Bernt Högsdal
 
"
Wo ist die Oma jetzt?"

Eine Familie auf der Suche nach dem Woher und Wohin des Lebens



1.2 Erste eigene Suche nach Antworten

1.2.1 Der Anfang
Zu Hause angekommen las Hans den Brief seiner Mutter der Familie vor. Interessanterweise stimmte diese spontan zu, den Vorschlägen der Oma zu folgen und sich 'selber schlau zu machen'. Lisa wies darauf hin, dass ihre Frage von der Heimfahrt immer noch nicht vernünftig beantwortet war.

Und außerdem wollte sie wissen, ob es wirklich so etwas wie die 'Hölle' gebe. Eine Klassenkameradin hätte behauptet, dass die Oma genau so gut in der Hölle wie im Himmel sein könnte.

Nach dem Abendessen holten sie die Bibel, den evangelischen und den katholischen Katechismus aus dem Bücherregal, um Antworten auf Lisas Fragen zu finden. Hans fiel ein, dass er vor einiger Zeit in einer Zeitschrift eine Übersicht zu ähnlichen Fragen gesehen hatte.

Er fand die Zeitschrift und besprach mit seiner Familie die Antworten verschiedener Religionen auf die beiden Fragen: "Was kommt nach dem Tod?" und "Gibt es die Hölle?"
 

Religionen

Fragen und Antworten                    (PM 12/96 -52-59)

Was kommt nach dem Tod? Gibt es die Hölle?

Katholisch:
Dr. Franz Josef Bode, 45,
Bischof von Osnabrück


Christen glauben an das ewige Leben, das sich im Tode eröffnet. Im Tod verfällt der Leib, die Seele wird in die ewige Gemeinschaft mit Gott aufgenommen.

Aber es geht nicht nur um das Weiterleben und die Vollendung des einzelnen, sondern wir glauben an die Auferstehung der Toten, d.h. an die Vollendung der Menschheit und aller Wirklichkeit durch Gott.
 

Wer mit einer "Todsünde" stirbt, ohne diese bereut zu haben und die barmherzige Liebe Gottes anzunehmen, hat sich durch eigenen, freien Entschluß von Gott getrennt.

Hölle ist die Verzweiflung über diesen Zustand endgültiger Selbstausschließung aus der Gemeinschaft mit Gott.

Evangelisch:
Manfred Sorg, 57,
Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen

Der gekreuzigte Jesus wurde durch Gott von den Toten auferweckt. Damit zeigt Gott, daß nicht der Tod, sondern Er selbst das letzte Wort spricht.

Vom Leben danach redet die Bibel in Bildern und Gleichnissen, welche seine Andersartigkeit betonen ("Siehe, ich mache alles neu.")


Die Hölle ist kein bestimmter Ort in der Totenwelt, sondern ereignet sich überall, wo Menschen Gottesferne und Verlorenheit erleiden. Wo ihnen von anderen die Hölle auf Erden bereitet wird, können Christen das nicht hinnehmen.

Offen ist die Frage, ob die Hoffnung auf ein neues Leben nach dem Tod auch denen gilt, die Gott durch ein menschenschädigendes Leben stets verneint haben.
 

Jüdisch / Judentum:
Itzchak Ehrenberg, 46,
seit sechs Jahren Rabbiner der jüdischen Gemeinde in München, Vertreter des orthodoxen Judentums


Wir glauben an die Auferstehung von den Toten und das Weiterleben. Daher darf nach jüdischem Glauben ein Grab niemals angetastet werden.

In der mystischen Tradition des Judentums (Kabbala) gibt es die Vorstellung der Reinkarnation: Wer seine Aufgaben im irdischen Leben nicht erfüllt hat, muß sich neu verkörpern.
 

Hölle ist die "Wäscherei", in der die Seele von den Flecken der Sünde reingewaschen wird.

Nach jüdischem Glauben bleibt ein Gerechter elf Monate in der Hölle, ein Sünder zwölf Monate. Nur für außerordentlich schlimme Verbrecher gibt es Hölle ohne Rückkehr.

Islam:
Mohammad Bagher Ansari, 50,
Leiter des islamischen Zentrums Hamburg und Imam der Imam Ali Moschee


Das diesseitige Leben ist vergänglich und trügerisch, das jenseitige Leben ist ewig. Am Tag der Auferstehung wird der Gläubige mit seinen diesseitigen Taten konfrontiert.

Das diesseitige Leben ist in diesem Sinne als eine Prüfung zu verstehen, bei der der Gläubige sich bewähren muß.
 


Jeder Mensch muß vor Gott Rechenschaft über sein irdisches Leben und seine Taten ablegen. Gutes wird belohnt, Schlechtes bestraft. Dabei geschieht niemandem Unrecht.

Das Paradies symbolisiert den Zustand der ewigen Glückseligkeit, die Hölle die ewige Verdammnis.
 

Buddhismus:
Geshe Thubten Ngawang, 66,
Mönch aus dem tibetischen Kloster Sera; seit 1979 geistlicher Leiter des Tibetischen Zentrums Hamburg, das unter der Schirmherrschaft Seiner Heiligkeit des 14. Dalai Lama steht.


Buddhismus lehrt, daß sich der Geist nach dem Tod vom Körper trennt. Nach Durchlaufen einen Zwischenzustandes in einem feinstofflichen Körper verbindet er sich im Augenblick der Empfängnis mit einem neuen Körper.

Die Qualität des nächsten Lebens ist abhängig von der spirituellen und moralischen Entwicklung in der Vergangenheit (Karma-Gesetz), vor allem auch vom Bewußtseinszustand im Tod. Daher ist "gutes Sterben" für Buddhisten so wichtig.
 

Wenn ein Wesen besonders unheilsam gehandelt hat, kann die nächste Existenz - auf der Erde oder in anderen Welten - subjektiv als "höllisch" erlebt werden.

Entsprechend führen heilsame Taten zur subjektiven Empfindung von Glückszuständen.

 

Als Erkenntnis hielten sie fest, dass es gemäß den Aussagen der Weltreligionen nach dem Tod 'irgendwie' weitergehe und dass die Hölle eine ernst zu nehmende Realität sei. Es überraschte sie aber zu lesen, dass der mystische Teil des Judentums von einer Reinkarnation ausgeht.

Danach wurden die beiden Katechismen zu Rate gezogen. Hans erinnerte sich, dass die Aufgabe eines Katechismus darin besteht, in einer verständlichen Sprache die wichtigsten Aussagen der Bibel wiederzugeben sowie generelle Lebensfragen zu beantworten. Also fingen sie an, in den Inhaltsverzeichnissen nach Antworten zu suchen.

 

1.2.2 Der evangelische Katechismus zu Tod und Auferstehung

Ist mit dem Tod alles zu Ende?
Die westliche Zivilisation hat die Allgegenwart des Todes zurückgedrängt. Moderne Medizin und moderne Pflege sind in der Lage, dem Tod einiges entgegenzusetzen. Der Tod ist aus dem Alltag, aus Kindheit und Erwachsenenalter verschwunden.

Er ist zum Altersphänomen geworden und findet in Institutionen wie Krankenhaus und Pflegeheim statt ... Die Grundthemen, die sich dem Menschen an der Todesgrenze stellen, durchlaufen unter den Bedingungen der Neuzeit Veränderungsprozesse.

Der Tod war und ist in christlicher Sicht nie das definitive Ende des individuellen Lebens. Nach diesem Leben bleibt die Beziehung zu Gott nicht, weil wir sie aufrechterhalten, sondern weil wir glauben, dass Gott sie aufrechterhält. Wir Menschen sterben nicht von Gott weg, sondern zu ihm hin.

In welcher Form dies geschieht, ob als Sein in einer uns unbekannten Dimension, ob schwebend jenseits aller Zeit und allen Raumes, ob in einer noch ganz anderen Weise, dies soll und muss offen bleiben, weil es um Gottes Ewigkeit geht, nicht um die Verlängerung unserer menschlichen Vorstellung davon. (Evan. – 814)

Es ist schwer, angesichts des Sterbens der Frage nach der individuellen Zukunft der Glaubenden über das Sterben hinaus standzuhalten. Für uns stellt der Tod eine unüberschreitbare Grenze dar, über die hinaus wir gleichwohl denken, glauben und hoffen müssen, um nicht an unserer Endlichkeit zu verzweifeln. (Evan. – 815)

In seinem Tod hat Jesus unseren Tod auf sich genommen und ihn durch seine Auferstehung überwunden; in seinem Tod hat er, der Sündlose, die Sünde der Welt getragen und uns vom Tode erlöst. Das Urteil des Todes über unser Leben ist aufgehoben, weil es an Jesus Christus für uns vollstreckt wurde (2 Tim 1,10; Hebr 2,14; 2 Kor 5,21; Röm 8,3; Gal 3,13f.). Damit ist der Tod zunichte gemacht und seine Macht gebrochen. (Evan. – 786)

Die christliche Tradition beantwortet die Frage nach der individuellen Zukunft der Glaubenden über das Sterben hinaus etwa in folgender Weise: ... In reformatorischer Tradition wird teilweise das Bild vom Seelenschlaf verwendet, das Luther gelegentlich gebraucht hat. Daneben findet sich die Vorstellung, dass die Seele nach dem Tode zu Christus kommt und sich am Jüngsten Tag mit dem Auferstehungsleib vereinigt. (Evan. – 815)

 

Auferstehung und ewiges Leben
Die Hoffnung auf Auferstehung wird in der gesamten Bibel nicht vom Menschen, sondern von Gott her begründet. Sie hat ihren Grund nicht darin, dass irgend etwas am Menschen unsterblich sei und darum den Tod überwinden werde, sondern allein darin, dass Christus auferstanden ist und dass sein Tod und seine Auferstehung für die ganze Menschheit gelten.

Über das Wann und das Wie der Auferstehung hat das Neue Testament nicht spekuliert. Das Leben vor dem Tode, das wir zu verantworten haben, ist ihm wichtiger als alles Spekulieren auf das Leben und Geschehen nach dem Tode. (Evan. – 787)

Konnte Paulus in Phil 1,23 daran denken, dass er sofort nach seinem Tode bei Christus sein werde (vgl. Lk 23,43; Offb 6,9-11), so spricht er andererseits von der Auferstehung der Toten erst am Jüngsten Tage (1 Kor 15,20ff.; 1 Thess 4,13f.).

Ein denkerischer Ausgleich zwischen diesen Aussagen wird im Neuen Testament nicht gegeben, denn Jesu Handeln in der Auferstehung sprengt unsere Zeitvorstellungen. Auch über das Wie der Auferstehung kann nur in Bildern gesprochen werden. Das Neue Testament entlehnt sie nicht selten dem Judentum seiner Zeit (Mk 12,25). Dabei treten scheinbar widersprüchlich zwei Aspekte hart nebeneinander:

Das Jüngste Gericht - der Jüngste Tag
Für das gesamte Neue Testament ist es selbstverständlich, dass die Welt einem letzten ("jüngsten") Gericht entgegengeht. Schon bei den Propheten des Alten Testaments wurde von diesem "Tag des Herrn", vom Jüngsten Tag gesprochen.

Diesem Gericht Gottes am Ende kann kein Mensch entrinnen. Es ergeht über alle Völker. Das Gericht trifft aber auch jeden Einzelnen: "Wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi, damit jeder seinen Lohn empfange für das, was er getan hat bei Lebzeiten, es sei gut oder böse" (2 Kor 5,10).

Am Jüngsten Tage wird Gott endgültig seine Gerechtigkeit schaffen und sein Recht durchsetzen. Er wird seine Verheißungen unwidersprochen erfüllen und die Vollendung der Welt herbeiführen. (Evan. – 787)

Luther spricht vom "lieben jüngsten Tag". Dieser ist Signal aus der Zukunft zum Aufbruch in eine neue Hoffnung, die jetzt beginnt. Luther beschreibt ein Hoffen, das sich nicht auf dem Menschenmöglichen aufbaut, sondern allein im Verzicht darauf Gestalt gewinnt.

Im Unterschied zum Mittelalter betont Luther den kosmischen Aspekt der Enderwartung, die leibliche Auferstehung, die Erneuerung der ganzen Schöpfung. Danach tritt wieder das Schicksal des Einzelnen in den Vordergrund. (Evan. – 822-823)

Reformation und Fegefeuer
Man spricht in katholischer Tradition von einem körperlosen Zustand der Seele. Nach dem Tod befinden sich die zwar geretteten, aber noch nicht vollendeten Verstorbenen in einem Zustand der Läuterung (Purgatorium, volkstümlich "Fegefeuer" genannt), um von den Folgen der Sünde ("zeitlichen Sündenstrafen") gereinigt zu werden.

Die Reformation lehnte die Lehre vom Fegefeuer ab, um deutlich zu machen, dass jedes sühnende Werk seitens des Menschen als Übergang in Gottes Ewigkeit ausgeschlossen ist. (Evan. – 815)

Bei dem Versuch, sich durch eigene gute Werke der Gnade Gottes würdig zu erweisen, verzweifelt Luther. Aber er entdeckt die Liebe Gottes, die den Menschen aus dem eingebildeten Zwang, sich immer und überall selbst rechtfertigen zu müssen, zu befreien vermag:

Nicht durch meine Werke, sondern allein durch den Glauben ("sola fide") findet der Mensch die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt. Durch diese Entdeckung, erzählte Luther später (1545), "fühlte ich mich ganz und gar neu geboren und durch offene Pforten in das Paradies eingetreten". (Evan. – 652)

 

1.2.3 Der katholische Katechismus zu Tod und Auferstehung

Der Tod
Der Tod ist Folge der Sünde. Als authentischer Ausleger der Aussagen der Heiligen Schrift und der Überlieferung lehrt das Lehramt der Kirche, daß der Tod in die Welt gekommen ist, weil der Mensch gesündigt hat. (Kath. – 288)

Der Tod ist das Ende der irdischen Pilgerschaft des Menschen, der Zeit der Gnade und des Erbarmens, die Gott ihm bietet, um sein Erdenleben nach dem Plane Gottes zu leben und über sein letztes Schicksal zu entscheiden.

"Wenn unser einmaliger irdischer Lebenslauf erfüllt ist", kehren wir nicht mehr zurück, um noch weitere Male auf Erden zu leben. Es ist "dem Menschen bestimmt", "ein einziges Mal zu sterben" (Hebr 9,27). Nach dem Tod gibt es keine "Reinkarnation". (Kath. – 290)
 

Die Auferstehung
Das christliche Credo - das Bekenntnis unseres Glaubens an Gott den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist und an sein schöpferisches, erlösendes und heiligendes Wirken - gipfelt in der Verkündigung, daß die Toten am Ende der Zeiten auferstehen und daß es ein ewiges Leben gibt.

"Auferstehung des Fleisches" (wie die Formulierung im apostolischen Glaubensbekenntnis wörtlich lautet) bedeutet somit, daß nach dem Tod nicht nur die unsterbliche Seele weiterlebt, sondern daß auch unsere "sterblichen Leiber" (Röm 8,11) wieder lebendig werden. (Kath. – 284)

Was heißt "auferstehen"? Im Tod, bei der Trennung der Seele vom Leib, fällt der Leib des Menschen der Verwesung anheim, während seine Seele Gott entgegengeht und darauf wartet, daß sie einst mit ihrem verherrlichten Leib wiedervereint wird.

In seiner Allmacht wird Gott unserem Leib dann endgültig das unvergängliche Leben geben, indem er ihn kraft der Auferstehung Jesu wieder mit unserer Seele vereint ... Ihr Leib wird aber in "die Gestalt [eines] verherrlichten Leibes" verwandelt werden (Phil 3,21), in einen "überirdischen Leib" (1 Kor 15,44):

Wer wird auferstehen? Alle Menschen, die gestorben sind: "die das Gute getan haben, werden zum Leben auferstehen, die das Böse getan haben, zum Gericht" (Joh 5.29).

Wann? Endgültig "am Letzten Tag" (Joh 6,39-40.44.54; 11,24), "am Ende der Welt". Die Auferstehung der Toten ist nämlich eng mit der Wiederkunft Christi verbunden: "Der Herr selbst wird vom Himmel herabkommen, wenn der Befehl ergeht, der Erzengel ruft und die Posaune Gottes erschallt. Zuerst werden die in Christus Verstorbenen auferstehen" (1 Thess 4,16). (Kath. – 286-287)

 

Das besondere Gericht
Das Neue Testament spricht vom Gericht hauptsächlich im Blick auf die endgültige Begegnung mit Christus bei seinem zweiten Kommen. Es sagt aber auch wiederholt, daß einem jeden unmittelbar nach dem Tod entsprechend seinen Werken und seinem Glauben vergolten wird.

Jeder Mensch empfängt im Moment des Todes in seiner unsterblichen Seele die ewige Vergeltung. Dies geschieht in einem besonderen Gericht, das sein Leben auf Christus bezieht - entweder durch eine Läuterung hindurch oder indem er unmittelbar in die himmlische Seligkeit eintritt oder indem er sich selbst sogleich für immer verdammt.

Durch seinen Tod und seine Auferstehung hat uns Jesus Christus den Himmel "geöffnet" ... Dieses Mysterium der seligen Gemeinschaft mit Gott und all denen, die in Christus sind, geht über jedes Verständnis und jede Vorstellung hinaus.

In der Herrlichkeit des Himmels erfüllen die Seligen weiterhin mit Freude den Willen Gottes. Sie tun dies auch in bezug auf die anderen Menschen und die gesamte Schöpfung, indem sie mit Christus herrschen; mit ihm werden sie "herrschen in alle Ewigkeit" (Offb 22,5)

 

Die abschließende Läuterung - das Purgatorium
Wer in der Gnade und Freundschaft Gottes stirbt, aber noch nicht vollkommen geläutert ist, ist zwar seines ewigen Heiles sicher, macht aber nach dem Tod eine Läuterung durch, um die Heiligkeit zu erlangen, die notwendig ist, in die Freude des Himmels eingehen zu können ...

Die Kirche nennt diese abschließende Läuterung der Auserwählten, die von der Bestrafung der Verdammten völlig verschieden ist, Purgatorium [Fegefeuer] ... Im Anschluß an gewisse Schrifttexte spricht die Überlieferung der Kirche von einem Läuterungsfeuer:

Schon seit frühester Zeit hat die Kirche das Andenken an die Verstorbenen in Ehren gehalten und für sie Fürbitten und insbesondere das eucharistische Opfer dargebracht, damit sie geläutert werden und zur beseligenden Gottesschau gelangen können. Die Kirche empfiehlt auch Almosen, Ablässe und Bußwerke zugunsten der Verstorbenen. (Kath. – 294)

 

Die Hölle
Die Lehre der Kirche sagt, daß es eine Hölle gibt und daß sie ewig dauert. Die Seelen derer, die im Stand der Todsünde sterben, kommen sogleich nach dem Tod in die Unterwelt, wo sie die Qualen der Hölle erleiden, "das ewige Feuer".

Die schlimmste Pein der Hölle besteht in der ewigen Trennung von Gott, in dem allein der Mensch das Leben und das Glück finden kann, für die er erschaffen worden ist und nach denen er sich sehnt.

Die Aussagen der Heiligen Schrift und die Lehren der Kirche über die Hölle sind eine Mahnung an den Menschen, seine Freiheit im Blick auf sein ewiges Schicksal verantwortungsvoll zu gebrauchen. Sie sind zugleich ein eindringlicher Aufruf zur Bekehrung: "Geht durch das enge Tor!

Denn das Tor ist weit, das ins Verderben führt, und der Weg dahin ist breit, und viele gehen auf ihm. Aber das Tor, das zum Leben führt, ist eng, und der Weg dahin ist schmal, und nur wenige finden ihn" (Mt 7,13-14).

Niemand wird von Gott dazu vorherbestimmt, in die Hölle zu kommen; nur eine freiwillige Abkehr von Gott (eine Todsünde), in der man bis zum Ende verharrt, führt dazu. (Kath. – 295-296)

 

Das Letzte Gericht
"Alles Üble, das die Bösen tun, wird verzeichnet - und sie wissen es nicht."

Das Letzte Gericht wird bei der herrlichen Wiederkunft Christi stattfinden. Der Vater allein weiß den Tag und die Stunde, er allein entscheidet, wann es eintreten wird. Dann wird er durch seinen Sohn Jesus Christus sein endgültiges Wort über die ganze Geschichte sprechen.

Wir werden den letzten Sinn des ganzen Schöpfungswerkes und der ganzen Heilsordnung erkennen und die wunderbaren Wege begreifen, auf denen Gottes Vorsehung alles zum letzten Ziel geführt hat. Das Letzte Gericht wird zeigen, daß die Gerechtigkeit Gottes über alle Ungerechtigkeiten, die von seinen Geschöpfen verübt wurden, siegt und daß seine Liebe stärker ist als der Tod. (Kath. – 296-297)

 

Die Hoffnung auf den neuen Himmel und die neue Erde
Am Ende der Zeiten wird das Reich Gottes vollendet sein. Nach dem all- gemeinen Gericht werden die Gerechten, an Leib und Seele verherrlicht, für immer mit Christus herrschen, und auch das Weltall wird erneuert werden. Die Schrift bezeichnet diese geheimnisvolle Erneuerung, die die Menschheit und die Welt umgestalten wird, als "neuen Himmel und neue Erde" (2 Petr 3,13).
 
Das sichtbare Universum ist somit ebenfalls dazu bestimmt, umgewandelt zu werden, "damit die Welt, in ihren anfänglichen Zustand zurück- versetzt, nunmehr unbehindert im Dienst der Gerechten stehe" und so an deren Verherrlichung im auferstandenen Jesus Christus teilhabe. (Kath. – 297-298)

 

1.2.4 Erste Erkenntnisse der Familie

Nachdem sie die Auszüge aus den Katechismen gelesen hatten, ergriff Vera das Wort: "Dirk, du siehst, unsere beiden Religionen bestätigen ausdrücklich, dass es keine Reinkarnation gibt. Damit kannst du die Behauptung vergessen, dass die Oma irgendwann wiedergeboren wird."

Dirk antwortete sarkastisch: "Ich weiß, ich weiß und die Erde ist flach und die Sonne dreht sich um die Erde. Wollt ihr allen Ernstes den Hindus und den Buddhisten mit mehr als einer Milliarde Menschen ihren Glauben abspenstig machen? Oder meint ihr, dass nur die wiedergeboren werden?"

Lisa sagte nur: "Ein Glück, dass die Oma evangelisch war, so bleibt ihr zumindest das Fegefeuer erspart. Irgendwie haben die Evangelischen es einfacher. Papa muss nur feste glauben, um in den Himmel zu kommen. Mama, Dirk und ich müssen feste glauben und gute Taten tun. Wer hat sich das eigentlich alles so ausgedacht?" Gemeinsam konnten sie festhalten:

Unklar blieb jedoch:

  • Werden evangelische Christen, katholische Christen, Buddhisten etc. nach dem Tod unterschiedlich behandelt?

  • Wann fängt das ewige Leben an?

  • Muss jemand wirklich für ewig in der Hölle bleiben?

  • Reicht der Glaube allein oder müssen auch gute Taten dabei sein, um in den Himmel zu kommen? Wie soll man überhaupt leben?

  • Wie verhält sich die Zeit in der Ewigkeit?

  • Werden die sterblichen Leiber am Jüngsten Tag wieder lebendig?

Hans empfand die Aufforderung seiner Mutter, sich mit dem Thema 'Spirituelles und Jenseitiges' zu befassen, jetzt nicht mehr als Verpflichtung, nun wurde er von der eigenen Neugier getrieben.

Vor allem wollte er selber eine vernünftige und glaubwürdige Antwort auf Lisas ursprüngliche Frage 'Wo ist die Oma jetzt?' finden. Ohne es erklären zu können, überkam ihn das Gefühl, dass seine Mutter die heiße Diskussion der letzten Tage - wo auch immer sie war - wohl miterlebt hatte.

Beim Abendessen machte Hans klar, dass sie aus seiner Sicht zwei Aufgaben vor sich hatten:

  1. Eine konkrete Antwort auf Lisas Frage "Wo ist die Oma jetzt?" zu finden.

  2. Dem Wunsch seiner Mutter gemäß den Fragen nachzugehen, warum wir hier auf der Erde sind, wie wir leben sollen und was beim Sterben und nach dem Tod passiert.


1.2.5 Der Bücherkauf

Die Beckers suchten am folgenden Samstag die größte Buchhandlung in der Landeshauptstadt auf. Hans sprach eine junge Dame an der Kasse an: "Meine Mutter ist letzte Woche gestorben und meine Tochter hier möchte wissen, wo die Oma jetzt ist und was sie eventuell so macht.

Zudem wollen wir uns generell Bücher über Spirituelles und Botschaften aus dem Jenseits anschauen. Haben Sie so etwas?" Die junge Kassiererin sagte nur: "Einen Moment bitte, ich werde mich bei meiner Kollegin erkundigen." Die Beckers hörten, wie die junge Dame ziemlich laut zu ihrer Kollegin sagte: "Du, Hilde, da wollen Leute wissen, wo ihre verstorbene Oma ist und was sie so macht.

Und sie wollen sich generell über diese Esoteriksachen informieren. Wo haben wir da was?"

Hans wollte am liebsten im Boden versinken, als einige Kunden mit gespitzten Ohren schmunzelnd zuhörten. Er war überzeugt, dass die Kassiererin das Flüstern in einem Sägewerk gelernt hätte. Sie kam zurück und teilte mit, dass sie alles, was sie suchten, problemlos im zweiten Stock in der Abteilung 'Esoterik' finden würden.

Mit Esoterik verband Hans Themen wie 'Geister', 'Alchemie', 'Mystik', 'Naturwesen', 'Dämonen', 'paranormale Phänomene' und vieles mehr. Themen, die er als ausgebildeter Ingenieur aufgrund seiner Fachkenntnisse bisher schlicht abgelehnt hatte.

Hans schossen auch Urteile über Esoterik und Esoteriker durch den Kopf, die er ab und zu gelesen hatte: Tragikomische, paranoide Vorstellungen, lächerliche, leichtgläubige Phantasien, utopische Erfindungen, Selbsthypnose, dummes Zeug, das in die Irrenanstalt gehört.

Lisa erkannte die Verunsicherung ihres Vaters, ging aber in Richtung Rolltreppe und sagte lächelnd: "Mehr als rausschmeißen können sie uns nicht." Als sie in der Esoterik-Abteilung ankamen, tat Dirk am Anfang so, als ob er gar nicht zur Familie gehörte.

Sie standen vor Regalen mit Hunderten von Büchern, alle sortiert nach Themen wie 'Channelling', 'Ufos', 'Tarot' usw. Eine ältere Verkäuferin hatte wohl die Ratlosigkeit der Beckers erfasst und ließ sich deren Anliegen erklären. Sie meinte, dass die Fragen, die sie hatten, völlig normal und sogar 'in' seien und dass es darüber viel Lesenswertes gäbe.

Leider, sagte sie, gäbe es nicht das Buch für den Einstieg in ihre Fragestellung und jedes Buch, welches sie am Anfang kauften, wäre mit Sicherheit das falsche. Hans erklärte, dass sie im Rahmen des Vermächtnisses seiner Mutter vorhatten, einige Bücher zu verschiedenen spirituellen Themen zu kaufen.

Die Dame solle ihnen doch bitte aufgrund ihrer Kenntnisse ein Dutzend Bücher zu verschiedenen Themen zusammenstellen.

Nachdem die 'spirituelle Anfängerbibliothek' in Tragetaschen verpackt war, sagte die Verkäuferin: "Vor ein paar Jahren stand ich selber vor ähnlichen Fragen, als mein Mann starb. Die Bücher, die ich für Sie ausgesucht habe, waren mir damals eine große Hilfe. Ich empfehle Ihnen folgende Vorgehensweise:

Lesen Sie die Bücher in einer beliebigen Reihenfolge, doch ohne dabei viel über 'Kann das denn sein?' oder 'Das gibt es doch gar nicht' nachzudenken. Lesen Sie zunächst mit Ihrer Vernunft und Ihrem Gefühl statt mit dem Sachverstand. Irgendwann beginnen die einzelnen Themen und Aussagen, sich wie Mosaiksteine zu einem Gesamtbild zusammenzufügen. Ich garantiere Ihnen, Sie werden diesen Tag und diesen ersten Schritt der Bewusstseinserweiterung nie bereuen."

Hans hatte intuitiv großes Vertrauen zu dieser Frau. Als sie sich verabschiedeten, bemerkte die Verkäuferin: "Sie werden über die Zeit nicht nur herausfinden, 'wo sich Ihre Oma befindet', sondern Sie werden selber einen sinnvolleren Weg durch das eigene Leben entdecken."

 

1.2.6  Der Einstieg in das Unbekannte

Nach einigen Wochen des Lesens gab es viel Verwirrung, Frustration und ein großes Unbehagen bei dem Gelesenen. Widersprüche über Widersprüche. An einer Stelle wird behauptet, es gibt den Teufel und die Hölle, an anderer Stelle gibt es sie nicht.

Das Paradies der Bibel ist nicht auf der Erde gewesen, sondern irgendwo im 'Jenseits'. Im Jenseits wiederum soll es genauso aussehen wie hier auf der Erde, nur 'feinstofflicher' und für Menschen unsichtbar. Gott ist etwas unpersönlich Formloses, andere meinen aber, er sei als eine geformte Persönlichkeit zu betrachten.

Die meisten Bücher bekräftigten jedoch die Reinkarnation. Botschaften jenseitiger Geister, mitgeteilt durch Medien hier auf der Erde, empfahlen durchweg den direkten Kontakt mit Schutzengeln, Maria, Christus und Gott über Gebete statt des Umwegs über die Kirche.

Vera ergriff eines Tages beim Abendessen das Wort: "Ich habe ein sehr ungutes Gefühl bei dem, worauf wir uns da eingelassen haben. Was passiert, wenn wir am Ende an gar nichts mehr glauben und keinen Weg mehr zurückfinden zu dem, was wir bisher geglaubt haben?

Vielleicht begehen wir unterwegs irgendwelche Sünden, die nicht mehr wieder gutzumachen sind. Warum müssen wir das hier alles lesen? Ich sage ganz ehrlich: Ich habe schlicht Angst davor. Und haben wir überhaupt das Recht, uns mit diesen Themen zu beschäftigen? Uns ging es doch immer gut.

Ich kenne keinen unter unseren Bekannten, der sich mit so etwas beschäftigt. Ich will auch nicht die Verantwortung für eine Irreführung der Kinder übernehmen. Lisa, lass uns bei den Tatsachen bleiben, die Oma ist leider tot und daran können wir auch nichts ändern.

So ist es nun mal. Millionen von Menschen sind vor der Oma gestorben, ohne dass die Angehörigen plötzlich Antworten auf nicht Erklärbares haben wollten. Warum meinen wir, das alles wissen zu müssen?"

Hans hatte Verständnis für Veras Verunsicherung und machte den Vor- schlag, dass sie beide mit ihren jeweiligen Geistlichen offen über die ganze Angelegenheit sprechen sollten.

Pastor und Pfarrer rieten übereinstimmend von dem Vorhaben ab. Sie bestätigten, dass es zwar immer Kontakte und Kommunikation zwischen Diesseits und Jenseits gegeben habe. Die Bibel und die Zehn Gebote seien ja schließlich auf diese Weise entstanden.

Die Propheten, Moses und Jesus seien doch die Sprachrohre Gottes gewesen. Aber seit der Kreuzigung von Jesus gäbe es nur noch jenseitige Durchgaben von falschen Propheten, die allesamt zum Einflussbereich des Teufels, sprich Satan, gehörten.

Die beiden Geistlichen erklärten nachdrücklich, dass es nicht Aufgabe eines Gläubigen sei, selber nach Antworten zu suchen, sondern demütig und gehorsam den Aussagen der Kirchen Folge zu leisten. Wenn die Kirchen keine klaren Antworten geben könnten, gäbe es auch keine.

 Die Haltung der beiden Kirchen hierzu war also eindeutig.

Hans spürte, dass er und seine Familie mit ihrem Vorhaben am Scheideweg standen. Aber als er nach dem Tod seiner Mutter ihren Brief gelesen hatte, hatte er innerlich zu ihrem Wunsch sofort deutlich 'Ja' gesagt."

Er mochte diese Zusage nun auch nicht mehr rückgängig machen. Auf der anderen Seite konnte er nicht garantieren, dass sie nicht irgendwann in einem Sumpf landen würden, in dem sie an gar nichts mehr glaubten.

Er hielt sich sein bisheriges Leben vor Augen. Vera hatte Recht. Es ging der Familie sehr gut. Aber waren sie wirklich so glücklich und zufrieden, wie es den Anschein hatte? Bestand ihr Leben nicht zum überwiegenden Teil aus Tagesroutine, Pflichterfüllung, Ansammeln von Materiellem und eher einem Nebeneinander- als Miteinander- und Füreinanderleben?

Seine Mutter schien nicht umsonst ihren Wunsch an die Familie geäußert zu haben. Mutter hatte sie wohl über die Jahre besser beobachtet, als sie alle es wahrhaben wollten. Er selber wünschte sich ein Mehr an innerer Ruhe und Gelassenheit und er hatte das Gefühl, dass die Bücher ihm dabei helfen könnten.

Hans überlegte, wie sich das Leben seiner Familie unter normalen Rahmenbedingungen wohl weiterentwickeln würde: Wenn sie gesund blieben, dann konnte Hans die nächsten 30-40 Jahre klar vor Augen sehen: In einigen Jahren würden die Kinder das Haus verlassen und ein paar Jahre später wären er und Vera wahrscheinlich Großeltern mit allen Freuden und Pflichten.

Er musste noch 20 Jahre arbeiten bis zur Pensionierung. Danach: mit Vera im Garten sitzen, reisen, die Kinder besuchen und sich mit Freunden treffen. Aber soll das dann alles gewesen sein?

Sein Leben lang hatte er sich weitergebildet: Schule, Abitur, Studium. Auch im Unternehmen hatte er an vielen Seminaren teilgenommen. Dazulernen bereitete ihm stets Freude und Spaß. Bei Vera und den Kindern war es ebenso.

Also ging er davon aus, dass auch sie Interesse hätten, sich auf spirituellem Gebiet weiterzubilden. Hans holte die Familie zusammen, um die weitere Vorgehensweise zu diskutieren: "Bisher haben wir in den Büchern gelesen, dass

Dass die Geistlichen von unserem Vorhaben abraten, kann ich sogar verstehen. In der Firma erzählen wir unseren Kunden auch, was alles Schreckliches passieren kann, wenn sie zur Konkurrenz gehen. Ich mache mit dem Vorhaben weiter.

Ich will wissen, was es alles gibt, um schließlich urteilen zu können, ob das, was ich bisher weiß, für den Rest meines Lebens ausreichend ist. Ich werde aber niemandem außerhalb der Familie erzählen, was ich tue, werde auch keiner Sekte beitreten oder sonst irgendjemandem hörig werden oder mich unterordnen. Ich sehe - offen gesagt - nicht die Gefahr, dass wir die Kontrolle verlieren könnten. Also, wer von euch macht mit?"

Lisa und Dirk sagten spontan zu. Lisa hatte in den letzten Wochen viel Neues über die Engel erfahren und Dirk meinte, er stände kurz davor, beweisen zu können, dass es die Reinkarnation doch gäbe.

Vera war im Prinzip bereit mitzumachen, wollte aber als Erstes die Entstehung und die historische Entwicklung des Christentums detaillierter untersuchen. Sie bemerkte: "Wir nennen uns zwar 'Christen', aber was heißt das konkret für unser Verhalten im Alltag? Eigentlich nicht viel, wenn ich so darüber nachdenke."

Dirk kommentierte: "Wir Beckers gehören zu der großen Sekte der 'Heilig-Abend-Christen'! Wir gehen nur am Heiligen Abend in die Kirche, und wenn wir wieder draußen sind, sind alle guten Vorsätze vergessen. Kirchliche Feiertage erfahre ich nur als 'organisierten Stress': Ständig ein 'Tu dies, tu jenes ...'

Das ist nun mal so bei uns. Eigentlich sind wir eine ziemlich langweilige Familie mit wunderbar festgezurrten Weltbildern und Meinungen. Wir sind so normal, dass es langsam nicht mehr normal ist."

Hans warf ein: "Das Problem ist nur, woher nehmen wir die Zeit zum Lesen und Auswerten der Bücher?" Lisa und Dirk sahen da kein Problem. Sie meinten, dass sie gerne auf die zwei bis vier Stunden Fernsehen täglich verzichten könnten. Eigentlich säßen sie nur aus Gewohnheit und Langeweile so viel vor dem Fernseher. Außerdem stünden sie ja beim Auswerten der Bücher nicht unter Zeitdruck.

Um die Suche nach 'unverfälschtem Wissen und ewigen Wahrheiten' in den Griff zu bekommen, schlug Hans vor, die ganze Sache als ein Projekt zu behandeln. Seit er bei der Maschinenbau AG tätig war, hatte er mehrere Projekte als verantwortlicher Projektleiter abgewickelt.

Er erklärte der Familie kurz die Hintergründe des 'Projektmanagements' und dass eine strukturierte Vorgehensweise der Schlüssel zum Erfolg sei. Das Projekt erhielt auf Wunsch von Lisa den Arbeitstitel 'Wo ist die Oma jetzt?' Im Vordergrund des Projekts stand aber die Frage nach dem 'Woher, Warum und Wohin' des menschlichen Lebens.

Vera hatte in der Zeitung gelesen, dass die im Herbst 1998 erschienene Enzyklika von Papst Johannes Paul II über 'Glaube und Vernunft' im Grunde die Menschen auffordere, auch selber nach Antworten zu den Fragen des menschlichen Daseins zu suchen. Sie besorgte sich den Text und nachdem sie der Familie den folgenden Auszug vorgelesen hatte, sagte sie: "Jetzt mache ich auch voll mit."
 

Auszug aus der Enzyklika FIDES ET RATIO [Glaube und Vernunft] von Johannes Paul II.

Je mehr der Mensch die Wirklichkeit und die Welt erkennt, desto besser erkennt er sich selbst in seiner Einmaligkeit, während sich für ihn immer drängender die Frage nach dem Sinn der Dinge und seines eigenen Daseins stellt. Alles, was als Gegenstand unserer Erkenntnis erscheint, wird daher selbst Teil unseres Lebens.

Am Architrav des Tempels von Delphi war die ermahnende Aufforderung: Erkenne dich selbst! eingemeißelt - als Zeugnis für eine Grundwahrheit, die als Mindestregel von jedem Menschen angenommen werden muß, der sich innerhalb der ganzen Schöpfung gerade dadurch als "Mensch" auszeichnen will, daß er sich selbst erkennt. (Enzyk. – 5)

Im übrigen zeigt uns ein bloßer Blick auf die Geschichte des Altertums deutlich, daß in verschiedenen Gegenden der Erde, die von ganz unterschiedlichen Kulturen geprägt waren, zur selben Zeit dieselben Grundsatzfragen auftauchten, die den Gang des menschlichen Daseins kennzeichnen: Wer bin ich? Woher komme ich und wohin gehe ich? Warum gibt es das Böse? Was wird nach diesem Leben sein?

Diese Fragen finden sich in Israels heiligen Schriften, sie tauchen aber auch in den Weden und ebenso in der Awesta auf; wir finden sie in den Schriften des Konfuzius und Laotse sowie in der Verkündigung der Tirthankara und bei Buddha. Sie zeigen sich auch in den Dichtungen des Homer und in den Tragödien von Euripides und Sophokles, wie auch in den philosophischen Abhandlungen von Platon und Aristoteles.

Es sind Fragen, die ihren gemeinsamen Ursprung in der Suche nach Sinn haben, die dem Menschen seit jeher auf der Seele brennt: von der Antwort auf diese Fragen hängt in der Tat die Richtung ab, die das Dasein prägen soll. (Enzyk. – 5-6)

Wir müssen feststellen, daß eines der gewichtigsten Fakten in unserer derzeitigen Situation in der "Sinnkrise" besteht. Die häufig wissenschaftlich geprägten Ansichten über Leben und Welt haben eine derartige Vermehrung erfahren, daß wir wirklich erleben, wie das Phänomen der Bruchstückhaftigkeit des Wissens um sich greift. Genau das macht die Suche nach einem Sinn schwierig und oft vergeblich. (Enzyk. – 83)

Hans hatte seine Familie nie zuvor so engagiert und motiviert erlebt. Bisher hatten sie in der freien Zeit häufig nur Belangloses besprochen und jeder hatte einfach so vor sich hin gelebt. Innerlich dankte er seiner Mutter für die Anregung zu dem entstandenen Familienprojekt.

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rodiehr Oktober 2005


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