FRIEDRICH JÜRGENSON
Sprechfunk mit Verstorbenen
Praktische Kontaktherstellung mit dem Jenseits

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VIERUNDZWANZIGSTES KAPITEL

Lenas bewundernswerter Einsatz - Ihr richtungweisendes Geflüster - Auf meine Radioassistentin ist immer Verlaß

Seite 108 Wenn ich mich in dieser Flut von Geschehnissen zurechtfinden wollte, mußte ich mich zuallererst mit den verschiedenen Verbindungsmöglichkeiten und Methoden der Verstorbenen vertraut machen. Die Leser dieses Buches möchte ich hier zunächst mit der Tätigkeit meiner getreuen Radioassistentin Lena näher bekanntmachen, der zweifellos die allerschwierigste Aufgabe zugefallen war.

Lenas großartiger Einsatz kann nur von jemandem richtig bewertet werden, der gleich mir im Laufe von beinahe acht Jahren ständig auf ihre Mitarbeit angewiesen war.

Lena überwachte nicht nur die Wellenbrücke, sie formte gleichzeitig die Signale und Kennworte und zeigte mir die richtige Welle an. Ohne Lenas Beistand wäre es mir nie möglich gewesen, mich in dem Wirrwar der Rundfunkwellen zurechtzufinden.

War mitunter die Herstellung eines Radiokontaktes nicht möglich, so konnte ich Lena jederzeit über das Mikrophon erreichen. Im Grunde genommen war sie es gewesen, die mit endloser Geduld mir den Weg zur Radioverbindung gezeigt hatte, und sie verfolgte seit jener Zeit geduldig und konsequent meine Bemühungen und unterstützte mich in jeder nur erdenklichen Weise.

Rein menschlich war Lena die selbstlose Hilfsbereitschaft in Person. Trotz ihrer unentbehrlichen und schwierigen Funktion drängte sie sich niemals geltungsbedürftig in den Vordergrund. Wenn ich mit Schwierigkeiten zu kämpfen hatte und durch häufige Rückschläge den Mut verlieren wollte, so war es Lena, die mit ein paar ermunternden Worten meine Arbeitslust wachzurufen verstand.

Zuweilen brauchte ich nur den freundlichen Tonfall ihrer Seite 109 Stimme zu hören, aus dem so tiefes Verständnis hervorströmte, um wieder neue Zuversicht in mir zu fühlen.

Lenas Aufgabe erschöpfte sich bei weitem nicht im Aufzeigen der Wellenfrequenz, sondern sie kommentierte gleichzeitig die Sendungen, nannte die Namen der Sprecher und bemühte sich, meine Fragen zu beantworten, dabei aber sprach sie meist so schnell, daß ich gezwungen war, ihre Mitteilungen mit der verlangsamten Bandgeschwindigkeit 9,5 cm/sec. zu überprüfen.

Lena benutzte eine spezielle Lautfrequenz, die sie aus den Überschlägen gewisser Töne entnahm und die ohne ein außerordentlich scharfes und Jahre hindurch geübtes Gehör in den meisten Fällen als klangloses Gezisch aufgefaßt werden konnte.

Da Lena fast nur in dieser Weise zu mir sprach, gelang es mir nur selten, ihre normale Stimme zu vernehmen. In Wirklichkeit besaß Lena eine wohlklingende und weiche Sopranstimme. Ich habe selten einen Menschen so ausdrucksvoll singen und sprechen gehört, und ich bedauerte immer, daß eine so wohlklingende Stimme sich eines so klanglosen Gewispers bedienen mußte.

Mit der Zeit erwies es sich, daß zwischen meinen jenseitigen Freunden und mir eine ständige Kontaktbrücke bestand. Wenn ich z. B. außerhalb der planmäßigen Verständigungsarbeit irgendwelchen Rundfunksendungen zuhörte, so konnte es geschehen, daß sich plötzlich Lenas Geflüster einschaltete und mir eine kurze Mitteilung brachte.

Es stellte sich aber bald heraus, daß gewisse Wellen zu bestimmten Zeiten von meinen Freunden nicht benutzt wurden bzw. benutzt werden konnten. Dann signalisierte Lena blitzschnell ihr intensives: "Weg! Nimm weg!" Mitunter konnte sie noch rasch hinzufügen: "Churchill hört!" oder "Churchill weckt!"

Als ich einmal am Anfang aus Unerfahrenheit die unerwünschte Welle weiter beibehielt, erklang plötzlich ein piepender Signalton, und eine Männerstimme sagte Seite 110 hinterher auf Deutsch: "Unseren Rapport ihrer Freundin nicht freundlich zu bezweifeln..."

Bei einer anderen Gelegenheit hatte ich aus Neugier die ungeeignete Welle nicht abgedreht. Dieses Mal aber erklangen ein paar explosive Krachtöne, die mich beinahe hochfahren ließen, woraufhin ich schleunigst die Well, abdrehte.

Diese unbehaglichen Krachtöne waren übrigens die einzigen drastischen Maßnahmen, die gegen mich von meinen Freunden angewendet wurden. Im übrigen pflegte ich Lenas Anweisungen möglichst genau zu befolgen; ich konnte mich völlig auf ihre Korrektheit verlassen.

Die Verbindungsmethoden meiner Freunde basierten offenbar auf dem Prinzip der unbegrenzten Anpassungsfähigkeit. So wie das Wasser sich in jegliche Formen ergießen kann, ohne dabei seine Wesenheit zu verändern, so modellierten auch die Freunde die Tonfrequenzen der Radiowellen, indem sie die vorhandenen Klänge blitzschnell modulierten.

Es handelte sich hier um die gleiche Tonmetamorphose, die das Bellen eines Hundes zu Worten umformen konnte oder aus dem Stimmschwall mehrerer Personen einen neuen selbständigen Satz herausmodellierte.

Mit diesen Tontransformationen waren jedoch die Verbindungsmethoden der Verstorbenen noch keineswegs erschöpft. Auch ist die Benutzung von Radiowellen lediglich als Brückenkopf zu betrachten. Eine weitere Verbindungsmöglichkeit bestand in Form des sogenannten "Radars".

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