FRIEDRICH JÜRGENSON
Sprechfunk mit Verstorbenen
Praktische Kontaktherstellung mit dem Jenseits

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 NEUNUNDDREISSIGSTES KAPITEL

Rückblende auf 1918/19 - War es Hitlers klangvoller Bariton? - Der Witwe Erna Faick öffentliches Zeugnis - Eine Meisterleistung vierdimensionaler Technik

Seite 197 In jenem Frühjahr und Sommer 1962 pflegten öfters Sendungen "in Quanten" einzuströmen. Die meisten Einspielungen enthielten persönliche Mitteilungen und wurden von Jugendfreunden und Bekannten gebracht. Unter anderem erhielten wir eine sehr suggestive Vorstellung, die meiner Schwester Elly gewidmet war.

"Endlich haben wir Kontakt mit Elly", begann die Sendung. Wir konnten die meisten Freunde an ihren Stimmen wiedererkennen. Ein Lied, das Elly als junges Mädchen öfters im Kreise jener Freunde gespielt hatte, wurde auf Deutsch und Russisch gesungen.

Die Szenen und Bilder, die durch diese Vorstellung wachgerufen wurden, galten den ereignisvollen Jahren 1918/19, als Odessa sich unter der österreichischen Besetzung befand. Damals erlebte die Stadt einen kurzen, aber sehr intensiven Aufschwung.

Es war, als hätten die Klänge der Wiener Musik - bei weitem mehr als die Waffen - die Herzen der Odessiten erobert. Man tanzte, sang und flirtete, man genoß das Leben mit vollen Zügen, bis plötzlich die Hölle des Bürgerkrieges losbrach und aller Fröhlichkeit ein kurzes Ende bereitete...

Eines Abends hatte ich ein eigentümliches Gesangsolo eingespielt. Die Stimme - es war ein klangvoller Bariton - erinnerte lebhaft an Hitler. Der Text des Liedes hätte ebenfalls von Hitler erdichtet sein können, denn er entsprach Hitlers postmortaler Mentalität.

Allerdings wußte ich damals noch nicht, daß Hitler tatsächlich einen wohlklingenden Bariton gehabt hatte, denn erst im Frühjahr 1963 fiel mir ein interessanter Artikel in die Hand, der von zwei Wiener Musikern verfaßt war und aus dem Seite 198 hervorging, daß Hitler in seiner Jugend an der Wiener Oper einmal Probe gesungen hatte, jedoch - weil ihm ein Frack fehlte - an der öffentlichen Generalprobe nicht teilnehmen durfte.

Ein Frack hätte vielleicht Europas Schicksal grundlegend verändern können, schloß der Artikel scherzend ab.

Anfang August war ein Freund von uns plötzlich in Italien gestorben. Eine akute Brustfellentzündung hatte ihn rasch aus dem Leben gerissen. Sein Tod war uns zunächst unfaßbar, denn der Verstorbene befand sich in seinen besten Jahren. Übrigens war er ein geduldiger und fleißiger Mensch gewesen, dessen ganzes Wesen eine stille Ausgeglichenheit und Toleranz ausstrahlte. Obwohl er durch die Schrecken des Krieges und der Konzentrationslager gegangen war, konnte man ihm keine Gehässigkeit anmerken.

Da es sich hier um einen ganz außergewöhnlich interessanten Tonband-Kontakt handelte, an den sich weiterhin eine Reihe von frappierenden Geschehnissen anschloß, muß ich einige Erklärungen bringen, ohne die das Ganze nicht richtig verstanden werden kann.

Ich hatte bereits im Januar 1964 in einer Veröffentlichung in Schweden diesen Fall erwähnt, jedoch aus Rücksicht gegenüber der Witwe des Verstorbenen seinen Familien und Vornamen geändert.

Bevor ich nun meine zweite internationale Pressekonferenz im Juni 1964 veranstaltete, bat ich die Witwe, zu uns nach Nysund zu kommen, denn ich dachte, daß nach zwei Jahren der größte Schmerz um den Toten nachgelassen haben würde und daß ich es wagen konnte, die Stimme des Verstorbenen der Witwe vorzuspielen.

Was sich tatsächlich ereignete, läßt sich schwer beschreiben. Die Worte Ergriffenheit, Bestürzung, Glückseligkeit reichen nicht aus. Man muß so etwas miterlebt haben, um die befreiende und erlösende Wirkung solcher Einspielungen begreifen zu können. Wir entdeckten gemeinsam eine Reihe persönlicher Hinweise und Einzelheiten, von denen Seite 199 ich überhaupt keine Ahnung haben konnte, die aber von der Witwe sofort verstanden wurden.

Zu guter Letzt bat mich die Witwe, auf der angesetzten Pressekonferenz als Zeugin auftreten zu dürfen. Außerdem gestattete sie mir spontan, den Namen ihres verstorbenen Gatten sowie auch ihren eigenen zu veröffentlichen.

Jetzt aber zurück zum August 1962, als Frau Elna Falck so hieß die Witwe - uns kurz nach dem Tode ihres Mannes, der Arne hieß, in Nysund besuchte. Frau Falck erzählte, daß gleich nach dem Tode ihres Gatten sonderbare Tonphänomene aufgetreten seien. Sie hatte das klare Empfinden, daß sich ihr Mann irgendwie bemerkbar machen wollte. Da sie noch sehr mitgenommen war, schlug ich ihr keinerlei Tonband-Kontakte vor, denn ich wußte, daß nicht alle Menschen imstande sind, gleich nach dem Tode die Stimme ihrer Verstorbenen zu ertragen.

Nachdem Frau Falck weggefahren war, setzte ich ein neues Band auf und schaltete das Radio ein.

Es dauerte nicht lange, bis ich auf jenen mir so wohlbekannten Brauseton stieß, und als noch Lenas Signale sich einschalteten, ließ ich das Band laufen. Ich war sehr gespannt, denn ich wußte bereits damals, daß jener "Brauseton" von der direkten Trägerwelle meiner Freunde herstammte. Dieses Mal konnte man einen singenden Nebenton vernehmen, der in einer akustischen Leere zu vibrieren schien und in rhythmischem Takte ein Echo erzeugte.

Dann erklang eine mir gut bekannte Frauenstimme, die - einmal singend, einmal sprechend - mir eine persönliche Botschaft durchgab. Auch diesmal sprach und sang eine Frauenstimme Russisch und Deutsch.

Aus dem Inhalt ihrer Mitteilung ging eindeutig hervor, daß sie mit meinen privaten Familienangelegenheiten gut vertraut war. Obwohl ich diese Stimme öfters gehört hatte und sie mich lebhaft an jemand aus meiner Kindheit erinnerte, konnte ich mir nicht denken, wer es sein könnte. Seite 200 Zu meinem Bedauern hat sich diese Stimme bis zum heutigen Tage nicht zu erkennen gegeben.

Als der Gesang verstummt war, erklang wieder jener charakteristische Brauseton.

"Kontakt!" rief eine klare Männerstimme, die mich an Churchill erinnerte. Die Stimme klang wie über einen Fernanruf oder Radarschirm.

Aus der singenden akustischen Leere begann plötzlich eine andere Männerstimme leise zu sprechen. "Falck", flüsterte es. "Falck", wiederholte sie lauter und deutlicher. "Jetzt kommt Falck", fügte sie halbsingend auf Schwedisch hinzu.

"Churchill - jetzt kommt der alte Freund ...", erklang es wieder, die letzten Worte wurden auf Schwedisch und Deutsch gesprochen, und das, was weiter folgte, glitt in die Polyglottsprache über.

"Das ist Arne - kommt Frau Falck?" fragt die Stimme halbsingend.

Ich erkannte sofort Falcks Stimme, der übrigens Norweger war und einen spezifischen norwegischen Akzent hatte.

"Ich weiß - ich lebe... kein Sterben... ich kann sprechen mit Pelle!" (ich werde von Monika und den Kindern Pelle genannt) klang es laut.

"Ich... bei Jürgenson... auf dem Bande..."

"Hier lebt Falck, und dort - tralalaa!"

Das letzte wurde richtig ausgesungen, die Stimme klang zufrieden, ja sogar etwas belustigt.

"Man bekommt bald ein Sclüff!" Falck war plötzlich in die Molltonart über gegangen und sang rein intoniert.

Es folgten einige undeutliche Sätze in jener Polyglott- und Phantasiesprache. Falck nannte noch zweimal seinen Namen, und dann trat eine längere Pause ein. Plötzlich schaltete sich die erste Männerstimme wieder ein; sie klang wie aus der Ferne, sie sprach Deutsch, und der Tonfall war freundlich und aufmunternd.

"Sprich doch mit dem kleinen Radarchen - Friedel kontrolliert die Toten..."

Seite 201 "Ach, laß sein! Hier lebt Falck", sang Arne sorglos weiter. "Falck, Berlin - Ost-Berlin... aah - aaah!"

Wieder hörte man das Einschalten des Fernanrufes, und die muntere Männerstimme rief auf Schwedisch: "Du kommst zum Buch!"

"Jürgenson - danke...", sang Arne halblaut, und dann schloß er seinen Gesang mit: "Hier wohnt Falck - und dort - la-la-la-a-a!" zufrieden ab.

Ein roboterähnliches Instrument, vielleicht aber auch eine entstellte Popserstimme, meldete mit metallischem Klang auf Deutsch: "Mölnbo sitzen und hören... Mälarhöjden!" Die Stimme hätte "ruhig, glücklich und dankbar" hinzufügen können, denn ich saß ergriffen vor meinen Apparat und freute mich wie ein Kind über diese einzigartige Sendung.

Brauchte man noch weitere Beweise? Was hätte noch überzeugender wirken können wie der Inhalt dieses Bandes?

Gleichzeitig aber stellte das Ganze ein Meisterwerk der vierdimensionalen Technik dar, denn es handelte sich hier um eine direkte Sendung aus dem Äther, die offenbar parallel zum Radarschirm lief. Diese Aufnahme war aller Skepsis der Welt gewachsen; sie sprach für sich selbst und bedurfte keiner Kommentare.

Eigentlich hätte ich schon damals eine internationale Pressekonferenz veranstalten können, doch ich zögerte noch. Es schien mir, als sei der richtige Tag noch nicht gekommen.

Im Grunde genommen war es wohl teilweise meine eigene Unsicherheit, der alte Mangel an Selbstvertrauen, die mich von einer Veröffentlichung zurückhielten. Mittlerweile war ich auch zur Einsicht gekommen, daß die Toten von uns Lebenden etwas ganz Bestimmtes erwarten, jedenfalls von denen, die an der Errichtung der neuen Verbindungsbrücke beteiligt sein wollten. Es war auch offenbar, daß die rein äußere Verbindungsarbeit nur einen Teil des Brückenbaues darstellte.

Seite 202 Was meine Arbeit anbetraf, so genügte es nicht, daß ich die Sendungen gewissenhaft registrierte, testete und übersetzte. Das Ganze ging wohl darauf aus, daß ich den geplanten Anschluß durch eine weitgreifende Veröffentlichung bekanntgeben sollte.

Damit aber war meine Aufgabe noch nicht erschöpft. Ein Wink in dieser Richtung war mir bereits im Sommer 1959 gegeben worden, als bei einer meiner ersten Mikrophonaufnahmen sich auf dem Band der mysteriöse Satz fand: "Friedrich - wenn du auch des Tages übersetzt und deutest, jeden Abend versuche die Wahrheit zu lösen mit dem Schiffe - mit dem Schiff im Dunkeln!..."

Offenbar erwarteten die Toten noch etwas anderes von mir. Aber was das war, das mußte ich letzten Endes allein entscheiden und trotz meiner Unzulänglichkeit den "wahren Kurs" finden.

Es wäre auch denkbar, daß die Toten aus ihrer zeit- und raumlosen Dimension die Möglichkeiten der menschlichen Entwicklung klarer übersehen konnten und deswegen auch von uns einen Bewußtseinszustand erwarteten, in dem sich die Spontaneität eines Kindes mit der Reife eines Weisen vereinigte.

Ich erfaßte es sonderbarer Weise erst allmählich, meine Frau aber hatte es viel früher verstanden: daß es nämlich, wenn ich als Erster von den Toten als Kontaktperson ausersehen war, zu meiner Aufgabe gehörte, diejenigen noch auf Erden Lebenden für die Sache zu interessieren, die auf Grund ihrer geistigen Reife, Sachlichkeit und ihrer öffentlichen Stellung am Brückenbau auf ihre Art mitwirken konnten.

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