Stimmen aus einer anderen Welt
- Chronik und Technik der Tonbandstimmenforschung -
von Hildegard Schäfer (
)

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15. Friedrich Jürgenson: Porträt einer Persönlichkeit

    Wo und wann immer von Tonbandstimmen gesprochen oder geschrieben wird, steht der Name FRIEDRICH JÜRGENSON im Mittelpunkt. Unlösbar ist er mit der Entdeckung und Erforschung des Stimmenphänomens verbunden.

Doch wer ist dieser FRIEDRICH JÜRGENSON? In allen Publikationen, sei es in dem von ihm selbst verfaßten Buch "Sprechfunk mit Verstorbenen" oder in Veröffentlichungen in Zeitungen und Zeitschriften, kann man seine Daten, seinen Werdegang und Lebensweg nachlesen. Aber über den "Menschen" Friedrich Jürgenson sagen alle diese Berichte nichts aus.

Dabei wäre ganz besonders bei einer so schwer zu begreifenden Sache, wie es die Tonbandkontakte sind, von Bedeutung, zu wissen: ist dieser Mensch glaubhaft, ist er realistisch genug, um kritisch urteilen zu können, oder ist er ein Traumtänzer zwischen den Welten?

Wie lebt er, wie wurde er durch die Stimmen geprägt, oder: wie hat er gelebt, daß gerade er auserwählt wurde, als erster das Phänomen wahrzunehmen und sozusagen als Verkünder revolutionärer Erkenntnisse aufzutreten?

    Nur seine engsten Freunde und Mitarbeiter wissen um die Eigenschaften und Merkmale, die den Menschen FRIEDRICH JÜRGENSON auszeichnen. Ich schätze mich glücklich, zu diesem Kreis zählen zu dürfen, und es ist mir ein Bedürfnis, allen, die zwar die Entdeckungsgeschichte durch FRIEDRICH JÜRGENSON kennen, nie aber den Menschen FRIEDRICH JÜRGENSON erlebten, seine Person etwas näherzubringen.

    Jedes Werk eines Menschen ist eine Herausforderung, sich mit dem geistigen Urheber zu befassen. Um wieviel größer muß das Interesse an dem Mann sein, der mit so Einmaligem, noch nie Dagewesenem, wie es die Stimmen unbekannter Intelligenzen auf Tonband sind, die Menschheit überraschte und mit neuer Jenseitshoffnung und neuem Jenseitsglauben erfüllte.

    Ob bei Vorträgen, Tagungen oder sonstigen Zusammenkünften - FRIEDRICH JÜRGENSON wird stets von Menschen umringt. Viele können daher sagen: ja, ich kenne ihn, ich habe ihn gesehen, mit

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ihm gesprochen. Sicher empfindet jedermann auch bei der kürzesten Begegnung die Ausstrahlung und emotionelle Stärke, teilt sich ihm bei jedem Gespräch etwas mit von der geistigen Größe, die sich bereits zur Weisheit filtriert hat, ahnt er etwas von seiner Güte und Humanität. Wer aber das Glück hat, über eine längere Zeitspanne hinweg mit ihm zusammensein und mit ihm arbeiten zu dürfen, erfaßt erst in vollem Umfang das wahre Wesen dieses Mannes.

    Das Schicksal geht seltsame Wege. 1971 war es mir nicht gelungen, den gewünschten Kontakt mit FRIEDRICH JÜRGENSON zu erreichen. Später ergab sich unsere Bekanntschaft und Freundschaft wie von selbst. Die Zeit mußte erst reifen. Ich mußte erst einige Jahre intensiv arbeiten, um den Stand zu erreichen, der eine solche Partnerschaft ermöglicht.

    Unserem persönlichen Kennenlernen gingen viele Briefe und Telefonate voraus. Natürlich trafen wir uns auch bei Tagungen, aber bei solchen Anlässen ist der "Stimmenforscher Nummer eins" stets von so vielen Menschen belagert, daß ausführliche Gespräche unmöglich sind.

Ich begrüßte es deshalb ganz besonders, daß ich ihn einigemale als Gast in meinem Hause haben durfte, denn abgesehen von einer gemeinsamen fruchtbringenden Arbeit war es für mich interessant, den Menschen FRIEDRICH JÜRGENSON nächer kennenzulernen.

    Ich muß gestehen, daß ich nie einen angenehmeren, liebenswürdigeren und bescheideneren Besucher hatte.

    JÜRGENSON liebt es zwar nicht, auf ein Piedestal gehoben zu werden, aber er ist ein Mensch von so außergewöhnlicher Prägung, daß die Verehrung, die ihm entgegengebracht wird, durchaus verständlich ist. Wer je mit ihm näheren Kontakt hat, erkennt gar bald, welchem Ursprung er diese Zuneigung verdankt.

Es ist ganz schlicht und einfach Liebe, die Liebe zu allen Menschen, und auch die Liebe zu jeglicher Kreatur. Auf Schritt und Tritt konnte ich erleben, daß ihm kein Mensch, der ihm begegnet, gleichgültig ist. Er nimmt Anteil an jedem Schicksal und findet für jeden passende Worte, niemals Allerweltsfloskeln. Jeder Mensch leidet an einer Wunde, die ihm das Schicksal geschlagen hat, und jeder Mensch trägt ein Trauma mit sich herum. JÜRGENSON erfühlt, erleidet alles.

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Und weil die Menschen dies spüren, offenbaren sie sich ihm vorbehaltlos.

    "Ich mag die Menschen." So einfach formuliert er das, so selbstverständlich. Aber diese schlichten Worte beinhalten alles, was "Menschsein" ausmacht.

    Für die geringfügigste Hilfeleistung, für jeden selbstverständlichen Dienst zeigt er sich dankbar. Er verehrte mir ein großes Photo mit Widmung, das ihn zusammen mit Papst PAUL VI. bei der Verleihung des Ordens "Commendatore di San Gregorio Magno" zeigt.

Meiner Hausangestellten, mit der er sich auch über ihre persönlichen Probleme unterhielt, schenkte er spontan ebenfalls ein Photo mit Widmung. Die Freude darüber war groß, und der Satz, den das Mädchen daraufhin sagte, ist für JÜRGENSONS Einstellung charakteristisch: "Herr JÜRGENSON behandelt alle Menschen gleich. Er macht keine Unterschiede."

    Daß dem so ist, erlebte ich bei jeder Gelegenheit, ob wir in einem Cafe saßen, in einem Restaurant speisten, Einkäufe tätigten oder am Bahnhof Fahrkarten besorgten. Die Menschen, mit denen wir zu tun hatten, Verkäufer, Beamte oder Gasthausangestellte, zeigten zunächst das unpersönliche, gleichgültige Alltagsgesicht, wie man es üblicherweise in der Tretmühle des Berufs, die tagein-tagaus immer dieselben Anforderungen an den Menschen stellt, aufsetzt.

    JÜRGENSONS Kontaktfreudigkeit und Herzlichkeit veränderte die Mienen. Wolkenjalousien über verdüsterten Gemütern wurden hochgezogen, Sonnenstrahlen durchbrachen die Alltagstristesse, Augen leuchteten, warme Mitmenschlichkeit breitete sich aus.

Überall, wo wir uns nach einer solchen Begegnung verabschiedeten, wurden herzliche Gruß- und Dankesworte gewechselt, Hände geschüttelt und JÜRGENSON mit guten Wünschen bedacht.

    Nicht viel von Medialität bei der Tonbandstimmenforschung haltend, gleicht JÜRGENSON dennoch einem empfindsamen Saiteninstrument, das, vom leisesten Anhauch berührt, zu klingen beginnt.

    In meinem Haus hielt er sich einmal in einem Zimmer auf, das früher von einer Hausangestellten bewohnt war, die an schweren Depressionen litt. "In diesem Raum ist so viel Traurigkeit", sagte er

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- "so viel Tränen und Leid. Ich spüre, daß hier einmal etwas Schreckliches passiert sein muß."

    Er hatte recht. Das Mädchen verübte in diesem Zimmer vor einigen Jahren einen Selbstmordversuch.

    Dieses Gespür für Menschen und Dinge gleichermaßen ist es, das JÜRGENSON auszeichnet. Es ist erstaunlich, wo er die Kraft hernimmt, mit jedem Menschen zu fühlen, obgleich er selbst nicht frei von Leiden ist und sich damit herumschlagen muß.

    Diese spezifische Einfühlungsgabe zeichnet sowohl den Menschen als auch den Künstler JÜRGENSON aus. Nach einem Foto, das ihn stark beeindruckte, malte er meine verstorbene Tochter, die er nie zuvor gesehen hatte. Er erahnte die seelische Struktur dieses Mädchens, ihre geistige Reinheit und Reife, und so wurde das Porträt von seiner Hand zu einer gültigen Aussage.

    JÜRGENSON besitzt die unter Menschen selten gewordene Gabe, zuhören zu können. Ob ihm jemand etwas erzählt, sein Leid klagt oder problematische Fragen stellt - er wird die innere Bereitschaft fühlen, das absolute Freisein von vorgefaßten Meinungen, die uneingeschränkte Ichlosigkeit.

    Er gleicht einem stillen See ohne Wellen, in dem Himmel und Grund sich widerspiegeln; er hat sehen gelernt ohne Beeinflussung und Verzerrung durch das Ich-Bewußtsein, eine Gabe, die unter den Menschen so selten zu finden ist wie ein Goldkörnchen unter einem Haufen Sand. Zu sehen, nicht mit den Augen eines Katholiken, Buddhisten, Materialisten, Idealisten oder sonstigem "isten", sondern sehen ohne Ichbezogenheit, ohne Ambition von Selbstverwirklichung.

    Diese innere Losgelöstheit, das Offensein für alles, die Befreiung vom Abfall aus den Schutthalden der Allgemeinheit sind sicher Produkte der Jenseitskommunikation. So sollte es auch sein. Wer je einmal Stimmen auf Tonband erhalten hat, dürfte nicht mehr derselbe Mensch sein, der er vorher war.

    JÜRGENSONS Appell an die Experimentatoren, seine Aufforderung zu ethisch-moralischem Handeln sind keine leeren Phrasen. Sein eigenes Vorbild und die erreichten Erfolge in der Tonbandstimmenforschung bestätigen die Kongruenz von Katharsis und Evolution.

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    Der Künstler und Maler JÜRGENSON ist Ästhet und liebt alles Schöne. Dessenungeachtet ist sein Lebensstil denkbar einfach. Die Bescheidenheit hinsichtlich eigener Bedürfnisse beeinflußt jedoch keineswegs die generöse Großzügigkeit anderen Menschen gegen- über.

    Es ist sicher bedeutungsvoll, daß JÜRGENSON viele Voraussetzungen mitbrachte, welche die Jenseitigen für ihre Kommunikation mit uns benötigen. Als Sohn eines Arztes wurde er mit Krankheit und Schmerzen, Leid und Tod konfrontiert, und es drängten sich ihm schon als Kind Fragen nach dem Warum und Wohin auf.

Als Wanderer zwischen verschiedenen Kontinenten, bedingt durch Abstammung, Studium, Krieg und Emigration, konnte er sich umfassende Sprachkenntnisse aneignen. Durch seine Laufbahn als Sänger verfügt er über ein hervorragend geschultes Gehör. Besonders dieses prädestinierte ihn für die Stimmenforschung.

    Bei unseren gemeinsamen Einspielungen konnte ich mich von diesem hervorragenden Gehör überzeugen. Bereits während der Einspielung nimmt er eine Vielzahl von Stimmen wahr, selbst wenn es sich um Flüsterstimmen handelt.

    So vorrangig und wichtig für die Forschung auch die Gespräche mit FRIEDRICH JÜRGENSON über die Tonbandstimmen sein mögen, alle anderen philosophischen, psychologischen und parapsychologischen Gespräche mit ihm sind nicht minder bedeutungsvoll und interessant. Seine Lebensweisheit und seine tiefen Erkenntnisse sind wegweisend für alle Suchenden.

    Jeder, der einmal ein Gespräch mit ihm führen konnte, sei es bei Tagungen oder bei Vorträgen, wird bestätigen müssen, daß es niemals an der Oberfläche haften bleibt, sondern immer in Tiefen vordringt. Eine solche Begegnung wird für jeden beglückend und unvergeßlich bleiben.

    Jedes einzelne dieser Gespräche verdiente, niedergeschrieben und der Öffentlichkeit zugängig gemacht zu werden. Das ergäbe ein Buch voller Weisheit, Güte und Menschlichkeit. Doch für eine flüchtige Bekanntschaft mit dem Nestor der Stimmenforschung außerhalb des tonbandtechnischen Bereiches sollen diese kurzen Schilderungen genügen.

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rodiehr Nov 2007 


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