FRIEDRICH JÜRGENSON
Sprechfunk mit Verstorbenen
Praktische Kontaktherstellung mit dem Jenseits

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EINUNDZWANZIGSTES KAPITEL

Ein arbeitsreicher Frühling - Eine Todesanzeige und ein Gruß des Verstorbenen aus dem Jenseits - Freudige Gewißheit: es gibt keinen Tod

Seite 96 So vergingen die Tage in Nysund bei Mölnbo mit intensiver Arbeit. Ich hatte das Gefühl, außerhalb der Zeit zu stehen. Die Stunden flogen wie Minuten, die Zeit begann für mich zusammenzuschrumpfen. Ich sah den Frühling hastig an meinem Fenster vorbeiziehen.

Jeden Morgen erwachte ich, von Vogelgesang und der Frische des Frühlings umgeben. Es duftete herrlich nach jungen Birkenblättern, nach taubesprengtem Gras und Fichtennadeln, und ein kräftiger Ozongeruch strömte vom See herüber.

Die blauen Anemonen bedeckten noch immer den Waldhügel, sie wuchsen in dichten Büschen und wurden nun von ihren weißen Schwestern abgelöst. Sie öffneten ihre verschlafenen Kelche erst, wenn die schrägen Sonnenstrahlen die Morgenluft erwärmt hatten.

Über das Wochenende kamen Monika und Freund Hugo heraus nach Nysund. Wir hatten uns viel zu erzählen. Hugo war übrigens der ehemalige Generalsekretär der schwedischen Theosophischen Gesellschaft, ein Freund Krishnamurtis und ansonsten Rechtsanwalt.

Am 30. April erhielt ich eine gedruckte Todesanzeige von den Hinterbliebenen Felix Kerstens. Mit gemischten Gefühlen betrachtete ich diese schwarzumkantete Todesbotschaft. Ach, wir kennen sie zur Genüge, diese makabren, bereits zu banalen Klischees ausgearbeiteten stereotypen Trauerfloskeln.

Im Grunde genommen sind Trennungsleid und Tränen sinnlos, denn der Meinung, die die meisten Menschen vom Tode haben, liegen Irrtum bzw. Lüge zugrunde. Der Tod ist nicht das, wofür die meisten Menschen ihn halten. -

Seite 97 Den ganzen Vormittag mußte ich an Felix denken. Ich wußte noch nicht, an welcher Krankheit er gestorben war, hoffte nur innerlich, daß seine letzten Stunden ihm keine Qualen bereitet hatten.

Es war so gegen ½ 12 Uhr, als ich ein neues Band auflegte und den Apparat ans Radio anschloß. Ich vernahm gleich am Anfang die Stimme meiner jenseitigen "Radio-Assistentin" und schaltete sofort das Tonbandgerät auf Einspielung ein, um die Durchgabe festzuhalten und sie später genau zu prüfen und beliebig oft abhören zu können.

Es gab atmosphärische Störungen, und ich konnte nur wenige Worte erfassen - ließ aber das Band trotzdem weiterlaufen. Das Ergebnis der Einspielung lautete in der Originalsprache wie folgt. "Kersten... Kersten... hier Kersten..."

Frauenstimme: "Aufpassen!" - dann Männerstimme: "Wir kommen zu Peter (oder später)... vermutlich... horch... Herz - quick!" "Lieber Friedel! Herzliche Hälsningar, hier ist Felix Kersten... wir kommen Stockholm... Kontakten... Felix Kersten - es gibt paff!"

Wenn auch am Anfang die Stimme etwas undeutlich klang, so waren doch die letzten Worte unverkennbar von Felix gesprochen. Ich konnte nicht nur seinen speziellen Tonfall, sondern ebenfalls seinen baltischen Akzent deutlich erkennen.

Sollte ich die Andeutung: "Herz - quick!" und "es gibt paff!" in Zusammenhang mit einem Herzschlag bringen? Wie es sich später erwies, war Felix an einer Embolie (Blutpfropfen) gestorben.

Im ersten Augenblick war ich völlig überwältigt, zugleich tief ergriffen und dankbar - hatte doch mein lieber Freund Felix mir einen Gruß "von drüben" geschickt! Als ich mich etwas beruhigt hatte, begann ich langsam die Tragweite des soeben Erlebten zu überblicken.

Felix hatte heiter, rasch und energisch gesprochen. Ich hatte den Eindruck, daß er es eilig hatte.

Seite 98 Sonderbar war der Umstand, daß er ein englisches Wort (quick) und ein schwedisches (Hälsningar - Grüße) benutzt hatte, obwohl wir doch ständig Deutsch miteinander zu sprechen pflegten. Ich war aber zu freudig erregt, um mir zunächst weitere Gedanken darüber zu machen.

Eins aber verstand ich bereits deutlich und klar, daß, wenn der Tod auf diese Weise seine wirkliche Wesenheit zu erkennen gab, unser irdisches Dasein in einem ganz neuen Licht gesehen werden muß. Wenn man es richtig bedachte, so hatte sich hier ein wahres Wunder ereignet: ein Verstorbener hatte zu mir gesprochen auf technisch-physikalischem Wege, jederzeit wiederhol- und beweisbar.

Da war ein Mensch vor zwei Wochen im Krankenhaus gestorben. Das Schreckphantom der gehetzten Menschheit unserer Tage, eine Embolie, hatte seine Herzgefäße gesprengt. Sein toter Körper war verbrannt worden; ein Häufchen Asche war alles, was von ihm übriggeblieben war.

Noch ist es niemandem gelungen, eine Medizin gegen den Tod zu finden. Was helfen schon die Vertröstungen der Kirche und alle die weisen Sprüche der Heiligen Schriften, wenn tatsächlich von einem lebendigen Menschen nur ein Häufchen grauer Asche übrigbleibt? Die unwissende Menschheit steht hier vor einem unsichtbaren Abgrund mit einem von Schrecken, Trauer und Angst erfüllten Herzen, vor einer grausamen Leere, aus der, wie der Volksmund zu behaupten pflegt, noch niemand zurückgekehrt sei.

Doch da spricht auf einem Tonband ein Toter zu seinem Freund! Hier spricht ein ins "große Nichts" Verschwundener mit seiner alten lieben Stimme, deutlich und immer wieder nachprüfbar auf dem Tonband - trotz Herzschlag, Verbrennung und jenem Häuflein Asche, deren Tatsächlichkeit ebenso unbestreitbar ist.

Eine hemmungslose und ausgelassene Freude erfüllte angesichts dieser Erkenntnis mein ganzes Wesen. Es war mir, Seite 99 als habe ich mich plötzlich wieder in einen kleinen Knaben verwandelt, dessen sorgloser Übermut keine Grenzen kennt. Ich weiß nicht mehr, wie lange dieser Freudenrausch anhielt, der sich auf die unerschütterliche Gewißheit gründete, daß dieses schlichte, braune Tonband die Stimme der Unsterblichkeit enthielt, von keiner Instanz dieser Welt wegdiskutierbar.

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