DER ALLTAG AUS SPIRITUELLER SICHT
- Wie unsichtbare Kräfte das tägliche Leben beeinflussen -
Charles W. Leadbeater
© Aquamarin Verlag, Grafing

 


Auszug aus: Teil Zwei - Wie wir beeinflusst werden - Kapitel neun - Alltägliche Situationen

Ein Vortrag

Wie anregend ein Vortrag wirkt, hängt weitgehend von seinem Thema ab. Die Zuhörerschaft zeigt gewöhnlich weniger Gleichförmigkeit als eine Kirchengemeinde, die in den meisten Fällen die entscheidenden Punkte des gemeinsamen Glaubens teilt. Die Besucher eines Vortrags, die sich für ein bestimmtes Thema interessieren, kommen aus unterschiedlichen Gemeinden und sind völlig unterschiedlicher Natur. Das gemeinsame Interesse an einem bestimmten Thema bildet vorübergehend eine Verbindung zwischen ihnen. Trotz ihrer verschiedenartigen geistigen Verfassung wird in diesem Moment in allen derselbe geistige Aspekt angesprochen, was in gewisser Weise den Anschein von Harmonie erweckt.

 

Da der Theosoph häufig Vorträge hält und sie auch zu ertragen hat, sollte er diesen Aspekt nicht übersehen. Will der Redner auf den Geistkörper seiner Zuhörer einwirken, muss er vor allem ein klares gedankliches Konzept besitzen. Während er ernsthaft über die einzelnen Punkte seines Vortrags nachdenkt und sie den Zuhörern darzulegen versucht, erzeugt er eine Reihe von Gedankenformen, die aufgrund der Anstrengung ungewöhnlich stark sind.

 

Es bietet sich ihm eine gute Gelegenheit, weil seine Zuhörer weitgehend aufnahmebereit sind. Sie haben die Mühe auf sich genommen zu erscheinen, um sich über dieses spezielle Thema zu informieren, was vermuten lässt, dass sie bereit sind zuzuhören. Falls es ihm unter solch günstigen Bedingungen nicht gelingen sollte, sich verständlich zu machen, liegt es wohl daran, dass seine eigenen Gedanken in Bezug auf dieses Thema nicht genügend scharf umrissen sind. Eine

 

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schwerfällige und undeutliche Gedankenform hinterlässt kaum einen Eindruck. Ist der Gedanke klar und eindeutig, zwingt er die Mentalkörper der Zuhörer, ihn nachzuvollziehen. Ihre Betrachtungen werden meistens weniger deutlich und zufriedenstellend sein. Trotzdem wird ein klar umrissener Gedanke den Sinn bis zu einem gewissen Ausmaß übermitteln. Die Nachbildungen eines verschwommenen Gedankens werden wahrscheinlich nicht wiederzuerkennen sein.

 

Mitunter erhält der Vortragende unerwartete Unterstützung. Die Tatsache, dass er sich intensiv mit einem bestimmten Thema befasst, zieht die Aufmerksamkeit entkörperter Wesen an, die sich dafür interessieren. Die Zuhörerschaft umfasst oft eine größere Anzahl von Leuten in ihrer Astralhülle als in ihrem physischen Körper. Viele von ihnen kommen nur, um wie ihre Brüder in der irdischen Welt zuzuhören. Aber manchmal geschieht es, dass einer unter ihnen mehr über das Thema weiß als der Redner.

 

In diesem Fall unterstützt er diesen durch Eingebungen oder Bilder, die ihn auf verschiedene Weise erreichen. Besitzt er hellseherische Fähigkeiten, vermag er seinen Assistenten zu sehen, und die neuen Gedanken oder Bilder materialisieren sich vor seinen Augen in der feinstofflichen Materie. Ist der Redner nicht hellsehend, werden sie seinem Gehirn direkt eingeprägt. In einem solchen Fall wird er die Ideen wohl als seine eigenen betrachten. Manchmal handelt es sich um einen Helfer, der nicht von seiner körperlichen Hülle befreit ist oder nur vorübergehend, denn solche Arbeiten übernehmen oft die unsichtbaren Helfer.

 

Bisweilen manifestiert sich das Ego des Redners in seltsamer äußerer Weise. Ich habe Annie Besant sagen gehört, dass sie, während sie einen Satz vorträgt, gewöhnlich den nächsten bereits vor ihren Augen in der Luft entstehen sieht, und zwar in drei verschiedenen Formen, von denen sie bewusst diejenige auswählt, die sie für die Beste hält.

  

Es muss das Werk des höheren Selbst sein, obwohl man sich fragt, warum es gerade diesen Weg wählt, da es ohnehin die Rede durch die physischen Organe hält. Auf den ersten Blick scheint es für das höhere Selbst genauso einfach zu sein oder vielleicht sogar noch einfacher, selbst die Form auszusuchen und nur diese der niederen Materie aufzuprägen. Auch in diesem Fall könnte sie genauso unmittelbar vom Gehirn aufgenommen werden wie ihre Materialisation in der Luft.

 

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Auch die Zuhörer haben die Möglichkeit, den Redner zu unterstützen. Ältere Mitglieder der Theosophischen Gesellschaft besuchen bestimmte Vorträge nicht mehr, da sie glauben, mit der Thematik vertraut zu sein. Abgesehen von der Tatsache, dass es selten der Fall ist, die theosophischen Lehren vollends zu kennen, kann man nicht behaupten, dass die Anwesenheit eines Zuhörers, dem das Thema geläufig ist, sinnlos wäre. Genau das Gegenteil trifft zu. Gerade weil er sich auskennt, kann er starke und klare Gedankenformen der verschiedenen Erläuterungen bilden. Auf diese Weise vermag er dem Redner zu helfen, indem er den Zuhörern einprägt, was dieser übermitteln möchte.

 

Je größer die Anzahl der Zuhörer, die das Thema des Vortrags erfassen, desto einfacher wird es für die Neulinge sein, eine klare Vorstellung zu gewinnen. Der Redner findet Unterstützung in der Anwesenheit derjenigen Zuhörer, die ihn vollkommen verstehen. Die allgemeine Einstellung seines Publikums vermag ihm ebenfalls zu helfen oder ihn zu behindern. In den meisten Fällen begegnet ihm Wohlwollen, da sich die Mehrzahl für das Thema interessiert und etwas lernen möchte. Hin und wieder jedoch taucht der eine oder andere nur mit der Absicht auf zu kritisieren, und seine Anwesenheit erweist sich alles andere als förderlich. 

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