FRIEDRICH JÜRGENSON
Sprechfunk mit Verstorbenen
Praktische Kontaktherstellung mit dem Jenseits

  zum Buchinhalt  


DREIUNDZWANZIGSTES KAPITEL

Die schwierige Kunst des "Herausschälens" - Immer wiederkehrende Signalwörter - 140 km Tonbandspuren

Seite 105 Am schwierigsten war es für mich am Anfang, mich in dem Durcheinander der Töne und Stimmen im Radio zurechtzufinden. Ich mußte vor allem die Stimmen meiner Freunde gründlich kennenlernen und sie aus dem Geräuschtohuwabohu der verschiedenen Rundfunksendungen heraushören können.

Dann aber mußte ich gleichzeitig mit den Stimmen bekannter Ansager, Sprecher und Berichterstatter vertraut werden. Gerade hier sollte sich meine vieljährige Gesang- und Musikausbildung als nützlich, ja eigentlich unentbehrlich erweisen.

Ich hatte im Laufe vieler Jahre nicht nur meine Gesangstimme geschult, sondern auch mein Gehör, meine Musikalität und mein Rhythmusgefühl einer fleißigen Ausbildung unterworfen. Wie die meisten Sänger hatte ich Solfeggio, Harmonielehre und Komposition studiert und durch Chor-, Solo- und Ensemblegesänge die haarscharfe Präzision des Einsatzes mit meinem Partner und dem Orchester üben müssen.

Außerdem hatte es mir Freude gemacht, die Stimmen der bekannten Sänger im Radio und von Schallplatten sofort zu erkennen. Dadurch war mein Gehör auf das Erkennen der feinen Unterschiede der verschiedensten Stimmtimbres eingestellt, und es scheint mir sehr fraglich, ob ich ohne diese Fähigkeit und die ihr vorangegangene Ausbildung der schweren Aufgabe gewachsen gewesen wäre.

Dennoch war die Arbeit hart. Langsam erst, nach unzähligen und öfters höchst entmutigenden Hör- und Deutungsfehlern begann ich die Stimmen meiner unsichtbaren Freunde zu erkennen und war imstande, sie aus dem bunten Durcheinander der Rundfunksendungen herauszuschälen.

Dieses Herausschälenkönnen war unerläßliche Seite 106 Voraussetzung für das richtige Verstehen der Zurufe und Mitteilungen. War es mir aber gelungen, mit einer bestimmten männlichen oder weiblichen Stimme vertraut zu werden, so erkannte ich sie augenblicklich, ganz gleich, ob nebenbei andere Stimmen laut durcheinander sprachen oder nicht.

Allerdings halfen mir meine Freunde nach besten Kräften, und zwar durch verschiedene Hilfsmittel. Allein die Tatsache, daß sie meist mehrere Sprachen gleichzeitig benutzten, war von entscheidender Bedeutung und erleichterte mir die Kontaktherstellung außerordentlich.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich kurz auf ein logischerweise von Skeptikern vorgebrachtes Argument eingehen. Ich bin mir völlig klar darüber, daß sich im Radio unter bestimmten Verhältnissen durch das sogenannte Fading (Schwund, Schwanken der Lautstärke im Empfänger und oftmals auch das Sich-Überlagern zweier oder mehrerer Sender) eine gewisse Vielsprachigkeit ergeben kann.

Jedoch sprachen meine Freunde öfters längere Sätze auch bei völlig klarer Aufnahme und ohne jegliches Fading. In solchen Fällen waren ihre Stimmen ebenso klar und deutlich zu vernehmen wie die Stimmen der gewöhnlichen Rundfunksprecher, wenn sie auch nicht immer so laut wie diese waren.

Um meine immer wieder einmal aufsteigenden Zweifel zu beheben und die Sendungen schärfer zu verdeutlichen, sangen sie öfters in jener vielsprachigen Manier, und zwar nicht nur in Solo, sondern auch in Ensemble- und Chorgesängen. Außerdem gebrauchten sie bestimmte auffallende Stichwörter. In ganz besonders schwierigen Fällen setzten sie zwischendurch die Namen "Mälarhöjden" oder "Mölnbo" ein.

Abgesehen von der unentbehrlichen Hilfe meiner getreuen Radioassistentin Lena wurden Stimmen mit charakteristischem Timbre ausgewählt, die für mich, wie für jeden anderen, leicht wiederzuerkennen waren.

Trotz all dieser vortrefflichen Hilfsmittel weisen die Tonbänder aus dem Jahre 1960 noch zahlreiche Mängel auf, Seite 107 aber auch so manche lustige Pointe. Meine Freunde müssen es nicht leicht mit mir gehabt haben, insbesondere im ersten Jahr. Trotzdem aber kannte ihre Geduld keine Grenzen, denn ich habe sie noch nie gereizt oder auch nur ungeduldig sprechen hören.

Ich besitze Bänder, bei deren Abhören ich mich heute über mich selber schämen und ärgern muß, vor allem über meine erstaunlich "lange Leitung". Wenn ein Mensch sich auf Irrwegen verrannt hat und dieselben Fehler immer wieder macht, wirkt er nicht nur hoffnungslos umständlich, sondern auch lächerlich. Nachdem nun die Brücke gefunden war, mußte sie ausgebaut und stabilisiert werden.

Im Laufe von über acht Jahren wurden von mir ca. 140 Tonbänder eingespielt und das Ergebnis dieser Aufnahmen in 20 dicke Hefte eingetragen. Die Überprüfung dieser Einspielungen stellte meine Geduld auf eine harte Probe, gleichzeitig aber war es die faszinierendste Arbeit, die ich je in meinem Leben ausgeführt habe.

Wenn ich das Ergebnis dieser Forschungsarbeit ungekürzt wiedergeben wollte - schon allein die Länge der Spuren auf den Tonbändern beträgt zusammen über 140 Kilometer! -, so müßte mein Buch den Umfang der Bibel überschreiten.

Aus verständlichen Gründen bin ich gezwungen, die Aufzeichnungen auf das Wesentlichste zu beschränken, eine übrigens sehr heikle Angelegenheit, die mich nicht nur vor "die Qual der Wahl" stellt, sondern die infolge ihres komplizierten Verfahrens beim Abhören mit enormem Zeitverlust verbunden ist.

Es gibt da Einspielungen, besonders solche aus der Anfangszeit, die zwei oder drei für mich bestimmte Worte enthalten, die aber Schlüssel- bzw. Signalworte sind und die sich beinahe unmöglich aus dem dröhnenden Geräusche der Störungen heraushören lassen. Ich erinnere mich an eine Einspielung, die von mir im Laufe von zwei Monaten täglich 3-4 Stunden überprüft wurde, bis es mir endlich gelang, den richtigen Wortlaut herauszuhören.

   zurück zum Seitenanfang                                  zum nächsten Kapitel  


Sie befinden sich auf der Website: 

Hier geht es zur Homepage!