Stimmen aus einer anderen Welt
- Chronik und Technik der Tonbandstimmenforschung -
von Hildegard Schäfer (†)

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27. Die Stimmen und die Kirche

    Es muß vor allem eines klargestellt werden: Die Tonbandstimmenforschung ist keine Ersatzreligion und auch keine Sekte, die es sich zum Ziel gemacht hat, neue Lehren zu verbreiten. Ein Ausspruch JÜRGENSONS lautet: "So lange ich lebe, werden sich um das Stimmenphänomen keine Sekten bilden."

Wenn allerdings überlieferte Vorstellungen dogmatischen Charakters auf Grund von Stimmeneinspielungen als überholt betrachtet werden müssen, so ist dies keine Willkür der Stimmenforscher, sondern bedingt durch die sich uns offenbarende Überwelt.

    Die Forschung kennt kein anderes Ziel, als Beweise für ein Leben nach dem Tode zu erbringen, denn die Vorstellung, daß mit dem Tode der Mensch restlos in ein "Nichts" zurückfällt, um als geist- leibliche Einheit von seinem Schöpfer am Jüngsten Tage wieder neu zusammengeflickt zu werden, gehört in das Reich der Mythologie, die in der Jetztzeit ihren Platz nicht mehr behaupten kann.

Die Annahme eines absoluten Vakuums zwischen Zerfall und Neugestaltung widerspricht jeder Logik. Des Menschen Geist ist Teil der großen "Einheit" Schöpfung, oder auch nicht nur Teil, sondern Einheit selbst. PARACELSUS schrieb: "So gewaltig ist der Mensch geschaffen, daß er mehr ist als Himmel und Erde.

Der Mensch und der Himmel sind ein Ding". - 200 Jahre später äußerte SWEDENBORG den gleichen Gedanken in seiner Lehre vom "Homo maximus", wonach der Mensch "geistiger Stoff" oder "verstofflichter Geist" ist.

    Ohne tendenziös sein zu wollen, mündet trotzdem eine Forschung, die sich mit dem Tode auseinandersetzt, im religiösen Terrain. Das Hauptproblem jeder Religion, dem alle Hoffnungen, aber auch alle Zweifel des Menschen gelten, ist und bleibt die Frage nach der Weiterexistenz nach dem Tode.

Doch keine der vielen Religionen kann diese Frage gültig und glaubhaft beantworten. Die Zweifel nisten hartnäckig und sind weder durch Glaubenslehren noch durch gefühlsmäßiges Wunschdenken auszurotten. Die Kardinalfrage der Menschheit bleibt unbeantwortet.

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    Seit es aber nun die Stimmen auf Tonband gibt, die aus einer uns unbekannten Seinsebene zu uns gelangen und die ihrem Ursprung nach von niemand anderem als von unseren Verstorbenen stammen können, sind wir der Lösung des Rätsels aller Rätsel dicht auf der Spur.

    Wenn selbst diese Stimmen es nicht vermögen, die Menschen vom nach todlichen Leben zu überzeugen, dann wird es auch keiner Religion auf der ganzen Erde gelingen, welchen Grundgedanken sie auch immer verfolgen mag.

    Man müßte annehmen, daß den Kirchen ein solcher Jenseitsbeweis, der ihre Thesen untermauert, willkommen ist und sie hocherfreut diese Forschung begrüßen und unterstützen. Doch wie sieht die Stellungnahme der Kirchen zur Jenseitsforschung wirklich aus?

    Wie überall so scheiden sich auch hier die Geister. Für viele Christen beider Religionen hat der Begriff "Spiritismus" oder "Spiritualismus" einen schlechten Beigeschmack. Sie übersehen allerdings, daß es sich doch überwiegend um einen christlichen Spiritismus handelt, der die Lehre Christi anerkennt und nach göttlichen Geboten ausgerichtet ist.

Dieser christliche Spiritismus unterscheidet sich von den Nichtspiritualisten im Grunde genommen nur dadurch, daß er die Worte Jesu "du sollst die Toten nicht befragen" richtig auslegt. Mit der Behauptung, mit diesen Worten verbiete die Bibel jeglichen Jenseitskontakt, begründet die Kirche nämlich ihre negative Einstellung gegenüber dem Spiritualismus.

    Hier wird jedoch eine Aussage völlig mißverstanden. Es sei dahingestellt, ob diese Falschauslegung bewußt oder unbewußt geschieht. Jedenfalls versteht die Bibel unter dem Befragen der "Toten" etwas ganz anderes. Wo immer in der Bibel von "Toten" die Rede ist, sind nicht die leiblich-, sondern die geistig Toten gemeint.

    "Tot" ist nach dem Begriff der Bibel, wer durch Unglauben oder schwere Sünden sich von Gott losgesagt hat; die Lebenden dagegen sind die mit Gott vereinten Abgeschiedenen. In der Bibel wird jeweils vom "Reich der Toten" und vom "Reich der Lebenden" gesprochen. Setzt man sich mit niederen Geistern, also mit "geistig Toten" in Verbindung, so ist dies als eine Beleidigung Gottes

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anzusehen, und wird verständlicherweise verboten. Die "Lebenden" aber sind in der guten Geisterwelt Gottes angesiedelt, und es ist nicht nur erlaubt, mit ihnen Kontakt aufzunehmen, sondern die Bibel empfiehlt sogar an verschiedenen Stellen ihr Befragen. "Ihr werdet die Geister Gottes auf- und absteigen sehen" (Joh. 1, 51) - "Bemühet euch um gute Geister" (1. Kor. 14, 12).

Die alten Israeliten kamen dieser Aufforderung fleißig nach und begaben sich regelmäßig zum sogenannten "Offenbarungszelt", um Gott und die guten Geister zu befragen. "Jeder, der Gott befragen wollte, ging zum Offenbarungszelt hinaus" (2. Mos. 33,7).

    Wenn nun aber die Bibel darauf hinweist, daß man sich mit den Toten - sprich: bösen Geistern - nicht in Verbindung setzen darf, so wird doch damit bestätigt, daß ein Befragen von Geistern möglich ist. Die Kirche verbot jedoch pauschal das Befragen der Geister. Sie hatten zu schweigen und es galt nur noch das Menschenwort.

    Es ist erstaunlich, daß die Kirchen dem Spiritismus den Kampf ansagten, denn gerade die Kirchen schöpften ihre Religionswahrheiten aus der Geisterwelt. Sowohl das Alte wie das Neue Testament sind vollgepfropft mit spiritistischem Geschehen. Beinahe alles, was die Bibel lehrt, resultiert aus Botschaften des Jenseits an das Diesseits.

Es ist deshalb unbegreiflich, warum die Kirchen Kontakte mit dem Jenseits ablehnen bzw. ableugnen. Damit sägen sie sich selber den Ast ab, auf dem sie sitzen.

    Hier muß ausdrücklich darauf hingewiesen werden, daß nicht die Menschen es waren, die den Jenseitskontakt mittels Tonband anstrebten oder erzwangen. Der Anstoß kam eindeutig aus der anderen Welt.

    FRIEDRICH JÜRGENSON wurde angesprochen, aufgefordert, ja sogar beschworen, immer und immer wieder, bis er begriff, was man von ihm wollte. Man hat also mit Nachdruck versucht, eine Verbindung auf elektronischem Wege mit uns aufzunehmen, ohne daß wir Menschen von einer solchen Möglichkeit eine Ahnung hatten.

Viele dieser Stimmen, die sich auf Tonband manifestieren, bitten um Kontakt, bestätigen, daß sie die Kommunikation mit uns wünschen, erklären uns, daß sie am Brückenbau arbeiten, fordern uns auf, sie zu rufen, die Verbindung mit ihnen aufrechtzuerhalten.

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    Ist es aber überhaupt angebracht und zu empfehlen, sich um ein Wissen um eine andere, nachtodliche Daseinsform zu bemühen und sie zu erforschen?

    Jedermann weiß, wie es heute um den Glauben bestellt ist. Wie eine sehr schwache Eisdecke weist er tausenderlei Risse und Sprünge auf, und unter der hauchdünnen Fläche gurgelt und brodelt es bedenklich. Bei der geringfügigsten Belastung droht sie zu bersten.

    Der Glaube ist abhanden gekommen; die Kirche wankt, und es ist fraglich, ob sie den Schwerpunkt wieder findet. Gewisse Erkenntnisse des Menschen bewirken, daß er glaubensunfähig wird. Mit der Unfähigkeit zum Glauben wächst jedoch das Bedürfnis nach Wahrheitsfindung, der brennende Wunsch nach innerer Geborgenheit.

Der Klerus, blutarm an Einsichten, kann religiös-emanzipierte Menschen nicht mehr am Gängelband führen. Die ungelösten Probleme des Menschen, die ihn beunruhigen und teilweise auch in die bereitwillig geöffneten Arme irgendwelcher Sekten oder wie Pilze aus dem Boden schießenden "Bewegungen" treibt, werden von den Kirchen ignoriert.

    Bereits SCHOPENHAUER erklärte: "Religionen sind dem Volke notwendig und sind eine unschätzbare Wohltat. Wenn sie jedoch den Fortschritt der Menschheit in der Erkenntnis der Wahrheit hemmen, müssen sie mit größtmöglicher Schonung beiseitegeschoben werden.

Zu verlangen, daß große Geister wie ein SHAKESPEARE oder ein GOETHE die Dogmen irgendwelcher Religionen zu ihrer Überzeugung machen, hieße verlangen, daß ein Riese den Schuh eines Zwerges anzieht."

    Der Glaube braucht Verstärkung, tragende Pfeiler, eine handfeste Hilfe. Eine solche Hilfe kann aber nicht darin bestehen, dem zweifelnden Menschen einfach Dogmen überzustülpen, die selbst auf schwachen Beinen stehen. Ein Spazierstöckchen wird einen Wanderer auf hauchdünnem Eis nicht vor dem Ertrinken bewahren.

    Richtig ausgerüstet aber gelingt es dem Menschen, seine begreiflichen Glaubensschwierigkeiten zu überwinden. Hier helfen keine Emotionen, keine rührselige Frömmelei und keine Drohungen von Strafe und Verdammnis. Der Mensch ist ausgezeichnet mit Verstand, und diesen sollte er gebrauchen.

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    Für die Religionen bedeutet das, Vermutungen in Wissen umzuwandeln, den Glauben glaubhaft zu machen und zu erkennen, daß Glauben und Wissen keine feindlichen Brüder sind.

   Zum Thema "Glauben" sagt C. G. JUNG folgendes: "Ob ich an ein persönliches Fortleben nach dem Tode glaube? Ich könnte nicht sagen, daß ich daran glaube, da ich die Gabe des  G I a u b e n s  nicht besitze. Ich kann nur sagen, daß ich etwas weiß oder nicht.

Ich weiß in der Tat, daß die Psyche eine bestimmte Fähigkeit besitzt, die Grenzen von Raum und Zeit zu überschreiten. Das ist eine Tatsache, für die alle nötigen Beweise vorliegen. Es gibt überdies postmortale Phänomene, die nicht auf subjektive Illusionen zurückgeführt werden können.

Ich weiß also, daß die Psyche ungehindert von Raum- und Zeitkategorien funktionieren kann. Ergo ist sie selbst eine transzendentale Wirklichkeit und darum nicht räumlich, sondern ,ewig' ".

    Glauben ohne zu wissen ist nicht mehr ausreichend für den Menschen des 21. Jahrhunderts. Wie trostlos der Glauben ohne Wissen ist, zeigt nachfolgendes Beispiel:

    An der Wiener Universität fand kurz nach dem Erscheinen des Buches "Tod und Teufel" von Dr. ADOLF HOLL [28] ein Vortrag mit Diskussion über dieses Thema statt. Dazu äußerten sich Theologen, Psychoanalytiker und andere Wissenschaftler.

Der Historiker HEER führte u. a. aus, daß man einem Sterbenden nichts erzählen könne, worüber man nichts wisse. Es gäbe deshalb keine andere Möglichkeit, als bei ihm auszuharren.

    Wie gut wäre es doch für die Menschen, wenn sie sich mit der Stimmenforschung und ihren Jenseitsdurchsagen befassen würden. Dann nämlich könnten sie etwas erzählen, was sie wissen und dem Sterbenden wahren Trost spenden!

    Die Kirchen können sich kaum dessen rühmen, den Sterbenden die Angst und die Furcht vor dem Tode nehmen zu können. Im Gegenteil. Mit den Lehren von Fegfeuer, Hölle, jüngstem Gericht und strafendem Gott werden die Menschen verunsichert und verängstigt, und sie wenden einer so trostlosen Religion enttäuscht den Rücken.

    Es darf deshalb nicht als Nebensache betrachtet werden, daß die

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Tonbandstimmen Trauernde trösten, Verzweifelte aufrichten und sogar Ungläubige bekehren können.

    Ich habe selbst erlebt, wie manche Menschen, wenn sie gute Tonbandstimmen zu hören bekamen, vielleicht sogar der Name eines verstorbenen Angehörigen genannt wurde, tiefbetroffen und erschüttert eine ganz neue Einstellung zum Glauben und zum Tode gewannen.

Nicht vage Vermutungen, sondern konkretes Wissen um eine Seinsebene außerhalb unserer Existenz vermag das Weltbild zu verändern. Die Schrecken des Todes beruhen ja größtenteils auf der irrigen Ansicht der Menschen, daß bei .ihrem Ableben ihr "Ich" verschwindet, aber die Welt bestehen bleibt. Die Parapsychologie belehrt uns eines anderen: Die Welt verschwindet, aber der innerste Kern der Persönlichkeit bleibt bestehen. -

Wer paranormale Stimmen auf Tonband vorführen kann, ist in der Lage, auf einem der Jetztzeit angepaßten technischem Wege Beweise für ein nachtodliches Leben zu erbringen.

    Selbst der evangelische Beauftragte für Sektenforschung, Pastor FRIEDRICH WILHELM HAACK, der keinerlei Sympathie für den Spiritualismus empfindet, muß in seiner Broschüre "Rendezvous mit dem Jenseits" [29] einräumen: "Der Spiritismus betrachtet es als seine Hauptaufgabe, das persönliche Weiterleben des Menschen nach seinem Tode zu erforschen und Methoden für die Verbindung zu den Verstorbenen zu finden. Auf diese Weise konnte er vielen Trost geben und manchem die Furcht vor dem Sterben nehmen."

    So wie es in einem Hörerbrief nach einer parapsychologischen Sendung formuliert wurde, so denken viele, denen dieser Trost zuteil geworden ist:

    "Ich weiß, wo ich hingehe und wie es dort ist. Vor dem Tod habe ich keine Angst, im Gegenteil, je älter ich werde, desto mehr freue ich mich auf den Tag, an dem ich mit meinen verstorbenen Angehörigen wieder zusammensein kann."

    Der ehemalige Schriftleiter der ESOTERA, HANS GEISLER, richtete im März-Heft 1967 (damals: "Die andere Welt") einen Appell an die Kirche, worin es u. a. heißt [30]:

    "Der internationale Spiritismus und die verschiedenen geistig-esoterischen Bewegungen haben seit Jahrzehnten den christlichen

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Kirchen die Hand zur brüderlichen Zusammenarbeit geboten. Immer und immer wieder haben wir den Kirchen die Freundeshand entgegengestreckt. Aber man hat sie nicht angenommen, sondern brüsk zurückgewiesen. -

Vielleicht aber bringen die Jüngeren unter ihnen den Mut, ja die Verwegenheit auf, ihre geistigen Fenster weit aufzureißen, und als Freunde und Führer ihrer Gläubigen mit diesen zusammen den Vorstoß ins abenteuerliche Reich des Geistes und der Seele zu unternehmen."

Dazu äußert sich Pastor HAACK in der genannten Broschüre: "Nur wenig deutet darauf hin, daß die ausgestreckte Freundeshand der Spiritisten von den Kirchen ergriffen wird, obgleich 50% aller isländischen Pfarrer Spiritisten und Geistliche der Kirche von England Mitglieder spiritistischer Vereinigungen sind."

    Gleichzeitig gesteht aber Pastor HAACK fairerweise ein, daß es auch in den Kirchen Stimmen gibt, die von den Anhängern des Spiritualismus hoffnungsvoll gehört werden.

    So hat beispielsweise allen voran der Heilige Stuhl in Rom eine positive Einstellung gegenüber der Parapsychologie bekundet. Im Jahr 1970 hat der Vatikan einen Lehrstuhl eingerichtet, in dem zum ersten mal in der Kirchengeschichte über parapsychologische Phänomene doziert wird.

Das Team, das im Herbst 1970 auf dem 3. Internationalen Kongreß von Imago Mundi über die Jenseitsstimmen berichtete, ist vom Vatikan zur Fortsetzung der Forschung ermuntert worden. Kein Katholik braucht demnach Einspielungen mit schlechtem Gewissen vorzunehmen.

    FRIEDRICH JÜRGENSON wurde vom Papst höchstpersönlich mit dem Orden "Commendatore di San Gregorio Magno" ausgezeichnet, obwohl er keiner Religion angehört, demnach also auch kein Katholik ist. Der Papst war zu diesem Zeitpunkt über JÜRGENSONS Jenseitskontakte sehr wohl unterrichtet.

Auf Grund seiner künstlerischen Tätigkeit im Vatikan war JÜRGENSON mit dem Papst eng verbunden und ich weiß, daß er stets ein lieber, gern gesehener Gast bei ihm war und auch heute noch ist.

    In Anbetracht der Toleranz des Heiligen Vaters könnte man für die Intoleranz gewisser klerikaler Kreise das Wort "päpstlicher als der Papst" anwenden.

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    Kirchenrat Dr. HUTTEN, der langjährige Leiter der "Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen" erkannte die Gefahr, die den Kirchen droht, wenn sie auf Jenseitshoffnung verzichten. Er unterscheidet die Vorwärts- oder Zukunftshoffnung von der Aufwärts- bzw. Jenseitshoffnung.

Während die erstere immer mehr Kanzeln und Katheder in Besitz nimmt, droht der Jenseitshoffnung ein Exil in spiritistischen Zirkeln. HUTTEN stuft den Spiritismus als "säkularistische Aufwärtshoffnung" ein.

    Er sagt: "Weil die Okkultbewegungen elementare Lebensfragen und Sehnsüchte beantworten, haben sie eine ungeheuere Verbreitung gefunden. Es wäre ein kleinkariertes Fehlurteil, wenn man die Okkultvorstellungen als skurrile Relikte früherer Jahrtausende betrachtet.

Sie selbst verstehen sich als Botschafter, die berufen sind, nicht nur Zuflucht verkaterter Jünger säkularistischer Zukunftsträume zu werden, sondern auch der ,dritte Weg' über Christentum und mechanistisch-atheistische Weltanschauung hinaus zu sein. Ist diese Erwartung so unbegründet?"

    Über die intensive Tonbandstimmenforschung des katholischen Pfarrers LEO SCHMID, Oeschgen/Schweiz, berichtete ich bereits ausführlich in Kapitel VI.

Aber auch andere Geistliche bekannten sich zu dem Tonbandstimmen phänomen und setzten sich in aller Öffentlichkeit dafür ein.

    Eine der bedeutendsten katholischen Persönlichkeiten in der Schweiz, Professor Dr. GEBHARD FREI, der sich durch seine Vorlesungen über vergleichende Religionswissenschaft am C. G. Jung-Institut und an Hochschulen einen Namen gemacht hatte, Präsident der Schweizerischen Philosophischen Gesellschaft und Präsident der Internationalen Gesellschaft katholischer Parapsychologen, widmete dem Stimmenphänomen große Aufmerksamkeit.

    Nachdem er bei KONSTANTIN RAUDIVE Stimmen abgehört hatte, schrieb er an ihn:

    "Ob etwas mir bequem oder unbequem ist, habe ich doch kein Recht, an der Faktizität des Phänomens zu zweifeln. - Ich fühle mich zu Dank verpflichtet, daß Sie sich so großer Mühen unterziehen für die ersten Schritte ins neue Land." GEBHARD FREI schrieb für RAUDIVES Buch "Unhörbares wird hörbar" das Vorwort.

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    Auch Dr. KARL PFLEGER, der elsässische Prälat, der in katholischen Kreisen durch seine Bücher "Geister, die um Christus ringen" und "Kundschafter der Existenztiefe" bekannt war, interessierte sich brennend für die "Stimmen aus dem Jenseits" und experimentierte häufig mit Dr. RAUDIVE. In seinem Beitrag zu RAUDIVES Buch "Überleben wir den Tod?" schreibt er u. a.:

    "Auf der Seite des christlichen Glaubens kann der Grund zum Skeptizismus nur darin liegen, daß dieses experimentell entdeckte Jenseits seinen geläufigen Vorstellungen ungenügend entspricht. Denn an sich muß er glücklich darüber sein, wenn die Unsterblichkeit, ohne die der ganze Christusglaube in der Luft hängt, von der parapsychologischen Wissenschaft zu einer experimental nachweisbaren Tatsache erklärt wird."

    Bei einer Fernsehsendung in Irland, bei der eine Diskussion über das RAUDIVE-Buch stattfand, nahm als Vertreter der Römisch-katholischen Kirche Father DOM PISTONE vom Orden der Paulisten teil. Befragt, ob er in der Stimmenforschung einen Gegensatz zur katholischen Theologie sähe, antwortete er:

    "Ich kann nichts daran finden, was gegen die Lehren der Kirche verstößt. Im Gegenteil bestätigt sie ja unseren Glauben an ein Weiterleben nach dem Tode. Sie bestätigt, daß es einen Kontakt mit den Verstorbenen gibt, eine Entwicklungsstufe im Leben nach dem Tode, in der man sein Lebenswerk vor der eigentlichen Rückkehr zum Schöpfer zu vollbringen hat."

    In seinem großartigen Buch ". . . und es gibt doch ein Jenseits" [31] bringt der evangelische Pfarrer Dr. phil. GERHARD BERGMANN seine Konformität mit der Parapsychologie klar und deutlich zum Ausdruck. Sein mutiges Bekenntnis gipfelt in der Aussage:

    "Als ich in das weite Gebiet der Parapsychologie eingeführt wurde und immer tiefer vordrang, habe ich das Staunen gelernt. Mir ging eine neue Welt auf. Ich muß gestehen, daß mir unter der Anleitung meiner Lehrer die gründliche, kritische und wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Gebiet der Parapsychologie zu einer großen Stärkung für mein Glaubensleben wurde. Für mich persönlich besteht kein Zweifel, daß die Parapsychologie eine große Zukunft hat. Besonders ist sie geeignet, sowohl den atheistischen

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Materialismus als auch die Wirklichkeitsverkürzung durch die moderne Theologie zu widerlegen und zu überwinden. Ich weiß, das sind große Worte, aber ich zweifle nicht an ihrer Richtigkeit."

    Und das Fazit seiner Erkenntnisse und Erfahrungen bringt er mit den überzeugten Worten zum Ausdruck:

,Jawohl - es gibt Übersinnliches.
Jawohl
- es gibt Phänomene, die mit den uns bekannten Naturgesetzen nicht erklärt werden können.
Jawohl- es gibt Ereignisse, die die uns bekannten Naturgesetze überschreiten."

    Auch der evangelische Pfarrer WILHELM HORKEL, Seelsorger an sechs Universitätskliniken in München, ist ein mutiger Streiter für die Parapsychologie. In seinen Büchern "Geist und Geister" und "Botschaft von drüben" [32] legt er Zeugnis ab über außersinnliche Erfahrungen und Erkenntnisse aus unserer Zeit.

    Daß es in den klerikalen Kreisen Englands mehr positive als negative Stimmen zur Parapsychologie gibt, ist allgemein bekannt.

    So äußert sich beispielsweise der Hauptpastor J. P. HIGGING in Southwark:

    "Ich glaube auf Grund spiritueller Beweise, daß die Struktur des Universums derartig ist, daß der Mensch nicht sterben kann. Es wird Zeit, daß die Kirchen die Menschen etwas Verständliches über die Geschehnisse nach dem Tode lehren."

    Und Professor der christlichen Religionsphilosophie L. W. GRENSTED in Oxford bekennt:

    "Es wird uns zuweilen eine wirkliche und lebendige Verbindung zu jenen gegeben, die sich jenseits des Todes befinden. Aus eigener Erfahrung kann ich erklären, daß dieses Empfinden tatsächlichen, persönlichen und liebenden Kontaktes zeitweise völlig überzeugend war.

Die Tore zwischen dieser und der nächsten Welt sind nicht geschlossen. Es gibt für mich keinen Zweifel, daß zwischen den beiden Welten eine Verbindung besteht, ja daß es in Wirklichkeit überhaupt nur eine einzige Welt ist."

    Es ist anzunehmen, daß diese Theologen, die mit der Parapsychologie sympathisieren, auch die Bibelworte kennen: "Du sollst die Toten nicht befragen."

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    Letztlich muß sogar Pastor FRIEDRICH WILHELM HAACK, der den  Geisterglauben bei Gott nicht akzeptiert, zugeben:

    "Die vorgeblich christliche Deutung, daß jeder Spritist von vorneherein dem Teufel verfallen sei, ist schlicht falsch."

     Wie schön, daß man die Spritisten nicht samt und sonders in die  Hölle verbannt. Auch wenn sie keine Angst vor einem "Teufel" oder einer "Hölle" haben, so ist dieses Zugeständnis von maßgeblicher Seite immerhin recht beruhigend.

    Vielleicht sollte man in diesem Zusammenhang auch KONSTANTIN RAUDIVE zitieren, der als gläubiger Katholik und tief religiöser Mensch sich leidenschaftlich mit Glaubensfragen auseinandersetzte. Wie äußerte er sich zu der Kernfrage des Glaubens, als er durch die Stimmenforschung zutiefst mit diesem Problem konfrontiert wurde?

    ZENTA MAURINA. seine Lebensgefährtin, hat es uns in dem ihm gewidmeten Buch "Konstantin Raudive zum Gedächtnis" überliefert: Es war RAUDIVES feste Überzeugung, daß christlicher Glaube und post-monem-Forschung einander nicht widersprechen. Aus seinen Aufzeichnungen und Briefen ist folgendes zu entnehmen:

    "Ich bin überzeugt, daß die Kontakte mit der jenseitigen Welt nicht gegen die christliche Grundauffassung sprechen, denn Christus war ja der erste unsterbliche Mensch unter uns: Er erahnte das jenseitige Leben nicht nur, sondern verkündigte es und hat es durch seine Auferstehung medial-subjektiv bewiesen.

Er hatte nichts gegen objektiv-physikalische Methoden, denn er erlaubte dem ungläubigen Thomas, seine Finger in die Wunde zu legen. Ich nehme an, daß Christus nie wollte, daß wir stets in Unwissenheit und in mangelhaften Annahmen unser Leben verbringen. Mit dem Wissen können wir Gott nie verletzen. Wissen ist Gottes höchste Offenbarung. Christus war ja der erste, der uns dieses Wissen zu vermitteln versuchte. . .

    Es bleibt natürlich dahingestellt, ob er all das ist, was eine spätere kirchliche Tradition auf ihn wälzte, die ihn mit Attributen schmückte, die an Aberglauben grenzen, und er, der lebendige Offenbarer, wurde zur Gipsfigur in kirchlichen Vorhöfen. - Die bisherigen geistigen Manifestationen der anderen Welt waren von

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Subjektivität und Nur-Glauben bestimmt. Diese vage geistige Haltung konnte die Flut des Materialismus nicht eindämmen. Er bringt den Menschen vollständig zum Erlöschen und erdrosselt ihn. Was geschieht in der westlichen Welt?

Die Jugend wird von amoralischer Zügellosigkeit verwirrt und verführt, sie lacht über die kirchlichen Institutionen und verspottet sie, denn viele Priester leiern nur von ihren Kanzeln, stellen Glaubenssätze vor, die sie selber weder ernst nehmen noch durchführen können. -

Der heutige Mensch verlangt Wissen statt Glauben, ein herbes, nüchternes Wissen. In dem Moment, da es scheint, daß wir jeglichen Lebenssinns entleert sind, kommen uns die Jenseitigen zu Hilfe. . ."

    So scheint es tatsächlich zu sein. Der Mensch, glaubensunfähig geworden, steht nicht mehr allein und haltlos in einer Wüste von Zweifeln. In der Jetztzeit, in der die Technik so weit fortgeschritten ist, daß sie uns diese wunderbaren Kontakte ermöglicht, sind uns Beweismittel für eine andere, nachtodliche Lebensform von ungeheurem Ausmaß und unvergleichlicher Bedeutung in die Hand gegeben. An den Menschen liegt es nun, ob und wie sie davon Gebrauch machen.

    Sachlich und überraschend kommentarlos konstatiert Pastor HAACK in seinem Buch "Rendezvous mit dem Jenseits" [33]:

    "In einem Punkt sind die Spiritisten in besonders starkem Maße Kinder unserer Zeit. Ein wesentliches Motiv für die Ausbreitung des Geisterglaubens ist der Wissensdrang. Im Grunde waren die Spiritisten die ersten, die mit ihrem Forscherdrang über unseren Planeten hinausgestiegen sind."

    Trifft diese Feststellung nicht in ganz besonderem Maße für die Stimmenforschung zu? Sie eröffnet völlig neue Perspektiven. Sterben ist das größte aller Geschehen. Wir alle müssen früher oder später auf die große Reise gehen.

Niemand aber wird ein größere Reise antreten, ohne zu wissen, wohin es geht und ohne sich dafür zu rüsten. Nur für das Sterben, diese größte aller Reisen ohne Wiederkehr, glauben sich die Menschen nicht vorbereiten zu müssen.

    Die Tonbandstimmen beweisen die Unsterblichkeit der Seele und bestätigen die Realität eines Jenseits, auch wenn es anders aussieht,

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als eine traditionelle Lehre uns glauben machen will. Tod ist nicht Ende, sondern Etappe, Metamorphose, Katharsis, Evolution.
        "Leben heißt, das Sterben erlernen" (Platon)

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rodiehr Nov 2007 


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