FRIEDRICH JÜRGENSON
Sprechfunk mit Verstorbenen
Praktische Kontaktherstellung mit dem Jenseits

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ERSTES KAPITEL

Darf ich mich vorstellen? - Mein Bedarf an "Befreiungen" ist gedeckt - Eine moderne Odyssee

Seite 12 Da nahezu alle in diesem Buch geschilderten Tatsachen - nicht zuletzt wegen ihrer Neuartigkeit und Einmaligkeit - mit meiner Person und den Mitgliedern meiner Familie zusammenhängen, ist es erforderlich, daß ich mich zunächst einmal dem Leser vorstelle.

Er muß wissen, daß ich nicht zu den Leuten gehöre, die über ein unzureichendes Maß an Kritik und Selbstkritik verfügen, deren Phantasie und Wunschträume besonders leicht mit ihnen durchgehen. Ich bin mir über die Tragweite dessen, was ich auf diesen Seiten der Öffentlichkeit vorlege, und über die Verantwortung, die ich damit übernehme, vollkommen im klaren. Und weil das so ist, kann ich nicht umhin, diesen wahrhaft sensationellen Tatsachenbericht über den Brückenbau zwischen der diesseitigen und jenseitigen Welt mit den wichtigsten biographischen Angaben zu beginnen:

Ich gehöre weder einer politischen Partei noch einer religiösen Sekte noch einem geheimen Orden oder irgendwelchen anderen mit "Ismen" verbundenen Strömungen, Bewegungen und Richtungen an.

Ich bin in Odessa am Schwarzen Meer Anfang dieses Jahrhunderts geboren. Meine Eltern stammen aus dem Baltikum; mein Vater war Arzt. Zur Zeit bin ich schwedischer Staatsangehöriger. Vorher habe ich jedoch bereits zweimal meine Staatsangehörigkeit wegen der seit 1917 eingetretenen politischen Umwälzungen wechseln müssen.

Meine Kindheit - ich besuchte die deutsch-russische Schule - verlief glücklich und harmonisch, bis der erste Weltkrieg der häuslichen Geborgenheit einen heftigen Stoß versetzte. Ich konnte noch als Knabe die Auswirkungen des ersten Weltkrieges deutlich verspüren. Das richtige Seite 13 Unwetter brach aber erst mit der darauffolgenden russischen Revolution aus, die in dem dreijährigen Bürgerkrieg ihr wahres Gesicht zeigte.

Ohne dem Leser die schrecklichen Einzelheiten der damaligen Geschehnisse vor Augen zu führen, genügt es zu erwähnen, daß unser Alltagsleben von ständigen Terrorwellen bedroht war, denen Hungersnot, schreiende Armut, Flecktyphus und eine Choleraepidemie folgten.

Aber trotz alledem ging das Leben weiter. Not zwingt zur Sachlichkeit und lehrt einen, in der Gegenwart leben. In den kurzen Pausen - wenn nicht gerade geschossen wurde - sonnten wir uns am Strande. Wir waren ständig hungrig, froren im Winter jämmerlich und tanzten uns warm in den ungeheizten Räumen; denn trotz aller Not und Gefahr verträgt der Mensch - besonders in der Jugend - viel mehr, als man glaubt.

Im Laufe dieser drei Bürgerkriegsjahre wurde Odessa vierzehnmal durch blutige Straßenkämpfe "befreit". Dabei waren die Folgen dieser "Befreiung" jedesmal die gleichen und zogen nur - sozusagen in abwechselnder Reihenfolge - alle Schichten der Bevölkerung in Mitleidenschaft; wobei die Intelligenz am meisten zu leiden hatte.

Ich kann es nur als Gnade des Schicksals bezeichnen, daß meine Familie unversehrt davonkam. Es gelang uns sogar, im Jahre 1925 legal nach Estland überzusiedeln.

Als ich im Jahre 1932 mit meinem Gesangslehrer nach Palästina reiste, um dort meine Stimme weiter auszubilden, sollte ich noch einmal in kriegerische Unruhen hineingezogen werden, als nämlich der arabische Terror gegen die jüdische Bevölkerung aufflammte. Terror ist Terror, und es ist für die darunter Leidenden ziemlich belanglos, ob er im Namen der Freiheit, im Namen der Religion oder einer Rassenideologie durchgeführt wird, ob in größerem oder kleinerem Maßstab, ob von rechts oder von links.

Als ich dann nach siebenjährigem Auslandsaufenthalt zu meiner Mutter nach Estland zurückkehrte, erwischte mich Seite 14 der zweite Weltkrieg, und zwar gerade zu der Stunde, als die drei baltischen Staaten im Begriff waren, von den Russen "befreit" zu werden. Noch einmal sollte sich die alte Geschichte wiederholen, nur in einer etwas moderneren Version.

Das Thema blieb: Diktatur, Krieg, Terror und "Befreiung". Die Variationen dagegen entsprachen den Befreiungsmethoden der jeweiligen Machthaber und wurden, je nach den Umständen, durch verheerende Bombenangriffe, Massendeportierungen, Konzentrationslager, Nackenschüsse oder Gaskammern verwirklicht.

So hat es von meiner Jugend an ständig Not und Gefahr um mich herum gegeben, nie richtig Frieden, Entspannung und jenes Gefühl der Zuversicht, das besonders der junge Mensch braucht. Man ist auch in diesen Zeiten nie imstande gewesen, dem übergroßen Elend abhelfen zu können.

Nur eins hatte ich verstanden und konsequent durchgeführt: mich nämlich nie und unter keinen Umständen am Militärdienst zu beteiligen, ganz gleich, ob im Krieg oder in Friedenszeiten und ungeachtet der Gefahr, der ich mich dadurch aussetzte. Ich habe seit meiner Jugend eine geradezu allergische Abneigung gegen alles, was mit Uniform und Waffen, mit Drill und Gewalt, mit Mord und Massenschlächterei zu tun hat, gleichgültig ob es Menschen oder Tieren gilt. Und deshalb bin ich auch Vegetarier geworden.

Die Berufe, die ich gewählt hatte, entsprachen meiner natürlichen Veranlagung. In meiner Jugend bin ich Sänger gewesen, in den späteren Jahren wurde ich Kunstmaler. Obgleich mich die Ausbildung meiner Stimme neun Studienjahre gekostet hatte, war es mir nicht vergönnt, mich der Sängerlaufbahn länger als zwei Jahre zu widmen. Ein Gallenleiden, vor allem aber chronische Erkältungen, hinderten mich an der weiteren Ausübung meiner Bühnentätigkeit.

Glücklicherweise hatte ich mich noch als Jüngling nebenher in der Malerei ausgebildet, und so ergab sich der Übergang zur neuen Tätigkeit natürlich und reibungslos. Da Seite 15 mein neuer Beruf mit Ausstellungen und zahlreichen Auslandsreisen verbunden war, konnte ich in einen engeren und abwechslungsreicheren Kontakt mit den verschiedensten Menschen aller Gesellschaftsschichten treten, da sich einem Künstler leichter die meisten Häuser erschließen.

Im Sommer 1958 war ich wieder einmal aus Italien nach Stockholm, meinem damaligen festen Wohnsitz, zurückgekehrt. Ich hatte eine märchenhaft schöne und arbeitsreiche Zeit in Pompeji verbracht und war gerade im Begriff, einen sehr interessanten Arbeitsplan zu verwirklichen, der ebenfalls mit Pompeji zusammenhing.

Diese versunkene Stadt hat übrigens seit meiner frühesten Kindheit eine magische Anziehungskraft auf mich ausgeübt und ist mein Leben lang das Ziel meiner Sehnsucht gewesen. In jenem Frühjahr 1958 ereignete sich etwas, das in Wirklichkeit alle meine stillen Hoffnungen bei weitem übertraf. Es war mir nämlich gelungen, ganz plötzlich und auf eine überraschend behagliche Weise eine Ausstellung meiner Gemälde in Pompeji zu veranstalten, und zwar im Herzen der antiken Stadt - in der luftigen Palästra des Forumbades.

Gleichzeitig war ich mit der Ausführung eines großen Gemäldes beschäftigt, das auf Grund seiner interessanten Motive mir sehr viel Freude bereitete, wozu sich noch der sonderbare Umstand gesellte, daß ich die Tätigkeit im entzückenden Hause des sogenannten "tragischen Poeten" ausführen durfte, das schräg gegenüber meiner Ausstellung liegt und dessen stimmungsvolles Peristyl in mein Atelier verwandelt wurde, da jenes Bild, das ich malte, 9 m lang war und dementsprechend einen großen Raum erforderte.

Vom Sonnenaufgang bis zum Einbruch der Dunkelheit war ich mit meiner Malerei beschäftigt, genoß aber gleichzeitig die traumhafte Atmosphäre jenes alten ausgegrabenen Hauses. Manchmal ließ ich die Arbeit bleiben und begab mich auf Streifzüge durch die schmalen Gassen; Seite 16 und da ich die Hauptschlüssel zu allen Häusern besaß, gelang es mir allmählich, einen umfassenden Einblick in die ausgegrabene Stadt zu gewinnen.

Bei der offiziellen Einweihung meines Gemäldes, die übrigens mit dem Abschluß meiner Ausstellung zusammenfiel, wurde mir plötzlich das liebenswürdige Angebot gemacht, im nächsten Frühling an der Ausgrabung eines Hauses in Pompeji teilzunehmen. Man wird verstehen können, was dieses Angebot für mich bedeutete. Zweifellos hatte ich damals die Höhe meiner künstlerischen Laufbahn erreicht, und es schien mir geradezu unfaßbar, daß der Traum meines Lebens - die Mitwirkung an einer Ausgrabung - so leicht in Erfüllung gehen sollte.

Als ich in Stockholm angelangt war und im Rausch meines Erfolges die Vorbereitung zur Verwirklichung meiner Pompejipläne traf, trat plötzlich etwas ein, was zunächst meinen Eifer dämpfte und dann langsam, aber einer konsequenten Entfaltung folgend, meine künstlerische Tätigkeit samt allen Zukunftsplänen zum Stehen brachte, gleichzeitig aber etwas ganz anderes, Unglaubliches an mich herantreten ließ, wodurch sich die Art meines Denkens und Fühlens, ja meines ganzen Bewußtseins zu verändern begann und Schritt für Schritt mich eine neue Wirklichkeit erleben ließ. Und das kam so:

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