FRIEDRICH JÜRGENSON
Sprechfunk mit Verstorbenen
Praktische Kontaktherstellung mit dem Jenseits

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SIEBZEHNTES KAPITEL

Die neue Technik erfordert Übung - Meine ständige "Radioassistentin" - Zu jeder Zeit auf jeder Welle - Unwiderlegbare Tatsachen und Beweise trotz aller Märchenhaftigkeit

Seite 76 Die Geduld und Zielbewußtheit meiner anonymen Freunde war bewundernswert. Es hatte sie über ein Jahr beharrlicher Annäherungsversuche gekostet, bis ich schließlich ihren Wink erfaßte und die direkte Verbindung über das Radio aufnahm. Damit brachen gleichzeitig alle anderen Lautphänomene ab.

Von jener Stunde an wurde es wieder still um mich herum. Der Wasserhahn und die Regentropfen hatten wieder ihre normalen Stimmen zurückerhalten, und auch aus allen anderen Geräuschen war Lenas eindringliches Geflüster verschwunden.

Ich war des Glaubens, nunmehr die größten Schwierigkeiten überwunden zu haben. Darin aber täuschte ich mich gewaltig, denn erst von hier aus begann die steilste Strecke des Aufstieges zum Gipfel.

Gleichzeitig wurde mir klar, daß sich ohne körperliches und seelisches Gleichgewicht die Aufgabe meinerseits nicht durchfuhren ließ. Das hieß, daß ich scharf auf mich achten und eine gesunde und natürliche Lebensweise führen mußte. Worauf es aber vor allem ankam, war, jene innerliche Stille zu pflegen und zu ergründen, die ebenfalls ein direkter Verständigungsweg war.

Was die Schwierigkeiten anbetraf, so gab es ihrer immer noch in Hülle und Fülle. Ich mußte zum Beispiel die spezielle Technik der neuen Radioverbindung erlernen, die mir im Anfang noch manches Rätsel aufgab.

Die größte Schwierigkeit bei der Verständigung über das Radio bestand darin, daß ohne eine fein abgestimmte Hellhörigkeit überhaupt nichts zu verstehen war. Es erwies sich sehr bald, daß auch die bei mir vorhandene Schärfe des Geistes allein nicht ausreichte, sondern in ganz besonderer Seite 77 Weise immer wieder und wieder geübt werden mußte.

Außerdem war eine beinahe unbegrenzte Wachsamkeit erforderlich, ohne die das blitzartige Zusammenspiel von intuitiver Auffassung und gezielter Konzentration sich unmöglich verwirklichen ließ. Mir wurden zum Beispiel Anweisungen erteilt, die außerordentlich rasch gesprochen wurden, oder meine Radio-Assistentin Lena sprach in sehr hohen Frequenzen, die sich von unverständlichen Zischlauten kaum unterscheiden ließen. Gerade aber auf diese kleinen Unterschiede kam es an.

Wenn ich auch heute nach mehrjährigem harten Training die "Kniffe" so einigermaßen beherrsche, so habe ich nichtsdestoweniger noch viel zu lernen, da sich das Ganze dauernd in Entfaltung befindet und ständigen Veränderungen unterworfen ist.

Als erstes beschloß ich, mit den Wellen und Sendern der verschiedenen Rundfunkstationen besser vertraut zu werden, auch mit den Wellenbereichen der Amateur- und der (besonders östlichen) Störsender. Dagegen aber brauchte ich der Radiotelegraphie keine Aufmerksamkeit zu schenken, da dieser Wellenbereich von meinen Freunden nicht benutzt wurde.

Alles dieses ließ sich verhältnismäßig leicht erlernen, dagegen aber stieß ich auf große Schwierigkeiten, als ich die Übermittlungstechnik selbst näher erforschen wollte. Die Arbeit war hart und kompliziert. Sie forderte meinen restlosen Einsatz, vor allem aber eine grundsätzliche Umstellung meiner gewohnheitsmäßigen Wahrnehmung.

Praktisch vermögen meine Freunde jede Welle zu benutzen, und zwar zu jeder Zeit. Trotzdem vermieden sie die Kurzwellen und gewisse Stunden, so zum Beispiel, wenn die Tagesnachrichten gebracht wurden. Bei Sonnenprotuberanzen und Nordlicht fielen die Sendungen meistens aus. Bei Gewitter - richtiger gesagt, vor dem Eintreten eines Gewitters - wurden alle Sendungen abgebrochen.

Seite 78 Nach 22 Uhr trafen äußerst selten Mitteilungen ein, auch nicht in der Zeit, da ich mit dem Schreiben meines Buches beschäftigt war. Schaltete ich trotzdem nach getaner Tagesarbeit das Radio ein - und das tat ich öfters -, so konnte plötzlich eine singende Stimme mir freundlich "gute Nacht!" wünschen. In solchen Fällen war weiter nichts zu erreichen. Die "Sendestation der Toten" schwieg, und aus allen Wellen ließ sich Lenas Geflüster nicht mehr heraushören. Oft war ich nahe daran, die Geduld zu verlieren, dann erschien mir die Arbeit unüberwindlich und hoffnungslos.

Meine Liebe zur Kunst bestand nach wie vor, und ich fragte mich beklommenen Herzens, ob ich berechtigt gewesen war, die Malerei aufzugeben, eine schöpferische Tätigkeit, der ich zuvor mein ganzes Leben gewidmet hatte.

Der Umstand, daß ich das Malen zu einem Zeitpunkt abgebrochen hatte, als ich gerade die Freude des Erfolges zu genießen begann, berührte mich wenig. Dagegen aber schmerzte mich der Gedanke an Pompeji, wo ich gerade jetzt im Frühling einen einzigartigen Auftrag hätte ausführen sollen.

Stattdessen aber saß ich hier in Stockholm vor einem Puzzlespiel und plagte mich verzweifelt ab, um aus allen diesen unzähligen Fragmenten ein einheitliches Bild zusammenzusetzen.

Und doch: nie zuvor in meinem Leben hatte, mich eine Angelegenheit so tief ergriffen und gefesselt wie diese mystischen Kontakte, die buchstäblich im Äther schwebten.

Im nüchternen Lichte der Alltagsvernunft wirkte das Ganze wie ein phantastisches Märchen oder eine spleenige Verschrobenheit. Märchen und Luftschlösser sind aber in unserem Zeitalter der harten Wirklichkeit nicht gefragt. Verstand und Vernunft verlangen - und mit Recht! - Tatsachen, greifbare, meßbare Dinge, die sich von unseren Seite 79 Sinnen erfassen und erforschen lassen.

Ein Stein, ein Wassertropfen, ein unsichtbares Atom, aber auch eine abstrakte mathematische Formel lassen sich vom menschlichen Geist erfassen, wie verschieden sie auch sein mögen. Die Vernunft ist unsere Richtschnur, zugleich aber auch die Grenze, die nicht überschritten werden darf.

Gewiß: meine Tonband- und Radiokontakte mit den Bewohnern einer unsichtbaren Welt hätten als illusionär und märchenhaft gelten können, wenn nicht - die Tonbandeinspielungen vorhanden wären.

Zu meiner großen Freude und Erleichterung lagen diese aber vor mir - greifbare, reelle Bänder, ein Geschenk von Wesen aus dem Äther. Ihr Inhalt in Wort und Ton konnte von jedermann gehört und erfaßt werden, der nur nicht taub und blöd war.

Trotz aller Schwierigkeiten und bergehohen Hindernisse war ich mit stiller Dankbarkeit erfüllt, ja, ich empfand es wie eine Gnade, denn in diesen Bändern lag das Wunder verborgen - der unwiderlegbare Beweis für die Wirklichkeit einer außerirdischen Welt und Lebenssphäre. Das Ganze war originell und neu und überragte an Bedeutung bei weitem alle meine persönlichen Wünsche und Erwartungen.

Das, was sich hier ereignet hatte, sich täglich wiederholte und langsam deutlichere Konturen anzunehmen begann, besaß die explosive Kraft der reinen, sich auf Tatsachen stützenden Wahrheit.

Es war die Wahrheit, die Wirklichkeit, die vielleicht dazu berufen war, den Vorhang vorm Jenseits in tausend Fetzen zu reißen und gleichzeitig den Abgrund zwischen hier und dort versöhnend zu überbrücken. Es ging hier also in gar keiner Weise um irgendwelche Sensationen.

Worauf es einzig und allein ankam, war die Tatsache, daß ich mit der großen und schweren Aufgabe betraut worden war, den Bau der Brücke zwischen Diesseits und Jenseits voranzutreiben. Erwies ich mich dieser Aufgabe gewachsen, Seite 80 ließ sich vielleicht das Rätsel des menschlichen Lebens und Sterbens auf technisch-physikalische Weise lösen.

Dies waren die Gründe, warum es für mich kein Zurück mehr geben konnte, trotz aller nicht gemalten Bilder und versäumten Ausgrabungen in Pompeji, trotz aller Hindernisse und zu erwartenden Rückschläge.

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