Die hermetische
Lehre
Wir benutzen heute noch den Ausdruck "hermetisch verriegelt / abgeschlossen
/ versiegelt / luft- und wasserdicht verschlossen / unzugänglich". Wenn
dieser Begriff immer noch verwendet wird, so könnte man davon ausgehen, dass
er auch eine sinnvolle Bedeutung hat.
Hermes Trismegistos, "der dreimal große Hermes" so nannten die Griechen den ägyptischen Gott der Weisheit Thot.
Könnte es nicht sein, dass dieser Weise sein Wissen und seine Erkenntnisse
nicht jedem zugänglich gemacht hat? Nur informierte Menschen wurden in diese
Lehren eingeweiht. Man benötigt ein gewisses Verständnis und auch gewisse
Vorkenntnisse, um mit diesem Wissen überhaupt etwas anfangen zu können.
Dies gilt selbstverständlich auch heute bei
gewissen Erkenntnissen in den etablierten Naturwissenschaften. Nehmen Sie
beispielsweise die Relativitätstheorie: nur mit einem umfangreichen
Basiswissen in der Physik hat man überhaupt eine Chance, die Implikationen
zu verstehen. Wenn dem Physikunkundigen die Relativitätstheorie nichts sagt,
geschweige denn ihm im täglichen Leben weiterhilft, so sagt dies noch lange
nichts über die Gültigkeit dieser Theorie aus.
Sieben kosmische Gesetze stellen die Grundlage dieser hermetischen Lehre /
Philosophie dar. Sie sind sicherlich auch hilfreich für unser tägliches
Leben.
Zitat aus den "hermetischen Axiomen" (Das Kybalion):
Wissen
ohne Anwendung und Ausdruck ist ein nutzloses Ding, das seinem Besitzer
und
der Menschheit nichts Gutes bringt.
..... Hütet euch vor mentalem Geiz, setzt
das, was
ihr gelernt habt, in die Tat um! Studiert die Axiome und Aphorismen,
aber
wendet sie auch an!
Bei Interesse überprüfen Sie, ob diese Lehre Ihnen etwas sagt oder sogar
behilflich ist, Fragen des täglichen Lebens zu beantworten. Darüber hinaus
können Sie tiefgreifende und weiterführende Erkenntnisse gewinnen.
"Das Kybalion" (nachfolgend) stellt eine umfangreiche Einführung in diese
Lehre dar. Bitte beurteilen Sie diese Gesetze nach ihrem Inhalt und ihrer
Wirksamkeit.
Die nachfolgenden Gesetze sind Ihnen sicherlich in der ein oder anderen Form
bekannt.
1. Alles Materielle ist vom Geiste geschaffen.
Das All ist reiner Geist und das Universum ist geistig.
2. Das Gesetz der Entsprechung.
Wie oben, so unten.
3. Das Gesetz der Polarität.
Jedes Teil hat ein Gegenteil.
4. Das Gesetz der Schwingung.
Alles ist in Bewegung. Stillstand ist unmöglich.
5. Das Prinzip des Rhythmus.
Alles schwingt.
6. Das Gesetz von Ursache und Wirkung.
Jede Wirkung hat ihre Ursache.
7. Das Prinzip des Geschlechts.
Zu jedem Ding gibt es eine Ergänzungshälfte, die aus beiden ein Ganzes macht.

Einleitung
Wir
freuen uns, den Schülern und Forschern der Geheimlehren dieses kleine
Werk,
welches auf den weltalten hermetischen Lehren beruht, unterbreiten zu
können. Ungeachtet der zahlreichen Bezugnahmen auf die Lehren in den
vielen
Werken über Okkultismus wurde so wenig über diesen Gegenstand
geschrieben,
dass
die vielen ernsten Sucher nach dem Arkanum der Wahrheit das Erscheinen
dieses Bandes sicher willkommen heißen werden.
Der
Zweck dieses Werkes ist nicht die Verkündigung einer speziellen
Philosophie
oder
Lehre, sondern vielmehr der, den Schülern eine Darlegung der Wahrheit zu
geben. Diese Darlegung wird dazu dienen, die vielen Stückchen von
okkultem Wissen, welche die Schüler erworben haben mögen, die aber scheinbar
einander
entgegengesetzt sind und den Anfänger im Studium entmutigen und
verdrießen, in
Einklang zu bringen. Wir haben nicht vor, einen neuen Weisheitstempel zu
errichten, sondern dem Schüler einen Meister-Schlüssel auszuhändigen,
mit
welchem er die vielen inneren Tore zum Tempel des Geheimnisses öffnen
kann, in
dessen Hauptportal er bereits eingetreten ist.
Kein
Teil der okkulten Lehren, welche die Welt je besessen hat, ist so streng
gehütet worden wie die Fragmente der hermetischen Lehren. Und doch sind
Jahrtausende seit den Lebzeiten ihres großen Gründers, Hermes
Trismegistus,
verflossen. Hermes Trismegistus, der "Schriftgelehrte Gottes",
lebte im alten
Ägypten zu einer Zeit, da die gegenwärtige Menschheit in ihrer Kindheit
stand.
Zeitgenosse Abrahams und - wenn die Legenden wahr sind - ein Lehrer
dieses
ehrwürdigen Weisen, war und ist Hermes die große zentrale Sonne des
Okkultismus, deren Strahlen die zahllosen Lehren, die seit seiner Zeit
verkündet wurden, erleuchten.
Alle
Grundlagen der esoterischen Lehren jeder Rasse können auf Hermes
zurückgeführt werden. Sogar die ältesten Lehren Indiens wurzeln ohne
Zweifel in
den
ursprünglichen Lehren des Hermes.
Vom
Land des Ganges wanderten viele vorgeschrittene Okkultisten nach Ägypten
und
saßen dort zu Füßen des Meisters. Von ihm erhielten sie den
Meister-Schlüssel, welcher ihre von einander abweichenden Ansichten
erklärte
und
versöhnte. So wurde die Geheimlehre fest gegründet. Auch von anderen
Ländern kamen die Gelehrten und alle betrachteten Hermes als den Meister
der
Meister.
So groß war sein Einfluss, dass noch heute eine Ähnlichkeit und
eine
Übereinstimmung in den Grundlagen der oft divergierenden Lehren in den
verschiedenen Ländern festgestellt werden kann.
Der
Student der vergleichenden Religionswissenschaft kann den Einfluss der
hermetischen Lehre in jeder Religion, die diesen Namen verdient,
feststellen. In
allen
heute den Menschen bekannten Religionen - sei es eine tote oder eine
lebende unserer Tage - gibt es trotz der Widersprüche gewisse
Übereinstimmungen. Die hermetischen Lehren versöhnen alle Religionen.
Das
Lebenswerk des Hermes war offenbar nicht die Gründung einer
philosophischen
Schule, welche die Gedanken der Welt beherrschen sollte. Seine
Aufgabe war es, die Saat der Wahrheit zu säen, welche dann in so vielen
seltsamen Formen wuchs und blühte. Trotzdem aber wurden die von ihm gelehrten, ursprünglichen Wahrheiten zu jeder Zeit von einigen Männern
in ihrer
ursprünglichen Reinheit erhalten. Diese Männer verzichteten auf eine
große
Anzahl von halbentwickelten Schülern und Anhängern; sie folgten dem
alten
hermetischen Brauch und bewahrten ihre Wahrheit für die wenigen, welche
die
Wahrheit verstehen und meistern konnten. Unter diesen wenigen wurde die Wahrheit von Mund-zu-Ohr mitgeteilt.
In
jeder Generation hat es in den verschiedenen Ländern der Erde einige
Eingeweihte gegeben, welche die heilige Flamme der hermetischen Lehren
unterhielten. Sie waren jederzeit bereit, mit ihren Lampen die kleineren
Lampen der
Außenwelt wieder zu entzünden, wenn das Licht der Wahrheit von den
Wolken der Vernachlässigung verdunkelt und der Docht von fremden Stoffen
verunreinigt wurde. Es hat immer einige Männer gegeben, die den Altar
der
Wahrheit,
auf dem das ewige Licht der Weisheit erhalten wurde, treu pflegten.
Diese
Männer weihten ihr Leben der Arbeit der Liebe, welche der Dichter so
schön
besingt:
"0
lasst die Flammen nicht verlöschen! Gehegt seit undenklichen Zeiten in
ihrer
dunklen Höhle, in ihren heiligen Tempeln gehegt. Ernährt von reinen
Dienern der
Liebe
- lasst die Flamme nicht verlöschen!"
Diese
Männer haben niemals den Beifall der Massen noch Scharen von
Anhängern gesucht. Sie stehen diesen Dingen gleichgültig gegenüber, denn
sie
wissen, wie wenige in jeder Generation reif für die Wahrheit sind, wie
wenige die
Wahrheit anerkennen würden, wenn sie ihnen dargelegt würde. Sie bewahren
das
"Fleisch für kräftige Männer" während andere "die Milch für die
Säuglinge"
liefern. Sie bewahren ihre Perlen der Weisheit für die wenigen
Auserwählten, die
ihren
Wert erkennen und sie in ihren Kronen tragen; sie werfen ihre Perlen
nicht
vor
die materialistischen, gemeinen Schweine, welche sie in den Schmutz
trampeln und mit ihrer ekelhaften geistigen Nahrung vermischen würden.
Und
doch haben diese Männer nie die ursprünglichen Lehren des Hermes
vergessen, welche die Mitteilung der Worte der Wahrheit an jene
betreffen,
welche bereit sind, sie zu empfangen. Diese Lehre ist im "Kybalion" wie
folgt
dargelegt:
"Wohin die Schritte der Meister fallen, da öffnen sich weit die Ohren
derjenigen,
die
bereit sind für ihre Lehre."
Und
dann wieder:
"Wenn
die Ohren des Schülers bereit sind zu hören, dann kommen die Lippen, sie
mit
Weisheit zu füllen."
Aber
ihre übliche Haltung war doch immer genau in Übereinstimmung mit dem
anderen hermetischen Spruch, der auch im "Kybalion" steht:
"Die
Lippen der Weisheit sind verschlossen, ausgenommen für die Ohren des
Verstehens."
Es
gibt Leute, welche diese Haltung der Hermetiker kritisiert haben, welche
geltend gemacht haben, dass die Hermetiker durch ihre Zurückgezogenheit
und
Verschwiegenheit nicht den reinen Geist offenbarten. Aber ein kurzer
Rückblick
über
die Seiten der Geschichte wird die Wahrheit der Meister zeigen, welche
wohl
wussten, wie unsinnig es wäre, die Welt etwas lehren zu wollen, was sie
noch
nicht verstehen kann.
Die Hermetiker waren nie bestrebt, Märtyrer zu
werden; sie saßen still abseits, ein mitleidiges Lächeln auf ihren
geschlossenen
Lippen. Die "Heiden wüteten lärmend um sie her" in ihrem üblichen
Vergnügen,
die
ehrenhaften, aber irregeführten Enthusiasten zu töten und zu martern,
die
glaubten, einem barbarischen Volk die Wahrheit aufzwingen zu können; die
Wahrheit, welche nur von Auserwählten, welche auf dem Pfade
vorgeschritten
sind,
verstanden werden kann.
Der
Geist der Verfolgung ist auf Erden noch nicht ausgestorben. Es gibt
hermetische Lehren, die - öffentlich verkündet - den Lehrern Verachtung
und
Schmähung bringen würden; die Menge würde wieder in den Ruf "Kreuzige,
kreuzige" ausbrechen.
Wir
haben in diesem kleinen Werk versucht, dir eine Idee von den
grundlegenden
Lehren aus dem "Kybalion" zu geben. Wir waren bestrebt, dir die
Arbeitsgrundsätze mitzuteilen (wir wollen sie nicht ins Detail
ausarbeiten) und
überlassen es dir selbst, sie anzuwenden.
Bist
du ein wahrer Schüler, dann wirst du fähig sein, die Grundsätze
auszuarbeiten und anzuwenden. Bist du es nicht, dann musst du dich zu
einem
entwickeln, denn sonst sind die hermetischen Lehren nur "Worte, Worte,
Worte"
für
dich.
Die
drei Eingeweihten.
1. Die
Hermetische Philosophie
"Die
Lippen der Weisheit sind verschlossen, ausgenommen für die Ohren
des
Verstehens." - Das Kybalion
Die
grundlegenden esoterischen und okkulten Lehren, welche seit
mehreren tausend Jahren die Philosophien aller Rassen, Nationen und
Völker so stark beeinflusst haben, sind vom alten Ägypten gekommen.
Ägypten, die Heimat der Pyramiden und der Sphinxe, war der Geburtsort
der
verborgenen Weisheit und der mystischen Lehren. Von seiner
Geheimlehre haben alle Nationen geborgt.
Indien, Persien, Chaldäa,
Medea, China, Japan, Assyrien, das alte Griechenland und Rom und
andere alte Länder nahmen an dem Fest der Wissenschaften teil, welches
die
Hierophanten und Meister aus dem Lande der Isis freigebig bereiteten.
Die
ägyptischen Meister ließen freilich nur solche daran teilnehmen, die
dazu
vorbereitet waren, von den großen Schätzen an mystischem und
okkultem Wissen zu genießen, von diesen Schätzen, welche die Meister
dieses alten Landes gesammelt hatten. Im alten Ägypten wohnten die
großen Adepten und Meister, die seit den Tagen des Großen Hermes
selten erreicht und niemals übertroffen wurden.
In Ägypten wohnte die
Große
Loge der Logen der Mystik. Ihre Tempeltore wurden von den
Neophyten betreten, die dann als Hierophanten, Adepten und Meister an
alle
vier Enden der Welt reisten und das kostbare Wissen mit sich trugen,
das
sie gerne an Würdige weitergeben wollten. Alle Schüler des
Okkultismus anerkennen es, dass sie tief in der Schuld dieser
ehrwürdigen Meister des alten Ägypten stehen.
Einmal aber weilte unter diesen großen
Meistern des alten Ägypten einer, von dem sie als "dem Meister der
Meister" sprachen. Dieser Mann - wenn er wirklich ein Mensch war -
wohnte in den frühesten Zeiten in Ägypten. Er war als Hermes
Trismegistus bekannt. Er war der Vater der okkulten Weisheit, der
Begründer der Astrologie, der Entdecker der Alchimie. Die Einzelheiten
seiner Lebensgeschichte sind während der langen Jahrtausende verloren
gegangen. Aber mehrere alte Länder stritten sich um die Ehre, sein
Geburtsland zu sein und dies schon vorTausenden von Jahren.
Die Zeit
seines Aufenthaltes in Ägypten - seiner letzten Inkarnation auf unserem
Planeten - ist nicht bekannt, man verlegt sie aber in die Tage der
ältesten
Dynastien Ägyptens lange vor Moses Zeiten. Die größten Autoritäten
sehen
ihn als einen Zeitgenossen Abrahams an und manche jüdische
Traditionen gehen so weit, zu behaupten, dass Abraham einen Teil seines
mystischen Wissens von Hermes erhalten habe.
Als
die Jahre nach seinem Scheiden von diesem Daseinsplan vergingen (die
Überlieferung erzählt, dass er dreihundert Jahre im Körper lebte),
vergötterten die Ägypter Hermes und machten ihn unter dem Namen Thoth
zu
einem ihrer Götter, und nannten ihn "Hermes, den Gott der Weisheit".
Die
Ägypter verehrten ihn durch viele Jahrhunderte, ja Jahrtausende,
nannten ihn den "Schriftgelehrten Gottes" und wendeten für ihn
ausdrücklich
seinen alten Titel "Trismegistus" an, was bedeutet "Der
Dreimal Große", der "Große Große", der "ganz Große" usw.
In allen alten
Ländern wurde der Name des Hermes Trismegistus, der gleichbedeutend
ist
mit "Quelle der Weisheit", verehrt.
Sogar
noch heute gebrauchen wir den Ausdruck "hermetisch" in dem
Sinne
von "geheim", "so fest verschlossen, dass nichts entweichen kann"
und
dergleichen.
Und dies deswegen, weil die Anhänger des Hermes
immer
den Grundsatz der Geheimhaltung ihrer Lehren hochhielten. Sie
warfen nicht "Perlen vor die Säue", sondern hielten an der Lehre "Milch
für
Säuglinge, Fleisch für starke Männer" fest. Beide Sätze sind den Lesern
der
christlichen Schriften bekannt, beide Sätze aber wurden schon
Jahrhunderte vor der christlichen Zeit im alten Ägypten angewendet.
Und diese Politik der Vorsicht in der Verbreitung der Wahrheit hat die Hermetiker zu allen Zeiten charakterisiert, auch noch in unseren Tagen.
Die
hermetischen Lehren kann man in jedem Land, in jeder Religion
finden, niemals aber identifiziert mit einer einzelnen religiösen Sekte.
Dies
ist
deshalb so, weil die alten Lehrer immer davor warnten, die Geheimlehre
in
einem Glaubensbekenntnis erstarren zu lassen. Für jeden
Geschichtsforscher ist die Weisheit dieser Vorsicht offenkundig. Der
alte
Okkultismus Indiens und Persiens degenerierte, weil die Lehrer zu
Priestern wurden und Theologie und Philosophie vermengten mit dem
Ergebnis, dass der Okkultismus Indiens und Persiens sich nach und nach
in
den Massen des religiösen Aberglaubens, der Kulte, der
Glaubensbekenntnisse und der "Götter" verlor.
Ebenso war es im alten
Griechenland und Rom. So war es auch mit den hermetischen Lehren der
Gnostiker und der ersten Christen; sie gingen zur Zeit Konstantins
verloren. Konstantin erstickte die Philosophie durch die Theologie. So
verlor die christliche Kirche ihr wahres Wesen und ihren wahren Geist
und
musste sich durch mehrere Jahrhunderte tasten, ehe sie den Weg zum
alten
Glauben zurückfand.
Alle aufmerksamen Beobachter bemerken die
Anzeichen dafür, dass die Kirche nun kämpft, um ihre alten mystischen
Lehren zurückzuerhalten.
Aber
es hat immer einige treue Seelen gegeben, welche das Licht
erhielten, es sorglich pflegten und nicht verlöschen ließen. Dank diesen
starken Herzen, diesen furchtlosen Geistern besitzen wir noch heute die
Wahrheit. Diese Wahrheit ist jedoch nur selten in Büchern zu finden. Sie
wurde
vom Meister zum Schüler, vom Eingeweihten zum Neophyten von
Mund-zu-Ohr weitergegeben.
Wenn
sie überhaupt niedergeschrieben wurde, dann wurde ihre
Bedeutung unter alchimistischen und astrologischen Ausdrücken so
verschleiert, dass nur derjenige, der den Schlüssel besaß, sie richtig
lesen
konnte. Diese Verschleierung war wegen der Verfolgung seitens der
mittelalterlichen Theologen notwendig, welche die Geheimlehre mit Feuer
und
Schwert bekämpften, mit Marterpfählen, Galgen und Kreuz. Noch
heutzutage kann man nur wenige zuverlässige Bücher über die
hermetische Philosophie finden, obwohl in vielen Büchern aus den
verschiedensten Phasen des Okkultismus sehr oft darauf Bezug
genommen wird.
Und doch ist die hermetische Philosophie der einzige
Meisterschlüssel, welcher alle Tore der okkulten Lehre öffnen wird.
In
frühen Zeiten gab es eine Sammlung gewisser grundlegender
hermetischer Lehren, vom Lehrer dem Schüler mitgeteilt, welche als "Das
Kybalion" bekannt war. Die genaue Bedeutung dieses Wortes ist seit
Jahrhunderten verloren gegangen. Diese Lehren jedoch sind vielen
bekannt, denen sie im Lauf der Jahrhunderte mündlich überliefert worden
sind.
So viel wir wissen, sind Kybalions Regeln niemals niedergeschrieben
oder
gedruckt worden. Das Kybalion war nur eine Sammlung von
Maximen, Axiomen und Regeln, die jedem Außenstehenden
unverständlich waren, sie wurden aber von den Schülern wohl verstanden,
nachdem all die Axiome, Maxime und Regeln den Neophyten von den
Eingeweihten erklärt und erläutert worden waren. Diese Lehren bildeten
tatsächlich die Grundlagen für die "Kunst der hermetischen Alchimie"
welche - im Gegensatz zu den allgemeinen Ansichten - in der
Bemeisterung der mentalen Kräfte bestand, viel mehr als in der
Beherrschung der materiellen Elemente.
Die hermetische Alchimie bestand
in
der Transmutation von mentalen Schwingungen in andere
Schwingungen, nicht in der Umwandlung einer Metallart in ein anderes
Metall. Die Legende vom "Stein der Weisen", welcher niedere Metalle in
Gold
verwandeln sollte, war eine Allegorie der hermetischen Philosophie,
die
von allen Studenten der wahren Hermetik wohl verstanden wurde. In
diesem kleinen Buch fordern wir die Schüler auf, die hermetischen Lehren
zu
untersuchen - die Lehren, die im Kybalion enthalten sind und von uns
erklärt werden, von uns bescheidenen Schülern der Lehre.
Wir tragen wohl
den
Titel von Eingeweihten, sind aber doch noch Schüler zu Füßen des
Meisters Hermes. Wir teilen euch in diesem Buch viele von den Maximen,
Axiomen und Regeln aus dem Kybalion mit und versehen sie mit
Erklärungen und erläuternden Beispielen, da wir glauben, dass diese das
Verständnis erleichtern werden. Der Originaltext ist für den modernen
Schüler schwer verständlich, da er von dunklen Ausdrücken absichtlich
verschleiert ist.
Die originalen Maxime, Axiome und Regeln aus dem
Kybalion erscheinen unter Anführungszeichen und sind im Text eingerückt,
unsere eigenen Worte sind normal gedruckt. Wir hoffen, dass die Schüler,
denen
wir dieses kleine Werk anbieten, ebenso viel Nutzen aus dem
Studium des Buches ziehen mögen, wie die vielen, die auf dem Pfade der
Meisterschaft vorangegangen sind während der Jahrhunderte, die seit den
Tagen
des Hermes Trismegistus, des Meisters der Meister, des Großen
Großen, verflossen sind.
Nach
den Worten im Kybalion:
"Wohin die Schritte der Meister fallen, da öffnen sich weit die Ohren
derjenigen, die bereit sind für ihre Lehre." - Das Kybalion
"Wenn
die Ohren des Schülers bereit sind zu hören, dann kommen die
Lippen, sie mit Weisheit zu fällen." - Das Kybalion
...
sodass übereinstimmend mit den Lehren dieses Buch die
Aufmerksamkeit derer erregen wird, welche bereit sind, die Lehren zu
empfangen. Und gleicherweise, wenn der Schüler für die Wahrheit reif
ist,
dann
wird dieses kleine Buch zu ihm - oder zu ihr - kommen. Denn so ist
das
Gesetz.
Das hermetische Prinzip von Ursache und Wirkung, in seinem
Aspekt vom Gesetz der Anziehung, wird Lippen und Ohr, Schüler und
Buch
zusammenführen. Möge es so sein!
2 Die
sieben hermetischen Prinzipien
Der
Prinzipien der Wahrheit sind sieben; derjenige, der sie kennt und
versteht,
besitzt
den Meister-Schlüssel, durch dessen Berührung alle Tore des
Tempels sich
öffnen."
Das
Kybalion
Die
sieben hermetischen Prinzipien, auf welchen die ganze hermetische
Philosophie beruht, sind folgende:
1.
Das Prinzip der Mentalität
2.
Das Prinzip der Entsprechung
3.
Das Prinzip der Schwingung
4.
Das Prinzip der Polarität
5.
Das Prinzip des Rhythmus
6.
Das Prinzip von Ursache und Wirkung
7.
Das Prinzip des Geschlechts.
Diese
sieben Prinzipien werden im Lauf der folgenden Lektionen besprochen und
erklärt. Eine kurze Erläuterung eines jeden Prinzips soll jedoch gleich
jetzt
gegeben werden.
2.1
Das Prinzip der Mentalität
"Das
All ist Mind*); das Universum ist mental."
Das
Kybalion
*Es
gibt kein deutsches Wort, das der Bedeutung des englischen Wortes "mind"
ganz
entsprechen würde. Darum wurde in der Übersetzung das englische Wort "mind" (sprich meind) beibehalten. Das menschliche Mind ist das, was im
Menschen denkt und fühlt. Unter dem Mind des All ist jener Aspekt des
All zu
verstehen, in dem das All denkt und fühlt. Mind ist das Substantiv vom
Adjektiv
mental, das auch im Deutschen gebräuchlich ist.
Dieses Prinzip enthält die Wahrheit, dass "alles Mind ist." Es erklärt,
dass das All
(das
All ist wesentliche Wirklichkeit, die allen äußeren Manifestationen und
Erscheinungen, welche wir unter den Ausdrücken "das materielle
Universum", "die
Erscheinung des Lebens", "Materie", "Energie" erkennen, kurz allem, was
unseren
materiellen Sinnen wahrnehmbar ist, zugrunde liegt) Spirit ist, welches
in sich
selbst unerkennbar und undefinierbar ist, welches aber gedacht und
betrachtet
werden kann als universelles, unendliches, lebendes Mind.
Dieses Prinzip
erklärt
auch,
dass die Erscheinungswelt oder das Universum nichts anderes ist als eine
mentale Schöpfung des Alls, den Gesetzen der erschaffenen Dinge
unterworfen,
dass
das Universum, als Ganzes und in seinen Teilen und Einzelwesen im Mind
des
Alls existiert, in dessen Mind wir "leben und uns bewegen und unser Sein
haben".
Dadurch, dass dieses Prinzip die mentale Natur des Universums
offenbart,
erklärt es leicht all die verschiedenen mentalen und psychischen
Phänomene,
welche so oft die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich lenken, die aber
ohne eine
solche Erklärung unverständlich bleiben und jeder wissenschaftlichen
Behandlung
trotzen. Das Verständnis dieses großen hermetischen Prinzips befähigt
das Individuum, die Gesetze des mentalen Universums zu erfassen und zu
seinem
Nutzen und Fortschritt anzuwenden. Der hermetische Schüler kann die
großen mentalen Gesetze intelligent anwenden, statt sie zufällig zu benützen.
Hat er den
Meister-Schlüssel in seinen Händen, dann kann der Schüler die
zahlreichen Tore
des
mentalen und psychischen Weisheitstempels öffnen und ihn frei und
intelligent
betreten. Dieses Prinzip erklärt die wahre Natur von "Energie", "Macht"
und
"Materie", es erklärt, warum und wie all dies der Beherrschung des Mind
unterworfen ist.
Vor
langen Jahren schrieb ein alter hermetischer Meister: "Wer die Wahrheit
von
der
mentalen Natur des Universums erfasst hat, ist wohl fortgeschritten auf
dem
Pfade
der Meisterschaft."
Und
diese Worte sind heute ebenso wahr wie zu der Zeit, da sie
niedergeschrieben
wurden. Ohne diesen Meister-Schlüssel ist Meisterschaft unmöglich und
der
Schüler pocht ohne ihn vergeblich an die Tore des Tempels.
2.2
Das Prinzip der Entsprechung
"Wie
oben, so unten; wie unten, so oben."
Das
Kybalion
Dieses Prinzip enthält die Wahrheit, dass es immer eine Übereinstimmung
zwischen den Gesetzen und Erscheinungen auf den verschiedenen Plänen von
Sein
und
Leben gibt. Das alte hermetische Axiom heißt: "Wie oben, so unten; wie
unten, so oben." Das Erfassen dieses Prinzips gibt uns die Mittel zur
Lösung vieler
dunkler Paradoxe und verborgener Naturgeheimnisse. Es gibt Pläne
jenseits
unseres Erkennungsvermögens; wenn wir aber das Prinzip der Entsprechung
anwenden, können wir viel verstehen, was uns sonst unerkennbar bliebe.
Dieses
Prinzip kann allgemein angewendet werden, es offenbart sich überall auf
den
verschiedenen Plänen des materiellen, des mentalen und des spirituellen
Universums, es ist ein universales Gesetz. Die alten Hermetiker
betrachteten es als
eines
der wichtigsten mentalen Mittel, durch welche der Mensch die Hindernisse
beseitigen kann, die das Unbekannte seinen Blicken verbergen. Wenn man
dieses
Prinzip anwendet, kann es einem gelingen, sogar den Schleier der Isis so
weit zu
lüften, dass ein Schimmer vom Antlitz der Göttin erhascht werden kann.
Ebenso wie die Anwendung der geometrischen Lehrsätze den Menschen
befähigt,
von
seiner Sternwarte aus ferne Sonnen und ihre Bewegungen zu messen, so
kann
der
Mensch mit Hilfe es Prinzips der Entsprechungen intelligent vom
erkannten
auf
das Unbekannte schließen. Wenn er die Monade studiert, versteht er die Erzengel.
2.3
Das Prinzip der Schwingung
"Nichts ruht; alles bewegt sich; alles schwingt."
Das
Kybalion
Dieses Prinzip enthält die Wahrheit, dass "alles in Bewegung ist", dass
"nichts still steht", dass "alles schwingt". Das sind Tatsachen, welche die moderne Wissenschaft bestätigt und welche jede neue wissenschaftliche Entdeckung
zu
bestätigen geeignet ist. Und doch wurde dieses hermetische Prinzip schon
vor
Tausenden von Jahren durch die aItägyptischen Meister ausgesprochen.
Dieses Prinzip erklärt, dass die Unterschiede zwischen den verschiedenen
Manifestationen
von
Materie, Energie, Mind und sogar Geist hauptsächlich auf abweichenden
Schwingungsgraden beruhen.
Im All, welches reiner Geist ist, hernieder
zu den
gröbsten Formen der Materie, ist alles in Schwingung; je höher die
Schwingung,
desto
höher der Platz in der Stufenleiter. Die Schwingung des reinen Geistes
(Spirit) ist von einem so unendlichen Grad von Intensität und
Schnelligkeit, dass
sein
Zustand praktisch dem der Ruhe gleichkommt geradeso, wie ein sich rasch
drehendes Rad bewegungslos erscheint.
Und am anderen Ende der Leiter
gibt es
grobe
Formen der Materie, deren Schwingungen so langsam sind, dass sie in Ruhe
zu
sein scheinen. Zwischen diesen Polen gibt es Millionen über Millionen
von
verschiedenen Schwingungsgraden. Vom Körperteilchen und Elektron, vom
Atom
und
Molekül zu Welten und Universen ist alles in schwingenden Bewegung.
Dies
trifft zu auf den Plänen von Energie und Kraft (welche nur verschiedene
Grade
von Schwingung sind), ebenso wie auf den mentalen Plänen (deren Zustand
von
Schwingungen abhängt), ja sogar auf den spirituellen Plänen.
Wer dieses
Prinzip versteht und die dazu gehörigen Formeln kennt, kann seine
eigenen
mentalen Schwingungen beherrschen, wie auch die mentalen Schwingungen
anderer. Die Meister wenden dieses Prinzip auch dazu an,
Naturerscheinungen auf
mannigfache Art zu besiegen. "Wer das Prinzip der Schwingung versteht,
hat das
Zepter der Macht erlangt" sagt ein alter Schriftsteller.
2.4
Das Prinzip der Polarität
"Alles ist zweifach, altes ist Pole; alles hat seine zwei Gegensätze;
Gleich und
Ungleich ist dasselbe. Gegensätze sind ihrer Natur nach identisch, nur
im Grad
verschieden; Extreme begegnen einander; alle Wahrheiten sind nur
Halb-Wahrheiten; alle Paradoxa können in Übereinstimmung gebraucht
wenden."
Das
Kybalion
Dieses Prinzip enthält die Wahrheit, dass "alles zweifach ist", dass
"alles zwei Pole
hat",
dass "alles seine zwei Gegensätze hat". Alle diese Sätze sind alte
hermetische
Axiome. Das Prinzip erklärt die alten Paradoxe, die so viele Menschen
verblüfft
haben, indem sie feststellen, "Thesis und Antithesis sind ihrer Natur
nach
identisch, nur im Grad verschieden"; "Gegensätze sind dasselbe, sie
unterscheiden
sich
nur im Grad";
"Jedes Paar von Gegensätzen kann in Übereinstimmung
gebracht werden"; "Extreme begegnen sich"; "Alles ist und ist nicht zu
gleicher
Zeit"; "Alle Wahrheiten sind nur Halbwahrheiten"; "Jede Wahrheit ist
halb falsch";
"Jedes Ding hat zwei Seiten" usw. usw.
Es
erklärt, dass alles zwei Pole oder entgegengesetzte Aspekte hat, dass
Gegensätze in Wirklichkeit nur die zwei Extreme desselben Dinges sind
mit vielen
verschiedenen Graden zwischen den beiden.
Um dies zu erläutern: Hitze
und
Kälte, obwohl "Gegensätze", sind tatsächlich dasselbe, die Unterschiede
bestehen
nur
in den Graden eines und desselben Dinges. Schau auf dein Thermometer und
suche
den Punkt zu entdecken, bei dem "Hitze" endet und "Kälte" beginnt! Es
gibt
keine
absolute Hitze oder absolute Kälte - die zwei Ausdrücke Hitze und Kälte
bezeichnen nur verschiedene Grade desselben Dinges, und dieses selbe
Ding,
welches als Hitze und Kälte erscheint, ist nur eine Form, eine Variation
und ein
Grad
von Schwingung. So sind Hitze und Kälte einfach die zwei Pole von dem,
was
wir Wärme nennen - und die hiervon abhängenden Erscheinungen sind
Äußerungen des Prinzips der Polarität.
Das gleiche Prinzip äußert sich
auch im
Falle
von "Licht und Dunkelheit", welche dasselbe sind; die Unterschiede
bestehen
nur
in den verschiedenen Graden zwischen den beiden Polen der Erscheinung.
Wo
hört
Dunkelheit auf und wo beginnt das Licht? Was ist der Unterschied
zwischen
"groß
und klein", zwischen "hart und weich", zwischen "schwarz und weiß",
zwischen "scharf und stumpf", zwischen "leise und laut", zwischen "hoch
und
niedrig" "zwischen positiv und negativ"?
Das Prinzip der Polarität
erklärt diese
Paradoxe und kein anderes Prinzip kann es beiseite stellen.
Das
gleiche Prinzip wirkt auch auf dem mentalen Plan. Nehmen wir ein
radikales und
extremes Beispiel: "Liebe und Hass", zwei mentale Zustände, die
anscheinend
ganz
verschieden voneinander sind. Und dennoch gibt es Grade des Hasses und
Grade
der Liebe und einen mittleren Punkt, an welchem wir die Ausdrücke
Gefallen und Missfallen gebrauchen; diese Ausdrücke gehen aber so nach
und
nach
ineinander über, dass wir manchmal nicht wissen, ob uns etwas gefällt
oder
missfällt oder keines von beiden.
Und alles sind nur Grade desselben
Dinges. Du
wirst
das einsehen, wenn du einen Augenblick darüber nachdenkst. Ja, man kann
noch
weiter gehen (die Hermetiker halten dies von noch größerer Wichtigkeit):
es ist
möglich, die Schwingungen des Hasses in die Schwingungen der Liebe
umzuwandeln und zwar bei sich selbst wie auch bei anderen. Viele von
euch, die
diese
Zeilen lesen, haben persönliche Erfahrungen in dem unwillkürlichen,
raschen Übergang von Liebe zu Hass und umgekehrt, bei sich selbst und bei
anderen. Ihr
werdet daher die Möglichkeit dieses Überganges mit Hilfe des Willens,
durch Anwendung der hermetischen Formeln, verstehen.
"Gut und Böse" sind auch
nur
die
Pole desselben Dinges, und der Hermetiker beherrscht die Kunst, Böses in
Gutes
umzuwandeln durch die Anwendung des Prinzips der Polarität. Kurz, die
Kunst
der Polarisation ist ein Teil der mentalen Alchimie, der den alten und
den
modernen hermetischen Meistern bekannt ist und von ihnen ausgeübt wird.
Wer
dieses Prinzip versteht, ist fähig, seine eigene Polarität wie auch die
Polarität
anderer zu ändern, wenn er dem Studium, das zur Beherrschung dieser
Kunst
notwendig ist, die entsprechende Zeit widmet.
2.5
Das Prinzip des Rhythmus
"Alles fließt; aus und ein; alles hat seine Gezeiten; alles hebt sich
und fällt, der
Schwung des Pendels äußert sich in allem; der Ausschlag des Pendels nach
rechts
ist
das Maß für den Ausschlag nach links; Rhythmus gleicht aus."
Das
Kybalion
Dieses Prinzip enthält die Wahrheit, dass sich in allem eine abgemessene
Bewegung, hin und her, äußert; ein Fluten und Einfluten; ein Rückwärts
und
Vorwärtsschwingen; eine pendelartige Bewegung; eine
Gezeiten gleiche
Ebbe und Flut;
eine Hoch-Zeit und eine Tief-Zeit; zwischen den beiden Polen, die in
Übereinstimmung mit dem eben besprochenen Prinzip der Polarität
existieren. Es gibt
immer eine Aktion und eine Reaktion; einen Fortschritt und einen
Rückschritt;
ein
Steigen und ein Fallen; und dies in allen Angelegenheiten des
Universums, der
Sonnen, Welten, Menschen, Tiere, des Mind, der Energie und der Materie.
Dieses
Gesetz äußert sich in der Erschaffung und Zerstörung der Welten; im
Aufstieg und
Verfall der Nationen; im Leben aller Dinge; und schließlich auch in den
mentalen
Zuständen der Menschen (und gerade im Zusammenhang mit letzteren finden
die Hermetiker das Verständnis dieses Prinzips am wichtigsten). Die
Hermetiker
haben
dieses Prinzip erfasst, da sie seine universale Anwendung erkannten; sie
haben
auch gewisse Mittel entdeckt, um durch Anwendung geeigneter Formeln
und
Methoden der Wirkung dieses Prinzips in sich selbst zu begegnen.
Sie
wenden
das
mentale Gesetz der Neutralisation an. Sie können das Prinzip nicht aus
der
Welt
schaffen, können seine Wirkung nicht aufheben, aber sie haben gelernt,
seine
Wirkungen auf sich selbst bis zu einem gewissen Grade, der von der
Beherrschung des
Prinzips abhängt, zu vermeiden. Sie haben gelernt, es zu gebrauchen,
statt von
ihm
gebraucht zu werden. Die Kunst der Hermetiker besteht in dieser und
ähnlichen Methoden.
Die hermetischen Meister polarisieren sich auf jenen
Punkt,
auf
welchem sie zu ruhen wünschen und neutralisieren dann die rhythmische
Pendelschwingung, welche sie zum anderen Pol tragen wollte. Alle
Individuen, welche irgendein Maß von Selbstbeherrschung erlangt haben, tun dies bis
zu einem
gewissen Grad, mehr oder weniger unbewusst; aber der Meister tut es
bewusst und
mit
Hilfe seines Willens. Er erreicht einen Grad von Gleichgewicht und
mentaler
Festigkeit, der für die Massen, die gleich einem Pendel vor- und
rückwärts
geschwungen werden, kaum glaublich ist.
Dieses Prinzip und das Prinzip
der
Polarität wurde von den Hermetikern eingehend studiert, und die Methoden
des
Entgegenwirkens, der Neutralisation und der Gebrauch derselben bilden
einen
Hauptteil der hermetischen mentalen Alchimie.
2.6
Das Prinzip von Ursache und Wirkung
"Jede
Ursache hat ihre Wirkung; jede Wirkung hat ihre Ursache; alles geschieht
gesetzmäßig; Zufall ist nur ein Name für ein unerkanntes Gesetz, es gibt
viele
Pläne
von Ursachen, aber nichts entgeht dem Gesetz."
Das
Kybalion
Dieses Prinzip enthält die Wahrheit, dass jede Wirkung ihre Ursache hat;
dass jede
Ursache eine Wirkung hervorbringt. Es erklärt, dass "alles gesetzmäßig
geschieht",
dass
nichts sich "nur zufällig ereignet, dass es keinen Zufall gibt"; dass
unter den verschiedenen Plänen von Ursache und Wirkung die höheren Pläne die
niederen beherrschen, dass aber nichts jemals ganz dem Gesetz entgeht.
Die Hermetiker
verstehen die Kunst und die Methoden, sich bis zu einem gewissen Grad
über den
gewöhnlichen Plan von Ursache und Wirkung zu erheben; indem sie sich
mental
zu
einem höheren Plan erheben, werden sie aus Wirkungen zu wirkenden
Ursachen. Die Massen des Volkes werden weitergetragen, sie gehorchen der
Umgebung; den Willen und Wünschen anderer, die stärker sind als sie; der
Vererbung; Suggestion; und noch anderen äußeren Ursachen, von denen sie
gleich
Schachfiguren über das Brettspiel des Lebens bewegt werden.
Die Meister
aber
erheben sich zu den höheren Plänen und beherrschen so ihre Stimmungen,
Charaktere, Eigenschaften und Kräfte ebenso gut wie ihre Umgebung; sie
werden
Spieler statt Spielfiguren. Sie helfen das Spiel des Lebens zu spielen,
statt von
anderem Willen und von ihrer Umgebung gespielt und bewegt zu werden. Sie
wenden die Prinzipien an, statt ihre Werkzeuge zu sein. Die Meister sind
der
Kausalität der höheren Pläne unterworfen, aber sie helfen, den eigenen
Plan zu
beherrschen. In dieser Darlegung ist eine Welt hermetischen Wissens
enthalten -
lebe
sie, wer kann.
2.7
Das Prinzip des Geschlechts
"Geschlecht ist in allem; alles hat sein männliches und sein weibliches
Prinzip in
sich;
Geschlecht offenbart sich auf allen Plänen."
Das
Kybalion
Dieses Prinzip enthält die Wahrheit, dass in allem sich das Geschlecht
offenbart,
dass
das männliche und das weibliche Prinzip immer tätig sind. Dies trifft
nicht nur
auf
den physischen Plan, sondern auch auf den mentalen und sogar auf die
spirituellen Pläne zu.
Auf
dem physischen Plan äußert sich das Prinzip als "Sex",
Sexualität; auf den höheren Plänen nimmt es höhere Formen an, das
Prinzip aber
bleibt immer dasselbe. Keine Schöpfung, sei sie physisch, mental oder
geistig, ist
ohne
dieses Prinzip möglich.
Das
Verständnis seiner Gesetze wird so manche
Tatsachen erhellen, welche den Menschenverstand verblüfft haben. Das
Prinzip wirkt immer in der Richtung von Zeugung, Neubildung und
Schöpfung. Alle
Dinge, alle Personen enthalten in sich die zwei Elemente oder
Prinzipien, d. h.
dieses große Prinzip.
Jedes
männliche Wesen enthält auch das weibliche Element;
jedes
weibliche Wesen enthält auch das männliche Prinzip. Wenn ihr die
Philosophie der mentalen und geistigen Schöpfung, Zeugung und Neubildung
verstehen wollt, dann müsst ihr dieses hermetische Prinzip verstehen und
studieren. Es enthält die Lösung vieler Rätsel des Lebens.
Wir
warnen euch: dieses
Prinzip hat keinerlei Beziehungen zu den zahlreichen gemeinen,
verderblichen und
erniedrigenden lüsternen Theorien, Lehren und Praktiken, die unter
phantastischen
Namen
gelehrt werden und die eine Entweihung dieses großen Naturprinzips sind.
Solche gemeine Wiederbelebung der alten berüchtigten Formen des
Phallizismus
verdirbt Gemüt, Körper und Seele. Die hermetische Philosophie hat immer
eindringlich vor diesen niederen Lehren gewarnt, die nur dazu geeignet
sind,
Begierden und Zügellosigkeiten zu wecken und das Prinzip der Natur zu
verdrehen. Wenn ihr solche Lehren sucht, müsst ihr anderswo hingehen,
die
hermetische Lehre enthält nichts Derartiges. Dem Reinen ist alles rein;
dem
Gemeinen ist alles gemein.
Mentale Transmutation
"Mind
(ebenso gut wie Metalle und Elemente) kann von Zustand zu Zustand
umgewandelt werden, von Grad zu Grad, von Beschaffenheit zu
Beschaffenheit;
von
Pol zu Pol; von Schwingung zu Schwingung. Wahre hermetische
Transmutation ist eine mentale Kunst."
Das
Kybalion
Wie
wir bereits sagten, waren die Hermetiker die ursprünglichen Alchimisten,
Astrologen und Psychologen, und Hermes der Gründer dieser Schulen. Aus
der
Astrologie wurde die moderne Astronomie; aus der Alchimie wurde die
moderne Chemie, aus der mystischen Psychologie wurde die moderne
Schulpsychologie.
Man
darf aber nicht annehmen, die Alten hätten nichts von dem gewusst, was
die
modernen Schulen für ihr ausschließliches und spezielles Eigentum
halten. Die
Urkunden, die auf den Steinen des alten Ägypten eingegraben sind, zeigen
eindeutig, dass die Alten ein volles, umfassendes Wissen der Astronomie
hatten;
zeigt
doch der Bau der Pyramiden den Zusammenhang zwischen dem Bauplan und dem
Studium der Astronomie.
Auch auf dem Gebiet der Chemie waren sie
durchaus nicht unwissend; denn die Fragmente der alten Schriften zeigen
uns, dass
sie
mit den chemischen Eigenschaften der Dinge wohl vertraut waren. Ja, die letzten Entdeckungen der modernen Wissenschaft bestätigen allmählich die
alten
physikalischen Theorien, besonders die, welche sich auf die
Beschaffenheit der
Materie beziehen.
Man darf aber ebenso wenig denken, die Alten hätten
von den -
sogenannten modernen Entdeckungen der Psychologie nichts gewusst; ganz
im
Gegenteil, die Ägypter waren in der Psychologie vorzüglich erfahren,
besonders in den
Zweigen, von denen die modernen Schulen nichts wissen, die aber
nichtsdestoweniger unter dem Namen "psychische Wissenschaft" entdeckt
worden
sind.
Diese Wissenschaft verblüfft die Psychologen von heute und lässt sie widerstrebend zugestehen, "dass nach allem doch etwas daran sein muss".
Tatsache ist, dass die Alten außer der materiellen Chemie, Astronomie
und
Psychologie (das heißt die Psychologie als Lehre von der
"Gehirntätigkeit") ein
Wissen der transzendenten Astronomie - Astrologie genannt -, der
transzendenten Chemie - Alchimie genannt -, der transzendenten Psychologie - mystische
Psychologie genannt -, besaßen. Sie besaßen sowohl die innere wie auch
die
äußere Wissenschaft, welch letztere allein der modernen Wissenschaft
bekannt ist.
Einer
der vielen geheimen Zweige des hermetischen Wissens, die mentale
Transmutation, bildet den Gegenstand dieser Lektion.
"Transmutation" ist ein Ausdruck, der gewöhnlich als Bezeichnung der
alten Kunst
von der Verwandlung der Metalle gebraucht wird - hauptsächlich der
Verwandlung niederer Metalle in Gold.
Das
Wort "Transmutation" bedeutet " von einer Natur, Form oder Substanz in
eine
andere verändern, umformen" (Webster).
Daher bedeutet "mentale
Transmutation"
die
Kunst, mentale Zustände, Formen, Beschaffenheit in andere umzuwandeln,
umzuformen. So könnt ihr sehen, dass mentale Transmutation die Kunst
"mentaler
Alchimie" ist, wenn euch dieser Ausdruck zusagt eine Form praktischer
Psychologie.
Aber
dies bedeutet weit mehr als das, was uns bei oberflächlicher Betrachtung
erscheint. Transmutation, Alchimie oder Chemie auf dem mentalen Plan ist
in
ihren
Wirkungen sicherlich wichtig genug, dass, wenn auch die Kunst hier zu Ende
wäre, sie immer noch eine der wichtigsten Zweige menschlicher Forschung
wäre.
Aber es ist nur der Anfang. Sehen wir weiter!
Das
erste der sieben hermetischen Prinzipien ist das Prinzip des
Mentalismus,
dessen Axiom sagt: "Das All ist Mind, das Universum ist mental." Das
bedeutet,
dass
die wesentliche Wirklichkeit, die dem Universum unterliegt, Mind ist;
dass das
Universum mental ist, das heißt, im Mind das All existiert.
Wir werden
das
Prinzip in den folgenden Lektionen besprechen, für jetzt wollen wir es
als wahr
ansehen und seine Wirkungen betrachten.
Wenn
das Universum seiner Natur nach mental ist, dann muss mentale
Transmutation die Kunst sein, die Konditionen (Zustände, Beschaffenheit)
des
Universums zu verändern in Bezug auf Materie, Kraft und Mind.
Man sieht
daher, dass
mentale Transmutation wirklich die Magie ist, von der die alten
Schriftsteller
in
ihren mystischen Werken so viel zu sagen haben, aber nur so wenig
praktische
Unterweisung geben. Wenn alles mental ist, dann muss die Kunst, die ihn
befähigt,
mentale Zustände zu transmutieren, den Meister zum Herrscher über
materielle
ebenso wohl wie auch über gewöhnlich mental genannte Zustände machen.
Tatsache ist, dass nur vorgeschrittene mentale Alchimisten den Grad der
Macht
erlangen konnten, der notwendig ist, die gröberen physikalischen
Zustände zu
beherrschen, über die Elemente der Natur zu gebieten, Gewitter und
Erdbeben und
andere große physikalische Phänomene hervorzurufen und aufhören zu
lassen.
Dass
aber solche Männer lebten und noch heute leben, wird von allen
vorgeschrittenen Okkultisten aller Schulen ernstlich geglaubt. Die
besten Lehrer
versichern ihren Schülern, dass die Meister leben und diese Kräfte
besitzen, da sie
selbst Erfahrungen gemacht haben, die einen solchen Glauben und solche
Behauptungen rechtfertigen.
Diese Meister zeigen ihre Macht nicht
öffentlich,
sondern suchen die Einsamkeit, um besser auf ihrem Pfade der
Vervollkommnung
(attainment) wirken zu können. Wir erwähnen ihre Existenz jetzt nur, um
euere
Aufmerksamkeit auf die Tatsache zu lenken, dass ihre Macht vollständig
mental
ist
und nach der höheren mentalen Transmutation wirkt, in Übereinstimmung
mit
dem
hermetischen Prinzip der Mentalität:
"Das
Universum ist mental" (Das Kybalion).
Schüler und Hermetiker niederen Grades aber - die Eingeweihten und
Lehrer -
können auf dem mentalen Plan frei wirken, in mentaler Transmutation.
Alles, was
wir
"psychische Phänomene", "mentale Beeinflussung", "mentale Wissenschaft",
"neugedankliche Phänomene" usw. nennen, wirkt tatsächlich die gleichen
allgemeinen Richtlinien entlang; denn in allen Phänomenen wie sie auch
heißen
mögen
- wirkt nur ein Prinzip.
Der Schüler und Ausübende der mentalen
Transmutation arbeitet auf dem mentalen Plan, indem er mentale
Bedingungen,
Zustände usw. in andere umwandelt, nach verschiedenen, mehr oder weniger
wirksamen Prinzipien. Die verschiedenen "Behandlungen", "Behauptungen",
"Verneinungen" usw. der mentalwissenschaftlichen Schulen sind nur - oft
ganz
unvollkommene und unwissenschaftliche - Formeln der hermetischen Kunst.
Die
Mehrzahl der modernen Gelehrten ist im Vergleich zu den alten Meistern
ganz
unwissend, denn ihnen fehlen die fundamentalen Kenntnisse, auf denen das
Werk ruht.
Durch
die hermetischen Methoden kann man nicht nur seine eigenen mentalen
Zustände usw. verändern oder transmutieren, sondern auch die Zustände
anderer.
Dies
letztere geschieht meist unbewusst, doch manchmal bewusst durch Menschen, welche die Gesetze und Prinzipien verstehen, in Fällen, in
denen die
betroffenen Leute von den Prinzipien des Selbstschutzes nicht
unterrichtet sind.
Ja,
noch
mehr, vielen Schülern und Ausübenden der modernen mentalen Wissenschaft ist
es bekannt, dass jeder materielle Zustand, der von den Minds anderer
Leute
abhängt, verändert oder transmutiert werden kann in Übereinstimmung mit
dem
ernsten Wunsch, Willen und der "Behandlung" derjenigen Person, die
veränderte
Lebensbedingungen wünscht.
Diese Tatsachen sind aber heute so allgemein
bekannt, dass wir es nicht für notwendig erachten, sie lange zu
besprechen. Wir
wollen jetzt nur zeigen, dass hermetisches Prinzip und hermetische Kunst
all
diesen verschiedenartigen Formen der Praxis unterliegt, sei die Praxis
gut oder
böse;
denn nach dem hermetischen Prinzip der Polarität kann die Kraft in
entgegengesetzten Richtungen angewendet werden.
In
diesem kleinen Buch werden wir die Grundprinzipien mentaler
Transmutation
darlegen, so dass alle, welche es lesen, die zugrundeliegenden
Prinzipien erfassen
mögen
und so den Meister-Schlüssel besitzen, welcher die zahlreichen Tore des Polaritätsprinzips erschließen wird.
Wir
werden nun das erste der sieben Hermetischen Prinzipien betrachten, das
Prinzip der Mentalität, in welchem nach den Worten im Kybalion die
Wahrheit
erklärt wird, dass "das All Mind ist, das Universum mental ist". Wir
fordern von
unseren Schülern große Aufmerksamkeit und sorgfältiges Studium dieses
großen Prinzips, weil es tatsächlich das Grundprinzip der ganzen hermetischen
Philosophie und der hermetischen Kunst mentaler Transmutation ist.
Das
All
"Unter und hinter dem Universum von Zeit, Raum und Wechsel kann man
die
substantielle Wirklichkeit, die fundamentale Wahrheit finden."
Das
Kybalion
- "Substanz" bedeutet: "das, was allen äußeren Erscheinungen zugrunde
liegt; die wesentliche Wirklichkeit; das Ding an sich" usw.
- "Substantiell"
bedeutet: "wirklich existierende das wesentliche Element zu sein;
-
"wirklich zu
sein" usw. "Wirklichkeit" bedeutet: "der Zustand wirklichen Seins; wahr,
dauernd, gültig, festgesetzt; beständig; gegenwärtig" usw.
Unter und
hinter allen äußeren Erscheinungen und Manifestationen muss es immer
substantielle Wirklichkeit geben. Dies ist das Gesetz.
Wenn der Mensch
das
Universum, von dem er ein Teil (unit) ist, betrachtet, sieht er nichts
als
Wechsel in der Materie, den Kräften und den mentalen Zuständen. Er
sieht, dass nichts wirklich "ist", sondern alles werdend und wechselnd.
Nichts steht still - alles wird geboren, wächst, stirbt - im selben
Moment,
da
ein Ding seinen Höhepunkt erreicht, beginnt schon sein Verfall - das
Gesetz vom Rhythmus wirkt beständig - es gibt keine Wirklichkeit, andauernde Eigenschaft, Festigkeit oder Wesentlichkeit - nichts ist
beständig als nur der Wechsel. Er sieht, dass alles sich aus anderen
Dingen entwickelt und sich in anderen Dingen auflöst - fortwährende
Aktion und Reaktion; Einfließen und Ausfließen, Aufbauen und
Niederreißen; Schöpfung und Zerstörung; Geburt, Wachstum und Tod.
Nichts dauert an als nur der Wechsel. Und wenn er ein denkender
Mensch ist, erkennt er, dass alle diese wechselnden Dinge nur äußere
Erscheinungen oder Manifestationen irgendeiner zugrundeliegenden
Macht
- einer substantiellen Wirklichkeit sein können.
Alle
Denker aller Länder und aller Zeiten haben angenommen, dass es
notwendig ist, die Existenz dieser substantiellen Wirklichkeit
vorauszusetzen. Alle Philosophien, die ihres Namens wert sind, waren auf diesem Gedanken aufgebaut. Die Menschen haben dieser substantiellen
Wirklichkeit viele Namen gegeben - manche nannten sie Gottheit (mit
vielen anderen Titeln); andere nannten sie die unendliche und ewige
Energie; andere versuchten sie Materie zu nennen - alle aber haben ihre
Existenz anerkannt. Sie ist selbstverständlich - sie braucht keine
Beweise.
In
diesen Lektionen folgen wir dem Beispiel einiger der größten Denker
der
Welt, sowohl der alten als der modernen - dem Beispiel der
hermetischen Meister -, und nennen diese zugrunde liegende Macht, diese
substantielle Wirklichkeit bei dem hermetischen Namen "Das All".
Wir
halten diesen Ausdruck für den umfassendsten unter all den
Ausdrücken, welche der Mensch für das, was alle Namen und Ausdrücke
übersteigt, angewendet hat.
Wir
nehmen die Ansicht der großen hermetischen Denker aller Zeiten und
der
erleuchteten Seelen, welche höhere Daseinspläne erreicht haben, an und
lehren sie. Diese alle behaupten, dass die innere Natur des Alls
unerkennbar ist. Dies muss so sein, weil nichts als das All selbst seine
eigene Natur und sein eigenes Wesen verstehen kann. Die Hermetiker
glauben und lehren, dass das All in sich selbst unerkennbar ist und
immer
sein
muss. Für sie sind all die Theorien, Vermutungen und übersinnlichen
Lehren, welche die innere Natur des Alls betreffen, nichts als kindische
Bemühungen sterblicher Minds, das Geheimnis des Unendlichen zu
erfassen.
Solche Anstrengungen haben immer fehlgeschlagen und
werden immer fehlschlagen, das liegt in der Natur der Sache selbst. Wer
darüber nachgrübelt, läuft im Labyrinth der Gedanken im Kreise umher,
bis
er für jede gesunde Vernunft, Handlung und Verhalten verloren ist,
und
für das Leben vollkommen untüchtig wird. Er gleicht dem
Eichhörnchen, welches wie wahnsinnig das Tretmühlenrad seines Käfigs dreht, immer läuft und doch kein Ziel erreicht - und schließlich ein
Gefangener bleibt, der dort steht, von wo er ausging.
Noch
anmaßender aber sind diejenigen, welche dem All ihre eigene
Persönlichkeit, ihre Eigenschaften, Beschaffenheiten, Kennzeichen und
Merkmale zuschreiben. Diese schreiben dem All menschliche
Empfindungen, Gefühle und Kennzeichen zu, nieder bis zu den
kleinlichsten menschlichen Eigenschaften als da sind Eifersucht,
Zugänglichkeit für Schmeichelei und Lob, Wunsch nach Opfern und
Anbetung und andere Überbleibsel aus den Tagen, da unsere Rasse in
ihrer
Kindheit war. Solche Ideen sind erwachsener Männer und Frauen
nicht
würdig und sollten rasch abgelegt werden.
Wir
halten es für angezeigt, jetzt gleich festzustellen, dass wir einen
Unterschied machen zwischen Religion und Theologie - zwischen
Philosophie und Metaphysik.
Religion bedeutet für uns die intuitive,
lebhafte Vorstellung von der Existenz des Alls und die eigenen
Beziehungen zum All; während Theologie die Versuche der Menschen
bedeutet, dem All Persönlichkeit, Eigenschaften und Merkmale
zuzuschreiben; ihre Theorien betreffend ihre Angelegenheiten, Willen,
Wünsche, Pläne und Vorhaben; und schließlich die Annahme der
Notwendigkeit von Mittelspersonen zwischen dem All und den Menschen.
Philosophie bedeutet für uns das Suchen nach Erkenntnissen von
erkennbaren und denkbaren Dingen, während Metaphysik den Versuch
bedeutet, die Forschungen über und jenseits der Grenzen in
unerkennbare und undenkbare Regionen hinaus zu verlegen, mit
derselben Tendenz wie die Theologie. Folglich sind für uns sowohl
Religion als auch Philosophie Dinge, die in der Wirklichkeit wurzeln,
während Theologie und Metaphysik gebrochenem Schilfrohr gleichen, das
im
Flugsand wächst, und Mind und Seele des Menschen nur ganz
unsichere Stützen bieten können.
Wir
verlangen von unseren Schülern nicht, dass sie diese Definitionen
annehmen, wir erwähnen sie nur, um unsere Stellungnahme zu zeigen.
Jedenfalls werdet ihr in diesen Lektionen sehr wenig über Theologie und
Metaphysik hören.
Obzwar
die wesentliche Natur des Alls unerkennbar bleibt, gibt es doch
damit
verbunden gewisse Wahrheiten, die anzunehmen der menschliche
Mind
genötigt ist. Eine Untersuchung dieser Wahrheiten bildet einen
geeigneten Gegenstand der Forschung, umso mehr, als sie mit den
Berichten der Erleuchteten höherer Pläne übereinstimmen. Zu dieser
Untersuchung fordern wir euch nun auf.
"Das,
was die fundamentale Wahrheit ist - die wesentliche Wirklichkeit -
steht
über allen Namen, die weisen Männer aber nennen es das All."
Das
Kybalion
"In
seinem Wesen ist das All unerkennbar."
Das
Kybalion
"Der
Bericht der Vernunft aber muss gastlich empfangen und mit Achtung
behandelt werden."
Das
Kybalion
Die
menschliche Vernunft, auf die wir hier hören müssen, solange wir
überhaupt denken, sagt uns ohne auch nur zu versuchen, den Schleier
des
Unerkennbaren zu lüften - folgendes über das All:
1.
Das All muss alles sein, was wirklich ist. Es kann nichts geben, das
außerhalb des Alls existiert, sonst wäre das All nicht das All.
2.
Das All muss unendlich sein, denn es gibt sonst nichts, das All zu
definieren, zu beschränken, zu begrenzen.
Es
muss unendlich sein in der Zeit oder ewig - es muss immer fortdauernd
existiert haben, denn es gibt nichts, von dem es hätte erschaffen werden
können - und etwas kann niemals aus nichts entstehen, und wenn es
jemals nichts gewesen wäre, nur für einen Augenblick, würde es jetzt
nicht
sein. Es muss immer, fortdauernd existiert haben, denn es gibt
nichts, von dem es zerstört werden könnte. Es kann nie nicht sein, auch
nicht
nur für einen Augenblick, denn etwas kann niemals nichts werden.
Es
muss unendlich sein im Raum, es muss überall sein, denn es gibt
keinen Ort außerhalb des Alls, es kann nicht anders als
zusammenhängend im Raume sein, ohne Lücken, Aufhören, Trennung
oder
Unterbrechung, denn es gibt nichts, das seinen Zusammenhang
unterbrechen oder trennen könnte, nichts, das die Lücken ausfüllen
könnte.
Es
muss unendlich sein in der Macht oder absolut, denn es gibt nichts,
von
dem es begrenzt, eingeschränkt, zurückgehalten, gestört oder bedingt
werden könnte - es ist keiner anderen Macht untertan, weil es keine
andere Macht gibt.
3.
Das All muss unveränderlich sein, in seiner realen Natur keinem
Wechsel unterworfen, denn es gibt nichts, das eine Veränderung am All
hervorbringen könnte. Es gibt nichts, in das es umgeändert werden
könnte, nichts, aus dem es durch Veränderung entstehen hätte können.
Es
kann zu nichts hinzugefügt werden und von nichts abgezogen werden; es
lässt sich nicht vermehren und nicht vermindern; noch kann es in
irgendeiner Hinsicht größer oder kleiner werden. Genau das, was es jetzt
ist -
das All - muss es immer gewesen sein und muss es immer bleiben.
Etwas
anderes, in das es sich hätte umändern können, hat es nie
gegeben, gibt es jetzt nicht und wird es nie geben. Daraus, dass das All
unendlich, absolut, ewig und unveränderlich ist, folgt, dass alles, was
endlich, bedingt, wechselnd und fließend ist, nicht das All sein kann.
Und
da es
tatsächlich nichts außerhalb des Alls gibt, müssen alle und jede
endlichen Dinge in Wirklichkeit soviel wie nichts sein.
Werdet aber
deswegen nicht verwirrt oder erschreckt - wir beabsichtigen durchaus
nicht, euch unter dem Deckmantel der hermetischen Philosophie auf das
Gebiet christlicher Wissenschaften zu führen. Es gibt eine versöhnende
Lösung dieser anscheinend widersprechenden Feststellungen. Habt
Geduld, mit der Zeit werden wir sie erlangen.
Wir
sehen um uns das, was Materie heißt, was die physische Grundlage
für
alle Lebensformen bildet. Ist das All nur Materie? Ganz und gar nicht!
Materie kann nicht Leben oder Mind offenbaren, da aber Leben und Mind
im
Universum manifestiert sind, kann das All nicht Materie sein; denn
nichts steigt höher als seine eigene Quelle - nichts ist je in einer
Wirkung
manifestiert, was nicht schon in der Ursache enthalten ist - nichts
entwickelt sich als Folge, das nicht schon in einem Vorhergegangenen
verhüllt war.
Weiter lehrt uns die moderne Wissenschaft, dass es in
Wirklichkeit Materie nicht gibt - dass das, was wir Materie nennen, nur
"unterbrochene Energie oder Kraft" ist, das heißt Energie oder Kraft in
ganz
niederer Schwingung. Ein moderner Schriftsteller sagt: "Materie ist
mit
Geheimnissen verschmolzen." Sogar die materialistische
Wissenschaft ist von der Theorie der Materie abgekommen und ist nun auf
der Basis der Energie begründet.
Dann
ist das All nur Energie oder Kraft? Nicht Energie oder Kraft im Sinn
der
Materialisten, denn ihre Energie und ihre Kraft sind blind, und
mechanisch, ohne Leben oder Mind. Leben und Mind kann sich niemals
aus
blinder Energie oder Kraft entwickeln, aus dem soeben gegebenen
Grund: "Nichts kann höher als seine Quelle steigen - es gibt keine
Evolution ohne Involution.
Nichts offenbart sich in der Folge, außer es
war
schon
in der Ursache enthalten!"
Und darum kann das All nicht bloß
Energie oder Kraft sein, denn, wenn es das wäre, gäbe es kein Leben und
kein
Mind, wir aber wissen, dass es Leben und Mind gibt, denn wir leben
und
gebrauchen Mind, um diese Frage zu betrachten, so wie diejenigen,
die
fordern, dass Energie und Kraft alles sei.
Was
gibt es denn Höheres im Universum als Materie und Energie? Leben
und
Mind! Leben und Mind in all den verschiedenen Graden der
Entfaltung. "Dann", fragt ihr, "wollt ihr uns sagen, dass das All Leben
und
Mind
sei? "Ja und Nein!" ist unsere Antwort. Wenn ihr Leben und Mind
meint, wie wir arme kleine Sterbliche es kennen, sagen wir Nein! Dies
ist
nicht
das All! "Aber welche Art von Leben und Mind meint ihr dann?" fragt
ihr
uns.
Die
Antwort ist "lebendes Mind, so hoch erhaben über das, was Sterbliche
unter
diesen Worten verstehen, als Leben und Mind höher sind als
mechanische Kräfte oder Materie - unendliches, lebendes Mind verglichen
mit
endlichem Leben und Mind."
Wir
meinen das, was die erleuchteten Seelen meinen, wenn sie
ehrfürchtig das Wort Spirit (Reiner Geist) aussprechen.
Das
All ist unendliches lebendes Mind - die Erleuchteten nennen es
Reiner Geist!
Das
mentale Universum
Das
All ist Spirit (Reiner Geist)! Aber was ist Reiner Geist? Diese Frage
lässt sich
nicht
beantworten, weil eine Definition des Reinen Geiste praktisch der
Definition
des
Alls gleichkäme; da All aber kann weder erklärt noch definiert werden.
Reiner
Geist
(Spirit) ist einfach ein Name, den die Menschen der höchsten Vorstellung
von
unendlichem lebendem Mind geben - bedeutet die "wirkliche Essenz" -
bedeutet lebendes Mind, so hoch über dem uns bekannten Leben und Mind
stehend, als diese über mechanischer Energie und Materie stehen.
Reiner
Geist übersteigt unsere Erkenntnis, wir gebrauchen den Ausdruck nur, um an das
All zu
denken und von ihm zu sprechen. Um an Reinen Geist denken zu können und
ihn
einigermaßen zu verstehen, sind wir berechtigt ihn uns als unendliches,
lebendes Mind
zu denken, freilich muss es uns immer bewusst sein, das wir ihn niemals
voll
begreifen können. Entweder muss uns dies bewusst bleiben oder wir müssen überhaupt aufhören, darüber nachzudenken.
Gehen
wir nun weiter und betrachten wir die Natur des Universums, als Ganzes
und
in seinen Teilen. Was ist das Universum? Wir haben gesehen, dass nichts
außerhalb des Alls sein kann. Dann ist das Universum das All? Nein, dies
kann
nicht
sein, weil das Universum aus vielem aufgebaut erscheint und in
fortwährendem Wechsel begriffen ist; aber auch noch in anderer Hinsicht
entspricht es nicht der Vorstellung, die wir vom All haben müssen, wie
wir sie in
unserer Lektion festgestellt haben.
Wenn
aber das Universum nicht das All ist, dann muss es nichts sein - dies
scheint auf den ersten Blick der einzig mögliche Schluss zu sein. Diese
Antwort
kann
aber unsere Frage nicht befriedigend lösen, weil wir die Existenz des Universums fühlen. Wenn aber das Universum weder das All noch nichts
ist, was
kann
es sein? Prüfen wir diese Frage. Wenn das Universum überhaupt existiert
oder
zu existieren scheint, muss es irgendwie vom All ausgehen, muss es eine
Schöpfung des Alls sein.
Da aber etwas niemals von nichts kommen kann,
woraus
könnte das All das Universum erschaffen haben? Mehrere Philosophen haben
diese
Frage beantwortet, indem sie sagten, das All habe das Universum aus sich
selbst erschaffen, d. h. aus dem Wesen und der Substanz des Alls. Dies
kann aber
nicht
richtig sein, weil das All nicht vermindert und nicht geteilt werden
kann, wie
wir
gesehen haben, und dann - wenn es auch so wäre, wäre nicht jedes
Teilchen
im
Universum sich seines Allseins bewusst ?
Das All könnte weder sein
Wissen
von
sich selbst verlieren, noch wirklich ein Atom oder blinde Kraft oder ein
niederes lebendes Wesen werden. Manche Menschen, die wußten, dass das
All
tatsächlich alles ist, dass aber auch sie, die Menschen, existieren,
haben daraus
kühn
den Schluss gezogen, dass sie und das All identisch seien. Zur Freude
der
Menge
und zum Kummer der Weisen erfüllten sie die Lüfte mit ihren Rufen "lch bin
Gott".
Im Vergleich zu dieser Anmaßung wäre der Anspruch des Atoms "Ich
bin
Mensch" noch bescheiden zu nennen.
Was
aber ist dann das Universum, wenn es nicht das All ist, ja nicht einmal
vom
All
erschaffen wurde, indem dieses sich teilte ? Was sonst kann es sein -
woraus
sonst
kann es gemacht worden sein? Dies ist die große Frage. Prüfen wir sie sorgfältig.
Wir
finden, dass uns das Prinzip der Entsprechung (siehe Lektion 2.1) hier
zu
Hilfe
kommt. Das alte hermetische Axiom "Wie oben so unten" muss zur Lösung
dieser Schwierigkeit herangezogen werden. Bemühen wir uns, einen
flüchtigen
Schimmer des Wirkens auf höheren Plänen zu erhalten, indem wir unseren
eigenen Plan beobachten und prüfen. Das Prinzip der Entsprechung muss
sich auf
dieses Problem ebenso gut wie auf andere Probleme anwenden lassen.
Sehen
wir also zu! Wie schafft der Mensch auf seinem eigenen Daseinsplan?
Vorerst mag er schaffen, indem er etwas aus äußeren Materialien schafft.
Dies
kann
aber für unser Problem nicht zutreffen, weil es außerhalb des Alls keine
Materialien gibt, aus welchem es es schaffen
könnte.
Eine zweite Möglichkeit des
Schaffens: Der Mensch erzeugt, reproduziert seine Art durch den Vorgang
der
Zeugung, welcher eine Vervielfältigung seines Selbst ist, indem der
Mensch einen Teil
seiner Substanz auf seine Nachkommenschaft überträgt.
Aber auch dieser
Vorgang kann beim All nicht zutreffen, weil das All weder einen Teil
seines
Selbst übertragen und abgeben, noch sich selbst reproduzieren oder
vervielfältigen kann - im ersten Fall wäre es ein Wegnehmen vorn All, im
zweiten Fall
eine Vervielfältigung des Alls oder ein Hinzufügen zum All. Alle diese
Gedanken sind absurd. Gibt es noch eine dritte Art, in welcher der
Mensch
erschafft ? Ja, es gibt eine dritte Art - er schafft mental! Wenn er
mental schafft,
benützt er keine äußeren Materialien und reproduziert er sich nicht, und
doch
durchdringt sein Geist die mentale Schöpfung.
Nach
dem Prinzip der Entsprechung dürfen wir mit Recht annehmen, dass das All
das
Universum mental schafft, in einem Vorgang, ähnlich dem, in dem der
Mensch mentale Bilder schafft. Und diese Ansicht der Vernunft stimmt
genau mit den
Ansichten der Erleuchteten überein, wie sie in deren Lehren und
Schriften
dargelegt werden. So waren die Lehren der Weisen, so war die Lehre des
Hermes.
Das
All kann nur mental schaffen, ohne Materie zu gebrauchen (und es gibt
keine,
die
gebraucht werden könnte) oder sich selbst zu reproduzieren (was auch unmöglich ist). Dieser vernünftigen Folgerung können wir nicht entgehen,
sie stimmt ja auch - wie wir schon sagten - mit den höchsten Lehren der
Erleuchteten
überein. Gerade so, wie ein Schüler sein eigenes Universum in seiner
eigenen
Mentalität erschaffen kann, ebenso erschafft das All Universen in seiner
eigenen Mentalität.
Das Universum des Schülers aber ist die mentale Schöpfung
eines
endlichen Mind, während das Universum des Alls die Schöpfung eines unendlichen Mind ist. Die beiden sind ähnlich in der Art, aber unendlich
verschieden im Grad. Fortschreitend werden wir den Vorgang der Schöpfung
und
Manifestation genauer studieren. Das aber müsst ihr schon jetzt
festhalten: Das
Universum und alles, was es enthält, ist eine mentale Schöpfung des
Alls.
Wahrlich alles ist Mind!
"Das
All schafft in seinem
unendlichen Mind zahllose Universen, die durch
Äonen
bestehen - und doch, für das All ist Erschaffung, Entfaltung, Verfall
und
Tod
von Millionen von Universen nicht länger als ein Augenblick."
Das
Kybalion
"Das
unendliche Mind des Alls ist der Schoss der Universen."
Das
Kybalion
Das
Prinzip des Geschlechts (siehe Lektion 2.7 und andere folgende
Lektionen)
ist
auf allen Lebensplänen manifestiert, auf dem materiellen, mentalen und
spirituellen. Aber, wie wir schon früher bemerkten, Geschlecht bedeutet
nicht Sexualität - Sexualität ist nur die materielle Manifestation von
Geschlecht.
Geschlecht bedeutet "auf Erzeugung oder Schöpfung bezüglich". Und wo
immer
etwas
erzeugt oder erschaffen wird, muss auf allen Plänen - das Prinzip des
Geschlechts wirken. Und dies trifft sogar bei der Erschaffung von
Universen zu.
Nun
darf man aber nicht glauben, dass wir lehren wollen, es gäbe einen
männlichen und einen weiblichen Gott oder Schöpfer. Dies wäre nur eine
Verdrehung der alten Lehren. Die wahre Lehre ist, dass das All, in sich
selbst, über
dem Geschlecht steht, wie es auch über jedes andere Gesetz, die Gesetze
von
Raum
und Zeit inbegriffen, erhaben ist. Das All ist das Gesetz, aus dem die
Gesetze hervorgehen, und ist ihm nicht unterworfen.
Wenn sich aber das
All auf
dem
Plan der Zeugung oder Schöpfung offenbart, dann handelt es in
Übereinstimmung mit Gesetz und Prinzip, weil es sich auf einem niederen
Daseinsplan bewegt. Und folglich manifestiert es das Prinzip des
Geschlechts in seinen männlichen und weiblichen Aspekten, natürlich auf dem mentalen
Plan.
Diese
Vorstellung mag manchen Schüler, der zum erstenmal von ihr hört,
überraschen, aber alle haben sie tatsächlich in ihrer täglichen
Auffassung
angenommen. Man spricht von der Vaterschaft Gottes, von der Mutterschaft
der
Natur
- von Gott, dem göttlichen Vater, und von der Natur, der universalen
Mutter
- und
hat so instinktiv das Prinzip des Geschlechts im Universum anerkannt.
Oder
etwa
nicht?
Die
hermetischen Lehren sprechen aber nicht von einer wirklichen Zweiheit -
das
All
ist eins -, die beiden Aspekte sind nur Manifestationsaspekte. Die Lehre
ist,
dass
das vom All manifestierte männliche Prinzip von der wirklichen mentalen Erschaffung des Universums gewissermaßen abseits steht. Es projiziert
seinen
Willen auf das weibliche Prinzip (welches man Natur nennen kann), worauf
das
letztere die eigentliche Evolution des Universums beginnt, von einfachen
Aktivitätszentren an bis zum Menschen, und dann weiter und höher, alles
nach
wohl
gegründeten und streng durchgesetzten Naturgesetzen.
Wenn man die alten
Gedankenbilder vorzieht, kann man sich das männliche Prinzip als
Gottvater
denken, das weibliche als die Natur, die universale Mutter, aus deren
Schoß alle
Dinge
geboren wurden. Das ist mehr als eine bloße poetische Redefigur, es ist
eine
Idee vom wirklichen Vorgang der Schöpfung des Universums. Man darf aber
nie
vergessen, dass das All Eins ist, und dass in seinem unendlichen Mind
das
Universum erzeugt und erschaffen wird und existiert.
Um
eine klarere Vorstellung zu gewinnen, mag es gut sein, das Gesetz der
Entsprechung auf sich selbst und auf sein eigenes Mind anzuwenden. Ihr
wisst,
dass
jener Teil eures Selbst, welches man "Ich" nennt, abseits steht und der Schöpfung mentaler Bilder in euerem eigenen Innern zusieht. Der Teil
eures
Selbst, in welchem die mentale Schöpfung stattfindet, kann das "Mich"
genannt
werden zum Unterschied vom "lch", welches abseits steht und die
Gedanken,
Ideen
und Bilder des "Mich" sieht und prüft. "Wie oben, so unten!" - erinnert
euch
dieses Satzes, und das Phänomen des einen Planes mag dazu dienen, die
Rätsel
höherer oder niederer Pläne zu lösen.
Ist
es ein Wunder, dass der Mensch, das Kind, diese instinktive Ehrfurcht
vor dem All
fühlt - wir nennen dieses Gefühl "Religion" -, diese Achtung und
Ehrfurcht
vor
dem Vater-Mind? Ist es ein Wunder, dass der Mensch, wenn er die Werke
und
Wunder der Natur betrachtet, von einem mächtigen Gefühl übermannt wird,
welches in seinem innersten Wesen wurzelt? Es ist das Mutter-Mind,
welches er umarmt, wie ein Kind die Brust der Mutter.
Man
darf aber nicht in den Fehler verfallen, zu glauben, dass diese kleine
Welt
um
uns - die Erde, die nur ein Stäubchen im Universum ist - das Universum
selbst
sei.
Es gibt Millionen und Millionen solcher und größerer Welten. Und es gibt
Millionen und Millionen solcher Universen im unendlichen Mind des Alls.
Sogar
in
unserem eigenen kleinen Sonnensystem gibt es Regionen und Daseinspläne,
die
viel
höher sind, als unsere, und Wesen, im Vergleich zu denen wir
erdgebundenen
Sterblichen das sind, was die schleimigen Lebensformen des Meeresgrundes
im
Vergleich zu den Menschen sind.
Es gibt Wesen, deren Mächte und
Eigenschaften
höher
sind, als sie der Mensch von Göttern erträumte. Und doch waren diese
Wesen
einst wie wir, und noch tiefer stehend, und ihr werdet einmal ihnen
gleich sein
und noch höher denn dies ist die Bestimmung des Menschen, wie sie von
den
Erleuchteten gelehrt wird.
Und
Tod ist nichts Reales, nicht einmal im relativen Sinn - Er ist nur eine
Geburt
zu
einem neuen Leben - ihr werdet weitergehen und weiter und weiter zu
höheren
und
immer noch höheren Daseinsplänen, durch Äonen und Äonen. Das
Universum ist eure Heimat und ihr werdet seine fernsten Verborgenheiten
erforschen vor dem Ende der Zeit. Ihr wohnt im unendlichen Mind des
Alls, eure
Möglichkeiten sind in Raum und Zeit unendlich. Und am Ende des großen
Zyklus
der
Äonen, wenn das All seine Schöpfungen in sich selbst zurückzieht, - da
werdet ihr freudig gehen, denn dann werdet ihr verstehen können, was es
heißt,
Eins
mit dem All zu sein.
So lautet der Bericht der Erleuchteten - welche auf
dem
Pfade
wohl vorangeschritten sind.
Bis
dahin aber bleibt ruhig und heiter - ihr seid sicher und beschützt von
der
unendlichen Macht des Vater-Mutter-Mind.
"Im
Vater-Mutter-Mind sind sterbliche Kinder daheim."
Das
Kybalion
"Es
gibt niemanden im Universum, der vaterlos oder musterlos wäre."
Das
Kybalion
Das
göttliche Paradoxon
"Wenn
die Halb-Weisen die verhältnismäßige Unwirklichkeit des Universums
sehen, bilden sie sich ein, den Gesetzen des Universums trotzen zu
können – das
sind
aber eitle, anmaßende Narren, die an den Felsen zerschellen und von den
Elementen zerrissen werden wegen ihrer Narrheit. Der wahrhaft Weise, der
die
Natur
des Universums kennt, gebraucht das Gesetz gegen die Gesetze, das
höhere gegen das niedere; durch die Kunst der Alchemie verwandelt er das
Unerwünschte in das Wertvolle und triumphiert so. Meisterschaft besteht
nicht in
abnormalen Träumen, Visionen, phantastischen Einbildungen oder
abnormaler
Lebensweise, sondern darin, dass man den Mühsalen der niederen Pläne
durch
höhere Schwingungen ausweicht. Transmutation, nicht anmaßende
Verneinung,
ist
die Waffe des Meisters."
Das
Kybalion
Das
ist das Paradoxon des Universums, das aus dem Prinzip der Polarität
resultiert, welches sich manifestiert, sobald das All beginnt zu
schaffen. Horcht wohl
darauf, denn es bezeichnet den Unterschied zwischen Halb-Weisheit und
Weisheit. Während für das unendliche All das Universum, seine Gesetze,
seine
Mächte, sein Leben, seine Phänomene gleich sind den Dingen, die im
Zustand der
Meditation und des Traumes erscheinen, muss doch für alles Endliche das
Universum als wirklich betrachtet werden.
Leben und Handlungen und
Gedanken
müssen darauf basieren und damit übereinstimmen; freilich muss man immer
der
höheren Wahrheit eingedenk bleiben. Alles muss mit seinem eigenen Plan
und
dessen Gesetzen übereinstimmen.
Wäre
das Universum für das All tatsächliche Wirklichkeit, dann wehe dem
Universum, weil es darin keine Möglichkeit einer Entwicklung vorm
Niederen
zum
Höheren, aufwärts zu Gott gäbe weil darin das Universum etwas Festes und
jeder
Fortschritt unmöglich würde. Und worin der Mensch auf Grund von
Halb-Weisheit handelt und lebt und denkt, als wäre das Universum nur ein
Traum
(ähnlich seinen eigenen endlichen Träumen), dann wird das Universum
für
ihn tatsächlich nur ein Traum. Einem Schlafwandler gleich geht er im
Kreise,
macht
keinen Fortschritt und wird schließlich aufgeweckt, wenn er über die
Naturgesetze stolpert, die er Ignoriert hat.
Lasst euren Geist bei den
Sternen
weilen, eure Augen aber sollen auf eure Schritte achten, sonst fallt ihr
wegen
eures
Aufwärtsstarrens in den Schmutz. Erinnert euch des göttlichen
Paradoxons,
dass
das Universum gleichzeitig nicht ist und doch ist. Erinnert euch der
beiden
Pole
der Wahrheit - des Absoluten und des Relativen. Hütet euch vor
Halbwahrheiten.
Was
die Hermetiker als das "Gesetz vom Paradoxon" kennen, ist ein Aspekt
des
Prinzips der Polarität. Die hermetischen Schritten sind voll von
Hinweisen auf
das
Erscheinen des Paradoxons bei der Betrachtung der Probleme des Lebens und
Seins. Immer wieder warnen die Lehrer ihre Schüler vor dem Irrtum, die
"andere Seite" einer Frage außer Acht zu lassen. Ihre Warnungen richten
sich
besonders auf die Probleme vom Absoluten und Relativen, die alle Schüler
der
Philosophie verblüffen, und sie sind die Ursache dafür, dass viele dem,
was man "gesunden Menschenverstand" nennt, entgegenhandeln.
Wir
legen es allen Schülern ans Herz, das göttliche Paradoxon vom Absoluten
und
Relativen zu erfassen, damit sie nicht in Halbwahrheiten sich
verstricken. In
dieser Absicht wurde unsere Lektion geschrieben. Lest sie sorgfältig.
Wenn
der denkende Mensch die Wahrheit erkennt, dass das Universum eine
mentale Schöpfung des Alls ist, ist sein erster Gedanke, das Universum
und alles,
was
es enthält, sei eine bloße Illusion, eine Unwirklichkeit; gegen diese
Idee aber empören sich seine Instinkte. Dieses Problem muss aber wie alle anderen
großen
Wahrheiten sowohl vom absoluten als auch vom relativen Gesichtspunkt aus
betrachtet werden.
Vom absoluten Gesichtspunkt ist das Universum
natürlich
eine
Illusion, ein Traum, ein Blendwerk, verglichen mit dem All in sich
selbst. Wir
anerkennen dies sogar in unseren gewöhnlichen Ansichten, wir sprechen
von
der
Welt als von einem "flüchtigen Schein", der kommt und geht, geboren wird
und
stirbt.
Das
Element der Unbeständigkeit und des Wechsels, der Endlichkeit und
Unwesentlichkeit muss immer mit der Vorstellung eines erschaffenen
Universums verbunden werden, wenn dieses der Vorstellung des Alls entgegengesetzt wird, gleichgültig, was wir von der Natur des Alls und
des
Universums denken.
Philosophen, Metaphysiker, Wissenschaftler und Theologen, sie alle
stimmen
darin
überein, und der Gedanke ist in allen Formen philosophischer Gedanken
und
religiöser Auffassung, in allen Theorien metaphysischer und
theologischer Schulen zu finden.
Und
die hermetischen Lehren predigen die Nichtwesentlichkeit des Universums
in
nicht strengeren Ausdrücken als sie uns schon vertraut sind, obwohl uns
ihre
Darstellung des Gegenstandes einigermaßen stutzig machen könnte. Etwas,
das einen
Anfang und ein Ende hat, muss - in gewissem Sinne - unwirklich und
unwahr sein, und das Universum fällt unter diese Regel, in allen
Gedankenschulen. Vom absoluten Gesichtspunkt gibt es außer dem All
nichts
Wirkliches, ganz gleich, welche Ausdrücke wir beim Denken oder Sprechen
von
diesem Gegenstand anwenden. Ob nun das Universum aus Materie erschaffen
wurde
oder ob es eine mentale Schöpfung im Mind des Alls ist - es ist nicht
wesentlich, nicht dauernd, ein Ding von Zeit, Raum und Wechsel.
Wir
wollen,
dass
ihr diese Tatsache gründlich versteht, bevor ihr die hermetische
Auffassung
von
der mentalen Natur des Universums beurteilt. Überdenkt alle anderen
Auffassungen und seht, ob nicht diese unter wahr ist.
Aber
der absolute Gesichtspunkt zeigt uns die eine Seite des Bildes - die
andere
Seite
ist die Relation. Absolute Wahrheit wurde definiert als "Dinge, wie sie
der
Geist
Gottes erkennt", dagegen relative Wahrheit als "Dinge, wie sie die
höchste
Vernunft des Menschen erkennt". Während also das Universum für das All
unwirklich und illusorisch sein muss, ein bloßer Traum, ein Ergebnis der
Meditation - muss es für endliche Minds, die einen Teil dieses
Universums
bilden und es mittels sterblicher Fähigkeiten sehen, wahrhaft wirklich
sein und so
betrachtet werden.
Wenn wir den absoluten Gesichtspunkt anerkennen,
dürfen
wir
nicht in den Fehler verfallen, die Tatsachen und Erscheinungen des Universums,
wie sie sich unseren sterblichen Fähigkeiten zeigen, zu ignorieren und
zu verneinen - wir dürfen nie vergessen, dass wir nicht das All sind!
Um es
mit wohlbekanntem Beispielen zu illustrieren: Wir alle anerkennen die
Tatsache, dass für unsere Sinne Materie existiert - es ginge uns nicht
gut, wollten
wir
das nicht anerkennen. Und doch, sogar unser endlicher Geist begreift den
wissenschaftlichen Satz, dass es vom wissenschaftlichen Standpunkt keine
Materie gibt. Wir begreifen, dass das, was wir Materie nennen, nur als
eine
Anhäufung von Atomen angesehen werden muss, dass diese Atome selbst nur
Gruppierungen von Krafteinheiten, Elektronen oder lonen genannt, sind,
die in
Schwingung und ständiger kreisender Bewegung sind.
Wir stoßen an einen
Stein
und
fühlen den Stoß, er erscheint uns wirklich, obwohl wir wissen, dass er
nur
das
ist, was wir oben festgestellt haben. Wir dürfen eben nicht vergessen,
dass
unser
Fuß, der mittels unseres Gehirns den Stoß fühlt, gleicherweise Materie
ist,
aus
Elektronen besteht, desgleichen unser Gehirn. Und würden wir es nicht
durch
unser
Mind erkennen, würden wir Fuß und Stein überhaupt nicht erkennen.
Ferner, das Ideal des Malers oder des Bildhauers, das er auf der
Leinwand oder in
Stein
nachzubilden bestrebt ist, erscheint ihm wirklich. Wirklich erscheinen
die
Charaktere im Mind des Autors oder Dramatikers, weicher sie so
darzustellen sucht, dass andere sie wiedererkennen. Und wenn dies bei unseren
endlichen
Minds
der Fall ist, wie hoch muss der Grad der Wirklichkeit bei den mentalen
Bildern sein, die im Mind des Unendlichen erschaffen werden?
O Freunde,
für
Sterbliche ist dieses mentale Universum tatsächlich, wirklich es ist das
einzige,
das
wir je erkennen, wenn wir uns auch in ihm von Plan zu Plan höher und
höher
erheben. Um es durch wirkliche Erfahrung anders zu erkennen, müssten wir
das
All
selbst sein. Es ist wahr, je höher wir auf der Leiter steigen, je mehr
wir uns
dem
"Mind des Vaters" nähern - desto augenscheinlicher wird die illusorische
Natur
der endlichen Dinge; aber erst, wenn uns das All schließlich in sich
selbst
zurückzieht, wird die Vision ganz verschwinden.
Wir
brauchen also nicht bei den illusorischen Zügen des Universums zu
verweilen; lasst uns vielmehr suchen, die wirkliche Natur des Universums
zu
erkennen, seine mentalen Gesetze zu verstehen, und uns bemühen, sie auf
unserer
Reise
von Daseinsplan zu Daseinsplan so anzuwenden, dass sie die beste
Wirkung auf unseren Fortschritt im Leben ausüben. Die Gesetze des
Universums
sind
trotz ihrer mentalen Natur "eherne Gesetze". Alles - nur das All
ausgenommen - ist durch sie gebunden. Was im unendlichen Mind des Alls
ist,
ist
in einem Grade wirklich, der nur der Wirklichkeit nachsieht, welche die
Natur des
Alls selbst besitzt.
Fühlt
euch daher nicht unsicher und bange. Wir alle sind festgehalten im
unendlichen Mind des Alls, und es gibt nichts, das uns schaden könnte,
nichts,
das
wir zu fürchten hätten. Es gibt keine Macht außerhalb des Alls, die auf
uns
einwirken könnte. Wir können ruhig und sicher sein. Es liegt eine Welt
von Trost
und
Sicherheit in dieser Erkenntnis, wenn wir sie einmal erlangt haben. Dann
"schlafen wir ruhig und friedlich, gewiegt in der Wiege der Tiefe" -
ruhen wir
sicher am Busen des Ozeans des unendlichen Mind, welches das All ist.
Wahrlich, im All "leben wir und bewegen wir uns und sind wir".
Solange wir auf dem materiellen Plan leben, ist Materie doch nicht
weniger
Materie für uns, wenn wir auch wissen, dass sie nur eine Anhäufung von
"Elektronen" oder Kraftteilchen ist, die in rascher Schwingung in den
Formationen der Atome umeinander kreisen, die Atome drehen sich
schwingend
und
kreisend und bilden Moleküle, die wieder größere Massen von Materie bilden.
Materie wird auch dann nicht weniger Materie, wenn wir in der
Untersuchung noch weiter gehen und aus den hermetischen Lehren lernen,
dass
die
"Kraft", von der die Elektronen Einheiten sind, nur eine Manifestation
vom Mind
des Alls ist, und gleich allem im Universum in ihrer Natur rein mental
ist.
Solange wir auf dem materiellen Plan sind, müssen wir die Phänomene der
Materie anerkennen - wir mögen die Materie beherrschen (wie dies alle
Meister in
höherem oder geringerem Grade tun), wir müssen sie aber durch die
Anwendung höherer Kräfte beherrschen.
Wir begehen eine Torheit, wenn wir
versuchen, die Existenz der Materie im relativen Aspekt zu verneinen.
Wir
dürfen mit Recht ihre Herrschaft über uns verneinen - aber wir sollen
nicht
versuchen, sie in ihrem relativen Aspekt zu verneinen, so lange
wenigstens nicht, wie
wir auf ihrem Plan wohnen.
Auch
die Gesetze der Natur werden nicht weniger beständig oder wirksam, wenn
wir
sie - gleicherweise - als nur mentale Schöpfungen erkennen. Sie sind auf
den
verschiedenen Plänen in voller Wirksamkeit. Wir überwältigen die
niederen Gesetze einzig und allein, indem wir höhere Gesetze anwenden. Aber wir
können
dem
Gesetz nicht entgehen oder uns gänzlich über das Gesetz erheben.
Nichts
als
das
All kann dem Gesetz entgehen - und das deshalb, weil das All das Gesetz
selbst ist, von dem alle Gesetze ausgehen. Die am weitesten
vorgeschrittenen
Meister mögen eine Macht erlangen, wie sie von den Menschen gewöhnlich
den Göttern zugeschrieben wird. In der großen Hierarchie des Lebens gibt es
zahllose
Reihen von Wesen, deren Wesen und Macht die der höchsten Meister unter
den
Menschen bis zu einem Grade übersteigt, der für Sterbliche unausdenkbar
ist.
Aber
auch die höchsten Meister und die höchsten Wesen müssen sich dem
Gesetz beugen und für das Auge des Alls wie ein Nichts sein. Wenn also
sogar
diese
höchsten Wesen, deren Macht selbst die Macht überragt, welche die
Menschen ihren Göttern zuschreiben, - wenn sogar diese durch das Gesetz
gebunden und dem Gesetz unterworfen sind, dann kann man sich die
Anmaßung
des
sterblichen Menschen unserer Rasse und unseres Entwicklungsgrades
vorstellen, der es wagt, die Naturgesetze als "unwirklich", eingebildet
und
illusorisch zu betrachten, weil er zufällig fähig ist, die Wahrheit zu
erfassen, dass
die
Gesetze in ihrer Natur mental und einfach mentale Schöpfungen des Alls
sind.
Diesen Gesetzen, welche nach der Absicht des Alls Gesetze, herrschende
Gesetze sind, darf man nicht trotzen, man kann sie nicht wegdisputieren.
So
lange
das Universum besteht, werden die Gesetze dauern, denn das Universum existiert kraft dieser Gesetze, welche sein Gerüst bilden und es
zusammenhalten.
Das
hermetische Prinzip der Mentalität ändert nicht die wissenschaftliche
Vorstellung vom Universum, vom Leben, von der Evolution, wenn es auch
die
wahre
Natur des Universums als mental erklärt. In der Tat, die Wissenschaft
bestätigt nur die hermetischen Lehren. Diese lehren, dass die Natur des
Universums mental ist, während die moderne Wissenschaft gelehrt hat, es
sei
materiell, oder (seit neuestem), das Universum sei letzten Endes
Energie.
Die hermetischen Lehren haben an Herbert Spencers Grundprinzip nichts auszusetzen, welches eine "unendliche und ewige Energie, von der alle
Dinge
ausgehen", voraussetzt. Die Hermetiker anerkennen in Spencers
Philosophie
tatsächlich die höchste Darlegung der Wirkungen der Naturgesetze, die
von
einem
Außenstehenden (outsider) jemals geboten wurde. Ja, sie halten Spencer
für
eine Reinkarnation eines alten Philosophen, der vor Tausenden von Jahren
im
alten
Ägypten wohnte und sich später als Heraklit, den griechischen
Philosophen,
inkarnierte, der um 500 v. Chr. lebte.
Sie betrachten seine Darlegung
von der
"unendlichen und ewigen Energie" als übereinstimmend mit der Richtung
der
hermetischen Lehren, immer mit der Hinzufügung ihrer eigenen Lehre, das,
seine
Energie die Energie vom Mind des Alls ist. Mit dem Meister-Schlüssel der
hermetischen Philosophie wird der Schüler Spencers fähig sein, viele
Tore der
inneren philosophischen Darlegungen des großen englischen Philosophen zu
öffnen. Spencers Werk zeigt das Ergebnis, das die Vorbereitung seiner
früheren
Inkarnationen zeitigte. Seine Lehren betreffend Evolution und Rhythmus
sind in
beinahe vollkommener Übereinstimmung mit den hermetischen Lehren vom
Prinzip des Rhythmus.
Der
Schüler der Hermetiker braucht also keine seiner ihm lieb gewordenen
wissenschaftlichen Ansichten über das Universum abzulegen. Alles, was
von ihm
verlangt wird, ist, dass er das zugrunde liegende Prinzip erfasst: "Das
All ist
Mind;
das Universum ist mental - gehalten im Mind des Alls." Er wird finden,
dass
die anderen sechs von den sieben Prinzipien zu seinen wissenschaftlichen
Erkenntnissen passen und dazu dienen werden, unklare Punkte zu klären
und
dunkle Winkel zu erhellen. Dies ist nicht verwunderlich, wenn wir uns
den
Einfluss vergegenwärtigen, den der hermetische Gedanke auf die früheren
griechischen Philosophen ausgeübt hat.
Auf den gedanklichen Grundlagen
dieser
griechischen Philosophen ruhen größtenteils die Theorien der modernen
Wissenschaft. Die Annahme des ersten hermetischen Prinzips (Mentalität)
ist der
einzige große strittige Punkt zwischen moderner Wissenschaft und
hermetischen
Schülern. Indem aber die moderne Wissenschaft einen Weg aus dem
Labyrinth
sucht, in welchem sie sich auf der Suche nach Wirklichkeit verirrt hat,
nähert sie
sich
allmählich der hermetischen Lehre.
Der
Zweck dieser Lektion ist, den Minds unserer Schüler die Tatsache
einzuprägen, dass für alle Vorhaben und für jeden Zweck das Universum,
seine
Gesetze und seine Phänomene, soweit sie den Menschen betreffen, ebenso
wirklich sind, wie sie es nach den Hypothesen des Materialismus und
Energismus wären. Unter allen Hypothesen ist das Universum in seinem
äußeren
Aspekt wechselnd, immer fließend, flüchtig - es entbehrt daher der
Wesentlichkeit und Wirklichkeit.
Aber (beachtet den anderen Pol der
Wahrheit),
alle
Hypothesen zwingen uns, so zu handeln und zu leben, als ob die Richtigen
Dinge
wirklich und wesentlich wären. Immer mit dem Unterschied zwischen den verschiedenen Hypothesen - dass nach den alten Anschauungen mentale
Macht
als
eine Naturkraft ignoriert wurde, während sie unter dem Mentalismus die
größte Naturkraft wird. Und dieser eine Unterschied gestaltet das Leben
um für jene,
die das Prinzip und die daraus folgenden Gesetze und Anwendungen
verstehen.
Daher, ihr Schüler alle, erfasst den Vorteil der Mentalität und lernt
die
resultierenden Gesetze kennen, gebrauchen und anwenden. Unterliegt aber
nicht der
Versuchung, die - wie das Kybalion feststellt - den Halbweisen überkommt und
ihn von der scheinbaren Unwirklichkeit der Dinge derart hypnotisiert
werden
lässt, dass er Träumern gleich durch eine Traumwelt geht, das praktische
Wirken
und
Leben des Menschen übersieht; und das Ende von allem: "Er zerschellt an
den
Felsen, wird von den Elementen zerrissen, infolge seiner Torheit." Folgt
vielmehr dem Beispiel der Weisen, welche "das Gesetz gegen die Gesetze anwenden, das höhere gegen das niedere; und durch die Kunst der Alchemie
Unerwünschtes in Wertvolles umwandeln und so triumphieren."
Folgen wir
der
Autorität, vermeiden wir die Halbweisheit (die töricht ist), welche die
Wahrheit
ignoriert, dass "Meisterschaft nicht in abnormalen Träumen, Visionen,
phantastischen Vorstellungen und Lebensführung besteht, sondern darin,
dass
man
höhere Kräfte gegen niedere anwendet, dass man durch Schwingungen
höherer Pläne die Mühsale der niederen Pläne vermeidet". Ihr Schüler,
seid
immer
eingedenk: Transmutation, nicht anmaßende Verneinung, ist die Waffe
der
Meister. Diese zitierten Aussprüche sind aus dem Kybalion und sind es
wert,
im
Gedächtnis der Schüler aufbewahrt zu werden.
Wir
leben nicht in einer Traumwelt, sondern in einem Universum, das, obwohl
relativ, soweit es unser Leben und unsere Handlungen betrifft, doch
wirklich ist.
Unsere Aufgabe im Universum ist nicht, seine Existenz zu verneinen,
sondern zu
leben, die Gesetze anzuwenden, vom niederen zum höheren uns zu erheben -
weiter zu leben, in dem wir das Beste tun, was wir unter den sich
täglich
ergebenden Umständen tun können, und soweit als möglich unseren höchsten
Ideen
und Idealen zu leben.
Der wahre Sinn des Lebens ist den Menschen auf
diesem Plan nicht bekannt - aber die höchsten Autoritäten und unsere
eigene Intuition lehren uns, dass wir nicht fehlen können, wenn wir soweit als
möglich
nach
dem Besten, das in uns ist, leben, und wenn wir erkennen, dass die
universale Tendenz nach derselben Richtung neigt, trotz des scheinbaren
Gegenteils. Wir sind alle auf dem Pfade - und der Weg führt mit häufigen
Ruheplätzen - immer aufwärts.
Lest
die Botschaft aus dem Kybalion - und folgt dem Beispiel "des Weisen" -
vermeidet den Irrtum des "Halbweisen", der durch seine Torheit zugrunde
geht.
"Das
All" in allem
"Da
alles im All ist, ist es gleicherweise wahr, dass das All in allem ist.
Dem, der
diese
Wahrheit wirklich versteht, ist große Weisheit gekommen."
Das
Kybalion
Wie
oft haben die meisten Menschen die Feststellung wiederholen gehört, ihre
Gottheit (bei vielen Namen genannt) sei "alles in allem", und wie wenig
haben sie
die
innere okkulte Wahrheit geahnt, die in diesen nachlässig ausgesprochenen Worten verborgen ist. Diese häufig gebrauchte Redensart ist ein
Überbleibsel des
oben
angeführten alten hermetischen Lehrsatzes. Das Kybalion sagt: "Dem, der
diese
Wahrheit wirklich versteht, ist große Weisheit gekommen." Und da dies so
ist,
so lasst uns die Wahrheit suchen, deren Verstehen so viel bedeutet.
In
dieser Darlegung der Wahrheit, in diesem hermetischen Grundsatz, ist
eine der
größten philosophischen, wissenschaftlichen und religiösen Wahrheiten
verborgen.
Wir
haben auch die hermetischen Lehren über die mentale Natur des Universums
mitgeteilt, die Wahrheit, dass "das Universum mental ist - gehalten im
Mind des
Alls". In der oben angeführten Schriftstelle sagt das Kybalion: "Alles
ist im All".
Achtet aber auch auf die beigefügte Bemerkung: "Es ist gleicherweise
wahr, dass
das
All in allem ist."
Dieser scheinbare Widerspruch kann durch das Gesetz vom
Paradoxon gelöst werden. Es ist überdies eine exakte hermetische
Darlegung der
Beziehungen, die zwischen dem All und seinem mentalen Universum
bestehen.
Wir haben gesehen, dass "alles im All ist". Untersuchen wir nun den
anderen
Aspekt des Gegenstandes.
Nach den hermetischen Lehren ist das All immanent in seinem Universum
und in
jedem Teil, Partikel, in jeder Einheit und Verbindung im Universum.
Diese
Tatsache wird von den Lehrern gewöhnlich durch Bezugnahme auf das
Prinzip der
Entsprechung erläutert. Die Lehrer weisen den Schüler an, das mentale
Bild von
irgend etwas zu fordern, z. B. von einer Person, einer Idee, kurz von
irgend etwas,
das eine mentale Form hat. Das bevorzugte Beispiel ist ein Dichter oder
Dramatiker, der die Idee seiner Charaktere bildet; oder ein Maler oder
Bildhauer, der das Bild eines Ideals formt, das er durch seine Kunst auszudrücken
sucht.
In jedem Fall wird der Schüler finden, dass, solange das Bild seine
Existenz und sein
Wesen bloß im eigenen Mind des, Denkers hat, er, der Schüler, Dichter,
Dramatiker, Maler oder Bildhauer in gewissem Sinn immanent (bleibend in"
dauernd in) im mentalen Bilde ist. In anderen Worten, die ganze Kraft,
das Leben,
der Geist, die Wirklichkeit des Bildes stammt von dem "immanenten Mind"
des
Denkers. Betrachtet dies einen Moment, bis die Idee erfasst ist.
Um ein modernes Beispiel zu nehmen, lasst uns sagen, dass Othello, Jago,
Hamlet,
Lear, Richard III zur Zeit ihrer Erschaffung nur im Mind Shakespeares
existierten.
Und doch, auch Shakespeare existierte in jedem dieser Charaktere, er gab
ihnen
ihre Lebenskraft, ihren Geist und ihre Handlung. Wessen ist der "Geist"
der
Charaktere, die wir als Micawber, Oliver Twist, Uriah Heep kennen - ist
es
Dickens Geist, oder hat jeder dieser Charaktere einen persönlichen
Geist,
unabhängig von ihrem Schöpfer?
Haben die Venus von Milo, die Sixtinische
Madonna, der Apollo von Belvedere ihren eigenen Geist und ihre eigene
Wirklichkeit oder stellen sie die geistigen und mentalen Kräfte ihrer
Schöpfer dar?
Das Gesetz vom Paradoxon erklärt, dass beide Annahmen richtig sind, vom
eigenen Gesichtspunkt aus betrachtet. Micawber ist sowohl Micawber als
auch
Dickens. Aber, obwohl man von Micawber sagen kann, er sei Dickens, darf
man
Dickens doch nicht mit Micawber identifizieren. Der Mensch darf - gleich
Micawber - ausrufen: "Der Geist meines Schöpfers wohnt in mir - aber
doch bin
ich nicht Er".
Wie verschieden ist das von der empörenden Halbweisheit,
die von
gewissen Halbweisen schreiend angekündigt wird, welche die Luft erfüllen
mit
ihren rauhen Rufen: "Ich bin Gott!" Stellt euch vor, wie das wäre, wenn
der arme
Micawber oder der schleichende Uriah Heep ausriefen: "Ich bin Dickens",
oder
wenn ein Tölpel aus einem von Shakespeares Dramen großsprecherisch
verkündete: "Ich bin Shakespeare." Das All ist im Regenwurm, und doch
ist der
Regenwurm weit davon entfernt, das All zu sein. Und stets bleibt es ein
Wunder,
dass, obwohl der Regenwurm nur als ein niederes Ding existiert,
erschaffen wurde
und sein Wesen hat im Mind des All -, doch das All im Regenwurm immanent
ist
und in den Partikeln, die den Regenwurm aufbauen.
Kann es ein größeres
Wunder
geben als dieses "Alles im All und das All in allem"?
Der Schüler muss sich selbstverständlich vergegenwärtigen, dass die oben
gegebenen
Illustrationen notwendigerweise unvollkommen und unzulänglich
sind,
da sie die Erschaffung mentaler Bilder in endlichen Minds darstellen,
während das
Universum eine Schöpfung des unendlichen Mind ist - und die Differenz
zwischen
den beiden Polen sie trennt. Und doch liegt der Unterschied nur im Grade
-
dasselbe Prinzip ist wirksam - das Prinzip der Entsprechung äußert sich
überall
-"wie oben, so unten, wie unten, so oben."
Und im selben Maße wie der Mensch die Existenz des innewohnenden, seinem
Wesen immanenten Geistes erkennt, steigt er auf der geistigen
Lebensleiter höher.
Dies ist die Bedeutung "geistiger Entwicklung" - die Erkenntnis, die
Vorstellung,
die Offenbarung des Geistes in uns. Bemüht euch, diese Definition von
der
geistigen Entwicklung wohl zu merken. Sie enthält die Wahrheit wahrer
Religion.
Es gibt viele Daseinspläne - viele Unterpläne des Lebens - viele
Existenzgrade im
Universum. Und alle hängen vom Fortschritt der Wesen auf der
Stufenleiter ab;
der niederste Punkt dieser Leiter ist die gröbste Materie, der höchste
Punkt ist vom
reinen Geist des All nur durch einen kaum merklichen Unterschied
getrennt. Und
aufwärts und vorwärts entlang dieser Lebensleiter ist alles in Bewegung.
Alles ist
auf dem Pfade, dessen Ende das All ist. Jeder Fortschritt ist ein
Heimkehren; alles
ist ein Aufwärts und Vorwärts, trotz allem widersprechenden Anschein. So
lautet
die Botschaft der Erleuchteten.
Die hermetischen Lehren, die mentale Erschaffung des Universums
betreffend,
sind wie folgt:
Am Beginn des Schöpfungszyklus projiziert das All in
seinem
Aspekt des "Seins" seinen Willen auf seinen Aspekt des "Werdens" und der
Schöpfungsvorgang beginnt. Es wird gelehrt, dass er darin besteht, dass
die
Schwingung herabgesetzt wird, bis ein sehr niederer Grad schwingender
Energie
erreicht ist, an welchem Punkt die gröbstmögliche Form der Materie sich
offenbart. Dieser Vorgang wird das Stadium Involution" genannt, in
welchem das All
in seine Schöpfung "eingehüllt" oder "eingewickelt" wird.
Die Hermetiker
glauben, dass die Involution dem Vorgang bei einem Künstler,
Schriftsteller oder
Erfinder entspricht, der von seiner Schöpfung so "eingehüllt" wird, dass
er beinahe
seine eigene Existenz vergisst und für eine Zeit fast "in seiner
Schöpfung lebt".
Wenn wir statt "eingehüllt" das Wort "verzückt" gebrauchen, geben wir
vielleicht
eine bessere Vorstellung, von dem, was gemeint ist."
Dieses Involutionsstadium der Erschaffung wird manchmal das "Ausströmen
der
göttlichen Energie" genannt, während das Evolutionsstadium das
"Einziehen"
genannt wird. Der extreme Pol des Schöpfungsvorgangs wird als der vom
All am weitesten entfernte angesehen, während der Anfang des Evolutionsstadiums
als
der Beginn des Rückschwungs des rhythmischen Pendels betrachtet wird,
eine
"Heimkehr"-Vorstellung, die in allen hermetischen Lehren enthalten ist.
Es wird gelehrt, dass während des "Ausströmens" die Schwingungen
langsamer
und langsamer werden, bis endlich der Hinschwung aufhört und der
Rückschwung
beginnt. Hier besteht aber der Unterschied, dass, während des
"Ausströmens" die
schöpferischen Kräfte kompakt, als Ganzes offenbar werden, sich vom
Beginn des
"Evolutions"- oder "Einziehungs" -Stadiums an sich das Gesetz der
Individualisation offenbart, d. h. die Neigung, sich in Krafteinheiten
zu trennen, so
dass endlich das, was das All als unindividualisierte Energie verließ,
zu seinem
Ursprung als zahllose, hoch entwickelte, Lebenseinheiten zurückkehrt,
die sich durch physische, mentale und spirituelle Evolution auf der Stufenleiter
höher und
höher erhoben haben.
Die alten Hermetiker gebrauchen das Wort "Meditation", wenn sie den
Vorgang
der mentalen Erschaffung des Universums im Mind des Alls beschreiben,
häufig
auch das Wort "Betrachtung", "Kontemplation"; sie scheinen damit
ausdrücken zu
wollen, dass die göttliche "Attention" in Anwendung gebracht wird.
Attention ist
aus einer lateinischen Wurzel abgeleitet, die bedeutet "sich erstrecken,
sich
ausdehnen", Attention ist daher wirklich ein "Sich-Erstrecken, eine
Ausdehnung"
mentaler Energie, so dass die zugrunde liegende Idee sogleich verstanden
wird,
wenn wir auf die wirkliche Bedeutung des Wortes Attention näher
eingehen.
Die
hermetischen Lehren betreffs des Vorganges der Evolution gehen dahin,
dass das
All, nachdem es über den Schöpfungsbeginn meditiert und so die
materiellen
Grundlagen des Universums errichtet hat, indem es diese in Existenz
gedacht hat, dann stufenweise erwacht oder sich aus seiner Meditation erhebt; dadurch
bringt
es den Vorgang der Evolution auf den materiellen, mentalen und
spirituellen
Plänen, der Reihe nach, in Gang. So beginnt die Aufwärtsbewegung - und
alles
beginnt, sich dem Geist zu nähern.
Materie wird weniger grob; die
Einheiten treten
ins Dasein; die Kombinationen beginnen sich zu bilden; Leben erscheint
und
offenbart sich in immer höheren Formen; und Mind wird immer
augenscheinlicher - die Schwingungen werden stets höher. Kurz, der ganze Vorgang der
Evolution in
all seinen Phasen beginnt und geht vor sich nach den festen Gesetzen des
"Einziehungsvorganges". Dies alles erfordert Äonen über Äonen
menschlicher
Zeit, und jedes Äon enthält zahllose Millionen von Jahren; und doch
teilen uns die
Erleuchteten mit, dass die ganze Schöpfung eines Universums, Involution
und
Evolution inbegriffen, für das All nur ist "wie ein Augenblick".
Am Ende
zahlloser
Zyklen von Äonen, zieht das All seine "Attention" - seine Kontemplation
und
Meditation - vom Universum zurück, weil das große Werk beendet ist - und
alles ist ins All zurückgezogen, von wo es ausging. Dies ist der Bericht der Erleuchteten.
Die oben gegebene Illustration von der "Meditation" des Alls ist
natürlich nur ein
Versuch der Lehrer, den unendlichen Vorgang durch ein endliches Beispiel
zu
schildern. Und doch: "Wie unten, so oben". Der Unterschied besteht nur
im Grad. Und gerade so, wie das All sich aus seiner Meditation über das Universum
erhebt,
wird der Mensch (zur gegebenen Zeit) aufhören, sich auf dem materiellen
Plan zu
manifestieren, wird er sich mehr und mehr in den ihm innewohnenden Geist
zurückziehen, welcher das "Göttliche Ego" ist.
In dieser Lektion wollen
wir noch
etwas besprechen; es ist beinahe ein Übergriff in metaphysisches
Spekulationsgebiet, obwohl wir nur zeigen wollen, wie vergeblich und
nutzlos
solche Spekulationen sind. Wir spielen auf die Frage an, die sich
unvermeidlich dem Mind aller Denker aufdrängt, welche die Wahrheit zu suchen bestrebt
sind.
Die Frage lautet: "Warum erschafft das All Universen?" Die Frage mag in
verschiedenen Formen gestellt werden, die oben angeführte aber trifft
den Kern
der Sache.
Die Menschen haben sich sehr bemüht, diese Frage zu beantworten, aber
noch
haben sie keine Antwort gefunden, die dieser Bezeichnung wert wäre.
Manche
haben sich eingebildet, das All hätte durch die Schöpfung etwas zu
gewinnen; das ist aber absurd, denn was könnte das All gewinnen, was es nicht schon
besitzt?
Andere haben die Antwort in der Idee gesucht, das All "wünsche etwas, um
es
lieben zu können". Andere meinten, das All erschaffe zu seinem
Vergnügen, zu
seiner Unterhaltung; oder weil es sich "einsam" fühlte; oder um seine
Macht zu
offenbaren. All dies sind kindische Erklärungen und Ideen, die der
kindischen
Gedankenperiode angehören.
Wieder andere haben das Geheimnis zu erklären gesucht, indem sie
annahmen,
dass das All durch seine eigene "innerliche Natur", seinen
"schöpferischen
Instinkt" sich gezwungen sah, zu schaffen. Diese Idee ist besser als die
anderen, ihr schwacher Punkt aber liegt in der Vorstellung, dass das All durch
irgend etwas
Innerliches oder Äußerliches "gezwungen wäre". Wenn seine "innerliche
Natur",
sein "schöpferischer Instinkt" es zwingen würde, etwas zu tun, dann wäre
die
"innerliche Natur", der "schöpferische Instinkt" an Stelle des Alls das
Absolute;
dieser Vorschlag ist also auch hinfällig. Und doch schafft und offenbart
sich das All und scheint eine gewisse Befriedigung dabei zu finden.
Es ist
schwer, der
Schlussfolgerung zu entgehen, das All habe in einem unendlichen Grade
etwas,
das der "inneren Natur" oder dem "schöpferischen Instinkt" im Menschen
entspricht, mit entsprechendem unendlichen Wunsch und Willen. Es könnte
nicht handeln, wenn es nicht handeln wollte; und es könnte nicht handeln
wollen, wenn
es nicht zu handeln wünschte; und es würde nicht zu handeln wünschen,
wenn es
dadurch nicht irgend eine Befriedigung erlangte. Und all dies würde
einer "inneren
Natur" angehören und könnte nach dem Gesetz der Entsprechung als
existierend
vorausgesetzt werden.
Und doch ziehen wir es vor, uns das All vollkommen
frei
von jedem - innerlichen oder äußerlichen - Einfluss handelnd zu denken.
Das ist
das Problem, das an der Wurzel der Schwierigkeit liegt - und die
Schwierigkeit, die an der Wurzel des Problems liegt.
Genau genommen, kann man beim All nicht von irgendeinem "Grund" zu
handeln
sprechen, denn ein "Grund" schließt eine "Ursache" in sich und das All
steht über
Ursache und Wirkung, ausgenommen das All will eine Ursache werden, in welchem Fall das Prinzip in Tätigkeit tritt. Ihr seht also, der
Gegenstand ist
unausdenkbar, ebenso wie das All unausdenkbar ist. Ebenso wie wir sagen,
das All
ist einfach, müssen wir auch sagen, "das All handelt, weil es handelt".
Letzten
Endes ist das All in sich selbst aller Grund-, in sich selbst alles
Gesetz; in sich
selbst alle Handlung - man kann wahrhaftig sagen, das All ist sein
eigener Grund;
sein eigenes Gesetz, seine eigene Handlung - oder noch weiter, das All,
sein
Grund, seine Handlung, sein Gesetz sind Eines, alles sind nur Namen für
dasselbe
Ding.
Nach der Meinung derer, die euch diese Lektion geben, ist die
Antwort im
inneren Selbst des All verschlossen, in seinem Wesensgeheimnis. Unserer
Meinung nach reicht das Gesetz von der Entsprechung nur bis zu jenem
Aspekt des Alls, von dem man als dem "Aspekt des Werdens" sprechen kann. Hinter
diesem Aspekt ist der "Aspekt des Seins", in dem alle Gesetze sich im
Gesetz
verlieren; alle Prinzipien im Prinzip aufgehen - und das All, das
Prinzip, das Wesen identisch, ein und dasselbe sind. Darum ist metaphysische
Spekulation über
diesen Punkt vergeblich.
Wir gehen hier auf den Gegenstand nur ein, um
zu
zeigen, dass wir die Frage kennen, ebenso wie die Absurdität der
gewöhnlichen
Antworten, die von der Metaphysik und von der Theologie gegeben werden.
Schließlich mag es für unsere Schüler interessant sein, zu hören, dass
einige alte
und neue hermetische Lehrer dazu neigten, das Prinzip der Entsprechung
auf die
Frage anzuwenden, mit dem Erfolg der Schlussfolgerung von der "inneren
Natur"; die Legende aber erzählt, dass Hermes, der Große, wenn ihm von seinen
fortgeschrittenen Schülern diese Frage gestellt wurde, antwortete, indem
er die
Lippen fest zusammenpresste und kein Wort sagte, dadurch andeutend, dass
es auf diese Frage keine Antwort gebe. Vielleicht wollte er auf das Axiom
seiner
Philosophie hinweisen: "Die Lippen der Weisheit sind verschlossen,
ausgenommen für die Ohren des Verstehens", da er glaubte, dass nicht
einmal
seine vorgeschrittenen Schüler das Verständnis besäßen, das sie
berechtigen
würde, die Lehre zu hören.
Auf jeden Fall, wenn Hermes das Geheimnis
besaß, so
teilte er es nicht mit, und so weit es die Welt betrifft, sind die
Lippen des Hermes
verschlossen. Und wo der Große Hermes zögerte zu sprechen, wie könnten Sterbliche es wagen zu lehren?
Vergesst aber nie, dass, was immer auch die Antwort auf diese Frage ist
wenn es
wirklich eine Antwort gibt, die Wahrheit bleibt: "Da alles im All ist,
ist es
gleicherweise wahr, dass das All in allem ist." Die Lehre hierüber ist
nachdrücklich. Wir fügen auch noch die Schlussworte des Zitates hinzu:
"Dem,
der diese Wahrheit wirklich versteht, ist große Weisheit gekommen."
Pläne der Entsprechung
"Wie oben, so unten, wie unten, so oben."
Das Kybalion
Das große zweite hermetische Prinzip enthält die Wahrheit, dass eine
Harmonie,
eine Übereinstimmung, eine Entsprechung zwischen den verschiedenen
Plänen
von Manifestation, Leben und Dasein besteht. Diese Wahrheit ist deshalb
eine
Wahrheit, weil alles, was im Universum eingeschlossen ist, aus derselben
Quelle
kommt, und weil dieselben Gesetze, Prinzipien und Kennzeichen für jede
Einheit
und jede Verbindung von Aktivitätseinheiten gelten, während alles seine
eigenen
Phänomene auf seinem eigenen Plan manifestiert.
Zur Erleichterung des Denkens und des Studiums teilt die hermetische
Philosophie
das Universum in drei große Klassen der Phänomene, bekannt als die drei
großen
Pläne, nämlich:
1.
der große physische Plan
2.
der große mentale Plan
3.
der große spirituelle Plan.
Diese Einteilung ist mehr oder weniger künstlich und willkürlich, weil
alle drei
Abteilungen in Wahrheit nur aufsteigende Grade der großen Stufenleiter
des
Lebens sind, deren niederster Punkt undifferenzierte Materie und deren
höchster Reiner Geist (Spirit) ist. Die einzelnen Pläne gehen auch ineinander
über, sodass
keine harte und feste Teilung gemacht werden kann zwischen den höheren
Phänomenen des Physischen und den niederen des Mentalen; oder zwischen
den
höheren des Mentalen und den niederen des Spirituellen.
Kurz, die drei großen Pläne können als drei große Gruppen von
Manifestationsgraden des Lebens angesehen werden. Der Zweck dieses
kleinen
Buches erlaubt es uns nicht, auf eine breitere Besprechung oder
Erklärung dieser verschiedenen Pläne einzugehen; wir halten es aber für richtig, eine
allgemeine
Beschreibung der Pläne zu geben.
Zu Beginn wollen wir die Frage ins Auge fassen, die so oft vom Neophyten
gestellt wird, der über die Bedeutung des Wortes "Plan" Aufklärung
wünscht; der
Ausdruck "Plan" wurde in zahlreichen neuen Werken über Okkultismus sehr
frei gebraucht und sehr dürftig erklärt. Die Frage ist im allgemeinen diese:
"Ist ein
Plan ein Ort von räumlicher Dimension oder ist er nur eine
Beschaffenheit oder
ein Zustand?" Wir antworten: "Nein, kein Ort, auch keine gewöhnliche
räumliche
Dimension; und doch mehr als ein Zustand, eine Beschaffenheit. Er kann
als eine
Beschaffenheit oder ein Zustand angesehen werden und doch ist der
Zustand oder
die Beschaffenheit ein Grad von Dimension auf einer Skala, die den Maßen
unterworfen ist. " Einigermaßen paradox, nicht wahr?
Aber lasst uns die Angelegenheit prüfen. Eine "Dimension" ist, wie ihr
wisst, ein
"Maß in gerader Linie, auf Maß bezüglich" usw. Die gewöhnlichen
Dimensionen
des Raumes sind Länge, Breite und Höhe, oder vielleicht Länge, Breite,
Höhe, Dicke oder Umfang. Es gibt aber noch eine andere Dimension erschaffener
Dinge,
oder ein "Maß in einer geraden Linie", den Okkultisten bekannt, auch den
Wissenschaftlern, obwohl die letzteren noch nicht den Ausdruck
"Dimension"
dafür angewendet haben - und diese neue Dimension, welche, nebenbei
bemerkt,
die viel begrübelte "Vierte Dimension" ist, ist der Maßstab, der bei der
Bestimmung der Grade oder "Pläne" gebraucht wird.
Diese Vierte Dimension kann die "Dimension der Schwingung" genannt
werden.
Der modernen Wissenschaft ebenso wohl wie den Hermetikern, welche die
Wahrheit in ihrem "dritten hermetischen Prinzip" niedergelegt haben, ist
es bekannt, dass "alles in Bewegung ist, alles schwingt; nichts in Ruhe
ist". Von der
höchsten Manifestation bis zur niedersten, schwingt alles und jedes. Es
schwingt
aber nicht nur in verschiedenen Bewegungsmaßen, sondern auch in
verschiedenen
Richtungen und auf verschiedene Art und Weise. Die Grade der
Schwingungsmaße bestimmen die Grade auf der Stufenleiter der
Schwingungen, mit anderen Worten, die Grade der Vierten Dimension.
Und diese Grade
bilden
das, was die Okkultisten "Pläne" nennen. Je höher der Grad des
Schwingungsmaßes, desto höher der Plan und desto höher die Manifestation
des
Lebens, das diesen Plan einnimmt. Obwohl also ein Plan weder ein "Ort"
noch
"ein Zustand oder eine Beschaffenheit" ist, besitzt er Eigenschaften,
die beiden
gemeinsam sind. In unseren folgenden Lektionen, in denen wir das
hermetische
Prinzip der Schwingung betrachten werden, werden wir mehr über die
Stufenleiter
der Schwingungen zu sagen haben.
Merkt euch indessen, dass die drei großen Pläne nicht wirkliche
Teilungen der
Phänomene des Universums sind, sondern nur willkürliche Ausdrücke, die
von
den Hermetikern gebraucht werden, um das Denken und das Studium der verschiedenen Grade und Formen universalen Lebens und universaler
Aktivität zu
erleichtern. Das Atom der Materie, die Krafteinheit, das Mind des
Menschen, und
das Wesen der Erzengel, sie alle sind nur Grade einer Stufenleiter, sind
im Grunde
dasselbe, der Unterschied besteht nur im Grad und Maß der Schwingung -
sie alle
sind Schöpfungen des Alls und haben ihr Dasein allein im unendlichen
Mind des
Alls.
Die Hermetiker unterteilen jeden der drei großen Pläne in sieben
Unterpläne, und
jeden dieser letzteren in sieben Unterabteilungen; alle diese Teilungen
sind mehr
oder weniger willkürlich, gehen ineinander über und wurden nur zur
Erleichterung wissenschaftlichen Studiums und Denkens angenommen.
Der
große physische Plan mit seinen sieben Unterplänen ist jene
Abteilung der
Phänomene des Universums, welche alles einschließt, was auf physische
oder
materielle Dinge, Kräfte und Manifestationen Bezug hat. Er schließt alle
Formen von dem, was wir Materie nennen, ein und alle Formen von dem, was wir
Energie
oder Kraft nennen. Ihr dürft aber nicht vergessen, dass die hermetische
Philosophie die Materie nicht als ein "Ding an sich" anerkennt, der
Materie keine
gesonderte Existenz im Mind des Alls zuspricht.
Es wird gelehrt, dass Materie nur eine Form von Energie ist, d. h.
Energie von
niederer Schwingung bestimmter Art. Demgemäß reihen die Hermetiker die
Materie unter Energie ein und weisen ihr drei der sieben Unterpläne des
großen
physischen Planes zu.
Diese
physischen Unterpläne sind folgende:
I. Der Plan der Materie (A)
II. Der Plan der Materie (B)
III. Der Plan der Materie (C)
IV. Der Plan der ätherischen Substanz
V. Der Plan der Energie (A)
VI. Der Plan der Energie (B)
VII. Der Plan der Energie (C)
Der
Plan der Materie (A) umfaßt die Formen der Materie in ihren Formen
der
festen, flüssigen und gasförmigen Körper, wie sie allgemein in den
physikalischen
Lehrbüchern genannt werden.
Der
Plan der Materie (B) umfaßt gewisse
höhere
und subtilere Formen der Materie, deren Existenz die moderne
Wissenschaft erst
jetzt anerkennt. (Die Phänomene der strahlenden Materie in ihren Phasen
von
Radium usw. gehören den niederen Unterabteilungen dieses Unterplanes
an.)
Der
Plan der Materie (C) umfaßt Formen der subtilsten und dünnsten Materie,
deren
Existenz von den gewöhnlichen Gelehrten nicht einmal vermutet wird.
Der
Plan
der ätherischen Substanz umfaßt das, von dem die Wissenschaft als Äther
spricht, eine Substanz äußerster Dünnheit und Elastizität, welche den ganzen Raum
des
Universums durchdringt und als Medium für die Weiterleitung von
Energiewellen
(Licht, Wärme, Elektrizität usw.) dient. Diese ätherische Substanz
bildet ein
Verbindungsglied zwischen (sogenannter) Materie und Energie und hat an
der
Natur beider teil. Die hermetischen Lehren teilen uns übrigens mit, dass
auch
dieser Plan sieben Unterabteilungen hat (wie alle anderen Unterpläne)
und dass es
tatsächlich sieben Äther gibt, nicht nur einen.
Als nächster nach dem Plan der ätherischen Substanz kommt der
Plan der
Energie
(A), welcher die gewöhnlichen der Wissenschaft bekannten Energieformen
umfaßt; seine sieben Unterpläne sind beziehungsweise Wärme, Licht, Magnetismus, Elektrizität und Anziehung (eingeschlossen Gravitation,
Kohäsion,
chemische Affinität usw.) und mehrere andere Energieformen, die durch
wissenschaftliche Experimente schon angezeigt, aber bis jetzt noch nicht
benannt
oder klassifiziert worden sind.
Der
Plan der Energie (B) umfaßt
Unterpläne
höherer Energieformen, die bis jetzt von der Wissenschaft noch nicht
entdeckt
worden sind. Diese Energieformen wurden die "feineren Naturkräfte"
genannt; von ihnen wird gesagt, dass sie bei der Manifestation gewisser Formen
mentaler
Phänomene am Werk sind; durch sie werden solche Phänomene möglich.
Der
Plan
der Energie (C) umfaßt sieben Unterpläne von Energie, die so hoch
organisiert ist,
dass sie manche für das "Leben" charakteristische Merkmale trägt. Diese
Energie
wurde vom Mind der Menschen auf dem gewöhnlichen Entwicklungsplan noch nicht erkannt, sie ist nur für Wesen des spirituellen Planes verfügbar -
solche
Energie ist für den gewöhnlichen Menschen unausdenkbar und kann beinahe
als
"göttliche Macht" angesehen werden. Die Wesen, welche sie anwenden,
sind,
verglichen mit den höchsten uns bekannten Menschentypen, wie "Götter".
Der
große mentale Plan umfaßt sowohl Formen "lebender Dinge", die uns im gewöhnlichen Leben bekannt sind, als auch andere Formen, die ausgenommen
die
Okkultisten - nicht so bekannt sind. Die Klassifikation der sieben
mentalen
Unterpläne ist mehr oder weniger befriedigend und willkürlich (wenn sie
nicht von
kunstvollen Erklärungen begleitet wird, die dem Zweck dieses Werkes
fremd
sind), wir wollen sie aber doch erwähnen. Die Pläne sind folgende:
I. Der Plan des Mineral-Mind
II. Der Plan des Elemental-Mind (A)
III. Der Plan des Pflanzen-Mind
IV. Der Plan des Elemental-Mind (B)
V. Der Plan des Tier-Mind
Vl. Der Plan des Menschen-Mind.
Der
Plan des Mineral-Mind umfasst die "Zustände und Beschaffenheit",
Einheiten
oder Wesen, oder Gruppen und Kombinationen derselben, welche die Formen
beleben, die uns als "Mineralien, Chemikalien" usw. bekannt sind. Diese
Wesen
dürfen nicht mit den Molekülen, Atomen und Körperteilchen selbst
verwechselt
werden; diese letzteren sind nur die materiellen Körper oder Formen
dieser
Wesen, ebenso, wie der menschliche Körper nur eine materielle Form und
nicht
der Mensch "selbst" ist. Diese Wesen können in gewissem Sinne "Seelen"
genannt
werden und sind Lebewesen eines geringen Grades von Entwicklung, Leben
und
Mind - nur wenig höher als die Einheiten "lebender Energie", welche die
höheren
Unterabteilungen des höchsten physischen Planes umfassen.
Das Durchschnittsmind schreibt dem Mineralreich gewöhnlich weder Mind,
noch
Seele, noch Leben zu, die Okkultisten aber wissen, dass im Mineralreich
Mind,
Seele, Leben existiert und die moderne Wissenschaft nähert sich in
dieser
Beziehung rasch der Ansicht der Hermetiker. Die Moleküle, Atome und
Körperteilchen haben "ihre Liebe und ihren Hass", "Gefallen und
Missfallen",
"Anziehung und Abstoßung" ",Affinität und Nicht Affinität" usw. Manche
der
kühnsten modernen Gelehrten haben die Meinung geäußert, dass Wunsch und
Wille, Gemütsbewegungen und Gefühle der Atome sich von denen der
Menschen
nur im Grade unterscheiden. Uns fehlen Zeit und Raum, um dies hier zu
beweisen.
Alle Okkultisten kennen es als Tatsache und andere verweisen zu
Außenseiterbestätigung auf neuere wissenschaftliche Werke.
Es gibt auch auf diesem Plan die üblichen sieben Unterabteilungen.
Der
Plan des
Elemental-Mind (A) umfaßt den Zustand oder die Beschaffenheit und den
Grad
mentaler und vitaler Entwicklung einer Klasse von Wesen, die dem
Durchschnittsmenschen unbekannt, den Okkultisten aber wohlbekannt sind.
Sie sind für die gewöhnlichen Sinne des Menschen unsichtbar,
nichtsdestoweniger
existieren sie aber und spielen im Drama des Universums ihre Rolle. Der
Grad
ihrer Intelligenz steht zwischen der Intelligenz der mineralischen und
chemikalischen Wesen einerseits und der Wesen des Pflanzenreiches
andererseits.
Auch auf diesem Plan gibt es sieben Unterabteilungen. Der
Plan des
Pflanzen-Mind in seinen sieben Unterabteilungen umfaßt die Zustände und
Beschaffenheiten der Wesen des Pflanzenreiches, deren vitale und mentale Phänomene dem Menschen von durchschnittlicher Intelligenz ziemlich gut
bekannt sind; im Lauf der letzten zehn Jahre wurden ja viele neue,
interessante
wissenschaftliche Werke über "Mind und Leben der Pflanzen"
veröffentlicht. Die
Pflanzen haben Leben, Mind und "Seele" ebenso wohl wie die Tiere,
Menschen
und Übermenschen.
Der
Plan des Elemental-Mind (B) umfaßt in seinen sieben Unterabteilungen
die Zustände und Beschaffenheiten höherer Formen von "Elementalen" oder
unsichtbaren Wesen, welche ihre Rolle im Werk des Universums spielen;
deren Mind und Leben bildet einen Teil der Stufenleiter zwischen dem Plan des
Pflanzen-Mind und dem Plan des Tier-Mind; diese Wesen haben an der Natur
beider Anteil.
Der
Plan des Tier-Mind umfaßt in seinen Unterabteilungen die Zustände
und
Beschaffenheiten von Wesen oder Seelen, welche die uns allen bekannten
tierischen Lebensformen beseelen. Es ist nicht notwendig, diesen
Lebensplan, das Tierreich näher zu besprechen, da uns die Tierwelt ebenso vertraut ist,
wie unsere
eigene.
Der
Plan des Elemental-Mind (C) umfaßt in seinen sieben Unterabteilungen
jene
Wesen, die unsichtbar wie alle Elementale - an der Natur des in unserer
Besprechung der sieben mentalen Unterpläne haben wir nur allgemein auf
die drei Elemental-Pläne verwiesen. In diesem Werk können wir in Bezug auf diese
Pläne
nicht ins Detail gehen, denn es gehört nicht in diesen Teil der
allgemeinen
Philosophie und Lehre.
Wir sagen aber noch folgendes, um euch eine etwas klarere Vorstellung von den Beziehungen dieser Pläne zu den bekannteren
zu
geben: die Elemental-Pläne haben zu den Plänen des mineralischen,
pflanzlichen, tierischen und menschlichen Lebens und deren Mentalität dieselbe
Beziehung, wie
die schwarzen Tasten des Klaviers zu den weißen.
Die weißen Tasten
genügen,
um Musik hervorzubringen, es gibt aber bestimmte Tonleitern, Melodien
und
Harmonien, in welchen die schwarzen Tasten ihre Rolle spielen und in
denen ihre
Gegenwart notwendig ist. Die Elemental-Pläne sind notwendig als
"Bindeglieder"
von Seelenbeschaffenheiten, Wesenszuständen usw. zwischen den einzelnen
anderen Plänen, da gewisse Entwicklungsformen auf ihnen erreicht sind; -
dem
Leser, der zwischen den Zeilen lesen kann, wird diese letzte Tatsache
ein neues Licht auf die Entwicklungsvorgänge werfen und ihm einen neuen Schlüssel
geben
für die Geheimtüren der "Sprünge des Lebens" zwischen Naturreich und Naturreich.
Alle Okkultisten kennen die großen Elementalreiche genau,
viele
esoterische Schriften erwähnen diese Reiche häufig. Die Leser von
Bulwers
"Zanoni"
und ähnlicher Erzählungen werden die Wesen, welche diese Lebenspläne bewohnen, kennen.
Wenn wir in unserer Betrachtung vom großen mentalen Plan zum großen
spirituellen Plan übergehen, was sollen wir da sagen? Wie können wir
diese
höheren Zustände von Sein, Leben und Mind solchen Minds erklären, die
noch unfähig sind, die höheren Unterabteilungen des Planes des Menschen-Mind
zu
erfassen und zu verstehen? Die Aufgabe ist unmöglich. Wir können von
diesem
Plan nur ganz allgemein sprechen. Wie kann man einem Blindgeborenen das
Licht beschreiben, wie einem Menschen, der niemals etwas Süßes gekostet hat,
den
Zucker, wie einem Taubstummen die Harmonie?
Alles, was wir sagen können, ist, dass die sieben Unterpläne des großen
spirituellen Planes (von denen jeder seine sieben Unterabteilungen hat)
Wesen
umfaßt, deren Leben, Mind und Form über das des Menschen unserer Zeit so
hoch
erhaben ist, als letzteres erhaben ist über den Wurm, das Mineral, ja
sogar gewisse
Formen von Energie oder Materie. Das Leben dieser Wesen überragt unser
Leben so weit, dass wir die Details ihres Lebens nicht einmal denken können;
ihr Mind
überragt unser Mind so weit, dass wir für sie kaum zu "denken" scheinen
und
unsere mentalen Vorgänge für sie wie materielle Vorgänge erscheinen.
Die
Materie, aus der ihre Formen zusammengesetzt sind, gehört den höchsten
materiellen Plänen an, ja von manchen Wesen wird gesagt, sie seien in
reine
Energie gekleidet". Was kann von solchen Wesen gesagt werden?
Auf den sieben Unterplänen des großen spirituellen Planes existieren
Wesen, von
denen wir als von Engeln, Erzengeln, Halbgöttern sprechen. Auf den
niederen
Unterplänen wohnen jene großen Seelen, die wir Meister und Adepten
nennen; nach diesen kommen die großen Hierarchien der englischen Heerscharen,
für den
Menschen unausdenkbar; und nach diesen kommen jene Wesen, die wir - ohne
eine Unehrerbietigkeit zu begehen -"Götter" nennen dürfen, so hoch
stehen sie auf
der Stufenleiter der Lebewesen; ihr Wesen, ihre Intelligenz und ihre
Macht gleicht
der, die von den Menschen der Gottheit zugeschrieben wird.
Der höchste
Gedankenflug menschlicher Phantasie kann diese Wesen nicht erreichen,
nur das
Wort "göttlich" ist auf sie anwendbar. Viele dieser Wesen, ebenso wohl
wie die
englischen Heerscharen haben größtes Interesse an den Vorgängen im
Universum und spielen darin eine wichtige Rolle. Diese unsichtbaren Gottheiten und
englischen Helfer üben ihren Einfluss auf den Evolutionsprozess und den kosmischen Fortschritt frei und machtvoll aus. Ihr gelegentliches
Dazwischentreten und ihr gelegentlicher Beistand bei menschlichen
Angelegenheiten haben zu den zahlreichen Legenden, Glauben, Religionen
und Traditionen vergangener und gegenwärtiger Rassen geführt.
Durch ihr
Wissen und
durch ihre Macht haben sie wieder und immer wieder auf die Welt
eingewirkt,
natürlich immer nur nach dem Gesetz des Alls.
Und doch, auch die höchsten dieser
fortgeschrittenen Wesen existieren nur
im Mind des Alls - als seine Schöpfungen - und sind den kosmischen
Prozessen und
den Gesetzen des Universums unterworfen. Sie sind noch sterblich. Wir
dürfen sie
"Götter" nennen, wenn wir wollen, aber sie sind doch nur unsere älteren
Brüder, die vorgeschrittenen Seelen, welche ihre Brüder überholt haben, und
welche die
Entzückung des Aufgehens im All vorübergehen ließen, um den Menschen auf ihrer Reise entlang des Pfades helfen zu können.
Sie gehören aber dem
Universum
an, sind seinen Bedingungen unterworfen - sie sind sterblich - und ihr
Plan ist
unter dem Plan des Absoluten Geistes.
Nur die
fortgeschrittensten Hermetiker sind fähig, die inneren Lehren
über den
Existenzzustand auf den spirituellen Plänen und über die Macht, die sich
auf
diesen Plänen manifestiert, zu erfassen. Die Phänomene des spirituellen
Planes
sind so viel höher als die des mentalen Planes, dass nur eine Verwirrung
der
Vorstellungen entstehen könnte, wollten wir versuchen, sie zu
beschreiben. Nur
jene Menschen, die durch Jahre ihr Mind im Sinne der hermetischen
Philosophie
geübt haben, ja nur solche, welche aus anderen Inkarnationen früher
erworbenes
Wissen mitgebracht haben, können verstehen, was unter den Lehren über
die spirituellen Pläne gemeint ist.
Und viele dieser inneren Lehren werden
von den
Hermetikern für zu heilig, zu wichtig und sogar zu gefährlich gehalten,
als dass sie
öffentlich bekannt gegeben würden. Der intelligente Schüler wird
verstehen, was wir meinen, wenn wir feststellen, dass "Spirit" - wie es von den
Hermetikern
gebraucht wird, - gleichbedeutend ist mit "lebende Macht", "beseelte
Kraft", "innere Essenz", "Lebensessenz" usw. Diese Bedeutung darf nicht
verwechselt werden mit der gewöhnlich in Verbindung mit diesem Ausdruck
angewendeten,
das heißt "religiös, kirchlich, spirituell, ätherisch, heilig" usw.
Der
Okkultist
gebraucht das Wort "Spirit" im Sinne von "belebendes Prinzip", welches
die Idee
von "Macht, lebender Energie, mystischer Kraft" usw. in sich trägt. Die
Okkultisten wissen auch, dass das, was als "spirituelle Macht" bekannt
ist, im
schlechten, ebenso wie im guten Sinne angewendet werden kann, (in
Übereinstimmung mit dem Prinzip der Polarität), eine Tatsache, die von
den
meisten Religionen in ihren Vorstellungen von Satan, Belzebub, Teufel,
Luzifer,
den gefallenen Engeln usw. anerkannt wurde.
Das Wissen von diesem Plan
wurde
in allen esoterischen Bruderschaften und okkulten Orden im
Allerheiligsten, im
Geheimraum des Tempels gehütet. Dies aber möge hier gesagt werden: jene,
die
hohe spirituelle Macht erlangt und dieselbe missbraucht haben, haben ein
schreckliches Schicksal zu erwarten, der Schwung des rhythmischen
Pendels wird
sie unvermeidlich zum fernsten Extrem materieller Existenz
zurückschwingen,
von wo aus sie ihre Schritte wieder zurück, dem "Spirit" entgegen lenken
müssen.
Sie müssen all die ermüdenden Runden des Pfades durchschreiten, wobei
ihre
Qual dadurch vergrößert sein wird, dass sie immer die Erinnerung an jene
Höhen
in sich tragen, aus denen sie infolge ihrer eigenen bösen Handlungen
gestürzt sind.
Alle vorgeschrittenen Okkultisten wissen, dass die Legenden von den
gefallenen
Engeln auf Tatsachen beruhen. Das selbstsüchtige Streben nach Macht auf
den
spirituellen Plänen fährt unvermeidlich zu dem Ergebnis, dass die
selbstsüchtige Seele ihr spirituelles Gleichgewicht verliert und soweit zurückfällt,
als sie sich
vordem erhoben hatte. Aber auch solchen Seelen ist Gelegenheit zu einer
Rückkehr geboten, - solche Seelen machen die Rückreise, auf der sie die
schreckliche Strafe nach dem unveränderlichen Gesetz zahlen.
Zum Schluss wollen wir euch noch einmal daran erinnern, dass nach dem
Prinzip
der Entsprechung, welches die Wahrheit enthält: "Wie oben, so unten, wie
unten,
so oben", alle sieben hermetischen Prinzipien auf all den zahlreichen
physischen,
mentalen und spirituellen Plänen in voller Wirksamkeit sind.
Das Prinzip
von der
mentalen Substanz ist natürlich auf alle Pläne anwendbar, weil alle im
Mind des Alls gehalten werden.
Das Prinzip der Entsprechung manifestiert sich auf
allen
Plänen, weil zwischen den einzelnen Plänen Übereinstimmung, Harmonie und
Entsprechung besteht.
Das Prinzip der Schwingung manifestiert sich auf
allen
Plänen, beruhen doch die Unterschiede, welche die "Pläne" bilden, selbst
auf der
Schwingung, wie oben erklärt wurde.
Das Prinzip der Polarität
manifestiert sich
auf jedem Plan, da die Extreme der Pole augenscheinlich entgegengesetzt
und
widersprechend sind.
Das Prinzip des Rhythmus manifestiert sich auf jedem Plan, da die
Bewegung der Phänomene ihre Ebbe und Flut, ihr Steigen und Fallen, ihr
Eingehen und Ausgehen hat.
Das Prinzip von Ursache und Wirkung
manifestiert
sich auf jedem Plan, da jede Wirkung ihre Ursache und jede Ursache ihre
Wirkung
hat.
Das Prinzip des Geschlechts manifestiert sich auf jedem Plan, da
sich die
schöpferische Energie immer manifestiert und nach ihren männlichen und
weiblichen Aspekten wirkt.
"Wie oben, so unten, wie unten, so oben." Dieses Jahrhunderte alte hermetische Axiom enthält eines der größten
Prinzipien
des Universums. Je weiter wir in unserer Betrachtung der übrigen
Prinzipien
fortschreiten, desto klarer werden wir die Wahrheit der universellen
Natur dieses
großen Prinzips der Entsprechung sehen.
Schwingung
"Nichts ruht, alles bewegt sich; alles schwingt."
Das Kybalion
Das große dritte hermetische Prinzip - das Prinzip der Schwingung -
enthält die
Wahrheit, dass in allem im Universum sich Bewegung manifestiert, dass
nichts in
Ruhe ist - dass alles sich bewegt, schwingt und kreist. Dieses
hermetische Prinzip wurde von einigen der alten griechischen Philosophen erkannt, welche es
in ihr
System einbauten. Dann aber verloren es die Denker außerhalb der
hermetischen
Reihen für Jahrhunderte aus den Augen. Im neunzehnten Jahrhundert aber
wurde
die Wahrheit von der physikalischen Wissenschaft wieder entdeckt, und
die
wissenschaftlichen Entdeckungen des zwanzigsten Jahrhunderts haben neue Beweise für die Richtigkeit und Wahrheit dieser Jahrhunderte alten Lehre
geliefert.
Die hermetischen Lehren sagen uns, dass nicht nur alles in fortwährender
Bewegung und Schwingung ist, sondern dass die Unterschiede zwischen den
einzelnen Manifestationen der universalen Macht nur in den verschiedenen Maßen und Arten der Schwingungen bestehen. Aber nicht nur dies, sogar
das All,
in sich selbst, manifestiert eine fortwährende Schwingung von so
unendlicher
Intensität und so schneller Bewegung, dass es praktisch als in Ruhe
befindlich
angesehen werden kann; die Lehrer machen die Schüler auf die Tatsache
aufmerksam, dass sogar auf dem physischen Plan ein Gegenstand, der sich
rasch bewegt (z. B. ein sich drehendes Rad) uns ruhig erscheint.
Nach den
hermetischen
Lehren ist "Spirit" an einem Pol der Schwingung, am anderen Pol sind
gewisse
Formen von Materie. Zwischen diesen beiden Polen sind Millionen über
Millionen verschiedener Schwingungsmaße und Schwingungsarten.
Die moderne Wissenschaft hat bewiesen, dass alles, was wir Materie und
Energie
nennen, nur "Arten schwingender Bewegung" sind, und manche
fortschrittliche
Gelehrte nähern sich rasch der Ansicht der Okkultisten, welche auch die Phänomene des Mind für Arten von Schwingung oder Bewegung halten. Sehen
wir zu, was die Wissenschaft über die Schwingungen in Materie und
Energie zu
sagen hat.
Fürs erste lehrt die Wissenschaft, dass alle Materie in gewissem Grade
die
Schwingungen manifestiert, die durch Temperatur oder Wärme entstehen.
Ist ein
Gegenstand heiß oder kalt - beides sind nur Grade desselben Dinges -, er manifestiert gewisse Wärmeschwingungen und ist in diesem Sinne in
Bewegung
und Schwingung. Vom Körperchen bis zu den Sonnen sind alle Teile der
Materie
in kreisender Bewegung. Die Planeten drehen sich um die Sonne und viele
von
ihnen drehen sich um ihre eigene Achse.
Die Sonnen bewegen sich um
größere
Mittelpunkte, von diesen Mittel punkten glaubt man, dass auch sie sich
um noch größere bewegen und so weiter, bis ins Unendliche. Die Moleküle, aus
denen die
einzelnen Arten der Materie zusammengesetzt sind, sind in einem Zustand
fortwährender Schwingung und Bewegung umeinander und gegeneinander. Die
Moleküle sind aus Atomen zusammengesetzt, welche gleicherweise in einem Zustand
andauernder Bewegung und Schwingung sind.
Die Atome sind aus
Körperteilchen, manchmal "Elektronen", "Ionen" genannt, zusammengesetzt,
welche auch in einem Zustand rascher Bewegung sind, sich umeinander
drehen,
und eine sehr rasche Schwingungsart manifestieren. So sehen wir, dass,
in Übereinstimmung mit dem hermetischen Prinzip der Schwingung, alle Formen
der Materie Schwingung manifestieren.
Und so ist es auch mit den verschiedenen Formen der Energie. Die
Wissenschaft
lehrt, dass Licht, Wärme, Magnetismus und Elektrizität nur Formen
schwingender
Bewegung sind, in gewisser Weise mit dem Äther zusammenhängend, wahrscheinlich vom Äther ausgehend. Der Wissenschaft ist es bis jetzt
noch nicht
gelungen, die Natur der Phänomene zu erklären, die als Kohäsion,
chemische
Affinität und Gravitation bekannt sind.
Kohäsion ist das Prinzip der
Molekular-Anziehung, chemische Affinität ist das Prinzip der
Atom-Anziehung;
Gravitation (das größte Geheimnis unter den dreien) ist das Prinzip der
Anziehung, durch welche jeder Teil und jede Masse von Materie an jeden
anderen Teil und jede andere Masse gebunden ist. Diese drei Energieformen werden
von
der Wissenschaft noch nicht verstanden, doch neigen die Fachautoren zu
der Ansicht, dass auch sie Manifestationen einer Form von schwingender
Energie
sind, eine Tatsache, welche von den Hermetikern seit undenklichen Zeiten
erkannt und gelehrt wurde.
Der universale Äther, der von der Wissenschaft vorausgesetzt wird, ohne
dass sie
seine Natur klar verstehen würde, wird von den Hermetikern als eine
höhere
Manifestation dessen angesehen, was irrtümlich Materie genannt wird -
das will sagen, als Materie von höherem Schwingungsgrad - und wird von ihnen
"ätherische Substanz" genannt. Die Hermetiker lehren, dass diese
ätherische
Substanz von außerordentlicher Dünnheit und Elastizität ist, den
universalen Raum durchdringt und als Übertragungsmedium für Wellen schwingender
Energie (Wärme, Licht, Elektrizität, Magnetismus usw.) dient.
Die Lehren
gehen
dahin, dass die ätherische Substanz ein Bindeglied ist zwischen den als
"Materie"
bekannten Formen schwingender Energie einerseits und "Energie und Kraft"
andererseits; auch dass sie einen nach Maß und Art vollständig eigenen Schwingungsgrad manifestiert.
Um die Wirkung zunehmender Schwingungsmaße zu zeigen, haben die
Gelehrten
die Illustration durch ein Rad, durch einen Kreisel oder einen Zylinder
in rascher
Bewegung gewählt. Es wird dabei vorausgesetzt, dass ein Rad, ein Kreisel
oder ein sich drehender Zylinder mit geringer Geschwindigkeit läuft - wir
wollen bei
der Besprechung des ganzen Vorgangs dieses sich drehende Ding "den
Gegenstand" nennen.
Nehmen wir also an, der Gegenstand bewege sich
zunächst
langsam. Man kann die Bewegung gut sehen, aber kein Laut von dieser
Bewegung erreicht unser Ohr. Die Geschwindigkeit nimmt nach und nach zu. Nach einigen Augenblicken wird die Bewegung so schnell, dass ein tiefes
Brummen oder eine tiefe Note hörbar wird. Wenn dann die Geschwindigkeit
noch
weiter wächst, wird ein der musikalischen Tonleiter angehörender Ton
erzeugt.
Bei weiterer Steigerung der Geschwindigkeit kann man den nächst
folgenden Ton
unterscheiden. Und so kommen - einer nach dem andern - alle die Töne der
Tonleiter, je mehr die Bewegung sich steigert, desto höher werden die
Töne.
Wenn die Bewegung schließlich einen gewissen Grad erreicht hat, ist der
höchste, für das menschliche Ohr noch vernehmbare Ton erreicht, der schrille,
durchdringende Schrei erstirbt und Stille folgt. Kein Laut des sich
drehenden
Gegenstandes wird gehört, da das Maß der Bewegung so hoch geworden ist,
dass
das menschliche Ohr die Schwingungen nicht mehr aufnehmen kann. Dann
empfinden wir zunehmende Wärme.
Nach einiger Zeit erreicht das Auge
einen
flüchtigen Schimmer des Gegenstandes, der eine trübe, stumpfe rötliche
Farbe
angenommen hat. Mit wachsender Geschwindigkeit wird das Rot heller und
geht
später in Orange über. Dann folgen nach und nach die Schattierungen von
Grün,
Blau, Indigo und schließlich Violett. Die Geschwindigkeit nimmt immer
weiter
zu. Es vergeht das Violett, alle Farben verschwinden, das menschliche
Auge kann
sie nicht aufnehmen. Vom sich drehenden Gegenstand gehen aber
unsichtbare
Strahlen aus, die Strahlen, die in der Photographie verwendet werden und
noch andere feine Lichtstrahlen.
Dann beginnen sich besondere, als
Röntgenstrahlen
bekannte Strahlen zu manifestieren, da sich die Körperbeschaffenheit des Gegenstandes geändert hat. Wenn das zugehörige Schwingungsmaß erreicht
ist, werden Elektrizität und Magnetismus ausgesendet.
Wenn dann der Gegenstand ein bestimmtes Schwingungsmaß erreicht hat,
zerfallen seine Moleküle und lösen sich in die ursprünglichen Elemente
und
Atome auf. Dem Prinzip der Schwingung folgend, werden die Atome in die zahllosen Teilchen (Elektronen), aus denen sie zusammengesetzt sind,
getrennt.
Und schließlich verschwinden auch die Elektronen und man kann sagen, der
Gegenstand wird aus der ätherischen Substanz zusammengesetzt.
Die
Wissenschaft wagt es nicht, die Illustration noch weiter zu verfolgen,
die
Hermetiker aber lehren, dass, wenn die Schwingungen andauernd anwachsen
würden, der Gegenstand die folgenden Manifestationsstadien erreichen
würde und der Reihe nach die verschiedenen mentalen Stufen manifestieren würde,
dem
"Spirit" immer näher käme und endlich wieder ins All eingehen würde, das
absoluter Spirit ist.
Lange bevor er die Stufe ätherischer Substanz
erreicht hat, hat
der "Gegenstand" jedoch aufgehört, ein "Gegenstand" zu sein.
Andererseits aber
ist die Illustration doch richtig, sofern sie die Wirkung andauernd
gesteigerten
Schwingungsmaßes zeigt. Bei der oben gegebenen Illustration darf man
nicht
vergessen, dass in den Stadien, in denen der "Gegenstand" Schwingungen
von
Licht, Wärme, usw. aussendet, er nicht wirklich in diese Energieformen
aufgelöst
wurde (diese Energieformen stehen auf einer viel höheren Stufe); er
erreicht
einfach einen Schwingungsgrad, in welchem diese Energieformen, bis zu
einem
gewissen Grad, von den beschränkenden (confining, ihn begrenzenden)
Einflüssen seiner Moleküle, Atome und
Elektronen befreit werden.
Obwohl
diese
Energieformen viel höher stehen als Materie, sind sie doch in die
materiellen
Verbindungen eingeschlossen dadurch, dass sie sich durch materielle
Formen
manifestieren und sie gebrauchen. Dadurch aber werden sie in ihre
Schöpfungen materieller Formen verwickelt und eingesperrt, was bis zu einem gewissen
Grad
bei allen Schöpfungen der Fall ist: die schöpferische Kraft wird in ihre
Schöpfung involviert.
Die hermetischen Lehren gehen aber viel weiter als die moderne
Wissenschaft.
Sie lehren, dass alle Manifestationen von Gedanken, Gefühlen, Verstand,
Wille
oder Wunsch, oder mentalen Zuständen und Beschaffenheiten von
Schwingungen begleitet werden, von denen ein Teil ausgesendet wird und die Minds
anderer Personen durch "Induktion" beeinflussen kann. Dies ist das Prinzip, das
die
Erscheinungen der "Telepathie" hervorruft, mentalen Einfluss und andere
Formen
von Wirkung und Macht von Mind über Mind. Infolge der weiten Verbreitung
okkulten Wissens durch die verschiedenen Schulen, Kulte und Lehrer in
unserer Zeit wird das Publikum mit diesen Erscheinungen rasch bekannt.
Jeder Gedanke, jedes Gefühl oder jeder mentale Zustand hat sein
entsprechendes
Maß und seine entsprechende Art der Schwingung. Und durch eine
Anstrengung
des Willens der Person selbst oder anderer Personen können diese
mentalen Zustände reproduziert werden, ebenso wie ein musikalischer Ton erzeugt
werden
kann, indem man ein Instrument in einem bestimmten Maße schwingen lässt,
-
wie auch eine Farbe auf dieselbe Weise reproduziert werden kann.
Durch
die
Kenntnis des Prinzips der Schwingung, angewendet auf mentale Phänomene,
kann man sein Mind auf jeden erwünschten Schwingungsgrad polarisieren,
und so
eine vollkommene Herrschaft über seine mentalen Zustände, Stimmungen
usw. erlangen. Auf dieselbe Weise kann man auch die Minds anderer
beeinflussen,
indem man die gewünschten, mentalen Zustände in ihnen hervorruft. Kurz
gesagt, man kann fähig sein, auf dem mentalen Plan das hervorzurufen, was
Wissenschaft
auf dem physischen Plan erzeugt, nämlich "Schwingungen nach dem Willen".
Diese Macht kann man natürlich nur durch besonderen Unterricht, durch
Übungen und durch Praxis usw. erlangen, denn sie ist die Wissenschaft
mentaler
Transmutation, ein Zweig der hermetischen Kunst.
Ein kurzes Überlegen dessen, was wir gesagt haben, wird dem Schüler
zeigen,
dass das Prinzip der Schwingung den wunderbaren machtvollen Phänomenen
zugrunde liegt, welche von den Meistern und Adepten manifestiert werden.
Die Meister und Adepten können scheinbar die Naturgesetze unwirksam machen,
in
Wirklichkeit aber gebrauchen sie nur ein Gesetz gegen ein anderes; ein
Prinzip
gegen andere Prinzipien. Sie erzielen ihre Erfolge dadurch, dass sie die
Schwingungen von materiellen Gegenständen oder von Energieformen
verändern,
und so das vollbringen, was gewöhnlich "Wunder" genannt wird.
Sehr wahr sagt ein alter hermetischer Schriftsteller: "Wer das Prinzip
der
Schwingung versteht, hat das
Zepter der Macht erlangt."
Polarität
"Alles ist zweifach; alles hat Pole; alles hat seine zwei Gegensätze;
Gleich und
Ungleich ist dasselbe; Gegensätze sind ihrer Natur nach identisch, nur
im Grad
verschieden; Extreme begegnen einander; alle Wahrheiten sind nur
Halb-Wahrheiten, alle Paradoxe können in Übereinstimmung gebracht
werden."
Das Kybalion
Das große vierte hermetische Prinzip der Polarität enthält die Wahrheit,
dass alle
manifestierten Dinge "zwei Seiten" haben, "zwei Aspekte", "zwei Pole",
"zwei
Gegensätze" mit mannigfaltigen Stufen zwischen den beiden Extremen. Die
alten Paradoxa, die immer das Mind des Menschen verblüfft haben, werden durch
das
Verstehen dieses Prinzips erklärt.
Der Mensch hat schon immer etwas von
diesem
Prinzip Verwandtes erkannt und hat es in Sprichwörtern, Maximen und
Aphorismen auszudrücken gesucht, wie z. B. "Alles ist und ist nicht zur
gleichen
Zeit"; "Alle Wahrheiten sind nur Halb-Wahrheiten"; "Jede Wahrheit ist
halb
falsch"; "Jedes Ding hat zwei Seiten"; "Jedes Schild hat eine
Kehrseite"; usw. usw.
Die hermetischen Lehren gehen dahin, dass der Unterschied zwischen
Dingen, die
scheinbar diametral entgegengesetzt sind, nur im Grade besteht. Sie
lehren, dass die "zwei Gegensätze mit einander versöhnt werden können"; und dass
"Thesis und Antithesis ihrer Natur nach identisch sind, nur im Grade
verschieden"; und
dass "die universale Versöhnung der Gegensätze durch die Erkenntnis des
Prinzips der Polarität erreicht werden kann".
Die Lehrer machen darauf
aufmerksam, dass
Illustrationen für dieses Prinzip leicht gefunden werden können, und
zwar durch
eingehende Prüfung der wahren Natur jedes Dings. Vorerst zeigen sie uns,
dass "Spirit" und Materie nur die beiden Pole desselben Dinges sind, die
Mittelpläne
nur Schwingungsgrade. Sie zeigen, dass das All und das Vielerlei
dasselbe sind,
dass der Unterschied nur im Grade der mentalen Manifestation besteht. So
sind auch das Gesetz und die Gesetze die entgegengesetzten Pole desselben
Dinges,
gleicherweise das Prinzip und die Prinzipien, das unendliche Mind und
die
endlichen Minds.
Eingehend auf den physischen Plan, illustrieren die Lehrer das Prinzip,
indem sie
zeigen, dass Hitze und Kälte der Natur nach identisch sind, die
Unterschiede nur
im Grade bestehen. Das Thermometer zeigt viele Temperaturgrade, der
niederste Pol wird "Kälte", der höchste Pol "Hitze" genannt. Zwischen diesen
beiden Polen
sind viele Grade von "Wärme" und "Kälte", man kann sie so oder so
nennen, man hat immer recht. Der höhere von zwei Graden ist immer "wärmer", während
der
niedere immer "kälter" ist. Es gibt keinen absoluten Maßstab, alles ist
nur vom
Grade abhängig. Es gibt keinen Punkt am Thermometer, wo Wärme aufhört
und
Kälte beginnt.
Es ist alles nur höhere oder niedere Schwingung. Die
Ausdrücke
"hoch" und "nieder" selbst, die wir gezwungenermaßen verwenden, sind nur
Pole
desselben Dinges - die Ausdrücke sind relativ. So ist es auch mit "Ost"
und "West" - reist in östlicher Richtung rund um die Erde und ihr werdet
einen Punkt
erreichen, der an eurem Ausgangspunkt Westen heißt, und ihr kehrt von
diesem
westlichen Punkt zurück. Wenn ihr weit genug gegen Norden reist, werdet
ihr euch auf einmal gegen Süden reisend finden, oder umgekehrt.
Licht
und Dunkelheit sind Pole desselben Dinges, mit vielen Zwischengraden.
Die
Tonleiter ist dasselbe; von C ausgehend, steigt man immer höher, bis man
ein
anderes C erreicht und so fort, die Unterschiede zwischen den beiden
Enden sind dasselbe, mit vielen Graden zwischen den beiden Extremen. Die
Farbenskala ist
dasselbe - höhere und niedere Schwingungen sind der einzige Unterschied
zwischen hohem Violett und tiefem Rot. Groß und Klein sind relative
Begriffe,
desgleichen Lärm und Ruhe; hart und weich folgen derselben Regel, ebenso
scharf
und stumpf. Positiv und negativ sind zwei Pole desselben Dinges mit
vielen
Zwischengraden.
Gut und Böse sind nicht absolut - wir nennen das eine Ende der Skala gut
und das
andere böse, oder ein Ende das Gute und das andere Ende das Übel, je
nach der
Anwendung der Ausdrücke. Ein Ding ist "weniger gut" als das Ding, das
auf der Skala höher steht. Dieses "weniger gute Ding" aber ist wieder "besser"
als das
Ding, das zunächst unter ihm steht - und so weiter, das "Mehr oder
Weniger" wird
von der Stellung auf der Skala reguliert.
So ist es auch auf dem mentalen Plan. "Liebe und Hass" werden gewöhnlich
als
diametrale Gegensätze angesehen, als vollkommen verschieden,
unvereinbar.
Wenn wir aber das Prinzip der Polarität anwenden, so finden wir, dass es
keine absolute Liebe und keinen absoluten Hass, als voneinander unterschieden
gibt.
Hass und Liebe sind nur die Ausdrücke, die für die beiden Pole desselben
Dinges
gebraucht werden.
Wenn wir auf irgendeinem Punkt der Skala beginnen,
finden
wir "mehr Liebe" oder "weniger Hass", wenn wir die Skala aufwärts
steigen; und
"mehr Hass" und "weniger Liebe", wenn wir die Skala abwärts steigen, und
dies ist so, ganz gleich, ob wir von einem hohen oder einem niederen Punkt
ausgehen.
Es gibt Grade von Hass und Liebe, und es gibt einen mittleren Punkt, an
dem
Zuneigung und Abneigung so schwach werden, dass es schwer ist, zwischen
den
beiden zu unterscheiden.
Mut und Furcht fallen unter dieselbe Regel. Die
zwei Gegensätze existieren überall. Wo ihr ein Ding findet, da findet ihr
auch seinen
Gegensatz, - die beiden Pole.
Und
diese Tatsache ist es, die den Hermetiker befähigt, einen mentalen
Zustand in
einen anderen zu transmutieren, nach den Richtlinien der Polarisation.
Dinge, die
verschiedenen Klassen angehören, können nicht ineinander transmutiert
werden, aber Dinge derselben Klasse können vertauscht werden, das heißt, sie
können ihre
Polarität ändern. So wird aus Liebe niemals Osten oder Westen, oder Rot
oder
Violett - sie kann sich aber in Hass verwandeln - und sie tut es oft -,
gleicherweise
kann Hass durch Veränderung der Polarität in Liebe umgewandelt werden.
Mut kann sich in Furcht transmutieren und umgekehrt. Harte Dinge können
weich
gemacht werden, stumpfe Dinge werden scharf, heiße Dinge werden kalt.
Und so
weiter, die Transmutation findet immer nur zwischen den Dingen derselben
Art und verschiedenen Graden statt.
Nehmen wir den Fall eines furchtsamen
Menschen. Wenn er seine mentalen Schwingungen in der Richtung Furcht -
Mut
erhebt, kann er vom höchsten Grade von Mut und Furchtlosigkeit erfüllt
werden.
Gleicherweise kann ein träger Mensch sich in ein tätiges, energisches
Individuum
verwandeln, einfach durch Polarisation in der Richtung der erwünschten
Eigenschaft.
Der Schüler, welcher mit den Prozessen vertraut ist, durch welche die verschiedenen Schulen mentaler Wissenschaft usw. die Veränderungen der
mentalen Zustände jener hervorbringen, die ihren Lehren folgen, wird
nicht sogleich das Prinzip verstehen, das vielen dieser Veränderungen zugrunde
liegt.
Wenn jedoch das Prinzip der Polarität einmal erfasst wurde und man
gesehen hat,
dass mentale Veränderungen von einer Veränderung der Polarität
verursacht
werden - einem Gleiten entlang derselben Skala - dann ist dies alles
leichter zu verstehen. Die Veränderung besteht nicht in der Transmutation eines
Dinges in ein
anderes, von diesem vollkommen verschiedenen Ding - sie ist nur eine
Änderung
des Grades von gleichen Dingen, ein sehr wichtiger Unterschied.
Um ein
Beispiel
aus dem physischen Plan zu geben: es ist unmöglich, Hitze in Schärfe
umzuwandeln oder in Lärm, in Höhe usw.; Hitze aber kann leicht in Kälte
umgewandelt werden, einfach durch Herabsetzen der Schwingungen. Auf
diese gleiche Weise sind Hass und Liebe gegenseitig wandelbar, auch Furcht und
Mut.
Aber Furcht kann nicht in Liebe verwandelt werden, noch kann Mut in Hass
transmutiert werden. Die mentalen Zustände gehören zahllosen Klassen an,
jede
dieser Klassen hat ihre entgegengesetzten Pole, zwischen denen
Transmutation
möglich ist.
Der Schüler wird ohne Schwierigkeit erkennen, dass in den mentalen
Zuständen
ebenso wohl wie bei den Phänomenen des physischen Planes die beiden Pole
als
positiv beziehungsweise negativ bezeichnet werden können. So ist Liebe
positiv zum Hass; Mut zur Furcht; Tätigkeit zur Untätigkeit usw. usw. Bemerkt
sei noch,
dass sogar jenen, die mit dem Prinzip der Schwingung nicht vertraut
sind, der positive Pol von höherem Grade erscheint als der negative, und dass der
positive
Pol den negativen beherrscht. Die Tendenz der Natur geht nach der
dominierenden
Aktivität des positiven Poles.
Die Phänomene mentaler Beeinflussung, in ihren mannigfaltigen Phasen,
zeigen
uns, dass man durch die Anwendung der Polarisationskunst nicht nur die
Pole
seiner eigenen mentalen Zustände verändern kann. Das Prinzip erstreckt
sich auch auf jene Phänomene, in denen ein Mind das Mind anderer beeinflusse. In
den
letzten Jahren wurde über diesen Gegenstand viel geschrieben und
gelehrt.
Wenn
man verstanden hat, dass mentale Induktion möglich ist, d. h. dass
mentale
Zustände durch Induktion anderer hervorgerufen werden können, kann man
ohne
Schwierigkeit einsehen, dass ein gewisses Schwingungsmaß, oder die
Polarisation eines gewissen mentalen Zustandes einer anderen Person mitgeteilt und
deren
Polarität in dieser Klasse mentaler Zustände verändert werden kann.
Nach
diesem
Prinzip können die Resultate vieler "mentaler Behandlungsarten" erzielt
werden,
z. B. eine Person ist "blau", melancholisch und voll Furcht. Ein
mentaler
Wissenschaftler bringt nun vermöge seines geübten Willens sein eigenes
Mind auf die gewünschte Schwingung und erreicht so für sich selbst die erwünschte
Polarisation. Dann ruft er durch Induktion einen ähnlichen mentalen
Zustand bei
der anderen Person hervor. Das Resultat ist, dass die Schwingungen
gehoben
werden und die Person gegen das positive Ende der Skala statt gegen das
negative
polarisiert wird; ihre Furcht und andere negative Gefühle wurden in Mut
und
ähnliche positive mentale Zustände transmutiert.
Ein wenig Nachdenken
wird
zeigen, dass nahezu alle mentalen Veränderungen Polarisationsänderungen
sind,
und dass häufiger der Grad als die Gattung geändert wird.
Das Wissen von der Existenz dieses großen hermetischen Prinzips wird den Schüler befähigen, seine eigenen mentalen Zustände, wie auch die anderer
Leute,
besser zu verstehen. Der Schüler wird sehen, dass alle diese Zustände
vom Grade
abhängen, und wird dadurch fähig, die Schwingungen willkürlich zu
erhöhen oder
zu erniedrigen, seine mentalen Pole zu ändern; und so wird er Meister
seiner
mentalen Zustände, statt deren Diener und Sklave zu sein.
Durch sein
Wissen
kann er seinen Mitmenschen weise helfen, und durch Anwendung geeigneter
Methoden die Polarität ändern, wenn es wünschenswert ist. Wir raten
allen
Schülern, sich mit dem Prinzip der Polarität vertraut zu machen, weil
ein korrektes
Verstehen desselben Licht auf viele Schwierigkeiten werfen wird.
Rhythmus
"Alles fließt, aus und ein; alles hat seine Gezeiten; alles hebt sich
und fällt; der
Schwung des Pendels äußert sich in allem; der Ausschlag des Pendels nach
rechts
ist das Maß für den Ausschlag nach links; Rhythmus gleicht aus."
Das Kybalion
Das große fünfte hermetische Prinzip - das Prinzip vom Rhythmus -
enthält die
Wahrheit, dass sich in allem eine abgemessene Bewegung äußert; eine
Bewegung
hin und her; ein Fluten und Einfluten; ein Vorwärts- und
Rückwärtsschwingen; eine pendelartige Bewegung; eine gezeitengleiche Ebbe und Flut; eine
Hoch-Zeit
und eine Tief-Zeit; zwischen den beiden Polen, die sich auf den
physischen,
mentalen und spirituellen Plänen manifestieren.
Das Prinzip vom Rhythmus
ist eng
verknüpft mit dem Prinzip der Polarität, welches im vorhergehenden
Kapitel
erörtert wurde. Rhythmus manifestiert sich zwischen den beiden Polen,
die vom
Prinzip der Polarität errichtet worden sind. Dies will aber nicht sagen,
dass das
rhythmische Pendel bis zu den extremen Polen schwingt, denn das kommt
nur
selten vor. Tatsächlich ist es in den meisten Fällen schwer, die
extremen, polaren
Gegensätze festzusetzen. Aber der Schwung des Pendels ist immer erst in
der
Richtung nach dem einen und dann in der Richtung nach dem anderen Pol.
In allen Phänomenen des Universums manifestiert sich eine Aktion und
Reaktion,
ein Fortschritt und Rückschritt, ein Steigen und Sinken. Sonnen, Welten,
Menschen, Tiere, Pflanzen, Minerale, Kräfte, Energie, Mind und Materie,
ja sogar Geist oder Spirit, manifestieren dieses Prinzip. Das Prinzip
manifestiert sich in der
Erschaffung und Zerstörung von Welten, im Steigen und Fallen von
Nationen, in
der Lebensgeschichte aller Dinge, und endlich in den mentalen Zuständen
des
Menschen.
Um mit den Manifestationen des Spirit - des All - zu beginnen: man wird
bemerken, dass immer das Ausströmen und Einziehen da ist, das "Ausatmen
und
Einatmen von Brahma", wie die Brahmanen es ausdrücken. Universen werden
geschaffen, erreichen ihren extrem niederen Punkt der Materialität und
beginnen
dann ihren Schwung nach aufwärts. Sonnen treten ins Dasein; und dann,
wenn sie
die Höhe ihrer Macht erreicht haben, beginnt der Prozess des Rückgangs.
Nach
Äonen werden sie tote Massen von Materie und warten auf einen Impuls,
welcher
ihre inneren Energien wieder in Tätigkeit versetzt; damit hat dann ein
neuer solarer
Lebenszyklus begonnen. Und so ist es mit allen Welten; sie werden
geboren,
wachsen und sterben, nur um wieder geboren zu werden; sie schwingen von Aktion zu Reaktion; von der Geburt zum Tod; von Tätigkeit zu Untätigkeit
und
dann wieder zurück.
So ist es mit allen leben den Dingen; sie werden
geboren,
wachsen und sterben - und werden dann wieder geboren. So ist es mit
allen großen
Bewegungen, Philosophien, Glaubensbekenntnissen, Sitten und Bräuchen,
Regierungen, Nationen und allem anderen - Geburt, Wachstum, Reife,
Verfall,
Tod - und dann neue Geburt. Der Schwung des Pendels ist in allem
offenbar.
Die Nacht folgt dem Tage und der Tag folgt der Nacht. Das Pendel
schwingt vom Sommer zum Winter und dann wieder zurück.
Die Körperteilchen, Atome, Moleküle
und alle Massen von Materie schwingen um den Kreis ihrer Natur. Es
gibt keine absolute Ruhe, kein Aufhören der Bewegung, und alle Bewegung
hat
Teil am Rhythmus. Das Prinzip ist von universaler Anwendungsmöglichkeit.
Es kann auf jede Frage angewendet werden, auf alle Phänomene eines jeden
der
zahlreichen Lebenspläne. Es kann auf alle Phasen menschlicher Tätigkeit angewendet werden. Es ist immer der rhythmische Schwung von einem Pol
zum
anderen. Das universale Pendel ist immer in Bewegung. Die Gezeiten des
Lebens
fluten ein und aus, in Übereinstimmung mit dem Gesetz.
Das Prinzip vom Rhythmus wird von der modernen Wissenschaft gut
verstanden
und wird angewendet auf materielle Dinge - als universales Gesetz
betrachtet. Die
Hermetiker aber dehnen die Anwendung des Prinzips viel weiter aus; sie
wissen, dass seine Manifestationen und sein Einfluss bis zu den mentalen
Aktivitäten des
Menschen reichen, dass dieses Prinzip die verwirrende Folge von
Stimmungen,
Gefühlen und andere unangenehme und verblüffende Veränderungen, die wir
in
uns selbst wahrnehmen, erklärt. Durch das Studium der Wirkungen dieses
Prinzips
haben die Hermetiker gelernt, manchen seiner Wirkungen durch
Transmutation zu
entgehen.
Die hermetischen Meister haben schon vor langer Zeit entdeckt, dass,
obwohl das
Prinzip vom Rhythmus unveränderlich und in mentalen Phänomenen immer
evident ist, es doch zwei Pläne seiner Manifestationen gibt, soweit es
mentale Phänomene betrifft. Sie entdeckten, dass es zwei Hauptpläne des
Bewusstseins
gibt, den niederen und den höheren. Das Verständnis dieser Tatsache
befähigte sie, sich zum höheren Plan zu erheben und so dem Schwung des rhythmischen
Pendels
zu entgehen, welcher sich auf dem niederen Plan manifestierte. In
anderen Worten,
der Pendelschwung fand auf dem unbewussten Plan statt, und das
Bewusstsein
wurde nicht berührt.
Dies nennen die Hermetiker das Gesetz der
Neutralisation.
Seine Wirksamkeit besteht darin, dass sich das Ego über die Schwingungen
des
unbewussten Planes mentaler Aktivität erhebt, sodass sich der negative
Schwung des Pendels nicht im Bewusstsein manifestiert und so die Hermetiker
nicht davon
berührt werden. Es ist dies ein Vorgang, ähnlich dem, wenn man sich über
ein
Ding erhebt und es unter sich vorübergehen lässt. Die hermetischen
Meister oder
fortgeschrittene Schüler polarisieren sich auf den gewünschten Pol, und
durch
einen Vorgang, ähnlich einer "Verweigerung" an dem Rückschwung
teilzunehmen, oder, wenn es euch so lieber ist, einer "Verneinung"
seines
Einflusses auf sie selbst, stehen sie fest auf ihrer polarisierten
Position und lassen
das Pendel auf dem unbewussten Plan zurückschwingen .
Alle Individuen,
die
einen gewissen Grad von Selbstbeherrschung erlangt haben, tun dies mehr
oder
weniger unwissentlich; wenn sie ihren Stimmungen und negativen mentalen
Zuständen nicht gestatten, sie zu beeinflussen, so wenden sie das Gesetz
der Neutralisation an. Der Meister jedoch erreicht in dieser Kunst einen
viel höheren
Grad der Vollkommenheit. Mit Hilfe seines Willens erlangt er einen Grad
von Gleichgewicht und mentaler Festigkeit, der denen, die sich gestatten,
von dem
mentalen Pendel der Stimmungen und Gefühle vor- und zurückgeschwungen zu
werden, fast unmöglich und unglaublich erscheint.
Jede denkende Person, welche erkennt, dass die meisten Menschen
Kreaturen ihrer
Stimmungen, Gefühle und Gemütsbewegungen sind und nur sehr geringe
Selbstbeherrschung haben, wird die Wichtigkeit mentalen Gleichgewichts
richtig einschätzen. Wenn ihr kurze Zeit innehaltet und nachdenkt, werdet ihr
erkennen,
wie oft euch diese rhythmischen Schwünge in euerem Leben beeinflusst
haben -
wie einer Periode von Begeisterung unausbleiblich entgegengesetzte
Gefühle und
Niedergeschlagenheit folgten. Gleicherweise folgten euren mutigen
Stimmungen
Perioden der Furcht.
Und so ist es mit den meisten Menschen immer
gewesen -
Gezeiten der Gefühle sind mit ihnen gestiegen und gefallen, ohne dass
sie den
Grund oder die Ursache der mentalen Phänomene auch nur vermutet hätten.
Ein Verständnis des Wirkens dieses Prinzips wird uns den Schlüssel zur
Herrschaft
über diese rhythmischen Schwünge der Gefühle geben, wird uns befähigen,
uns
selbst besser zu kennen und es zu vermeiden, von diesem Ein- und
Ausfluten
mitgerissen zu werden.
Der Wille selbst ist den bewussten
Manifestationen dieses
Prinzips überlegen, obwohl das Prinzip selbst niemals zerstört werden
kann. Wir
können seinen Wirkungen ausweichen, dessen ungeachtet aber wirkt das
Prinzip. Das Pendel schwingt immer, wir können es aber vermeiden, von ihm
mitgerissen
zu werden.
Es gibt noch andere Grundzüge der Wirksamkeit dieses Prinzips vom
Rhythmus,
von welchen wir jetzt sprechen wollen; wir meinen das
Gesetz der
Kompensation.
Eine der Bedeutungen des Wortes "Kompensation" ist "Ausgleichung", und
in
diesem Sinne wird es von den Hermetikern angewendet. Auf das Gesetz der
Kompensation bezieht sich das Kybalion, wenn es sagt: "Der Ausschlag des
Pendels nach rechts ist das Maß für den Ausschlag nach links; Rhythmus
gleicht
aus."
Das Gesetz der Kompensation ist, dass der Schwung in einer Richtung den
Schwung in der entgegengesetzten Richtung oder zum entgegengesetzten Pol
bestimmt - der eine hält dem andern das Gleichgewicht. Auf dem
physischen Plan sehen wir viele Beispiele für dieses Gesetz. Der Glockenschwengel
schwingt bis
zu einem gewissen Abstand nach rechts und dann bis zum gleichen Abstand
nach links. Die Jahreszeiten halten sich das Gleichgewicht. Die Gezeiten
folgen
demselben Gesetz. Und dasselbe Gesetz manifestiert sich in allen
rhythmischen
Phänomenen. Das Pendel, das in einer Richtung kurz schwingt, kann auch
in der anderen Richtung nur kurz schwingen; während ein weiter Schwung nach
rechts
unabänderlich einen weiten Schwung nach links bedeutet.
Ein Gegenstand,
der zu
einer gewissen Höhe hochgeworfen wird, hat auf seinem Rückweg die
gleiche Entfernung zurückzulegen. Die Kraft, mit der ein Geschoß eine Meile in
die Höhe
geschossen wurde, wird wieder hervorgebracht, wenn das Geschoß zur Erde
zurückkehrt. Dieses Gesetz ist auf dem physischen Plan konstant, die
höchsten
Autoritäten bestätigen es.
Die Hermetiker gehen aber noch weiter. Sie lehren, dass die mentalen
Zustände
des Menschen demselben Gesetz unterworfen sind. Der Mensch, der sich
stark
freuen kann, kann auch stark leiden, während derjenige, der nur wenig
Schmerz
empfindet, auch nur geringer Freude fähig ist. Das Schwein leidet nur
wenig
mental und freut sich auch nur wenig, es ist ausgeglichen. Andererseits
aber gibt es
Tiere, welche sich sehr freuen können, deren nervöser Organismus und
Temperament ihnen große Schmerzensgrade verursacht. Und so ist es auch
beim
Menschen. Es gibt Temperamente, welche nur ein geringes Maß von Freude
zulassen und gleicherweise ein geringes Maß von Leiden.
Und es gibt
Temperamente, welche die intensivste Freude zulassen, aber auch den
intensivsten Schmerz. Die Regel ist, dass in jedem Individuum die Fähigkeit für
Schmerz und
Freude ausgeglichen ist. Das Gesetz der Kompensation ist hier in voller
Wirksamkeit.
Die Hermetiker gehen aber noch weiter. Sie lehren, dass, ehe man fähig
wird,
einen gewissen Grad von Freude zu genießen, man vorher - verhältnismäßig
-
ebenso weit gegen den anderen Pol der Gefühle geschwungen haben muss.
Sie
halten aber daran fest, dass in dieser Sache das Negative dem Positiven
vorausgeht; das heißt, wenn man einen gewissen Grad von Freude
empfindet, folgt
nicht daraus, dass man noch "dafür bezahlen müsse" durch einen
entsprechenden
Grad von Schmerz. Im Gegenteil, nach dem Gesetz der Kompensation ist die
Freude der rhythmische Schwung, der einem vorhergegangenen Grad von
Schmerz
folgt, den man entweder in diesem Leben oder in einer früheren
Inkarnation
erfahren hat.
Das wirft ein neues Licht auf das Problem des Leidens.
Die Hermetiker betrachten die Kette der Leben als zusammenhängend; sie
glauben, dass sie einen Teil eines Lebens des Individuums bildet, sodass
folglich der rhythmische Schwung auf diese Weise verstanden wird. Wenn nicht die
Wahrheit der Reinkarnation zugegeben würde, wäre das Gesetz der
Kompensation
ohne Sinn.
Aber die Hermetiker lehren, dass die Meister oder vorgeschrittenen
Schüler fähig
sind, durch den oben erwähnten Prozess der Neutralisation dem Schwung
gegen
den Pol des Leidens bis zu einem hohen Grade zu entgehen. Dadurch, dass
sich das Ego auf einen höheren Plan erhebt, vermeidet es viele Erfahrungen,
die zu
jenem kommen, der auf dem niederen Plane weilt.
Das Gesetz der Kompensation spielt eine wichtige Rolle im Leben von
Männern
und Frauen. Man wird bemerken, dass man im allgemeinen den Preis für
alles, was
man besitzt oder nicht besitzt, zahlt. Hat man ein Ding, so fehlt einem
ein anderes - das Gleichgewicht ist auffallend. Niemand kann gleichzeitig "seinen
Pfennig
behalten und den Kuchen bekommen". Alles hat seine erfreulichen und
seine
unerfreulichen Seiten. Die Dinge, die man erlangt, werden bezahlt durch
Dinge,
die man verliert.
Der Reiche besitzt viel, was dem Armen fehlt während
der Arme
oft Dinge besitzt, die für den Reichen unerreichbar sind. Der Reiche mag
eine
starke Vorliebe für Schmausereien besitzen, er hätte auch die nötigen
Mittel, um die Leckerbissen zu kaufen, es fehlt ihm aber der Appetit, um sie zu
genießen. Er
beneidet den Arbeiter um seinen Appetit und um seine gesunde Verdauung,
und
dem Arbeiter fehlen der Reichtum und die Neigungen des Millionärs. Er
hat an
seinen einfachen Mahlzeiten mehr Genuss, als der Reiche haben könnte,
auch
wenn sein Appetit besser, seine Verdauung nicht ruiniert wäre; denn die
Bedürfnisse, Gewohnheiten und Neigungen sind verschieden.
Und so ist es
überall
im Leben. Das Gesetz der Kompensation ist immer wirksam, ist immer
bestrebt,
auszugleichen, und hat - mit der Zeit - immer Erfolg, wenn auch für den
Rückschwung des rhythmischen Pendels mehrere Leben nötig sein mögen.
Kausalität
"Jede Ursache hat ihre Wirkung; jede Wirkung hat ihre Ursache; alles
geschieht
gesetzmäßig; Zufall ist nur ein Name für ein unbekanntes Gesetz; es gibt
viele
Pläne von Ursachen, aber nichts entgeht dem Gesetz."
Das Kybalion
Das große sechste hermetische Prinzip - das Prinzip von Ursache und
Wirkung -
enthält die Wahrheit, dass Gesetz das Universum durchdringt; dass nichts
durch
Zufall geschieht; dass Zufall nur ein Ausdruck ist, der eine Ursache
anzeigt, die wohl existiert, aber noch nicht erkannt oder noch nicht bemerkt wurde;
dass die
Phänomene kontinuierlich, ohne Unterbrechung und ohne Ausnahme sind.
Das Prinzip von Ursache und Wirkung liegt allem wissenschaftlichen
Denken -
alt und modern - zugrunde, und wurde von den hermetischen Lehrern in den
frühesten Tagen ausgesprochen.
Seit dieser Zeit haben sich viele und verschiedenartige Dispute zwischen
den
zahlreichen Denkerschulen erhoben. Diese Dispute behandeln hauptsächlich
die
Details der Wirksamkeit dieses Prinzips und am häufigsten die Bedeutung gewisser Wörter. Das zugrunde liegende Prinzip von Ursache und Wirkung
ist
praktisch von allen Denkern der Welt , die diesen Namen verdienen, als
richtig
angenommen worden. Anders zu denken, würde bedeuten, die Phänomene des Universums aus dem Reich von Gesetz und Ordnung zu nehmen und sie der
Herrschaft eines imaginären Etwas auszuliefern, das die Menschen
"Zufall"
genannt haben.
Eine kurze Betrachtung wird jedem zeigen, dass es wirklich nicht so
etwas wie
reinen Zufall geben kann. Webster definiert das Wort "Zufall" wie folgt:
"Ein
vorausgesetztes Agens oder eine Art von Aktivität, anders als Kraft,
Gesetz oder Zweck; die Wirksamkeit oder die Tätigkeit eines solchen Agens; die
vorausgesetzte Wirkung eines solchen Agens; ein sich zufällig Ereignen;
ein
gelegentliches Geschehen usw."
Eine kurze Betrachtung wird aber zeigen,
dass es kein solches Agens wie Zufall - im Sinne von etwas außerhalb des
Gesetzes, von
etwas außerhalb von Ursache und Wirkung - geben kann. Wie könnte es ein
Etwas geben, das unabhängig von Gesetzen, Ordnung und Zusammenhang im
phänomenalen Universum wirkte? Ein solches Etwas wäre gänzlich
unabhängig
von der geordneten Richtung des Universums und deshalb über demselben stehend. Wir können uns außer dem All nichts vorstellen, das außerhalb
des
Gesetzes stünde und dies nur deshalb, weil das All das Gesetz in sich
selbst ist.
Es ist kein Raum im Universum für ein Etwas außerhalb des Gesetzes und
unabhängig vom Gesetz. Die Existenz eines solchen Etwas würde alle
Naturgesetze unwirksam machen und das Universum in chaotische Unordnung und Gesetzlosigkeit stürzen.
Eine sorgfältige Untersuchung wird zeigen, dass das, was wir "Zufall"
nennen,
nur ein Ausdruck ist, der sich auf verborgene Ursachen bezieht; auf
Ursachen, die
wir nicht wahrnehmen können, auf Ursachen, die wir nicht verstehen
können.
Das Wort Zufall ist abgeleitet von "fallen" (das Fallen der Würfel);
dabei ist die
Vorstellung maßgebend, dass das Fallen der Würfel (und viele andere
Ereignisse)
nur zufällige Ereignisse ohne irgendeine Ursache seien. Und in diesem
Sinne wird der Ausdruck Zufall im allgemeinen angewendet. Wenn man die Sache
aber
näher untersucht, wird man sehen, dass auch beim Fallen der Würfel
durchaus
kein Zufall im Spiel ist. Jedesmal wenn ein Würfel fällt, und eine
gewisse Punktzahl zeigt, gehorcht er einem Gesetz, das ebenso unfehlbar ist, wie
das
Gesetz, welches die Bewegung der Planeten um die Sonne beherrscht.
Hinter dem
Fallen des Würfels stehen Ursachen, oder Ketten von Ursachen, die weiter
zurückgehen, als das Mind folgen kann. Die Lage des Würfels im
Würfelbecher;
die für den Wurf aufgewendete Menge von Muskelkraft; die Beschaffenheit
des
Tisches usw. usw., all dies sind Ursachen, deren Wirkung man sehen kann.
Aber
hinter diesen ersichtlichen Ursachen stehen Ketten von unsichtbaren,
vorhergehenden Ursachen, welche alle einen Einfluss haben auf die
Punktzahl,
die geworfen wurde.
Wenn ein Würfel sehr oft geworfen wird, wird man finden, dass die
geworfenen
Punkte fast gleich sind, d. h. es wird eine gleiche Anzahl von 1 Punkt,
2 Punkten
usw. geworfen werden. Wirf eine Münze in die Luft und sie wird entweder
mit der Vorder- oder mit der Rückseite wieder zu liegen kommen. Wirf die
Münze
aber genügend oft, dann wird die Vorderseite ungefähr gleich oft nach
oben zu
liegen kommen wie die Rückseite.
Dies ist die Auswirkung des Gesetzes
vom
Durchschnitt. Aber sowohl der Durchschnitt als auch der einzelne Wurf
folgen
dem Gesetz von Ursache und Wirkung. Wenn wir imstande wären, alle
vorübergehenden Ursachen zu untersuchen, würden wir klar sehen, dass es
für
den Würfel einfach unmöglich war, unter denselben Umständen und zur
selben
Zeit anders zu fallen, als er gefallen ist. Aus den gleichen gegebenen
Ursachen
werden die gleichen Resultate folgen. Bei jedem Ereignis gibt es eine
Ursache
und ein "Weil". Nichts geschieht je zufällig ohne Ursache oder vielmehr
ohne
eine Kette von Ursachen.
In den Minds mancher Personen entstand eine gewisse Verwirrung, wenn sie
dieses Prinzip studierten, und zwar deshalb, weil sie sich nicht
erklären konnten,
wie ein Ding ein anderes Ding verursachen könne - d. h. der Schöpfer
eines anderen Dings sein. In der Tat, kein "Ding" verursacht oder "schafft "je
ein
anderes "Ding". Ursache und Wirkung gibt es nur bei "Ereignissen". Ein
"Ereignis" ist das, was kommt oder geschieht als Ergebnis oder Folge
eines
vorangegangenen Ereignisses.
Kein Ereignis "schafft" ein anderes Ereignis, es ist nur ein
vorangehendes Glied
in der großen Kette von Ereignissen, die aus der schöpferischen Energie
des Alls
flutete. Zwischen allen vorangehenden, folgenden und nachfolgenden
Ereignissen besteht ein Zusammenhang. Zwischen allem, was vorhergegangen ist, und
allem,
was folgt, besteht eine Beziehung. Ein Stein löst sich von einem
Bergesabhang
und bricht durch das Dach einer Hütte, die unten im Tal steht. Auf den
ersten
Blick betrachten wir dies als eine Zufallswirkung; wenn wir aber die
Sache
prüfen, finden wir eine lange Kette von Ursachen.
Vorerst war der Regen
da, der
die Erde, welche den Stein trug, erweichte und ihn so fallen ließ; auch
waren da
der Einfluss der Sonne, anderer Regen usw., welcher nach und nach dieses
Felsstück von seinem Zusammenhang mit einem größeren Felsen lockerte;
auch waren
Ursachen da, welche zur Formation des Gebirges führten, zu seiner
Aufwölbung durch Erschütterungen der Natur und so fort ad infinitum.
Dann könnten wir die Ursachen zurückverfolgen, die hinter dem Regen stehen.
Dann
könnten wir die Beschaffenheit des Daches betrachten. Kurz, wir würden
uns
bald in ein Netz von Ursachen und Wirkungen verstrickt finden, aus dem
wir uns bald zu befreien suchten.
Ebenso wie ein Mensch zwei Eltern, vier Großeltern, acht Urgroßeltern,
sechzehn
Ururgroßeltern hat und so fort bis, wenn, sagen wir, mit 40 Generationen
gerechnet wird, die Anzahl der Vorfahren in die Millionen geht, ebenso
ist es auch mit der Anzahl der Ursachen, die auch hinter dem unbedeutendsten
Ereignis
der Phänomene stehen. Wie beispielsweise das Vorüberfliegen eines
kleinen
Stäubchens Ruß vor euren Augen. Es wäre keine leichte Aufgabe, das
Teilchen Ruß zurückzuverfolgen bis in die Frühperiode der Weltgeschichte, da es
einen
Teil eines starken Baumstammes bildete, welcher später in Kohle
umgewandelt wurde, und so weiter, bis es als das Rußteilchen an eurem Blick
vorüberfliegt, auf
seinem Weg in neue Abenteuer.
Und eine mächtige Kette von Ereignissen,
Ursachen und Wirkungen brachte es zu seiner gegenwärtigen
Beschaffenheit, und
letztere ist nur eines aus der Kette von Ereignissen, welche nach
Hunderten von Jahren andere Ereignisse hervorbringen werden.
Das Niederschreiben dieser Zeilen war eines der Ereignisse, die von dem
Rußteilchen ihren Ausgang nahmen, was wieder den Schriftsetzer
veranlasste,
eine gewisse Arbeit zu vollbringen, ebenso den Leser der Korrekturbogen;
es wird gewisse Gedanken in eurem Mind und in dem Mind anderer erwecken,
diese
Gedanken werden andere beeinflussen, und so weiter, und weiter, als die
Geisteskräfte des Menschen die Wirkungen verfolgen können - und dies
alles kommt daher, dass ein kleines Rußteilchen vor euren Augen vorbeigeflogen
ist.
Dies alles zeigt die Relativität und die Assoziationen der Dinge und
auch die
Tatsache, dass "es im Mind, das alles verursacht, nichts Großes und
nichts
Kleines gibt."
Haltet nun einen Augenblick ein, um nachzudenken. Wäre nicht vor grauen
Zeiten, in der Steinzeit, ein gewisser Mann einem gewissen Mädchen
begegnet,
du, der du diese Zeilen liest, wärest nicht hier. Und wenn vielleicht
dasselbe Paar sich nicht getroffen hätte, wir, die wir nun diese Zeilen schreiben,
wären nicht
hier. Ja, auch dieser Akt des Schreibens - unsererseits - und der Akt
des Lesens -
eurerseits - wird nicht nur unsere beziehungsweise euere Leben
beeinflussen,
sondern wird auch einen direkten oder einen indirekten Einfluss haben
auf viele
andere Leute, welche jetzt leben und welche in künftigen Zeiten leben
werden.
Jeder Gedanke, den wir denken, jede Tat, die wir vollbringen, sie haben
ihre
direkten und indirekten Ergebnisse, welche in die große Kette von
Ursache und
Wirkung passen.
Aus verschiedenen Gründen wollen wir in diesem Werk die Frage "Freier
Wille"
oder "Vorherbestimmung" nicht erörtern. Unter vielen Gründen ist der
Hauptgrund der, dass weder das eine noch das andere ganz richtig ist.
Tatsächlich ist beides teilweise richtig, in Übereinstimmung mit den hermetischen
Lehren.
Das Prinzip der Polarität zeigt uns, dass beide nur Halb-Wahrheiten
sind, die
entgegengesetzten Pole der Wahrheit.
Die Lehren gehen dahin, dass ein
Mann frei sein und doch durch Notwendigkeit gebunden sein kann, es hängt von
der
Bedeutung der Ausdrücke ab und von der Höhe der Wahrheit, von der aus
die
Angelegenheit betrachtet wird. Die alten Schriftstellen drücken dies so
aus: "Je
weiter die Schöpfung vom Mittelpunkt entfernt ist, desto mehr ist sie
gebunden;
je mehr sie sich dem Mittelpunkt nähert, desto freier ist sie."
Die meisten Leute sind mehr oder weniger Sklaven der Vererbung, der
Umgebung usw. und zeigen nur sehr wenig Freiheit. Sie werden von den
Meinungen, Gewohnheiten und Gedanken der äußeren Welt und von ihren eigenen Gemütsbewegungen, Gefühlen, Stimmungen usw. gelenkt. Sie
manifestieren keine Meisterschaft, die dieses Namens wirklich wert wäre.
Sie
weisen diese Behauptung unwillig zurück, indem sie sagen: "Ganz
sicherlich bin ich frei, zu handeln und zu tun, was mir beliebt - ich tue gerade das,
was ich zu
tun wünsche." Dabei unterlassen sie es aber, uns zu erklären, woher
dieses
"Wünschen" und dieses "Was mir beliebt" kommt.
Was lässt sie "wünschen"
ein
Ding lieber zu tun als ein anderes? Was lässt sie "belieben", dies zu
tun und nicht
das? Gibt es für ihr "Belieben" und ihr "Wünschen" kein "Weil"? Der
Meister
kann dieses "Belieben" und "Wünschen" in anderes, an dem
entgegengesetzten
Ende des mentalen Pols umwandeln. Er kann "wollen zu wollen", statt nur
zu
wollen, weil irgendein Gefühl, eine Stimmung, eine Gefühlsbewegung oder
eine Suggestion aus der Umgebung in ihm die Neigung oder den Wunsch
hervorruft,
so zu handeln.
Die meisten Leute lassen sich treiben, wie ein fallender Stein, gehorsam
der
Umgebung, äußerlichen Einflüssen und inneren Stimmungen, Wünschen usw., gar nicht zu reden von den Wünschen und dem Willen anderer, Stärkerer
als sie selbst, von Vererbung, Umgebung, Suggestion; das alles treibt sie
weiter, ohne
dass sie Widerstand leisten oder ihren Willen üben. Sie werden
herumgerückt wie
Spielfiguren am Brettspiel des Lebens, spielen ihre Rolle und werden
beiseite
gelegt, wenn das Spiel vorbei ist. die Meister aber kennen die
Spielregeln; sie
erheben sich über den Plan des materiellen Lebens und setzen sich mit
den höheren Mächten ihrer Natur in Verbindung.
Sie beherrschen ihre eigenen
Stimmungen, Charaktere, Eigenschaften, ihre Polarität ebenso gut wie
ihre ganze
Umgebung und werden so - statt Spielfiguren zu sein - Spieler im
Brettspiel des
Lebens, Ursachen statt Wirkungen. Die Meister entgehen der Kausalität
der
höheren Pläne nicht, aber sie stimmen mit den höheren Gesetzen überein
und
beherrschen so die Bedingungen des niederen Planes. Sie bilden dadurch
einen Teil des Gesetzes, statt nur blinde Werkzeuge zu sein. Während sie auf
den
höheren Plänen dienen, herrschen sie auf dem materiellen Plan.
Das Gesetz aber ist immer am Werke, auf den höheren wie auf den niederen
Plänen. Die blinde Göttin wurde von der Vernunft abgesetzt. Mit unseren
Augen,
die durch Wissen klar geworden sind, können wir nun sehen, dass alles
durch das universale Gesetz beherrscht wird, dass die unendliche Zahl von Gesetzen
nur
Manifestationen des einen großen Gesetzes sind - des Gesetzes, welches
das All
ist. Es ist wirklich wahr, dass kein Sperling vom Dache fällt, ohne dass
dies vom
Mind des Alls bemerkt würde - dass sogar die Haare auf unserem Haupte
gezählt
sind -, wie die Schriften sagen. Es gibt nichts außerhalb des Gesetzes;
nichts geschieht im Gegensatz zum Gesetz. Aber fallt nicht in den Fehler, zu
glauben,
der Mensch sei ein blinder Automat - das wäre weit gefehlt.
Die
hermetischen Lehren gehen dahin, dass der Mensch das Gesetz anwenden kann, um die
Gesetze
zu überwältigen; dass das höhere immer die Oberhand über das niedere
hat, bis
der Mensch endlich seine Zuflucht im Gesetz selbst sucht und für die phänomenalen Gesetze nur ein verächtliches Lächeln übrig hat. Könnt ihr
die
innere Bedeutung dieser Lehre erfassen?
Geschlecht
"Geschlecht ist in allem; alles hat sein männliches und sein weibliches
Prinzip;
Geschlecht manifestiert sich auf allen Plänen."
Das Kybalion
Das große siebente hermetische Prinzip vom Geschlecht enthält die
Wahrheit, das
sich in allem Geschlecht manifestiert - dass das männliche und das
weibliche
Prinzip in allen Phasen der Phänomene, auf allen und jeden Lebensplänen,
immer gegenwärtig und aktiv ist. Bei dieser Gelegenheit halten wir es für
angebracht,
auch darauf aufmerksam zu machen, dass Geschlecht, in seiner
hermetischen
Bedeutung, und Sexualität, in der gewöhnlichen Anwendung des Ausdrucks,
nicht dasselbe sind.
Das Wort Geschlecht (genus) ist verwandt mit "zeugen, erzeugen,
schaffen,
hervorbringen, Schöpfung". Eine kurze Überlegung wird zeigen, dass das
Wort
eine viel weitere und allgemeinere Bedeutung hat als der Ausdruck
Sexualität; letzterer bezieht sich auf die physischen Unterschiede zwischen
männlichen und
weiblichen Lebewesen. Sexualität ist nur eine Manifestation von
Geschlecht auf
einem bestimmten Plan des großen physischen Planes - dem Plan des
organischen
Lebens.
Wir wollen diesen Unterschied zwischen Geschlecht und Sexualität
eurem Mind deshalb gut einprägen, weil gewisse Schriftsteller, die eine
oberflächliche Kenntnis hermetischer Philosophie erlangt haben,
versuchen, dieses siebte hermetische Prinzip mit wilden, phantastischen, oft
tadelnswerten
Theorien und Lehren, Sexualität betreffend, zu identifizieren.
Die Aufgabe von Geschlecht ist zu schaffen, hervorzubringen usw. Seine
Manifestationen sind auf jedem Plan von Phänomenen sichtbar. Es ist
einigermaßen schwierig, wissenschaftliche Beweise für diese Behauptung
zu erbringen, weil die Wissenschaft noch nicht anerkannt hat, dass dieses
Prinzip
universal anwendbar ist. Einige Beweise kommen aber doch aus
wissenschaftlichen Quellen. In erster Linie finden wir eine deutliche Manifestation dieses Prinzips bei den Körperchen, Ionen und Elektronen,
welche
die Grundlage der Materie - wie sie die Wissenschaft jetzt kennt sind,
und durch
Bildung gewisser Kombinationen das Atom bilden, das bis vor kurzem für endgültig unteilbar angesehen wurde.
Das letzte Wort der Wissenschaft ist, dass das Atom aus einer großen
Menge von
Körperchen, Elektronen oder Ionen (verschiedene Namen werden von
verschiedenen Autoritäten verwendet) zusammengesetzt ist, welche um
einander kreisen und in hohem Grad und hoher Intensität schwingen. Es wird aber
auch
festgestellt, dass das Atom seine Entstehung dem Umstand verdankt, dass
negative Elektronen sich um ein positives Elektron anhäufen. Die
positiven Elektronen scheinen einen gewissen Einfluss auf die negativen auszuüben,
scheinen sie zu verlassen, gewisse Kombinationen einzugehen und so ein
Atom zu "schaffen". Dies stimmt mit den ältesten hermetischen Lehren überein,
welche
immer das männliche Prinzip mit dem "positiven" und das weibliche
Prinzip mit
dem (sogenannten) "negativen" Pol der Elektrizität identifiziert haben.
Jetzt
noch ein Wort über diese Identifizierung. Die öffentliche Meinung hat
sich
eine ganz irrtümliche Ansicht über die Eigenschaften des sogenannten
negativen
Poles von elektrifizierter oder magnetisierten Materie gebildet; die
Ausdrücke positiv und negativ werden von der Wissenschaft auf diese Phänomene ganz
fälschlich angewendet: Das Wort positiv bedeute etwas Reales und
Starkes, im Gegensatz zu einer negativen Unrealität oder Schwäche. Nichts liegt dem
wahren
Sachverhalt bei elektrischen Phänomenen ferner. Der sogenannte negative
Pol der
Batterie ist in Wahrheit derjenige Pol, in welchem und durch welchen die Generation oder Schaffung neuer Formen und Energien manifestiert wird.
Es ist
nichts "Negatives" an ihm. Die besten wissenschaftlichen Autoritäten
gebrauchen
jetzt das Wort "Kathode" anstelle von "negativ". Das Wort Kathode kommt
vom
Griechischen und bedeutet "Abstammung, der Pfad der Erschaffung usw."
Vom Kathoden-Pol schwärmen die Elektronen aus, von ihm gehen die
wundervollen
"Strahlen" aus, welche die wissenschaftlichen Anschauungen während des
letzten Jahrzehnts revolutioniert haben. Die Kathode ist die Mutter all der
seltsamen
Phänomene, welche die alten Lehrbücher außer Gebrauch setzten und welche
die
Ursache waren, dass viele lang angenommene Theorien in den Papierkorb wissenschaftlicher Spekulationen verwiesen wurden.
Die Kathode, oder der
negative Pol, ist das mütterliche Prinzip der elektrischen Phänomene und
der
feinsten Formen von Materie, die bis jetzt der Wissenschaft bekannt
sind. Ihr seht
also, dass wir wohl berechtigt sind, bei unserer Betrachtung des
Gegenstandes
den Ausdruck "negativ" zurückzuweisen und diesen durch den alten
Ausdruck
"weiblich" zu ersetzen. Die Tatsachen selbst unterstützen uns darin,
ohne dass wir die hermetischen Lehren in Betracht ziehen müssten. Wenn wir also von
diesem
Pol der Aktivität sprechen, werden wir das Wort "weiblich" statt
"negativ"
gebrauchen.
Die letzten wissenschaftlichen Lehren gehen dahin, dass die
schöpferischen
Elektronen weiblich sind (die Wissenschaft sagt, sie seien "aus
negativer
Elektrizität zusammengesetzt", wir sagen, sie seien "aus weiblicher
Energie zusammengesetzt").
Ein weibliches Elektron wird von einem männlichen Elektron abgesondert
oder
vielmehr verlässt dieses und beginnt eine neue Laufbahn. Es sucht aktiv
eine
Vereinigung mit einem männlichen Elektron, es wird dazu von dem
natürlichen Impuls, neue Formen von Materie oder Energie zu schaffen, getrieben. Ein
Schriftsteller geht so weit, dies so auszudrücken: "Es sucht auf einmal,
nach
seinem eigenen Wollen, eine Vereinigung" usw. Dieses Loslösen und
Vereinigen bildet die Grundlage für den größeren Teil der Aktivitäten der
chemischen Welt.
Wenn sich das weibliche Elektron mit einem männlichen Elektron
vereinigt, hat
ein gewisser Prozess begonnen. Das weibliche Teilchen schwingt unter dem
Einfluss der männlichen Energie sehr rasch und kreist um das männliche Teilchen. Das Ergebnis ist die Geburt eines neuen Atoms. Dieses neue
Atom ist
tatsächlich aus der Vereinigung des männlichen und des weiblichen
Elektrons
zusammengesetzt. Wenn aber die Vereinigung vollzogen ist, ist das Atom
ein Ding für sich, mit gewissen Eigenschaften; aber die Eigenschaft der
freien
Elektrizität manifestiert es nicht länger mehr.
Der Prozess der
Loslösung oder
Trennung der weiblichen
Elektronen wird "Ionisation" genannt. Diese Elektronen
sind die tätigsten Arbeiter in der Natur. Aus ihren Vereinigungen oder Kombinationen hervorgehend, manifestieren sich die verschiedenen
Phänomene von Licht,
Wärme, Elektrizität, Magnetismus,
Anziehung, Abstoßung, chemische
Affinität und deren Gegenteil und ähnliche Phänomene. Und all dies geht
aus der Wirksamkeit des Prinzips vom Geschlecht hervor.
Die Aufgabe des männlichen Prinzips scheint darin zu liegen, eine
gewisse
angebotene Energie auf das weibliche Prinzip zu richten und so den
Schöpfungsvorgang in Tätigkeit zu setzen. Das weibliche Prinzip ist aber
immer dasjenige, welches das aktive schöpferische Werk vollbringt; und so ist
es auf
allen Plänen. Und doch, kein Prinzip ist ohne Beistand des anderen
Prinzips
wirksamer Energie fähig.
In manchen Lebensformen sind die beiden
Prinzipien in
einem Organismus vereinigt. Was dies betrifft, alles in der organischen
Welt
manifestiert beide Geschlechter: In der männlichen Form ist immer auch
das weibliche Prinzip gegenwärtig, und in der weiblichen Form immer auch das
männliche Prinzip. Die hermetischen Lehren enthalten viel über die
Wirksamkeit
der beiden Geschlechtsprinzipien bei der Hervorbringung und
Manifestation von verschiedenen Energieformen usw.
Wir halten es aber nicht für angezeigt, hinsichtlich dieser Lehren jetzt schon ins Detail zu gehen, weil wir
unsere
Behauptungen nicht durch wissenschaftliche Beweise erhärten können, aus
dem
einfachen Grund, weil die Wissenschaft noch nicht so weit
fortgeschritten ist. Das
Beispiel aber, das wir euch von den Phänomenen der Elektronen gegeben
haben,
wird euch zeigen, dass die Wissenschaft am rechten Weg ist. Es wird euch
auch eine allgemeine Vorstellung von den zugrunde liegenden Prinzipien
vermitteln.
Manche führende wissenschaftliche Forscher haben ihre Ansicht verkündet,
dass
in der Kristallbildung etwas zu finden ist, das mit
"Geschlechtsaktivität"
übereinstimmt; das ist wieder ein Zeichen, aus welcher Richtung der wissenschaftliche Wind bläst. Und jedes Jahr wird neue Tatsachen
bringen,
welche die Richtigkeit des hermetischen Prinzips vom Geschlecht
bestätigen.
Man wird finden, dass Geschlecht im Bereich der anorganischen Materie in konstanter Wirksamkeit und Manifestation ist, ebenso wie auch im Bereich
von
Energie oder Kraft. Elektrizität wird jetzt allgemein als das "Etwas"
angesehen, in welches sich alle anderen Energieformen verschmelzen oder aufzulösen
scheinen.
Die "elektrische Theorie vom Universum" ist die letzte wissenschaftliche
Lehre,
wird rasch populär und allgemein angenommen. Und so folgt daraus, dass,
wenn
wir fähig sind, im Phänomen der Elektrizität - an ihrer Wurzel und an
der Quelle ihrer Manifestation einen klaren, unverkennbaren Beweis für das
Vorhandensein
des Geschlechts und seiner Aktivitäten zu erkennen, wir berechtigt sind,
von euch
den Glauben zu verlangen, dass die Wissenschaft zuletzt Beweise
angeboten hat
für das Vorhandensein dieses großen hermetischen Prinzips in allen
universalen
Phänomenen.
Es ist nicht nötig, euere Zeit zur Besprechung der wohlbekannten
Phänomene in
Anspruch zu nehmen, wie "Anziehung und Abstoßung" der Atome, chemische
Affinität, Liebe und Hass der Atome, Anziehung oder Kohäsion zwischen
den Molekülen der Materie. Diese Tatsachen sind zu gut bekannt, als dass sie
einer
weiteren Erklärung bedürfen. Aber habt ihr je schon bedacht, dass alle
diese
Tatsachen Manifestationen des Prinzips vom Geschlecht sind? Könnt ihr
nicht
sehen, dass diese Phänomene mit den Phänomenen der Elektronen
übereinstimmen?
Und mehr noch, könnt ihr nicht die Vernunftmäßigkeit der hermetischen Lehren erkennen, welche behaupten, dass sogar das Gesetz
der
Gravitation - diese seltsame Anziehungskraft, durch welche alle
materiellen Teilchen und Körper im Universum zueinander streben - auch nur eine
Manifestation des Geschlechtsprinzips ist, welches in der Richtung
wirkt, die
männlichen Energien zu den weiblichen Energien zu ziehen und umgekehrt.
Wir können euch jetzt keinen wissenschaftlichen Beweis dafür anbieten! Prüft
aber
das Phänomen im Lichte der darauf bezüglichen hermetischen Lehren und
seht,
ob ihr nicht eine besser arbeitende Hypothese habt als sie die
physikalische Wissenschaft bis jetzt bieten konnte. Ihr könnt alle physikalischen
Phänomene der
Prüfung unterwerfen, immer werdet ihr das Geschlechtsprinzip erkennen.
Lasst uns nun zu einer Betrachtung der Wirksamkeit des Prinzips auf dem
mentalen Plan übergehen. Viele interessante Züge warten hier der
Untersuchung.
Mentales Geschlecht
Die Beharrlichkeit der Dual-Mind-Idee, welche sich während der letzten
zehn oder
fünfzehn Jahre so stark geäußert und eine Anzahl von einleuchtenden
Theorien
über die Natur und Konstitution dieser beiden Minds zur Folge gehabt
hat, fällt
jedem Schüler der Psychologie auf, der die moderne Gedankenrichtung,
mentale
Phänomene betreffend, verfolgt hat. Der kürzlich verstorbene Thomson J.
Hudson
erlangte durch die Veröffentlichung seiner Theorie vom "objektiven und
subjektiven Mind", welche er als in jedem Individuum vorhanden annahm,
im
Jahre 1893 große Popularität.
Andere Schriftsteller haben fast ebenso
viel
Aufmerksamkeit erregt durch ihre Theorien vom bewussten und
unterbewussten
Mind", vom "willkürlichen und unwillkürlichen Mind", vom "aktiven und
passiven Mind" usw. usw. Die Theorien der verschiedenen Schriftsteller
weichen in vielem voneinander ab, aber es bleibt das allen zugrunde liegende
Prinzip vom
"Dualismus des Mind".
Der Schüler der hermetischen Philosophie ist versucht, zu lächeln, wenn
er von
diesen zahlreichen "neuen Theorien" vom Dualismus des Mind liest und
hört; jede
Schule hält zäh an ihren eigenen Theorien fest und behauptet, sie habe
die Wahrheit entdeckt. Der Schüler blättert zurück im Buch der okkulten
Geschichte
und findet in den dunklen Anfängen der okkulten Lehren Hinweise auf den
althermetischen Lehrsatz vom Geschlechtsprinzip auf dem mentalen Plan - auf die
Manifestation des mentalen Geschlechts. Und wenn er weiter forscht,
findet er
auch, dass die alte Philosophie vom Phänomen des dualen Mind Kenntnis
hatte; dies wird bezeugt durch ihre Theorie vom mentalen Geschlecht.
Diese
Vorstellung
vom mentalen Geschlecht soll in wenigen Worten erläutert werden für jene
Schüler, welche mit den eben erwähnten modernen Theorien vertraut sind.
Das männliche Prinzip des Mind entspricht dem sogenannten objektiven
Mind, bewussten Mind, willkürlichen Mind, aktiven Mind usw. Und das weibliche
Prinzip des Mind entspricht dem sogenannten subjektiven Mind,
unterbewussten
Mind, unwillkürlichen Mind, passiven Mind usw.
Natürlicherweise stimmen
die hermetischen Lehren mit den zahlreichen modernen Theorien über die Natur
der
beiden Phasen des Mind nicht überein, auch lassen sie viele von den
Tatsachen,
die für die beiden bezüglichen Aspekte beansprucht werden, nicht gelten;
manche
der erwähnten Theorien und Forderungen sind weit hergeholt und können
einer
Prüfung durch Experiment und Beweisführung nicht standhalten. Wir weisen
auf die übereinstimmenden Phasen nur deshalb hin, um dem Schüler zu helfen,
sein
früher erworbenes Wissen leichter mit den Lehren der hermetischen
Philosophie
zu assimilieren.
Schüler von Hudson werden die Feststellung am Beginn
des
zweiten Kapitels seines Werkes "Das Gesetz der physischen Phänomene"
bemerken", der mystische Jargon der hermetischen Philosophen offenbart
dieselbe allgemeine Idee, - die Dualität des Mind. Hätte Dr. Hudson Zeit und Mühe
nicht
gescheut, einiges aus diesem "mystischen Jargon der hermetischen
Philosophen"
zu entziffern, so hätte er manche Erleuchtung über das "dunkle Mind"
bekommen; aber dann wäre vielleicht sein interessantes Werk nie geschrieben
worden.
Betrachten wir nun
die hermetischen Lehren vom mentalen Geschlecht.
Die hermetischen Lehren erteilen ihre Unterweisung über diesen
Gegenstand,
indem sie ihre Schüler auffordern, die Berichte des Bewusstseins von
ihrem
eigenen Selbst zu prüfen. Der Schüler wird aufgefordert, seine
Aufmerksamkeit nach innen, auf das ihm innewohnende Selbst, zu richten. Jeder Schüler
wird
angeleitet, zu sehen, dass sein Bewusstsein ihm vorerst vom
Vorhandensein seines
Selbst berichtet - es sagt ihm "Ich bin". Auf den ersten Blick scheinen
uns dies die
endgültigen Worte des Bewusstseins zu sein; eine weitere Untersuchung
aber
offenbart die Tatsache, dass dieses "Ich bin" in zwei deutliche Teile
oder Aspekte getrennt oder gespalten werden kann, welche im Bewusstsein getrennt
werden
können, obwohl sie im Einklang und in Verbindung wirken.
Vorerst erscheint es uns, als ob nur ein "Ich" existiert; wenn wir aber
sorgfältiger
und genauer zusehen, entdecken wir die Tatsache, dass ein "Ich" und ein
"Mich"
existiert. Diese mentalen Zwillinge unterscheiden sich in ihren
charakteristischen Merkmalen und in ihrer Natur. Eine Untersuchung ihrer Natur und der
Phänomene, die aus ihr hervorgehen, wird auf viele Probleme vom mentalen
Einfluss Licht werfen.
Beginnen wir mit der Betrachtung des "Mich", das von den Schülern meist
fälschlich für das "Ich" gehalten wird, ehe sie in die versteckten
Winkel des
Bewusstseins vordringen. Ein Mensch denkt sich sein "Selbst" (in seinem
Aspekt des "Mich"), zusammengesetzt aus gewissen Gefühlen, Zuneigungen,
Abneigungen, Gewohnheiten, besonderen Verpflichtungen,
charakteristischen
Merkmalen, Geschmacksrichtungen usw., welche alle zusammen die Persönlichkeit ausmachen oder das Selbst, wie es ihm selbst und anderen
bekannt
ist.
Er weiß, dass sich diese Gemütsbewegungen und Gefühle ändern,
geboren
werden und absterben; dem Prinzip des Rhythmus unterworfen sind und dem
Prinzip der Polarität, welche den Menschen von einem Gefühlsextrem zum anderen tragen. Er denkt sich sein "Mich" auch als eine gewisse Menge
von
Wissen, das in seinem Mind gesammelt wurde und so einen Teil seines
Selbst
bildet. Dies ist das "Mich" eines Menschen. Aber wir sind zu rasch
vorgegangen.
Vom "Mich" vieler Menschen kann gesagt werden, es bestehe größtenteils
aus
dem Bewusstsein des Körpers und der physischen Gelüste usw. Ihr
Bewusstsein
ist zum größten Teil an ihre körperliche Natur gebunden, praktisch
"leben sie hier". Manche Menschen gehen sogar so weit, ihre persönlichen
Kleidungsstücke
als einen Teil ihres "Mich" anzusehen; sie scheinen sie wirklich als
einen Teil
ihres "Selbst" zu betrachten. Ein Schriftsteller hat humorvoll
geschrieben: "Der Mensch besteht aus drei Teilen - Seele, Leib und Kleider." Diese
"kleiderbewussten Leute" würden ihre Persönlichkeit verlieren, wenn sie gelegentlich eines Schiffbruches von Wilden ihrer Kleider beraubt
würden.
Aber
auch viele, die nicht so eng an die Idee ihrer persönlichen Kleidung
gebunden
sind, haften an der Vorstellung, ihre Körper seien ihr "Mich". Ein
Selbst,
unabhängig vom Körper, können sie nicht begreifen. Ihr Mind scheint
ihnen wirklich ein "Etwas" zu sein, das zu ihrem Körper gehört" - was oft
wirklich der
Fall ist.
Wenn sich der Mensch aber zu höherem Bewusstsein erhebt, wird er fähig,
sein
"Mich" von der Idee des Körpers loszulösen und von seinem Körper als zum
mentalen Teil des Körpers "gehörend" zu denken. Aber auch dann noch ist
er nur zu sehr geneigt, das "Mich" gänzlich mit den mentalen Zuständen,
Gefühlen usw., welche er in sich existieren fühlt, zu identifizieren. Er ist sehr
geneigt, diese
internen Zustände als identisch mit sich selbst zu betrachten, statt als
das, was sie
sind: einfach "Dinge", durch einen gewissen Teil seiner Mentalität
hervorgebracht
und in sich, von sich existierend, aber doch nicht "er selbst".
Er
sieht, dass er
durch eine Willensanstrengung diese internen Gefühlszustände verändern
kann,
dass er einen Zustand oder ein Gefühl, dem vorigen ganz entgegengesetzt,
auf
dieselbe Weise hervorbringen kann, und dass doch dasselbe "Mich"
existiert. Und so wird er nach einiger Zeit fähig, diese verschiedenen mentalen
Zustände,
Gemütsbewegungen, Gefühle, Gewohnheiten, Eigenschaften,
charakteristischen Merkmale und andere persönliche mentale Zugehörigkeiten beiseite zu
setzen. Er wird fähig, sie beiseite zu setzen in die "NichtMich"-Sammlung von
Seltenheiten
und Lasten wie auch von kostbaren Besitztümern. Dies erfordert von
Seiten des Schülers viel mentale Konzentration und die Macht mentaler Analyse.
Für
den
fortgeschrittenen Schüler ist es aber doch möglich, die Aufgabe zu
lösen, und jene,
die nicht so weit fortgeschritten sind, können sich doch wenigstens
vorstellen, wie
der Prozess ausgeführt wird.
Wenn er diesen Prozess des "Beiseite-Setzen" ausgeführt hat, wird sich
der
Schüler im bewussten Besitz eines "Selbst" finden, welches in den dualen
Aspekten des "Ich" und des "Mich" betrachtet werden kann. Das "Mich"
wird er
als ein mentales Etwas fühlen, in welchem Gedanken, Ideen,
Gemütsbewegungen,
Gefühle und andere mentale Zustände hervorgebracht werden. Er kann als
der
"mentale mütterliche Schoß" - wie es die Alten nannten - angesehen
werden, der
fähig ist, mentale Nachkommenschaft zu erzeugen.
Es erscheint dem
Bewusstsein
als "Mich" mit latenten Schöpfungskräften, mit der latenten Kraft,
Nachkommen
aller Sorten und Arten hervorzubringen. Seine Kräfte schöpferischer
Energie
werden als enorm gefühlt. Aber doch scheint es uns bewusst zu werden,
dass es
irgendeine Form von Energie erhalten muss, sei es von seinem eigenen
"Ich"
Gefährten oder von einem anderen "Ich", ehe es seine mentalen
Schöpfungen ins Dasein bringen kann.
Dieses Bewusstsein bringt die Verwirklichung einer
enormen Fähigkeit für mentale Arbeit und schöpferische Begabung mit
sich.
Aber der Schüler wird bald erkennen, dass dies noch nicht alles ist, was
er in seinem inneren Bewusstsein findet. Er findet, dass ein mentales Etwas
existiert,
das fähig ist, zu wollen, dass das "Mich" nach gewissen schöpferischen
Richtlinien wirkt, das aber auch fähig ist, abseits stehend der mentalen
Schöpfung beizuwohnen. Der Schüler wird gelehrt, diesen Teil seines Selbst sein
"Ich" zu
nennen.
In seinem Bewusstsein kann er nach seinem Willen ruhen.
Er findet hier nicht das Bewusstsein einer Fähigkeit zu erzeugen und
aktiv zu
schaffen, im Sinne des stufenweisen Prozesses, der mentales Wirken
begleitet,
sondern vielmehr das Gefühl und das Bewusstsein einer Fähigkeit, eine
Energie
vom "Ich" auf das "Mich" zu projizieren - einen Prozess des "Wollens",
dass die
mentale Schöpfung beginne und ausgeführt werde. Er findet, dass das
"lch" abseits stehen und dem Wirken der mentalen Schöpfung und Erzeugung des "Mich"
zusehen kann.
Dieser duale Aspekt ist im Mind jeder Person. Das "Ich"
vertritt das
männliche Prinzip - das "Mich" das weibliche Prinzip des mentalen
Geschlechts.
Das "Ich" stellt den Aspekt des "Seins" dar, das "Mich" den Aspekt des "Werdens". Ihr werdet bemerken, dass das Prinzip der Entsprechung auf
diesem
Plan ebenso wirkt wir auf dem großen Plan, auf dem die Erschaffung von
Universen
vollzogen wird. Die beiden sind der Art nach gleich, aber im Grade
sehr verschieden. "Wie oben, so unten, wie unten, so oben."
Diese beiden Aspekte des Mind - das männliche und das weibliche Prinzip
– das
"Ich" und das "Mich" - geben, betrachtet in Verbindung mit den wohl
bekannten mentalen und psychischen Phänomenen, den Meisterschlüssel zu den wenig erforschten Regionen mentaler Wirksamkeit und Manifestation. Das Prinzip
vom
mentalen Geschlecht bringt die Wahrheit, die den Gebieten der
Erscheinungen
mentalen Einflusses usw. zugrunde liegt.
Die Tendenz des weiblichen Prinzips geht immer dahin, Eindrücke zu
empfangen,
die Tendenz des männlichen Prinzips geht immer dahin, auszugeben, sich
zu
äußern. Das weibliche Prinzip leitet das Werk der Erzeugung neuer
Gedanken, Entwürfe, Ideen, das Wirken der Phantasie mit inbegriffen. Das männliche
Prinzip
bescheidet sich mit dem Wirken des "Wollens" in seinen verschiedenen
Phasen.
Ohne die aktive Hilfe des Willens des männlichen Prinzips ist aber das
weibliche
Prinzip geneigt, sich mit der Hervorbringung mentaler Bilder zufrieden
zu geben,
welche das Ergebnis von Eindrücken sind, die es von außen erhalten hat,
statt originale mentale Schöpfungen hervorzubringen.
Personen, welche ihre Aufmerksamkeit und ihre Gedanken andauernd auf
einen
Gegenstand richten können, wenden beide mentalen Prinzipien an - das
weibliche
Prinzip durch aktive mentale Erzeugung, den männlichen Willen dadurch,
dass er
den schöpferischen Teil des Mind anspornt und Energie an ihn abgibt. Die
meisten
Menschen machen vom männlichen Prinzip nur wenig Gebrauch, sie geben
sich damit zufrieden, nach den Gedanken und Ideen zu leben, die ihrem eigenen
"Mich" vom "Ich" anderer Minds eingeflößt wurden.
Wir wollen aber nicht
länger
bei diesem Gegenstand verweilen. Mit Hilfe des Schlüssels, den wir euch
betreffs
des mentalen Geschlechts gegeben haben, kann dieser Gegenstand aus jedem
guten Lehrbuch der Psychologie studiert werden.
Dem Schüler, der psychische Phänomene studiert, fallen die wunderbaren
Phänomene auf, die unter den Namen Telepathie fallen oder
Gedanken-Übertragung, mentale Beeinflussung, Suggestion, Hypnotismus
usw.
Viele haben diese verschiedenen Phasen der Phänomene durch die Theorien
zu
erklären gesucht, die von den verschiedenen Lehrern des "dualen Mind"
aufgestellt worden sind. Und in gewisser Hinsicht haben sie Recht, denn
in all diesen Phänomenen kann man die Manifestation zweier verschiedener Phasen
mentaler Aktivität erkennen. Wenn aber die Schüler dieses "duale Mind"
im Licht
der hermetischen Lehren über Schwingungen und mentales Geschlecht
betrachten, so werden sie sehen, dass sie den lang gesuchten Schlüssel in Händen
haben.
Bei den Phänomenen der Telepathie kann man sehen, wie die schwingende
Energie des männlichen Prinzips einer Person auf das weibliche Prinzip
einer
anderen Person projiziert wird; letztere übernimmt die Gedankensaat und
lässt sie in sich reifen. Auf die gleiche Weise wirken Suggestion und Hypnotismus.
Das
männliche Prinzip der suggerierenden Person richtet seine
Schwingungsenergie oder Willenskraft auf das weibliche Prinzip einer anderen Person,
letztere nimmt
diese Energie auf, macht sie zu ihrer eigenen und handelt und denkt
damit
übereinstimmend.
Eine Idee, die sich so im Mind einer anderen Person
eingenistet
hat, wächst und entwickelt sich und wird mit der Zeit als der rechtmäßig
mentale Nachkomme des Individuums angesehen; in Wirklichkeit aber ist sie dem Kuckucksei gleich, das in das Sperlingsnest gelegt wird und hier die
rechtmäßige
Nachkommenschaft vernichtet und sich häuslich niederläßt. Normalerweise
koordinieren das männliche und das weibliche Prinzip im Mind des
Menschen, sie handeln harmonisch, in Verbindung miteinander.
Unglücklicherweise aber
ist das
männliche Prinzip des Durchschnittsmenschen zu träge, um zu handeln -
die
Willenskraft ist zu wenig entwickelt -, die Folge davon ist, dass solche
Menschen
fast gänzlich vom Mind und Willen anderer Menschen beherrscht werden, welchen sie erlauben, für sie zu denken und zu wollen. Wie wenig
originale
Gedanken werden vom Durchschnittsmenschen gedacht, wie wenig originale Handlungen vollbringt er! Sind nicht die meisten Menschen bloße Schatten
und
Echos anderer Menschen, die stärkeren Willen und Mind als sie selbst
haben?
Und das kommt daher, dass der Durchschnittsmensch fast ausschließlich in
seinem
"Mich"-Bewusstsein weilt und gar nicht erkennt, dass er auch ein "Ich"
hat. Er ist
in seinem weiblichen Prinzip polarisiert, und das männliche Prinzip, in
welchem der Wille wohnt, bleibt untätig und ungenutzt.
Die starken Männer und Frauen der Welt manifestieren unabänderlich das
männliche Prinzip des Willens, und ihre Stärke hängt wesentlich von
dieser
Tatsache ab. Statt nach den Eindrücken zu leben, die andere auf ihr Mind
machen, beherrschen sie ihr eigenes Mind durch ihren Willen, erlangen so die
erwünschte
Art mentaler Bilder und beherrschen überdies noch die Minds anderer.
Seht auf
die starken Menschen, wie sie ihre Gedankensaat in die Minds der Massen
säen und dadurch die Massen zwingen, nach dem Wunsch und Willen der Starken
zu
denken.
Aus diesem Grund sind die Volksmassen so Schafherden ähnliche
Geschöpfe, die niemals eine originale Idee haben, die niemals ihre
eigene Macht
mentaler Aktivität gebrauchen.
Die Manifestation des mentalen Geschlechts kann man überall im täglichen
Leben
bemerken. Magnetische Personen sind solche, welche ihr männliches
Prinzip dazu
anwenden können, ihre Ideen anderen Personen einzuprägen. Der
Schauspieler, der die Zuschauer zu Tränen rührt, wendet dieses Prinzip an. Und so ist
es auch
mit dem erfolgreichen Redner, Staatsmann, Prediger, Schriftsteller und
mit
anderen Menschen, die öffentliche Aufmerksamkeit erregen. Der
eigentümliche
Einfluss, den manche Menschen auf andere ausüben, kommt von der
Manifestation des mentalen Geschlechts nach den oben erwähnten Schwingungslinien.
In diesem Prinzip liegt das Geheimnis des
persönlichen
Magnetismus, persönlichen Einflusses und Zaubers usw., ebenso wie auch
der
Phänomene, die man allgemein mit dem Namen Hypnose bezeichnet.
Der Schüler, der mit den Phänomenen vertraut ist, von denen man
allgemein als
von "psychischen Phänomenen" spricht, wird schon entdeckt haben, was für
eine
wichtige Rolle bei den erwähnten Phänomenen jene Kraft spielt, welche
die Wissenschaft "Suggestion" genannt hat. Unter Suggestion sind der Prozess
oder
die Methoden zu verstehen, wodurch die Idee auf das Mind eines anderen
Menschen "übertragen" oder dieses Mind "eingeprägt" wird, und dieses
Mind
veranlasse wird, in Übereinstimmung mit dieser Idee zu handeln.
Um die
verschiedenen psychischen Phänomene, denen Suggestion zugrunde liegt, zu
begreifen, ist es notwendig, die Suggestion genau zu verstehen; außerdem
aber
sind Kenntnisse über Schwingungen und über mentales Geschlecht
unerlässlich.
Denn das ganze Prinzip von der Suggestion hängt von den Prinzipien vom
mentalen Geschlecht und von den Schwingungen ab.
Bei den Schriftstellern und Lehrern über Suggestion ist es der Brauch,
zu erklären, es sei das "objektive oder willkürliche" Mind, welches den mentalen
Eindruck
oder die Suggestion auf das subjektive oder unwillkürliche Mind ausübt.
Sie
gehen aber keine Beschreibung des Vorgangs, auch keine Analogie in der
Natur, wodurch wir die Idee leichter erfassen könnten.
Wenn ihr aber die
Angelegenheit
im Lichte der hermetischen Lehren überdenkt, werdet ihr sehen können,
dass die
Übertragung der Schwingungsenergie des männlichen Prinzips auf das
weibliche
Prinzip in Übereinstimmung mit den universalen Naturgesetzen ist, und
dass die Natur zahllose Analogien gibt, welche uns das Prinzip leichter verstehen
lassen. In
der Tat, die hermetischen Lehren zeigen uns, dass auch die Erschaffung
des Universums demselben Gesetz folgt, dass in allen schöpferischen
Manifestationen
- auf den spirituellen, mentalen und physischen Plänen - immer dieses
Prinzip vom Geschlecht wirksam ist, diese Manifestation des männlichen und des
weiblichen
Prinzips: "Wie oben, so unten; wie unten, so oben."
Und mehr noch, wenn
dieses
Prinzip vom mentalen Geschlecht einmal erfasst und verstanden wurde,
dann
können die verschiedenen psychologischen Phänomene auf einmal
verständnisvoll
klassifiziert und studiert werden, statt wie bisher im Dunkeln zu
bleiben. Das Prinzip "wirkt sich auch in der Praxis aus", weil es auf den
unveränderlichen
universalen Gesetzen des Lebens beruht.
Wir werden nicht auf eine breite Erörterung oder Beschreibung der
verschiedenen
Phänomene mentalen Einflusses oder psychischer Aktivität eingehen. In
den
letzten Jahren wurden viele Bücher über diesen Gegenstand geschrieben
und veröffentlicht und viele davon sind gut. In diesen verschiedenen Büchern
sind die
Tatsachen der Hauptsache nach richtig dargestellt, allerdings haben die
Schriftsteller versucht, die Phänomene durch ihre eigenen kleinlichen
Theorien zu erklären.
Der Schüler möge sich mit der Materie bekannt machen. Wenn er
die
Theorie vom mentalen Geschlecht anwendet, wird er in das Chaos
widersprechender Theorien und Lehren Ordnung bringen können und noch überdies, wenn er will, sich zum Meister des Gegenstandes machen. Der
Zweck
dieses Werkes ist nicht, weitläufige Schilderungen von psychischen
Phänomenen
zu geben, sondern vielmehr, dem Schüler einen Meister-Schlüssel zu
geben, mit welchem er zahlreiche Tore öffnen kann, die in jene Teile des
Weisheitstempels
führen, welche er zu erforschen wünscht.
Wir hoffen, dass man in dieser
Betrachtung der Lehren des "Kybalions" eine Erklärung finden wird, die
viele
verblüffende Schwierigkeiten erhellen wird - einen Schlüssel, der viele
Tore
öffnen wird. Vorausgesetzt, dass wir dem Schüler die Mittel geben, durch
die er
sich mit jeder Phase des Gegenstandes, die ihn interessiert, vertraut
machen kann,
wozu sollten wir noch alle Einzelheiten psychischer Phänomene und
mentaler Wissenschaft eingehend besprechen?
Mit Hilfe des "Kybalion" können wir
alle
okkulten Bücher von neuem durchgehen, das alte Licht Ägyptens wird viele
dunkle Seiten und unklare Stellen erhellen. Wir sind nicht gekommen, um
eine
neue Philosophie darzulegen; wir wollen nur die Umrisse einer großen,
weltalten Lehre geben, welche die Lehren der anderen erklären wird - welche eine
große
Versöhnerin und Vermittlerin unter den verschiedenen Theorien und
entgegengesetzten Lehren sein wird.
Hermetische Axiome
"Der Besitz von Wissen, wenn er nicht tätig zu Ausdruck und Handlung
kommt,
ist gleich dem Aufhäufen kostbarer Metalle - ein nutzloses und törichtes
Ding.
Wissen ist wie Reichtum dazu bestimmt, gebraucht zu werden. Dieses
Gesetz der
Anwendung ist universal, und derjenige, der es verletzt, leidet durch
seinen
Konflikt mit den Naturkräften."
Das Kybalion
Die hermetischen Lehren, die aus bereits erwähnten Gründen zu allen
Zeiten in
den Minds ihrer glücklichen Besitzer sicher verschlossen blieben, waren
niemals
dazu bestimmt, nur aufgehäuft und geheim gehalten zu werden. Das Gesetz
der Anwendung ist in den Lehren enthalten, wie man aus obigem Zitat aus dem
"Kybalion" sehen kann, wo dieses Gesetz deutlich ausgesprochen wird.
Wissen
ohne Anwendung und Ausdruck ist ein nutzloses Ding, das seinem Besitzer
und
der Menschheit nichts Gutes bringt.
Hütet euch vor mentalem Geiz, setzt
das, was
ihr gelernt habt, in die Tat um! Studiert die Axiome und Aphorismen,
aber
wendet sie auch an!
Wir geben weiter unten einige der wichtigeren hermetischen Axiome aus
dem
"Kybalion" und fügen jedem einige erläuternde Worte bei. Macht sie euch
zu
eigen, übt sie, wendet sie an, denn sie sind nicht eher wirklich euer
eigen, bis ihr
sie auch angewendet habt.
"Um eure Stimmung oder euren mentalen Zustand zu ändern, ändert eure
Schwingung."
Das Kybalion
Man kann seine mentalen Schwingungen durch eine Willensanstrengung
ändern,
indem man seine Aufmerksamkeit mit Bedacht auf den Zustand fixiert. Der
Wille
lenkt die Aufmerksamkeit und die Aufmerksamkeit ändert die Schwingung. Pflegt die Kunst der Aufmerksamkeit mit Hilfe des Willens, und ihr habt
das
Geheimnis der Bemeisterung der Stimmungen und mentalen Zustände gelöst.
"Um ein unerwünschtes Maß mentaler Schwingung zu beseitigen, lasse das
Prinzip der Polarität wirken und konzentriere dich auf den Pol, der dem,
was du
unterdrücken willst, entgegengesetzt ist. Ertöte das Unerwünschte, indem
du seine
Polarität änderst."
Das Kybalion
Das ist eine der wichtigsten hermetischen Formeln. Sie beruht auf wahren
wissenschaftlichen Prinzipien. Wir haben euch gezeigt, dass ein mentaler
Zustand
und der diesem entgegengesetzte Zustand nur zwei Pole desselben Dinges
sind, und dass durch mentale Transmutation die Polarität umgekehrt werden
kann.
Dieses Prinzip ist den modernen Psychologen bekannt; sie wenden es an,
wenn
sie unerwünschte Gewohnheiten ausmerzen wollen und ihre Schüler
anweisen,
sich auf die entgegengesetzte Eigenschaft zu konzentrieren. Wenn ihr von
Furcht gequält seid, so verschwendet nicht die Zeit durch Versuche, die Furcht
"zu
ertöten", pflegt vielmehr die Eigenschaft des Mutes, und die Furcht wird verschwinden.
Manche Schriftsteller haben diese Idee durch folgendes Beispiel
zu erläutern gesucht. Um einen dunklen Raum zu erhellen, muss man nicht
die
Dunkelheit hinausschaufeln oder hinauskehren; es genügt die Fensterläden
zu öffnen und das Licht hereinzulassen, und die Dunkelheit wird
verschwinden. Um
eine negative Eigenschaft zu ertöten, konzentriere man sich auf den
positiven Pol
derselben Eigenschaft, dann werden die Schwingungen allmählich aus dem
Negativen ins Positive übergehen und schließlich wird man auf den
positiven statt
auf den negativen Pol polarisiert sein. Die Umkehrung ist ebenso wahr,
wie schon
viele zu ihrem Leidwesen erfahren haben, wenn sie sich erlaubten, zu
lange auf
dem negativen Pol der Dinge zu schwingen.
Durch Veränderung seiner
Polarität
kann man seine Stimmungen meistern, seine mentalen Zustände ändern,
seine
Neigungen bessern und seinen Charakter bilden. Die fortgeschrittenen
Hermetiker
verdanken einen Großteil ihrer mentalen Meisterschaft der Anwendung der
Polarität, welche einer der wichtigsten Aspekte mentaler Transmutation
ist.
Erinnert euch des (schon früher) zitierten hermetischen Axioms, welches
sagt:
"Mind (ebenso wie Metalle und Elemente) kann von Zustand zu Zustand
umgewandelt werden; von Grad zu Grad; von Beschaffenheit zu
Beschaffenheit;
von Pol zu Pol; von Schwingung zu Schwingung."
Das Kybalion
Die Beherrschung der Polarisation ist die Beherrschung der fundamentalen
Prinzipien mentaler Transmutation oder mentaler Alchimie; denn, wenn man
nicht die Kunst erlangt, seine eigene Polarität zu verändern, wie kann
man imstande sein, seine Umgebung zu beeinflussen? Wenn man dieses Prinzip
versteht, kann man seine eigene Polarität ebenso wie die Polarität
anderer ändern,
wenn man nur die nötige Zeit, Sorgfalt, Übung und das nötige Studium
aufwendet, diese Kunst zu beherrschen. Das Prinzip ist wahr; die
erzielten
Resultate aber hängen ab von der beharrlichen Geduld und Übung des
Schülers.
"Rhythmus kann durch die Anwendung der Kunst der Polarisation
neutralisiert
werden."
Das Kybalion
Wie wir schon in den vorhergehenden Kapiteln erklärt haben, sind die
Hermetiker
der Ansicht, dass das Prinzip vom Rhythmus sich auf dem mentalen Plan
manifestiert ebenso wohl wie auf dem physischen Plan, und dass das
verwirrende Nacheinander von Stimmungen, Gefühlen, Gemütsbewegungen und anderen
mentalen Zuständen eine Folge des Vorwärts- und Rückwärtsschwingens des
mentalen Pendels ist, welches uns von einem Gefühlsextrem zum anderen
trägt.
Die Hermetiker lehren auch, dass das Gesetz der Neutralisation uns
weitgehend
befähigt, die Wirkung des Rhythmus im Bewusstsein zu überwältigen. Wie
wir
schon erklärt haben, gibt es außer dem gewöhnlichen niederen Plan auch
einen höheren Bewusstseinsplan. Indem sich der Meister mental auf den höheren
Bewusstseinsplan erhebt, lässt er den Schwung des mentalen Pendels auf
dem
niederen Plan sich auswirken, während er auf dem höheren Plan weilt und
so das Bewusstwerden des Rückwärtsschwunges vermeidet.
Dies wird dadurch
erreicht,
dass sich der Meister auf sein höheres Selbst polarisiert und so die
mentalen
Schwingungen des Egos über die Schwingungen des gewöhnlichen
Bewusstseinsplanes erhebt. Es ist dies ein Vorgang, ähnlich dem, wenn
man sich über ein Ding erhebt und es unter sich vorbei gehen lässt. Der
fortgeschrittene
Hermetiker polarisiert sich in den positiven Pol seines Wesens - in den
"Ich bin"-Pol, nicht in den Pol der Persönlichkeit.
Er "verweigert" und
"verwehrt" die
Wirksamkeit des Rhythmus, erhebt sich über dessen Bewusstseinsplan,
steht fest
in seinem eigenen Wesensstandpunkt und lässt das Pendel auf den niederen
Plan zurückschwingen, ohne seine Polarität zu verändern. So gehen alle
Individuen
vor, die irgendeinen Grad von Selbstbeherrschung erreicht haben, ob sie
das
Gesetz verstehen oder nicht. Solche Personen "weigern sich" einfach, vom
Pendel der Stimmungen und Gemütsbewegungen zurückgeschwungen zu werden; sie
behaupten ihre Überlegenheit standhaft und bleiben dadurch auf dem
positiven
Pol polarisiert.
Natürlich erlangt der Meister einen weit höheren Grad
von
Fertigkeit, weil er das Gesetz kennt, das er durch ein höheres Gesetz
bezwingt.
Durch den Gebrauch seines Willens erreicht er einen Grad der Ruhe und
mentalen Festigkeit, der für denjenigen kaum glaublich erscheint, der sich vom
mentalen
Pendel der Stimmungen und Gefühle vorwärts und rückwärts schwingen
lässt.
Vergesst aber nie, dass ihr das Prinzip des Rhythmus nicht wirklich
aufhebt, denn
dieses ist unzerstörbar. Ihr überwältigt einfach ein Gesetz, indem ihr
es durch ein
anderes ausgleicht und so das Gleichgewicht behaltet. Die Gesetze des Gleichgewichts sind auf den mentalen Plänen ebenso wirksam wie auf den
physischen. Wer diese Gesetze versteht, kann wohl den Eindruck erwecken,
als
ob er Gesetze außer Kraft setzen könne, tatsächlich aber stellt er nur
das
Gleichgewicht dar.
"Nichts entgeht dem Prinzip von Ursache und Wirkung, aber es gibt viele
Pläne
der Kausalität und man kann die Gesetze der höheren Pläne anwenden, um
die
Gesetze der niederen Pläne zu überwinden."
Das Kybalion
Die Hermetiker verstehen es, die Polarisation auszuführen, sie erheben
sich zu
einem höheren Kausalitätsplan und gleichen so die Gesetze der niederen
Kausalitätspläne aus. Dadurch, dass sie sich über den Plan der
gewöhnlichen Ursachen erheben, werden sie, in einem gewissen Grad, selbst Ursachen,
statt nur
Ursachen unterworfen zu sein. Dadurch, dass sie fähig sind, ihre eigenen
Stimmungen und Gefühle zu beherrschen, den Rhythmus zu neutralisieren,
wie
bereits besprochen, können sie einem Großteil der Wirkungen der
Kausalität des
gewöhnlichen Planes ausweichen.
Die Menschenmassen werden getragen,
gehorchen ihrer Umgebung, dem Willen und Wunsch anderer, Stärkerer als
sie
selbst; den Ergebnissen ererbter Neigungen; der Suggestion jener, die
über ihnen
stehen; und noch manchen anderen äußeren Ursachen; und von all diesen
Ursachen lassen sie sich gleich Spielfiguren auf dem Schachbrett des
Lebens hin-
und herschieben. Die fortgeschrittenen Hermetiker aber erheben sich über
diese Einflüsse, suchen einen höheren mentalen Aktionsplan.
Dadurch, dass sie
ihre
Stimmungen, Gemütsbewegungen, Impulse und Gefühle beherrschen, schaffen
sie für sich selbst einen neuen Charakter, neue Eigenschaften und
Kräfte, durch
welche sie ihre gewöhnliche Umgebung überwinden, und so praktisch
Spieler
statt Spielfiguren werden. Solche Menschen helfen verständnisvoll das
Spiel des
Lebens zu spielen, statt dass sie sich von stärkeren Kräften und Willen
und Einflüssen hin- und herschieben lassen. Sie gebrauchen das Prinzip von
Ursache
und Wirkung, statt von ihm gebraucht zu werden.
Freilich sind auch die Erhabensten dem Prinzip, wie es sich auf den höheren Plänen manifestiert,
unterworfen, aber auf den niederen Aktivitätsplänen sind sie Meister, nicht Sklaven.
Wie "Das Kybalion" sagt:
"Die Weisen dienen auf dem Höheren, aber sie herrschen auf dem Niederen. Sie
gehorchen den Gesetzen, die von oben kommen, aber auf ihrem eigenen Plan und
auf den Plänen unter ihnen herrschen und befehlen sie. Und doch, wenn sie
dies
tun, opponieren sie nicht dem Prinzip, sondern bilden einen Teil des
Prinzips. Der
Weise macht sich das Gesetz zu eigen; dadurch, dass er es versteht, bedient
er
sich des Gesetzes, statt sein blinder Sklave zu sein. Wie ein gewandter
Schwimmer, der sich hin und her wendet, hierhin und dorthin, wie er will, im
Gegensatz steht zu einem Stück Holz, das der Strömung folgen muss, so steht
der
Weise im Gegensatz zum gewöhnlichen Menschen - und doch, Schwimmer und
Holzklotz, sie alle sind dem Gesetz untertan. Wer dies versteht, ist weit
auf dem
Pfade der Meisterschaft."
Das Kybalion
Zum Schluss wollen wir eure Aufmerksamkeit wieder auf das hermetische Axiom
lenken:
"Wahre hermetische Transmutation ist eine mentale Kunst."
Das Kybalion
In diesem Axiom lehren die Hermetiker, dass das große Werk, seine Umgebung
zu beeinflussen, durch mentale Macht vollbracht wird. Da das Universum
mental
ist, kann es nur durch Mentalität beherrscht werden. Und in dieser Wahrheit
kann eine Erklärung gefunden werden für all die Phänomene und Manifestationen der
verschiedenen mentalen Kräfte, welche seit den ersten Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts so viel Aufmerksamkeit erregt haben.
Hinter und unter den
Lehren
der verschiedenen Kulte und Schulen aber bleibt das Prinzip von der mentalen
Substanz des Universums immer konstant. Wenn aber das Universum in seiner
substantiellen Natur mental ist, so folgt daraus, dass mentale Transmutation
die
Bedingungen und Phänomene des Universums verändern muss.
Wenn das
Universum mental ist, dann muss Mind die höchste Macht sein, die auf seine
Phänomene einwirkt. Wenn dies verstanden wird, dann werden all die
sogenannten "Mirakel" und "Wundertaten" klar als das gesehen, was sie sind.
"Das All ist Mind, das Universum ist mental."
Das Kybalion
"Das Kybalion" wurde der folgenden Website entnommen:
www.hermetics.org/pdf/Das%20Kybalion.pdf
update Juni 2011 - rodiehr September 2010
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