FRIEDRICH JÜRGENSON
Sprechfunk mit Verstorbenen
Praktische Kontaktherstellung mit dem Jenseits

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SECHZEHNTES KAPITEL

Endlich löst sich das Radiorätsel - Wieder mal "Churchill" - Drei Sprachen in einem Satz

Seite 73 Ich weiß nicht mehr, wieso ich auf den Gedanken kam, das Tonbandgerät direkt an den Rundfunkempfänger anzuschließen. Jedenfalls tat ich es eines Abends und merkte sogleich, daß ich vermittels der Kopfhörer die Rundfunksendungen deutlich vernehmen konnte.

Zunächst wurde ich von einem wahren Chaos von Lauten und Geräuschen überwältigt. Ich vernahm im bunten Durcheinander Musik, Theatervorstellungen, Gesang, Vorträge, Morsetelegraphie und das Dröhnen des russischen Störsenders.

Hier und da aber glaubte ich Lenas Geflüster herauszuhören, obwohl ich mir nicht erklären konnte, wie ihre Stimme zwischen die Rundfunkprogramme geraten konnte. Es fiel mir sehr schwer, aus ihrem hastigen Geflüster Worte herauszuhören.

Schließlich schaltete ich versuchsweise das Tonbandgerät auf Einspielung ein und ließ das Band - gekoppelt mit dem Radiogerät - ein paar Minuten laufen. Ich war erstaunt, daß, als ich das Band abhörte, plötzlich Lenas Stimme inmitten des Geräusch-Durcheinanders deutlich hervortrat.

"Halten, halten!", hörte ich sie hastig und erregt flüstern, "direkter Kontakt mit Churchill!..."

Wieder einmal war der Name Churchill gefallen, jener Name, den ich schon bei zahlreichen früheren Gelegenheiten aufgenommen hatte, ohne Näheres über seine Bedeutung verstehen zu können.

Ich schaltete abermals auf Einspielung direkt vom Radioapparat (nicht übers Mikrophon, sondern per Buchsenanschluß) und begann gleichzeitig die Wellenskala abzusuchen. Ich hatte gerade die Mittelwelle eingeschaltet, als eine wohlklingende Frauenstimme laut zu singen anfing. Seite 74

Da ich überzeugt war, eine gewöhnliche Rundfunksendung im Hörer zu haben, bewegte ich versuchsweise den Skalenknopf hin und her, konnte dadurch natürlich nur zusammenhanglose Wort- und Satzfetzen erfassen. "Friedél, Friedél!", sang die Stimme mit einer deutlichen Betonung auf der letzten Silbe. Dann aber folgte ein sonderbares Gemisch von Deutsch und Schwedisch; die Frauenstimme sang gleichzeitig in zwei Sprachen:

"Sprich... in der letzten Zeit - Schwedisch ofta störte...", sang sie munter. Hier aber hatte ich die Einstellung auf diese Welle abgebrochen und war, ruckweise versuchend, auf eine andere Welle übergegangen. Dort aber erklang die gleiche Frauenstimme und sagte, alle anderen Stimmen und Geräusche übertönend: "Bitte störe nicht, Federico! ..."

Obschon die Frau den Satz auf Deutsch sagte, konnte man doch einen slawischen Akzent erkennen. Sie hätte Russin oder auch Polin sein können. Ich verstand sogleich, daß meine Art des Suchens und Herumdrehens störend wirkte. So deutlich hatte noch keine Stimme mit mir gesprochen. Und ich hatte sie auf dem Band und konnte in aller Ruhe das Ergebnis überprüfen.

Zum ersten Mal wurde mir an jenem Tage die Bedeutung des Radios als Verbindungsbrücke bewußt, und obschon diese Erkenntnis neu für mich war und ich noch keine Ahnung hatte, auf welche Weise die Sache technisch vor sich ging, wußte ich doch, daß jetzt der richtige Weg gefunden war.

Wie alles Neue, so wirkte das Ganze zunächst ziemlich verwirrend, denn ich stand plötzlich vor einer Flut von Klängen und Geräuschen und wußte nicht ein noch aus. Unentschlossen zögerte ich noch ein paar Tage, bis ich schließlich eines Abends das Tonbandgerät wieder an das Radio anschloß und das Band auf Einspielung einschaltete.

Gleich nach der Einschaltung erklang jene melodische Frauenstimme, die, wenn auch leise, so doch ungemein suggestiv zu sprechen begann. Es war die eigenartige Seite 75 Intonation ihrer Stimme, die mich sogleich fesselte, noch bevor ich ihre Worte verstanden hatte. Auch dieses Mal sprach die Stimme drei Sprachen, und zwar Deutsch, Italienisch und Schwedisch. Es dauerte eine kleine Weile, bis ich die Worte verstanden hatte.

"Bambina, arriva! arriva!" begann sie ergriffen, und ihre Stimme schien maßlose Erleichterung zu verraten. (Das Kind - es kommt an - kommt an! = Italienisch.)

"Durchs Radio... ihr habt erraten... viel mehr wird hereinkommen..."

Dieses sonderbare Sprachgemisch, das ich hier bereits übersetzt wiedergebe und etwas verkürzt bringe, klang aber völlig natürlich, ja sozusagen selbstverständlich. Je aufmerksamer ich der Stimme zuhörte, um so mehr gefiel sie mir.

Doch war es nicht nur die kindliche Naivität des lustigen Sprachgemischs, auch nicht der Scharm einer sehr schönen und freudig erregten Frauenstimme, sondern darüber hinaus war es mir, als ströme eine mich tief ergreifende Schwingung von der Stimme auf mich über, eine Schwingung, die mich plötzlich empfinden ließ, daß die neu gefundene Verbindungsbrücke jetzt noch ungeahnte Möglichkeiten in sich barg.

So war ich nun nach längeren Irrungen und Wirrungen an ein ein Grenzgebiet angelangt, von wo sich - gleich einem schillernden Regenbogen - eine Brücke in eine unbekannte Welt hinüberschwang, in eine Lebensebene, die für die meisten von uns bisher verschlossen gewesen ist.

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