Stimmen aus einer anderen Welt
- Chronik und Technik der Tonbandstimmenforschung -
von Hildegard Schäfer (
)

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8. Diplom-Psychologe Fidelio Köberle und die Tonbandstimmenforschung

    Wenn jemand ein wichtiges Amt innehat, muß er es sich gefallen lassen, von der Öffentlichkeit durchleuchtet zu werden. Vorstand des Tonbandstimmenvereins zu sein, einer bis heute erstmals existierenden Vereinigung, bedeutet nicht nur absolutes Novum, sondern auch avantgardistische Arbeit, Aufgabe privater Interessen, Inkaufnahme unsachgemäßer Kritiken.

    Um gleich letzteres aufzugreifen: es fragen sich Menschen, die über die Forschung nicht informiert sind, warum sich ein Psychologe, der sich in 25jähriger Praxis in der westdeutschen Wirtschaft als Gutachter einen Namen gemacht hat, mit einem so hohen Einsatz auf das Glatteis der Parapsychologie begibt?

    KÖBERLE selbst sagt: "Ich weiß, daß ich auf einem holprigen Pfad laufe, weil ich mich den Tonbandstimmen verschrieben habe. Vielleicht riskiere ich sogar meinen guten Ruf. Es ist nun einmal so: wer die Nase etwas weiter vorne hat als andere, der lebt gefährlich."

    Auch KÖBERLE kam auf die übliche Weise zu den Tonbandstimmen. JÜRGENSONS Buch "Sprechfunk mit Verstorbenen" brachte ihn in Harnisch, denn auch er war gen au wie andere Menschen zunächst äußerst skeptisch.

Die Behauptung, daß das Phänomen nicht an Medialität gebunden ist und beliebig hervorgerufen werden könne, ließ ihn 1969 mit eigenen Versuchen beginnen. Er experimentierte ein halbes Jahr lang - Tag für Tag - ohne jeden Erfolg.

Erst nach sechs Monaten wurde seine Ausdauer belohnt, er hörte die erste paranormale Stimme. KÖBERLE experimentierte jahrelang allein, bis er eines Tages von einem Kreis ESOTERA-Leser, die sich regelmäßig zu Diskussionen trafen, zu einer Vorführung eingeladen wurde.

    Das Tonbandgerät wurde schon bald zum Kristallisationspunkt dieser Zusammenkünfte; der Kreis vergrößerte sich und mußte später geteilt werden. KÖBERLE hielt Vorträge über das Phänomen an einem Abendseminar, sprach bei den Tagungen der Tonbandstimmenforscher und wurde schließlich zum ersten Vorsitzenden des neu gegründeten Vereins gewählt.

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    Warum begab er sich auf dieses "holprige Pflaster"?

    Bei der Herbsttagung am 2. November 1974 in Düsseldorf gab er darauf die Antwort:

    "Wenn es sich nur um ,interessante Experimente' handeln würde, wäre mir meine Zeit dafür zu schade. Mich fesselt das Phänomen, weil darin ein weltanschaulicher Aspekt von ungeheuerer Bedeutung steckt. In den Tonbandstimmen sehe ich eine Chance, Ethik und Moral rational begründen zu können.

Ich kann meiner Psychologie eine zusätzliche Dimension geben: die der Transzendenz. Als Psychologe bin ich zu weltanschaulicher Neutralität verpflichtet. Ich kann und darf dem Klienten nur seine Behinderungen weganalysieren, ihn also wieder auf die Beine stellen und zum Laufen bringen. Wohin er zu gehen hat, das konnte ich ihm bis heute nicht sagen.

Mit welchem Recht hätte ich ihn veranlassen können, die gewonnene Freiheit des HandeIns nur für moralisch vertretbare Ziele zu verwenden? Ich hätte mich unglaubwürdig gemacht, wenn ich mich auf Glaubenssätze berufen hätte, die rational nicht begründet werden können.

Jetzt aber bin ich nicht dazu gezwungen, die Augen krampfhaft vor der Tatsache zu verschließen, daß die Seele mehr ist als ein Organ des sterblichen Körpers, daß sie nicht nur unsere Lebenstüchtigkeit garantieren soll, sondern an einem größeren Ganzen teilhat, das mehr ist als unser kurzes Leben hier auf Erden."

    In seinem Referat bei der Düsseldorfer Tagung sprach KÖBERLE den provozierenden Satz aus:

    "Es gibt heute nichts Wichtigeres als die Tonbandstimmenforschung." Und er blieb auch für diese herausfordernde These die Erklärung nicht schuldig:

    "Die materialistische Weltanschauung greift immer mehr um sich. Kaum jemand glaubt noch an ein Weiterleben nach dem Tode. Für die Mehrzahl der Menschen gibt es nur das eine Leben, das mit der Geburt beginnt und mit dem Tode endet.

Für sie gilt die Devise: Mache es dir in diesem Leben so schön wie möglich, nimm, was du kriegen kannst, auch wenn du andere damit schädigst. Du darfst dich nur nicht erwischen lassen. Noch denken nicht alle Menschen diesen Grundgedanken konsequent zu Ende, aber je mehr Tradition und Erziehungseinflüsse verblassen, desto mehr wird das

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Gewissen totgeschlagen. Anständigkeit wird der Dummheit gleichgestellt. Die Gemeinschaften zerkrümeln zu Einzelindividuen, soziale Gefühle sterben ab, Mitleid, Freundschaft, Hilfsbereitschaft und Rücksichtnahme werden abgedrosselt.

Das aber ist das Ende der Welt ohne die gefürchtete Atombombe. Mit einer Gangstermoral bricht jede menschliche Gemeinschaft und Lebensmöglichkeit zusammen. Es ist Wahn, zu glauben, der Staat könne durch Gesetze und Strafen zu moralischem Verhalten zwingen.

Solange der Mensch in dem Irrtum befangen ist, das Leben ende mit dem Tode, besteht die geschilderte Gefahr für die Menschheit. Die Kirchen finden für ihre Thesen immer weniger Glauben. Der Mensch von heute kann nicht mehr blind glauben, er will Beweise sehen oder hören.

    Wir haben Beweise! Wir können demonstrieren, daß es unkörperliche Intelligenzen gibt, die sich mit uns in Verbindung setzen. Die Tonbandmethode entspricht wissenschaftlichen Erfordernissen, denn die Stimmenbeispiele sind jederzeit reproduzierbar, und das Phänomen ist genügend häufig und von jedermann hervorrufbar. Wir können also beweisen, daß es ein unkörperliches Leben gibt.

    Damit ist aber ungeheuer viel gewonnen: Diese Erkenntnis eröffnet neue Dimensionen des Denkens und Handeins. Wer nämlich weiß, daß das Leben nach dem Tode weitergeht, fragt auch zwangsläufig nach dem Sinn des Lebens, und damit können auch religiöse Gedanken neu aufgegriffen werden. Der Mensch kommt wieder mit sich ins Reine."

    KÖBERLES Motivation ist einleuchtend, und wenn auch die Parapsychologie als ungleiche Schwester der Psychologie heute noch um Anerkennung und einen Platz unter den Fakultäten ringen muß, so führt doch eine verbindende Brücke von einer zur anderen.

    KÖBERLE hat die Bereicherung seiner Psychologie durch die Parapsychologie erkannt und sie folgerichtig in sein Leben und seine Arbeit integriert, wissend, daß sie, revolutionierend in ihrer Neuorientierung und Absage an eine erstarrte Dogmatik von einem materialistischen Weltbild zu einer neuen geistigen Betrachtung eines allumfassenden kosmischen Seins führt, das übergeordnet die Ursache allen Geschehens ist und nicht die Funktion physikalischer Mechanismen.

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    In der Stimmenforschung sind noch viele Wege offen. Durch die Gründung des Vereins wurde einer davon beschritten. Die Zukunft wird noch weitere Möglichkeiten aufzeigen, an die bis heute sicher noch gar niemand zu denken vermag. Alle, die sich intensiv mit der Stimmenforschung befassen, sei es aus wissenschaftlichen oder menschlichen Motiven, tragen dazu bei, daß die Forschung Schritt für Schritt weiter vorankommt.

    Jedoch - bei vielen Menschen stößt das Stimmenphänomen auf heftigste Ablehnung. Man fragt sich, warum sich so viele gegen die Zurkenntnisnahme des Phänomens wehren, nachdem es sich hierbei doch um das größte Anliegen der Menschheit handelt - um den so sehr gefürchteten Tod - und um die Kardinalfrage nach dem ominösen "Nachher".

    Danach befragt, gab KÖBERLE als Psychologe die entsprechende Antwort:

    "Seit dem Mittelalter haben sich die Menschen unseres Kontinents aus größter Einengung zu größtmöglicher Freiheit durchgeboxt. Durch Beseitigung der Leibeigenschaft erwarben sie die Freiheit von persönlicher Willkür, durch die Demokratie persönliche Freiheit und Mitbestimmung, durch die starke Entwicklung der Technik Befreiung von materieller Not und räumlicher Begrenzung.

Die Fortschritte der Medizin brachten Erleichterung bei Krankheit und Schmerzen, und von seelischer Not befreit die Psychoanalyse. Eine Ehescheidung ist kein Problem mehr, und man kann auch aus der Kirche austreten, um frei zu sein von moralischen Zwängen. Die Tendenz zu immer größerer Freiheit des Individuums von Zwang und Bevormundung entwickelt sich weiter.

Der Mensch ist selbstherrlich geworden, er kann und darf alles, und alles ist machbar. Deshalb reagiert er so allergisch auf jeden vermeintlichen Versuch, ihm eventuell durch die Hintertüre wieder mit moralischen Vorstellungen zu kommen. Er will alles tun und lassen können, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen.

Wenn es sich aber tatsächlich um die Stimmen Verstorbener handelt, die sich auf Tonbändern manifestieren, dann gibt es also ein Weiterleben nach dem Tode, und es könnte immerhin sein, daß man sein Tun und Lassen verantworten muß. Das wäre aber eine Einschränkung der Hand-

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lungsfreiheit. Deshalb sprechen viele von einem ,Rückfall ins Mittelalter' und wehren sich verbissen gegen die Jenseitsstimmen."

    Doch KÖBERLE läßt sich in seinen Bemühungen, das Wissen um die paranormalen Stimmen zu verbreiten, nicht entmutigen. Einen seiner Vorträge schloß er mit den bedeutungsvollen Worten:

    "Auf uns, die wir Bescheid wissen, lastet die Verantwortung für jene, welchen wir den Weg erst zeigen müssen. Es gibt Millionen kritischer, aber gutwilliger Menschen, die auf unsere Beweise warten. Laßt uns nicht ruhen, bis wir sie ihnen so anbieten können, daß sie verstanden und angenommen werden."

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rodiehr Nov 2007 


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