DER ALLTAG AUS SPIRITUELLER SICHT
- Wie unsichtbare Kräfte das tägliche Leben beeinflussen -
Charles W. Leadbeater
© Aquamarin Verlag, Grafing

 


Auszug aus: Teil Zwei - Wie wir beeinflusst werden - Kapitel neun - Alltägliche Situationen

Katastrophen

Außer Kriegen suchen bisweilen auch andere Katastrophen die Welt heim. Ein Erdbeben reißt zweihunderttausend Menschen in den Tod. Wie sieht die verborgene Seite eines solchen Unglücks aus? Ohne die Leidtragenden weniger zu bedauern, blickt man aus höherer Sicht verständnisvoller auf ein derartiges Ereignis und vermeidet das

 

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überwältigende Gefühl von Schrecken und Entsetzen, das viele bei dem Gedanken an einen solchen Vorfall lähmt. Betrachten wir die Angelegenheit ruhig und analytisch. Zweihunderttausend Menschen werden plötzlich von ihrer physischen Bürde befreit. Mit Sicherheit müssen wir sie nicht bemitleiden. Man kann sie nicht als Leidtragende bezeichnen, da sie unvermittelt und schmerzlos in ein höheres und glücklicheres Leben erhoben wurden. In derartigen Fällen gibt es weniger Leid als im Zusammenhang mit vielen einzelnen Todesfällen.

 

Das durch einen plötzlichen Tod verursachte Leid betrifft niemals den Verstorbenen, sondern die Angehörigen, die ihn für verloren halten, da sie den Tod nicht verstehen. Bei einer solchen gewaltigen Katastrophe bleiben nur Wenige, die trauern, da innerhalb eines bestimmten Gebietes fast alle Familien zerstört werden. Die engsten Verwandten finden in den meisten Fällen ausnahmslos den Tod.

 

Den Verunglückten, die schwerverwundet tagelang auf Rettung warteten oder unter den Trümmern erstickten oder verhungerten, gilt natürlich unser tiefstes Mitgefühl. Dennoch sind jene, die tagtäglich des Hungers sterben, bei weitem in der Überzahl, und ihr Leidensweg ist lang.

 

Ein Erdbeben verursacht viel Leid, da es den Überlebenden ihr Zuhause und ihre Nahrung nimmt. Die tief empfundene Anteilnahme aus der ganzen Welt erweist sich aus innerer Sicht als das auffallendste Merkmal bei diesem Ereignis.

 

Wir dürfen den Tod nicht als unglückliches Schicksal betrachten. Nicht die Toten sollten wir bemitleiden, sondern die Lebenden, die noch unter der Einengung dieser seltsamen physischen Ebene leiden. Für diejenigen, deren Bewusstsein keine andere Welt kennt, scheint es furchtbar zu sein, sie verlassen zu müssen.

 

Jemand, dessen Blick über die höheren Welten schweift, weiß mit unerschütterlicher Gewissheit, dass ihn nichts aus dem Gleichgewicht bringen kann und der glücklichste Augenblick derjenige sein wird, in dem er dieser Welt entfliehen und in das höhere und wirklichere Leben eintreten wird.

 

Es besteht eine Notwendigkeit für unser physisches Leben, und wir können uns nur unter diesen harten Bedingungen entwickeln. Wir treten in dieses Leben ein, wie jemand seine Heimat verlässt, um irgendeine unangenehme Aufgabe zu erfüllen, von der er weiß, dass er

 

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diese Arbeit verrichten muss. Der arme Kerl, der aus diesem höheren Leben in die Verbannung geschickt wird, ihn sollte man bemitleiden, und nicht seine Zeit damit vergeuden, jene zu betrauern, die in die Herrlichkeit und Schönheit heimgekehrt sind und sich ausruhen dürfen.

 

Aus physischer Sicht betrachtet, ist alles verzerrt, weil wir nur einen winzigen Bruchteil wahrnehmen und mit seltsamem Stumpfsinn darauf bestehen, es für das Ganze zu halten. Die esoterische Philosophie lehrt uns einen höheren Aspekt und rückt unser Leben in die rechte Perspektive. Alle Welten sind gleichermaßen Teil der erhabenen Sonnengottheit. In ihr »leben wir und bewegen wir uns und haben unser Sein«, und da wir aus ihrer Gegenwart nicht herausfallen oder ihrer führenden Hand entfliehen können, was bedeutet da alles Übrige?

 

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