Stimmen aus einer anderen Welt
- Chronik und Technik der Tonbandstimmenforschung -
von Hildegard Schäfer (†)

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10. Wie ich zu den "Stimmen" kam

    1971 starb nach dreijährigem qualvollem Leiden meine Tochter im Alter von 23 Jahren. Nur wer selber von einem solchen Schicksalsschlag heimgesucht wird, kann ermessen, wie schwer es ist, ihn zu verkraften.

Während ihres Krankenlagers las sie, immer auf der Suche nach dem Sinn des Lebens, Leidens und Sterbens, viele psychologische und parapsychologische Bücher. Wir Eltern hätten es lieber gesehen, wenn sie sich mit weniger ernsten Themen befaßt hätte.

Kurzsichtig wie die meisten Eltern hatten auch wir nur versucht, unser Kind mit dem Leben bekanntzumachen; für den Tod war in diesem Programm kein Platz vorgesehen. Trotz schwerer Erkrankung wurde dieses Thema bewußt ausgeklammert.

Gespräche darüber waren tabu. Man zeigte lächelnde Mienen, gekünstelte Unbekümmertheit, heuchelte Zuversicht. Zu spät wußte ich um meine Aufgabe, der ich nicht gewachsen war. In der Pflege und Sorge um das leibliche Wohl eines Kranken glauben wir unser Soll zu erfüllen.

   Erst nach dem Tode meiner Tochter wurde mir aufgrund von Aufzeichnungen und besprochenen Tonbändern bewußt, wodurch sie in der Lage gewesen war, ihr grausames Los anzunehmen und ihr Leiden so tapfer zu ertragen, daß sie sogar noch uns, ihre verzweifelten Eltern, zu trösten vermochte.

Sie schöpfte diese unfaßbare Kraft aus den Büchern, die ihre treuesten und hilfreichsten Weggenossen waren in den dunkelsten Stunden ihres jungen Lebens. Nur durch das Studium dieser Bücher war es möglich, daß sie die folgenden wunderbaren Worte prägen konnte:

   "Ich habe Schmerzen. Aber eigentlich bin ich froh darüber, denn wäre ich immer schmerzfrei, würde ich es gar nicht mehr empfinden, wie schön es ist, keine Schmerzen zu verspüren. Für andere Menschen ist das ein Normalzustand, ich aber genieße diese wenigen Stunden und bin dann geradezu glücklich. Ich muß viele Schmerzen erdulden, aber es wird mir dafür auch viel gegeben. Ich weiß jetzt, daß das Leben einen Sinn hat - trotzdem. Meine Krankheit hat mich so vieles gelehrt, deshalb betrachte ich sie als eine Gnade. Ich fühle

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mich eingehüllt in einen Mantel des Vertrauens, der Ergebung und Hoffnung. Ich habe Schmerzen, aber ich singe.' Gotteslieder. Wer könnte das verstehen? Obwohl ich nun schon zwei Jahre liegen muß, beklage ich mich nicht. Es gibt Schlimmeres.

Die meisten Menschen werden denken: was ist das für ein schreckliches Leben - ja, das ist überhaupt kein Leben - nur ein Vegetieren. Wie unrecht haben sie. Sie wissen ja nichts von meinen reinen, tiefen, echten Freuden. Es gibt Taube und Blinde. Sie können keine Musik hören oder nicht lesen. So lange ich das kann, danke ich Gott und bin zufrieden.

Nicht die vergänglichen Freuden dieser Welt - nein, das Emporstreben nach ganz anderen Ufern, die voll Licht und Sonne erstrahlen, wo man geblendet wird und doch sieht, das ist es, was ich brauche, was ich wirklich will, was ganz tief in mir ruht, was mich trägt und hält. Plötzlich kommen Minuten oder auch Stunden, wo ich ganz erfüllt bin von diesem Wissen um das Wesentliche und die Wahrheit.

Diese Stunden möchte ich verdoppeln, ganz tief erleben und möglichst nur noch in solchen Stunden leben. Wenn auch "leben" für die meisten Menschen etwas ganz anderes bedeutet, ich nenne dies das wirkliche Leben."

   Damals, nach diesem traurigen Geschehen, fand ich weder durch die Religion noch durch alle Mitleidsbezeugungen Trost. Die üblichen Floskeln von "ewiger Ruhe und ewigem Frieden" erzeugten nur ohnmächtigen Zorn. Unter all den vielen Trauerbekundungen, die zwar sicher aufrichtig gemeint waren, aber doch in ihrer kümmerlichen Dürftigkeit ihren Zweck verfehlten, fiel mir der Brief einer Unbekannten auf.

Ich wußte zwar von ihrer Existenz, denn meine Tochter hatte sie während eines Sanatoriumaufenthalts kennengelernt und blieb mit ihr in brieflicher Verbindung, aber ich kannte sie nicht persönlich. Dieser Brief ließ mich aufhorchen, zwang mich zum Nachdenken. Immer wieder las ich die Zeilen: ". . . dennoch möchte ich versuchen, Ihnen Trost zu geben.

Bitte raffen Sie sich trotz Ihres Kummers auf und lesen Sie die Bücher, die Ihre Tochter gelesen hat, vertiefen Sie sich in diese Lehren, und sie werden Ihnen helfen, Ihr Leid zu begreifen, Ihr Schicksal anzunehmen und Ihre Verzweiflung in Vertrauen und Hoffnung umzuwandeln. Was Sie jetzt brauchen, sind Antworten auf Ihre Fragen und

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Zweifel. Nichts ist sinnlos. Unsere Toten leben - nicht weit von uns -, wir können sie nur nicht sehen, weil sie sich auf einer anderen Seinsebene befinden, die sie erreicht haben, nun, da ihr wirkliches Selbst die elende, sterbliche Hülle (das einzige, was sterblich an uns ist) verlassen durfte. -

Wollen Sie nicht versuchen, die Bücher zu lesen? Bitte glauben Sie nicht, daß ich nur auf Grund dieser oder anderer einschlägiger Literatur etwas nachplappere und Ihnen meine Überzeugung aufzudrängen versuche.

Wenn ich heute mein einziges Kind hergeben müßte, stürzte ich auch in einen Abgrund von Trauer, aber ich wüßte, daß ich mich nur selbst beweine, weil ich noch ausharren muß in diesem Jammertal, das nicht unser eigentliches Zuhause, sondern ein Übergang, eine Prüfung ist.

Wer die Wahrheit gefunden hat wie ich, möchte sie weitergeben an andere, ganz besonders, wenn sie in Not sind. Ob sie dann immer akzeptiert wird, ist eine andere Frage.

    Bitte mißverstehen Sie also meinen Versuch zu helfen nicht, aber für mich ist eben die Wahrheit unseres Seins so klar, einfach und unumstößlich, daß ich meine, auch keiner meiner Mitmenschen kann an ihr vorbeigehen oder sich ihr verschließen - und leiden ohne zu wissen warum. . ."

    Diese mutigen Worte einer Frau, die ich nicht einmal persönlich kannte, von der ich aber wußte, daß sie mit beiden Beinen auf der Erde steht und ganz und gar nicht "übergeschnappt" ist, waren Anfang und Ausgangspunkt für meine innere Neuordnung, für eine Schicksalsbewältigung im esoterischen Sinne.

    Ich begann zu lesen. Ein Buch nach dem anderen. Sie fesselten mich mehr als alle, die ich bisher in die Hand genommen hatte. Hier fand ich Antworten auf Fragen, die mich schon ein Leben lang beschäftigt hatten, und von denen ich annahm, daß es auf sie niemals schlüssige Antworten geben könne.

Nun begriff ich auch, warum sich meine Tochter in diese Bücher vertieft hatte, und ich bedauerte unsagbar, daß ich mich selber darum gebracht hatte, Gesprächspartnerin sein zu dürfen.

    Ich las jeden Abend so lange im Bett, bis mir die Augen zufielen. Diese Therapie war gut. So gab es keine traurigen, nutzlosen Grübeleien. Es war genau das, was ich in jenen Tagen brauchte.

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Quellenverzeichnisse wiesen auf weitere Bücher hin, die ich mir dann unverzüglich beschaffte. So blieb es nicht aus, daß ich eines Tages auf den erregenden Titel: "Sprechfunk mit Verstorbenen" stieß. Das war meine erste Bekanntschaft mit dem Stimmenphänomen.

    Sicher ist für viele Menschen ein erschütterndes Erlebnis die erste Stufe auf der Suche nach der Wahrheit, nach dem Sinn des Lebens und Sterbens. jedoch, wer erst einmal die unterste und schwierigste Hürde genommen hat, geht kaum noch einmal zurück, und aus dem anfangs schmalspurigen Interesse, das nur ichbezogener Trostspender sein soll, entwickelt sich allmählich umfassendes Hineinver- senken.

Aber eine Verallgemeinerung, daß jeder auf esoterisch-parapsychologischen Pfaden Wandelnder erst durch ein solches leidvolles Tor gehen müßte, ist keineswegs zutreffend. Es gibt viele Wege.

Der, den ich gegangen bin, ist nur einer davon. Genauso absurd wäre auch die Annahme, jeder Leidgeprüfte hätte das unstillbare Verlangen, geistige Wege zu beschreiten, um eine Antwort auf seine schmerzlichen Fragen zu erhalten.

Oft ist genau das Gegenteil der Fall, und ein Mensch wird in dieser Richtung unansprechbar. In diesem wie in jedem anderen Fall entscheidet immer die Seelenstruktur eines Menschen.

    "Sprechfunk mit Verstorbenen" von FRIEDRICH JÜRGENSON las sich spannender als der aufregendste Kriminalroman oder ein Buch aus der Science-fiction-Produktion. Glauben wollend und doch zweifelnd, schwankend zwischen Hoffnung und Skepsis, spürte ich doch, daß dieser Mann kein Scharlatan sein konnte.

Seine Sprache kam von Herzen, seine Argumentation klang überzeugend. Und was, so mußte man sich fragen, hatte er durch seine kühnen Behauptungen gewonnen? Er hatte seinen Beruf und damit sein Einkommen geopfert, um sich ganz der Forschung zu widmen. Er hatte viel aufgegeben, viel auf sich genommen und dafür nur Schwierigkeiten, Komplikationen eingetauscht.

Das Fazit meiner Überlegungen lautete deshalb: JÜRGENSONS Tonbandkontakte können nicht das Produkt einer übersteigerten Phantasie sein. Nachdem er sich der Weltpresse stellte, muß es sich um konkrete, nachweisbare Ergebnisse handeln.

    Ich wollte mehr wissen und schrieb an JÜRGENSON. Doch die

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postlagernde Adresse, die mir ein Verlag mitgeteilt hatte, stimmte nicht mehr, und der Brief kam zurück.

    Inzwischen war ich auf ein weiteres Buch dieser Richtung gestoßen. Der lettische Dichter und Philosoph Dr. Konstantin RAUDIVE. der aus Lettland nach Schweden und von dort nach Deutschland emigriert war, hatte es geschrieben.

Seit einiger Zeit lebte er in Bad Krozingen im Schwarzwald. Ich besorgte mir sein Buch "Unhörbares wird hörbar" und die dazugehörige Schallplatte mit Stimmenbeispielen. Manches auf dieser Schallplatte war gut und manches schlecht zu verstehen, vor allem die in lettischer Sprache aufgenommenen Aussagen waren schwer verifizierbar.

    RAUDIVES Buch war mehr auf wissenschaftlicher Basis aufgebaut. Mit größter Akribie hatte er seine Stimmenbeispiele festgehalten. Darüber hinaus schrieben Wissenschaftler, Physikprofessoren, Parapsychologen, Funk- und Fernsehleute Kommentare zu dem Buch. Auf Grund dieser Beiträge las es sich sehr überzeugend.
 

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rodiehr Nov 2007 


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