Ein psychokinetisches Biege- und Bewegungsphänomen
Bericht von Prof. Helmut Hoffmann


Am 23. Januar 1974 veranstaltete der Österreichische Rundfunk (ORF) eine Fernseh-live-Sendung mit dem möglicherweise paranormal begabten Israeli URI GELLER, in der dieser jedoch keine überzeugenden Beweise für seine Fähigkeiten erbringen konnte. Im Anschluß an die Sendung war Herr GELLER bemüht, seine Begabung doch noch zu demonstrieren.

Er versuchte in der Garderobe des Studios einen vom Schlüsselbund des ORF-Mitarbeiters MILDNER abgenommenen Zylinderschlüssel, den der Grazer Ordinarius für Psychologie, Prof. Dr. MITTENECKER, mit Daumen und Zeigefinger halten mußte, durch leichtes Streichen mit seinem Zeigefinger zu verbiegen.

Die Nummer 854201 des Schlüssels wurde vor Beginn des Experimentes auf Tonband gesprochen, so wie überhaupt der gesamte Verlauf der sich vor allem im Anschluß an den Biegeversuch abspielenden Ereignisse auf Magnetband aufgenommen wurde. Eine deutliche Verbiegung des Schlüssels trat jedoch zunächst durch die Behandlung Uri GELLERS nicht auf. Möglicherweise hatte sich der Schlüssel minimal verbogen, da er sich beim Auflegen auf den Tisch als nicht mehr absolut eben erwies.

In der Folge gruppierten sich die Beobachter um diesen Tisch, in dessen Mitte der Schlüssel liegen blieb. Etwas seitlich davon versuchte Prof. MITTENECKER mit Herrn GELLER eine telepathische Übertragung (Zielobjekt drei Paragraphenzeichen), die offenbar erfolgreich verlief, wodurch die Stimmung außerordentlich angeheizt wurde.

In diesem Augenblick stärkster Emotion bemerkte der schon erwähnte ORF-Mitarbeiter MILDNER, daß sich der am Tisch liegende Schlüssel von selbst zu verbiegen begann. Auf seinen Ruf "Schaut her, der verbiegt sich ja [...]!" blickten die Anwesenden auf den Schlüssel und verfolgten das langsame Aufsteigen der Schlüsselspitze bis zu einer Verbiegung von etwa 25°. Anhand der auf dem Tonband aufgezeichneten Ausrufe läßt sich feststellen, daß der Biegeversuch etwa zehn Sekunden gedauert haben muß.

Der Autor legte hierauf mit der Bemerkung "Legen wir den daneben, vielleicht verbiegt er sich mit ...!" einen zweiten, von ihm mitgebrachten Zylinderschlüssel (Institutsschlüssel Nr. 6-084 MHS) neben den anderen auf den Tisch, worauf sich dieser zweite Schlüssel mit seiner Spitze von selbst um etwa einen Zentimeter auf den ersten, verbogenen Schlüssel zu bewegte.

Sowohl die selbständige Verbiegung des ersten als auch die Bewegung des zweiten Schlüssels wurden einwandfrei vom Verfasser, den Assistenten Dipl.-Ing. BREITENBACH und Dipl.-Ing. PFÜTZNER, dem ORF-Mitarbeiter MILDNER und einigen weiteren, dem Verfasser nicht bekannten Personen beobachtet.

Prof. MITTENECKER befand sich, wie schon erwähnt, mit Herrn GELLER etwas abseits, konnte aber natürlich die inzwischen eingetretenen starke Verbiegung des Schlüssels Nr. 854201 ebenfalls sofort feststellen.

Eine erste Überprüfung ergab, daß beide Schlüssel aus Alpaka und völlig unmagnetisch sind, sodaß es zunächst schon für die Bewegung des zweiten Schlüssels auf dem absolut ebenen Tisch kaum eine normale Erklärung gibt.

Der Verfasser veranlaßte schließlich eine eingehende chemische Untersuchung des ersten, verbogenen Schlüssels and den Instituten für chemische Technologie anorganischer Stoffe und für analytische Chemie und Mikrochemie (Untersuchung mit Stereomikroskop, Mikrosonde, Röntgenfluoreszenz, Elektronenrastermikroskop).

Diese ergab eindeutig, daß eine Einwirkung von Chemikalien nicht vorlag, sodaß eine solche als Begründung für den selbständigen Biegevorgang ausscheidet. Aufgrund der gegebenen Situation sind auch Beeinflussungen bekannter physikalischer Art wie etwa Laser oder Ultraschalle auszuschließen.

Da der Vorgang selbst relativ lange andauerte und von mehreren, zum Teil wissenschaftlich ausgebildeten Beobachtern zweifelsfrei registriert wurde, eine gleichartige, illusionistische Täuschung von etwa acht Personen also ebenfalls nicht angenommen werden kann, bleibt als Erklärung offensichtlich nur der paranormale Vorgang der Psychokinese.

Im Hinblick darauf, daß sich Herr GELLER zum Zeitpunkt der Verbiegung weiter abseits im Gespräch mit Prof. MITTENECKER befand, ist im übrigen zu vermuten, daß gar nicht er, sondern einer oder mehrere der in höchster psychischer Spannung befindlichen Umstehenden für die Auslösung der Psychokinese verantwortlich zu machen sind, was nicht zuletzt auch durch die zahlreichen analogen Psychokinesephänomene beim Fernsehpublikum nahegelegt wird.

Einen Bericht mit Einzelheiten über die Ereignisse während und nach der Fernsehsendung mit Uri GELLER, über Psychokineseerscheinungen beim Fernsehpublikum in Österreich und insbesondere über die mit einer Versuchsperson erfolgreich durchgeführten und gefilmten Psychokineseversuche (Verschiebung von Gegenständen aus Holz ohne Berührung) hat der Verfasser unter dem Titel "Telepathie und Psychokinese im Zusammenhang mit Uri GELLER" in der Zeitschrift "Grenzgebiete der Wissenschaft" 23 (1974): 305-330 [43] veröffentlicht. 

(Der Beitrag gehörte thematisch zum Kontext des "GELLER-Effektes", mit dem sich verschiedene Beiträge der Nummer 4 von Jahrgang 17, 1975, dieser Zeitschrift [42] befaßten.)


 

Dieser Beitrag erschien in der
"Zeitschrift für Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie"
Jg. 18/1976, Heft 1, S. 91-92. Rubrik Informationen


Wir danken Herrn Eberhard Bauer vom IGPP für die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung hier auf der Website.
(Februar 2008)


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