese Darstellung ist nicht richtig", sagte er, "Jesus war beim Tode Josefs nicht anwesend."

 

Nun gingen wir an den einzelnen Kreuzwegstationen vorüber. Bei der Darstellung, in der Veronika das Schweißtuch mit dem Bilde des blutigen Antlitzes Jesu zurückerhält, fragte ich ihn, ob diese Begebenheit bloß Legende oder Wirklichkeit sei. "Es ist Wirklichkeit und keine Legende", war seine Antwort.

 

Bei der Darstellung der Kreuzigung Christi fragte er mich plötzlich: "Was, glaubst du, hat bei der Kreuzigung den größten Schmerz verursacht?" Ich erwiderte: "Die Annagelung." - "Nein", entgegnete er, "nicht die Annagelung, sondern der Durst. Die Nägel wurden mit einem wuchtigen Schlag von den brutalen Henkersknechten durch Hände und Füße getrieben und verursachten zunächst eine nicht besonders schmerzliche Betäubung.

 

So, wie eure Verwundeten im Kriege die schweren Verletzungen durch Kugel oder Granatsplitter im ersten Augenblick kaum fühlen. Aber der Durst infolge des Blutverlustes ist das Furchtbarste, auch bei euren Verwundeten. Er kann den Menschen wahnsinnig machen. Kein körperlicher Schmerz ist mit der Qual des Verdurstens zu vergleichen."

 

Beim Weitergehen gelangten wir zu einer Seitenkapelle. Darin war ein altes Marienbild aus Holz, das in den früheren Jahrhunderten in einem Kloster gestanden hatte, dessen Ruinen sich noch in der Nähe befanden.- "Dieses Bild", sagte er, "suchen schon seit langem die leidenden Geister, die da unten im Tal bei den Ruinen des Klosters gebannt sind." - Ganz erstaunt fragte ich: "Warum suchen denn jene Geister schon so lange dieses Marienbild? Es ist hier doch leicht zu finden. Und zudem, was kann das Bild den leidenden Geistern nützen?"

 

"Du verstehst das nicht? Nun, dann will ich es dir erklären. Siehe, die Geister, die zur Strafe für ihre Taten an irgend einen Ort gebannt sind, dürfen über den für sie bestimmten 'Bannkreis' nicht hinaus. Aus diesem Grunde können auch die in jenes Tal bei den Klosterruinen gebannten Geister nicht bis zu dieser Kirche gelangen. Sie können das Marienbild also nur innerhalb ihres Bannkreises suchen. Und da finden sie es nicht. -

 

Wenn du weiter fragst, was ihnen das Marienbild denn helfen könne, so ist es richtig, daß ihnen das Bild selbst keine Hilfe bringen kann. Aber etwas anderes, was mit dem Bilde zusammenhing, brachte ihnen früher Erleichterung. Als nämlich das Bild noch im Kloster stand, kamen viele Menschen, um vor dem Bilde zu beten. Bei dieser Gelegenheit verrichtete man auch Gebete für die 'armen Seelen', wie ihr die leidenden Geister nennt. Das Gebet kann zwar diesen Geistern nichts von ihrer Schuld und Strafe wegnehmen .

 

Aber sie vernehmen das Beten, und ihre Gedanken werden ebenfalls auf Gott hingelenkt. Dadurch finden sie eine Erleichterung ihres Zustandes. Seit der Zeit nun, wo das Bild dort weggenommen wurde, kommt niemand mehr zum Beten dorthin, und die Geister vermissen die Wohltat, die ihnen einst das Gebet brachte. Sie wissen, daß das Beten im Zusammenhang mit der Anwesenheit des Marienbildes stand. Darum sind sie darauf aus, das Bild wieder dorthin zu schaffen ".

 

Jetzt kamen wir an die Treppe, die zur Orgelbühne führte. Ich hätte nun gar zu gern gewußt, wie es sich mit den halb herausgezogenen Orgelregistern verhielt. Aber noch ein anderer Gedanke beschäftigte mich in diesem Augenblick. Ich legte mir nämlich die Frage vor, ob er wohl die Orgel spielen könne. Daß der Junge es nicht konnte, wußte ich. Nur ein Bedenken hatte ich: Wird der fremde Geist soviel Gewalt über den Körper des Jungen haben, daß er die Finger und Füße so schnell bewegen kann, wie es ein Orgelspiel erfordert? -

 

Nur zaghaft sprach ich daher die Bitte aus, ob er nicht auf der Orgel spielen wolle. "Gern, wenn es dir Freude macht", war seine Antwort. Sofort eilte ich in die Sakristei und holte von dort den Schlüssel zur Orgel. Wir stiegen die Treppe zur Orgelbühne hinauf. Ich öffnete mit dem Schlüssel die Orgel und sah sofort nach den Registern. Richtig! Da waren drei Register halb herausgezogen. Nochmals bat er mich, den Organisten darauf hinzuweisen.

 

Dann setzte er sich an die Orgel, zog Register und begann zu spielen. Zuerst leise und zart in lieblichen Akkorden. Dann etwas stärker, und je länger er spielte, um so mehr schwollen die Töne an. Und auf dem Höhepunkt des Spieles war es ein Wogen und Brausen und Stürmen mit allen Registern, wie ein Orkan, der Bäume entwurzelt. Dann nach und nach ein langsames Abschwellen und zum Schluß ein wunderbar sanftes und friedliches Ausklingen. Kein Zweifel, hier saß ein Meister an der Orgel.

 

Als er geendet hatte, drückte er alle Register in die Orgel und stand von der Orgelbank auf. Ich schloß die Orgel wieder zu. Da trat er vor mich hin und stellte die Frage an mich: "Weißt du, was ich soeben auf der Orgel gespielt habe?" Ich antwortete mit "Nein". - "Dein Leben habe ich gespielt", sagte er ruhig .

 

Ich sah ihn erstaunt an. Ich konnte mir nicht denken, daß man das Leben eines Menschen spielen könne. Als ob er meine Gedanken gelesen hätte, begann er folgende Belehrung: "Das Leben eines Menschen ist wie ein Gemälde. Man kann malen in Farben, man kann auch malen in Tönen . Jede Farbe stellt einen Ton dar und jeder Ton eine Farbe. Es gibt Hellseher, die alle Töne in ihren Farben sehen und Harmonie und Disharmonie nicht durchs Gehör feststellen, sondern durch Anschauen der Tonfarben. Daher kann man jedes Gemälde spielen, als ob man Noten vor sich hätte. Wenigstens die Geisterwelt kann dies."

 

Ich verstand seine Ausführungen nicht. Sie waren mir zu neu.

 

Schweigend gingen wir wieder die Treppe hinunter in das Schiff der Kirche bis zu der Türe, durch die wir hereingekommen waren. Hier blieb er mit den Worten stehen: "Ich will mich jetzt verabschieden. Ich kann nicht mehr mit ins Pfarrhaus gehen. Denn deine Haushälterin ist soeben im Begriff, aus dem Garten ins Haus zu kommen, und ich möchte nicht, daß sie den Jungen im Trancezustand sehe. Ich stelle mich jetzt an diese Wand. Stütze du den Körper des Jungen, damit er nicht zu Boden fällt, wenn ich aus ihm austrete."

 

Ich tat nach seiner Weisung und mußte meine ganze Kraft anstrengen, den beim Austreten des Geistes vornübersinkenden Körper des Jungen aufrecht zu halten. Sofort kam dieser zu sich und war sehr erstaunt, mit mir in der Kirche zu sein. Er wußte sich bloß zu erinnern, daß wir zusammen im Pfarrhaus gesessen. Von dem, was sich inzwischen zugetragen, wußte er nichts. Als ich sagte, daß er so schön Orgel gespielt habe, schüttelte er ungläubig den Kopf.

 

In dem Augenblick, wo wir die Pfarrhaustüre öffneten, betrat auch meine Haushälterin, aus dem Garten kommend, den hinteren Teil des Hausflurs. Sie hätte also den Jungen in seinem Trancezustand gesehen, wenn der Geist, um dies zu verhindern, nicht vorher aus dem Medium ausgetreten wäre.

 

Der Junge selbst, mit dem ich nachher über die einzelnen Geschehnisse sprach, wußte weder etwas von den Totengerippen, noch von den Orgelregistern, noch von dem Tod des heiligen Josef, noch von dem Schweißtuch der Veronika, noch von den Schmerzen bei der Kreuzigung, noch von dem Marienbild und seiner Geschichte, noch von den bei den Klosterruinen gebannten Geistern und der Wirkung des Gebetes für sie, noch von Orgelspiel und der mir im Anschluß daran gegebenen Belehrung.

 

Noch an demselben Abend stellte ich durch Nachfrage fest, daß dort wo jetzt die Kirche steht, in ganz alter Zeit sich tatsächlich ein Begräbnisplatz befunden hatte.

 

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Ein Ordensmann als Spiritist

 

Eine Angabe, die eines Abends durch den Bauernjungen meiner Pfarre als Sprechmedium gemacht wurde, erschien uns ganz unwahrscheinlich. Durch das Medium war nämlich gesagt worden, daß auch ein Pater aus dem benachbarten Benediktinerkloster sich an "spiritistischen Sitzungen" beteilige, die in einer nicht weit entfernten Stadt abgehalten würden. Wir konnten uns nicht denken, daß ein Mönch in seinem Ordenshabit sich in einen spiritistischen Zirkel setze, da doch gerade die katholische Kirche eine so scharfe Gegnerin des "Spiritismus" ist.

 

Eine Möglichkeit, die Wahrheit der Angabe nachzuprüfen, hatten wir nicht. ihre Richtigkeit wurde jedoch bald auf eine andere Weise bestätigt. Es war nämlich gegen mich eine Anzeige wegen Teilnahme an spiritistischen Sitzungen bei meiner geistlichen Behörde eingereicht worden. Es kam eine Kommission, um mich über den Sachverhalt zu vernehmen. Das Verhör fand in der benachbarten Benediktinerabtei statt, wohin ich vorgeladen wurde.

 

Bei diesem Verhör gab ich der Wahrheit gemäß an, daß ich derartigen Versammlungen beigewohnt und solche auch in meiner Pfarre veranstaltet hätte. Man hielt mir vor, daß es den Katholiken von Rom aus verboten sei, sich an spiritistischen Sitzungen zu beteiligen. Ich erklärte, daß mir ein solches Verbot nicht bekannt sei. Sollte es bestehen, so sei es mir unverständlich, daß ein Pater des Klosters, in dem wir uns augenblicklich befänden , ebenfalls an derartigen Sitzungen teilnehme. Ich machte diese Angabe nicht zu meiner Verteidigung, sondern bloß zu dem Zweck, um auf diese Weise feststellen zu können, ob tatsächlich ein Pater des Klosters an spiritistischen Sitzungen sich beteilige, wie es durch das Medium behauptet worden war.

 

Der Vorsitzende der Untersuchungskommission bestritt mit großer Entrüstung meine Angabe und betonte, es sei vollständig ausgeschlossen, daß ein Pater in "spiritistische Zirkel" gehe. Schon sein Ordensgewand mache ihm dies unmöglich. Er müsse daher meine Behauptung als schwere Verleumdung zurückweisen.

 

Ruhig entgegnete ich, daß ich jene Tatsache nicht erwähnt hätte, um dem Pater oder dem Kloster Unannehmlichkeiten zu machen. Man habe mir dies von anderer Seite mitgeteilt, und ich möchte diese Gelegenheit benützen, die Wahrheit der Angabe festzustellen. Sollte die mir gemachte Mitteilung sich als unwahr herausstellen, so würde ich für eine Richtigstellung Sorge tragen. Der Vorsitzende der Untersuchungskommission unterbrach nun mein Verhör und ging, wie ich annahm, zum Abt des Klosters.

 

Nach einiger Zeit kam er mit sehr verlegener Miene zurück und bestätigte die Richtigkeit meiner Angabe. Als Entschuldigung fügte er hinzu, der betreffende Pater habe von dem Abt die Erlaubnis erhalten, spiritistische Sitzungen zu besuchen.

 

So hatte sich also die Angabe des Mediums als richtig erwiesen.

 

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Die Voraussage persönlicher Schicksale geht in Erfüllung

 

Im Laufe des gegen mich eingeleiteten Verfahrens folgte Bestätigung auf Bestätigung der mir in meiner eigenen Angelegenheit durch die Medien gemachten Angaben und Voraussagen.

 

Eines Tages erhielt ich eine Vorladung vor den Bischof. Kaum war das Schreiben in meiner Hand, da erschien plötzlich der Bauernjunge meiner Pfarre, der Sprechmedium war, bei mir im Pfarrhause und sagte: "Ich wurde gezwungen, zu Ihnen zu gehen. Sie haben einen Brief von Ihrer bischöflichen Behörde erhalten. Sie müssen am ... zum Bischof kommen." Ich fragte ihn, wieviel Zeilen der Brief enthalte. Auch das gab er genau an. Darauf fiel er in den Trancezustand, und der aus ihm sprechende Geist sprach mir Mut zu mit den Worten: "Du brauchst keine Furcht zu haben. Auf Gott hoffe und fürchte dich nicht! Was können dir die Menschen tun!"

 

Ich entgegnete, daß ich die durch den Verkehr mit der Geisterwelt gewonnene Überzeugung auch vor dem Bischof bekennen werde. Infolgedessen würde ich wohl in allernächster Zeit meine Absetzung als katholischer Pfarrer zu erwarten haben. "Der Bischof wird dich nicht über den Spiritismus und deine daraus gewonnene Glaubensüberzeugung fragen", entgegnete er. "Du wirst später auf dem Wege der Beurlaubung im Frieden mit deiner Religionsgemeinschaft aus deiner Pfarrei scheiden und nicht auf dem Wege der Absetzung."

 

Ich konnte mir gar nicht denken, daß der Bischof mich nichts über die spiritistischen Versammlungen und die darin vorgetragenen Wahrheiten fragen würde. Und doch geschah es so, wie es mir durch das Medium gesagt worden war. Der Bischof las mir das Verbot der römischen Kongregation aus dem Jahre 1917 vor, wonach Katholiken keine spiritistischen Versammlungen besuchen durften, ließ mich unterschreiben, daß er mir das Verbot mitgeteilt habe und gab mir eine Buße für die bisherige Übertretung des Verbotes. Auf die spiritistische Sache selbst ging er mit keinem Worte ein.

 

Später mußte ich eine für mich sehr schmerzliche Bestätigung einer durch das Medium in der Stadt gemachten Voraussage erfahren. Es war nämlich in einer Sitzung mitgeteilt worden, daß einer aus dem Kreise der Sitzungsteilnehmer jener Stadt mich verraten werde. Wir hielten keinen von uns eines solchen Verrates fähig. Und doch wurde das unmöglich Erscheinende zur Wirklichkeit. Eine Frau aus unserem Kreise erstattete gegen mich Anzeige bei der bischöflichen Behörde wegen meiner fortgesetzten Teilnahme an spiritistischen Sitzungen.

 

Infolge dieser Anzeige schien meine Absetzung unvermeidlich. Zwar hatte ich meine Beurlaubung zum Zwecke der Wohlfahrtspflege beantragt. Aber sie war in einer so schroffen Form durch das bischöfliche Generalvikariat abgelehnt worden, daß nach menschlichem Ermessen keine Hoffnung mehr bestand, sie zu erreichen. Das Verfahren gegen mich vor dem geistlichen Gericht nahm seinen Fortgang, und es wurde Termin zur Hauptverhandlung gegen mich anberaumt und ich zu der Hauptverhandlung geladen. Nur noch wenige Tage trennten mich von diesem Termin, an dem das Urteil meiner Absetzung ohne Zweifel gefällt worden wäre.

 

Dennoch vertraute ich auf die mir gemachte Voraussage, daß ich im Frieden mit meiner Religionsgemeinschaft auf dem Wege der Beurlaubung meine Pfarrei verlassen würde. Da erhielt ich noch in letzter Stunde vom geistlichen Gericht ein Telegramm, daß auf Weisung des Bischofs das Verfahren gegen mich einstweilen eingestellt sei. Bald folgte ein Brief des Bischofs, in dem er die von mir nachgesuchte Beurlaubung genehmigte und anfragte, wann ich meine Pfarrei zu verlassen wünschte. Ich gab den Tag an, der mir schon seit langem als Tag meines Abschiedes aus meiner Pfarrei vorausgesagt worden war: 31. Dezember 1925.

 

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Kundgebung eines Mediums im Eisenbahnwagen

 

In der Pfingstwoche des Jahres 1924 fuhr ich nach Graz in der Steiermark. Auf der Strecke Passau - Wien war ich allein mit einem jungen Manne im Eisenbahnabteil. Ich saß ihm gegenüber und las in einem Buch. Da sah ich, wie der Kopf des jungen Mannes sich plötzlich vornüberbeugen, als ob er eingeschlafen sei. Aber in demselben Augenblick richtete er sich wieder in die Höhe, saß da mit geschlossenen Augen, nahm sein Notizbuch aus der Tasche und beschrieb darin eine Seite.

 

Dann riß er das Blatt heraus und gab es mir mit den Worten: "Nimm dies und verwahre es! An einer anderen Stelle wird dir gesagt werden, was es bedeutet." Ich besah die Schrift, konnte jedoch die Zeichen nicht verstehen. Dann kam der junge Mann wieder zu sich. Er wußte nichts davon, daß er geschrieben hatte; auch nicht, daß er mir das Blatt gegeben und kein Wort von dem, was er mir gesagt. Auch er konnte die Zeichen nicht lesen, die auf dem Blatt standen.

 

Nach meiner Rückkehr von Graz in meine Pfarrei trug ich das beschriebene Blatt 14 Tage lang in meiner Tasche. Da kam ich an einem Samstagabend in die Familie meines Sprechmediums. Der Junge war allein im Zimmer. Nach einigen Augenblicken fiel er in "Trance" und sagte: "Zeige mir den Zettel, den du bei dir trägst und der dir auf der Reise nach Graz übergeben wurde." Ich gab ihm das Blatt. Er las es und sprach: "Morgen Nachmittag wird ein Jude zu dir kommen.

 

Die Menschen sind der Meinung, daß er krank sei. In Wirklichkeit wird er von einem bösen Geist hart gequält und so im Banne gehalten, daß er fast kein Wort hervorbringen kann. Sobald er kommt, rufst du diesen Jungen, durch den ich spreche. Alles andere überlasse mir. Du wirst dabei Großes erleben. Dieser Zettel wurde von dem Schutzgeist des Juden durch jenes Medium bei deiner Reise nach Graz geschrieben. Der Schutzgeist des Juden ist ein verstorbener Onkel aus Köln. Auch der böse Geist, der den Juden quält, ist ein verstorbener Verwandter."

 

Am anderen Nachmittag gegen 4 Uhr schellte jemand an der Pfarrhaustüre. Ich öffnete und erschrak bei dem Anblick eines Mannes dessen Glieder sich verzerrten und dessen Kopf wie in einem beständigen Nervenzucken hin- und herging. Er wollte sprechen, brachte jedoch kein Wort hervor. Ich faßte ihn an der Hand und führte ihn in mein Zimmer. Sofort ließ ich den Jungen rufen. Dieser kam, fiel in Gegenwart des Juden in Trance, stand auf, streckte seine Hand wie zur Beschwörung gegen den Mann und redete in einer Sprache, die ich nicht verstand. Der Jude wurde von einer unsichtbaren Gewalt einigemale hin- und hergeworfen.

 

Dann fühlte er sich frei, begann vor Freude zu weinen und konnte ohne Stockung reden. Er erzählte mir, daß er genau wisse, was soeben mit ihm vorgegangen sei. Er selbst sei hellsehend und könne die Geister erkennen, die um ihn seien, sowohl die guten, als auch die bösen. Sein guter Geist sei ein Onkel aus Köln. Der böse sei ein Verwandter, den er in diesem Leben nicht gekannt habe. Der böse habe ihn abhalten wollen, zu mir zu gehen, und habe ihm unterwegs die schändlichsten Schimpf- und Lästerworte in hebräischer Sprache zugerufen.

 

Er nannte mir einige dieser hebräischen Beschimpfungen. Jetzt hoffe er, für immer von diesem bösen Begleiter befreit zu sein. Er wisse auch, welcher Geist es gewesen, der ihn heute befreit habe. Damit nahm er sein Gebetbuch aus der Tasche und zeigte mir ein hebräisches Gebet zu einem hohen Himmelsfürsten. Der Jude hatte recht gesehen. Dieser Geist war es . Während ich noch mit dem Juden sprach, fiel der Junge wiederum in Trance und wandte sich zu mir mit den Worten:

 

"Was ich dir jetzt sage, hört dieser Mann da nicht. Ihm werden die Sinne gehalten, daß er nichts versteht. Was du heute hier erlebt hast, ist zu deiner Belehrung geschehen und auch diesem Manne zur Belehrung . Er wird nur kurze Zeit vom Bösen befreit bleiben. Der Böse wird bald wiederkehren und ihn weiter quälen bis zu seinem Tode. Das ist sein gerechtes Schicksal. Er hat es verdient. Zu dir wird er nicht wiederkommen. Er wird die Kraft dazu nicht mehr aufbringen."

 

Ich fragte nun den Mann, ob er verstanden habe, was soeben geredet worden sei. Er gab zur Antwort, daß er nichts gehört habe.

 

Tief erschüttert verabschiedete ich mich von diesem armen Menschen. Er kam nicht mehr wieder.

 

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Zusendung einer wichtigen Schrift von unbekannter Hand

 

Oft war ich durch die verschiedenen Medien darauf hingewiesen worden, daß an den Urkunden der ersten christlichen Zeit so viele Fälschungen vorgenommen worden seien. Ich fragte mich immer wieder, ob denn kein wissenschaftliches Werk existiere, das den Versuch mache, die Fälschungen aufzudecken. Es war mir kein derartiges Werk bekannt. Auch konnte mir niemand ein solches angeben. In unseren Sitzungen fragte ich absichtlich nicht danach. Denn es war mir gesagt worden, daß mir alles das zugeleitet würde, was für mich von Nutzen sein könne.

 

Da wurden mir eines Tages zwei Lieferungen eines Werkes zugeschickt. Sie waren noch nicht aufgeschnitten. Dabei lag ein Brief von einer Dame, die ich erst einmal in meinem Leben gesehen hatte. Der Brief lautete:

 

„Die anliegenden Schriften hat mir vorgestern Frau Dr. H. aus F. für Sie mitgegeben. Sie mußte sie Ihnen plötzlich schicken, ohne sie gelesen zu haben. An ihr vollzieht sich ein ganz Gewaltiges. Sie sollten baldmöglichst sie aufsuchen."

 

Die Frau Dr. H., die mir die Schriften plötzlich schicken mußte, kannte ich weder persönlich noch dem Namen nach.

 

In den Schriften, die sie mir schickte und von denen sie selbst nicht wußte, was sie enthielten, wurde der Nachweis geführt, daß eine Schrift des jüdischen Schriftstellers Flavius Josephus durch christliche Abschreiber zugunsten des Christentums in der gröblichsten Weise gefälscht worden war. Der Abschreiber hatte aus Flavius Josephus als einem Verächter Christi einen Verehrer Christi gemacht.

 

In diesen mir zugeschickten Schriften waren außerdem zahlreiche Hinweise auf die planmäßig vorgenommenen Fälschungen der Schriftwerke der ersten Jahrhunderte enthalten , so daß ich darin alles bestätigt fand, was mir durch die in diesen Dingen vollständig unerfahrenen Medien über diesen Punkt gesagt worden war. Diese Feststellung war mir eine große Genugtuung.

 

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Erlebnisse bei meinem Aufenthalt in Amerika

 

Eine Bestätigung sowohl der allgemeinen Wahrheit des Geisterverkehrs, als auch mancher Einzelwahrheiten auf diesem Gebiete erlebte ich bei einem Aufenthalt in Amerika. Hier ist der Spiritismus weit verbreitet unter der Bezeichnung "Spiritualismus". Überall bestehen sogenannte "Spiritualistische Kirchen". Ich benutzte nun zunächst die Gelegenheit, die Handhabung des "Spiritismus" in diesen Kirchen kennenzulernen. Zu diesem Zwecke besuchte ich eine Anzahl spiritistischer Gottesdienste.

 

Da fand ich leider bestätigt, was mir so oft durch die Medien in Deutschland gesagt worden war, die mich immer wieder darauf hingewiesen hatten, daß die guten Geister Gottes überall da fernbleiben, wo es sich bei den Teilnehmern an spiritistischen Versammlungen mehr um irdische Zwecke handle, als um ein inneres Fortschreiten auf dem Wege zu Gott. Wo die materiellen Gesichtspunkte vorherrschten, stelle sich die niedere Geisterwelt ein. Es fehle dann jede Kontrolle der Geister.

 

Solche Versammlungen seien dann der Tummelplatz jener Geistwesen, die sich in den niederen Sphären befänden, ohne deshalb gerade zu den ausgesprochen bösen Geistern zu gehören. Meistens seien es verstorbene Angehörige, Freunde und Bekannte der Versammlungsteilnehmer, die im Jenseits selbst noch nicht weit fortgeschritten seien und denen daher die irdischen Anliegen ihrer menschlichen Hinterbliebenen mehr am Herzen lägen, als deren geistiges Vorankommen.

 

Solche Versammlungen seien dann kein Gottesdienst mehr, sondern eher Auskunftsstellen für rein irdische Fragen und Anliegen und näherten sich in sehr bedenklicher Weise dem, was bei dem heidnischen Götzendienst sich abspielte. Denn die Anziehungskraft des heidnischen Götzendienstes bestehe gerade darin, daß die Menschen durch die bei dem Götzendienst tätigen Medien über ihr irdisches Fortkommen und ihre irdische Zukunft Auskunft erhoffen.

 

Etwas geistig Hohes und Erhebendes trat mir in keiner dieser Kirchen entgegen, so sehr ich mich auch danach sehnte. Meistens war vielmehr das, was ich darin erlebte, von einer Art, welche die Sache des Spiritismus eher schädigen, als ihr von Nutzen sein konnte. Auch hatte ich den Eindruck, daß die Besucher wohl nur wegen der Botschaften, die sie in ihren irdischen Anliegen zu erhalten hofften, an diesen Zusammenkünften teilnahmen. Ebenso scheint die Geldfrage bei den Leitern dieser Kirchen keine untergeordnete Rolle zu spielen. Es wird eine feste Eintrittsgebühr erhoben, die selten weniger als einen halben Dollar beträgt, so daß dem Unbemittelten der Besuch unmöglich gemacht ist.

 

Das alles bestätigte mir die Wahrheit dessen, was mir in Deutschland über den heutigen Spiritismus, auch wenn er unter äußeren religiösen Formen vor sich geht, so eindringlich gesagt worden war. Ich gewann die Überzeugung, daß diese Art des Spiritismus die Menschheit ihrem Gott nicht viel näher bringen wird. Es ist nicht der Spiritismus der ersten Christen.

 

Doch sollte ich in Amerika auch das Hohe des Geisterverkehrs kennenlernen und darin eine Bestätigung des früher von mir selbst Erlebten erfahren.

 

Während meines Aufenthaltes in New York wohnte ich bei einer deutschen Familie Niemann, 148 E. 18. Str. - Ich gebe den Namen und die genaue Adresse dieser Familie deshalb an, weil sie bei den folgenden Erlebnissen die Hauptrolle spielt und mir gestattet hat, ihren Namen zu nennen. Grundsätzlich unterlasse ich es sonst in diesem Buche, Namen anzuführen, damit niemand infolge der Veröffentlichung dieser Schrift von übelwollenden Mitmenschen Unannehmlichkeiten zu erdulden hat.

 

Mit Herrn Niemann hatte ich nie über Spiritismus gesprochen, sondern ihm bloß etwas von den Erlebnissen in den spiritistischen Kirchen New Yorks mitgeteilt. Er selbst gehörte keiner Religionsgemeinde an. Der Gottesglaube schien bei ihm ausgelöscht zu sein. Die Vorgänge in den spiritistischen Versammlungen, von denen ich ihm erzählt hatte, hielt er für Schwindel und Geldmacherei.

 

Doch entschloß er sich eines Abends aus Neugierde, mich in eine solche Kirche zu begleiten. Wie jedem in der Kirche Anwesenden, wurde auch ihm eine Botschaft erteilt. Das, was ihm da gesagt wurde, erwies sich in allen Teilen als zutreffend, obschon das Medium ihn zum erstenmal sah und selbstverständlich nicht wußte, wer er war. Dabei wurde ihm auch mitgeteilt, daß er selbst eine große mediale Veranlagung habe, die er doch weiter ausbilden möge.

 

Nach Hause zurückgekehrt, fragte mich Herr Niemann, was die Hellseherin mit der Ausbildung seiner medialen Veranlagung meine. Nun erklärte ich ihm die Zusammenhänge und erbot mich, mit ihm und seiner Frau zusammen das eine oder andere mal in der Woche einen kurzen Gottesdienst zu halten. Damit war ja auch mir von neuem Gelegenheit gegeben, daß in Deutschland Erlebte auf seine Richtigkeit zu prüfen, an der ich freilich in keiner Weise mehr zweifelte.

 

Ich hielt die Gottesdienste in derselben Weise, wie ich es früher in meiner Pfarrei in dem kleinen Kreis getan hatte, von dem ich bereits berichtet habe. Hier nun, jenseits des Ozeans, in einer Familie, die den Gottesglauben preisgegeben, aber ehrlichen und aufrichtigen Willens war, die Wahrheit anzunehmen, sah ich zunächst die Ausbildung der Medien in derselben Weise vor sich gehen, wie ich das bei den Medien meiner früheren Umgebung beobachtet hatte. Es waren also dieselben Gesetze der medialen Entwicklung, dort wie hier.

 

Schon am ersten Abend begann bei Herrn Niemann das mediale Schreiben, bei dem er zwar wußte, daß er schrieb, aber nicht, was er schrieb. Die einzelnen Abschnitte des Niedergeschriebenen zeigten verschiedene Handschriften und waren auch von verschiedenen Namen verstorbener Angehöriger und Freunde unterzeichnet, deren Herr Niemann sich erst wieder erinnerte, als er ihren Namen auf seiner Niederschrift an diesem Abend vor sich sah. Sie teilten ihm mit, er sei in dem, was er jetzt tue, auf dem rechtem Wege. Er möge darauf fortfahren. Denn wie froh wären sie selbst gewesen, wenn man ihnen während ihres irdischen Lebens diesen Weg zu Gott gezeigt hätte. Es gäbe ein Jenseits und einen Gott; und auf ihn möge er vertrauen.

 

Herr Niemann war sprachlos, als er zu sich kam und das las, was mit seiner Hand in verschiedenen Schriftzügen geschrieben worden war.

 

Nachher hielt Herr Niemann in meiner Abwesenheit den Gottesdienst mit seiner Frau allein. Er schrieb wiederum, wie das erstemal, worüber sich seine Frau sehr wunderte. Denn sie war im Stillen der Meinung, ich hätte ihren Mann hypnotisiert und ihm durch Gedankenübertragung das eingegeben, was er niedergeschrieben hat. Nun hatte sie den Beweis, daß ihre Annahme unrichtig war, weil das mediale Schreiben auch dann in derselben Weise vor sich ging, wenn ich nicht zugegen war.

 

Außerdem hätte sie sich schon das erstemal sagen müssen, daß mir die Namen der Verstorbenen nicht bekannt sein konnten, die unter der ersten Niederschrift standen, und ich daher auch nicht imstande war, sie auf den Schreibenden zu übertragen. Sie erhielt aber in derselben Sitzung einen noch überzeugenderen Beweis. Plötzlich wurde sie nämlich selbst von einer unsichtbaren Macht gezwungen, den Bleistift zu ergreifen und zu schreiben, während ihr die Tränen über die Wangen rannen. Im Gegensatz zu ihrem Manne wußte sie, was sie schrieb.

 

Es war bei ihr dasselbe, was ich bei dem einen Jungen in meiner Pfarrei erlebt hatte. Wie diesem, so wurden auch der Frau Niemann die Gedanken, die sie niederschreiben sollte, mit aller Macht eingegeben. Sie war also ein "Inspirationsmedium" wie jener Junge. Auch sie war nicht in der Lage, am Schluß ihrer Niederschrift das noch einmal wiederzugeben, was ihr inspiriert worden war.

 

Die Ausbildung dieser beiden Medien ging von Woche zu Woche weiter. Herr Niemann schrieb noch eine kurze Zeit, dann aber begann seine Ausbildung als "Sprechmedium" mit all den äußeren Erscheinungen, die ich bei dem Sprechmedium in meiner früheren Pfarrei erlebt hatte. Der Geist, der durch ihn sprach, kam stets mit dem Gruß: "Der Friede Gottes sei mit euch!" oder, wenn er besondere Belehrungen erteilen wollte, mit dem Gruß: "Gottes Wort sei mit euch!"

 

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Der Tod meines Freundes wird vorausgesagt und tritt ein

 

Eine Bestätigung der Wahrheit dessen, was durch diesen Geist uns mitgeteilt wurde, erhielten wir eines Tages in einer uns alle erschütternden Weise. Ich hatte in Deutschland einen sehr lieben Freund. Er war ein einfacher Mann aus dem Volke und lebte auf dem Lande in einem kleinen Dorfe. Vor meiner Amerikareise hatte ich mich noch persönlich von ihm verabschiedet.

 

Da wurde am 20. Juli 1930 bei einem unserer Gottesdienste durch den aus Herrn Niemann sprechenden Geist gesagt, daß mein Freund in Deutschland schwer erkrankt sei und bald sterben werde. Die Botschaft lautete wörtlich: "Dein Freund H.S. ist schwer erkrankt. Er leidet an einer schleichenden Krankheit. Du wirst ihn auf dieser Erde nicht mehr sehen." - Als ich wegen dieser Worte erschrak und mir die Tränen in die Augen traten, tröstete er mich mit den Worten:

 

"Dein Freund ist ein edler Mensch. Bei uns ist er gut aufgehoben. Wenn du ihm schreiben willst, dann tue es gleich, dann wird ihn dein Brief noch am Leben treffen." - Darauf schien er sich noch einmal zu vergewissern, ob mein Brief noch rechtzeitig ankäme, indem er den Kopf nach der Seite drehte, als wenn er mit jemand verhandelte und sich erkundigte. Dann wandte er sich wiederum an mich mit den Worten: "Ja, der Brief kommt noch rechtzeitig an. Aber zögere nicht länger damit!"

 

Am folgenden Tage schrieb ich einen Brief an meinen Freund und fügte ihm gewissermaßen zum Abschied mein Bild bei. Von dem, was mir über seinen bevorstehenden Tod gesagt worden war, schrieb ich selbstverständlich nichts. Ich drückte im Gegenteil meine Freude aus, ihn bald wiederzusehen, und bat ihn, mich bei meiner Rückreise in Bremen abzuholen.

 

Am 20. August 1930 erhielt ich von meiner Schwester, die in Deutschland in der Nähe meines Freundes wohnte, einen Brief, datiert vom 11. August 1930, der mit folgenden Worten begann: "Leider muß ich Dir mitteilen, daß Dein bester Freund H.S. aus O. gestorben ist. Wie ich hörte, soll er am Montag noch einen Brief von Dir bekommen haben mit Deinem Bilde. Da konnte er Dich noch einmal sehen und Dir Lebewohl sagen. Er soll sehr geweint haben, da Du ihm geschrieben, er möge Dich, wenn Du zurückkommst, in Bremen abholen. Jetzt ist er schon in der Ewigkeit."

 

An dem Tage, als ich den Brief von meiner Schwester erhielt, hatten wir in unserem kleinen Kreise einen Gottesdienst. Seit jenem Abend, an dem mir der bevorstehende Tod meines Freundes angekündigt worden war, hatte der durch Herrn Niemann sich kundgebende Geist nicht mehr gesprochen. An diesem Abend trat er nun in das Medium ein und sprach nach dem von Frau Niemann aufgenommenen wörtlichen Stenogramm folgendes: "Gottes Wort sei mit euch! Amen! -

 

Daß ich heute durch ihn spreche, ist nur eine Ausnahme, um deine Bitte zu erfüllen." (Ich hatte nämlich während des Tages still für mich gebetet, Gott möge mir einige Worte des Trostes sagen lassen.) "Es ist dir ein Leid widerfahren, das du als Mensch sehr schwer nimmst. Doch sei nicht traurig! Ihm (dem verstorbenen Freunde) geht es viel, viel besser. Und dir zu Belohnung: Er steht an deiner rechten Seite, dir zugewandt, dir freundlich zulächelnd und mit der rechten Hand über deinen Kopf streichelnd. Er läßt vielmals grüßen. Du sollst es nicht so schwer nehmen. Vielleicht später wirst du ihn hören." (Er meinte damit, daß der Verstorbene später vielleicht durch das Medium selbst mit mir spreche.)

 

"Noch nicht. - Sein letzter Kampf war nicht so schwer. Er wollte dich gern noch einmal sehen und sprechen. Das Erste kann er jetzt (nämlich das Sehen). Das Zweite (nämlich das Sprechen) noch nicht. - Er starb im Gebet zu Gott.- O ihr armen Menschenkinder! Es ist hier so schwer für euch. Doch bleibet treu! Wanket nicht und stolpert nicht, so bleibt die Belohnung nicht aus. Und viele, denen es hienieden nicht so gut ging wie manch anderen, die stehen drüben viel höher als die, die hier ihre Herrscher waren.

 

Der 'Stoff' macht nicht glücklich." (Unter Stoff meint der Geist das Geld. Das Wort "Geld" spricht er nie aus, sondern bezeichnet es mit "Stoff".) "Also nimm es nicht so schwer! Ach, wenn du ihn sehen könntest! Daß er sehr hoch ist, kannst du daran erkennen, daß er hier ist. Er hat noch eine kleine Läuterung, dann ist er in der elften Sphäre. Er überspringt die zehnte. Er gehört zu den wenigen Menschen, die rechte Kinder Gottes sind und waren."

 

Dann betete der Geist mit aufgehobenen Händen des Mediums: "Himmlischer Vater, sei uns gnädig! Neige dein Angesicht herab zu uns! Erfülle ihn, der hier in Trauer und Schmerz um den verlorenen Freund sitzt mit Trost! Gib ihm den Frieden und die Heiterkeit, daß er den Schmerz überwindet. Lasse ihn den Abgeschiedenen, der ein Muster war unter den Menschen, gnädig zu dir kommen! Nimm ihn auf in deinen Kreis, damit er schnell sich entwickelt und Gnade und Segen wirkt für die Menschheit. Vater, den du ausersehen, er kommt zu dir. Laß ihn das Werk vollbringen, für das er dann ausersehen ist. Sei gnädig, Vater, und segne sie beide! Amen!"

 

In den darauffolgenden Gottesdiensten schrieb Frau Niemann unter der geistigen Einwirkung meines verstorbenen Freundes Dinge, die sie als Mensch nicht wissen konnte. So wurde in einer Niederschrift auf einen Spaziergang hingewiesen, den ich vor langen Jahren mit dem nun verstorbenen Freunde durch ein kleines Hunsrücktal gemacht hatte. Dabei hatten wir uns über Gott und die großen Jenseitsfragen unterhalten. Ich selbst erinnerte mich erst wieder an diese Begebenheit, als ich sie in der medialen Niederschrift der Frau Niemann las. Das Tal war darin mit dem richtigen Namen angegeben, den nur die Leute kennen, die in der Gegend des Tales wohnen.

 

Auch in den Jahren, wo mein Freund noch lebte, erhielt ich durch ihn so gewaltige Beweise von der Wahrheit dessen, was mir im Verkehr mit der Geisterwelt mitgeteilt worden war, daß sie allein genügt hätten, mich zu überzeugen. Als ich nämlich infolge meiner geistigen Erlebnisse meine religiöse Überzeugung von Grund auf ändern mußte, dachte ich mit tiefem Schmerz daran, daß ich wegen meiner veränderten religiösen Einstellung auch diesen treuen Freund verlieren würde.

 

Denn er war ein guter Katholik. Als ich nun bei einer Sitzung in Deutschland dem sich kundgebenden Geist meine Befürchtung aussprach, erhielt ich die Antwort: "Deine Furcht, den Freund zu verlieren, ist unbegründet. Denn wir selbst werden ihn belehren, ohne daß du ihm Aufklärung zu geben brauchst."

 

Es dauerte nicht lange, da suchte mich mein Freund auf und erzählte mir von den merkwürdigen Visionen, die er geschaut hatte. Es waren ihm darin eine Reihe grundlegender Wahrheiten gezeigt worden, die mit seinem katholischen Bekenntnis in Widerspruch standen. So vor allem durch eine Vision auf dem Kirchhof die Wahrheit, daß es auch für die Verdammten einmal eine Amnestie geben und alles wieder zu Gott zurückkehren werde. Dann über die verschiedenen Schicksale der Geister der Verstorbenen.

 

Er erhielt dabei auch die entsprechenden Belehrungen. Auch wurde ihm die Aufgabe gezeigt, die ich persönlich in meinem Leben zu erfüllen hätte. Diese Erlebnisse, über die man ein eigenes Buch schreiben könnte, wirkten auf ihn so überzeugend, daß ich mich damit begnügen konnte, ihm einfach die Richtigkeit seiner Visionen zu bestätigen.

 

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Ägyptische Fürstengräber

 

Eine Sache, deren Bedeutung ich selbst bis heute noch nicht in vollem Umfang erkennen kann und deren Erfüllung noch nicht eingetreten ist, möchte ich nicht mit Stillschweigen übergehen.

Es handelt sich um die Auffindung zweier ägyptischer Königsgräber aus der Zeit 5000 vor Christi Geburt. Es besteht für mich nicht der geringste Zweifel, daß die darüber gemachten Angaben wahr sind; daß die Gräber später aufgefunden werden und alles das enthalten, was mir durch vier verschiedene Medien darüber mitgeteilt worden ist.

 

Doch hören wir zunächst, auf welch merkwürdige Weise ich von diesen Gräbern Kenntnis erhielt.

 

Es war am 1. Februar 1924. Ich saß nach Schluß der Bürostunden in meinem Privatbüro in den Räumen des Hilfsbundes. Da kamen zwei junge Leute im Alter von ungefähr 20 und 28 Jahren zu mir und gaben an, sie seien zu mir geschickt worden, um mir einen Dienst zu erweisen. Kaum hatten sie diese Worte ausgesprochen, da fielen beide zu meiner großen Überraschung gleichzeitig in "Tieftrance". Die Geistwesen, die aus ihnen sprachen, baten mich um Papier und Bleistift.

 

Ich gab ihnen das Gewünschte. Sie setzten sich an einen Tisch und begannen zu zeichnen. Als sie nach einer Weile aufhörten, sah ich, daß jeder von ihnen an der Wiedergabe eines ägyptischen Königsgrabes arbeitete und daß die Zeichnungen mit alten, mir unverständlichen Inschriften versehen waren. Sie sagten, daß sie später wiederkommen und die Zeichnungen fortsetzen wollten.

 

Ich fragte, wer sie seien. Nur der eine von ihnen konnte die deutsche Sprache verstehen und gab mir in deutscher Sprache Antwort. Der zweite redete in einer Sprache, die mir unbekannt war und die der erste mir ins Deutsche übersetzte. Er gab folgenden Bericht:

 

"Wir beide, die wir durch diese Werkzeuge reden und schreiben, waren ägyptische Fürsten. Unsere Namen sind Arras und Isaris. Ich - Arras - war Fürst des Oberen Nil und mein Freund Isaris war Fürst des Unteren Nil. Wir behandelten unsere Untertanen gut. Wir züchtigten unsere Sklaven nicht. Wir ließen unserem Volk seinen freien Willen. Es war reich, und ausgesprochen Arme gab es in unserem Lande nicht. Dreimal im Jahre wurde geerntet, so daß wir übergenug zum Leben hatten. Überall war Überfluß. Das Volk hatte alles, was es begehrte.

 

Es feierte die glänzendsten Feste und legte großen Prunk an den Tag und lebte in den Tag hinein, Gott den Allmächtigen vergessend. Es aß die Früchte und Körner des Bodens, die Gott wachsen ließ. Es trank reinstes Wasser, wie es aus keiner reineren Quelle kommen konnte. Es trank den herrlichsten Wein, den es überhaupt gab, ohne zu denken, wer das alles geschaffen hätte. Und des Trubels und der Feste wurde immer mehr. Und das Volk war nicht mehr zufrieden mit dem Althergebrachten. Da schuf es sich aus Gold und Edelsteinen Götter. Es betete diese gemachten Götzen an und verehrte sie. Ja, es gab unter ihnen solche, die sich um des Volkes willen für diese Götzenbilder hinmorden ließen.

 

Wir sahen dem allem ruhig zu und ließen das Volk das alles ausüben, anstatt, wie es richtig gewesen wäre, es daran zu hindern. Im Gegenteil, um die Gunst des Volkes zu erlangen, haben wir es in seinem götzendienerischen Treiben noch unterstützt. Ich habe dem Götzen Amojo zehn Wagen voll Goldsachen gesandt, damit sein Götzenbild fertiggestellt wurde. Damit wollte ich beim Volke im Ansehen steigen. Auch Isaris hat zehn Wagen Goldsachen für den Götzen Lachitju gegeben, damit er mehr in der Achtung des Volkes steigen sollte.

 

Wir gingen an der Spitze des Volkes zur Einweihung der Götzenbilder und stellten unsere Truppen zum Schutze dieser Gottheiten auf, anstatt sie zu vernichten. Vor dem Götzenbilde war eine goldene Schale, in der sich Blut eines neugeborenen Kindes befand. Dieses Blut durfte nicht austrocknen. Es mußte durch Erneuerung des Blutes dafür Sorge getragen werden, daß es nicht vertrocknete. Denn wenn es vertrocknet war, wurde der Priester, der dies verschuldete, von dem Oberpriester vor dem Bildnis des Götzen mit dem Schwerte hingerichtet.

 

Die Sache wurde immer toller. Da sandte Gott die Strafe. Sie war furchtbar, aber gerecht. Er ließ die Quellen versiegen. Er sandte eine Hitze, so daß die Hitzewelle alles niederschlug. Alles verdorrte. Und doch flehte das Volk nicht zu ihm. Wenn es die Allmacht Gottes erkannt hätte, dann wäre Gott nicht allzu streng mit ihm ins Gericht gegangen. Aber es war niemand da, der zu ihm betete. Da sandte Gott die Rache, die vollständige Vernichtung auf das abtrünnige Volk, das ihn nicht als den Schöpfer anerkennen wollte.

 

Es konnte zur Erkenntnis des wahren Gottes gelangen. Denn es gab Sterndeuter und hohe Gelehrte, welche die Wahrheit verkündeten und das Volk auf das Strafgericht Gottes vorbereiten sollten und es auch vorbereiteten. Doch das Volk verlachte und verspottete sie. Man hörte nicht auf sie, sondern schlug sie tot.

 

Da verdunkelte sich der Himmel. Graue Wolken zogen heran. Schwarz war der Himmel. Sturm zog herauf. Blitze zuckten hernieder, welche die Götzen zerschmetterten, so daß man nicht ein Atom mehr davon finden konnte. Dann kamen die Schrecknisse, welche die Menschen vernichteten: Feuer und Schwefel kamen vom Himmel und verursachten Dämpfe, welche die Luft verpesteten, so daß die Menschen erstickten . Die Steine der Paläste stürzten ein und begruben alles unter einem Schutthaufen. Dann sandte Gott einen gewaltigen Sturm und bedeckte alles mit gelbem, grauem Sande in einem Erdbeben. Dies war die Gottesrache für die Beleidigung. Es war ein Akt der Gerechtigkeit.

 

Als die Vernichtung kam, waren wir beide schon tot. Ich - Arras - starb unter dem Dolch eines Priesters, der nach meinem Weib trachtete. Mein Freund Isaris, mit dem ich Blutsfreundschaft geschlossen und bis zum Lebensende gehalten habe, starb im Kampf mit Zyclov. Er war ein Feldherr und wohnte unter seinem Dach. Er strebte nach Macht und nicht mit reinem Herzen. Er suchte den Thron seines Herren zu untergraben und empörte sich gegen ihn und erschlug ihn.

 

Unsere Stadt und unsere Gräber sind verschüttet und noch nicht gefunden. Wir lebten 5000 Jahre vor Christi Geburt. Das ganze Reich Ägypten hatte mehrere Fürsten unter einem Herrscher, den ihr 'Kaiser' nennen würdet. Es waren Bundesfürsten. Zu diesen gehörten auch wir beide. Nur war Isaris dazu noch Sachwalter des ganzen Reiches; ihr würdet sagen 'Reichskanzler'. Die Hauptstadt des Reiches war Memph. Die ersten Familien, die Priester und Heerführer pflegten den König oder Fürsten immer aus derselben Familie zu nehmen."

 

Auf meine Frage, welche anderen Völker damals existierten, antwortete er: "Auf der Halbinsel Arabien zogen die Nomadenstämme umher. Es gab ein großes Reich am Euphrat. Dieses Reich war an der Mündung des Euphrat und reichte bis zum Ganges. Dann gab es noch ein Reich, wo später die Mauren wohnten. Spuren von diesem Reich sind noch auf den alten Karten vorhanden."

 

Als die Medien zu sich kamen, wunderten sie sich über die von ihnen angefertigten Zeichnungen und wußten nicht, was das alles zu bedeuten hätte. Sie kamen im ganzen siebenmal in drei Monaten. Es war mir vorher nie bekannt, wann sie die Fortsetzung machten.

 

An einem Morgen, als ich im Begriff stand, aus meinem Pfarrort in die Stadt zum Büro des Hilfsbundes zu reisen, kam der Bauernjunge, der Sprechmedium war, zu mir ins Pfarrhaus und sagte, er habe den Auftrag bekommen, mich heute in die Stadt zu begleiten. Weshalb er mitfahren sollte, war ihm nicht bekannt. Ich nahm in also mit, weil ich aus Erfahrung wußte, daß es sich stets um etwas Wichtiges handelte, wenn der Junge solche Aufträge erhielt.

 

An diesem Tage erschienen wiederum die beiden Medien für die ägyptischen Zeichnungen. Gleichzeitig mit ihnen fiel auch mein Bauernjunge in Trance und saß so lange schweigend da, während die beiden anderen ihre Zeichnungen fortsetzten. Plötzlich stand das meiner Pfarrei angehörige Medium auf und ging zu dem einen der Zeichnenden hin und redete mit ihm in einer fremden Sprache. Er schien ihm etwas an der Zeichnung zu erklären. Dann kam er zu mir und bat mich um Radiergummi.

 

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Als ich ihm diesen überreichte, ging er wieder zu dem anderen Medium. Ich selbst trat nun auch in dessen Nähe und sah, daß es den Nil gezeichnet hatte. Es nahm den Radiergummi aus der Hand des Jungen und radierte an dem Lauf des Nils einen kleinen Teil aus und zeichnete ihn anders. Ich fragte das in Trance befindliche Medium aus meiner Pfarrei, ob es mir sagen dürfe, was diese Vorgänge zu bedeuten hätten. Der daraus sprechende Geist gab mir zur Antwort, daß er heute die Aufsicht über die beiden zeichnenden Medien habe.

 

Denn es werde die für die Auffindung der Königsgräber wichtigste Zeichnung angefertigt, nämlich der Lauf des Nil. Der Geist einer der beiden früheren Fürsten hätte durch das Medium den Nilfluß so gezeichnet, wie er zur damaligen Zeit seinen Lauf genommen. Heute jedoch sei der Lauf des Nil infolge einer Versandung an einigen Stellen ein anderer. Es sei gerade eine dieser Stellen, von der aus die Messung der Entfernung vorgenommen werden müsse, um die Königsgräber zu finden. Darum habe er auch heute morgen den Jungen veranlaßt, mit mir in die Stadt zu gehen.

 

Als die letzte Zeichnung vollendet war, erhielt ich den Auftrag, alle Zeichnungen durchzupausen und eine Pause versiegelt an einer mir bezeichneten Stelle zu hinterlegen. Dann wurde mir eine Urkunde von dem einen der ägyptischen Fürsten diktiert, die ich unterschreiben mußte.

 

Sie lautete: "Im Jahre 1924 erhielt ich Kunde von der Existenz zweier Geister, die früher einmal Fürsten waren. Arras und Isaris - so nennen sie sich. Von eben denselben sind mir mehrere Zeichnungen und Diktate zugetragen worden. Dieselben umfassen einen Bericht über das Schicksal der beiden Fürsten und ihres Lebens. Mir wurde aufgetragen, in das Land der beiden zu ziehen und ihre Gräber zu öffnen und die Überreste der verschütteten Stätten freizulegen. Diese Materialien sammelte ich in der Zeit vom 1. Februar bis 1. Mai 1924."

 

Isaris erklärte im Auftrage des Arras und in seinem eigenen Namen: "Wir beide haben euch das kundgetan, was uns aufgetragen worden ist, euch zu sagen, damit ihr unsere Grabstätten findet. Die Durchführung liegt in eurer Hand. Seelisch, geistig habt ihr für uns bis heute gewirkt. Wir danken euch dafür. Wir bitten euch, dies auch fernerhin zu tun, und mit heutigem Tage verabschieden wir uns von euch. Wir werden nur noch einmal kommen.

 

Das wird an dem Tage sein, wo die Erfüllung des Vorhergesagten eintrifft und von euch als tatsächliches, geschichtliches Geschehen nicht bloß geglaubt, sondern auch erkannt wird. Betet für uns! Und - Gott zum Gruß! Wenn ihr vor unserem Grabe stehet und ihr die Reste findet, dann sind wir dort. Hier ist unsere Aufgabe erfüllt. - Gott zum Gruß - auf Wiedersprechen!"

Diese Urkunde unterzeichnete ich und nahm sie zu den anderen ägyptischen Akten.

Bei dieser Gelegenheit stellte ich noch manche Fragen, die sich auf die vorliegende Sache bezogen. Als Antwort darauf wurde mir folgende Belehrung zuteil: "Ich kann dir sagen, daß alles aufgezeichnet ist, was auf die Örtlichkeit selbst Bezug hat, wo die Gräber liegen. Die genauen Angaben können wir euch nur an Ort und Stelle geben. Es ist jetzt nur die eine Frage: Die Ausführung des Auftrages. Ihr habt die Gräber nur zu suchen, und ihr findet sie. Ihr findet darin verschiedene Kultursachen.

 

Sie sind schon mehrfach gefunden worden und sind an und für sich nicht so ganz wichtig. Aber wichtig ist der 'Aufruf an das Volk' und die 'Rolle', in der die Gesetze der 'Weißen Magie' über den Geisterverkehr enthalten sind und auch die Heilarten, wie man Krankheiten heilen kann. Dann sind auch Angaben darin über die Herstellung verschiedener Erzeugnisse aus Pflanzen, Salzen und derartigen Stoffen, womit man verschiedene Sachen konservieren kann, und auch, wie man aus Pflanzen Stoffe herstellen kann, die sehr dauerhaft sind. Geld und Gold liegt auch dort, damit ihr alle eure Auslagen decken könnt und noch mehr.

 

Ihr werdet nicht das Schicksal so vieler haben, die bisher solche Gräber öffneten und getötet wurden. Denn auf jedem Grabe steht die Inschrift: 'Diejenigen, welche Hand anlegen oder den Antrieb dazu geben, sind verfallen.' - Ihr gehet in Gottes Namen und nehmet den Grundstich auch in unserem Namen mit Gottes Hilfe vor. So wird euch nichts geschehen.

 

Du fragst mich nach den Schriftzeichen auf den Zeichnungen. Die Schriftzeichen sind verschieden. Denn man hat nicht überall gleich geschrieben. Es ist die Schrift so, wie wir sie damals geschrieben haben. Ihr könnt die Schrift nicht lesen und nicht schreiben. Ich könnte euch die Buchstaben diktieren. Aber damit vermöget ihr nichts anzufangen. Denn ein Buchstabe gilt sowohl für ein Wort, als auch für ein Zeichen.

 

Auf unserem Grabe, auf unserem Palast, auf den Steinen, auf den Säulen, auf den Wänden ist überall dieselbe Schrift. Die Gelehrten können sich die Köpfe an diesen Steinen einrennen; die Schrift werden sie nicht entziffern können. Vielleicht wird der eine oder andere sagen, daß die Schrift, die er bei euch sieht, möglicherweise aus Ägypten ist, weil er einige Zeichen erkennt. Aber die meisten werden sagen, ihr hättet euren Verstand verloren. Und sie werden euch Hindernisse in den Weg legen.

 

Der Großkönig, unter dem wir Bundesfürsten waren, hieß 'AM-EL'. Er starb nach uns beiden. Sein Grab ist noch nicht gefunden. Es sind in ganz Ägypten ungefähr 10.000 Gräber von Königen, Fürsten und Vornehmen. Die anderen Gräber zähle ich nicht. Da könnt ihr sicher sein, daß nicht alles entdeckt ist."

 

Später fragte ich in den Sitzungen mit den Medien meiner Pfarrei nach dieser ägyptischen Sache. Ich wollte erfahren, um welche Zeit die Gräber aufgefunden würden. Ich erhielt zur Antwort: "Das alles hat noch seine Zeit. Es werden Weltereignisse eintreten, wodurch diese Sache reif wird. Heute ist sie noch unmöglich und würde aus Gründen, die ihr nicht versteht, das Leben vieler Menschen kosten. Welche großen Absichten Gott damit verbindet, könnt ihr nicht einmal ahnen."

 

Diese ägyptische Sache habe ich deshalb in dieser Ausführlichkeit an Hand der Akten wiedergegeben, damit im Augenblick der Erfüllung auch hierdurch der Beweis erbracht ist, daß alle Einzelheiten genau vorausgesagte worden sind.

 

Ich persönlich habe das Empfinden, daß die Auffindung der hier beschriebenen Gräber für die heutige Wissenschaft der gewaltigste Beweis für die Wahrheit dessen sein soll, was in diesem Buche enthalten ist. Denn solche Beweise kann auch selbst die jenseits feindlichste Wissenschaft nicht mehr beiseite schieben, sondern muß sie als vollwertig anerkennen.

 

Doch das ist meine rein persönliche Meinung. Näheres über die Bedeutung der Auffindung der ägyptischen Gräber ist mir nicht mitgeteilt worden. Die Richtigkeit dieser ägyptischen Sache wurde mir auch durch das Medium in der Stadt bestätigt. Es fügte noch hinzu, daß der Fürst, der sich "Arras" nannte, auch den Namen "Hario" geführt habe."

 

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Beurteilung des Erlebten

 

Wenn man die bisher angeführten Beispiele, die nur einen ganz kleinen Bruchteil meiner Erlebnisse auf diesem Gebiet ausmachen, in aller Ruhe überdenkt, so wird es jedem klar, daß man mit den üblichen "natürlichen" Erklärungsversuchen keinen Schritt weiterkommt. Nicht "Suggestion", nicht "Gedankenübertragung", nicht "Unterbewußtsein" können die Ursachen solcher Erscheinungen sein. Weder die Medien als Menschen wußten diese Dinge, noch auch andere Menschen.

 

Was nie im Bewußtsein eines Menschen war, kann bei ihm auch nie zum Unterbewußtsein werden, und Gedanken, die ich selbst nicht habe, kann ich auch nicht auf andere übertragen.

 

Die Worte "Suggestion", "Unterbewußtsein", "Gedankenübertragung" sind auf diesem Gebiet in den meisten Fällen eben nur Worte, mit denen man recht viel Gelehrtes auszudrücken glaubt und auch auf diejenigen Eindruck macht, die nicht nachzudenken pflegen. Aber in Wirklichkeit sind es Worte ohne anwendbare Begriffe. "Wo die Begriffe fehlen, da stellt ein Wort zur rechten Zeit sich ein."

 

Was die Gedankenübertragung angeht, so habe ich mich oft bemüht, meine Gedanken auf die Medien sowohl vor ihrem Trancezustand, als auch während desselben mit aller Kraft zu übertragen. Aber in keinem einzigen Falle enthielten ihre darauf folgenden Kundgebungen auch nur ein Wort von dem, was ich an Gedanken auf sie zu übertragen suchte.

 

Auch andere habe ich veranlaßt, mit mir zusammen einen bestimmten Gedanken, den wir vorher vereinbart hatten, einem Medium für seine Kundgebungen zu suggerieren. Aber alle diese Versuche blieben ohne den geringsten Erfolg.

 

Was mir durch die ungelehrten und auf allen Gebieten des Wissens vollständig unerfahrenen Medien mitgeteilt wurde, übersteigt jedes menschliche Wissen von diesen Dingen.

 

Hier gibt es bloß eine Erklärung, die unser Denken befriedigt, nämlich: Es sind außerirdische Geistwesen, die sich dieser Medien als Werkzeuge bedienen, um uns von der Existenz eines Jenseits, von dem Dasein eines Gottes und einer Geisterwelt zu überzeugen und uns auf den Weg zu Gott zu führen.

 

Die in den folgenden Kapiteln wiedergegebenen Belehrungen über die "Gesetze des Geisterverkehrs" und "die großen Fragen des Diesseits und Jenseits" werden weitere Beweise dafür in Fülle liefern.

 

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Zweiter Teil

Die Gesetze des Verkehrs der Geister mit der materiellen Schöpfung

 

 

Vorbemerkung

 

Ich habe erkannt, daß alles, was Gott bestimmt hat, ewige Geltung besitzt.
Man kann da nichts hinzufügen und nichts davon hinwegnehmen.
Und das hat Gott so eingerichtet, daß man Ehrfurcht vor ihm habe.
Prediger 3, 14

 

 

Es war mir schon bei der ersten Berührung mit der Geisterwelt die Zusage gemacht worden, daß ich über die Gesetze belehrt würde, nach denen sich der Verkehr der Geister mit der materiellen Welt, besonders mit den Menschen, vollzieht.

 

Würde diese Zusage erfüllt, so bedeutete dies für mich einen neuen, unwiderleglichen Beweis für die Wahrheit dessen, was ich bisher aus dieser Quelle an Belehrungen empfangen hatte. Ich selbst wußte von jenen Gesetzen nichts. Erst recht war den auf allen wissenschaftlichen Gebieten unerfahrenen Medien von derartigen Gesetzen nichts bekannt, so daß sie aus sich keine Belehrungen darüber erteilen konnten.

 

Die mir gemachte Zusage wurde in viel vollkommenerer Weise gehalten, als ich zu hoffen gewagt hatte. Der Unterricht, der mir über die Gesetze des Geisterverkehrs zuteil wurde, war von einer Klarheit und Überzeugungskraft, wie sie nur der Wahrheit innewohnt. Alle Fragen, die ich stellte, wurden mir ausführlich bis in ihre Einzelheiten beantwortet. Nie konnte ich auch nur den kleinsten Widerspruch in den Ausführungen feststellen. Alles griff ineinander, wie in einem feinen Uhrwerk.

 

Mein Lehrmeister war dasselbe Geistwesen, das mir schon bei meinem zweiten Zusammentreffen mit ihm versprochen hatte, mich in alle Wahrheit einzuführen. Es bediente sich dazu als Medium desselben Jungen wie damals. Da dieser nur mittelmäßige Schulbildung besaß, so bewahrheitete sich auch hierbei das Wort des Apostels Paulus: Was der Welt für töricht gilt, das hat Gott erwählt, um die Weisen zu beschämen; und was der Welt für niedrig und verächtlich gilt, ja was der Welt nichts gilt, das hat Gott erwählt, um das zunichte zu machen, was in den Augen der Welt groß dasteht. Denn kein Sterblicher soll sich seiner eigenen Leistungen vor Gott rühmen können (1. Kor. 1, 27-29).

 

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Das Gesetz der "Odkraft" (Lebenskraft)

 

Gesetzmäßigkeit in der gesamten Schöpfung Gottes

 

„Ihr Menschen", so begann der Geist seine Belehrungen - „scheint anzunehmen, daß Gesetzmäßigkeit bloß in der materiellen Welt herrsche. Das ist ein Irrtum. Gott ist ein Gott der Ordnung und der Gesetzmäßigkeit sowohl in der irdischen, als auch in der geistigen Schöpfung. Er selbst unterwirft sich bei seinem Tun den von ihm geschaffenen Gesetzen und hebt keines von ihnen auf.

 

So müssen auch wir Geister die gottgewollten Naturgesetze beobachten, sooft wir mit der materiellen Welt in Verbindung treten. Das gilt sowohl für die gute, als auch für die böse Geisterwelt.

 

Ihr pflegt alles ein 'Wunder' zu nennen, was ihr mit den euch bekannten Naturgesetzen nicht in Einklang bringen könnt. Für den, der die Kräfte der materiellen und der geistigen Welt kennt, gibt es keine 'Wunder'. Denn alles vollzieht sich nach denselben unwandelbaren Gesetzen, von denen keines das andere aufhebt oder abändert.

 

Wenn du einen Stein mit der Hand in die Höhe hebst, so wird dadurch das Gesetz der 'Schwerkraft' des Steines, wie ihr es nennt, nicht beseitigt, sondern durch die stärkere Kraft deiner Hand überwunden. Würde jedoch ein Stein durch eine für euch unsichtbare Hand emporgehoben, so wäre das in euren Augen ein 'Wunder', weil ihr die Kraft nicht sehet und darum der Ansicht wäret, der Stein erhebe sich von selbst. Und doch muß in beiden Fällen eine Kraft vorhanden sein, die das Heben des Steines bewirkt. Ob ihr die Kraft sehet oder nicht, macht in dem Vorgang selbst keinen Unterschied. In beiden Fällen wird die Schwerkraft des Steines durch eine stärkere Kraft überwunden.

 

Selbst Gott kann infolge der von seiner Allmacht geschaffenen Gesetze nicht machen, daß sich ein Stein von selbst erhebt. Wohl hätte er andere Gesetze für die Materie schaffen können. Nachdem er aber die jetzt bestehenden Gesetze für alles irdische Geschehen festgelegt hat, muß auch er bei dem Stein, der sich erheben soll, eine Kraft wirksam werden lassen, die größer ist als die Schwerkraft des Steines. So ist es auf allen Gebieten.

 

Es ist auch kein 'Wunder', wenn die Geisterwelt mit euch Menschen in wahrnehmbare Verbindung tritt und mit euch spricht. Und wenn ich durch diesen Jungen mit dir rede, so geht auch das nach feststehenden Gesetzen vor sich, die ich befolgen muß und die ein böser Geist, der durch diesen Jungen sprechen wollte, in derselben Weise befolgen müßte.

 

Betrachtet eure Fernsprecheinrichtungen! Wieviel Naturgesetze müssen da erfüllt werden, bis ein Gespräch zustande kommt! Es muß ein Kraftstrom vorhanden sein; Drähte und andere Einrichtungen müssen angebracht werden, die zur Übertragung des gesprochenen Wortes erforderlich sind und den Gesetzen der Elektrizität und der Akustik entsprechen. Ob nun ein guter Mensch den Sprechapparat benutzt oder ein Verbrecher, beide sind denselben Fernsprechgesetzen unterworfen.

 

Zum Verständnis dessen, was du auf dem Gebiet des Geisterverkehrs wahrnimmst, ist es für dich wichtig, die hauptsächlichsten Gesetze kennenzulernen, die beim Verkehr der Geisterwelt mit der materiellen Schöpfung in Betracht kommen. Hast du diese begriffen, dann wird dir das meiste verständlich sein, was dir auf diesem Gebiet begegnet und euch Menschen bis jetzt so unerklärlich erscheint.

 

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Das "Od" als geistige Lebenskraft

 

Geist und Materie können wegen der Verschiedenheit ihres Seins nicht unmittelbar aufeinander wirken. Auch dein eigener Geist ist aus sich allein nicht fähig, ein Glied oder Organ deines Körpers in Tätigkeit zu setzen. Ebensowenig bin ich, der ich jetzt von dem Körper dieses Jungen Besitz ergriffen habe, aus mir allein imstande, den Körper aufzurichten, seine Hände zu erheben oder mit seinen Sprechwerkzeugen einen Laut hervorzubringen. Sowohl dein eigener Geist, als auch ich bedarf dazu eines "Kraftstromes."

 

So hat der Maschinenführer den Kraftstrom des Dampfes oder der Elektrizität nötig, um die Maschine in Gang zu bringen. Fehlt der Kraftstrom oder ist er zu schwach, so steht die Maschine still.

In unserem Fall ist der Maschinist der Geist. Die Maschine ist der Körper oder die Materie. Soll die Materie vom Geist in Bewegung gesetzt werden, so ist dazu ein Kraftstrom nötig.

 

Die Gelehrten der alten Zeit nannten den Kraftstrom im Menschen 'Seele', im Gegensatz zu 'Geist' und 'Körper'. Sie lehrten daher mit Recht, daß der Mensch aus Geist, Seele und Körper besteht.

 

Die Bibel bezeichnet den Kraftstrom oder die Lebenskraft als 'Odem des Lebens'. Und Gott hauchte dem Menschen den Odem des Lebens in die Nase; so w e der Mensch zu einem lebendigen Wesen (1. Mose 2, 7).

 

Eure heutige Wissenschaft hat dem Kraftstrom im Menschen den Namen 'Odkraft' gegeben.

 

Die 'Odkraft' oder Lebenskraft befindet sich in und um alles, was Gott geschaffen hat. Jeder Mensch, jedes Tier, jede Pflanze, jeder Stein, jedes Mineral, jedes Wasser, jeder Weltkörper, jeder Geist und was es sonst noch gibt, hat Odkraft. Sie ist nichts Materielles, sondern etwas Geistiges und stets mit einem Geist verbunden. Sie ist die Lebenskraft des Geistes. Träger der Odkraft ist daher stets der Geist. Wo also Leben ist, ist Od, und wo Od ist, ist Geist. Da nun die Odkraft in und um alles ist, was Gott geschaffen hat, und stets mit dem Geist verbunden ist, so folgt daraus, daß in allem Geschaffenen ein Geist ist.

 

Das klingt euch unglaublich, und doch ist es die Wahrheit.

 

Ist ein Geist mit einem materiellen Körper verbunden, so besitzt er zunächst die Odkraft, die für seine eigene Existenz als Geist erforderlich ist. Sodann eine entsprechende Zugabe an Odkraft, um das Leben, den Aufbau und die Betätigung des irdischen Körpers zu ermöglichen. So bedarf ja auch, um mich eines unvollkommenen irdischen Gleichnisses zu bedienen, eine Lokomotive einer bestimmten Menge Dampfkraft, um sich selbst fortbewegen zu können, und einer entsprechenden Zugabe an Dampf, um die angehängten Wagen mitzuziehen. Der an euren Geist angehängte Wagen ist der Körper. Für ihn benötigt also euer Geist eine besondere Zugabe an Odkraft.

 

Das für den Körper bestimmte Od unterscheidet sich jedoch von dem des Geistes. Denn alles, was auf Materie wirken soll, muß bis zu einem gewissen Grade der Materie verähnlicht und angepaßt werden. Daher ist das Od der irdischen Körper nicht so geistig, wie das Od der Geister selbst, die sich in diesen Körpern befinden.

 

Das körperliche Od hat Ähnlichkeit mit euren irdischen Kraftströmen. Sie sind weder rein materiell, noch rein geistig. Ihr eigentliches Wesen ist euch unbekannt, wenn ihr auch ihre Wirkung täglich erfahret.

Für die irdischen Kraftströme habt ihr materielle Leitungsdrähte, um den Strom in der zweckmäßigsten Stärke wirken zu lassen. Ihr habt Maschinen und sonstige Einrichtungen und Anlagen, deren Betrieb eine bestimmte Stromstärke erfordert. Ist der Kraftstrom zu stark, so zerstört er diese Einrichtung. Ist er zu schwach, so kommt der Betrieb zum Stillstand.

 

So wird auch der Odstrom bei allen körperlichen Wesen an einem Leitungsdraht durch den ganzen Körper mit all seinen wunderbaren Einrichtungen, die ihr Organe nennt, in der dafür notwendigen Stärke geführt. Wirkt der Strom zu stark auf ein Organ, so kommt es in Unordnung; ist er zu schwach, so stellt es seine Tätigkeit ein.

 

Der Leitungsdraht der Odkraft ist das Blut. Wird er zerstört, indem das Blut verlorengeht oder durch Zersetzung vernichtet wird, so hört auch der Odstrom auf; genau so, wie bei euren Kraftströmen der Strom versagt, wenn die Leitungsdrähte durch äußere Eingriffe oder durch Zersetzung beschädigt werden.

 

Weil das Blut der Odleiter und daher ohne Blut das körperliche Leben nicht möglich ist, darum wird in der Bibel das Blut der 'Sitz des Lebens' genannt: Das Blut ist der Sitz des Lebens (5. Mose 12, 23).

 

Das körperliche Od wird nicht vom Geist des betreffenden Körpers erzeugt, sondern aus den Nahrungsstoffen gewonnen, die der Körper in sich aufnimmt.

 

Damit du die weiteren Belehrungen über die Odkraft verstehst, muß ich dich über das Wesen der Materie unterrichten.

 

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Die Materie als verdichtetes Od

 

Hast du dir schon einmal klarzumachen versucht, wie der Körper der Lebewesen sich bildet? Betrachte deinen eigenen Körper und sein Wachstum! Wurde dein Körper vielleicht in der Weise gebildet, daß fertige Materie daran gesetzt wurde, so wie ein Haus entsteht, indem Stein auf Stein gefügt wird? Du wirst von selbst einsehen, daß dein Körper nicht auf diese Weise entstanden ist. Der Körper ist nichts anderes als zur Materie verdichtetes Od. Das gilt von jedem Körper, nicht bloß von dem des Menschen, sondern auch von dem der Tiere, Pflanzen und Mineralien.

 

Ihr Wachstum und materielles Entstehen unterliegt denselben Gesetzen der Odverdichtung.

 

Das Od der einzelnen materiellen Wesen stellt eine nach wunderbaren, euch unbekannten Gesetzen hergestellte Mischung der verschiedenen Odkräfte und Odarten dar. Bei den Menschen ist die Odmischung eine andere als bei den Tieren, und bei dem Tier wieder anders als bei der Pflanze und bei der Pflanze anders als bei den Mineralien.

 

Dieser Unterschied der Odmischung besteht aber nicht bloß zwischen den verschiedensten Naturstufen, sondern auch zwischen den Einzelwesen derselben Naturstufe. So ist die Odmischung bei den einzelnen Menschenrassen eine verschiedene. Der Neger hat eine andere Odmischung als der Weiße oder Indianer. Aber die der weißen Rasse angehörenden Menschen haben nicht alle die gleiche Odmischung. Ebenso ist es bei den anderen Rassen. Jeder einzelne Mensch hat eine ihm eigentümliche Odmischung. Es gibt also keine zwei Menschen mit genau demselben Od. Das gilt in derselben Weise von den Tieren, Pflanzen, Mineralien.

 

Da nun der Aufbau des Körpers eines Lebewesens in der Verdichtung der dem Lebewesen eigentümlichen Odmischung besteht, so hat jeder Körper seine besondere materielle Eigenart. Fleisch, Knochen, Nägel, Haare und alle anderen zum Körper gehörenden Teile haben bei jedem Lebewesen ihre besondere Eigentümlichkeit. Sie beruht auf der Odmischung, die bei dem Einzelwesen zu finden ist.

 

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Das Wachstum der Lebewesen

 

Es ist für euch ein großes Naturgeheimnis, wie es möglich ist, daß das vergeistigte und daher für eure Augen nicht sichtbare Od sich zur festen Materie verdichten kann. Daß es möglich ist, lehrt euch die tägliche Erfahrung, denn ihr sehet, daß euer Leib nicht dadurch wächst, indem fertige Materie daran geklebt wird. Ihr wißt, daß die Eichel nicht dadurch zum Eichbaum wird, daß immer mehr Eichenholz dazu getan wird, sondern daß das Wachstum einen im Inneren des Lebewesens sich vollziehenden Prozeß darstellt.

 

Ihr wißt ferner, daß die von euch aufgenommenen Speisen nicht inwendig an euren Körper angefügt werden, und auf diese Weise der Körper sein Wachstum vollzieht, sondern daß ein euch unbekanntes Etwas in alle Teile und Teilchen des ganzen Körpers strömt, sich dort zu Fleisch, Knochen, Haaren, Nägel und sonstigen Substanzen verdichtet und durch diese Verdichtung zur Materie wird.

Das euch unbekannte Etwas ist das 'Od'.

 

Woher stammt nun das für den Aufbau und die Erhaltung des Körpers aller Lebewesen notwendige Od? Du kannst das selbst finden, wenn du darüber nachdenkst, was zu deinem körperlichen Leben notwendig ist. Du hast Luft, Wasser, Speisen nötig. Aber nicht alles, was in der Luft, dem Wasser und der Speise enthalten ist, kann dein Körper gebrauchen. Vor allem kann es den einzelnen Teilen deines Körpers nicht in dem Zustand zugeführt werden, wie es in der Luft, in dem Wasser und der Speise enthalten ist, nämlich nicht in materiellem Zustand. Denn auch die Luft ist Materie. Es muß zunächst in eine vergeistigte Form gebracht und als 'Od' in die kleinen und kleinsten Teilchen des Körpers geleitet werden.

 

Die Umwandlung der materiellen Nährstoffe in Od erfolgt auf dem Wege der Auflösung in dem in eurem Körper vor sich gehenden Verdauungsprozeß.

 

Die Luft, die ihr einatmet, stellt eine materielle Odmischung dar. Daraus lösen eure Lungen nur die Odteile auf, deren euer Körper bedarf. Die nicht brauchbaren Teile scheiden sie durch die Atmung aus.

Das Wasser hat ebenfalls eine besondere Odmischung. das Wasser- Od benötigen die Körper der Menschen, Tiere und Pflanzen am meisten. Denn der menschliche, tierische und pflanzliche Körper ist zum größten Teil eine Verdichtung des dem Wasser entnommenen Od.

 

Darum ist auch das Wasser-Od in reichster Menge in den aus der Tier- und Pflanzenwelt entnommenen Nahrungsmitteln enthalten, so daß ihr mit der Aufnahme dieser Nahrungsmittel in den meisten Fällen auch den notwendigen Bedarf an Wasser-Od empfanget. Weil das Od des Wassers bei den Körpern eine so große Rolle spielt, darum kann dieses Od nicht lange entbehrt werden. Eure Hungerkünstler können wochenlang der festen Speise entsagen, aber ohne Wasseraufnahme würde bei ihnen bald der Tod eintreten. Aus demselben Grunde gehen Tiere und Pflanzen ein, denen das Od des Wassers längere Zeit versagt bleibt.

 

Nun verstehst du auch, daß die Qual des Verdurstens die größte Qual ist, die ein Lebewesen zu ertragen hat . Sie stellt den schmerzlichsten Todeskampf dar.

 

Das Od der Luft wird nicht so sehr zum Aufbau des Körpers gebraucht, sondern in der Hauptsache zur Erzeugung der verschiedenen Kraftströme, durch welche die Zersetzung der Speisen, ihre Auflösung in Od, die Mischung der verschiedenen Odarten und endlich ihre Verdichtung zur körperlichen Materie bewirkt wird. Alle Auflösungen erfolgen durch heiße und alle Verdichtungen durch kalte Odströme. Daher könnt ihr nur wenige Augenblicke ohne das Od der Luft leben. Denn wenn dies fehlt, hört jede andere Odwirkung von selbst auf.

 

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Die Odstrahlung der Weltkörper

 

Es bleibt nun noch die Frage zu beantworten, woher denn das in der Luft, im Wasser und den Nahrungsmitteln enthaltene Od stammt?

  

Es kommt von der Erde. Die Erde als Weltkörper hat eine Odmischung und Odstrahlung, die alle Odarten enthält, welche für die auf ihr befindlichen Lebewesen notwendig sind. Das Od der Erde setzt sich zusammen aus dem Od, das sie selbst als Weltkörper besitzt. Außerdem nimmt sie die Odstrahlung all der Weltkörper, die sich im Bereich der Erde befinden, in die eigene Odmischung auf. Jeder dieser Weltkörper hat ein ihm eigentümliches und besonderes Od, das bei keinem der anderen Weltkörper in dieser Art und Mischung zu finden ist.

 

Je nach der Stellung jener Weltkörper zu eurer Erde ist auch ihre Odstrahlung auf die Erde bald stärker, bald schwächer. Da die Stellung der Weltkörper zueinander mit jeder Sekunde wechselt, darum wechseln in demselben Maße auch die Odstrahlungen, die jene Weltkörper zu eurer Erde senden.

 

Die Mischung des Od eurer Erde mit dem Od der sie umgebenden Weltkörper ist von der größten Bedeutung für das Leben und das Wachstum auf eurer Erde.

 

Du mußt ferner bedenken, daß jede Odart auch eine ganz eigenartige Kraftwirkung in sich schließt. In dem Maße nun, in dem im Augenblick der Geburt das körperliche Od des Neugeborenen unter dem Einfluß einer einseitig starken Odwirkung eines oder mehrerer Weltkörper steht, in demselben Maße wird die Odmischung des Neugeborenen beeinflußt. Sie ist ja im Augenblick der Geburt gewissermaßen noch ziemlich neutral und wird nun durch die auf sie einwirkende Odstrahlung und Odmischung nach einer gewissen Richtung für immer festgelegt. -

 

Wenn du in einem Glas eine Mischung herstellen sollst und du gießt von einem bestimmten Stoff eine große Menge hinein, dann kannst du von anderen Stoffen um so weniger beimischen. Die ganze Mischung trägt alsdann in Farbe, Geruch, Geschmack und sonstigen äußeren Merkmalen den Charakter des Stoffes, den du in besonders großer Menge in das Glas getan. Du kannst auch den zu groß bemessenen Bestandteil nachträglich nicht mehr verringern oder durch Beifügen größerer Mengen anderer Bestandteile verdünnen. Denn das Glas kann nicht mehr als voll gemacht werden.

 

So ist es auch bei der Odmischung des Neugeborenen. Die Gesamt-Odmenge ist bestimmt und kann nicht vermehrt werden. Bildet nun eine gewisse Odart den Hauptbestandteil des Gesamt-Od, so wird sie für die Gestaltung und das Wachstum den Neugeborenen für immer maßgebend bleiben. Und da die einzelnen Odarten auch ganz eigenartige Lebensenergien entwickeln, so wird die Eigenart des Hauptbestandteiles an Od dem Neugeborenen neben einer besonderen Gestaltung seines Körpers auch einen ihm eigentümlichen Charakter in seinem Handeln geben.

 

Es ist daher kein Aberglaube und auch keine leere Phantasie, daß man aus dem Zeitpunkt der Geburt auf die körperliche Eigenart und den Charakter eines Menschen schließen kann. Der Einfluß der Odwirkung der Weltkörper auf euer irdisches Dasein, eure Lebensenergien, Charaktere und Temperamente ist ein viel größerer, als ihr euch denkt. Ihr pflegt ja selbst zu sagen: 'Er ist unter einem glücklichen oder unglücklichen Stern geboren.' Damit soll die Wirkung ausgedrückt werden, welche die Odstrahlung eines Weltkörpers auf die Lebewesen bei ihrer Geburt ausübt.

 

Das alles steht im Zusammenhang mit den großen Fragen des Menschenschicksals, so daß ich es nicht ganz mit Stillschweigen übergehen konnte.

 

Alle Körper der irdischen Wesen sind also verdichtetes Od, das von der Odstrahlung der Erde und der sie umgebenden Weltkörper stammt.

 

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Der Verdichtungsprozeß des Od

 

Den Auflösungs- und Verdichtungsprozeß könnt ihr euch an einem Beispiel in der Natur klarmachen.

 

Du weißt, daß unter dem Einfluß der Wärme eine für euer Auge meistens nicht sichtbare Verdunstung der Feuchtigkeit des Erdbodens und der Gewässer erfolgt. In einer gewissen Höhe über der Erde verdichtet sich der bis dahin unsichtbare Dunst zunächst zu einem feinen, kaum sichtbaren Schleier. Eine weitere Verdichtung zeigt euch den feinen Schleier als Wolke. Diese wird unter dem Einfluß der Kälte immer dichter und fällt schließlich unter einer noch größeren Verdichtung als Wasser oder Schnee zur Erde.

 

Wird das Wasser durch einen höheren Kältegrad weiter verdichtet, so wird es Eis und stellt eine feste Materie dar. Hier hast du die stufenweise Verdichtung eines für eure Augen nicht sichtbaren, gleichsam vergeistigten Stoffes zur festen Materie, die ihr nicht bloß sehen und mit den Händen greifen könnt, sondern die euch auch eine große Widerstandskraft entgegensetzt. So ist also die Eisdecke eurer Bäche, Teiche und Flüsse verdichtetes Wasser und von derselben Art wie das betreffende Wasser und zeigt auch dessen Eigentümlichkeiten, und das Wasser ist verdichteter Dunst.

 

Wie also der Dunst von der Erde aufsteigt, nach und nach zur festen Materie in Form von Eis wird, sich wieder in Wasser und dann in Dunst auflöst, so geht es mit allen irdischen Körpern. Sie entstehen aus dem euren Augen unsichtbaren Od der Erde, das sich auf dem Wege des Wachstums zur Materie verdichtet und nach dem irdischen Tode des Lebewesens wieder zu dem Od der Erde zurückkehrt. Allen irdischen Wesen gilt daher das Wort: 'Von der Erde bist du genommen und zur Erde kehrst du zurück.'

 

Das ist der beständige Kreislauf bis zu dem Tage, an dem alle Materie endgültig in Od aufgelöst und nicht wieder zu materiellen Körpern verdichtet wird. - Doch darüber werde ich dir später noch manches zu sagen haben.

 

Hieraus magst du entnehmen, daß bei jedem irdischen Wesen drei Zustände des Od unterschieden werden können: - Das Od des Geistes, der in den Wesen verkörpert ist - das etwas mehr verdichtete, aber für menschliche Augen nicht sichtbare Od als körperliche Lebenskraft - und das zur festen Materie gewordene Od, das ihr Körper nennt.

 

Das Od als Lebenskraft des Körpers bleibt, wie dir bereits bekannt, stets mit dem Od des Geistes und dadurch mit dem Geist selbst verbunden. Es ist der körperliche Betriebsstoff in der Hand des Geistes, wie der irdische Kraftstrom der Betriebsstoff in der Hand des Maschinisten ist. Wird daher dieser körperliche Betriebsstoff so gemindert, daß er für die Lebensfähigkeit des Körpers nicht mehr ausreicht, so trennt sich der Geist vom Körper. Es tritt der irdische Tod ein. So läßt der Maschinist die Maschine im Stich, die er wegen Mangel an Strom nicht mehr in Betrieb halten kann.

 

Sterben die irdischen Körper, so bleibt die Odkraft beim Geist. Denn die irdischen Körper haben keine selbständige Odkraft, sondern bloß die Geister, die von ihnen Besitz genommen haben.

 

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Stärkung und Schwächung des Od

 

Der Geist kann jedoch mit der ihm eigenen Odkraft das durch Krankheit geschwächte Od seines Körpers vermöge seiner Willensenergie stärken, die schlecht arbeitenden körperlichen Organe in erhöhte Tätigkeit versetzen und dadurch die schädlichen Bestandteile aus dem Körper ausscheiden. Dabei muß der geschwächte Körper selbstverständlich die Aufnahme schädlicher Speisen meiden und durch gesunde Nahrungsmittel die Wirkung des geistigen Od fördern.

 

Der Geist wirkt in diesem Falle, um mich wiederum eines materiellen Vergleiches zu bedienen, mit seiner eigenen Odkraft wie eine starke Druckpumpe auf das körperliche Od und die Odstromleitung, nämlich das Blut.

 

Wie groß die Stärkung sein kann, die der Geist eines Menschen durch die ihm eigene Odkraft infolge Anspannung seines Willens dem Od seines Körpers zuführt, könnt ihr aus zahlreichen Vorkommnissen ersehen . Oft empfangen Gelähmte, denen eine große Gefahr droht, durch die auf die Rettung gerichtete Willensenergie des Geistes eine solche Stärkung der körperlichen Odkraft, daß die Lähmung weicht und die Glieder wenigstens für kurze Zeit wieder gebrauchsfähig werden.

 

Dieselbe Wirkung hat eine aufs Höchste gesteigerte Hoffnung auf Heilung. Sie ist ebenfalls ein Akt des Willens und bringt durch die damit verbundene Stärkung der körperlichen Odkraft manche plötzlichen Heilungen hervor, die ihr als Wunder anseht.

 

Willensenergie, die in Mut, Hoffnung, Vertrauen und Freudigkeit zum Ausdruck kommt, ist daher das beste Heilmittel. Sie ist aber auch der beste Schutz gegen ansteckende Krankheiten. Das dadurch gestärkte Od des Körpers bildet gewissermaßen einen Schutzwall, der das Eindringen der Krankheitskeime abhält. Je stärker die Willensenergie, um so stärker ist auch dieser unsichtbare Panzer.

 

Willensschwäche, Mutlosigkeit, Angst und Verzagtheit des Geistes bewirken das Gegenteil. Sie arbeiten wie eine Saugpumpe, die das Od des Körpers samt dem Blut aus dem Körper und seinen Organen nach innen zieht, dadurch die Kraft des Körpers schwächt und den Weg für Ansteckungen freimacht.

 

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Die Heilkraft des Od

 

Wie der Geist das durch Krankheit geminderte Od seines Körpers stärken kann, so ist eine solche Stärkung auch möglich durch Übertragung der Odkraft eines gesunden Wesens auf ein krankes. Eine derartige Odübertragung nennt ihr 'Magnetisieren'. Jedes Lebewesen kann Od auf ein anderes übertragen. Nicht bloß Menschen auf Menschen, sondern auch Menschen auf Tiere, Pflanzen und Mineralien. Ihr könnt Pflanzen durch Übertragung eures eigenen Od zu schnellerem Wachstum bringen.

 

Ihr könnt Wasser, Öl und andere derartige Dinge magnetisieren, sie gewissermaßen mit eurem Od tränken und dadurch den Kranken, die das Wasser trinken oder mit dem Öl gesalbt werden, eine raschere Heilung verschaffen.

 

Der Mensch kann auch das Od von Tieren, Pflanzen und Mineralien zur eigenen Heilung verwenden. Auf dieser gegenseitigen Odübertragung beruhen die Gesetze der Heilkraft in der Schöpfung Gottes. So strömen auch die Felle mancher lebenden Tiere ein bestimmtes Od aus, das heilkräftig wirkt. Von vielen Pflanzen ist die Heilkraft allgemein bekannt. Leider kennt ihr heute die Heilkräfte der einzelnen Pflanzen für die verschiedenen Krankheiten nicht mehr in dem Maße wie die alten Völker. Dasselbe gilt von den Mineralien.

 

Daß jeder Edelstein eine ihm eigentümliche Odkraft besitzt, dünkt den meisten als Aberglaube. Und doch ist gerade das Od der Edelsteine von ganz besonderer Reinheit und Kraft und stärkt das Od desjenigen, der den Edelstein trägt. Dabei muß allerdings vorausgesetzt werden, daß der Mensch den Edelstein wählt, der zu seinem eigenen Od paßt und nicht

 

Odkräfte enthält, die der eigenen Odstrahlung widerstreiten. Ihr habt ja Bücher, die euch darüber näheren Aufschluß geben, welcher Edelstein je nach der Geburtszeit für den einzelnen Menschen in Frage kommt.

 

Sehr wichtig für das Gebiet der Heilung ist die Odübertragung von Mensch zu Mensch. - Ein krankes Kind fühlt sich bald besser, sobald die gesunde Mutter es an ihren Körper schmiegt. Dadurch überträgt sie von ihrem gesunden Od auf das kranke Kind und stärkt das durch Krankheit geschwächte Od des Kindes. - Ein gesunder Mensch, der mit kranken oder alten Leuten zusammen schläft, teilt ihnen von seiner Odkraft mit.

 

Die kranken oder alten Bettgenossen werden dadurch gestärkt, während der Gesunde durch beständige Abgabe des Od immer schwächer wird. Daher bekommen Gesunde, die längere Zeit mit kranken oder alten Leuten zusammen schlafen, infolge der Schwächung der eigenen Odkraft ein krankhaftes Aussehen. Das ist der Grund, weshalb man Kinder nicht mit alten Leuten zusammen in demselben Bett schlafen lassen soll.

 

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Die Od-Aura

 

Das Od durchströmt den irdischen Körper in allen seinen Teilen und strahlt noch ein Stück darüber hinaus. Die dadurch bewirkte Umstrahlung des irdischen Körpers bezeichnet eure Wissenschaft mit dem Namen 'Aura'. Alles Geschaffene hat diese Odaura. Auch die großen Weltkörper. Was ihr Anziehungskraft der Erde nennt, ist die Kraft der Odstrahlung, deren Reichweite in einem bestimmten Verhältnis zur Größe der Erdkugel steht. Dasselbe gilt von allen anderen Weltkörpern. In dem ganzen Universum gibt es keinen Punkt, der nicht von der Odstrahlung irgend eines Weltkörpers getroffen wird.

 

Die Odaura umstrahlt den materiellen Körper in gleichem Abstand von jedem Teilchen des Körpers. Infolgedessen hat die 'Aura' auch die Gestalt des Körpers, dem sie angehört und den sie umströmt. Man spricht daher auch von dem 'Odkörper' oder dem 'Astralkörper' oder dem 'fluidalen Körper' der materiellen Wesen im Gegensatz zu dem materiellen Körper. Es ist das, was die Bibel den 'geistigen Leib' nennt. Er ist für euer leibliches Auge nicht sichtbar. Doch sogenannte 'Hellseher', die über die Gabe des geistigen Schauens verfügen, können die Odstrahlung oder den 'Odkörper' sehen.

 

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Die Odschwingung

 

Die Quelle des Lebens ist der Geist. Aber die Auswirkung des Lebens und die Lebensbetätigung erfolgt durch die mit dem Geist verbundene Odkraft, die darum auch Lebenskraft genannt wird. Diese Kraft äußert sich in Schwingungen des Od. Jeder Ausdruck des geistigen Lebens, jeder Ausdruck des Lebens in der euch umgebenden Natur, alle Naturkräfte sind Odschwingungen. Jedes Denken und Wollen äußert sich in entsprechenden Schwingungen des Od, die durch den Geist als Träger des Od erzeugt werden.

 

Jedes körperliche Gefühl, jedes seelische Empfinden wird durch Schwingungen des Od hervorgerufen. Alle Töne, Farben, Gerüche, Geschmacks- und Tastempfindungen entstehen durch ganz bestimmte Odschwingungen. In der geistigen Welt sind es die Schwingungen des reinen geistigen Od. In der materiellen Schöpfung sind es die Schwingungen des mehr oder minder verdichteten Od.

 

Alles, was ihr an irdischen Erscheinungen vor euch seht, alles Wachsen, Blühen und Reifen, alle Kraftströme und Strahlungen, Elektrizität, Radio, Ätherwellen, Licht und Finsternis, alle Stufenleiter der Töne, Farben, Gerüche, der Geschmacks- und Tastempfindungen, alle Kraftströme des Universums, die Anziehungskraft der Weltkörper und ihre Bewegungen im Weltenraum alles beruht auf diesen Odschwingungen. Ein Denker der alten Zeit hat gesagt: 'Alles ist im Fließen.'

 

Er hätte sagen müssen: 'Alles ist im Schwingen.' Den Schwingungen der das ganze Universum durchströmenden und jedes Teilchen durchdringenden Odkraft liegt das große göttliche Geheimnis der Zahlen zugrunde. Ihr kleinen Menschen werdet nie dieses Geheimnis ergründen. Ihr sucht nach der Einheitszahl im Weltengeschehen. Ihr werdet sie nicht finden. Zwar habt ihr bereits manche Wahrheiten jenes Zahlengeheimnisses entdeckt. Ihr wißt die Zahlen der Schwingungen der einzelnen euch bekannten Töne.

 

Ihr versucht auch die den Farben zugrunde liegenden Zahlen der Odschwingungen zu erforschen. Aber was ist das alles zu dem unendlichen Meer von Wahrheiten, das euch verschlossen ist? Ihr vermöget die sieben Siegel der Schöpfung Gottes nicht zu lösen. Ihr könnt nur staunend und anbetend euer Haupt neigen vor der Weisheit und Allmacht des Allerhöchsten.

 

Ziehen wir nun aus dem wenigen, das ich dir über die Odschwingungen gesagt habe, einige für unsere Zwecke wichtige Folgerungen.

 

Zunächst wird es dir einleuchten, daß Harmonie dieser Odschwingungen Schönheit, Gesundheit, Freude, Friede und Glück bedeutet; daß aber Disharmonie der Schwingungen der Grund der Häßlichkeit, der Krankheit, des Schmerzes, des Unglücklichseins sein muß. Wie Disharmonie der Töne und Farben euer seelisches Empfinden verletzt und euch seelisch gewissermaßen weh tut, so ist Disharmonie des geschaffenen Geistes zu seinem Schöpfer dasselbe auf geistigem Gebiet.

 

Denn diese Disharmonie äußert sich in entsprechenden Schwingungen des geistigen Od. Sie verursacht eine geistige Häßlichkeit, ein geistiges Kranksein, einen geistigen Unfrieden, ein geistiges Sichunglücklichfühlen - kurz, einen geistigen Schmerz, der in dem Maße wächst, als die Disharmonie des Geistes Gottes gegenüber zunimmt. Die äußerste Grenze der Disharmonie, nämlich die vollständige Gegensätzlichkeit des geschaffenen Geistes zu seinem Schöpfer, bedeutet daher auch das höchste Maß des geistigen Schmerzes und Unglücks; es ist das, was ihr Hölle nennt.

 

Und weil die größte Disharmonie der geistigen Odschwingungen auch den größten Gegensatz zu Schönheit und Licht bedeutet, die ja höchste Harmonie zur Voraussetzung haben, so muß die Hölle ein Zustand größter Häßlichkeit des geistigen Odleibes und tiefste Finsternis sein. Das sind auf ewigen Gesetzen beruhende Notwendigkeiten. Nicht Gott wirft euch in die Hölle, sondern eure Disharmonie zu allem Schönen und Guten, zu allem geistig Gesunden und Reinen, zu Licht und Leben.

 

Darum ist die Hölle der geistige Tod, in den sich derjenige stürzt, dessen geistiges Sein die größte Disharmonie zum göttlichen Sein darstellt. Disharmonie der geistigen Odschwingungen ist das Tiefensteuer beim Geistesflug, Harmonie das Höhensteuer. Die Beseitigung der Disharmonie aus dem geistigen Sein ist die Lebensaufgabe eines jeden Geschöpfes.

 

Doch werden die Odschwingungen eines Lebewesens nicht bloß durch die Gedanken und Stimmungen des eigenen Geistes beeinflußt, sondern auch durch die Odschwingungen eines anderen Lebewesens, dessen Odstrahlung es in sich aufnimmt. Wenn daher sogenannte 'hellempfindende Menschen' auf irgendeine Weise mit der Odstrahlung eines anderen in hinreichende Verbindung kommen, dann nehmen sie auch deren Empfindungen in sich auf . Auf diesem Gesetz beruht das 'Sich-Einfühlen' in das Empfinden, den Charakter, die Gesinnung und das Schicksal eines anderen.

 

Alle Odschwingungen eines Lebewesens lassen in dem eigenen Odkörper ähnliche Eindrücke zurück, welche die Schwingungen der Töne eines Liedes auf die Platte eines Grammophons ausüben, so daß sie später immer wieder zu Gehör gebracht werden können, und zwar nicht bloß als dieselben Töne, sondern auch mit demselben Gefühlsausdruck, den der Sänger in das gesungene Lied hinein legte. Darauf beruht auch das Erinnerungsvermögen. Je tiefer die Eindrücke waren, die auf diese Odplatte ausgeübt wurden, um so leichter können sie wieder hervorgeholt werden.

 

Derselbe Vorgang, der sich bei der phonographischen Platte in materialisierter Form vollzieht, ist in geistiger Weise beim Nachempfinden von Geschehnissen durch hellempfindende Personen vorhanden, sobald sie mit der geistigen Odplatte eines anderen in hinreichend starke Verbindung kommen. Dadurch werden in ihrem eigenen Od dieselben Schwingungen und infolgedessen auch dieselben Empfindungen erzeugt, die in jener fremden Odplatte enthalten sind.

 

Du weißt ja aus dem Vorhergegangenen, daß bestimmte Schwingungen der Odkraft nicht bloß einen bestimmten Ton, sondern auch eine bestimmte Farbe, einen bestimmten Geruch, einen bestimmten Geschmack und eine bestimmte Tastempfindung erzeugen. Auch das Gefühl von Wärme und Kälte beruht auf solchen Odschwingungen. Es gibt Hellempfindende, die einen Ton auch als Farbe sehen und die sogar Farben durch das Tastgefühl feststellen können, indem sie die Verschiedenheit der Farben an der Verschiedenheit der Kälte und Wärmestrahlung erfühlen, die von den Farben ausgeht.

 

Andere nehmen die seelischen Gefühle der Liebe oder des Hasses, des Wohlwollens oder der Mißgunst, des Mutes oder der Furcht, der Treue oder der Treulosigkeit als Gefühle des anderen nicht bloß im eigenen Empfinden wahr, sondern sogar in entsprechenden Farbbildern, so daß sie die Begriffe der Liebe, Treue, Trauer, Freude, des Hasses, Neides in einem Farbenbild zu malen imstande sind. Das alles beruht auf den Odschwingungen, von denen jene Empfindungen begleitet sind.

 

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Das Od als Träger des körperlichen Gefühls

 

Das Od ist daher auch Träger des körperlichen Gefühls. Wenn also das Od aus einem körperlichen Glied verdrängt wird, so verschwindet daraus auch das Gefühl. Die Verdrängung des Od aus dem Körper oder Körperteilen kann auf die verschiedenste Art erfolgen. Sie kann durch Schlaganfälle oder innere Brüche herbeigeführt werden, welche das Blut als Odleiter stören. Eine künstliche Verdrängung des Od pflegen eure Ärzte durch narkotische Mittel zu bewirken.

 

Auch durch übermäßigen Genuß von Alkohol tritt eine Odverdrängung ein, die sich in einer teilweisen oder vollständigen Gefühllosigkeit äußert. Das Gefühl kehrt wieder, sobald der Körper von jenen Stoffen wieder freigeworden ist.

 

Umgekehrt ist das Gefühl auch dann noch vorhanden, wenn das materielle Glied eines Körpers selbst entfernt ist. Denn der Odkörper eines irdischen Wesens bleibt als Ganzes bestehen, wenn auch ein Glied des materiellen Leibes weggenommen ist. Bei einem Menschen, der ein Bein verloren hat, ist also das Odbein noch vorhanden. Und da das Od Träger des Gefühls ist, empfindet er nach Verlust des leiblichen Beines noch so, als ob er es überhaupt nicht verloren hätte. Er fühlt Schmerzen im Knie, den Waden, der Ferse, den Zehen eines Beines, das er gar nicht mehr besitzt. Die Wahrheit dieser Tatsache werden dir alle Amputierten bestätigen können.

 

Weil das Od nach Trennung des Geistes vom Körper im irdischen Tode beim Geist bleibt und Träger des Gefühls ist, so kann der vom Körper getrennte Geist dieselben Empfindungen haben wie ein Geist, der noch mit dem materiellen Körper verbunden ist. Darum sind die Geister der Abgeschiedenen genauso leidensfähig, wie sie es in ihrem irdischen Leben waren.

 

Geister von Verstorbenen, die infolge ihres Lebenswandels in eine niedere (tiefe) Sphäre gelangen, sind der Meinung, sie lebten noch als Menschen auf der Erde. Das hat folgende Gründe: Zunächst haben sie noch dieselben Empfindungen, die sie als Menschen hatten . Ferner sehen sie ihren Odleib als einen materiellen Leib an, weil er dem irdischen Leib nach Form und Gestalt vollkommen gleich ist. Endlich ist die Erinnerung an ihren irdischen Tod bei ihnen ausgelöscht.

 

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Der Geruch des Od

 

Das Od der einzelnen Lebewesen hat einen bestimmten Geruch.

 

Da das Od etwas Geistiges ist, so wird auch der Odgeruch durch das geistige Empfindungsvermögen und nicht durch den körperlichen Geruchssinn wahrgenommen. Der Odgeruch ist bei jedem Lebewesen verschieden. So wie es keine zwei Menschen gibt, die genau dieselbe Gestalt und dieselben Gesichtszüge haben, so gibt es auch keine zwei Menschen, die dasselbe Od und denselben Odgeruch besitzen. Da jeder Geist, auch der körperlose, einen Odkörper hat, so haben auch die körperlosen Geister einen ihnen eigenen Odgeruch, der um so unangenehmer wirkt, je tiefer das Geistwesen steht. Darum wird in den alten Büchern bei den Berichten über das Erscheinen des Teufels erwähnt, er sei mit großem Gestank angekommen.

 

Das Od wird dadurch, daß es in Gestalt der Aura über den Körper hinausströmt, für andere auch nach seinem Geruch wahrnehmbar. Etwas von dem Odgeruch eines Wesens bleibt an allem haften, was mit seiner Odstrahlung in Berührung kommt. An dem Odgeruch erkennt der Hund die Sachen und die Spur seines Herrn. Der Odgeruch führt die darauf abgerichteten Polizeihunde auf die Spur des Verbrechers. Nur wenn andere Spuren mit frischerem Odgeruch die ursprüngliche Spur verdecken, ist eine Weiterverfolgung der ersten Spur sehr erschwert oder ganz unmöglich.

 

Jedoch haftet die Odausstrahlung eines Wesens mit dem ihm eigentümlichen Odgeruch nicht bloß an der grobstofflichen Materie, mit der das Wesen in Berührung kam, sondern auch an der feinstofflichen, wie zum Beispiel am Äther, durch den ein Wesen seinen Weg nahm.

 

So hinterläßt also alles Geschaffene eine Odspur seines Daseins, die den ersten Tag seines Entstehens mit dem letzten Lebenstage verbindet.

 

Zur Erläuterung wähle ich ein materielles Beispiel. Wenn ein Wagen einen Weg entlangfährt, mit einem feingemahlenen Stoff beladen, und es rinnt durch eine Ritze des Wagens von diesem Stoff beständig zur Erde, so kann man an der dadurch gebildeten Spur den Weg verfolgen, den der Wagen genommen hat. Sie ist gleichsam ein Band, das den Ausgangspunkt und Ankunftspunkt des Wagens miteinander verbindet.

 

Ein solches Band bildet bei jedem Geschöpf das auf seinem Daseinsweg ausgestrahlte Od. An diesem Odband findet der Zugvogel seine alte Heimat wieder und die Schwalbe dasselbe Dach, an dem sie früher ihr Nest gebaut. Diese Tiere haben ein sehr feines Odempfinden. Ihr nennt es die 'Witterung' des Tieres.

 

Doch ist diese Witterung nur so lange vorhanden, als das Tier gesund ist. Bei kranken Tieren schwindet infolge der Schwächung der Odkraft auch das Odempfinden für die eigene oder fremde Spur. Daher finden kranke Zugvögel ihren Heimweg nicht mehr und ein kranker Hund weder die Spur seines Herrn noch die eigene Spur.

 

Es gibt auch Menschen, die ein sehr feines Odempfinden besitzen, durch das sie schon auf gewisse Entfernung den Odgeruch eines anderen wahrnehmen und ihn als angenehm (sympathisch) oder abstoßend (antipathisch) empfinden, obschon sie den betreffenden Menschen noch nie gesehen oder sonstwie kennengelernt haben. Die Abneigung oder Zuneigung 'auf den ersten Blick' ist die Wirkung des gegenseitigen Odempfindens. Daher auch der Volksausdruck: 'Sie können sich nicht riechen.'

 

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Das Od als Spiegel des Schicksals

 

Das Od gehört zu dem Wunderbarsten in der Schöpfung Gottes. Durch das Band des Od bleibt ihr nicht bloß mit allem verbunden, womit ihr in eurem Dasein in Berührung kamt, sondern es spiegelt auch euer ganzes Dasein wie ein Film wieder: Alle eure Erlebnisse, alle eure Taten, alles Gesprochene und Gedachte. Es ist das 'Buch des Lebens', in dem alles eingetragen ist. Es ist die fotografische Platte, die alles festhält und wiedergibt. Dieser Film lügt nicht. Da gibt es kein Ableugnen. Nach diesem Film werdet ihr einst von eurem Schöpfer gerichtet werden.

 

In das Od ist bei jedem irdischen Wesen auch das für es vorherbestimmte 'Schicksal' von Anfang an eingezeichnet, und zwar ist es sowohl in dem ganzen Odkörper, als auch in jedem einzelnen Teilchen des Od sichtbar. Das Lebensschicksal ist daher auch in den Odteilchen zu sehen, die sich als Ausstrahlung an allem befinden, womit das Wesen in Berührung gekommen ist.

 

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Das Schicksal des Menschen

 

Es ist nicht alles Schicksal, was ihr in eurem Leben tut oder erleidet. Das meiste ist das Ergebnis der Selbstbestimmung eures freien Willens. Vorherbestimmt ist bloß euer Lebensweg mit gewissen Schicksalsstationen an diesem Wege. Was ihr darauf treibt und wie ihr euch an den einzelnen Stationen verhaltet, das ist Sache eurer Willensentscheidung. Dafür tragt ihr die Verantwortung. Euer Leben hat den einzigen Zweck, daß euer Geist auf dem ihm vorgezeichneten Weg höher kommt, näher zu Gott.

 

Euer Lebensweg ist ein Examensweg. Er ist euch nach Art und Dauer vorherbestimmt. Daran könnt ihr nichts ändern. Die Schicksalsstationen an diesem Weg sind Zwischenprüfungen. Der irdische Tod bildet den Abschluß. Ob ihr nun auf dem vorgezeichneten Weg eure Pflicht tut oder nicht, das hängt alles von eurem freien Willen ab. Wer das Examen besteht, dessen Geist wird im Jenseits weiter fortschreiten bis zum letzten Ziele, der Vereinigung mit Gott. Wer durchfällt, hat das Examen so oft von neuem zu machen, bis er besteht. Das Bestehen oder Durchfallen ist nicht Schicksal, sondern eigenes Verdienst oder eigene Schuld.

 

Die christlichen Religionen erkennen diese Wahrheit nicht. Sie wissen nicht, daß der Schöpfer es ähnlich macht wie ein Baumeister, der zuerst den Bauplan zeichnet, nach dem der Bau errichtet werden soll. Der Plan enthält nicht jede Einzelheit der inneren Ausführung des Baues und des dazu verwendeten Materials, sondern nur die äußeren Linien.

 

So hat auch Gott für den Lebensbau eines jeden Menschen die Hauptlinien festgelegt, nach denen das Leben sich äußerlich gestaltet. Den inneren Ausbau überläßt er der freien Entscheidung des Menschen.

 

Die Bibel weist euch sehr häufig auf die Vorherbestimmungen des Menschenschicksals hin. 'Der Mensch kennt ja nicht einmal die für ihn bestimmte Zeit' (Pred. 9, 12). - 'In deinem Buche standen eingeschrieben alle Tage, die vorher bestimmt waren, als noch keiner von ihnen da war' (Ps. 139, 16). - Und im Buch des Predigers heißt es: 'Alles, was geschieht, ist längst im voraus bestimmt worden und von vornherein steht fest, wie es einem Menschen gehen wird, und niemand vermag den zur Rechenschaft zuziehen, der stärker ist als er.

 

Wohl findet darüber viel Redens statt. Aber das ist nutzlos. Denn wer weiß, was dem Menschen im Leben gut ist?' (Pred. 6, 10-11). - 'In deiner Hand steht mein Schicksal' (Ps. 31, 15). - Der Prophet Jeremia spricht die Worte: 'Ich weiß, Herr, daß des Menschen Schicksal nicht in seiner Hand steht und daß ein Mensch, der da wandelt, seinen Gang nicht fest zu richten vermag' (Jerem. 10, 23). - 'Eilends kommt das Schicksal heran, das für sie festgesetzt ist' (5. Mose 32, 35).

 

Geburt und Tod und die dazwischenliegende Lebensdauer sind Schicksalsbestimmung, an welcher der Mensch nichts ändern kann. Niemand, auch kein Arzt, kann daher das Leben eines Menschen retten. Jeder stirbt in dem Augenblick, der für ihn festgesetzt ist: 'Ebensowenig ist jemand Herr über den Tag seines Todes' (Pred. 8, 8). - Christus bestätigt diese Wahrheit in den Worten: 'Wer von euch vermag mit allen seinen Sorgen der Länge seiner Lebenszeit auch nur eine Spanne zuzusetzen?' (Matth. 6, 27). Zu Mose sprach der Herr: 'Sieh, die Zeit ist nahe, daß du sterben mußt' (5. Mose 31, 14).

 

Wie der irdische Baumeister nachträglich Änderungen an seinem Bauplan machen kann, so ist es nicht ausgeschlossen, daß auch Gott ausnahmsweise eine Änderung in dem Lebensschicksal irgend eines Menschen eintreten läßt. Nur Er vermag die Lebenszeit zu verlängern oder zu verkürzen. Wie euch ebenfalls die Bibel berichtet, verlängert Er bisweilen die Lebensjahre bei dem, der Gott treu ist und sich als zuverlässiger Mitarbeiter an dem Rettungsplan Gottes erweist, nachdem er die von ihm Abgefallenen wieder zurückführen will.

 

Darum läßt er dem Hiskia sagen: 'Ich will zu deinen Lebenstagen noch fünfzehn Jahre hinzufügen' (2. Kön. 20, 6). Anderen verkürzt er die schicksalsmäßig festgesetzte Lebensdauer, weil sie sowohl die eigene Lebensaufgabe unerfüllt lassen, als auch ihre Mitmenschen von der Pflichterfüllung Gott gegen über abzubringen suchen. 'Die Männer der Blutschuld und des Truges werden ihr Leben nicht auf die Hälfte bringen' (Ps.55, 24). Unter 'Blutschuld' versteht die Bibel nicht das irdische Blutvergießen, sondern das Töten der Seele des Mitmenschen durch Verleitung zum Abfall von Gott. 'Die Furcht des Herrn verlängert die Lebenstage, aber die Jahre der Gottlosen werden verkürzt' (Sprüche 10, 27). -

 

Dem Hamanja läßt Gott durch den Propheten Jeremia sagen: 'Noch in diesem Jahr sollst du sterben, weil du zum Ungehorsam gegen den Herrn aufgefordert hast' (Jeremia 28, 16). - 'Durch das Blut, das du vergossen hast (durch Verleitung zum Abfall von Gott), hast du dich mit Schuld beladen und durch die Götzen, die du dir angefertigt hast, bist du unrein geworden und hast die Tage des Gerichtes herbeigeführt und bist zum Abschluß deiner Jahre gekommen' (Hesek. 22, 4).

 

Auch den einzelnen Völkern ist ihr Schicksal bestimmt. Ihr versteht das alles nicht, weil ihr keine rechte Erkenntnis der Ursachen und Zwecke des großen Weltgeschehens besitzt. Ihr kennt vor allem den Zweck der materiellen Schöpfung nicht und wisset nicht, in welchem Zusammenhang der verkörperte Geist mit der Schöpfung Gottes steht.

 

Darüber werde ich dich später noch eingehender unterrichten.

 

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Od und Hellsehen

 

Diese Belehrung über die Frage des Schicksals habe ich eingefügt, weil sie in Verbindung mit der Odkraft erwähnt werden mußte, da du sonst nicht das verstehen kannst, was ich über das 'Hellsehen' in seiner Beziehung zum Od zu sagen habe.

 

'Hellseher' sind Wesen (Menschen oder Tiere), deren Geist sich so viel vom Körper lösen kann, daß sein Sehen ähnlich ist dem Sehen der vom materiellen Körper getrennten Geister des Jenseits.

 

Ein vollständig ausgebildeter 'Hellseher' kann unter gewissen Umständen auch das in dem Od eingezeichnete Schicksal eines anderen erkennen. Aus der Vergangenheit sieht er alles, was sich im Leben desjenigen ereignet hat, dessen Od er schaut. Sowohl das, was als Schicksalsbestimmung in dessen Leben enthalten ist, als auch das, was an tatsächlichem Geschehen durch seine freie Willensentscheidung bereits verwirklicht ist. Von der Zukunft sieht er jedoch nur das durch das Schicksal Vorherbestimmte, aber nicht das, was vom freien Willen des Menschen abhängt.

 

Die Art des Todes eines Menschen kann ein Hellseher nur dann vorausschauen, wenn sie durch das Schicksal festgelegt ist. Denn nicht bei allen gehört die Art des Todes zu ihrem Schicksal, wie überhaupt etwas bei dem einen Schicksal sein kann, was bei dem anderen der freien Bestimmung unterliegt. Nur die Stunde des Todes ist bei allen Schicksal.

 

Um das 'Hellsehen' auf diesem Gebiete zu ermöglichen, muß der 'Hellseher' auf irgendeine Weise mit dem Od dessen in Verbindung kommen, um dessen Schicksal es sich handelt. Entweder muß er die Person selber vor sich haben und ihre Odstrahlung auf sich wirken lassen, oder er muß mit einem Gegenstand in Berührung kommen, den jene Person in Besitz hatte und an dem infolgedessen etwas von ihrer Odstrahlung haftet.

 

Auf dieser Odwirkung beruht auch die Fähigkeit des Hellsehers, verschlossene Briefe zu lesen oder Gegenstände zu erkennen, die er mit seinem körperlichen Auge nicht wahrnehmen kann. Je stärker die von dem betreffenden Gegenstand ausgehende Odwirkung ist, um so deutlicher ist sein Schauen.

 

Kann sich der Geist des Hellsehenden vollständig von seinem Körper lösen und aus dem Körper austreten, so ist er auch in der Lage, der Odspur eines anderen zu folgen und festzustellen, wo jener sich augenblicklich befindet.

 

Doch nicht jedes Hellsehen erfolgt aufgrund der Odstrahlung. Sehr viele Dinge, die sich fern von dem Hellseher ereignen, werden von ihm im Augenblick des Geschehens dadurch geschaut, daß sein aus dem Körper ausgetretener Geist bei dem Ereignis selbst anwesend ist oder weil ihm, ohne daß sein Geist austritt, von der Geisterwelt das Geschehnis durch 'Hellhören' mitgeteilt oder in einem Bild auf dem Wege des 'Hellsehens' gezeigt wird.

 

Die zukünftigen Schicksale von Einzelpersonen, mit deren Odstrahlung der Hellseher nicht in Verbindung kam, sowie die Zukunft ganzer Länder, Völker, Städte und sonstiger Gemeinschaften kann ein Hellseher nur dann schauen, wenn sie ihm durch die Geisterwelt in entsprechenden Bildern vor Augen geführt werden. Die Gestaltung solcher Bilder, sei es als wahrheitsgetreue Wiedergabe des wirklichen Geschehens, sei es in Form von 'Symbolen', ist für die damit beauftragten Geister nicht schwer.

 

Das Od benutzen sie als Bildmaterial.

 

Den Propheten des Alten Bundes wurden die zukünftigen Schicksale der Völker und sonstige Ereignisse meistens in symbolischen Bildern gezeigt.

 

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Die Farbe des Od

 

Das Od hat auch Farbe. Sie ist ebenfalls bei jedem Wesen verschieden. Sie geht vom tiefsten Schwarz durch Billionen Farbenschattierungen hindurch bis zum herrlichsten Weiß. Ihr Menschen könnt euch nicht vorstellen, wie groß die Mannigfaltigkeit der Farben ist. Betrachte einmal im Herbst das Gelb der Blätter. Unter allen gelb gewordenen Blättern wirst du keine zwei finden, die genau dasselbe Gelb haben. Diese Mannigfaltigkeit findet sich bei allen Farben.

 

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Die Gestaltungskraft des Od

 

Ich habe dir bereits wiederholt angedeutet, worin der Grund für die große Verschiedenheit in Geruch und Farbe des Od zu suchen ist. Nämlich in dem Geist der Lebewesen. Je tiefer ein Geist in seinem Denken und Wollen seinem Gott gegenübersteht, um so häßlicher ist er als Geist. Denn auch der Geist hat Gestalt. So hat euer menschlicher Geist die Gestalt des menschlichen Körpers oder richtiger gesagt: Euer menschlicher Körper hat die Gestalt eures Geistes; und das Tier die Gestalt des tierischen Geistes.

 

Der materielle Körper ist nämlich gleichgeformt dem Odkörper und der Odkörper ist dem Geist vollkommen angepaßt. Mit Hilfe des Od baut ja der Geist den materiellen Körper auf nach seinem eigenen Bild und seiner eigenen Gestaltung.

 

Eure sogenannten Wissenschaftler werden dich allerdings verlachen, wenn du sagst, daß die in der Materie verkörperten Geister die Gestalt ihres Körpers haben. Sie können sich einen Geist als Gestalt nicht denken. Sie meinen, Gestalt habe bloß das Materielle, das an Raum und Zeit Gebundene. Darin irren sie sehr. Die Geister sind nichts Formloses, wie es in der ganzen Schöpfung nichts Formloses gibt. Sie haben Gestalt und Form und sind trotzdem nicht an Raum und Zeit gebunden wie die materiellen Gestalten. -

 

Wie sollten wir Geister uns denn untereinander erkennen, wenn wir keine Gestalt hätten? Michael unterscheidet sich doch von Gabriel und Gabriel von Raphael und anderen Geistern - um diese biblischen Namen anzuführen. Die Wahrheit ist also, daß alle Geister eine Gestalt haben, angefangen von Gott und den hohen Geistern Gottes bis hinunter zu den häßlichsten Mißgestalten der Tiefe und der in Materie gehüllten Geisterwelt.

 

Schönheit ist Harmonie und Häßlichkeit ist Disharmonie. Das ist ein Gesetz, das für die ganze Schöpfung gilt. Das schönste Antlitz eines Gemäldes kann durch einen disharmonischen Strich zur häßlichsten Fratze entstellt werden. So wird auch der Geist um so häßlicher in seiner Gestaltung, besonders in der Gestaltung seines Antlitzes, je disharmonischer seine Einstellung seinem Schöpfer gegenüber ist, nach dessen Bild und Gleichnis er einst geschaffen wurde.

 

Wie das den Geist umgebende Od dieselbe Gestaltung empfängt, die auch der Geist hat, so nimmt es auch Teil an der Schönheit und Häßlichkeit in Farbe und Geruch. Darum erlebt ihr bei den heutigen Materialisationen der Geister, daß die Odstrahlung eines guten Geistwesens in einem schönen Lichte erglänzt und bei zunehmender Verdichtung seines Od einen lieblichen Geruch verbreitet, während das Od der niedrigen Geistwesen in Dunkel gehüllt ist und immer einen widerlichen Geruch verursacht. Freilich nimmt der Mensch nicht immer diesen Geruch wahr, weil er nur in seltenen Fällen auch mit dem körperlichen Geruchssinn empfunden werden kann.

 

Das sind Tatsachen, die auch eure Gelehrten wiederholt festzustellen Gelegenheit haben.

 

Die Harmonie oder Disharmonie des Geistes wird durch den Odkörper auch auf den materiellen Körper übertragen. Darum ist der Charakter des Menschen in den Linien des Körpers, besonders im Angesicht ausgeprägt und sogar in der Gestaltung seiner Glieder zum Ausdruck gebracht. Der Kenner dieses Gesetzes ist daher in der Lage, aus den Linien und der Gestaltung der Körperteile die Eigenschaften des Geistes zu ermitteln. Auch die Haltung des Körpers, der Gang, die Bewegungen sind Ausdrucksformen des Geistes.

 

Darum kann man auch an den Schriftzügen eines Menschen seinen Charakter erkennen. Aus demselben Grunde wird der Geist eines Abgeschiedenen, der durch ein menschliches Medium schreibt, dieselben Schriftzüge machen, die er vor seinem irdischen Tode hatte; sie werden sich erst dann ändern, wenn im Jenseits sein Charakter eine wesentliche Besserung erfahren hat.

 

Da das Schicksal eines Menschen in dem Od wie ein Bauplan eingezeichnet ist und durch das Od auch auf den materiellen Körper übertragen wird, so ist das Schicksal eines Wesens auch in den Linien und Zeichen seines Körpers zu sehen. Wer daher diese Zeichen kennt, wird einen Teil von dem wahrnehmen, was ein Hellseher in vollkommenerer Weise im Od erschaut.

 

Ich könnte dir ein sehr interessantes Buch über alle diese Zusammenhänge diktieren. Allein ich habe nicht die Aufgabe, eure menschliche Wissenschaft zu bereichern, sondern dir bloß so viel darüber mitzuteilen, als zum Verständnis des Geisterverkehrs mit der materiellen Schöpfung und der diesem Verkehr zugrunde liegenden Gesetze erforderlich ist.

 

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Die Odströme als Kraftströme

 

Da das Od etwas Geistiges ist, so hat es mit dem Geist auch die Eigenschaft gemeinsam, durch keine Materie gehemmt zu werden. Wie es den eigenen Körper ohne Widerstand durchdringt, so kann es auch jede beliebige andere Materie durchdringen, sobald es vom eigenen Körper gelöst ist. Nichts kann ihm Widerstand leisten.

 

Etwas Ähnliches habt ihr bei den sogenannten Röntgenstrahlen, so daß es euch nicht schwerfallen wird, das Gesagte zu verstehen.

 

Wie ferner in der Natur unter Einwirkung der Wärme und unter Wolkenbildung sich starke Kraftströme entwickeln, die in der Form des Blitzes sichtbar werden, so vermag auch die Geisterwelt mit Hilfe des Od sehr starke Kraftströme zu erzeugen, heiße und kalte. Ihr sprecht ja auch beim Blitz von heißen Schlägen, unter denen alles schmilzt, und von kalten Schlägen, die nicht zünden, sondern bloß durch ihren ungeheuren Druck wirken.

 

Wärme dehnt aus und löst auf - Kälte zieht zusammen und verdichtet. Das ist ein Gesetz, das nicht bloß in der materiellen Welt Geltung hat, sondern auch in der geistigen Schöpfung.

 

Wie ihr mit Hilfe großer Hitze Materie in Dampf verwandeln und sogar in einen für das leibliche Auge unsichtbaren Zustand versetzen könnt, so vermag auch die Geisterwelt Materie vollständig aufzulösen. Auch sie bedient sich dazu heißer Kraftströme, durch die sie die Materie in einen odähnlichen, also vergeistigten Zustand versetzt. Denn alle Materie ist, wie ich dir bereits erklärt habe, nichts anderes als verkörpertes Od, das in geistiges Od aufgelöst werden kann. Die in Od verwandelte Materie durchdringt wie jedes andere Od alles Materielle ohne Widerstand und kann an beliebige Orte gebracht und dort wieder zu Materie verdichtet werden.

 

Das Auflösen der Materie nennt ihr 'Dematerialisieren' und das Verdichten des Od zu Materie bezeichnet ihr mit dem Ausdruck 'Materialisieren'.

 

Während die Geisterwelt die Auflösung der Materie durch heiße Starkströme des Od herbeiführt, verwendet sie zur Verdichtung des Od kalte Ströme entsprechend den allgemein gültigen Naturgesetzen. Und wie ihr bei Anwendung starker irdischer Kraftströme große Vorsicht walten lasset, um keinen Schaden zu erleiden, so geht die Geisterwelt bei Anwendung der Kraftströme mit derselben Vorsicht zu Werke. Ihr wendet bei Berührung von Hochspannungsdrähten sogenannte 'Isolatoren' an.

 

Ihr sprecht von 'Kurzschluß' und ähnlichen Zwischenfällen. Auch bei den Odströmen, die zum Zwecke der 'Dematerialisation' im Beisein von irdischen Lebewesen verwendet werden, müssen die Geister dieselbe Vorsicht gebrauchen, damit eine Schädigung dieser Wesen vermieden und die erstrebte Auflösung oder Verdichtung der Materie erreicht wird.

 

So kann ein unvorhergesehenes Eingreifen der Teilnehmer einer spiritistischen Sitzung in die Arbeit der Geisterwelt eine Gefahr für das Medium, das als Kraftquelle dient, oder auch für die Teilnehmer sein und das Gelingen der Phänomene erschweren oder ganz vereiteln. Denn auch bei dieser Arbeit kann es 'Kurzschluß' geben, wenn nicht rechtzeitig die notwendigen 'Isolierungen' vorgenommen werden.

 

Das klingt euch alles zu menschlich. Aber ich kann dich nicht oft genug darauf hinweisen, daß alles, was ihr in der irdischen Welt in materieller Form habt, auch in der Geisterwelt in geistiger Form existiert, und zwar ohne jede Ausnahme. Es ist für euch nicht leicht, dies zu verstehen. Denn alle Begriffe eures Denkens sind der materiellen Welt entnommen. Und es fällt euch sehr schwer, diese Begriffe auf das Geistige zu übertragen.

 

Das Od, mit dem euer eigener Geist in eurem materiellen Körper arbeitet, hat eine gewisse Verdichtung nötig, wie ich dir bereits dargetan habe. Denn es muß ein bestimmter Ausgleich zwischen Geist und Materie geschaffen werden. Aus demselben Grunde muß auch die Geisterwelt bei ihrer Arbeit an materiellen Wesen das dazu erforderliche irdische Od bis zu einem ihrem Zwecke entsprechenden Grad verdichten. Große Hemmnisse bilden bei solchen Odverdichtungen die Wärme und das Licht.

 

Daß Wärme dabei hinderlich ist, wird dir ohne weiteres klar sein. Denn Wärme dehnt aus und löst auf. Daß auch das Licht bei der Odverdichtung ein Hindernis bilden kann, vermagst du wenigstens zu ahnen, wenn ich dich an die Dunkelkammer erinnere, die ihr für die Entwicklung eurer fotografischen Platten benötigt.

 

Eine Odverdichtung bei Wärme und hellem Tageslicht ist zwar nicht unmöglich, aber sie erfordert eine so große Odmenge, wie sie nur in den allerseltensten Fällen der Geisterwelt zur Verfügung steht, um den Menschen Mitteilungen zu machen. Sonst für die Schöpfung und zur Ausführung eines besonderen Auftrages Gottes steht der guten Geisterwelt die Odkraft in unbeschränkter Menge und Stärke zur Verfügung.

 

Es ist daher sehr töricht und ein Zeichen eurer großen Unwissenheit in diesen Dingen, wenn ihr darüber spottet, daß manche spiritistischen Phänomene nur im Dunkeln gelingen. Auch viele eurer Gelehrten behaupten, die Dunkelheit werde nur deswegen gewählt, damit man die 'spiritistischen Betrügereien' nicht so leicht sehen könne. Mit demselben Recht müßte man auch von dem Fotografen verlangen, daß er seine Platten bei hellem Tageslicht anstatt in der Dunkelkammer entwickelt, und ihn für einen Betrüger halten, wenn er die Entwicklung der fotografischen Platten nur im Dunkeln fertigbringt. Daß die Arbeit der Geisterwelt nach denselben Gesetzen vor sich geht, die für euer irdisches Handeln gelten, ist leider fast allen unbekannt.

 

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Unsichtbare Nahrungszufuhr (Odspeisung)

 

Auf dem Wege der Auflösung und Wiederverdichtung der Materie erfolgt auch die dem leiblichen Auge unsichtbare und eurem menschlichen Verstand so unbegreiflich erscheinende Nahrungszufuhr, die man 'Odspeisung' nennen könnte.

 

Es hat nämlich zu allen Zeiten Menschen gegeben, die keine Nahrung zu sich nahmen und doch am Leben blieben . Bei ihnen wird die Nahrungsaufnahme auf geistigem Wege bewirkt. Die Geisterwelt löst Speise in Od auf und bringt sie in diesem Odzustand in die Verdauungsorgane. Dort wird die Odspeise zur materiellen Nahrung verdichtet und verdaut. Darum haben auch jene Personen, von denen ihr meint, sie seien ohne jede Nahrung, ganz normale Körperentleerungen, als wenn sie materielle Speise zu sich nähmen.

 

Diese Art der Ernährung tritt bei den betreffenden Personen stets im Zusammenhang mit anderen Wirkungen der Geisterwelt auf. Sie ist nicht Selbstzweck, sondern ein Glied in der Kette von Geschehnissen, die einem höheren Zweck dienen sollen.

 

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Quellen des Od für den Geisterverkehr

 

Aus dem, was ich dir bis jetzt erklärt habe, wirst du von selbst den Schluß ziehen können, daß eine hinreichende Odkraft die Vorbedingung für jede Arbeit ist, die von geistigen Wesen an irdischen Geschöpfen in einer für eure Sinne wahrnehmbaren Weise geleistet wird. Die Odkraft ist der Betriebsstoff in der ganzen Schöpfung Gottes, - auch in der irdischen Werkstätte der Geister.

 

Nun erhebt sich von selbst die Frage: Woher nehmen die Geistwesen die Odkraft, die sie für ihren Verkehr mit den irdischen Geschöpfen benötigen?

 

Zunächst könntest du auf den Gedanken kommen, es genüge den Geistern, die eigene Odkraft für ihre Arbeit an der Materie. Das ist jedoch nicht der Fall. Denn die Geistwesen haben ihre Odkraft für die eigenen Lebensfunktionen und ihre in der Geisterwelt zu leistende Arbeit nötig. Vor allem aber ist das Od der höheren Geisterwelt viel zu fein und rein, als daß es mit dem ganz anders gearteten Od der irdischen Wesen eine Verbindung eingehen könnte. So habt ja auch ihr manche feinen Stoffe, die ihr nicht mit gröberen Stoffen zu einer einheitlichen Mischung vereinigen könnt.

 

Daraus folgt, daß die Geisterwelt zu ihrer irdischen Arbeit dasjenige Od nehmen muß, das zu dem irdischen Od paßt. Und das findet sie in der Regel bei den irdischen Wesen, in deren Bereich sie ihre Arbeit zu leisten hat. Menschen, Tiere, Pflanzen, Mineralien sind daher die Odquellen, denen die Geister den erforderlichen Betriebsstoff entnehmen. Diese Lieferanten des Od bezeichnet ihr mit dem Namen 'Medien'. Irdische Wesen, die genügend Odkraft abgeben können, werden 'medial' genannt.

 

In geringem Maße sind alle materiellen Geschöpfe medial. Denn alle besitzen Odkraft und vermögen auch etwas davon abzugeben. Aber bei den meisten ist die Abgabefähigkeit so gering, daß sie als Odquelle für die Betätigung der Geisterwelt nicht in Frage kommen.

 

Doch auch die an und für sich ausreichende Odkraft der 'Medien' ist in vielen Fällen nicht sofort verwendbar. Sie muß in allen Fällen, in denen sie der 'höheren Geisterwelt' als Betriebsstoff dienen soll, vorher gereinigt , gewissermaßen 'filtriert' werden. Auch bei euren irdischen Stoffen ist nicht selten eine solche 'Filtrierung' nötig, bevor ihr sie verwenden könnt.

 

Die niedere Geisterwelt braucht freilich eine Reinigung des Od der Medien nicht vorzunehmen. Denn je unreiner das Od ist, um so besser paßt es zu dem Od dieser Geister. Darum ist es für sie auch viel leichter, die Medien für ihre Zwecke zu gebrauchen, und sie kommen damit viel schneller zum Ziel als die hohen Geister.

 

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Art der Odverwendung beim Geisterverkehr

 

Die Belehrungen, die ich dir nun noch über die Verwendung der Odkraft geben möchte, könntest du eigentlich aus den bisherigen Ausführungen durch folgerichtiges Denken von selbst finden.

 

Es handelt sich nämlich um die Beantwortung der Frage: Auf welche Weise verwendet die Geisterwelt das irdische Od für die bei den materiellen Wesen zu leistende Arbeit?

 

Die beste und kürzeste Antwort auf diese Frage wäre folgende: In derselben Weise, wie dein eigener Geist sich der materiellen Glieder deines Leibes bedienen muß, um sinnlich wahrnehmbare Betätigungen auszuführen, muß auch der körperlose Geist in den meisten Fällen sich materielle Glieder schaffen, um derartige Betätigungen zu ermöglichen.

 

Das erreicht er dadurch, daß er seine geistigen Glieder mit dem den Medien entnommenen und entsprechend verdichteten Od umkleidet.

 

Wenn dein eigener Geist einen materiellen Gegenstand anfassen will, dann kann er das mit deiner materiellen Hand. Deine körperliche Hand ist aber in Wirklichkeit nichts anderes als die Hülle der durch Verdichtung des irdischen Od materialisierten Hand deines Geistes. Wenn also ein körperloser Geist denselben materiellen Gegenstand anfassen will, dann muß er seine Geisterhand zuerst durch Verdichtung des ihm zur Verfügung stehenden irdischen Od materialisieren.

 

Einen anderen Weg gibt es für ihn nicht. Die Materialisation braucht selbstverständlich nicht so stark zu sein wie die deiner leiblichen Hand. Auch nicht einmal so stark, daß der materielle Gegenstand damit angefaßt werden kann. Reicht das vorhandene Od zu einer solchen Verdichtung nicht aus, so kann der fremde Geist den materiellen Gegenstand ebensowenig anfassen wie du es könntest, wenn dir die leiblichen Arme und Hände abgehauen wären.

 

Allerdings kann der Geist den materiellen Gegenstand auch ohne Materialisierung seiner Geisterhand anfassen und fortbewegen, wenn er den Gegenstand zuerst in Od auflöst. Denn eine in Od verwandelte, also vergeistigte Materie ist für den körperlosen Geist ohne weiteres zugänglich. Ohne vorherige Auflösung in Od kann aber der materielle Gegenstand von dem körperlosen Geist nur dann angefaßt werden, wenn er seine Geisterhand materialisiert. Denn Gleiches kann nur mit Gleichem angefaßt werden.

 

Es gibt sehr viele Abstufungen in der Odverdichtung oder Materialisation, angefangen von den bloß dem Auge eines Hellsehers sichtbaren Odverdichtungen bis zu den festen Materialisationen der Geister, die sich in nichts von einem materiellen Körper unterscheiden . Die Stärke der Verdichtung ist also von der Odmenge abhängig, die der Geisterwelt für ihre Zwecke zur Verfügung steht.

 

Gehen wir in den Beispielen weiter. Dein eigener Geist will reden, so daß es deine Mitmenschen mit ihren leiblichen Ohren hören. Was muß er tun? Er muß die materiellen Sprechwerkzeuge deines Körpers zu Hilfe nehmen. Sonst geht es nicht. Und wenn ein Geist reden will, der keinen Körper und darum auch keine körperlichen Sprechwerkzeuge hat, was muß er tun, um für menschliche Ohren verständliche Laute hervorzubringen?

 

Er hat dazu zwei Wege: Der eine Weg ist der, daß er seine eigenen geistigen Sprechwerkzeuge durch Verdichtung mit Hilfe des irdischen Od materialisiert. Der zweite Weg besteht darin, daß er die geistigen Töne durch das ihm zur Verfügung stehende Od der Medien soweit verdichtet, daß sie für das menschliche Gehör wahrnehmbar werden. In diesem Falle benötigt er also nicht die materialisierten Sprechwerkzeuge, sondern nur das verdichtete Od der Töne. Ihr bezeichnet diese Art des Sprechens der Geister mit dem Ausdruck: 'Direkte Stimmen', die in größerer oder geringerer Stärke vernehmbar werden, je nach der größeren oder geringere Odkraft, die den Geistern von Seiten der Medien zur Verdichtung der Odtöne zur Verfügung gestellt wird.

 

Du bist deinen Mitgeschöpfen dadurch sichtbar, daß du einen materiellen Körper hast. Dein materieller Körper ist aber lediglich die materielle Hülle deines Geistes mit allen seinen Organen. Denn die Organe, die dein Körper aufweist, besitzt dein Geist in geistiger Form. Will sich daher ein körperloser Geist so dem irdischen Auge zeigen, daß er in allem als ein irdisches Wesen angesehen wird, so muß er seine geistige Gestalt mit allen ihren geistigen Organen mit einer materiellen Hülle überkleiden, die er durch Verdichtung des irdischen Od herstellt.

 

Bei einem so materialisierten Geiste kann das menschliche Auge nichts entdecken, was ihn von einem gewöhnlichen Menschen unterscheidet. Er hat Haut und Knochen, alle äußeren Organe, Fingernägel, Haare, Zähne; alle inneren Organe, wie Herz und Herzschlag, Blutumlauf und was sich sonst bei einem normalen irdischen Menschen vorfindet. Eine derartig vollständige Materialisation erfordert so viel Od, daß ein einzelnes Medium nie so viel abgeben kann.

 

Es muß daher in einem solchen Falle auch noch von dem materiellen Körper des Mediums Materie aufgelöst und bei der Materialisation des Geistes verwendet werden. Darum verliert ein Medium bei einer derartigen Geisterverkörperung sehr viel von seinem körperlichen Gewicht. Doch erhält es bei Auflösung der Materialisation wieder alles zurück, was es abgegeben hat.

 

Ich muß mich darüber wundern, daß eure Gelehrten, die auf diesem Gebiet so viele Versuche machen, nicht von selbst diese Wahrheiten finden. Sie erleben doch genug Phänomene, die ihnen den richtigen Weg zeigen. Sie sehen, wie materialisierte Hände Gegenstände erfassen und fortbewegen. Sie hören 'direkte Stimmen' und beobachten oft gleichzeitig auch das Odwölkchen, aus dem die Stimme vernommen wird. Und wenn sie manche Erscheinung fotografieren, so finden sie nachher auf der Platte bisweilen etwas wie einen Kehlkopf geformt, den sich der Geist durch Odmaterialisation zur Erzeugung der Stimme gebildet hatte. Bei Untersuchung vollständiger Geisterverkörperungen finden sie alles, was bei einem normalen Menschen vorhanden ist, und trotzdem kommen sie nicht auf die Spur der Wahrheit.

 

Das größte Hemmnis, das der Erkenntnis der Wahrheit im Wege steht, ist die unrichtige Auffassung der Begriffe 'Geist' und 'Materie'. Wenn einmal die Tatsache erkannt ist, daß die geistige Schöpfung ihrem Wesen nach dieselbe ist, wie die materielle und daß sich beide nur durch die Art ihres Seins unterscheiden, dann fallen die meisten Schwierigkeiten für die richtige Erkenntnis auf dem Gebiet des Verkehrs der Geister mit der materiellen Schöpfung von selbst fort. Dann wird man erkennen, daß der geschaffene Geist denselben Lebensorganismus in geistiger Form besitzt, den die irdischen Geschöpfe in materieller Form haben; daß der Körper über die Form des Geistes gegossen ist und daher in dem materiellen Guß nichts enthalten sein kann, was nicht in der geistigen Form vorhanden ist. Man wird einsehen, daß das Jenseits in allem dem Diesseits gleicht, nur mit dem Unterschied, daß im Diesseits alles materiell und im Jenseits alles geistig ist.

 

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Gott als die Quelle aller Odkraft

 

Aber alles Leben sowohl in der materiellen als auch in der geistigen Welt ist gebunden an die Odkraft. Sie ist die gewaltigste Kraft der Schöpfung, mit der Gott, die Quelle dieser Kraft, alles umstürzen kann. Mit ihr tut er und seine Geisterwelt die größten 'Wunder', wie ihr es nennt. Es ist die Kraft, die den Magier zu überirdischen Leistungen befähigt, indem seine eigenen Odkräfte durch die Geisterwelt gesteigert werden können, entweder von der guten oder von der bösen, je nachdem er sich mit der einen oder der anderen in Verbindung setzt.

 

Bei den bösen, also von Gott getrennten Geistern, den Dämonen, ist sie jedoch nur in ganz bestimmten Grenzen wirksam, während sie von den Geistern Gottes in ungemessener Stärke zur Auswirkung gebracht werden kann.

 

Mit dieser Kraft hat Christus Kranke geheilt und Tote erweckt. Mit dieser Kraft trieb er die bösen Geister aus den Besessenen aus. Mit Hilfe dieser Odkraft bewirkten die guten Geister das Wandeln Christi auf den Meereswogen. Mit dieser Kraft brachte die Christus unterstellte gute Geisterwelt auf sein Geheiß die wunderbare Brotvermehrung durch Materialisation des in Odform herbeigebrachten Brotes hervor.

 

Dieselbe Kraft verhieß Christus allen denen, die gläubig würden. 'Denen aber, die Glauben haben, werden folgende Wunderzeichen zuteil werden: Durch meinen Namen werden sie böse Geister austreiben, werden in fremden Sprachen reden, Schlangen mit Händen aufheben, und wenn sie etwas Giftiges trinken, wird es ihnen nicht schaden; Kranken werden sie die Hände auflegen und sie werden gesund werden.' 'Jene aber zogen aus und predigten überall; und der Herr war mit seiner Kraft bei ihnen und bestätigte ihr Wort durch die Wunderzeichen, die dabei geschahen' (Markus 16, 17ff).

 

Denn der Glaube an Gott, der nicht bloß in einem Fürwahrhalten, sondern in einem unerschütterlichen Gottvertrauen und treuen Erfüllen des göttlichen Willens besteht, bringt den Menschen in die innigste Verbindung mit Gott als der unendlichen Kraftquelle. Ein solcher Glaube macht ihm auch die Geisterwelt Gottes dienstbar, so daß er in diesem Glauben alles vermag. 'Alles ist dem möglich, der Glauben hat' (Markus 9, 23).

 

Bei jedem wahrhaft Gottesgläubigen erfüllt sich daher dasselbe, was bei Christus Wahrheit wurde; nämlich: Wenn wir tun, was Gott will, tut Gott auch, was wir wollen.

 

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Die Verwendung der Odkraft bei dem Geisterverkehr in der Bibel

 

Da fuhr der Herr in der Odwolke herab und redete mit ihm.
4. Mose 11, 25

 

 

Das Od als Flamme oder Wolke.

 

Naturgesetze haben allgemeine Gültigkeit. Sie dulden keine Ausnahme. Wenn daher das Gesetz der Odkraft, das ich dir geschildert habe, das Grundgesetz jeden Geisterverkehrs ist, so muß es überall dort zu Anwendung kommen, wo Geister mit Menschen in Verbindung treten.

 

Damit du siehst, daß der Kraftstrom des Od auch bei dem in der Bibel erwähnten Verkehr der Geisterwelt mit den Menschen nötig war, möchte ich einige Berichte des Alten und des Neuen Testamentes mit dir durchgehen und sie dir erklären.

 

Es ist selbstverständlich, daß bei den meisten Geisterkundgebungen, von denen die Bibel berichtet, bloß die Tatsache des Geisterverkehrs erwähnt wird, während die Begleiterscheinungen mit Stillschweigen übergangen werden. Aber trotzdem sind die Fälle noch zahlreich genug, in denen die Anwendung des Od ausdrücklich angegeben wird.

 

Die erste Andeutung findet ihr in der Geschichte des Abraham: 'Als die Sonne untergegangen und es ganz finster geworden war, da war es wie ein rauchender Ofen und eine Feuerfackel, was zwischen jenen Fleischstücken hindurchfuhr' (1. Mose 15, 17). - Das geschah, während der Herr mit Abraham redete. Der Odstrom sieht in leicht verdichtetem Zustand aus wie eine Rauchwolke und leuchtete im Dunkeln rötlichgelb wie eine Feuerflamme.

 

Die Geschichte des Mose ist voll von Beispielen, die hierher gehören. 'Da erschien ihm der Engel des Herrn als eine Feuerflamme, die mitten aus einem Dornbusch hervorschlug. Als er hinblickte, sah er, daß der Dornbusch in Feuer brannte, ohne jedoch vom Feuer verzehrt zu werden' (2. Mose 3, 20). - Auch hier war es das Od, das der Geist benutzte, um mit Mose zu reden. Es war also Nacht, als Mose diese Erscheinung sah. Denn am Tage würde das Od nicht wie eine Flamme ausgesehen haben, sondern wie ein Wölkchen, das den Dornbusch einhüllte.

 

Das geht auch aus folgendem Bericht der Bibel hervor: 'Der Herr aber zog vor ihnen her, bei Tage in einer Wolkensäule, um ihnen den Weg zu zeigen, und nachts in einer Feuersäule, um ihnen zu leuchten, damit sie Tag und Nacht wandern konnten. Bei Tage wich die Wolkensäule und nachts die Feuersäule nicht von der Spitze des Zuges' (2. Mose 13, 21 - 22). - Die Wolkensäule war nichts anderes als die Odwolke.

 

Sie bildete sowohl im Dornbusch als auch bei der Führung der Israeliten die Odhülle, die den Engel des Herrn umgab und die er benötigte, um sich in menschlich wahrnehmbarer Weise kundzutun. Ich habe dir schon erklärt, daß das Od immer mit einem Geist verbunden ist. Ein für sich unabhängiges, freischwebendes Od gibt es nicht. So war es auch bei allen Kundgebungen, deren Zeuge das israelitische Volk war.

 

So oft also im Alten Testament von der 'Wolkensäule' die Rede ist, steht sie in Verbindung mit irgendeiner Betätigung eines Geistes Gottes: 'Da änderte der 'Engel Gottes', der bisher vor dem Heere der Israeliten hergezogen war, seine Stellung und trat hinter sie; infolgedessen ging auch die 'Wolkensäule' vorn vor ihnen weg und trat hinter sie' (2. Mose 14, 19). - 'Sobald dann Mose in das Zelt getreten war, senkte sich die 'Wolkensäule' herab und nahm ihren Stand am Eingang des Zeltes, so lange der Herr mit Mose redete' (2. Mose 33, 9). - 'Dann berief Mose siebzig Männer aus den Ältesten des Volkes und ließ sie sich rings um das Zelt aufstellen. Da fuhr der Herr in einer Wolke herab und redete mit ihm' (4. Mose 11, 24-25).

 

Als am Berge Sinai der Herr so laut mit Mose reden wollte, daß das ganze Volk es hören könnte, sagte er zu Mose: 'Ich werde diesmal die Wolke noch dichter machen, damit das ganze Volk es höre, wenn ich mit dir rede und dir für immer Glauben schenke' (2. Mose 19, 9). - Hier wird ausdrücklich gesagt, daß die Odwolke notwendig war, damit der Herr zu den Menschen sprechen konnte. Ferner wird betont, daß der mit der Odkraft erzeugte Laut um so stärker wird, je dichter das Od ist. Dasselbe erlebt ihr auch bei eurem Radio.Je stärker der Kraftstrom, desto stärker ist die Übertragung des Tones.

 

Als daher am Berge Sinai der Herr sich unter gewaltigem Posaunenschall offenbarte, mußte auch die Odkraft entsprechend stark sein. Daher heißt es: 'Der Berg Sinai war ganz in Rauch gehüllt, weil der Herr im Feuer auf ihn herabgefahren war; Rauch stieg vor ihm auf wie der Rauch eines Schmelzofens, und der ganze Berg erbebte. Und der Posaunenschall wurde immer gewaltiger. Mose redete und der Herr antwortete ihm mit lauter Stimme' (2.Mose 19, 18-19).

 

Bei der Erklärung des Gesetzes der Odkraft habe ich darauf hingewiesen, daß die Odverdichtung mit Hilfe starker Kraftströme erfolgt.

 

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Die odischen Kraftströme am Sinai

 

Ebenso die Auflösung des verdichteten Od. Auch die große Odmassen am Berge Sinai wurden durch solche Starkströme verdichtet. Es war daher mit Lebensgefahr verbunden, in den Bereich der Starkströme zu treten. Darum verbot der Herr dem Volke, sich dem Berge zu nähern. 'Alle Menschen und Tiere, die das Gebot nicht beachteten, sollten des Todes sein' (2. Mose 19, 12). - Das war nicht eine leere Drohung, um dem Volke bloß Furcht vor Gott einzuflößen, wie ihr es auffaßt.

 

Es war vielmehr eine berechtigte Warnung vor der Lebensgefahr, die jede Berührung mit jenen Kraftströmen naturnotwendig mit sich brachte. Wie ihr bei euren irdischen Kraftströmen durch Warnungstafeln die Menschen auf die Lebensgefahr aufmerksam macht, die mit einer Berührung der Hochspannungsdrähte verbunden ist, so hatte die dem israelitischen Volke gegebene Warnung denselben Zweck. Erst nach Ausschaltung der Kraftströme durfte das Volk den Berg besteigen.

 

Diesen Zeitpunkt gab der Herr mit den Worten bekannt: 'Erst wenn das Widderhorn geblasen wird, dürfen sie auf den Berg steigen' (2. Mose 19, 13). - Nur diejenigen durften vorher in die Odströme ohne Lebensgefahr eintreten, die der Herr eigens dazu bestimmte, nämlich Mose und Aaron. Bei ihnen wurden zur Abwendung der Lebensgefahr ähnliche 'Isolierungen' vorgenommen, wie ihr sie bei denen anwendet, die mit Kraftströmen in Berührung treten müssen.

 

Und wenn der Herr ferner gebot, daß Menschen oder Tiere getötet werden sollten, die auch nur den Versuch machen würden, an den rauchenden Berg heranzukommen, so sollte das nicht eine Strafe für den Ungehorsam sein. Denn zunächst konnte bei den Tieren die Sünde des Ungehorsams nicht in Frage kommen. Es handelte sich bei diesem Gebot vielmehr darum, unter allen Umständen eine Unterbrechung der Kraftströme zu verhindern. Eine solche Unterbrechung wäre jedoch erfolgt, wenn materielle Geschöpfe unbefugter Weise, das heißt ohne die erforderlichen Isolierungsmaßnahmen, mit den Odströmen in Berührung gekommen wären.

 

Du wunderst dich über diese Erklärung der in der Bibel berichteten Vorgänge. Sie scheinen dir wohl allzu irdisch und materiell zu sein. Doch es ist die Wahrheit und für dich ein neuer Beweis für die Allgemeingültigkeit der von Gott geschaffenen Gesetze, denen auch der Schöpfer selbst bei seinen Betätigungen an der Materie sich unterwirft. Er hebt kein Gesetz auf, nach dem Worte der Schrift: 'Ich habe erkannt, daß alles, was Gott bestimmt hat, ewige Geltung besitzt' (Pred. 3, 14).

 

Nach dieser Erklärung wirst du auch verstehen, weshalb Christus gleich nach seiner Auferstehung der Magdalena verbot, ihn zu berühren. Denn die Verkörperung seines Geistes war erst im Entstehen begriffen, und Magdalena würde durch eine Berührung die Weiterentwicklung der Materialisation nicht bloß verhindern, sondern auch die begonnene wieder zunichte gemacht haben. Die Erklärung, die in der Bibel als Grund für das Verbot Christi angegeben ist, wurde erst später von einem unwissenden Abschreiber mit den Worten hinzugesetzt: 'Denn ich bin noch nicht zum Vater aufgefahren' (Joh. 20, 17).

 

Daß dies nicht der Grund gewesen sein kann, weshalb er der Magdalena die Berührung seiner Odverkörperung untersagte, kannst du daraus ersehen, daß Christus später seine Apostel ausdrücklich aufforderte, ihn zu berühren. Damals war er auch noch nicht zum Vater aufgefahren. Aber seine materielle Verkörperung war vollendet, und darum konnte eine Berührung weder auf den Körper der Apostel noch auf das Zustandekommen der Materialisation nachteilig wirken.

 

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Die Odwolke im Neuen Testament

 

Nehmen wir noch einige Beispiele aus dem Neuen Testament. Bei der Verklärung auf Tabor 'kam eine Wolke, die sie beschattete, und eine Stimme rief aus der Wolke.'(Matth. 17,5) - Also auch hier war die Odwolke notwendig, um eine für menschliche Ohren vernehmbare Stimme hervorzubringen. Dieselbe Odwolke wurde von dem Geist des Mose und des Elia benutzt, um sich den anwesenden drei Aposteln in einem verdichteten Odkörper sichtbar zu machen.

 

In einer materialisierten Odgestalt erschien Christus nach seiner Auferstehung. in ihr stand er vor seinen Jüngern am Himmelfahrtstage. Sie sahen, wie der Odkörper vor ihren Augen sich in eine Odwolke auflöste. und als diese durch eine weitere Auflösung unsichtbar geworden, war auch Christus ihren Blicken entschwunden. Die gewöhnliche Auffassung, als ob Christus durch eine am Himmel befindliche Wolke den Blicken der Jünger entzogen worden sei, ist völlig irrig.

 

Am Pfingstfest erschienen über den Aposteln und denen, die bei ihnen waren, 'Zungen von Feuer'. Es waren Odflämmchen von der Art der Flamme im Dornbusch, die sich auf die einzelnen niederließen. Auf jeden kam ein Geist Gottes in dieser Odhülle und redete mit der Odkraft aus ihnen, der eine in dieser, der andere in jener fremden Sprache, und zwar in so vielen fremden Sprachen, als Nationen unter den Zuhörern vertreten waren. Aus dem Umstand, das die Odzungen wie 'Flämmchen' aussahen, ergibt sich, daß es Nacht war, als die Geister Gottes herabkamen. Die Ausgießung des Geistes erfolgte nämlich nach eurer Zeit nachts um 1.30 Uhr.

 

Daß die böse Geisterwelt an dieselben Odgesetze gebunden ist, zeigt dir eine Stelle aus der Offenbarung des Johannes: 'Da sah ich einen Stern, der vom Himmel auf die Erde gefallen war. Dem wurde der Schlüssel zum Schlund der Unterwelt gegeben. Er öffnete also den Schlund der Unterwelt: Da stieg Rauch aus dem Schlunde auf, wie der Rauch eines gewaltigen Ofens, und die Sonne und die Luft wurden durch den Rauch verfinstert. Aus dem Rauch kamen dann Heuschrecken hervor auf die Erde' (Offenb. 9, 1-3). Und nun wird weiter geschildert, wie die bösen Geister auf Befehl Gottes zur Züchtigung der Menschen sich mit Hilfe der Odkraft zu Heuschrecken materialisieren, die aber die Gesichter von Menschen haben.

 

Ich führe diese Stelle nur deswegen an, weil hier ausdrücklich die 'Odwolken' erwähnt werden, die zur Materialisierung der bösen Geister erforderlich waren.

 

Selbstverständlich hatten alle die zahlreichen, in der Bibel mitgeteilten Geisterverkörperungen und Geisterkundgebungen die entsprechende Odkraft zur Voraussetzung, wenn sie in den Einzelfällen auch nicht ausdrücklich erwähnt wird.

 

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Die Opfer des Alten Bundes als Odquelle für das Sprechen Gottes

 

Die Opfer des Alten Bundes waren die Odquelle für das Sprechen der Geisterwelt Gottes.

 

Zu dem, was euch in den Schriften des Alten Testamentes unverständlich ist, gehören vor allem die Opfergesetze der Israeliten. Ihr sagt euch mit Recht: Wie kann Gott, der die Quelle alles Lebens, alles Glückes, alles Guten und Schönen ist, ein Wohlgefallen an Opfern von Tieren, Pflanzen und Kräutern haben? Wie sollte er sich laben an dem Blute von Opfertieren, an dem in Dunst aufgehenden Fett von Stieren, Böcken und Lämmern? Wie sollte er die Wohlgerüche lieben, die aus Myrrhe, Zimt, Kalmus, Kassia und Olivenöl bereitet werden?

 

Wie sollten ihm Gewürzkräuter eine besondere Annehmlichkeit sein? - Und es erscheint euch als eine kindische Spielerei, wenn der große Gott, den die Himmel nicht zu fassen vermögen, ein kleines irdisches Zelt sich bauen läßt und dabei jede Kleinigkeit selbst anordnet und bestimmt, jeden Balken und jeden Riegel, jeden Teppich und Vorhang, jedes Kleid der Priester, von der Kopfbedeckung bis zu den Unterkleidern. In der Tat, sieht das nicht nach menschlicher Eitelkeit aus, wenn Gott sich die kostbarsten Materialien aussucht: Gold, Silber und die schönsten Edelsteine, so daß die Stiftshütte mit ihrer Einrichtung nach eurem Gelde ein ungeheures Vermögen kostete?

 

Wenn ihr das rein menschlich betrachtet, dann mag euch das alles eines Gottes unwürdig erscheinen. Aber wenn ihr den Zweck erkennt, den Gott dabei verfolgte, und einsähet, daß dieser Zweck nur durch das, was euch so unverständlich erscheint, erreicht werden konnte, dann werdet ihr auch hierin seine unendliche Weisheit und Liebe bewundern.

 

Die Kenntnis dieses Zweckes ist euch leider verborgen, obschon ihn die Heiligen Schriften ausdrücklich angeben und euch deutlich darauf hinweisen. Ihr habt es verlernt, die Heiligen Urkunden denkend zu lesen. Euer Auge überfliegt ihren Inhalt, wie man ein irdisches Buch liest. Ihr nehmt das Gelesene in rein menschlicher Auffassung. Euer irdisch gesinnter Geist vermag das darin enthaltene große Wirken Gottes nicht zu erkennen. So ist er auch nicht imstande, die wahre Bedeutung dessen zu sehen, was in den irdischen Formen der Stiftshütte und der alttestamentlichen Opfer euch entgegentritt.

 

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Das Offenbarungszelt im Lichte der Odbereitung

 

Schlage die Bibel auf, und ich will dich zu dem Verständnis dessen führen, was über das Offenbarungszelt und seine Einrichtung, über Opfer und Priestertum darin enthalten ist.

 

Der einzige Zweck, den alle jene Vorschriften verfolgen, ist in den Worten angegeben: 'Ein regelmäßiges Brandopfer soll bei euch sein von Geschlecht zu Geschlecht vor dem Herrn am Eingang des Offenbarungszeltes, wo ich mit euch in Verkehr treten werde, um dort mit dir zu reden. Ich will nämlich dort mit den Israeliten in Verkehr treten' (2. Mose 29, 42-43).

 

Also der Verkehr Gottes mit den Israeliten war der einzige Zweck, den er bei Errichtung des Offenbarungszeltes und bei der Anordnung der Opfer verfolgte.

 

Du weißt, daß jeder Geist der irdischen Odkraft bedarf, wenn er mit den materiellen Geschöpfen in einer für irdische Sinne wahrnehmbaren Weise in Verbindung treten will. Das ist ein von Gott geschaffenes Gesetz, das für alle geistigen Wesen Geltung hat, angefangen von Gott als dem höchsten Geist bis zu den niedrigsten Geistern der Tiefe.

 

Wenn also Gott selbst oder die Geister Gottes in seinem Auftrag oder unter seiner Gutheißung mit den Israeliten in Verbindung treten und zu ihnen sprechen wollten, mußten sie das entsprechende Od zur Verfügung haben. Der Beschaffung des reinsten irdischen Od dienten nun alle Maßnahmen, die Gott durch Mose bei Errichtung des Offenbarungszeltes und der Einführung der Opfer treffen ließ.

 

Da irdische Wesen die Träger des irdischen Od sind und das menschliche Od eine wunderbare Mischung aus den verschiedensten Odarten der Erde ist, darum wurde auch das zum Sprechen Gottes mit den Menschen erforderliche Od aus den verschiedenen irdischen Odquellen entnommen: aus Mineralien, Pflanzen, Kräutern, Bäumen und Tieren. Aber vor allem mußte von vornherein dafür gesorgt werden, daß das gesammelte Od nicht dadurch verunreinigt wurde, daß in seiner Umgebung befindliche irdische Materie unreines Od ausstrahlte und in das bereitete reine Od einströmen ließ. Darum mußte zunächst das Material, aus dem das Offenbarungszelt und seine Einrichtung bestand, ein solches sein, das nur reinstes Od enthielt.

 

Von den Mineralien sind Gold, Silber und Kupfer Träger der reinsten mineralischen Odmischung. Das siehst du auch daran, daß sie keinen Rost annehmen. Denn Rost entsteht durch Aufnahme von unreinem Od, das zerstörend auf das Od wirkt, in das es eindringt.

 

Dasselbe gilt von den Stoffen, die teils zu Kleidungsstücken der Priester, teils zu Vorhängen und Teppichen, teils zur Dachbedeckung des Offenbarungszeltes verwendet wurden. Blauer und roter Purpur, Karmesin und Byssus besitzen als Stoffe die reinste Odmischung. Darum mußte das Schulterkleid des Hohen Priesters, der ja in die engste Verbindung mit dem durch die Odwolke redenden Geiste Gottes trat, aus blauem und rotem Purpur, Karmesin und gezwirntem Byssus angefertigt und mit Gold durchwirkt sein.

 

In derselben Weise war das zum Schulterkleid gehörige 'Orakelbrustschild' angefertigt. Dazu enthielt es zwölf Edelsteine, weil sie das wertvollste Od in besonders großer Menge enthalten.

 

Das Obergewand war ganz aus blauem Purpur und unten am Saum mit Granatäpfeln aus blauem und rotem Purpur und Karmesin und dazwischen mit goldenen Glöckchen versehen. Das alles hatte seine große Bedeutung.

 

Die Unterkleider waren aus Byssus. Die Beinkleider aus reiner Leinwand. Auch euch ist bekannt, daß reines Leinen am Körper und auf Betten der Gesundheit besonders zuträglich ist. Das kommt daher, daß dieser Stoff ein eigenartiges und reines Od enthält, das sich eurem Körper mitteilt und dadurch stärkend auf ihn wirkt.

 

Von allen Holzarten ist das Akazienholz die reinste. Darum durfte nur dieses Holz beim Offenbarungszelt Verwendung finden.

 

Von dem alleinigen Gesichtspunkt der größten Reinheit des Od aus wurden auch alle anderen Vorschriften: über Beschaffenheit der Gerätschaften, Vorhänge, Teppiche, Dachbedeckung getroffen, die du im einzelnen in der Bibel nachlesen kannst.

 

Alles, was ich bis jetzt angeführt habe, diente als Vorsichtsmaßregel, um eine Verunreinigung des Od zu verhindern, das in Gestalt der über der Bundeslade sich bildenden Odwolke zum Sprechen Gottes bereitet wurde. Aus demselben Grunde mußten auch die Priester sich Hände und Füße in dem am Eingang zum Allerheiligsten stehenden Wasser waschen, bevor sie an die Bundeslade herantraten.

 

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Die Art der Opfer

 

Die Hauptsache war jedoch die Bereitung des Od, das als Odwolke über der Bundeslade zur Erzeugung der Laute nötig war, in denen Gott zu Mose redete. Es war also nicht ein Sprechen durch ein Medium, sondern als 'direkte Stimme'. Die geistigen Laute wurden durch das irdische Od der Wolke so weit verdichtet, als es erforderlich war, um sie für menschliche Ohren hörbar zu machen. Die Bibel sagt: 'Wenn nun Mose in das Offenbarungszelt hineinging, so hörte er die Stimme zu sich reden von der Deckplatte her, die sich auf der Gesetzeslade befand, und zwar von dem Raume zwischen den beiden Cherubs her; und so redete er mit ihm' (4. Mose 7, 89).

 

Der Bereitung dieser Odwolke galten die vorgeschriebenen Opfer.

 

Es ist dir hinreichend bekannt, daß das Blut der Leiter des Od im materiellen Körper ist. Darum ist im Blut das meiste und das am leichtesten lösliche Od enthalten. Deshalb bildet das Blut für den Verkehr mit der Geisterwelt die beste Odquelle. Und nur aus dem Grund der Odbeschaffung wurde sowohl bei dem Götzendienst der Heiden als auch beim Gottesdienst der Juden Opfertiere geschlachtet. Das Blut wurde an den Altar gegossen, und einzelne Teile des Fleisches, besonders das Fett, die Nieren und der Leberlappen, durch Verbrennung in Od aufgelöst. Denn die genannten Teile sind neben dem Blut am odhaltigsten.

 

Die Heiden bereiteten durch ihre Götzenopfer das Od zum Verkehr mit der bösen Geisterwelt. Im Offenbarungszelte Gottes diente die Odbereitung dem Verkehr Gottes und seiner hohen Geister mit dem israelitischen Volke. Das besagen auch die Worte, die Gott zu Mose sprach: 'Der Priester soll das Blut an den Altar des Herrn vor dem Eingang des Offenbarungszeltes sprengen und das Fett zu lieblichem Geruch für den Herrn in Rauch aufgehen lassen. Sie sollen also ihre Schlachttiere hinfort nicht mehr den bösen Geistern schlachten, deren Götzendienst sie jetzt treiben' (3.Mose 17, 6-7).

 

Da die Odwolke über der Bundeslade die reinste Mischung des irdischen Od darstellte, so durften zunächst nur solche Tiere geschlachtet werden, die das reinste Od besaßen. Die sogenannten unreinen Tiere durften nicht als Opfertiere verwendet werden. Die in der Bibel als 'unrein' angeführten Tiere sind solche, die das tiefststehendste und unreinste Od von allen den Tieren besitzen, die für den Menschen als Nahrung in Frage kommen könnten.

 

Aus diesem Grunde war auch dem Volke der Genuß des Fleisches unreiner Tiere verboten. Wegen des darin enthaltenen unreinen Od war es zunächst dem menschlichen Körper schädlich. So wissen ja eure Ärzte, daß der Genuß von Schweinefleisch vor allem für die heranwachsenden Kinder nicht zu empfehlen ist. Das, was ihr Skrofulose nennt, würde bei den Kindern nicht leicht entstehen können, wenn sie kein Schweinefleisch zu sich nähmen. Gesund ist das Schweinefleisch auch für Erwachsene nicht, wenn es einen wesentlichen Bestandteil der täglichen Nahrung bildet.

 

Aber noch aus einem anderen Grunde wurde dem jüdischen Volke der Genuß unreiner Tiere untersagt. Du weißt, daß das unreine Od eines Menschen der bösen Geisterwelt eine gefährliche Handhabe gibt, in besonders nachhaltiger Weise nach der schlechten Seite auf ihn einzuwirken. Denn das unreine Od ist das Lebenselement der tiefen Geistwesen, und bei wem sie das gleiche Od finden, bei dem haben sie leichte Arbeit, nicht bloß seine Gedanken und seine Phantasie zu beeinflussen, sondern auch die körperlichen Gefühle zu leidenschaftlicher Wallung zu bringen.

 

Bei einem Menschen mit reinem Od findet das Böse nicht so leicht Zugang. Die reine Odstrahlung verwehrt ihm den direkten Zutritt. Es kann eine reine Odstrahlung ebensowenig ertragen wie ein Augenkranker das Licht. Die Reinheit des Od eines Menschen hängt von der Reinheit seines Geistes ab. Weil die meisten Menschen wegen der Unreinheit ihres Geistes an und für sich schon genug unreines Od haben und dadurch dem Bösen hinreichende Angriffspunkte geben, so soll dieses unreine Od nicht noch überdies durch Zuführung weiteren unreinen irdischen Ods infolge unreiner Speisen weiter verschlechtert werden.

 

Es waren also sehr wichtige Gründe, die Gott zu dem Verbot des Genusses unreiner Tiere veranlaßte. Gerade in der damaligen Zeit war der Einfluß der bösen Mächte infolge des überall verbreiteten Götzendienstes besonders groß. Und Gott wollte das als Träger des Gottesglaubens von ihm erwählte Volk vor diesen schlimmen Einflüssen nach Möglichkeit behüten.

 

Aus demselben Grunde erließ er auch die vielen Vorschriften über alle die Fälle, in denen die Israeliten mit unreinem Od in Verbindung kamen und dadurch als unrein galten.

 

Zu der Bereitung der für das Offenbarungszelt erforderlichen Odmischung genügte aber nicht das Od reiner, fehlerloser Tiere. Auch das reinste Od aus dem Pflanzen- und Mineralreich wurde dazu verwendet. Das Od von selbstausgeflossener Myrrhe, von Zimt, Kalmus, Kassia, Roggenbrot, Mehl, Wein und Olivenöl wurde gemischt mit dem Od der Gewürzkräuter: Stakte, Räucherklaue, Galban, reinem Weihrauch und Salz. So wurde es zu einem 'lieblichen Geruch für den Herrn'. Du verstehst infolge meiner früheren Belehrungen, was der Ausdruck 'zum lieblichen Geruch des Herrn' zu bedeuten hat. Du weißt, daß das reinste Od auch den lieblichsten Geruch verbreitet.

 

Die Odmischung für das Offenbarungszelt wurde durch die Geister Gottes in jener Reinheit hergestellt, wie sie der Reinheit des sich offenbarenden Geistes entsprach. Als 'Chemiker des Jenseits' waren dabei jene Geister tätig, die ihr mit 'Cherubinen' bezeichnet. Darum war ihr Bild sowohl in den goldenen Gestalten über dem Deckel der Bundeslade als auch in den Figuren der Vorhänge und Teppiche dargestellt.

 

Weil das Od über dem Deckel der Bundeslade gesammelt und zum Sprechen des Geistes Gottes verwendet wurde, mußte auch die Odbereitung in allernächster Nähe der Bundeslade vor sich gehen. Denn die Odquelle muß bei dem Geisterverkehr stets in der Nähe des Geistes sein, der ihrer bedarf. Darum standen die Altäre und Tische, auf denen die verschiedenen Opfer hergerichtet wurden, dicht an dem Vorhang, hinter dem die Bundeslade sich befand.

 

Die Sammlung, das Zusammenhalten und die Verdichtung des Ods wurde dadurch erleichtert, daß die Bundeslade in einem von Teppichen und einem Vorhang eingeschlossenen Raum sich befand. Auch ihr gebraucht ja, um starke Odsammlungen und Odverdichtungen zu erzielen, ein sogenanntes 'Kabinett', in dem oder an dessen Eingang das Medium als Odquelle Platz nimmt. Es sind überall dieselben Gesetze für den Verkehr der Geisterwelt mit den Menschen.

 

Dem Zusammenhalten der Odwolke diente über der Bundeslade auch die Einrichtung, daß die an den beiden Enden der Lade angebrachten goldenen Cherubinen ihre Flügel wie ein Dach über die Lade breiteten.

 

Die große Strenge, die in den Vorschriften über das Fernhalten von unreinem Od im Offenbarungszelt herrscht, hatte auch noch einen anderen Grund. Denn wenn die reinen und sehr starken Odströme, wie sie in dem Offenbarungszelt durch die Geister Gottes hergestellt wurden, mit unreinen Odströmen in Verbindung kamen, wurde der Träger des reinen Ods durch diese Starkströme in derselben Weise getötet, wie ein Mensch sein Leben lassen mußte, der ohne Isolierung mit dem Strom einer irdischen Hochspannung in Berührung kommt.

 

Deshalb durfte auch Aaron nicht jederzeit in das Allerheiligste eintreten, sondern erst dann, wenn die Odverdichtung über der Bundeslade beendet und die dabei verwendeten Starkströme ausgeschaltet waren. Der Zeitpunkt wurde ihm angegeben. Hätte er nicht darauf geachtet, so würde er ebenso getötet worden sein, wie seine beiden Söhne ums Leben kamen, als sie die Vorschriften über die Reinhaltung der Odbereitung bei der Räucherung übertraten.

 

Nach dieser Belehrung werden dir die Opfergesetze und die Einrichtung des Offenbarungszeltes in einem ganz anderen Lichte erscheinen, als es bisher der Fall war.

 

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Die Medien

 

Bei vielen Gelegenheiten und auf mancherlei Art sprach
Gott früher zu unseren Vätern durch die Propheten.
Hebräer 1, 1

 

 

In den Zeiten, wo die Menschen innerlich Gott suchten, war ihre Verbindung mit der Geisterwelt Gottes eine unmittelbare. Die einzelnen besaßen zum großen Teil die natürlichen Fähigkeiten für diesen Geisterverkehr. Ihr eigener Geist, der auf das Hohe und Göttliche gerichtet war, hatte die Möglichkeit, auf dem Wege des 'geistigen Sehens, Hörens und Empfindens' die Kundgebungen der Geisterwelt entgegenzunehmen.

 

Es was dasselbe, was ihr heute mit 'Hellsehen', 'Hellhören' und 'Hellempfinden' bezeichnet. Man hatte also keine Zwischenperson nötig, durch welche die jenseitigen Botschaften übermittelt wurden.

 

Diese Gaben schwanden, als sich die Menschheit von Gott abwandte und ihr Sinnen und Trachten nur auf das Irdische richtete. Mit dem übermäßigen Haschen nach Geld und anderen materiellen Gütern vergaß man Gott. Dadurch wurde nicht nur die Verbindung mit der guten Geisterwelt gelöst, sondern es schwanden auch jene Gaben, die vorher den Geisterverkehr ermöglicht hatten. Und heute ist der größte Teil der Menschheit so weit, daß er überhaupt nicht mehr an die Möglichkeit einer solchen Verbindung denkt oder glaubt.

 

Verhältnismäßig wenige gibt es, die in der jetzigen Zeit noch jene Gaben besitzen und nach Art der früheren gottestreuen Menschen mit der Welt der guten Geister im Verkehr stehen.

 

Aber es wird die Zeit kommen, wo es in diesem Punkte wieder so sein wird wie ehedem, wo also die einzelnen durch die persönlichen Fähigkeiten des geistigen Sehens und Hörens mit dem Jenseits in Verbindung kommen können.

 

Inzwischen sollen jedoch die Menschen, die noch an Gott glauben, den Geisterverkehr auf eine andere Weise haben. Und auch viele, die nicht an Gott glauben, sollen die Bestätigung der Geisterwelt mit ihren leiblichen Sinnen wahrnehmen und dadurch innerlich aufgerüttelt werden, damit sie wieder zum Glauben an Gott, das Jenseits und das Fortleben nach dem irdischen Tode gelangen.

 

Deshalb gab Gott der jetzigen Menschheit sogenannte 'Medien'. Die Bedeutung dieser Bezeichnung ist dir bereits aus dem früher Gesagten bekannt. Doch da die richtige Erkenntnis von dem Wesen der 'Medien' zu dem Wichtigsten auf dem Gebiet des Geisterverkehrs gehört, möchte ich es nicht unterlassen, dir darüber eine umfassende Belehrung zu geben. Ich beschränke mich dabei auf die menschlichen Medien und sehe von den Fällen ab, wo auch Tiere als Medien dienen.

 

'Medien' sind Mittelspersonen oder menschliche Werkzeuge, deren sich die Geisterwelt bedient, um sich den Menschen kundzutun. Da die Geistwesen zu diesem Zweck die Odkraft nötig haben, so sind 'Medien' solche Menschen, die der Geisterwelt als Quelle der Odkraft dienen.

 

Die Medien geben in der Hauptsache das eigene Od an die sich kundgebenden Geister ab. Sie sind gleichzeitig aber auch Sammelstellen für das Od, das die Nichtmedien als Teilnehmer sogenannter spiritistischer Sitzungen abgeben. Wie beim Bau einer Wasserleitung manchmal viele kleine Quellen mit dem Wasser der Hauptquelle vereinigt werden, um die Leistung der Hauptquelle zu erhöhen, so wird auch die Odleistung eines Mediums dadurch gesteigert, daß das Medium die schwächeren Odkräfte der Teilnehmer in sich aufsammelt.

 

Wenn auch alle Menschen Odkraft besitzen, so ist sie doch beiden meisten zu sehr an den eigenen Körper gebunden und nicht löslich genug. Sie kann daher von den Geistern nicht in ausreichender Stärke verwendet werden.

 

Menschen, die sich als Medien eignen, sind sehr 'sensitiv'. Das bedeutet, daß sie infolge der leichten Löslichkeit des Od alle Eindrücke viel tiefer empfinden als andere Menschen. Es ist dies nicht etwas Krankhaftes, wie die irdischen Gelehrten meinen. Auch hat es nichts mit Nervosität, Hysterie oder Willensschwäche zu tun. Im Gegenteil, die guten Geister können nervöse, willensschwache und kranke Menschen nicht als 'Medien' gebrauchen. Ein gutes Medium hat mehr Willenskraft und Nervenstärke und ist organisch gesünder als irgend ein anderer Mensch.

 

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Die Arten der Medien

 

Je nach den verschiedenen Zwecken, zu denen die Geisterwelt die Odkraft eines Mediums gebraucht, unterscheidet man verschiedene Arten der Medien.

 

1. Tischmedien

Wird die Odkraft dazu verwendet, um an einem Tisch Bewegungen durch Heben und Senken zu bewirken oder auch Klopflaute des Tisches hervorzurufen, so habt ihr dafür die Bezeichnung 'Tischmedium'.

 

Das Heben und Senken oder Klopfen des Tisches wird als Zeichensprache benutzt, um Mitteilungen durch die Geisterwelt zu erlangen. Es ist dies die niedrigste Art des Geisterverkehrs. Denn es sind fast ausnahmslos tiefstehende Geister, die sich bei den Tischsitzungen einstellen. Die höhere Geisterwelt wählt diese Art der Kundgebungen

 

nicht. So kommt es, daß bei solchen Zusammenkünften nicht selten von den in Tätigkeit tretenden niederen Geistwesen grober Unfug getrieben wird, den bisweilen die anwesenden Teilnehmer durch eigene Schwindeleien noch unterstützen. Leider kommt durch das sogenannte 'Tischrücken' mit seinen teils lächerlichen, teils lügenhaften Kundgebungen auch die höhere Art des Geisterverkehrs in Verruf.

 

Gottsucher und Wahrheitsfreunde werden sich daher von dieser Art der Geisterverbindung fernhalten und nur die Wege des Geisterverkehrs wählen, die des hohen Zieles würdig sind.

 

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2. Schreibmedien

Werden Kundgebungen der jenseitigen Wesen durch die Schrift eines Menschen hervorgebracht, so nennt ihr ihn ein 'Schreibmedium'.

 

Die Art, wie die Schrift zustande kommt, ist bei den 'Schreibmedien' sehr verschieden. Dem einen werden die Gedanken bei vollem persönlichen Bewußtsein eingegeben und von ihm niedergeschrieben. Man nennt einen solchen auch 'Inspirationsmedium'. - Einem anderen wird die Hand geführt, und gleichzeitig werden die Worte, welche die Hand schreibt, seinem Geiste inspiriert. Alles bei vollem Bewußtsein des Mediums.

 

Die gleichzeitige Inspiration ist bei denen notwendig, die der Führung der Hand zu viel Widerstand entgegensetzen. - Wieder andere wissen bloß, daß sie schreiben, aber der Inhalt des Geschriebenen ist ihnen unbekannt. - Noch andere schreiben im Zustand vollständiger Bewußtlosigkeit. Sie wissen also weder, daß sie schreiben noch was sie schreiben. Doch kommen nicht selten bei demselben 'Schreibmedium' die verschiedenen Arten des Schreibens vor.

 

Wesentlich verschieden von dieser Art des medialen Schreibens ist die sogenannte 'direkte Schrift'. Sie wird in der Weise hervorgebracht, daß ein Geistwesen bloß die Odkraft des Mediums, aber nicht dessen Hand benutzt. Mit dem von dem Medium entnommenen Od materialisiert das Geistwesen die eigene Geisterhand und schreibt damit auf einen Gegenstand, der mit dem Medium nicht in Berührung ist, zum Beispiel auf eine Tafel auf ein Papier oder sonstige Dinge. Dazu bedarf es einer bedeutend größeren Odmenge als beim Schreiben mit der Hand des Mediums.

 

Zwei Beispiele von 'direkter Schrift' sind dir aus der Bibel bekannt. Die Gesetzestafeln auf Sinai wurden von Gottes Hand geschrieben, wie in den Büchern des Mose berichtet wird: 'Diese Tafeln waren von Gott selbst angefertigt, und die Schrift war Gottes Schrift, in die Tafeln eingegraben' (2. Mose 32, 16).

 

Als der König Belsazar bei einem Gastmahl mit den Großen seines Reiches aus den heiligen Gefäßen trank, die sein Vater aus dem Tempel zu Jerusalem geraubt hatte, und dabei seinen Götzen Loblieder sang, 'da kamen Finger einer Menschenhand zum Vorschein und schrieben dem Kronleuchter gegenüber auf die getünchte Wand des königlichen Saales, so daß der König den Rücken der schreibenden Hand sah' (Daniel 5, 5).

 

Anstatt zum Schreiben kann die Hand des Mediums von der Geisterwelt auch zum Zeichnen und Malen benutzt werden. In diesem Falle spricht man von 'Zeichen- oder Malmedien'. Der Vorgang ist jedoch derselbe wie beim Schreiben.

 

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3. Planchettemedien
Eine Art Schreibmedien sind auch die sogenannten 'Planchettemedien'. 'Planchette' nennt man eine Platte aus Holz, Metall oder sonstigem Stoff, auf der die Buchstaben des Alphabets, Zahlen und andere Zeichen angebracht sind. Die Fläche der Planchette ist glatt, damit ein Gegenstand leicht darauf hin- und hergeschoben werden kann. Das Medium legt bei vollem Bewußtsein die Hand auf einen leichtbeweglichen Gegenstand, der mit einer Spitze oder einem Zeiger versehen ist und auf der glatten Platte liegt.

 

Es wartet dann, bis der Gegenstand mit dem Zeiger zu den Buchstaben hinbewegt wird. Die Spitze des Zeigers zeigt nacheinander die einzelnen Buchstaben an, aus deren Zusammensetzung Worte und Sätze gebildet werden.

 

Das Planchettemedium sitzt da mit geschlossenen oder am besten mit verbundenen Augen, damit es selbst die Buchstaben nicht sehen kann, weil sonst die Gefahr besteht, daß es der Bewegung der Hand aus sich nachhilft und so seine eigenen Gedanken wiedergibt.

 

Die berühmteste 'Planchette' war im Alten Testament das 'Brustschild' auf dem Kleide des Hohen Priesters. Dieser selbst war das Medium.

 

Das 'Brustschild' wird in der Bibel nach eurer heutigen Übersetzung 'Orakelschild' genannt, weil es von den Israeliten zum 'Befragen Gottes' benutzt wurde. Es war quadratförmig und mit vier Reihen Edelsteinen besetzt. In der ersten Reihe waren ein Karneol, ein Topas und ein Smaragd; die zweite Reihe bestand aus einem Rubin, einem Saphir und einem Jaspis; die dritte Reihe aus einem Hyazinth, einem Achat und einem Amethyst; die vierte Reihe aus einem Chrysolith, einem Soham und einem Onyx' (2. Mose 39, 8ff.).

 

Auf jedem Edelstein war ein Schriftzeichen eingraviert, entsprechend den Namen der zwölf Stämme Israels. Dadurch bildeten sie eine Art Alphabet. Edelsteine waren deswegen gewählt, weil sie eine große Odkraft besitzen und die mediale Kraft des Hohen Priesters stärkten. Eine breite, glatte Rinne von Gold zog sich zwischen den Edelsteinen hin, ohne Ecken und Kanten.

 

Dazu gehörte das sogenannte 'Stirnblatt', das heilige Diadem aus Gold, auf dem die Worte eingraviert waren: 'Dem Herrn geweiht'. Es war mit einer Schnur von blauem Purpur an dem Kopfbund des Hohen Priesters befestigt. Es bildete den wichtigsten Gegenstand beim Befragen Gottes und war daher mit Recht mit der Inschrift versehen: 'Dem Herrn geweiht' (2. Mose 39, 30-31).

 

Beim 'Befragen Gottes' band der Hohe Priester das Brustschild an der unteren Seite vom Priesterkleid los und brachte es in eine waagrechte Stellung. Dann löste er das 'Stirnblatt' von seinem Kopfbund und legte es in eine der Rinnen zwischen die Edelsteine. Dann hielt er seine Hand über das Brustschild, ohne mit ihm oder dem darauf liegenden 'Stirnblatt' in Berührung zu kommen. Die sehr starke Odkraft des Hohen Priesters wurde von der Geisterwelt Gottes benutzt, um das goldene 'Stirnblatt' in Bewegung zu setzen.

 

Es glitt durch die goldenen Rinnen und stieß mit der kleinen Öse, durch die es an den Kopfbund befestigt war, an die Edelsteine, deren Buchstaben man in der Reihenfolge, in der sie von dem Stirnblatt angezeigt wurden, zu einem Wort zusammensetzte. War durch Zusammensetzen der angegebenen Schriftzeichen ein Wort zu Ende, so glitt das Stirnblatt an den rechten Rand des Orakelschildes, stieß dort an ein kleines Glöckchen zum Zeichen, daß das Wort zu Ende sei.

 

War durch Zusammensetzung der Wörter ein Satz beendet, so glitt das Stirnblatt sowohl an die rechte als auch an die linke Seite des Orakelschildes und ließ den Ton der an beiden Seiten befindlichen Glöckchen hintereinander erklingen. Dieses Doppelzeichen kündigte an, daß der Satz zu Ende sei. Infolgedessen war jeder Irrtum ausgeschlossen. Es konnte kein Schriftzeichen zum vorhergehenden Wort gezogen werden, das zum folgenden Worte gehörte, und kein Wort zum folgenden Satz gezogen werden, das zum vorhergehenden Satz gehörte.

 

Weil durch diese Einrichtung die Antwort Gottes ohne jede Möglichkeit eines Mißverständnisses erfolgte, nannte man das Stirnblatt in Verbindung mit den Glöckchen als Zeichen der Wahrheit und Klarheit 'die heiligen Lose'. 'Urim und Thumim' bezeichnet es der hebräische Text, was ebenfalls 'Wahrheit und Klarheit' bedeutet.

 

Zur Zeit der israelitischen Könige wurde dieses 'Orakelschild' sehr häufig zum 'Befragen Gottes' gebraucht, wobei die Priester als Medien auftraten. Besonders David war es, der in fast allen wichtigen Anliegen durch den Priester Abjathar unter Benutzung des 'Orakelschildes' Gott befragte und die Antworten Gottes entgegennahm.

 

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4. Tieftrancemedien

Die für die Übermittlung der Wahrheit wichtigsten Medien sind die 'Sprechmedien', sobald sie zu 'Tieftrancemedien' ausgebildet

 

sind. 'Tieftrance' ist bei einem Medium dann vorhanden, wenn der eigene Geist aus dem Körper vollständig ausgetreten ist. In diesem Zustand gleicht das Medium einer Leiche, mit dem Unterschied, daß der ausgetretene Geist noch durch ein Odband mit seinem Körper verbunden bleibt, was bei einer Leiche nicht der Fall ist. Bei ihr fehlt das Odband. Durch dieses Odband empfängt der Körper des Mediums von dem ausgetretenen Geist so viel Lebenskraft, daß die körperlichen Organe in Tätigkeit gehalten werden. An dem Odband kehrt nachher der ausgetretene Geist des Mediums wieder in der Körper zurück.

 

An Stelle des ausgetretenen Geistes tritt ein anderes Geistwesen in den Körper des Sprechmediums ein und macht mit Hilfe der Sprechwerkzeuge des Mediums seine Mitteilungen. Dabei bedient es sich der Odkräfte, die bei Austritt des Geistes des Mediums in dessen Körper zurückgeblieben sind.

 

Ein Tieftrancemedium weiß selbstverständlich nichts von dem, was der fremde Geist gesprochen hat. Wenn es zu sich kommt, indem der eigene Geist wieder in den Körper eintritt, ist es ihm, als habe es geschlafen. Ihr sprecht daher von einem 'medialen Schlaf' der Tieftrance-Medien.

 

Für diejenigen, zu denen ein fremdes Geistwesen durch ein Medium spricht, ist es von der größten Wichtigkeit zu wissen, was für ein Geist von dem Körper des Mediums Besitz ergriffen hat; ob es ein hoher oder niedriger, guter oder böser Geist ist. Darum rate ich jedem Menschen, die Geister zu prüfen, ob sie wahrhaftig von Gott geschickt oder ob sie böse sind. Das könnt ihr, wenn ihr sie im Namen Gottes schwören laßt, wer sie sind und woher sie kommen.

 

Ein guter Geist wird den Schwur leisten, ein böser nicht. Ist es ein guter Geist, so wird er euch Mitteilungen, Ermahnungen, Belehrungen und Unterweisungen geben, die zu eurem Besten sind. Ist er jedoch ein böses Geistwesen, so schickt es fort. Doch vorher gebt ihm die Mahnung, daß es sich zu Gott wenden und zu Gott beten soll.

 

Treten in Sprechmedien solche Geistwesen ein, die zwar zu den niederen und schwer leidenden Geistern gehören, aber guten Willens sind, so sollt ihr sie über ihren Zustand belehren, sie auf Gott hinweisen und mit ihnen beten. Auf diese Weise könnte ihr vielen 'armen Seelen', wie ihr diese Geister zu nennen pflegt, eine große Wohltat erweisen und sie werden euch dafür stets dankbar bleiben.

 

Die Pflicht, die Geister zu prüfen, wurde auch den ersten Christen von den Aposteln stets eingeschärft. Jede christliche Gemeinde wurde darüber eingehend belehrt, wie auch die Menschen des Alten Bundes hierin genau Bescheid wußten.

 

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5. Apportmedien

Die 'Apportmedien' sind meistens ebenfalls Tieftrancemedien'. Ihre Odkraft benutzt die Geisterwelt, um materielle Dinge von außen her in geschlossene Räume zu bringen oder aus geschlossenen Räumen nach auswärts fortzutragen. Der Zustand des 'Tieftrance' ist deswegen in den meisten Fällen erforderlich, weil die Geister das ganze körperliche Od des Mediums benötigen, um die 'Apporte' zu ermöglichen. Die materiellen Gegenstände, die 'apportiert' werden, müssen nämlich an dem einen Ort aufgelöst und an dem anderen Ort wieder zur Materie verdichtet werden.

 

Es gibt allerdings auch Medien, die ohne 'Tieftrance' so viel Od abgeben können, daß es zur Verwirklichung der 'Apporte' ausreichend ist, vor allem, wenn mehrere starke Medien gleichzeitig als Odquellen dienen. Obschon ihr die außerordentlich hohe Hitze körperlich nicht fühlen könnt, die durch die Odströme zum Zweck der Auflösung der Materie erzeugt wird, so könnt ihr etwas von der Hitze doch nachher bei der Wiederverdichtung der apportierten Gegenstände noch wahrnehmen.

 

Ein Beispiel möge es dir klarmachen. Sogenannte 'Spukgeister' bringen bisweilen von der Straße aus Steine, Sand oder sonstige Stoffe in geschlossene Räume eines Hauses. Sie können dies nur dann, wenn ihnen hinreichend Odkraft zur Verfügung steht, mit der sie die heißen Starkströme erzeugen. Damit lösen sie die Materie der Stoffe auf, bringen die in Od aufgelöste Materie ins Zimmer und verdichten dort das Od wieder zur festen Materie. Doch fühlt der wieder verkörperte Stoff sich jetzt heiß an. Denn wenn auch die Verdichtung durch kalte Kraftströme erfolgte, so bleibt doch von der sehr großen Hitze der Auflösung der Materie noch ein Teil zurück, wie ihr es bei einem glühenden Stahl wahrnehmt, den man durch Eintauchen in kaltes Wasser abgekühlt hat.

 

Bisweilen wird der Körper der Medien selbst von einem Ort zu einem anderen transportiert, manchmal sogar auf sehr weite Entfernungen. Ihr Körper wird ebenfalls an dem einen Ort aufgelöst und an dem anderen wieder zur Materie verdichtet.

 

Als der Prophet Habakuk im Alten Bund mit dem Essen, das er bei sich trug, von einem Engel Gottes an die Löwengrube zu Daniel gebracht werden sollte, hat der Engel ihn nicht durch die Luft getragen, wie ihr anzunehmen scheint, sondern ihn mit allem, was er bei sich trug, aufgelöst und an der Löwengrube wieder materialisiert . - Dasselbe geschah mit Philippus, von dem euch die Apostelgeschichte erzählt. Als er den Kämmerer der Königin Kandace von Äthiopien belehrt und getauft hatte, 'entführte ihn der Geist des Herrn nach der Stadt Asdod'. (Apg. 8, 26ff.). Der Geist löste den Körper des Philippus auf, so daß er plötzlich aus den Augen des Kämmerers verschwunden war, und materialisierte ihn wieder in der Stadt Asdod

 

Solche Vorgänge sind den Menschen deswegen unbegreiflich, weil sie die Kräfte nicht sehen, die dabei wirksam sind. Die Tatsache der Auflösung der Materie und auch der Körper lebender Menschen an dem einen Ort und ihrer Wiederverkörperung an einem anderen kann auch heute nicht mehr geleugnet werden. Denn die Fälle sind zu zahlreich, in denen die Auflösung und Wiederverkörperung materieller Dinge und Personen unwiderleglich nachgewiesen worden ist. Die Naturgesetze, nach denen das alles geschieht, sind dir nach den vorausgegangenen Erklärungen hinreichend verständlich.

 

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6. Materialisationsmedien

Bei den 'Materiaslisationsmedien' wird die ganze körperliche Odkraft des Mediums dazu benutzt, um einem oder mehreren Geistwesen die Möglichkeit zu geben, sich für eure leiblichen Augen sichtbar zu machen. Da das ganze Od des Mediums dazu benötigt wird, muß der Geist aus dem Medium entfernt werden. Je nach der Menge des zur Verfügung stehenden Ods überkleidet der fremde Geist damit entweder seine ganze Gestalt, also sämtliche Glieder, oder nur das eine oder andere Glied, seien es die Augen oder das Gesicht oder die Hände.

 

Soll die Verkörperung so stark sein, daß der betreffende Geist wie ein irdisches Wesen aussieht, dann genügt das Od des Mediums nicht. Es muß vielmehr auch noch Materie seines Körpers entnommen und in Odform zur Verkörperung des Geistes verwendet werden. Ein Medium nimmt daher bei einer solchen Gelegenheit so viel an Körpergewicht ab, als an Od und Materie für den fremden Geist abgegeben wird. Die Gewichtsabnahme des Mediums pflegen eure Gelehrten mit automatischen Waagen festzustellen, auf denen sie die Medien vorher Platz nehmen lassen. Es gibt Fälle, wo 'Materialisationsmedien' in wenigen Minuten bis zu 80 Pfund an Körpergewicht verlieren.

 

Doch bleibt sowohl das abgegebene Od wie auch die abgegebene Materie durch das Odband mit dem Medium verbunden und strömt nach Auflösung der Verkörperung des Geistes wieder in den Körper des Mediums zurück. Darum seht ihr, daß die Verkörperungen sich stets in der Nähe des Mediums bilden. Auch könnt ihr wahrnehmen, wie die Bewegungen des Mediums begleitet sind. Denn die Verbindung zwischen Medium und materialisiertem Geiste ist eine sehr enge. Wenn deine Hände und Arme durch straff angezogene Bänder mit den Händen eines anderen verbunden sind, und du machst damit Bewegungen, so verursachst du auch ähnliche Bewegungen der Hände und Arme des anderen. Solche geistigen Odbänder bestehen zwischen dem materialisierten Geist und dem Medium.

 

Aus der engen Verbindung zwischen Medium und materialisiertem Geist erklärt sich noch eine andere Erscheinung, die euren Gelehrten ebenfalls unverständlich ist. Sie haben nämlich festgestellt, daß bei Materialisationen oft verschiedenartige Gerüche vor den Medien ausströmen. Bald sind es Wohlgerüche, bald ist es Gestank oder unerträglicher Leichengeruch. Diese Gerüche hängen von der Beschaffenheit der Geister ab, die sich mit dem Od des Mediums verkörpern. Bei der Odlehre habe ich dir bereits erklärt, daß das Od im Geruch die Eigenschaft des Geistes annimmt, den es umgibt.

 

Das dem Medium entnommene und von einem Geist zu seiner Materialisation gebrauchte Od nimmt daher den Geruch an, welcher der Beschaffenheit jenes Geistes entspricht. Und da das verkörperte Od des Geistes mit dem Medium in engster Verbindung bleibt, so strömt der dem Geiste entsprechende Odgeruch auch auf das Medium über. Dadurch wird der Eindruck erweckt, als ob das Medium die Ursache des vorhandenen angenehmen oder unangenehmen Geruches sei. In Wirklichkeit rühren also jene Gerüche von den Geistern her, die sich mit dem Od des Mediums verkörpert haben.

 

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7. Physikalische Medien

Nun gibt es noch eine Art Medien, die für die Menschheit nicht gut ist. Denn ihrer bedienen sich meistens böse Wesen. Es sind die sogenannten 'physikalischen Medien'. Die Geister benutzen die Odkraft dieser Medien, um Gegenstände zu bewegen, die sich im Bereich des Mediums befinden. Tische, Stühle, Gerätschaften aller Art erheben sich und schweben von einer Stelle zur anderen, Instrumente beginnen zu spielen, eine Trompete erhebt sich in die Luft und bläst, auf einer daliegenden Trommel erschallen Schläge, Schellen fliegen durch das Zimmer und läuten, und unzählige ähnliche Dinge ereignen sich.

 

Daß gute Geistwesen sich nicht in dieser Weise betätigen, ist natürlich. Denn es ist nicht Sache der guten Geisterwelt, Erscheinungen hervorzurufen, die nur der Befriedigung der menschlichen Sucht nach außergewöhnlichen Erlebnissen dienen. Das gilt allerdings auch von manchen Erscheinungen, die bei den anderen Arten von Medien vorkommen. Allein bei ihnen ist es nicht so regelmäßig der Fall wie gerade bei den 'physikalischen Medien'.

 

Du fragst mich, welchen Zweck es überhaupt habe, daß die niederen Geister in den heutigen 'spiritistischen Sitzungen' einen solchen 'Karneval' treiben und treiben dürfen. Darauf antworte ich dir, daß die niederen Geistwesen dieselbe Freiheit des Willens haben wie niedrige und böse Menschen. Wie letztere an ihrem Tun und Treiben nicht gehindert werden, so wird auch den Geistern ihre Freiheit nicht geschmälert, auch den bösen Geistern nicht, wenigstens nicht bis zu einer gewissen Grenze.

 

Vollständige Freiheit haben sie allerdings nicht, sonst würden sie in der Menschheit noch viel mehr Unheil anrichten, als sie es jetzt schon tun. Denn das Ziel der Menschheit ist, zu Gott zu gelangen. Und mit Rücksicht auf dieses Ziel hat Gott für die Betätigung der Bösen eine gewisse Grenze bestimmt. Aber auch selbst der in den heutigen spiritistischen Sitzungen vorkommende 'Karneval' des Bösen, wie du es nanntest, hat nicht selten doch auch eine gute Wirkung.

 

Denn in der heutigen Zeit, wo so viele an keinen Gott, kein Jenseits, keine Geisterwelt und kein Fortleben nach dem irdischen Tode glauben wollen, ist es schon von Nutzen, daß die Menschen derartige Dinge erleben, damit sie sich darüber ihre Gedanken machen, in ihrem Unglauben wankend werden und anfangen, nach der Wahrheit zu suchen. Das gilt in bezug auf alle Vorkommnisse eurer heutigen spiritistischen Sitzungen, angefangen vom Tischrücken und Tischklopfen bis zu den physikalischen Phänomenen und zu den Geisterverkörperungen.

 

Wenn die Beteiligung an derartigen Dingen auch bei den meisten aus keinem anderen Grund erfolgt als um Sensationen zu erleben, so bleibt bei sehr vielen doch der Eindruck haften, daß es etwas Jenseitiges geben muß. Wenn dies auch kein großer Erfolg ist, so ist es doch besser, als wenn sie überhaupt nicht an das Jenseits erinnert würden.

 

Was allerdings der Menschheit not tut, ist eine gründliche Aufklärung über das Wesen des Geisterverkehrs und über den Weg, auf dem man mit der guten Geisterwelt in Verbindung kommen kann. Und das soll deine Lebensaufgabe sein. Zu diesem Zweck empfängst du alle diese Belehrungen. Sie sind nicht bloß für dich, sondern für deine Mitmenschen bestimmt. Ihnen sollst du als deinen Geschwistern diese Wahrheiten vermitteln. Wird den Menschen gesagt, wie sie die Verbindung mit der guten Geisterwelt suchen sollen, dann wird jede spiritistische Sitzung zu einem erhebenden Gottesdienst.

 

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8. Hellsehen, Hellhören, Hellempfinden

Eure Gelehrten rechnen zu den Medien auch diejenigen, welche die Gabe des 'Hellsehens' und 'Hellhörens' besitzen. Das ist nicht richtig. Zwar haben die Hellsehenden, Hellhörenden und Hellempfindenden mediale Kräfte; aber wirkliche Medien sind sie nicht. Bei ihnen ist es ja der eigene Geist, der tätig ist, der sieht und hört, während bei den eigentlichen 'Medien' ein fremdes Geistwesen wirksam und der eigene Geist ausgeschaltet ist.

 

Die Gaben des 'Hellsehens' und 'Hellhörens' befähigen den Geist des Menschen zwar, die ihn umgehenden Geister zu sehen und zu hören, aber der Hellseher ist kein Werkzeug dieser Geister und gehört deshalb nicht zu den 'Medien'. Der Geist des Hellsehenden, Hellhörenden, Hellriechenden, Hellschmeckenden, Hellempfindenden empfängt diese Fähigkeiten lediglich dadurch, daß er sich von seinem Körper mehr oder weniger zu lösen imstande ist.

 

Der vom Körper gelöste und teilweise aus dem Körper austretende Geist ist dadurch nicht mehr an die körperlichen Sinne gebunden. Er hat die Kräfte und Eigenschaften des körperlosen Geistes. Er sieht, hört, empfindet nach der Art der Geister des Jenseits, je nach der Vollkommenheit der Loslösung von seinem Körper und der Feinheit des ihn umgebenden Ods. Die Reinheit des Ods spielt bei den 'Hellsehern' eine große Rolle. Denn durch ein unreines Glas kann man nicht deutlich sehen.

 

Aus demselben Grunde sind auch die Geister des Jenseits, je nach der Beschaffenheit ihres Odkörpers, in ihren geistigen Fähigkeiten sehr verschieden. Die einen von ihnen sehen, hören und empfinden, was die anderen Geister nicht wahrnehmen können.

 

Dasselbe ist der Fall bei den mit den Gaben des Hellsehens, Hellhörens und Hellempfindens ausgestatteten Menschen. Auch bei ihnen sind diese Gaben in zahllosen Abstufungen, von der unvollkommensten bis zur höchsten Stufe vorhanden. Die einen empfinden bloß die Nähe der sie umgebenden Geister und deren Einwirkungen auf sie. Aber die Geister selbst sehen und hören sie nicht. Wieder andere sehen die Geister, aber hören sie nicht. Wieder andere sehen sie und hören auch ihre Worte und vermögen die einzelnen Geister in ihrem Wesen zu unterscheiden.

 

Die vielen Irrtümer, die euren Hellsehern bei ihren Angaben unterlaufen, sind daraus zu erklären, daß bei den meisten die Gabe sehr unvollkommen vorhanden ist.

 

Das Hellsehen findet ihr oft in den Büchern des Alten und des Neuen Testamentes. Von dem Erzvater Jakob wird berichtet: 'Als Jakob seines Weges zog, begegneten ihm 'Engel Gottes'. Sobald Jakob sie erblickte, sagte er: Hier ist das Heerlager Gottes' (1. Mose 32, 1-2).

 

Als zur Zeit Davids ein Engel Gottes die Pest als Strafgericht über das Volk Israel verhängte, da sah David diesen Engel. 'Der Engel des Herrn war aber gerade bei der Tenne des Jebusiters Arawna angekommen. Als nun David den Engel sah, der das Sterben unter dem Volke anrichtete, rief er zum Herrn betend aus: Ach, ich bin's ja, der gesündigt hat, und ich habe mich vergangen. Diese Herde aber - was hat die verschuldet?' (2. Sam.24, 16ff.).

 

Der Prophet Elisa hatte die Gabe des Hellsehens. Von ihm erzählt das Buch der Könige, daß er hellsehend wahrnahm, wie sein Diener Gehasi dem geheilten Hauptmann Naemann nachlief und sich von ihm unter falschen Vorspiegelungen Geschenke für Elisa erbat. Als er sie zur persönlichen Verwendung in seinem Hause verborgen hatte und vor Elisa trat, fragte ihn dieser: 'Woher kommst du Gehasi?' - Er antwortete: 'Ich bin überhaupt nicht ausgewesen.'

 

Da sagte Elisa zu ihm: 'Bin ich nicht im Geiste mit dir gegangen, als sich jemand von seinem Wagen aus nach dir umwandte? Ist es jetzt an der Zeit, Geld und Kleidungsstücke anzunehmen und Gärten und Weinberge, Kleinvieh und Rinder, Knechte und Mägde dafür zu erwerben?' (2. Könige 5, 20 ff.).

 

Elisa sah auch das Schicksal des Hasael hellsehend voraus. Darüber berichtet dasselbe Buch der Könige: 'Elisa starrte unverwandt vor sich hin und war aufs äußerste entsetzt und brach dann in Tränen aus. Als Hasael ihn nun fragte: 'Warum weint mein Herr?', antwortete er: 'Weil ich weiß, wieviel Unheil du den Israeliten zufügen wirst. Ihre festen Städte wirst du in Brand stecken, ihre jungen Männer mit dem Schwerte töten, ihr Säuglinge zerschmettern und ihren schwangeren Frauen den Leib aufschlitzen. Denn Gott der Herr hat dich mir als König über Syrien gezeigt. (2. Könige 8, 11 ff.).

 

Hellsehend schauten die großen Propheten sowohl die zu ihnen gesandten Geister als auch die Schicksale der Menschheit, Völker und Einzelpersonen. Sie wurden ihnen von der Geisterwelt meistens in Symbolen kundgetan. Mit dem 'Hellsehen' war bei ihnen auch das 'Hellhören' verbunden.

 

Als Beispiel dafür lies einmal das Buch Daniel nach, besonders die Stellen, wo von der Erscheinung des Erzengels Gabriel berichtet wird: 'Während ich noch mein Gebet verrichtete, da kam Gabriel, den ich im ersten Gesicht gesehen hatte, in Gestalt eines Menschen eilends auf mich zu um die Zeit des Abendopfers. Er wollte mir Aufklärung geben und redete mich mit den Worten an: 'Daniel, jetzt bin ich hergekommen, um dir zum richtigen Verständnis zu helfen. Als du zu beten begannst, erging ein Gotteswort, und ich bin gekommen, es dir zu verkünden; denn du bist ein besonders geliebter Mann. So achte nun auf das Wort, damit du die Offenbarung genau verstehst' (Daniel 9, 21 - 23).

 

 - 'Am vierundzwanzigsten Tage des ersten Monats befand ich mich am Ufer des Tigris, und als ich dort meine Augen erhob und Umschau hielt, sah ich da einen Menschen stehen, der in Linnen gekleidet war und um die Hüften einen Gürtel von Uphasgold trug. Sein Leib war wie Chrysolith, sein Gesicht leuchtete wie Blitzesschein und seine Augen brannten wie Feuerfackeln; seine Arme und Beine funkelten wie poliertes Erz; und wenn er redete, klang seine Stimme wie das Tosen einer Volksmenge. -

 

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Ich, Daniel, war der einzige, der die Erscheinung sah, während die Männer, die bei mir waren, die Erscheinung nicht sahen; doch befiel sie ein solcher Schrecken, daß sie flohen und sich versteckten. So blieb ich denn allein zurück und sah diese gewaltige Erscheinung; doch alle Kraft entschwand mir; mein Gesicht entfärbte sich bis zur Unkenntlichkeit, und ich wurde völlig kraftlos. Als er dann laut zu reden begann und ich den Klang seiner Worte vernahm, sank ich ohnmächtig auf mein Angesicht zur Erde nieder. Da berührte mich eine Hand und half mir, daß ich mich zitternd auf meine Knie und Hände aufrichtete' (Daniel 10, 4-10).

 

Diese beiden Stellen aus dem Buch Daniel habe ich deswegen ausführlich erwähnt, weil sie für dich sehr lehrreich sind und manche von den Belehrungen, die ich dir bisher gegeben habe, als richtig bestätigen. Zunächst hast du hier die Tatsache des Hellsehens und Hellhörens in der ausgeprägtesten Form. Daniel sieht die Geistergestalt, während seine Begleiter sie nicht sehen. Aber da die Begleiter ebenfalls 'medial' waren, fühlten sie die Nähe des Geistes und dessen gewaltige Odkraft, und sie flohen vor Schrecken. Hier ist die von mir erwähnte Tatsache bestätigt, daß manche Menschen die Geister zwar nicht sehen und hören können, aber ihre Nähe empfinden.

 

Außerdem ist in diesen Stellen, wie in so vielen anderen Stellen der Bibel, der Beweis erbracht, daß die Geister eine Gestalt und geistige Glieder haben, ähnlich denen eines Menschen. Endlich fühlte Daniel eine Hand, die ihn anfaßte und aufrichtete. Es war die Hand Gabriels, die er mit Hilfe der Odkraft des Daniel materialisiert hatte. Denn nur mit einer materialisierten Hand konnte Gabriel einen Menschen aufrichten. Das laute Sprechen des Geistes und die Verkörperung seiner Hand beanspruchte so viel Odkraft, daß Daniel kraftlos zur Erde sank und Gabriel ihn mit seiner eigenen geistigen Odkraft stärken mußte. 'Da berührte mich der, welcher wie ein Mensch aussah, nochmals und gab mir neue Kraft' (Daniel 10, 18).

 

Aus dem Neuen Testament möchte ich nur das 'Hellsehen' des Apostels Paulus erwähnen. In Troas sah Paulus nachts plötzlich einen mazedonischen Mann vor sich stehen, der die Bitte aussprach: 'Komm nach Mazedonien herüber und hilf uns!' (Apg. 16, 9). - In einer anderen Nacht trat der Herr zu Paulus und sagte: 'Sei getrost! Denn wie du für mich in Jerusalem Zeugnis abgelegt hast, so sollst du auch in Rom Zeuge für mich sein' (Apg. 23, 11). -

 

Bei einer Überfahrt nach Italien sagte Paulus zu den Seeleuten des Schiffes: 'Ihr Männer, ich sehe voraus, daß unsere Fahrt mit Gefahr und großem Schaden nicht nur für die Ladung und das Schiff, sondern auch für unser Leben verbunden sein wird' (Apg. 27, 10). - Ich habe dir bereits gesagt, daß das Schauen von großen Ereignissen der Zukunft nur möglich ist, wenn die Geisterwelt sie dem Hellsehenden in einem

 

Bilde zeigt. Das finden wir auch in diesem Falle bestätigt. Denn als die Schiffsmannschaft nicht auf die Mahnung des Paulus hörte und die Fahrt wagte, gerieten sie in Sturm, mußten einen Teil der Ladung und auch das Schiffsgerät über Bord werfen, und alle hatten jede Hoffnung auf Rettung aufgegeben. Da trat Paulus mitten unter sie und sagte: 'Ihr Männer! Ihr hättet auf mich hören und nicht von Kreta abfahren sollen, dann wäre uns dieses Ungemach und dieser Schaden erspart geblieben.

 

Doch, wie die Dinge jetzt liegen, fordere ich euch auf, guten Mutes zu sein; denn keiner von euch wird das Leben verlieren; nur das Schiff ist verloren. Denn in dieser Nacht ist mir ein 'Engel des Herrn' erschienen, dem ich angehöre und dem ich auch diene, und hat zu mir gesagt: 'Fürchte dich nicht, Paulus! Du sollst vor den Kaiser treten; und siehe, Gott hat dir das Leben aller Reisegefährten geschenkt. 'Darum seid guten Mutes, ihr Männer!

 

Denn ich habe die Zuversicht zu Gott, daß es so kommen wird, wie es mir gezeigt worden ist. Wir müssen aber an irgendeiner Insel stranden' (Apg. 27, 21ff.).

An die Korinther schreibt Paulus: 'Ich, der ich leiblich zwar abwesend, aber mit meinem Geist bei euch gegenwärtig bin, habe über diesen Menschen, der sich so schwer vergangen hat, bereits Gericht gehalten, als ob ich bei euch wäre' (1. Kor. 5, 3).

 

Ebenso schreibt er an die Kolosser: 'Wenn ich auch leiblich fern bin, so ist mein Geist doch bei euch gegenwärtig, und ich sehe mit Freuden eure festgeschlossene Kampfstellung und das feste Bollwerk eures Glaubens' (Kol. 2, 5).

 

Aus den beiden zuletzt angeführten Stellen geht hervor, daß der Geist des Paulus austrat und bei den in der Ferne sich vollziehenden Ereignissen anwesend war.

 

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Die Ausbildung der Medien

 

Ich will Wasser ausgießen auf das dürstende Land
 und Riesenfluten auf das dürre. Ich will meinen Geist auf deine
Volksgenossen ausgießen und meinen Segen auf die Sprößlinge.
Jes. 44, 3

 

 

Der Zweck der medialen Ausbildung

 

Was einem bestimmten Zweck dienen soll, muß vorher in entsprechender Weise hergerichtet, zubereitet und angepaßt werden. Eure Maschinen und Werkzeuge werden so konstruiert, wie es der Zweck erfordert, dem sie dienen sollen.

 

Die Medien sind Werkzeuge der Geisterwelt. Sie sollen die Verbindung der Geister mit der materiellen Schöpfung ermöglichen. Daher müssen sie befähigt werden, das zu leisten, was zur Erreichung jenes Zweckes erforderlich ist. Das geschieht durch die Ausbildung ihrer medialen Kräfte.

 

Die Medien sind in der Hauptsache Kraftquellen, aus denen die Geistwesen den Betriebsstoff für ihre Arbeit nehmen. Sie liefern die Odkraft.

 

Um dir die Vorgänge bei Ausbildung der Medien möglichst verständlich zu machen, nehme ich wiederum ein Gleichnis zu Hilfe. Zum Betrieb eurer Kraftwagen habt ihr einen Stoff, der aus den Erdölquellen genommen wird. Bei Erschließung dieser Quellen sucht man durch Tiefbohrung zunächst eine solche Menge Erdöl zu gewinnen, daß die Ausbeute sich lohnt. Aber das aus jenen Quellen fließende Rohöl ist noch nicht gebrauchsfähig. Es muß zuerst gereinigt und durch verschiedene Filtrierungsmethoden den mannigfachsten Verwendungszwecken angepaßt werden.

 

So muß auch die Geisterwelt in erster Linie darauf bedacht sein, eine möglichst große Odmenge durch die Medien zu erlangen. Das Od ist jedoch mit dem Körper des Mediums verbunden. Es muß erreicht werden, daß es sich leicht löst und in der erforderlichen Menge an die Geisterwelt abgegeben werden kann.

 

Auch bei euren künstlichen Düngemitteln sprecht ihr von einer Löslichkeit der Stoffe. Ihr unterscheidet einen Gesamtgehalt an Phosphor, Kali, Stickstoff und Kalk und einen löslichen Teil. Nur der letztere hat für euch Wert, und nur die Prozentsätze der löslichen Stoffe werden bezahlt.

 

So hat für die Geister nur das Od einen Wert, das infolge seiner Löslichkeit vom irdischen Körper an sie abgegeben werden kann. Je höher die Löslichkeit des Od eines Mediums ist, um so großer ist die abgabefähige Odmenge. Und um so stärker und umfangreicher sind auch die Phänomene, die von den Geistwesen hervorgebracht werden.

 

Wenn ich von dem Od spreche, das durch die Ausbildung der Medien beschafft wird und das der sich betätigenden Geisterwelt als Betriebsstoff dient, so muß ich eine sehr wichtige Bemerkung einschalten. Handelt es sich nämlich bei der Betätigung eines Geistes um Ausführung eines besonderen Befehles Gottes, so steht ihm mehr Od zur Verfügung, als alle irdischen Wesen zusammen besitzen. In diesem Falle steht der Geist mit der Quelle aller Odkraft, mit Gott selbst, in einer besonderen Verbindung und bekommt aus dieser Quelle so viel Kraft, als er zur Ausführung des göttlichen Befehles bedarf.

 

Ergeht zum Beispiel an einen Geist ein Befehl Gottes, euch Belehrungen zu erteilen, dann erhält er auch das dazu erforderliche Od. Er benutzt in diesem Falle freilich auch euer Od. Denn die Geisterwelt geht mit diesem wertvollen Stoff so sparsam um, wie ihr selbst mit sehr wertvollen irdischen Kostbarkeiten es zu halten pflegt. In diesem Falle unterstützt ihr mit eurem Od das dem Geiste zur Verfügung stehende Od und versetzt ihn dadurch in die Lage, seine Kundgebungen länger auszudehnen, als es von vornherein vorgesehen war. -

 

So wird, um auf einen irdischen Vorgang vergleichshalber hinzuweisen, dem Kühlwasser eines Kühlturmes nach dem Abkühlen doch noch etwas frisches Wasser hinzugefügt, um die Wirkung zu verbessern und die Wirkungsdauer zu erhöhen.

 

Liegt jedoch kein Befehl Gottes vor, sondern betätigen sich bei euch die guten Geister aus eigener freier Entschließung, wenn auch unter Gutheißung Gottes, so sind die Leistungen der Geister von der Odmenge abhängig, die ihnen aus den irdischen Odquellen zur Verfügung steht, also von den Medien herrührt.

 

Die abgabefähige Odmenge ist bei jedem Medium verschieden. Bei dem einen reicht sie bloß zu ganz leichten Arbeiten der Geisterwelt aus; bei einem zweiten ermöglicht sie schon viel größere Leistungen; bei einem dritten ist sie so groß, daß das Schwerste ausgeführt werden kann, was es auf diesem Gebiet gibt. Dazu gehört die Verkörperung eines Geistes durch eine so starke Odverdichtung, daß er in einem vollständigen menschlichen Körper vor euch steht und sich in nichts von einem wirklichen Menschen unterscheidet. In einer solchen Verkörperung erschienen drei Boten Gottes dem Abraham, begleitete der Erzengel Raphael den jungen Tobias und stand Christus nach der Auferstehung vor seinen Jüngern.

 

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Lösung und Reinigung des Od

 

Das körperliche Od möglichst löslich zu machen, ist in der Hauptsache eine Aufgabe des Mediums selbst. Es geschieht durch innere Sammlung oder 'Konzentration', wie ihr es nennt. Nur solche Menschen können daher gute Medien werden, die sich geistig zu sammeln und ihre Gedanken von den materiellen Dingen abzulenken fähig sind. Daher habt ihr die meisten starken 'Medien' unter den Völkern, bei denen die geistige Sammlung als religiöse Übung eine große Rolle spielt.

 

Das an Medien reichste Volk sind die Inder, weil ihre Religion von ihnen verlangt, daß sie sich von Jugend auf einer täglichen geistigen Sammlung befleißigen. Sie nennen es 'geistige Versenkung', und viele bringen es darin zu einer großen Vollkommenheit . Da bei der geistigen Sammlung der menschliche Geist bloß mit dem ihm eigenen Od tätig ist, ruht unterdessen das körperliche Od. Es ist zu keinerlei Kraftanstrengung angespannt und kann so leichter frei werden für die Benutzung durch die Geisterwelt.

 

Je öfter der Mensch sich dieser geistigen Sammlung widmet, um so leichter wird es ihm, die ruhende körperliche Odkraft frei zu machen und durch Ausstrahlung abzugeben. Es geht dabei, wie bei einem Magneten. Beim ersten Gebrauch ist seine Kraft noch sehr schwach. Er zieht nicht einmal das kleinste Eisenteilchen an.

 

Aber je mehr er benutzt wird, um so stärker wird seine Kraft. Schließlich ist sie so groß, daß sie auch schwere Eisenteile festhält.

 

So ist es auch mit der Odkraft. Zuerst ist sie bei dem werdenden Medium sehr gering. Je öfter es sich aber der inneren Sammlung widmet, um so stärker wird die für den Geisterverkehr brauchbare Odstrahlung.

 

Die Ausbildung der Medien hat also als erstes Ziel, durch geistige Konzentration eine möglichst starke Odabgabe zu erreichen. Die Menge oder Stärke des irdischen Ods ist für alle Geister, die guten sowohl als auch die bösen, gleich wichtig.

 

Eine zweite Aufgabe der Ausbildung der Medien ist die Anpassung des Ods des Mediums an das des arbeitenden Geistes. Es ist Sache der Geisterwelt, dies zu erreichen. Die Anpassung des Ods ist sehr verschieden, je nachdem hohe Geister es benutzen wollen oder niedere Geistwesen. Ein hoher Geist muß das mediale Od reinigen und verfeinern. Er muß es gewissermaßen filtrieren. Ein niederes Geistwesen jedoch braucht sich dieser Mühe nicht zu unterziehen. Sein eigenes Od ist unrein und paßt sich sehr leicht ungereinigtem irdischen Od an.

 

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Lösung des eigenen Geistes vom Körper des Mediums

 

Bei manchen Medien verfolgt die Ausbildung noch einen dritten Zweck. Soll nämlich das ganze körperliche Od eines Mediums für die Arbeit der Geister verwendet werden, so ist dies bloß in dem Falle möglich, wo der Geist des Mediums aus dem Körper entfernt ist. Es muß daher eine Lösung des Geistes vom Körper des Mediums erfolgen. Diese zu bewerkstelligen, ist nicht leicht. Es erfordert eine für die Geisterwelt mühevolle und zeitraubende Arbeit.

 

Das Medium macht dabei etwas Ähnliches durch wie ein Sterbender. Bei einem Sterbenden tritt der Tod ja auch durch Lösung des Geistes vom Körper ein. Über den Unterschied zwischen dem Körper eines Mediums, dessen Geist ausgetreten ist, und einer Leiche habe ich schon bei einer anderen Gelegenheit gesprochen. Du wirst dich erinnern, daß beim Austritt des Geistes eines 'Tieftrancemediums' noch ein Odband den ausgetretenen Geist mit seinem Körper verbindet, während bei einer Leiche der Tod dadurch herbeigeführt wurde, daß auch dieses Odband abriß.

 

Aus dem Gesagten wird dir der Zweck der Ausbildung der Medien klargeworden sein. Er besteht in möglichst großer Odabgabe, Reinigung des Ods für die Aufgaben der hohen Geisterwelt und endlich in der Lösung des Geistes der 'Tieftrancemedien' vom Körper.

 

Auch zur Erlangung der Gaben des 'Hellsehens' und 'Hellhörens' ist eine Ausbildung erforderlich. Auch hier erfolgt eine teilweise Lösung des Geistes vom Körper des Hellsehers. Auch bei ihm muß das seinen Geist umgebende Od einer entsprechenden Reinigung unterzogen werden. Doch ist die teilweise Lösung des Geistes zum Zwecke des Hellsehens wesentlich verschieden von der Lösung des Geistes eines 'Tieftrancemediums'.

 

Beim Hellseher tritt der Geist zwar aus, bleibt aber trotzdem mit dem ganzen körperlichen Od und allen seinen Teilen an den Körper gebunden. Das Od dehnt sich bloß, um mich irdisch auszudrücken, und ermöglicht durch diese Dehnung den teilweisen Austritt des Geistes. Eine Lösung des körperlichen Ods vom Geiste des Hellsehers findet nicht statt.

 

Beim 'Tieftrancemedium' aber wird das ganze Od mit Ausnahme eines Odbandes von seinem Geiste gelöst, der dadurch frei wird, aus dem Körper austreten und, infolge der großen Dehnbarkeit des Odbandes, sich sehr weit von seinem Körper entfernen kann. An Stelle des ausgetretenen Geistes des Mediums tritt ein fremdes Geistwesen in den Körper ein und macht seine Kundgebungen. Das ist beim Hellseher nicht möglich. Bei ihm kann ein fremder Geist deswegen nicht eintreten, weil der eigene Geist noch mit dem gesamten Od seines Körpers verbunden bleibt und daher für ein anderes Geistwesen kein Platz frei ist.

 

Beim Hellseher also ein engstes Verbundenbleiben des eigenen Geistes mit dem Od seines Körpers, beim 'Tieftrancemedium' eine fast vollständige Loslösung von seinem körperlichen Od. Beim Hellseher will der eigene Geist sehen und hören. Beim Tieftrancemedium macht der Geist des Mediums einem anderen Geistwesen Platz, damit es sich durch den Körper des Mediums, unter Benutzung des zurückgebliebenen körperlichen Od, kundgeben kann.

 

Es gibt jedoch Hellseher, die gleichzeitig 'Trancemedien' sind, sei es nun 'Teiltrancemedien' oder 'Tieftrancemedien'.

 

Daß die Geisterwelt bei der Ausbildung oder Zubereitung der Medien eine vielseitige und schwierige Arbeit zu leisten hat, wirst du verstehen können. Du vermagst dir freilich keine Vorstellung zu machen, wie kostspielig - um mich menschlich auszudrücken - die Ausbildung eines Mediums für die Geisterwelt ist. Wieviele geistige Kraftströme müssen dabei verwendet, kostbare geistige Medikamente und sonstige Mittel gebraucht werden!

 

Es sind geistige Operationen nötig, die oft viel größer und schwerer sind als die Operationen, die eure Ärzte an irdischen Körpern vornehmen. Manche Medien haben innere Fehler, die zuerst geheilt werden müssen, bevor die Ausbildung zum Medium ihren Anfang nehmen kann.

 

Wie eure Ärzte bei ihren Operationen und Heilungen die mannigfachsten Instrumente und medizinischen Mittel haben, so auch wir. Es ist ja bei uns alles in derselben Weise geistig vorhanden, wie bei euch materiell. Selbstverständlich werden wir Geister nicht krank und benötigen keine Operationen und Heilungen. Wir verwenden unsere reichen Kenntnisse und Mittel nur für die materielle Schöpfung zur Heilung von Menschen und Tieren und zur Ausbildung der Medien zum Zweck des Geisterverkehrs.

 

Wir haben dazu unsere Spezialisten auf allen Gebieten. Auch auf dem Gebiet der Ausbildung der Medien. Wir haben Chefärzte, Assistenten und Hilfspersonal der verschiedensten Art. Wir haben eine große Auswahl an geistigen Instrumenten, geistigen Betäubungsmitteln, Stärkungsmitteln und Medizinen.

 

Das alles kommt bei der Ausbildung der Medien zur Anwendung. Groß ist daher auch die Zahl der Geister, die bei der Ausbildung eines dem Guten dienenden Mediums in Tätigkeit treten. Wie bei denen, die bei einer irdischen Operation mithelfen, ein jeder eine ganz bestimmte Aufgabe zu erfüllen hat, so muß auch von den bei der Ausbildung der Medien mitwirkenden Geistern ein jeder die ihm zugeteilte Arbeit verrichten. Das alles ist wunderbar geordnet. Eure in der Ausbildung begriffenen Medien sind daher stets in guten Händen, wenn sie sich den guten Geistern zur Verfügung stellen, das Böse von sich abweisen und alles mit Gott tun.

 

Es braucht sich deshalb auch niemand zu ängstigen, wenn er die Vorgänge bei den Medien, vor allem den Tieftrancemedien, während der Ausbildung sieht. Es geht alles nach bestimmten Gesetzen, und die guten Geister sind eure besten Freunde. Bei ihnen habt ihr nichts zu befürchten.

 

Die Ausbildung der Medien erfolgt am schnellsten in den sogenannten 'spiritistischen Sitzungen'.

 

Darum möchte ich, wegen der großen Wichtigkeit der medialen Ausbildung, ausführlicher schildern, wie diese 'Sitzungen' zu halten sind. Gleichzeitig werde ich dir die Gründe für die Einzelheiten angeben, die dabei beobachtet werden sollen. Auch werde ich dir Aufklärung geben über die bei diesen Versammlungen zutage tretenden Vorgänge in der Ausbildung der Medien.

 

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Die „Spiritistische Sitzung“

 

Haben sich einige Wahrheit und Gott suchende Menschen entschlossen, gemeinsam die Verbindung mit der guten Geisterwelt zu erlangen, so sollen sie sich zunächst über den Ort einigen, an dem sie regelmäßig zusammenkommen. Es ist ein Raum zu wählen, in dem sie frei von jeder Störung sind. Ihr wollt ja auch bei wichtigen irdischen Arbeiten nicht gestört sein. Das gilt um so mehr, wenn es sich darum handelt, ein rein geistiges Band zu knüpfen, das durch irdische Störungen in viel höheren Graden beeinflußt wird, als jede weltliche Arbeit.

 

Die beste Zeit für die Zusammenkünfte sind die Abendstunden nach 8 Uhr. Dann ist die Tagesarbeit mit ihren irdischen Sorgen und Gedanken vorbei, und man kann sich in Ruhe der inneren Sammlung widmen.

 

Mehr als zweimal in der Woche sollen die 'Sitzungen' im allgemeinen nicht stattfinden.

 

Der Raum soll vor Beginn der Sitzung gut durchlüftet und von Dunst, Tabaksrauch und schlechter Luft freigemacht werden. Denn die Odkraft der Teilnehmer wird durch verdorbene Luft sehr beeinträchtigt, und die für die Geisterwelt so notwendige Odstrahlung gehemmt.

 

Zum Zwecke der Frischhaltung der Luft stellt man in den Raum eine große Schale mit frischem Wasser. Dies saugt die während der Sitzung sich ansammelnde verbrauchte Luft zum Teil auf.

 

Auf den Tisch, um den sich die Teilnehmer setzen, legt man für jeden einige Blätter Schreibpapier und einen weichen Bleistift.

 

Kurz vor Beginn der Sitzung sollen sich die Anwesenden nicht mehr über materielle Dinge unterhalten, sondern sich sammeln und die Gedanken an das rein Irdische ausschalten. Es ist ja ein Gottesdienst, den sie beginnen wollen.

 

Die Plätze, die man das erstemal wählt, soll man auch später bei behalten, weil die Odströmung, die bei den einzelnen verschieden ist, nach und nach zu einem gewissen Ausgleich gebracht werden muß. Aus demselben Grunde sollen sich die Anwesenden nach den Geschlechtern so verteilen, daß eine männliche Person neben eine weibliche zu sitzen kommt. Denn das männlich Od ist in der Hauptsache positiv, das weibliche negativ. Beide gleichen sich am besten aus.

 

Doch ist diese Reihenfolge der Plätze nicht unbedingt notwendig, sondern bedeutet bloß eine Erleichterung des Odausgleiches zu einem wirkungsvollen Odstrom. Eine Änderung der einmal gewählten Plätze soll nur dann vorgenommen werden, wenn eine diesbezügliche Mitteilung von Seiten der Geisterwelt durch ein ausgebildetes oder in der Ausbildung begriffenes Medium dies anordnet.

 

Ist ein Musikinstrument (Klavier oder Harmonium) in dem Versammlungsraum, so beginnt man am besten mit einem religiösen Lied, das unter Begleitung des Musikinstrumentes gesungen wird. Als Ersatz dafür dient auch das Abspielen einer Grammophonplatte mit einem religiösen Hymnus oder einem anderen ernsten Lied. Das Singen und Spielen eines schönen Liedes trägt Harmonie und Weihe in die Herzen der Teilnehmer und lenkt ihre Gedanken auf das Höhere.

 

Auch ist es ein kräftiges Abwehrmittel gegen die Einflüsse der bösen Geisterwelt, die sich in die Versammlung hindernd und störend einzudrängen sucht. Denn das Böse ist Disharmonie und fühlt sich dort nicht wohl, wo Harmonie guter Gedanken und Gesinnungen in Wort und Lied zum Ausdruck kommt. Darum wich ja auch nach dem Bericht der Bibel der böse Geist von Saul, sobald David die Harfe vor Saul spielte und die schönen Gotteslieder dazu sang.

 

Nach dem Lied spricht einer der Anwesenden ein einfaches, schlichtes Gebet mit seinen eigenen Worten. Sollte er zu schüchtern sein, das Gebet frei vorzutragen, so mag er es vorher aufschreiben und andächtig vorlesen. Jeder der Teilnehmer sollte an die Reihe kommen, das Gebet zu sprechen.

 

Nach dem Gebet lese einer aus der Bibel des Alten oder Neuen Testamentes einen Abschnitt vor, und die Anwesenden besprechen das Gelesene. Lied, Lesung und Besprechung des Gelesenen soll zusammen ungefähr eine halbe Stunde dauern.

 

Ist die Besprechung beendet, so reichen sich die Teilnehmer bei möglichst abgeblendetem Licht die Hände, indem die rechte Hand des einen über die linke Hand des Nachbarn faßt. Man nennt dies heute 'Kette' bilden. Das ist notwendig, um die Odkraft der einzelnen zu einem geschlossenen Odstrom zu vereinigen; wie ja auch Einzeldrähte, durch die ein Strom geleitet werden soll, zusammengefügt werden müssen, wenn man eine Wirkung des Stromes erzielen will. Man darf nie vergessen, daß von der Stärke des Odstromes das Wirken der Geisterwelt in den Sitzungen abhängt. Die Abblendung des Lichtes ist der Odwirkung sehr förderlich.

 

Das 'Kettebilden' hat auch eine hohe symbolische Bedeutung. Denn so, wie die Anwesenden durch das Händereichen äußerlich zu einer Einheit verbunden werden, so sollen sie auch untereinander ein Herz und eine Seele sein. Sie sollen einander lieben, sich gegenseitig helfen, einer des anderen Fehler verzeihen und alles aus dem Herzen entfernen, was die innere Harmonie stören könnte.

 

Aus den angegebenen Gründen reichten sich auch die ersten Christen in ihren gottesdienstlichen Versammlungen in derselben Weise die Hände. Sie bekundeten damit die Einheit der Gesinnung, erstrebten aber vor allem die Erzeugung eines starken Odstromes, um die Kundgebungen der guten Geisterwelt zu ermöglichen.

 

Ungefähr 12 bis 15 Minuten mag die 'Kette' dauern. Während dieser Zeit soll ein jeder sich bemühen, gesammelt zu bleiben, alle weltlichen Gedanken abzuwehren und an das Gute zu denken. Zu diesem Zweck kann er Einkehr in sich selbst halten, über sein bisheriges Leben, seine Fehler, sein Verhalten gegen Gott und seine Mitmenschen, seine Unterlassungen des Guten und dergleichen nachdenken, entsprechende Vorsätze fassen, Gott um Verzeihung und um Kraft bitten, das Böse zu meiden. Er soll Gott danken für die empfangenen Wohltaten, ihn loben und preisen und in andächtigem Gebet die Verbindung mit der guten Geisterwelt von ihm erflehen. Alles, was seiner Seele Nutzen bringen kann, mag er zum Gegenstand seiner Betrachtung und seines Gebetes machen.

 

Ist die hierfür bestimmte Zeit vorüber, so löst der Leiter der Versammlung die 'Kette'. Jeder nimmt nun den vor ihm liegenden Bleistift in die Hand und legt sie leicht auf das bereitliegende Schreibpapier. Dabei soll er den Willen haben, nicht aus eigenem Antrieb zu schreiben, doch auch die Hand so lose halten, daß sie jeder Bewegung nachgibt, die von der Geisterwelt ausgehen sollte.

 

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In den ersten Sitzungen ist die zur Verfügung stehende Odkraft gewöhnlich noch sehr schwach. Die anwesenden Geister vermögen daher noch keinerlei Wirkung hervorzubringen. Auch sind die Hemmnisse bei den Teilnehmern noch sehr groß. Es ist ihnen alles noch zu neu. Die innere Sammlung fällt ihnen schwer, und sie sind zu sehr auf das gespannt, was etwa kommen könnte. Gerade die Spannung ist das größte Hindernis für die Odabgabe, worauf ich gleich noch zu sprechen komme. Im übrigen gleichen die Teilnehmer noch zu sehr einem ungebrauchten Magneten, der erst durch öftere Benutzung zur Kraftentfaltung gebracht werden muß.

 

Doch kommt es nicht selten vor, daß mancher Teilnehmer in seiner medialen Entwicklung viel weiter ist, als er selbst wußte. In diesem Falle können sich schon bei der ersten Sitzung Einwirkungen von Seiten der Geisterwelt zeigen. Vielleicht stellt sich ein Ziehen oder auch ein Steifwerden der Hand ein, die den Bleistift hält, und sie beginnt sich zu bewegen. Dieser Einwirkung darf man nicht den geringsten Widerstand entgegensetzen, sondern soll der Bewegung der Hand nachgeben.

 

Zunächst werden vielleicht durch einige Sitzungen hindurch nur Striche, Bogen, Kreise oder sonstige Schreibübungen mit dem Bleistift von Seiten der Geisterwelt ausgeführt, bevor ein Buchstabe, Wort oder Satz zustandekommt. Das rührt daher, daß die von den Anwesenden abgegebene Odkraft noch nicht stark genug ist, vor allem die Odkraft des werdenden Schreibmediums sich noch im Anfangsstadium befindet. Durch die Schreibübungen wird sie immer mehr gestärkt. Zeigen sich in dieser oder anderer Weise die ersten Einwirkungen der Geistwesen, dann wird das große Hemmnis besonders fühlbar, das durch die Spannung der Anwesenden entsteht.

 

Sie schauen gewöhnlich neugierig und mit größter Aufmerksamkeit auf das, was sich bei dem anderen Teilnehmer zeigt. Spannende Erwartung hält aber bei jedem Menschen die Odkraft zurück, so wie ein gespannt Horchender unwillkürlich auch seinen Atem anhält. Dadurch wird der Odstrom verringert und die Arbeit der Geistwesen erschwert. Denn auch der beste Maschinist ist einer Maschine gegenüber hilflos, wenn der Kraftstrom abgestellt oder bedeutend vermindert wird.

 

Dieselbe ungünstige Wirkung, wie sie die geistige Spannung auf die Odströmung ausübt, haben auch die Gefühle der Furcht, des Schreckens, des Mißtrauens, des Zweifels und jeder inneren Gegensätzlichkeit. Wer mit derartigen Gefühlen und Empfindungen an diesen Versammlungen teilnimmt, gibt nicht bloß selbst keine Odkraft ab, sondern stört und unterbricht auch den Odstrom der anderen. Darum fühlen die Medien es sofort, wenn unter den Teilnehmern sich jemand befindet, der als ein Fremdkörper stromausschaltend wirkt. Und sie haben Recht, wenn sie die Entfernung eines solchen Teilnehmers verlangen, bis er sich innerlich anders eingestellt hat.

 

Sobald daher bei den spiritistischen Zusammenkünften das harmonische Zusammenklingen der Gefühle und Gesinnungen fehlt, kann eine einheitliche Odströmung nicht zustandekommen, und ist der Erfolg ganz oder teilweise in Frage gestellt.

 

Das ist auch der Grund, weshalb wissenschaftliche Kommissionen, die mit Medien experimentieren, in vielen Fällen wenig oder keinen Erfolg haben. Die Medien, die doch die Kraftquellen für die Kundgebungen der Geistwesen bilden, fühlen sich beängstigt, eingeschüchtert, mit Mißtrauen umgeben. Sie merken auf Schritt und Tritt, wie man sie des Betruges fähig hält und an die Sache selbst nicht glaubt. Durch solche Gefühle muß bei den Medien die Kraftabgabe bedeutend vermindert, wenn nicht ganz unmöglich gemacht werden.

 

Das ist ein Naturgesetz, und zwar dasselbe Naturgesetz, demzufolge bei einem von Angst befallenen das Blut sich aus den Wangen nach innen zieht, so daß er erbleicht. Das Blut wird nämlich durch das sich nach innen konzentrierende Od ebenfalls nach dem Herzen gezogen. Es folgt nach einem Naturgesetz der Kraft des Od, weil es der Leiter des Od im Körper ist.

 

Wie falsch wird daher auch von eurer Wissenschaft so oft das Versagen der Medien gedeutet! Sie sollte doch einmal gründlich die Hemmnisse studieren, die so manches mal den Medien als den Kraftquellen der Geisterwelt in den Weg gestellt werden und zwar gerade von euren Wissenschaftlern, und sie sollte die Hemmnisse beseitigen; dann würden auch die Kundgebungen der Geistwesen zur Zufriedenheit ausfallen.

 

Zwar beteiligt sich die gute Geisterwelt nur in den seltensten Fällen an Kundgebungen, die nicht ausschließlich dem Guten, sondern nur rein wissenschaftlichen Zwecken oder gar bloß der Neugierde dienen. Das ist das Gebiet, auf dem die niedere Geisterwelt sich mit Eifer betätigt und leider nur allzu oft nicht geringes Unheil anrichtet.

 

Es ist den Teilnehmern guter spiritistischer Zusammenkünfte immer von neuem einzuschärfen, daß sie jeden Zweifel und jedes Mißtrauen aus ihrem Herzen bannen und ohne Spannung in Geduld abwarten, was kommen wird.

 

Wird ein Sitzungsteilnehmer innerlich gedrängt, einen Gedanken, der ihm eingegeben wird, niederzuschreiben, so soll er es tun. Nach und nach wird er lernen, die inspirierten Gedanken von den eigenen zu unterscheiden. Die von der Geisterwelt eingegebenen Gedanken drängen sich nämlich, wenn ihr eure eigenen Gedanken auszuschalten sucht, immer wieder mit Schärfe auf, und wenn ihr sie ausschlagt, kommen sie immer wieder.

 

Fühlt einer der Anwesenden eine gewisse Betäubung des Kopfes oder eine auffallende Schwere der Glieder, wird ihm der Kopf hin und hergedreht oder sein Körper von einer ihm unerklärlichen Bewegung ergriffen, so ist das ein Zeichen, daß die Geisterwelt an ihm arbeitet. Am meisten wird der Körper derjenigen in Mitleidenschaft gezogen, die 'Tieftrancemedien' werden. Das Hin- und Herbewegen, das Auf- und Abzerren des Körpers hängt mit dem Lösen des Geistes des werdenden Mediums vom Körper und dem körperlichen Od zusammen.

 

Die mit der Lösung des Geistes verbundenen körperlichen Erscheinungen sind oft für den Zuschauer beängstigend. Es ist ja eine Art Todeskampf, wenn auch ohne Schmerzen für das Medium. Ein Grund zu irgendeiner Befürchtung besteht jedoch nicht. Es vollzieht sich alles nach bestimmten Gesetzen.

 

Die schwierigste Zeit für die in der Ausbildung begriffenen Tieftrancemedien ist die Zeit der sogenannten 'Halbtrance' oder 'Teiltrance'. Der eigene Geist ist noch nicht ganz aus dem Körper gelöst und entfernt, und ein fremdes Geistwesen benutzt schon den Körper des Mediums für seine Kundgebungen. Der noch anwesende Geist des Mediums hört die von dem fremden Geist durch das Medium gesprochenen Worte.

 

Das Medium kommt dadurch leicht zu der Annahme, es seien seine eigenen Worte und Gedanken, die zum Ausdruck gebracht würden. So kommt es leicht in Gefahr, an der Sache selbst irre zu werden und die Kundgebungen als Selbsttäuschung zu betrachten. Auch mischt sich in diesem Stadium der Ausbildung der eigene Geist des Mediums leicht in die Kundgebungen des fremden Geistes ein und ruft dadurch berechtigte Zweifel der Teilnehmer hervor.

 

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Es könnte darum auf den ersten Blick scheinen, als ob der fremde Geist besser daran täte, mit seinen Kundgebungen zu warten, bis das Medium ganz ausgebildet sei, damit derartige Unannehmlichkeiten vermieden würden. Allein die Gründe, die das fremde Geistwesen veranlassen, schon bei 'Teiltrance' des Mediums seine Kundgebungen zu machen, sind so wichtiger Natur, daß es lieber die geschilderten Unzuträglichkeiten in Kauf nimmt, als daß es die Kundgebungen bis zur vollen Ausbildung des Mediums verschiebt.

 

Denn gerade in der ersten Zeit, wo ein ausgebildetes Medium den Teilnehmern nicht zur Verfügung steht, sind diese über so viele Punkte zu belehren und aufzuklären, daß diese Unterweisungen nicht gut auf später verschoben werden können. Von den Belehrungen hängt gerade am Anfang für die Teilnehmer so viel an innerem Nutzen ab, daß die unvollkommene Art der Kundgebungen als ein viel geringeres Übel betrachtet werden muß als das vollständige Unterlassen der Belehrung.

 

Die Zeit des Überganges aus dem Stadium der 'Teiltrance' in das der 'Tieftrance' dauert gewöhnlich nicht allzu lange, wenn das Medium sich Mühe gibt, innerlich voranzukommen und seine menschlichen Fehler zu verringern. Sobald 'Volltrance' eintritt, weiß das Medium nichts von dem, was das fremde Geistwesen spricht oder tut.

 

Die größten Hemmnisse und Schwierigkeiten bereitet die böse Geisterwelt allen denen, die im guten Sinne den Verkehr mit dem Jenseits suchen. Denn das Böse will auch hier, wie überall, das Gute verhindern. Es läßt kein Mittel unversucht, die Teilnehmer von dieser Sache abzubringen. Es beginnt damit, ihnen und vor allem den werdenden Medien den Gedanken einzugeben, es sei alles Selbsttäuschung, Autosuggestion oder Hypnose. Sie möchten sich doch nicht mit solchen Dingen befassen, durch die sie sich dem Spotte der Menschen aussetzen.

 

Die Bösen haben schon viel erreicht, wenn sie dadurch bei dem einen oder anderen ernste Zweifel an der Wahrheit, Echtheit und Güte der Sache wachgerufen haben. Dazu benutzen sie oft auch die nichtigsten äußeren Vorwände, besonders kleine Irrtümer und Fehler, die überall mit unterlaufen, wo schwache Menschen sind.

 

Bei solchen, die sich in der Ausbildung zum 'Hellsehen' befinden, bemüht sich die böse Geisterwelt, sie durch Schreckgestalten, Teufelsfratzen oder sonstige Gebilde scheußlichster Art in Angst zu versetzen, um sie dadurch dazu zu bringen, auf eine Fortsetzung ihrer Ausbildung zu verzichten und die Sache aufzugeben.

 

Natürlicherweise bleiben diejenigen, die sich dem niedrigen Spiritismus widmen, von diesen Anfechtungen verschont. Das ist leicht erklärlich. Denn der niedrige Spiritismus ist die Verbindung mit dem Bösen, und darum hat das Böse keine Veranlassung, den Menschen davon zurückzuhalten.

 

Die Zeit der Einwirkung der Bösen ist die Prüfungszeit für die Teilnehmer, vor allem für die Medien. Jeder wird in besonderer Weise geprüft und zwar an seiner schwächsten Stelle. Nur wer die Prüfungen besteht, erhält die medialen Gaben. Wer unterliegt, wird bald die Sache aufgeben oder verfällt ganz dem Einfluß der bösen Geisterwelt. Darum soll jeder um Beistand und Kraft bitten, damit er den Versuchungen der Bösen erfolgreich widersteht.

 

Was die Dauer der Sitzungen betrifft, so soll man sie nicht allzusehr ausdehnen. Eine Stunde wird in der Regel genügen. Sobald die Geister sich durch Medien kundgeben, wird gewöhnlich von ihnen bestimmt, wann Schluß gemacht werden soll. Denn Gott ist ein Gott der Ordnung, und auch seine Geister sind Geister der Ordnung .Das tritt in den Sitzungen, die unter dem Schutze Gottes gehalten werden, in so wunderbarer Weise auch dadurch in Erscheinung, daß stets ein Kontrollgeist anwesend ist, der alles leitet.

 

Er bestimmt, was die Teilnehmer zur Erleichterung der Ausbildung der Medien zu tun haben; er sagt ihnen, wie sie an ihrem eigenen inneren Vorankommen arbeiten sollen, welche Fehler sie abzulegen und welche Tugenden sie sich anzueignen haben. Er bestimmt oft die Lesungen aus der Heiligen Schrift zu Beginn der Sitzungen, ändert manchmal auch die Plätze der Teilnehmer, je nachdem es für die Erhöhung der Odkraft dienlicher ist. Er bestimmt ferner, welche Geister bei den Medien zugelassen werden, welcher Art ihre Kundgebung ist und wie lange sie in dem Medium bleiben dürfen.

 

Er läßt auch böse Geister durch die Medien zu, damit die Anwesenden diese Geistwesen in ihrer Gesinnung und ihrem Tun kennenlernen und daraus die praktische Erfahrung sammeln, wie sie sich solchen Geistwesen gegenüber zu verhalten haben. Mit Vorliebe läßt er schwer leidende Geister, die ziemlich guten Willens sind, in die Medien eintreten, um diesen Geistern die Möglichkeit zu geben, von den Anwesenden belehrt und auf Gott hingewiesen zu werden.

 

Es ist ein großes Werk der Nächstenliebe, das auf diese Weise die Teilnehmer an solchen Sitzungen ihren leidenden Geschwistern im Jenseits erweisen können. Manchmal erklärt der Kontrollgeist nachher den Zweck, weshalb die verschiedenen Geister zugelassen wurden.

 

Der Kontrollgeist kommt bei jeder Sitzung als erster mit einem auf Gott hinweisenden Gruß. Er ist der geistige Führer der Teilnehmer, ermahnt sie, warnt sie, tadelt sie, belehrt sie. Besonders eindringlich weist er, sowohl während der Zeit der Ausbildung der Medien, als auch später darauf hin, daß sie im Glauben an Gott und im Vertrauen auf ihn stets wachsen und fester werden müßten.

 

Je näher der Mensch innerlich seinem Gott kommt, um so größer ist seine Teilnahme an der von Gott kommenden Kraft. Um so größer und wunderbarer sind aber auch die Gaben, die er von Gott zum Nutzen seiner Mitmenschen erhält. Darum ist das Ziel einer jeden Sitzung, in der Gottes Geister verkehren: 'Näher, mein Gott, zu dir!'

 

Am Anfang der Ausbildung der Medien, wenn die ersten schriftlichen Kundgebungen aus dem Jenseits erfolgen, sind es gewöhnlich eure verstorbenen Angehörigen und Freunde, welche die Erlaubnis erhalten, mit euch in Verbindung zu treten, vorausgesetzt, daß sie selbst im Jenseits auf dem Wege zu Gott sind und nicht zu den bösen Geistern gehören. Auch sie ermahnen euch inständig zum Glauben an Gott und sagen euch immer wieder, daß ihr bei eurem Verkehr mit den guten Geistern auf dem rechten Wege seid.

 

Sie drücken dabei oft ihr tiefes Bedauern aus, daß sie bei ihren Lebzeiten nicht auf diesen Weg aufmerksam gemacht worden sind. Im Verlauf der weiteren Ausbildung treten die verstorbenen Angehörigen und Freunde mit ihren Kundgebungen vollständig zurück und hohe Geistwesen geben sich kund. Die Voraussetzung muß jedoch erfüllt sein, daß die Teilnehmer innerlich an sich arbeiten und guten Willens sind. Ist bei einem Teilnehmer der gute Wille nicht oder nicht mehr vorhanden und bleiben wiederholte Ermahnungen der guten Geister bei ihm fruchtlos, so wird er auf Anordnung des 'Kontrollgeistes' von den Zusammenkünften ausgeschlossen.

 

Das ist deswegen notwendig, weil er selbst nicht weiterkommt und für die anderen ein großes Hemmnis bedeutet. Denn an ihn heften sich die bösen Geistwesen. Sie folgen ihm in die Sitzungen und üben ihren schlechten Einfluß in der mannigfachsten Weise auch auf die anderen Teilnehmer aus; ferner wird die Odkraft durch die Disharmonie, die er infolge seiner inneren Einstellung in die Gemeinschaft trägt, nachteilig beeinflußt.

 

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Spiritistische Kirchen

 

Alle Zusammenkünfte zum Zwecke der Verbindung mit der Geisterwelt, in denen nicht ein Geist Gottes die Aufsicht führt, gehören nicht zu den gottgewollten. Mögen sie auch den rein äußerlichen Anstrich eines 'Gottesdienstes' an sich tragen, so ist doch die ganze Richtung, in der sich der Geisterverkehr dann bewegt, nicht die Richtung zu Gott. Es ist nicht ein Läutern und Höherführen des inneren Menschen. Wo die von Gott gesetzte 'Kontrolle' fehlt, da ist kein Platz für die Geister, die zum Dienst derer bestimmt sind, die das Heil erwarten sollen. Das Seelenheil der Teilnehmer ist der einzige Zweck der spiritistischen Versammlungen.

 

Wenn daher in so vielen sogenannten 'spiritistischen Kirchen' der heutigen Zeit der Verlauf der Zusammenkünfte auch mit Gebet und religiösen Liedern umrahmt ist, so ist doch die Hauptsache dessen, was darin vor sich geht, von dem Göttlichen weit entfernt.
 

Die als Leiter oder Mitarbeiter in diesen Kirchen tätigen Personen besitzen gewöhnlich die Gaben des Hellsehens, Hellhörens und Hellempfindens. Dadurch ist es ihnen möglich, mit den Geistern in Verbindung zu kommen, die sich in Begleitung der Versammlungsteilnehmer befinden.

 

Die Odstrahlung dieser Geistwesen kommt in Fühlung mit der Odstrahlung der medialen Diener und Dienerinnen jener Kirchen. Sie vermittelt ihnen nicht bloß die Persönlichkeitsbilder der anwesenden Geister und ihr Verhältnis zu den Personen, in deren Begleitung sie sich befinden, sondern ermöglicht ihnen auch, die Botschaften zu vernehmen, welche die Geistwesen im Interesse ihrer irdischen Freunde kundtun.

 

Die Erteilung der Geisterbotschaften, die sich fast nur auf die menschlichen Schicksale und Sorgen und das materielle Fortkommen beziehen, bildet die Hauptsache bei diesen kirchlichen Versammlungen. Sie ist auch bei den meisten Teilnehmern der einzige Zweck, weshalb sie kommen. Sie betrachten diese Kirchen als Auskunftsstellen, bei denen man gegen Entrichtung eines Eintrittsgeldes von den Geistern verstorbener Angehöriger oder Freunde durch Vermittlung der hellsehenden Kirchendiener über sein irdisches Schicksal etwas hören möchte. Darum sind die Leiter jener Kirchen auch darauf bedacht, daß kein Besucher ohne eine solche 'Botschaft' die Versammlung verläßt.

 

Da die Geister Gottes bei so gearteten Zusammenkünften fehlen und infolgedessen auch keine Kontrolle führen, so hat die niedere Geisterwelt freies Spiel. Sind es auch nicht gerade böse Geister, die kommen und gehen, so handelt es sich doch um einen Geisterverkehr, der den Menschen nicht viel seelischen Nutzen bringen kann.

 

Kommt nun noch dazu, daß in solchen Kirchen 'Hellseher' auftreten, die zugleich 'Teiltrancemedien' sind, dann gleichen diese einem offenen Fenster, durch das die niedere Geisterwelt nach Belieben einsteigen kann. Es ist ja kein Kontrollgeist da, der es ihnen wehrt und Ordnung hält. Und so wirbeln die Geisterkundgebungen in einer Weise durcheinander, die abstoßend wirken muß. Dadurch erleidet der gute und gottgewollte Geisterverkehr in der Beurteilung der in diesen Dingen meistens ganz unerfahrenen Menschen nicht geringen Schaden. Denn wegen der 'religiösen Aufmachung' jener kirchlichen Versammlungen wird der Eindruck erweckt, als sei das, was da vor sich geht, der gottgewollte Spiritismus.

 

Die Leiter solcher Kirchen tragen daher vor Gott eine schwere Verantwortung für das, was bei diesen Zusammenkünften geschieht. Sie haben die Pflicht, die ihnen verliehenen Gaben uneigennützig und ohne menschliche Rücksichten ganz in den Dienst Gottes zu stellen. Sie müssen um eine 'Geisterkontrolle' beten, die ihnen gern gewährt wird. Ihr müssen sie dann aber auch in allem Gehorsam leisten. Tun sie dies, dann werden die Versammlungen zu einem wirklichen Gottesdienst werden und zur Erbauung und zum seelischen Nutzen der Teilnehmer gereichen. Denn dann tritt die hohe Geisterwelt Gottes in Tätigkeit, und die niederen Geister sind ausgeschaltet.

 

Wenn die Versammlungen so gehalten werden, wie ich dich eben belehrt habe, dann werden sie euch großen Segen, viel Freude und wahren Herzensfrieden vermitteln.

Jede Sitzung wird geschlossen mit einem kurzen Dankgebet, das der Sitzungsleiter spricht und - wo möglich - mit einem Lied.

 

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Der spiritistische Einzelgottesdienst

 

Die Ausbildung eines Mediums und die sonstige Verbindung mit der guten Geisterwelt ist aber nicht an solche 'gemeinschaftliche Sitzungen' gebunden. Der einzelne kann auch für sich allein entweder täglich oder öfters in der Woche eine bestimmte Zeit, vielleicht eine halbe Stunde oder auch weniger, zur inneren Sammlung verwenden. Er verfährt dabei in derselben Weise, wie ich es dir für die gemeinschaftlichen Sitzungen geschildert habe.

 

Er beginnt mit einem kurzen Gebet, hält eine Lesung aus der Heiligen Schrift und denkt über das Gelesene nach. Darauf hält er, wie vorhin angegeben, seine Hand mit einem Bleistift auf ein vor ihm liegendes Blatt Schreibpapier und verhält sich abwartend ohne irgendwelche geistige Spannung. Wird er zur Niederschrift von Gedanken gedrängt, die mit großer Bestimmtheit ihm inspiriert werden, so schreibe er sie nieder. Wird seine Hand durch eine fremde Kraft in Bewegung gesetzt, so gebe er nach.

 

Ist die Zeit vorüber, die er für diesen Privatgottesdienst bestimmt hatte, so schließe er mit Gebet. Er kann versichert sein, daß die gute Geisterwelt vom ersten Augenblick an, wo er ihre Verbindung sucht, bei ihm zu arbeiten beginnt und die Vorbedingungen schafft, die für dies Verbindung erforderlich sind. Ja, diese Arbeit beginnt schon dann, wenn ein Mensch in seinen Gedanken sich ernstlich mit dieser Sache beschäftigt. Oft stellt sich bei medial veranlagten Personen ein ihnen unerklärliches Gefühl ein, sobald sie nur einer ernsten Unterhaltung über die Geisterwelt und ihre Verbindung mit den Menschen beiwohnen.

 

Dieses Gefühl rührt daher, daß die Geister des Jenseits, von denen einige beständig um euch sind, sie jetzt schon zu beeinflussen beginnen, weil sie infolge ihrer medialen Veranlagung für die Odeinwirkung der Geisterwelt sehr empfänglich sind. Bevor ein Mensch jedoch etwas von der Möglichkeit einer Verbindung mit der Geisterwelt weiß, wäre es zwecklos, wenn die ihn umgebenden Geistwesen mit den vorbereitenden Arbeiten an ihm beginnen wollten.

 

Es wäre nicht bloß zwecklos, sondern könnte auch sehr unangenehme irdische Folgen haben. Denn weder er noch seine Angehörigen vermöchten die bei ihm einsetzenden medialen Vorgänge zu verstehen. Man würde ihn für nervenkrank halten, ihn in ärztliche Behandlung geben oder in eine Heilanstalt bringen. Die gute Geisterwelt beginnt daher erst dann mit ihrer Arbeit, wenn sie Aussicht auf Erfolg hat, sonst nicht.

 

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In welchem Falle ist der Spiritismus schädlich?

 

Im Anschluß an diese Belehrungen möchte ich die Frage beantworten, die von vielen mit Recht gestellt wird. Sie lautet: 'Schadet der Spiritismus gesundheitlich den Medien oder den Personen, die sich an spiritistischen Sitzungen beteiligen?'

 

Auf diese Frage antworte ich mit 'Nein' - und mit 'Ja'. Wenn ihr eine Sitzung, in der Geister verkehren, mit Gott haltet und alles in seinem Namen tut, euch dem Schutze Gottes unterstellt und ihn liebt und stets das Gute wollt, so wird euch diese Verbindung mit der Geisterwelt nie schaden. Ihr werdet im Gegenteil dadurch körperlich und seelisch gestärkt. Am meisten jedoch die Medien. Denn der Schlaf, den ihr zur Stärkung braucht, haben die Medien, die in Tieftrance fallen, während dieser Zeit nicht nötig.

 

Aber nur, wenn ihr dem Guten dient und böse Geister von euch weist. Solange die Medien im Trancezustand sind, ruht ihr Körper und wird dadurch gekräftigt. Wenn wir guten Geister auch an ihnen oder durch sie arbeiten, so schadet ihnen dies durchaus nicht. Sie ruhen sich vielmehr, wie gesagt, körperlich aus und fühlen sich nach Schluß der Sitzung wohler als vorher. Die Odkraft, die den Medien und Teilnehmern einer Sitzung entzogen wird, ersetzt die gute Geisterwelt durch frisches Od.

 

Dazu kommt, daß bei Ausbildung der Medien innere Gebrechen des Mediums, die den Trancezustand erschweren oder verhindern, zuerst durch Eingreifen der guten Geisterwelt beseitigt werden, so daß der betreffende Mensch nach seiner Ausbildung als 'Tieftrancemedium' gesünder ist als vorher.

 

Der Spiritismus schadet jedoch, wenn ihr Gott dabei außer acht lasset, alles mit dem Bösen betreibt, euch sogar an dem Bösen belustigt und das Gebet vergeßt. So verfallt ihr nach und nach dem Bösen. Das ist nicht bloß deswegen so schlimm, weil ihr durch die bösen Geister vom Weg der Wahrheit und rechten Erkenntnis weggelockt werdet, sondern weil sie euch auch körperlich schwer schädigen. Denn die Odkraft, die sie euch entziehen, wird von ihnen nicht mehr ersetzt.

 

Infolgedessen wird vor allem die Gesundheit der Medien, aber auch die der Teilnehmer, sehr geschwächt und nach und nach vollständig zugrunde gerichtet. So ist ein Körnchen Wahrheit in dem Volksglauben, daß derjenige sein Leben einsetzen müsse, der mit dem Teufel ein Bündnis schließt. Denn seine Odkraft wird durch das Böse nach und nach verbraucht, und sein irdischer Körper bleibt nicht mehr lebensfähig. Viele Medien, die dem niederen Spiritismus dienen, erleiden eine geistige und körperliche Zerrüttung. Manche enden im Irrenhaus oder begehen Selbstmord.

 

Gefahren und Schädigungen sind also im Spiritismus nur dort vorhanden, wo man ihn nicht betreibt, um die göttliche Wahrheit kennenzulernen und innerlich besser zu werden, sondern wo man darin bloß seine Neugierde, seine Sucht nach außerordentlichen Erlebnissen befriedigen, Auskünfte für sein materielles Fortkommen erhalten oder rein wissenschaftliche Erkenntnisse gewinnen will.

 

Warne daher deine Mitmenschen aufs ernstlichste vor der Teilnahme an einem Geisterverkehr, der nicht höheren Zwecken dient. Belehre sie über den guten, gottgewollten Spiritismus. Denn diesen soll jeder Mensch betreiben. Er ist für ihn der einzige Weg zur Wahrheit und der kürzeste Weg zu Gott.

 

Auch der, welcher sich noch nicht zum Gottesglauben durchgerungen hat, soll sich an dem guten Spiritismus beteiligen, sofern er den ehrlichen Willen hat, die Wahrheit anzunehmen, sobald sie ihm in überzeugender Weise geboten wird. Wahrheitssucher mit solcher Gesinnung werden auf diesem Wege die Wahrheit und die Freiheit der Kinder Gottes finden. Sie werden erkennen, worin wahre Religion in Wirklichkeit besteht. Von ihnen gilt das Wort Christi: 'Suchet und ihr werdet finden!'

 

Die, welche noch nicht an Gott glauben, sollen doch zu Gott, wenn auch nur bedingungsweise, beten. Sie mögen das Gebet ihrem augenblicklichen Zustand anpassen. Folgendes Gebet kann jeder Ungläubige sprechen, wenn er guten Willens und bereit ist, die Wahrheit anzunehmen:

 

'O Gott, wenn es wahr ist, daß du existierst, so bitte ich dich von Herzen: Lehre mich dich erkennen! Zeige mir die Wahrheit und führe mich den rechten Weg! - Amen.'

 

Er wird sicher erhört werden. Denn Gott erbarmt sich eines jeden, der guten Willen hat. Welcher religiösen Gemeinschaft einer angehört, ist für die Beteiligung an guten spiritistischen Zusammenkünften belanglos.

 

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rodiehr Juli 2012


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