Der Jenseitige Mensch
Emil Mattiesen

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Kap LXXV. Metapsychologie der seelischen Spaltungen.                  (S.756)

Soviel zunächst über den Zusammenhang materialer Bestandstücke der erwecklichen Erfahrung mit unserer Hypothese. Unsere nächste Aufgabe muß es sein, gewisse formale Eigentümlichkeiten dieser Erfahrung im Lichte der inzwischen erarbeiteten Begriffe einer vertieften Betrachtung zu unterziehen:

nämlich vor allem die Neigung des Mystikers zur seelischen Gespaltenheit, zu abnormen Bewußtseinsphasen aller Art, zur automatischen Leistung, zur Ausbildung zweiter, führender 'Persönlichkeiten'.

Auch diese Eigentümlichkeiten sind dem Mystischjenseitigen nicht ausschließlich eigen; aber sie treten bei ihm mit einer Überhäufigkeit auf, die so auffallend ist, daß jeder Versuch, sie zu beweisen, nicht nur unmöglich, sondern auch überflüssig erscheint. [1]

Diese Überhäufigkeit muß wiederum einen Grund im Wesen mystischen Seelenlebens haben, und es wird nicht schwer fallen, diesen im Zusammenhange mit unsern Grundanschauungen aufzuzeigen.

Nähern wir uns dieser Aufzeigung durch die Frage, welche genauere Auffassung von den Haupttatsachen seelischer Spaltung jene Grundanschauungen überhaupt nahelegen. - Wie hier nicht mehr zweifelhaft sein kann, wird diese Auffassung vorwiegend von psychologischen Gesichtspunkten ausgehen müssen, die in physiologischen Nachweisungen lediglich ihre Ergänzung finden können.

Die Berechtigung zu dieser Stellungnahme erweist sich nicht nur aus allgemeineren Feststellungen früherer Abschnitte, sondern nicht zuletzt auch aus dem geradezu chaotischen Zustande, in welchem die reinphysiologische Hypothesenbildung diesen Fragen gegenüber sich befindet, - weshalb ich denn auch ein genaueres Eingehen auf sie dem Leser glaube ersparen zu dürfen.

Das 'Wunderhafte' der Ich-Synthese, von dem ich oben sprach, tritt ganz besonders zutage, so oft wir den Vorgang ihrer Zersetzung gleichsam unter die Lupe zu nehmen vermögen. Wir erkennen dann zwar stets ein 'Motiv', einen Anstoß, einen Willen oder dgl. zur Spaltung, d. h. zu neuen Synthesen; aber die Wirkungsweise dieser Anlässe, das Wie-sie-es-machen, bleibt durchaus unergründlich.

Es soll oder muß ein neuer Zusammenhang entstehen - und alsbald entwindet er sich der Gesamtmasse, wobei nur Eines einzuleuchten scheint: daß Anlaß wie Ergebnis eben durchaus 'psychischer' Natur sind und in den klarsten, faßbarsten Fällen auch nicht den Schatten einer Verlockung zu physiologischer Deutung erkennen lassen.

Psychologischer Artung ist ja zB., was die Psychanalyse als Anlaß zur Ichspaltung aufzuweisen sucht: Abwertungen, Geschmacksurteile, 'Verdrängungen' dessen, was verurteilt wird oder mit

[1] Vgl.o.S.118f.


Kap LXXV. Metapsychologie der seelischen Spaltungen.                  (S.757)

dem gewünschten Innenleben unverträglich erscheint. Aber lassen sich hier zuweilen noch physiologische Hintergründe ahnen, so schwindet jeder Ausweg aus dem rein Psychologischen, wenn wir' den Anlaß zur Spaltung im bloßen Willen eines äußeren Experimentators finden, also gleichsam der willkürlichen Erschaffung neuer Iche 'aus Nichts' beiwohnen -

aus Nichts, heißt das, soweit innere Anlässe zur Neusynthese in Frage kommen, nicht aber deren Inhalte, die natürlich den Gesamtmassen des alten Gesamtich entnommen sind.

Ich denke hierbei an die suggestive Erzeugung sog. Pseudopersönlichkeiten in der Hypnose: Auf bloßen Befehl 'wird' das Subjekt, was ihm aufgetragen wurde: eine bestimmte, ihm bekannte Persönlichkeit; oder zB. ein 'Priester', ein 'General', ein 'Trunkener', ein 'altes Weib', ein 'Kind' oder was sonst, und paßt der aufgetragenen Rolle sein Denken und Handeln mit verblüffender Naturtreue an. [1]

Es liegt natürlich nahe zu sagen (und es ist meist nichts andres gesagt worden, als dies): daß die Impersonation eine gehorsam übernommene Komödie sei, die mit größerer oder geringerer Selbsthingabe, vielleicht zuweilen mit leidenschaftlicher Einfühlung durchgeführt werde.

Auch wird man in weiten Grenzen diese fast selbstverständliche Deutung nicht bezweifeln. In gewissen Fällen in- dessen macht man die merkwürdige Beobachtung, daß solche künstliche Persönlichkeiten ihrem Ursprungszustande gegenüber,

wie auch untereinander (falls nämlich mehrere in einem Subjekt erzeugt werden) erinnerungslos sind, während sie in sich, nämlich wenn sie mehrmals zu verschiedenen Zeiten auftreten, Erinnerungszusammenhänge bilden, sogar wenn diese verschiedenen Gelegenheiten des Auftretens durch große Zeitstrecken getrennt sind. [2]

Dr. Sidis hat sogar zwischen dem normalen und dem künstlichen Ichzustand etwas wie jene typische Durchgangssynkope beobachtet, wie sie vor' Auftritten' spontan gebildeter Teil-Iche die Regel ist. [3] Dem Subjekt V. F. war in der Hypnose der Auftrag ,gegeben worden, nach dem Erwachen auf ein verabredetes Zeichen hin Dr. Dendy, ein ihm bekannter Arzt, zu 'werden'.

Auf dieses Zeichen hin 'sah V. F. zuerst wie benommen aus; seine Augen verloren ihren natürlichen... Ausdruck, als würde... sein Geist von einer dichten Wolke eingehüllt. Nach einigen Sekunden... war alles wieder klar. Er stellte Dr. Dendy mit äußerster Lebenstreue dar. Ich sage, er stellte ihn dar; aber das war es nicht; er schien sich als Dr. Dendy zu fühlen, er war Dr. Dendy.' [4]

Um es kurz zu sagen: künstliche Persönlichkeiten verhalten sich häufig wie wahre alternierende Ichphasen. [5] Deuten wir diese durch eine 'psychische' Spaltung, durch wahre Doppeltheit der Ichsynthese, so dürfen wir jenen die gleiche Deutung nicht vorenthalten.

Der Gedanke einer hier stattfindenden Ich-Schaffung könnte ungeheuerlich und die allgemeinere Deutung durch ihre Anwendung vernichtet scheinen, wenn man sich nicht den Unterschied des hier vertretenen Aktualismus von dem Dualismus des metaphysischen Seelenglaubens klar macht.

[1] Sehr frühe Versuche von Dupotet (bei du PreI, Stud. I 226f.), dann sehr häufig, bes. von Richet. Vgl. auch Sidis, Suggestion 255ff. 261ff. und o. S. 608.  
[2] S. Janet, Aut. 163f.; Actes 273f.
[3] S. o. S. 179 Anm. 5.
[4] to feel like Dr. Dendy. - Sidis, Suggestion.  
[5] Vgl. o. S. 52f.


Kap LXXV. Metapsychologie der seelischen Spaltungen.                  (S.758)

Die Suggestion soll nicht das Wunder der Erschaffung einer Seele, also eines metaphysischen Wesens aus dem Nichts, sie soll nur innerhalb jenes äußerst labilen und elastischen Geschehens der Synthetisierung, als welches das Bewußtsein überall sich erweist, zur Bildung eines neuen Zentrums, eines neuen 'Wirbels', [1] eines neuen Kristallisationspunktes den ersten Anstoß geben; eines Zentrums, das sich in weit problematischerer Weise an die nervösen Grundlagen wendet und darum weit leichter sich verflüchtigen kann, als ein normal-gewordenes Ich.

Doch will ich klar und offen aussprechen, daß es mir durchaus nicht schwer fällt zu glauben, ein solches 'künstliches Ich' bestehe nach seinem Schwinden ebensogut als vergessenloses Erinnern fort, wie das Bewußtsein eines Abgeschiedenen. Es gibt eben keine 'totale Amnesie'; dieser Satz darf gewagt werden.

Und unstreitig könnte auch - ich entsinne mich im Augenblick keines entsprechenden Versuchs - die Erinnerungslosigkeit nach künstlichen Persönlichkeiten beseitigt werden; die Methode aber wäre wieder dieselbe, die auch das Teil-Ich geschaffen hat und so viele Amnesien überwindet: der einfache Befehl zu erinnern.

Wir wissen, daß er jedem Hypnotisierten gegenüber Erfolg hat; daß er die normalerweise der Hypnose folgende Erinnerungslosigkeit scheinbar durch ein Wort, in Wahrheit natürlich durch den gehorchenden 'Willen' des Subjektes aufhebt, wie er ja auch umgekehrt in der Hypnose Erinnerungslosigkeit - völlige oder beliebig teilweise - für die eigene wache Vergangenheit oder - allen Regeln zuwider - auch für die Erlebnisse früherer Hypnosen setzen kann, ja selbst dem Erwachenden die Erinnerung seiner wachen Vergangenheit (im ganzen oder in Teilen) zu nehmen vermag. [2]

Daß es wirklich nur der suggestiv angeregte 'synthetische Wille' des Subjektes ist, dem dies unumschränkte Schalten und Walten gelingt, das wird, wenn nötig, durch Fälle erhärtet, in denen jede äußere Suggestion fehlte, dagegen ein Interesse an der Erinnerung oder ein Wunsch, sie zu erhalten, bestand. [3]

Das Bedeutsame aber ist, daß der Wille diese Überschleifung der Erinnerung auch über normalerweise bestehende Hindernisse bewirken kann. Was aber ist dieser Wille anderes als eine neue Bezeichnung für das 'Wunder' der Synthese überhaupt? Oder wie sollte es wohl gelingen, diesen Willen, der mit den psychischen Inhalten schier nach Belieben schaltet, restlos physiologisch zu deuten?

Wie sollten wir, heißt das, den nervösen Parallelvorgang, der dem Wunsche zu erinnern 'entspräche', jene physiologischen Hemmungen überwinden lassen, die sich (nach monistischen Begriffen) der Erinnerung, will sagen: der physischen Assoziation in den Weg stellen? Wir gerieten in lauter ad hoc zu erfindende Hypothesen.

Einen besonders günstigen Standpunkt zur Beobachtung des fraglichen

[1] Im Sinn der Vortex-Theorie der Atome gesprochen!   
[
2] BramweIl 100ff. Vgl. ATM XI, I 117; 3 133. Ein Beispiel (v. Reden) in ZH VI 8.
[3] S. zB. Marcinowski in ZH IX 31; Passavant 95.


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Kap LXXV. Metapsychologie der seelischen Spaltungen.                  (S.759)

Willens-Wunders in Tätigkeit gibt vielleicht der Augenblick jenes Zusammenfließens zweier synthetischer Ströme, wovon bereits in unserer ersten Übersicht der Tatsachen psychischer Spaltung einige Beispiele gegeben wurden. Ihr Wesentliches mag sich der Leser nochmals vergegenwärtigen an der vielleicht merkwürdigsten Schilderung dieses Vorgangs, von der ich Kenntnis habe.

Sie bezieht sich auf den früher angeführten Fall von alternierender Ichspaltung des Rev. Hanna. [1] Während eines Zustandes 'oszillierenden' Bewußtseins, in welchem also der Kranke sich bald in der ersten, bald in der zweiten Phase befand, bemerkten seine Ärzte zum ersten Mal das vorübergehende gleichzeitige Vorhandensein beider Erinnerungsketten.

Bald danach legte sich Hanna auf ein Sofa nieder, klagte über Kopfschmerz und verfiel in einen Zustand anscheinend zunehmender Geistesabwesenheit und Reglosigkeit. Nur langsam und mühsam gewann er die Sprache und Fähigkeit der Bewegung zurück (wobei er wiederum Kenntnis seines ganzen Lebens bekundete).

Er selbst beschrieb später seinen damaligen inneren Zustand in folgenden Worten: 'Beide Leben, das des ersten und das des zweiten Zustandes, stiegen auf. .. Sie erschienen wie jede andere Erinnerung an die Vergangenheit, . .. aber sie waren verschieden [voneinander]. Ich hatte zwischen den beiden zu wählen, und das schien mir unmöglich. [Sie erschienen] wie zwei verschiedene Personen.

Die Vernunft sagte mir, daß ich Einer sei, und doch erschienen [mir] zwei Iche und ich hatte daher zwischen ihnen zu wählen... Auch hatte ich ein unerklärliches Gefühl, daß beide mein waren... Es schien unmöglich, eins zu vergessen; beide suchten im Bewußtsein zu verharren ...

Ich entschloß mich [also], beide Leben als meine anzunehmen.' - Und in einer späteren autobiographischen Niederschrift heißt es noch:

'Die [beiden] Leben wurden ständig mehr und mehr persönlich, bis schließlich durch einen wohlüberlegten Willensakt die beiden ergriffen wurden und ein halbes Jahr bis zum heutigen Tage geblieben sind, obschon es einige Zeit hindurch nach der Heilung schwer war, die abgesonderten Teilstücke jedes der bei den Leben ineinanderzuschachteln, um eine ununterbrochene Lebensgeschichte herzustellen.' [2]

Was war nun jenes Ich des Mr. Hanna, das zwischen den beiden vor ihm liegenden Erinnerungsmassen glaubte wählen zu müssen und doch nicht wählen zu können, und das schließlich beide als 'sein' anerkannte? dem beide Massen 'als zwei verschiedene Personen' erschienen, während 'ein unerklärliches Gefühl' ihm sagte, daß beide sein wären? das beide anerkannte - recognized -, und doch nicht in der Art, wie man alte Erinnerungen heraufholt, sondern wie ein 'völlig neues Leben'? [3]

Wäre dies wählende Ich entweder das des ersten oder das des zweitenZustands gewesen, so hätte - möchte man meinen - die Beschreibung der Heilung nicht umhinkönnen, einen Unterschied in der Art zu betonen, wie dies Als-eigen-erkennen sich auf die einen und auf die andern Inhalte bezog. Das Ich des 'ersten' Zustandes hätte die Inhalte dieses

[1] ) o. S. 52 f.  
[2] Sidis u. Goodhart 187-197. 226 (gekürzt; Sperrungen von mir).   
[3] aaO. 195. 196.


Kap LXXV. Metapsychologie der seelischen Spaltungen.                  (S.760)

Zustands in einem intimeren Sinne als seine eigenen empfinden müssen, während ihm die des andern nur etwa auf dem Umweg über Berichte des Arztes oder über die Zugehörigkeit zu dem gleichen Leibe als 'Hannas' Erlebnisse erscheinen konnten.

Und entsprechend das Ich des zweiten Zustandes. Unser aktualistischer Pluralismus des Ich dagegen läßt uns den Vorgang wohl richtiger so beschreiben, daß in jenen kritischen Minuten von Hannas Leben das 'Wunder' der Ich-Synthese sich auf einer höheren Ebene der Umfassung eingestellt habe, womit die niederen Ich-synthesen (als solche, nicht hinsichtlich ihrer Inhalte) hinfällig geworden seien und aufgehört hätten zu bestehen; wie die Kugelform kleinerer Tropfen aufhört zu bestehen, wenn sich diese zu einem Tropfen größeren Umfangs vereinigen.

Die eigentliche psychologische Erscheinungsform des Wunders ist aber wiederum, nach Hannas eigenem Ausdruck, der 'Wille' zur Synthese.

Übersehen wir übrigens nicht, daß der Wille (angeregt durch Suggestion) nicht nur erinnern lassen kann, was normaler-, will sagen: physiologischerweise hätte vergessen sein müssen; sondern auch vergessen lassen, was erinnert hätte werden müssen; und zwar, wie bekannte Versuche beweisen, mit einer bis ins Kleinste gehenden künstlichen Auslese der Vorstellungen, zB. einzelner Buchstaben oder Zahlen, Worte oder Namen. [1]

Mehr noch: der Wille kann auch nicht-wahrnehmen lassen, was normalerweise hätte wahrgenommen werden müssen; vielleicht der für den PhysIologen paradoxeste Sonderfall synthetischer Selbstherrlichkeit, den wir aber in den gefälligen Taschen des 'Wunders' wohl mitverschwinden lassen dürfen.

Ich erwähne als schlagendstes Beispiel für diesen Sonderfall die Erfahrungstatsache der 'negativen Halluzination' [2] oder 'systematischen Anästhesie [3]: die Tatsache, daß die Fremd- oder Selbstsuggestion bestimmte Dinge oder Personen für das hypnotisierte oder wiedererwachte Subjekt vollkommen (d. i. durch alle Sinne) unwahrnehmbar machen kann.

Der Systematisch-anästhetische nimmt zB. einen Menschen, den man ihm als nicht-existierend bezeichnet hat, durch keinen seiner Sinne wahr; hört ihn zB. nicht reden oder in die Hände klatschen, auch wenn sein Klatschen mit dem eines Dritten abwechselt; fühlt ihn nicht stechen, sieht nicht sein Bild im Spiegel; sieht zuweilen selbst nicht unmittelbar von ihm gehaltene Gegenstände, oder aber sieht diese in der Luft schweben. [4]

Das Blatt eines Kartenspiels etwa, das durch einen posthypnotischen Befehl aus der Welt der Sinnendinge gestrichen wurde, wird bei keinem Durchblättern oder Aufzählen des Spieles wahrgenommen. Selbst ein einzelner willkürlich gewählter Buchstabe verschwindet in allen seinen Vertretern aus allem Geschriebenen oder Gedruckten, das dem Subjekt unter die Augen kommt. [5]

[1] S. zB. J. Liegeois. De la sugg. hypnotiquue ... (Par. 1884) 37ff.   
[2] nach Bernheim.  
[3] nach Binet und Féré.  
[4] Vgl. du PreI, Stud. II 35ff.; s. auch Pr VIII 469.  
[5] Janet. Aut. 275. - Die Tatsache der neg. Hall. war schon Deleuze. Bertrand. Teste. Charpignon bekannt. Fälle spontaner neg. Hall. s. bei Prince 189. 538. 540 (auf 'Sallys' Wunsch!); Moll 105 (bei Geisteskranken, nach Forel).


Kap LXXV. Metapsychologie der seelischen Spaltungen.                  (S.761)

Die monistische Psychologie, als deren Vertreter hier Wundt angerufen werden mag, erklärt die Nichtwahrnehmung zunächst, wie bei allgemeinen suggerierten Anästhesien, durch eine positive Ablenkung der Aufmerksamkeit, sei es auf irgend eine stellvertretende positive Halluzination, sei es auch nur auf 'die als Schallbilder nachwirkenden Worte' des betreffenden Befehls.

Soweit dies nicht ausreicht, wird an die 'eigentümliche Beschaffenheit der Gesichts- und Gehörseindrücke im schlaftrunkenen und somnambulen Zustand' erinnert. 'Indem die Gegenstände, die nicht gerade durch die besonderen Bedingungen der Beobachtung bevorzugt sind, in größere Ferne gerückt erscheinen, werden sie überhaupt unbestimmter und undeutlicher gesehen.'

Auf die Suggestion zB., eine von drei anwesenden Personen sei nicht vorhanden, treten die übriggebliebenen in den Vordergrund des Bewußtseins, und der unbestimmte Eindruck der dritten werde nicht apperzipiert;

Wundt scheint sogar nahezulegen, daß das Subjekt in Wahrheit auch das Nichtwahrzunehmende wahrnehme, aber eben auf die Suggestion hin die Wahrnehmung leugne. 'Jedenfalls ist das letztere imstande, das Hinwegsehen über an und für sich schwache Eindrücke zu erleichtern.' [1]

Diese Gedanken erscheinen mir durchaus ungenügend. Sie erklären keinesfalls zB. die gänzlich unbeachtete Hinnahme von Nadelstichen in die Nase, unter die Nägel, in die Schleimhäute des Auges, die ein durch Wortsuggestion unwahrnehmbar Gemachter an einem Subjekte ausübt, das auf die gleichen Eindrücke seitens Anderer völlig normal reagiert. Bernheim, der diese Versuche an einer weiblichen Versuchsperson ausführte, simulierte schließlich den Beginn eines geschlechtlichen Überfalls:

er hob ihr unvermutet die Röcke und kniff sie in die Waden. 'Obgleich von Natur sehr sittsam, ließ sie es ohne Erröten zu; ... sie gab schlechterdings durch nichts zu erkennen, [daß sie merke, was ihr geschah].

Ich bin überzeugt, daß sie in diesem Zustand ohne den geringsten Widerstand hätte vergewaltigt werden können.' [2] - Während dieser Versuche war die Versuchsperson wach: man darf sich also nicht mit Wundt bei ihr auf Abschwächung der Wahrnehmungen im somnambulen Zustand berufen; sie befand sich auch nicht in dem hypnoiden Zustande, den die Ausführung posthypnotischer Befehle meist herbei- führen soll:

denn sie verhielt sich gleichzeitig den übrigen Personen gegenüber normal-wach; anderseits waren die zugemuteten Wahrnehmungen zu lebhaft und von zu großer persönlicher Wichtigkeit, als daß eine' Ablenkung der Aufmerksamkeit' ihre anscheinend völlige Nicht-Wahrnehmung erklären könnte. [3]

Das Paradoxe der 'systematischen Anästhesie' liegt nun offenbar darin, daß man, um dieses Nichtwahrnehmen bestimmter Dinge seitens des Subjektes zu erklären, ihm doch eine Wahrnehmung eben dieser Dinge zuschreiben muß, welche ihre Auswahl und entsprechende Ausschaltung ermögliche.

Das Subjekt muß wahrnehmen, um nicht wahrzunehmen. Dies macht anscheinend eine zweite Instanz nötig, da von einem Wählen 'im Bewußtsein' nichts zu finden ist;' und es liegt natürlich nahe, diese

[1] Wundt III 669 Anm. 1.   
[2] Aus RH Dez. 1888 bei Binet 305ff.
[3] Vgl. auch die Möglichkeit schwerer Operationen an Wachen bei völliger Schmerzlosigkeit auf bloßen Wortbefehl: zB. Sidis, Suggestion 26 (5 Zahnwurzeln). Die gleichen Gründe würden auch gegen Moll 247ff. ausreichen.   
[4] Die Notwendigkeit dieser Zweiheit anerkennt Dessoir, D. Doppel-Ich 23; Prince scheint, nach einigem Sichdrücken (Prince 72f.), ein zweites Bewußtsein im Umfang der unterdrückten Empfindungen anzunehmen (das. 74; vgl. 192f.): wählen also doch die betr. Empfind. sich selber aus? Jastrow hilft sich mit einem witzigen, aber unzutreffenden Vergleich aus dem Leben - 'Schneiden' von Bekannten -, den er alsbald wieder verleugnet, um das Problem auf spätere Erörterungen zu verschieben, die es aber nicht wiederaufnehmen (Jastrow 280ff.)Fontan (RS 11. Mai 1889 587) benutzt, in einigen gequält-verworrenen Auslassungen, die Zweiheit, erklärt sie dann aber für Fiktion! - Die Ratlosigkeit eines theoret. Standpunktes ist meist lehrreicher als seine Erfolge.


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Kap LXXV. Metapsychologie der seelischen Spaltungen.                  (S.762)

Instanz in einem gleichzeitig verlaufenden Strom von Unterbewußtsein zu suchen, der die 'Nicht-wahrnehmungen' des Hauptbewußtseins gewissermaßen an sich risse.

Tatsächlich ist ja die Wahrnehmung jenes Nichtwahrgenommenen nicht nur physiologisch durch Pupillenreflexe und optische Nachbilder, [1] sondern auch psychologisch dadurch belegt, daß ihr Inhalt in automatische Leistungen eingeht [2] und in nachfolgender Hypnose als 'eigene' Erfahrung erinnert werden kann; [3]

also in einer Bewußtseinsphase, die jener entspriht, welche wir als gleichzeitig mit dem vorherigen Wachen verlaufend annehmen dürfen.

Es ist also anscheinend in solchen Fällen ein zweites Bewußtsein vorhanden, welches die verschwundenen Inhalte dem ersten entzieht, vielleicht indem es sie in einer besonderen Weise sich einverleibt. Bildet sich aber ein solches zweites Bewußtsein in Fällen wie den fraglichen gleichsam ad hoc, oder ist es von vornherein gegeben?

Und wenn dies letztere - dann bei allen Menschen? oder nur bei Subjekten solcher sonderbaren Versuche? Oder könnten solche Versuche nicht schließlich bei Allen mit Erfolg ausgeführt werden, wie ja auch fast Jeder - Experimente beweisen es - sich zu automatischem Schreiben ausbilden kann?

Man erinnert sich, wie häufig die metapsychologische Forschung auf den Begriff eines Unterbewußtseins-an-sich, eines 'unterschwelligen Ich', [4] eines 'transzendentalen Subjektes [5] gedrängt worden ist, dem dann alle Leistung zugeschoben wurde, die von außerhalb lenkend, ergänzend, gelegentlich also wohl auch entziehend und absondernd in das wache Ich-leben eingreift.

Das Bedenkliche dieser Begriffsbildungen liegt, wie mir scheint, in der übereilten Aufstellung - der Hypostasierung geradezu - einer neuen Einheit. Anstatt zunächst die äußerst mannigfaltigen Leistungen, die uns von 'unten' zukommen, einzeln auf Herkunft und Daseinsbedingungen zu untersuchen, schafft man sogleich ein 'zweites' 'Ich' oder 'Selbst', das dann die banalsten Automatismen, die rätselvollsten Krankheiten (wie Hysterie) und die verblüffendsten Wunder des Übernormalen gleicherweise erklären soll. [6]

In Wahrheit beobachten wir nicht nur völlige Ungleichartigkeit der Leistungen, sondern auch Mehr-als-Zweiheit der unabhängigen psychischen Verläufe. Müßten die fraglichen Theorien nicht

[1] Fontan, aaO. 586; Janet, Aut.275; Binet 300.
[2] zB. automatische Schrift: Janet, Aut. 279 (der 'Arm' schreibt: 'sie [!] kann nicht; sie sieht sie nicht'). Vgl. Binet 313f. 322; Dessoir, aaO. 18ff.   
[3] S. zB. Binet 308; ebenso Moll, Dessoir, Bemheim u. a.  
[4] Myers: subliminal self.
[5] Du Prel.
[6] S. bes. Myers Hauptwerk.


Kap LXXV. Metapsychologie der seelischen Spaltungen.                  (S.763)

zB. das Ich der Hypnose mit dem Unterschwellen-lch gleichsetzen? Aber auch das hypnotische Bewußtsein kennt die Tatsache der negativen Halluzination, [1] wie auch die des Automatismus, zB. des unbewußten Planchetteschreibens von Antworten auf sonst offenbar nicht gehörte Fragen. [2]

Wir erhalten sogleich Luft, wenn wir die Fesseln dieses Individualismus der Zweipoligkeit sprengen und die 'transzendentalen Subjekte' der Einzelpersonen im Sinne unserer Grundbegriffe auflösen, oder doch wenigstens verflüssigen.

Die psychische Synthese des sog. Individuums verläuft nie einheitlich, sondern fast immer in wechselnder Vielheit der Ballungen. Die Zusammenhänge bilden und lösen sich; der synthetische Griff vollbringt sein Wunder bald mit weiterer, bald mit knapperer Spanne.

Aber immer steht hinter selbst der weitesten Umklammerung die Möglichkeit noch tieferer Synthese, zum mindesten der Herübernahme von Inhalten aus noch weiteren Zusammenhängen: jede Synthese ruht gleichsam im Schoße einer größeren, und wenigstens in diesem Sinne liegt in der Tat unter jedem Bewußtsein ein 'Unterbewußtsein', welches führend, schenkend und gelegentlich auch - stehlend einzugreifen vermag, wie wir letzteres zB. in der Tatsache der negativen Halluzination verwirklicht finden.

Es ist meist eine andere, und immer eine höhere Instanz vorhanden, an die sich eine Suggestion - entstamme sie nun dem Subjekte selbst, oder komme sie von außen - wenden kann, um die Ausübung jenes 'Wunders' veränderter oder, erweiterter Synthese herbeizuführen.

Wie sonst wohl sollten wir es erklären, daß zB. in einem so synthesenreichen Individuum - das Wort wird immer ironischer! - wie Miss Beauchamp der Befehl des Arztes an eines der vielen Iche nicht bloß lauten konnte: 'Bleiben Sie Sie selbst', [3] und dabei gegen Neigungen zum Umkippen erfolgreich seilt - dies erschiene noch einigermaßen verständlich -, sondern auch:

'Wechseln, 2' - 'change, 2', oder sonstwie. [4] Auch ist anscheinend immer eine höhere Instanz vorhanden, die noch mehr erinnert, als die jeweils zuletzt erreichte. Selbst in jenem klassischen Fall von 'konzentrischer' Ichspaltung, Janets Leonie, ergab die Beobachtung, daß die umfassendste, 'dritte' Persönlichkeit in eine sonderbare 'Ekstase' fallen konnte (in der sie ihren Arzt nicht mehr sprechen hörte, sich selig fühlte und zu ihrer Linken ein blendendes Licht sich erheben sah), [5] nach welcher sie auch noch das zu erinnern vermochte, was sie zuvor nicht hatte erinnern können. [6] -

Es verlohnt sich, in diesem Zusammenhang noch einmal ein Beispiel überlegener Tiefenleistung heranzuziehen, das uns schon früher [7] die Tatsache psychischen Doppelverlaufs überhaupt belegen sollte: nämlich die bekannten Versuche, die an den außerordentlichen Zeitsinn des 'Unterbewußtseins' sich wenden.

[1] s. zB. Dessoir, aaO. 23.  
[2] S. zB. PS XV 503.  
[3] Prince 519.  
[4] Das. 302. 
[5] Vgl. hierzu o. S. 577f. 596f. 650. 659ff.
[6] Janet, Actes 276. - Ich brauche kaum auszuführen, in wie eigenartiger Weise hier die vielerörterte Frage, ob der Mensch stets 'bewußt' sei, - verschwindet.  
[7] o.S. 46f.


Kap LXXV. Metapsychologie der seelischen Spaltungen.                  (S.764)

Dem Hypnotisierten wird die Ausführung einer gewissen Handlung nach (sagen wir) 378,529 Minuten aufgetragen, und das Subjekt durch sofortiges Erwecken an der Umrechnung in Tage und Stunden scheinbar gehindert. [1]

Nun findet zwar häufig nachweislich eine derartige Umrechnung im somnambulen Bewußtsein statt; bezeichnenderweise aber erfolgt die Ausführung des posthypnotischen Befehls auch dann im richtigen Augenblick, wenn jene Umrechnung nachweisbar eine fehlerhafte war. [2]

Eine Versuchsperson Bramwells, Miss D., gab in neuerlicher Hypnose auf Befragen an, das Ergebnis ihrer Berechnung sei falsch, sie wisse aber nicht, wie sie zur Gewißheit der richtigen Zeitpunkte der Ausführung gelangt sei. 'Ich fühle bloß, daß sie es sind.' Keinerlei Erinnerung an die Erlangung dieser Gewißheit ließ sich feststellen.

'Miss D. versicherte mir, daß sie nie an die Suggestionen gedacht hatte, seitdem ihr diese gegeben worden; sie vollzog sie einfach einem Drange gehorchend. . ., ohne sich an ihre Berechnung oder auch nur an die Suggestionen selbst zu erinnern.'

Auch hatte Miss D. während der Stunde, in welche die Ausführung der Suggestion fiel, 'keine Gelegenheit, nach einer Uhr zu sehen; sie befand sich während der ganzen Zeit in Hypnose'. [3]

Der Antrieb zur Ausführung, auf Grund des Wissens um den richtigen Zeitpunkt, tritt also wie ein regelrechter Automatismus aus einer Bewußtseinsschicht 'unter' selbst der hypnotischen hervor; wie ja auch der normale Schläfer, der sich vorgenommen hat, zu bestimmter Zeit etwas zu tun, mitten in irgendeinem Traum durch den hereinschießenden Gedanken des Erwachens (oder den bloßen Zwang dazu) aus dem Schlafe gerissen wird. [4]

Eine noch 'tiefere' oder umfassendere Phase seines Ich besitzt hier offenbar ein soz. überlegenes Verhältnis zum Zeitablauf, welches ihr sehr viel genauere Schätzungen gestattet, als dem Wachbewußtsein möglich sind, - eine Feststellung, die vielleicht, wenn erst ausreichend verstanden, auch auf die Tatsachen der Prophetie und des oben besprochenen Bewußtseins der 'Unsterblichkeit' Licht werfen wird. [5] -

Der hier im Grunde immer wieder benutzte Begriff eines mehrfachen Gegebenseins der gleichen Inhalte in mehreren übereinander liegenden Synthesen findet seine Bekräftigung endlich noch im Rahmen einer andern Beobachtung. - Zu solchen Synthesen rechnen wir nicht nur wechselnde Teilpersönlichkeiten, sondern auch somnambule Phasen, deren psychologische Verwandtschaft mit jenen uns ja längst geläufig ist.

Nun ist die Bewußtseinslage eines Schlafzustandes der des Wachens, wie man meinen sollte, um so näher verwandt, je vollständiger sie ist, je geringer also in ihr, nach physiologischer Anschauung, die Hemmungen und Ausfälle gegenüber dem vollen Wachen sind. Der vollständigste Somnambulismus müßte nahezu hemmungslos und vollkommen

[1] Versuche von Beaunis u. Liégeois, Delboeuf, BramweIl, Mitchell u. a. Ähnlich übrigens schon Dupotet (aus JM in ÜW X 301).  
[2] Gegen die Benutzung von Uhren bei der schließlichen Bestimmung des Fälligkeitsaugenblicks entscheiden schon die älteren Versuche von Kerner (Gesch. 72. 215. 297) und Eschenmayer (ref. ÜW. X 302).
[3] BramweIl 123f. S. auch Pr XII 179ff.
[4] Ein Beispiel bei Splittgerber, Schlaf, 2. Auf!. I 54 Anm.
[5] Vgl. hierzu 0. S. 474ff.


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Kap LXXV. Metapsychologie der seelischen Spaltungen.                  (S.765)

erinnert in das volle Wachen übergehen; ja ein wirklich 'vollständiger' Somnambulismus wäre ein volles Wachen, oder: das Wachen ließe sich als hemmungsloser Vigilambulismus bezeichnen. In Wahrheit lehrt uns aber die Beobachtung, daß ein somnambuler Zustand sich auswachsen kann, bis er die Grenzen des Wachseins erreicht hat, und dann als Ganzes versinken und einem ebenso vollständigen Wachsein Platz machen kann, ohne Erinnerung zu hinterlassen.

Janet und seine Arbeitsgenossen haben derartiges bei Hysterischen beobachtet, d. h. (nach ihrer weitverbreiteten Auffassung) bei Subjekten, die große Stücke ihres Besitzes aus ihrer psychischen Synthese hatten fallen lassen. [1] Nun, diese Kranken können ganz 'zu sich' kommen und ihre psychische Vollständigkeit wiedererlangen, wenn man sie in tiefe somnambule Hypnose versetzt.

Die Augen sind dann offen, solange man sie nicht willkürlich geschlossen halten läßt; die Sinnesorgane arbeiten vollkommen; die Empfindlichkeit des Körpers ist lückenlos; die Erinnerungen umfassen das ganze Leben; der Wille ist 'vollkommen normal' und 'von größerer Spontaneität und Unabhängigkeit', als im hysterischen Wachzustande.

Tatsächlich sind die Kranken jetzt überzeugt, daß sie vollkommen wach sind, und erscheinen auch allen Andern so; bleiben sie jahrelang in solchem Somnambulismus, so führen sie das Leben normaler Menschen. [2]

Janet sagt geradezu: ihr Somnambulismus sei 'in der Tat nicht ein dem Wachen entgegengesetzter Schlaf, sondern ein anderer Wachzustand, der sich dem gewöhnlichen Wachzustand gegenüberstellt'. [3]

Indessen lassen sich diese Zustände selten lange aufrecht erhalten. Sie strengen die Kranken oft ungebührlich an. Diese sinken wieder In ihren zerfahrenen und unvollständigen Zustand zurück - und zeigen natürlich Erinnerungslosigkeit für die Dauer des 'somnambulen' Zustandes (wie Leonie I und II für Leonie III usw.).

Es liegt natürlich nahe, das Recht der Bezeichnung eines solchen zeitweiligen vollständigen Zustandes als Somnambulismus überhaupt zu bestreiten:

was hier als Somnambulismus erscheine, sei eben der normale Wachzustand, wie er etwa vor der Krankheit bestand und bei wirklicher Heilung dauernd bestehen würde; der ausfallreiche, wiewohl gewohnte Zustand der Krankheit dagegen entspreche dem eingeengten, teilweisen Wachsein des normalen Menschen, sei also ein somnambuler - oder, wenn man so will: vigilambuler Zustand.

Aus einer solchen Auffassung würde sich jedenfalls die Erwartung ergeben, daß eine Genesung, die anders als durch anscheinende Versenkung in Hypnose herbeigeführt wäre, auch für jene Zeiten der seelischen Vollständigkeit Erinnerung mit sich bringen werde.

Das gesunde Ich wäre nicht bloß ähnlich, sondern identisch mit jenem somnambul-vollständigen: der Erinnerungszusammenhang zwischen ihnen müßte demnach ein vollkommener sein. In Wirklichkeit zeigt der durch 'Genesung' vollständig gewordene Zustand der ehemaligen Hysterischen für den zeitweiligen 'vollständigen' Somnambulismus vollkommen e Erinnerungslosigkeit.

[1] S.o.S. 133.  
[2] S. zB. Janet. Aut. 69-74. 130. 134; Hack Tuke 32.  
[3] s'oppose. - Janet, Actes 258. Vgl. Reichenbach II 554. 684f.


Kap LXXV. Metapsychologie der seelischen Spaltungen.                  (S.766)

Janet, dem die obige Schlußfolgerung vollkommen bewußt ist, [1] stellt selbst mit anerkennenswertem Freimut den Widerspruch zwischen den Beobachtungen und den Erwartungen aus der Theorie fest. [2]

Vogt schließt diese hysterischen Somnambulen, bei denen 'man sich vielfach nicht des Eindrucks erwehren kann, ein Wachse in vor sich zu haben', während man 'dem somnambulen Träumer ansieht, daß er zu den Schläfern gehört', bezeichnenderweise von seinen theoretischen Betrachtungen aus! [3]

Andere sind nicht so ehrlich. Dr. Azam, der den vollständigen Somnambulismus mit seinem jonctionnement total einem 'gewöhnlichen [d. h. wachen] Menschen sehr ähneln" läßt (ohne daß indessen noch irgendwelche Unterschiede angegeben werden), erklärt die zugestandene Erinnerungslosigkeit einfach dadurch, daß sich der Somnambul-vollständige eben - im 'Zustande des doppelten Bewußtseins', 'im zweiten Zustande' befinde, was wiederum durch - die Erinnerungslosigkeit bewiesen wird! [4]

So stellt sich, wo Begriffe fehlen, das magische Aushilfsmittel des Wortes rettend ein.

Schon solche Beobachtungen lassen das Problem anklingen, ob es denkbar sei, daß ein Gehirn mehr als einer derartigen vollständigen Persönlichkeit die ausschließliche objektive Grundlage biete, ohne daß sich jene Persönlichkeiten bis zur Ermöglichung von Erinnerung einander nähern. Wir werden diesem Zweifel alsbald wieder begegnen. -

Das Ergebnis der vorstehenden Betrachtungen läßt sich im Rahmen unsrer früher entwickelten Grundanschauungen etwa so zusammenfassen: In dem psychischen Ozean, auf welchem alle 'Individuen' soz. Oberflächentropfen sind, verdämmert in Abstufungen die seelische Tiefe jedes Einzelnen.

Diese Tiefe bietet die Möglichkeit fast beliebiger mehrfacher Synthesen, so daß die normale Wachsynthese unseres Ich lediglich als ein Sonderfall erscheint. 'Unterbewußtsein' ist für Jeden in unendlicher Ausdehnung vorhanden, und es bedarf geringer Anstöße, damit sich hierin ein Unter- oder Neben-Ich von mehr persönlicher Geschlossenheit herausschäle.

Bei 'Medien' finden diese Neusynthesen auf geringen Anlaß hin gewohnheitsmäßig und massenhaft statt. Aber auch Laien entdecken oft zufällig, unter den Händen des Hypnotisierers oder bei gelegentlicher Teilnahme an einer 'Sitzung', diese im Grunde allgemein menschliche Fähigkeit in sich.

Ich verweise zB. auf die lehrreichen Erfahrungen des Rektors Ch. H. Tout bei Versuchen dieser Art. 'Etwa eine halbe Stunde, schreibt er, [nachdem wir uns erwartungsvoll hingesetzt], fühlte ich eine seltsame Empfindung mich überkommen: . . . es war mir, als sei ich soz. zur Seite getreten und als hätte ein anderes geistiges Wesen die Herrschaft über meinen Körper erlangt.

Ich war bloß noch ein untätiger Zuschauer, der mit Anteilnahme dem, was geschah, beiwohnte. Mein zweites Ich schien eine Mutter zu sein, die von Gefühlen mütterlicher Liebe und Sorge

[1] Janet, Aut. 342.
[2] Das. 343; vgl. das unwillkürl. Geständnis auch in d. Fig. 11 auf S. 340, und Actes 258.
[3] Vogt in ZH VII 293.  
[4] Dr. Azam in RS 2. Aug. 1890 141.


Kap LXXV. Metapsychologie der seelischen Spaltungen.                  (S.767)

für irgend Jemand überwältigt war, . . . und ich hatte ein deutliches Bewußtsein davon, daß ich das Aussehen und den Ausdruck einer solchen annahm, die auf ihr Kind herabsieht. Ich lächelte sogar inwendig bei dem Gedanken, wie albern ich aussehen müsse, aber ich machte keinen Versuch, dem Antrieb zu widerstehen. . . Nach einer kleinen Weile wurde ich wieder ich selbst.' [1]

Rektor Tout glaubt selbst nicht an eine spiritistische Deutung seiner Erfahrung, und wir folgen ihm darin gern. Was er darbot, war also eine suggestiv angeregte 'Personation'; doch mit dem wichtigen Nebenumstand, daß diese sich dem Eigenich des Subjektes näherte [2] bis zum Gefühl der Zweiheit; also einen Zustand erzeugte, der dem oben beschriebenen des Mr. Hanna nicht unähnlich war. [3]

Aber gerade dies Gefühl der Zweiheit - welches mir recht eigentlich als die kritische Erfahrung zugunsten der hier vertretenen Anschauung erscheint - tritt nicht nur häufig ohne allen 'spiritistischen' Anreiz, sondern auch in psychodynamisch geradezu entgegengesetzten Zuständen auf; ein Beweis für die Normalität, sozusagen die Allgemeinmenschlichkeit seiner Grundlagen.

An dem einen Pol nämlich finden wir es bei den Psychasthenischen und Geisteskranken, die ja häufig das Gefühl bekunden, 'als ob zwei Personen durcheinandergingen', deren eine etwa mit ihren Gedanken sich 'immer mehr nähere'. [4] 'Ich hatte die Empfindung', sagte eine Kranke Geißlers, 'als führte ich ein doppeltes Dasein.

Alles, was ich tat und sagte, schien das eine Ich zu tun, daneben aber hatte ich das deutliche Gefühl, daß noch ein zweites .Ich da war, und dieses Ich sah auf die Handlungen des ersten wie auf die eines fremden Wesens.' [5] -

Am andern Pol aber finden wir diese Verdoppelung des Ich gerade bei Gesundesten, in Augenblicken der äußersten Spannung und Kraftentfaltung. Soldaten zB. berichten sie als ihre Erfahrung in Augenblicken höchster Erregung der Schlacht: sie schauen dann sich selbst und ihrem Tun wie von außerhalb ihres Körpers zu. [6] -

Der bekannte amerikanische Kanzelredner und Politiker H. W. Beecher erzählte einem Freunde, [7] daß 'während seiner berühmten Ansprache an den Pöbel in Liverpool z. Zt. des [amerikanischen) Bürgerkrieges er das Gefühl gehabt habe, als befinde er sich in einigem Abstand über der Rednerbühne und beobachte sein anderes Ich, wie es den Pöbel in seine Gewalt brachte; er habe dabei die Erfahrung von zwei unterschiedenen Persönlichkeiten gehabt'. -

Eine offenbar verwandte Erfahrung berichtet zB. der merkwürdige B., dessen Bekenntnisse Perty veröffentlichte. Während dieser in Gesellschaft 'Turandot' vorlas, erschien ihm (nicht etwa Gozzi oder Schiller, sondern) Shakespeare in großer Deutlichkeit; ohne einen Augenblick dies Gesicht zu verlieren,

las er 'begeistert und Alle hinreißend' fort, befand sich aber derweil in einem so 'eigentümlichen Doppelzustand', daß nur 'der geringste Teil seines Geistes mit der Lesung beschätigt war und er fast nichts um sich her wahrnahm', sich vielmehr 'im Geiste mit Shakespeare unterhielt'. [8] -

[1] Pr XI 310. Vgl. PS XXXII 85 (Frau Marg. E...).  
[2] Vgl. o. S. 66. 111f. 
[3] Uber Sich-zwei-fühlen bei suggerierten Personationen s. auch Sidis, Suggestion 258.  
[4] Prof. Österreichs Ka ... in JPN VII 262. 266. Vgl. die Beispiele bei Österreich I 380ff.  
[5] AGP VII 42f. Vgl. B. Leroy in RPh XLVI 159. 161.  
[6] Notiz im 'Rostocker Anz.' 
[7] Funk 110f.   
[8] Perty, Blicke 60.


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Kap LXXV. Metapsychologie der seelischen Spaltungen.                  (S.768)

Die meisten der beschriebenen Vorgänge scheinen mir bezeichnenderweise unstreitig dem 'konzentrischen' Typ der seelischen Spaltung anzugehören. Dem Ich des Redens und Handeins steht ein überlegenes Ich gegenüber, das nicht nur die Inhalte jenes Handeins auch besitzt, sondern außerdem noch das handelnde Ich beobachtet und gegebenenfalls beurteilt.

Dies ist besonders deutlich in Fällen beträchtlicher Zerrüttung des umschlossenen Ich, wie in Geisteskrankheiten oder in der vorübergehenden Verwirrung des narkotischen Rausches. [1]

Henri de Varigny spricht aus eigener Erfahrung geradezu von 'zwei Seelen' beim Kokaingenießer, von denen 'die eine durch das Mittel vergiftet ist und unter seiner Wirkung Tod und Martyrium erleidet; während die andere, normale seine Schrecken verlacht und spricht:

Welcher Unsinn, das sind ja nichts als durch die Einspritzung hervorgerufene Halluzinationen'. [2] Auch Ludlow bemerkte an sich, daß 'ein Teil des Ich dem andern, delirierenden zusah, beobachtend, nachdenkend, alle Erscheinungen ruhig erwägend'. [3]

Es fällt uns hierbei natürlich ein, daß gerade in narkotischen Zuständen sowie solchen, die mit psychasthenischem Wirklichkeitsverlust zum mindesten die Art der Auslösung gemein hatten, [4] das Erlebnis des 'abstrakten Selbst' besonders häufig eintrat. [5]

Aber noch einen anderen Umstand kann ich nicht umhin, wenn auch mit aller gebotenen Zurückhaltung, hervorzuheben: daß nämlich dieses zweite, überlegene, beobachtende Ich nicht selten ein Bewußtsein des Abseits-vom-Leibe-seins, man möchte sagen: der beginnenden Exkursion bekundet.

In Henry W. Beechers Worten deutete sich etwas derartiges an; aber auch Narkotiker und Psychastheniker sprechen nach Erfahrungen der Verdoppelung davon. Dem Dr. W. Watson Campbell war es während des eigentümlichen Gefühls des Zweiseins, 'als hätte eine zweite Seele meinen Körper eingenommen und als wäre meine eigene verdrängt worden, verweilte aber noch in der Nähe'. [6] -

Eine Hysterische, E. N., geht noch weiter: Während sie das typische Gefühl hat, daß sie dem 'Ablauf ihrer Bewußtseinszustände wie denen einer Fremden als einfache Beobachterin beiwohne', [7] sieht sie einige Meter vor sich ihr eigenes Spiegelbild und hat den 'Eindruck, gleichsam aus ihrem wirklichen Körper hinausgeführt zu sein'. [8]

Haben solche Angaben irgendwelche Bedeutung, so unterstützen sie jedenfalls die dualistisch-psychologische Auslegung, die hier aus allgemeineren Gründen für die Spaltungserscheinungen empfohlen wird. -

Daß durch solche psychologische Deutung gleichwohl der Mitwirkung physiologischer Faktoren nichts von ihrer Wichtigkeit genommen

[1] Vgl. o. S. 165.
[2] H. de v., La confession d'un cocaînomane, Rev. des Rev. XV (1895) 514. Ähnlich unter Haschisch nach Polli in Transact. St. Andrews Med. Grad. Assoc. III 90.  
[3] Ludlow 23.   
[4] In den Spiegel sehen, den eigenen Namen nennen usw.  
[5] S. o. S. 718ff.   
[6] Dr. W. Watson Campbell, Rep. of an exper. with cannabis indica, in Medic. Times and Gazette 1863 II 194.  
[7] Dugas denkt hierbei mit Recht, wie ich meine, an wirkliches dédoublement mit Automatismus: RPh XXXVII (1894) 34.
[8] B. Leroy, aaO. 161.


Kap LXXV. Metapsychologie der seelischen Spaltungen.                  (S.769)

werden soll, brauche ich nach den verwandten Ausführungen eines früheren Abschnitts nicht erst zu betonen. [1]

Das Problem der offenbaren Beteiligung des physiologischen Zustands an jeder im Leibe stattfindenden psychischen Leistung besteht aber für den Dualismus in jeder Hinsicht, nicht nur in seiner Anwendung auf die Psychologie der Ichspaltungen; ist er überhaupt denkbar, so wird er auch auf diesem Sondergebiet mit der Beobachtung physiologischer Bedingungen und Beeinflussungen sich auseinandersetzen können.

Arbeiten Hirn und Psyche stets zusammen am Aufbau bewußten Lebens im Leibe, so dürfen, ja müssen auch physiologische Zustände und Vorgänge die Möglichkeiten psychischer' Synthese und ihrer Äußerung durch den Organismus beeinflussen.

Hemmende und zerrüttende Schädigungen oder Erschöpfung des physischen Organs heben die Möglichkeit vollständiger Synthese im Leibe auf (d. h. im Zustande des Zusammenarbeitens psychischer und physischer Faktoren).

Zieht sich das Psychische nicht von seiner Aufgabe in Exkursion zurück (am gründlichsten im Tode), so hat es sich mit Teilleistungen im Organ, auf Grund von psychischen Teilsynthesen, zu begnügen, - vorausgesetzt, daß psychischen Spaltungen wirklich physiologische entsprechen, wie unsere klassische Physiologie wohl lehren dürfte, bislang aber schwerlich erwiesen hat.

Oder, falls der Zerfall aus besagten Ursachen noch vermieden wird, so bildet doch der Zusammenhalt eine um vieles erschwerte Aufgabe: wie denn die angespannte Erhaltung Hysterisch -dissoziierter im vollständigen, 'wachen' Zustande diese übermäßig anstrengt und ermüdet, so daß sie häufig nach Schlaf verlangen (d. h. nach Auffrischung des Organs), oder nach Elektrisierung, 'magnetischen Strichen' u. dgl. m. [2]

Und wie hier zeitweilige, so mag in anderen Fällen dauernde Kräftigung des Organs den Anlaß zu psychischer Spaltung beheben. - Umgekehrt aber hindert nichts die Annahme, daß Spaltung auch rein-psychischen Ursprungs sein könne, um sich 'erst dann' mit dem physischen Organ als Schauplatz irdischer Auswirkung auseinanderzusetzen.

Die Einzelprobleme, die auf dem Boden dieser Voraussetzung entstehen und an den Beobachtungen der Spaltungspsychologie sich entzünden, sind ebenso mannigfaltig wie reizvoll. Ihre Lösung hätte zu erklären, auf welche Weise sich die psychischen Teilverläufe in die Empfindungs- und Bewegungsapparate, vielleicht in die physiologischen Grundlagen der Erinnerung teilen;

wie anderseits die anscheinend häufige gemeinsame Benutzung nervöser Sondergebiete zu denken sei; wie endlich ihr Verkehr untereinander, soweit er nicht ein telepathischer ist, sich auf dem Umweg über den gemeinsamen Besitz an physiologischen Grundlagen vollziehe. [3]

Ohne mich indessen in ein Dickicht zu verlieren, das eine künftige

[1] Vgl. zB. üb. vasomotorische Vorgänge bei Félida X ... : Binet 13. 16; eigenartige Kopfempfindungen: du Prel, Ph. d. M. 342f.; Auslösung durch Kopfsturz: Sidis u. Goodhart 91: usw.   
[2] Janet, Aut. 134f.   
[3] Vgl. hierzu G. Balfour in Pr XIX 392.


Kap LXXV. Metapsychologie der seelischen Spaltungen.                  (S.770)

Wissenschaft aufzuhellen haben wird, will ich hier abschließend nur hervorheben, daß, wie viele Beobachtungen auch eine begründende und fördernde Rolle physiologischer .Bedingungen bei Spaltungen beweisen mögen, jeden- falls nicht nur allgemeine theoretische Erwägungen, sondern auch Einzelbeobachtungen die Körperentbundenheit zum mindesten von Teilichen befürworten. [1]

Nehmen wir als Beispiel 'Sally': Daß sie selbst sich als 'bloß Gedanken ohne einen Körper' [2] oder als einen 'Geist' bezeichnete, der, falls sie wolle, auch unabhängig von ihrem Körper sein könne, der ihr nicht gehöre, noch ein Teil von ihr sei, und den sie bloß benutze, [3] - das mag man als subjektiven Ausdruck ihres rein apperzeptiven und gleichsam empfindungslosen Wesens betrachten.

Seltsamer ist ihre schon erwähnte Behauptung, daß sie nie schlafe, [4] und die kaum zu bezweifelnde Tatsache, daß sie nicht hypnotisiert werden konnte. [5] Diese Nichthypnotisierbarkeit wäre schwer zu begreifen, wenn Hypnose bloß in funktionellen Hemmungen des Hirns bestände und Sally (objektiv genommen) nur eine bestimmte funktionelle Einheitsgruppe von Miss B.s Gehirn bedeutete.

Sie scheint in dieser Hinsicht tatsächlich eine Sonderstellung eingenommen zu haben. Wurde nämlich die hypnotisierte Miss B. - B 11, eine Synthese von B I und B IV - erweckt, ohne (wie meist) wiederum in B I oder B IV zu zerfallen, so ergab sich die gesunde Miss B.; diese aber wußte nichts von Sally. [6]

Auch die dämmerigen Erinnerungen jener Teilpersönlichkeiten, die als Echos der vollständigen Miss B. gefaßt werden müssen, entstammten niemals Sallys Leben;[7]und ebensowenig kamen die vernünftigen automatischen Antworten, die Dr. Prince während eines Delirs erzielte, von Sally her. [8]

Sally war immer noch ein 'Extra', dem gewöhnlichen Schema solcher Fälle gegenüber. Man kann nach all diesem verstehen, daß ein so besonnener Forscher wie Prof. Dr. W. McDougall der Ansicht zuneigt, in einem Hirn könne kaum genügend Nervenmasse gegeben sein, um eine so vollständige Person wie Sally, samt ihren Eigenerinnerungen, neben den Misses Beauchamp unterzubringen; eine solche volle Zweibeseeltheit würde die Nutzlosigkeit (unter normalen Umständen) einer Hälfte des Hirns vorauszusetzen zwingen, und diese Voraussetzung sei im äußersten Maße unwahrscheinlich. [9]

Solche Gedanken, einmal aufgegriffen, könnten dann aber auch die weitere seltsame Tatsache deuten, daß Sally einem organisch gesetzten Delir, nämlich Fieber gegenüber volle Gesundheit und beobachtende Überlegenheit bewies. [10] Sie benutzte also anscheinend den Körper, ohne mit ihm im gleichen Maße verwoben zu sein, wie die andern Persönlichkeiten.

In dem Falle der Alma Z., der mit dem der Sally einige Ähnlichkeit hat, tat die Nr. 3 - oder The Boy, wie sie sich nannte - gelegentlich seltsame Äußerungen in gleichem Sinne.

'Also Nr. 1 kam, ihr Lieblingskonzert [das Beethovensche G-Dur-Konzert] zu hören', sagte sie zum Arzte. Ja, woher wußtest du das? 'O, ich war hier und hörte auch zu.' Wo warst Du? fragte ich. 'Ich saß auf der Logenbrüstung. Ich sah, wie Sie mit ihr redeten. Wie sehr sie die Musik genoß!' [11]

[1] Wie ja eigentlich schon die eben berührten Andeutungen von Exkursion.
[2] just houtght.
[3] Prince 377. 489. 362.
[4] Das. 150. 153, - von Dr. P. für Selbsttäuschung gehalten; aber nicht widerlegt.  
[5] Die angebl. 'Hypnose' S. 109 widerlegt durch die Angaben S. 140.  
[6] Das. 272.  
[7] Das. 264.
[8] Das. 257.
[9] Pr XIX 428.   
[10] Prince 83f. 114ff. 458. 471.
[11] Sidis, Suggestion 132ff.


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Kap LXXV. Metapsychologie der seelischen Spaltungen.                  (S.771)

Nimmt man solche Selbstbezeugungen ernst, so kann man ihre Tendenz nicht besser ausdrücken, als durch die Formel: daß sich derartige Teil-Iche wie 'Geister' verhalten, die ihren Körper nur zeitweise 'besitzen'. In der Tat fallen ja die augenblicklichen Erörterungen von Natur größtenteils überein mit denen über das Wesen der Transpersönlichkeiten von Medien und der spiritistischen 'Kontrollen'.

Auch diese Erwägungen ließen uns notwendigerweise in einem gewissen Halbdunkel zurück, worin die Grenzen von Unterschwellen-Ich, Fremd-Ich und Über-Ich einigermaßen ineinander verschwammen. Nach den letzten Ausführungen begreifen wir diese Mehrdeutigkeit noch besser.

Der Unterschied zwischen einer Transpersönlichkeit des Mediums und dem Ich eines Abgeschiedenen erscheint immer geringer, wie auch der zwischen der Besessenheit des Organismus des Mediums durch die eine oder durch das andere.

Aber auch Mischformen zwischen diesen bei den Grenzfällen muten uns nunmehr immer natürlicher und begreiflicher an: denn beobachten wir Phasen der Verschmelzung oder Halbverschmelzung von Teil-Ichen eines 'Individuums', warum sollte ein teilweises oder selbst zeitweilig völliges Verschmelzen von einander fremden Ichen (wie dem von Medium und Geist) nicht ebenso denkbar sein?

Wir sind dahin zielenden Behauptungen schon mehrfach im Vorübergehen begegnet; [1] auch hört man von Psychometern ihre Leistung gelegentlich darauf zurückführen, daß sie mit der Persönlichkeit des 'Gelesenen' angeblich verschmelzen. [2]

Im Grunde ist der psychologisch-metapsychische Status aller hier in Frage kommenden Iche der gleiche: sie sind Teilsynthesen inner- halb zunehmend sich erweiternder Kreise seelischer Synthesen. -

Es ist denn auch nicht zufällig, daß das merkwürdigste Beispiel, das ich für die Körperlosigkeit eines Teil-Ich eines lebenden Individuums anzuführen weiß, in durchaus spiritistischen Formen zur Beobachtung gelangte, und ich muß es als einen Glücksfall ansehen, daß mir die ahnungs- und absichtslose Empirie einen 'Fall' tatsächlich beschert, wie ich ihn nach den hier vertretenen Theorien schließlich irgendwo zu finden erwarten mußte.

Auch sind gerade diejenigen Bestandteile des Falles, die hier unser Interesse beanspruchen, gut bezeugt und sorgsam nachgeprüft, und ich löse 'sie aus dem ganzen Gewirr von Einzelheiten um so lieber heraus, als ich dadurch einer allzu weitläufigen Unterbrechung unseres Gedankengangs entgehe.

Am 15. Dez. 1889, Sonntags während des Morgen-Gottesdienstes, 'sahen' Miss A. und Mr. B. (gleichzeitig und unabhängig, wird uns zu verstehen gegeben) [3] eine dunkel gekleidete Gestalt, die durch automatische Schrift angab, daß falls man

[1] Vgl. die Fälle Staudenmaier (o. S. 63), Helene Smith (66), Mrs. Thompson (653 f.), Carpenter (700), Fielde (709), Gaspart (709) und den Fall Mouttet bei Cahagnet, Heil. 198. 
[2] Mündliche Mitteil. des Hrn. Dr. Marcinowski.  
[3] Der letztere nach Myers, der B. kannte, ein 'ausgezeichneter Zeuge': Pr IX 83.


Kap LXXV. Metapsychologie der seelischen Spaltungen.                  (S.772)

Abends 'sitze', sie versuchen wolle, sich zu zeigen und ihre Wünsche zu äußern. Abends erhielt man Klopflaute im Tisch, und 'Miss A. sah die Gestalt eines Mannes auf einer gewöhnlichen Hospitaltragbahre liegen und anscheinend seinen Doppelgänger daneben stehen. B. sah gleichzeitig die stehende Gestalt.

Durch Klopflaute gab dies Wesen darauf seinen Namen an: John Black, und seine Adresse: Wassergasse, Brixton, [1]l Kendal Villas 2. 'Einmal gestorben [2] durch Erschütterung des Rückenmarks. S. Bartholomäus-Hospital.' Was man für ihn tun könne? 'Bitten Sie Gertrud um das Testament.' [3]

Wo diese lebe? 'Bitten Sie Dr. Fyfe um Beistand.' Was dessen Adresse sei? 'Montpellier-Platz 42.' (Ein Adreßbuch erwies die Richtigkeit dieser Angabe.) Was Gertruds Familienname sei? 'Tryon.' Wann er gestorben sei? '13. Januar', schien die Antwort zu sein. 'Ich war es, der Gertrud nach dem Unglücksfall vergaß.

Bitte suchen Sie Gertrud auf und geben sie ihr Geld zum Unterhalt.' Wo er Gertrud zuletzt gesehen habe? 'Richmond.' Hier mußte abgebrochen werden. Während dieser Zeit machte die Gestalt ständig Zeichen der Zustimmung, wenn ihre Klopflaute verstanden wurden, und eine sehr kalte Luft blies zeitweilig über unsere Hände.'

In einer zweiten Sitzung, am Abend des 18. Dezember, bat Black durch die- selben Verständigungsmittel abermals um Beistand, gab an, der Unglücksfall sei ein 'Zug-Zusammenstoß-Victoria-Bahnhof-nahe' gewesen, als er aus Richmond kam;

'Symons - auch im Zusammenstoß - 'habe ihm ärztliche Hilfe geleistet; er schulde der Gertrud Geld, man solle sich bei Dr. Fyfe nach der Adresse erkundigen, nach Kendal Villas schreiben, wo seine' Frau' - Witwe, warf man ein - 'nein, Frau' lebe. ..

Eine Stimme, die schon mehrfach sich mit Unterbrechungen den Klopf tönen beigemischt hatte, wurde hier lauter und sagte: 'Es ist alles ganz richtig. Erkundigen Sie sich nach dem Unglücksfall vom 1. Januar oder 31. Dezember.' [4] -

Auf Erkundigungen bei der Polizeibehörde in Brixton lief unterm 19. Dez. 1889 die Nachricht ein, daß ein John Black in dem angegebenen Hause wohnhaft sei, am vergangenen Sonntag die Tochter des Hausmeisters W. geheiratet habe, augenblicklich abwesend sei, aber in einigen Tagen zurückerwartet werde.

Nachforschungen in den 'Times' brachten den Bericht über einen Zusammenstoß von Eisenbahnzügen bei Longborough Junction auf dem Wege von Richmond nach dem Victoria-Bahnhof am 31. Dez. 1888 zutage, worin als einer der am schlimmsten Verletzten ein Mr. Black aus Brixton erwähnt wurde, der in das S. Bartholomäus-Spital hatte abgefertigt werden müssen.

'Ein Dr. Simonds leistete den Verwundeten Hilfe.' Der Hausarzt dieses Hospitals gab auf telegraphische Anfrage an, Black habe das Hospital am 11. Januar [1889] verlassen.

In einer dritten Sitzung am 21. Dez. 1889 machte Black in der bisherigen .Weise noch folgende Mitteilungen: 'Der wahre John Black ist hier; das bin ich. .. Am 7. Januar [1889, d. h. zur Zeit, da er sich noch im Hospital befand] war (wurde?) ich gezwungen, John Blacks Körper zu verlassen... John Black, in meinen Körper ging ein Anderer ein.

Ich bin jetzt ohne Körper, verstehen Sie nicht? . .. Ich und er sind ein und derselbe. Zwei in einem Körper. Ich heiratete Gertrud Tryon. Nicht der Andere. Ja, ja, helfen Sie mir - helfen Sie mir, es Ihnen klarzumachen.' Auf die Frage, ob er mit Gertrud kirchlich getraut

[1] Water-lane, Brixton (eine südl. Vorstadt von London).
[2] once dead.
[3] Wort fraglich.
[4] Diese Stimme, die sich als George Smith bezeichnete, übte fast durchweg einen absichtlich verwirrenden Einfluß aus. lch schalte diesen Teil des Dramas aus.


Kap LXXV. Metapsychologie der seelischen Spaltungen.                  (S.773)

worden sei: 'Nein, ich versprach, sie im Januar zu heiraten. Ich will, ich muß Hilfe erlangen. .. Ich war sieben [!] [1] Tage lang besinnungslos, und als ich zu mir selbst kam, sah ich eben den Andern in meinem Körper; ich konnte nicht wieder hinein, darum ist es mir nicht möglich, mein Versprechen zu halten.'

Ob er nicht  irgendwelchen Einfluß auf J. Black habe und wieder in seinen Körper eingehen könne? 'Ich kann es, wenn er fürchterlich aufgeregt ist. Ich flehe Sie an, helfen Sie mir.' [2]

Das Eintragebuch des S. Bartholomäus-Hospitals bestätigt, daß John Black einige Zeit bewußtlos gewesen, 'aber nicht bei seiner Einlieferung'. Er habe bei der Einlieferung an 'Nervenerschütterung (shock) und Schmerzen im Kopf' gelitten. Dr. med. A. T. Myers gelang es, Black aufzufinden - der tatsächlich in dem durch Klopf töne angegebenen Hause gelebt hatte, aber inzwischen verzogen war - und am 25. Februar 1893 auszufragen.

'Er gibt an, berichtet Dr. Myers u. a., daß er sich nie ganz von dem Unfall erholt habe; er sei seitdem ein wenig verändert. [3] Er habe zu leichterer Arbeit übergehen müssen und leide zeitweilig an Kopfschmerzen und vermindertem Sehvermögen. Seine Erinnerung an den Unfall und die Zeit im Krankenhause war wenig ergiebig. Schlafreden oder -wandeln stellte er in Abrede.' [4]

Fassen wir zusammen, um zu der naheliegenden Anwendung des Berichts auf unser augenblickliches Problem zu gelangen. Black hat eine Unfallerschütterung erlitten, von der Art, wie sie nachweislich häufig veränderte Persönlichkeit setzt und den Beginn von gegenseitig-erinnerungs-losen alternierenden Ichphasen bildet. [5]

Nach diesem Schock, dem sehr bald eine Zeit der Bewußtlosigkeit folgt - erfahrungsgemäß ein Zustand, in welchem Wandlungen und Umschläge der Person sich vollziehen können -, ist Black 'ein wenig verändert'.

Miss Beauchamp als B I oder B IV war, wie erinnerlich, ebenfalls ihrem früheren vollständigen Selbst gegenüber 'verändert', nachdem sie einen Schock erlitten. Sowohl als B I wie als B IV hatte sie Erinnerung an ihr Leben vor dem zerrüttenden Schock, und solche Erinnerung für sein Vorleben dürfen wir auch bei Black voraussetzen.

Aber BI und BI V, die seit dem Schock einander in Miss B.s Leben ablösten, hatten für einander keine Erinnerung. Und hier beginnt der Fall Black von dem geläufigen Grundplan abzuweichen.

Nehmen wir an, der Black-nach-dem-Unfall sei eine Art BI I gewesen, mit dem ein charakterologisches Komplement BI IV (um entsprechende Bezeichnungen zu wählen) hätte abwechseln können, so müssen wir bedauern, daß dieser BI IV nie zur Erscheinung kam, oder aber daß sein alternierendes Auftreten nie bemerkt und beschrieben wurde.

Unter der Voraussetzung aber, daß die Fälle Beauchamp und Black wirklich wesensverwandt sind, könnte es nun scheinen, als erhielten wir im Falle Black einen gewissen Einblick in

[1] Vgl. o. '7. ]an.' Die Einlieferung fand am 31. Dez. statt.
[2] Ich übergehe hier andere Sitzungsergebnisse, die noch weitere Personen einführten und über den übernormalen Charakter des Falls keinen Zweifel lassen.
[3] Since then he had been somewhat analtered man.
[4] Pr IX 84-92. Der Name Black ist Pseudonym.
[5] Vgl. o. S. 52.


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Kap LXXV. Metapsychologie der seelischen Spaltungen.                  (S.774)

den Zustand alternierender Persönlichkeiten vom Typ BI und BIV während ihrer Perioden der Unterdrückung. Eine solche Persönlichkeit, die sich als den 'andern' Black empfindet, ist nämlich währenddem imstande, bei einer 'Sitzung' gewissermaßen als 'Geist' aufzutreten und leidlich geordnete Erinnerungen aus ihrem ungespaltenen Vorleben auszusprechen.

Dieser 'andere' Black empfindet sich als in der Exkursion befindlIch, als außer dem Leibe, in den er 'nicht hinein kann'; er glaubt dementsprechend schon 'einmal gestorben' zu sein, [1] bezeichnet sich als 'jetzt ohne Körper', aber doch augenscheinlich imstande, den Körper wieder zu benutzen (wenn er 'hineinkann'), nämlich wenn Black 'fürchterlich aufgeregt' ist, - eine gewöhnliche Vorbedingung zeitweiliger Ichsynthese.

Daß er sieben Tage lang besinnungslos gewesen sein will, braucht keine Schwierigkeiten zu machen: wir hören oft aus dem Munde Verstorbener - die wir ja hypothetisch genauso zum Zeugnis zulassen müssen, wie Black -, sie seien nach dem Abscheiden zunächst 'betäubt' oder 'von Schlaf befangen' gewesen.

Und das Bedenken, daß unsere Auffassung uns zwingen könnte, ein doppeltes Gegebensein der Erinnerungen des noch gesunden Black anzunehmen, mögen wir außer acht lassen, solange uns eine rein-physiologische Theorie des Gedächtnisses nicht bewiesen ist;

ganz abgesehen davon, daß wir über derartige Erinnerungen auch des angeblich exkurrierenden Teil-Black nichts Ausdrückliches hören - und daß unsere Grundanschauungen ja ohnehin ein mehrfaches Gegebensein der gleichen Inhalte in mehreren übergeordneten Synthesen voraussetzen.

In einem scheint sich der Fall Black von dem der Miss Beauchamp freilich zu unterscheiden. Wir finden den angeblich exkurrierenden Teil von Black bei Bewußtsein; von einem solchen Bewußtsein aber während ihrer Zeiten des 'Fortseins' wußten die Teile der Miss B. anscheinend nichts: sie mußten eher glauben, nicht existiert zu haben, und die übliche Theorie läßt sie ohne Frage während dieser Zeiten nicht existieren.

Die übliche Theorie mag Recht haben; wir müßten viele und bessere 'Fälle Black' haben, um jene Theorie zu erschüttern. Hier, wo wir im metaphysischen Dunste baden, mag doch gesagt werden, daß wir immerhin glauben dürfen, B I und B IV hätten während ihres 'Fortseins' ein später vergessenes Dasein der Exkursion geführt, oder hätten es doch führen können, falls sie sich nicht in andern, unwesentlichen Dingen von den Black-Teilen unterschieden.

Aber vielleicht hätte B II (wenn Blacks späteres Leben in alternierenden Phasen verlaufen wäre) auch nach dem Wiedereintritt ins Fleisch seine Unterredungen mit jenen Sitzungsteilnehmern vergessen gehabt, deren Bericht uns zu diesen Spekulationen angeregt hat.

[1] 'Am 13. Jan.' 'scheint' er zu sagen, meint der Bericht. Dies mag ein Irrtum der Sitzer sein; wir würden eher das Datum des Unglücksfalles zu hören erwartet haben.


Kap LXXV. Metapsychologie der seelischen Spaltungen.                  (S.775)

Tatsächlich haben wir ja einen Massentyp von Persönlichkeitsalteration, der zuweilen unzweideutig Erinnerung der Teilpersönlichkeiten auch außerhalb des Leibes zeigt: ich meine den Trans der Medien. Wir lernten schon Fälle kennen, in denen das Medium nach seiner Rückkehr anzugeben wußte, was es inzwischen erlebt habe. [1]

Nun ist natürlich die Vergleichbarkeit dieser Tatsachen mit dem Falle Black solange zweifelhaft, als nicht der spiritistische Anspruch für jene widerlegt ist; aber gerade wer diesen Anspruch leugnet, muß um so eher die obige Deutung des Falles Black übernehmen, wiewohl er - mit seltsamer Ironie der Problemlage - gerade dann wieder sehr verminderten Grund hätte, jenen spiritistischen Anspruch zu bekämpfen. [2]   

[1] Vgl. o. S. 638 f.
[2] Die Tatsache des genauen Wiederanknüpfens Eines Abschnitts einer Phase an den letztvorhervergangenen (o. S. 54. 99) spricht bei genauer Überlegung nicht gegen die hier angedeutete Möglichkeit. 

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