Sebastian (ein Pseudonym) veröffentlichte diesen Beitrag in einem Forum über das Jenseits auf einer anderen Website am 17. Dezember 2001. Der Autor hat mir die Erlaubnis gegeben, diesen Beitrag hier zu veröffentlichen. Er möchte anonym bleiben, da ihm die Botschaft wichtiger ist als der Name. 

Es wird in sehr guter Weise auf die Problematik hingewiesen, die immer wieder auftritt, wenn man sich dem Thema "Leben nach dem Tod" zuwendet. Skeptiker nähern sich dieser Frage nur auf diese Weise, statt sich durch eigenes Experimentieren, von einem bis dahin für unmöglich gehaltenen Effekt zu überzeugen.

Der Spruch "Probieren geht über Studieren" könnte wieder einmal angewendet werden. Mir gefällt dieser Beitrag so gut, dass ich ihn hier als Anregung zum Nachdenken und eigenem Handeln aufnehme.


Beweis für den Beweis?

Die Frage kommt doch immer wieder auf und ist auch gerechtfertigt, aber so ist auch die Antwort.

"Kann man ein Leben nach dem Tode ( LnT ) beweisen????????"

Um etwas überhaupt beweisen zu wollen, muss man 5 Dinge beachten:

1. Existiert ein LnT oder nicht?

2. Falls es existiert, können WIR wissen, ob es existiert? (Dinge können existieren, ohne dass wir es wissen!)

3. Wenn wir wissen, dass es existiert, können wir uns dann sicher sein, oder ist es nur eine "sichere Annahme" ?

4. Sind wir uns sicher, DASS eine logische Beweisführung existiert, um zu demonstrieren, dass wir über ein Recht auf eine 'sichere Annahme' überhaupt verfügen dürfen? (z.B. es existieren Sicherheiten, welche nicht logisch bewiesen werden können, wie meine eigene Existenz oder das Gesetz der Nicht-Widerlegung)

5. Falls es einen Beweis gibt, ist er wissenschaftlich - im modernen Sinne? Könnte es andere Beweisführungen geben, welche nicht wissenschaftlich sind oder mehr dem Punkt Nummer 2 angepasst werden können. Beweisführungen, von denen wir nichts wissen?

Der 5. Punkt ist besonders wichtig wenn wir mit dem Thema 'Beweis für ein Leben nach dem Tode' konfrontiert werden. Es ist abhängig davon für welche Arten von Beweis jeder offen ist - welche Beweise er also akzeptiert. 

Dieses Thema kann einfach nicht wie eine Postulat in der Euklidischen Geometrie bewiesen werden. Es kann nicht einmal wie eine Zellteilung unter einem Mikroskop observiert werden.

Die Existenz von einem LnT ist keine logische Tautologie: ihre Widerlegung ist nicht mit einer Widerlegung verbunden, wie in einem Euklidischen Postulat.

Es kann aber auch nicht empirisch bewiesen oder negiert werden (nicht vor dem Tode), einfach anhand der Definition: da jedes Erlebnis vor dem Tode - ist ein Erlebnis von einem Leben vor dem Tode - aber nicht ein LnT.

Da ein LnT nicht wissenschaftlich bewiesen werden kann, ist es dann intellektuell unverantwortlich, es zu akzeptieren? Doch nur dann, wenn man annimmt, dass es intellektuell unverantwortlich ist, alles zu akzeptieren, was nicht wissenschaftlich bewiesen werden kann! Nur genau das ist doch selbstwiderlegend (und somit intellektuell unverantwortlich)!!!

Man kann NICHT wissenschaftlich beweisen, dass die einzig akzeptablen Beweise wissenschaftliche Beweise sind. Man kann nicht logisch und empirisch beweisen, dass NUR logische und empirische Beweise akzeptable Beweise sind. Man kann es nicht logisch beweisen, denn dessen Widerlegung enthält keine Widerlegung und man kann es auch nicht empirisch beweisen, da weder der Beweis noch das Akzeptanzkriterium empirische Entitäten sind.

SOMIT, der Beweis, dass nur wissenschaftliche Beweise zählen, ist NICHT wissenschaftlich, es ist Dogma, ein Glaube, eine Religion.

Da es letztlich keine endgültigen Beweise gibt für ein LnT, ist es ebenso unverantwortlich zu glauben, ein LnT existiert außerhalb unseres Wissens und ebenso unverantwortlich zu glauben es existiert nicht.

Legen wir aber moderne Beweisführungen beiseite und deren Folgen und Nicht-Folgen, öffnen wir uns Beweisen, welche nicht wissenschaftlich bestätigt werden können. Dann kommt die Annahme, dass solche Beweise einer bestimmten Beweisführung unterliegen, welcher wir heute nicht kundig sind. Und wieder sind dies nur Religionen, Dogmen ....... Glauben.

Die Frage von Beweisen für ein LnT kann also nur noch relativ beantwortet werden. Dies ist aus der Sicht der Logik betrachtet, von der hier so viele Beweise verlangt werden. 

Wie ich schon immer sagte, man sollte nicht das Phänomen dem Beweis anpassen, sondern die Beweisführung dem Phänomen.

Sebastian


Erläuterungen:

Postulat:
   
... sachlich oder denkerisch notwendige Annahme, These, die unbeweisbar oder noch nicht bewiesen, aber durchaus glaubhaft und einsichtig ist, ...

Euklidisch:
nach Euklid], Mathematik: allgemein der anschauliche dreidimensionale Raum
(c) Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, 2001

Tautologie:
- ... Aussage, die einen Sachverhalt doppelt wiedergibt. (Beispiel: ein kleiner Zwerg)
- [griechisch »das Dasselbesagen«] die, Logik: ein lediglich erläuterndes und nicht erkenntniserweiterndes Urteil
(c) Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, 2001

Empirisch:
[griechisch-lateinisch], erfahrungsgemäß; aus der Erfahrung, Beobachtung (erwachsen); dem Experiment entnommen.
(c) Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, 2001


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