Das NEUE TESTAMENT von J. Greber
Das Neue Testament
 
Das
Neue Testament

aus dem Altgriechischen neu übersetzt


 von Johannes Greber

Johannes Greber
Johannes Greber
*Mai 1874 . †März 1944

 

Erster Brief des Apostels Paulus an die Korinther

Kapitel 1

1 Paulus, der durch den Willen Gottes zum Apostel Jesu Christi erkoren wurde, und Bruder Sosthenes senden dieses Schreiben der Kirche Gottes in Korinth, - 2 denen, die sich der Gemeinschaft mit Christus Jesus geweiht haben und zur Heiligkeit berufen wurden, samt allen, jeden Standes und Berufes, die sich nach dem Namen unseres Herrn Jesus Christus benennen, - ihres und unseres Herrn.

 

3 Gnade und Liebe werde euch zuteil von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus. 4 Beständig danke ich Gott für die Gnade, die Gott euch durch Jesus Christus geschenkt hat; 5 ihr seid ja durch die Gemeinschaft mit ihm in jeder Beziehung reich geworden, -

 

6 reich an Belehrung und Erkenntnis jeglicher Art, und zwar in dem Maße, wie das Zeugnis stärker wurde, das ihr für Christus abgelegt, 7 so dass ihr jetzt in keiner einzigen geistigen Gabe hinter andern zurückzustehen braucht und ruhig das Erscheinen unsers Herrn Jesus Christus abwarten könnt.

 

8 Dieser wird euch auch bis zum Ende stärken, so dass ihr am Tage der Ankunft unsers Herrn Jesus Christus unsträflich dasteht. 9 Treu ist Gott, von dem ihr zur Gemeinschaft mit seinem Sohne Jesus Christus, unserm Herrn, berufen wurdet.

 

10 Ich bitte euch, liebe Brüder, im Namen unsers Herrn Jesus Christus: Seid doch einig in der Lehre! Lasst keine Spaltungen unter euch aufkommen! Bringt dadurch alles wieder in Ordnung, dass ihr die gleiche Gesinnung und die gleiche Glaubensüberzeugung an den Tag leget.

 

11 Es wurde mir nämlich über euch, meine Brüder, von den Leuten der Chloe berichtet, dass Streitigkeiten unter euch herrschen. 12 Ich möchte zum Beispiel die Tatsache erwähnen, dass man allgemein bei euch zu sagen pflegt: "Ich halte zu Paulus - ich zu Apollos - ich zu Kephas - ich zu Christus!"

 

13 Ist Christus denn geteilt? Ist etwa Paulus für euch gekreuzigt worden? Oder wurdet ihr auf den Namen des Paulus getauft? 14 Ich danke Gott, dass ich keinen von euch, außer dem Krispus und dem Gajus, die Taufe gespendet habe. 15So kann niemand die Behauptung aufstellen, dass ich ihn auf meinen Namen getauft hätte.

 

16 Doch da fällt mir ein, dass ich auch noch die Familie des Stephanas taufte. Sonst aber wüsste ich keinen mehr, den ich getauft haben könnte. 17 Christus sandte mich ja auch nicht zum Taufen, sondern zum Predigen der Heilsbotschaft. Freilich verkündige ich sie nicht in hochklingenden Worten weltlicher Weisheit, damit das Kreuz Christi nicht entweiht wird.

 

18 Die Erzählung vom Kreuze erscheint nämlich denen, die dem Verderben anheim fallen, als Torheit; uns aber, die wir vom Verderben errettet sind, ist sie eine Gotteskraft. 19 Denn es steht geschrieben: "Ich will die Weisheit der Weisen zu schanden machen und den Verstand der Verständigen zur Torheit werden lassen."

 

20 Was ist aus den Weisen, den Gelehrten, den Redekünstlern dieses Zeitalters geworden? Hat Gott nicht die Weisheit dieser Welt zur Torheit gestempelt? 21 Die Welt hat nämlich vor lauter eigener 'Weisheit' Gott in seiner wahren Weisheit nicht erkannt; darum beschloss Gott, durch eine Heilsbotschaft, die wie Torheit klingt, diejenigen zu retten, die daran glauben.

 

22 Während die Juden Wunderzeichen fordern und die Griechen Weltweisheit haben wollen, 23 verkündigen wir einen ans Kreuz geschlagenen Christus, der den Juden ein Stein des Anstoßes ist und den Nichtjuden als ein Tor gilt; 24 denen jedoch, die sowohl aus Juden wie auch aus Nichtjuden zum Glauben berufen sind, predigen wir Christus als Gottes Kraft und Gottes Weisheit.

 

25 Denn die sogenannte 'Torheit' Gottes ist immer noch viel weiser als die sogenannte menschliche 'Weisheit', und die sogenannte 'Schwäche' Gottes ist immer noch viel stärker als die sogenannte 'Stärke' der Menschen. 26 Schaut euch doch die zum Heile Berufenen in euren eigenen Reihen an, meine Brüder! Da werdet ihr nicht viele Weisen im Sinne der Welt, nicht viele einflussreiche Leute, nicht viele Vornehme finden;

 

27 im Gegenteil, was der Welt für töricht gilt, das hat Gott erwählt, um die Weisen zu beschämen; 28 und was der Welt für niedrig und verächtlich gilt, ja was der Welt nichts gilt, das hat Gott erwählt, um das zunichte zu machen, was in den Augen der Welt groß da steht. 29 Denn kein Sterblicher soll sich seiner eigenen Leistungen vor Gott rühmen können.

 

30 Nur ihm habt ihr es also zu verdanken, dass ihr in der Gemeinschaft mit Christus Jesus seid, der für uns von Seiten Gottes zu einem Geist der Weisheit, des Rechttuns, der Heiligung und der Erlösung gemacht wurde, 31 damit nach den Worten der Schrift derjenige, der sich rühmen will, sich nur dessen rühmen soll, was er in der Kraft des Herrn vollbrachte.

 

Kapitel 2

 

1 Auch ich, meine Brüder, trat damals, als ich zu euch kam, nicht in der Weise bei euch auf, dass ich euch das Geheimnis Gottes in hochtönenden und gelehrten Phrasen verkündigt hätte. 2 Denn ich hatte mir vorgenommen, in euren Augen dazustehen als einer, der sonst nichts kennt, als nur Jesus Christus, und zwar den gekreuzigten Jesus Christus.

 

3 Ich machte denn auch bei euch den Eindruck eines körperlich schwachen, furchtsamen und sehr ängstlichen Menschen; 4 und was ich sagte und predigte, trug ich nicht in bestrickenden Redewendungen menschlicher Gelehrsamkeit vor, sondern Gottes Geist und Gottes Kraft sprach aus meinen Worten.

 

5 Denn euer Glaube sollte nicht auf menschliche Gelehrsamkeit, sondern auf eine Gotteskraft gegründet sein. 6 Und doch ist es wahre Weisheit, was wir vortragen, allerdings nur in den Augen derer, die reif dafür sind. Es ist nicht Weisheit dieser Welt oder der Herrscher dieser Welt, die ja sehr weit von der Weisheit entfernt sind.

 

7 Gottes geheimnisvollen Weisheitsplan verkünden wir, der bisher verborgen war, den Gott aber vor allen Zeiten festgelegt hat, um uns zur Herrlichkeit zurückzuführen. 8 Keinem der Herrscher dieser Welt war dieser Plan bekannt, sonst hätten sie den Herrn der Herrlichkeit nicht ans Kreuz geschlagen.

 

9 Wir predigen das, was in der Schrift mit den Worten ausgedrückt ist: "Kein Auge hat es gesehen und kein Ohr gehört, und keines Menschen Herz hat es geahnt, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben." 10 Uns aber hat es Gott durch seine Geisterwelt geoffenbart. Denn die Geisterwelt Gottes erforscht alles, auch die Tiefen der Gottheit.

 

11 Denn wer von den Menschen kennt das Innere seines Mitmenschen? Keiner. Nur der Geist, der in dem Menschen wohnt, kennt sein eigenes Innere. So kannte auch nur die Geisterwelt Gottes die Gedanken und Pläne Gottes. 12 Wir haben aber nicht einen der bösen Geister empfangen, die in der Welt die Herr-schaft führen, sondern einen Geist, der von Gott her kommt, damit wir erkennen sollen, was uns Gott alles aus Gnade geschenkt hat.

 

13 Darüber predigen wir auch, zwar nicht mit angelernten Worten menschlicher Gelehrsamkeit, sondern in Worten, wie sie ein Geist Gottes uns lehrt, so dass wir die Botschaft des Geistes auch mit den Worten wiedergeben, in denen der Geist sie mitteilte.

 

14 Ein irdisch gesinnter Mensch nimmt freilich nichts an, was von einem Geiste Gottes kommt. Denn eine Verbindung mit der Geisterwelt Gottes hält er für Wahnsinn. Auch ist er nicht fähig, sie richtig zu verstehen; denn darüber kann man nur urteilen, wenn man die geistigen Gesetze kennt.

 

15 Aber wer mit der Geisterwelt in Verbindung steht, kann das alles richtig beurteilen; freilich wird ein solcher von keinem irdisch Gesinnten richtig verstanden. 16 Denn welcher irdisch Gesinnte hätte je die Gedanken des Herrn erkannt, so dass er einen belehren könnte, der im Verkehr mit den Geistern Gottes steht. Wir aber kennen durch unsern Geisterverkehr die Gedanken des Herrn.

 

Kapitel 3

 

1 Auch ich, meine Brüder, konnte selbst zu euch nicht so reden, wie zu Leuten, die in Verbindung mit der Geisterwelt Gottes stehen, sondern nur wie zu solchen, deren ganzes Denken irdisch eingestellt ist. In Bezug auf die Heilswahrheit Christi glichet ihr Säuglingen; 2 nur Milch durfte ich euch geben, noch keine feste Speise; denn diese konntet ihr noch nicht vertragen. Und selbst jetzt könnt ihr sie noch nicht vertragen;

 

3 denn ihr seid immer noch zu irdisch gesinnt. Solange nämlich noch Eifersucht und Streit und Spaltungen unter euch herrschen, legt ihr eine niedere Gesinnung an den Tag und unterscheidet euch in nichts von den gewöhnlichen Alltagsmenschen.

 

4 Wenn nämlich der eine sagt: "Ich halte zu Paulus!" Und der andere: "Ich halte zu Apollos!" - seid ihr da nicht Menschen gewöhnlichen Schlages? - 5 Wer ist denn Apollos? Wer ist Paulus? - Nur Knechte Christi sind sie, durch die ihr zum Glauben geführt wurdet. Dabei fiel jedem die Aufgabe zu, die der Herr für ihn bestimmte.

 

6 Ich besorgte das Anpflanzen, Apollos das Begießen, - aber Gott ist es, der das Wachstum verlieh. 7 Darum ist weder der Pflanzende etwas Besonderes, noch der Begießende, sondern nur Gott, der das Wachstum verleiht. 8 Der Pflanzende und der Begießende sind einander gleich; doch jeder von ihnen wird seinen besonderen Lohn empfangen nach seiner besonderen Arbeitsleistung.

 

9 Denn wir sind Gehilfen Gottes; ihr seid Gottes Ackerfeld und Gottes Bauwerk. 10 Nach der mir von Gott verliehenen Gnadengabe habe ich als erfahrener Baumeister bei euch das Fundament gelegt. Ein anderer baut nun darauf weiter. Jeder, mag er nun sein, wer er will, muss beim Weiterbauen sehr vorsichtig sein.

 

11 Das Fundament habe ich ein für allemal gelegt; es ist Jesus Christus. 12 Und niemand darf neben diesem Fundament ein neues legen. Was für einen Aufbau aber einer darauf errichtet, - ob von Gold, Silber, Edelsteinen oder von Holz, Heu und Stroh, - 13 das wird sich später bei jedem zeigen. Was die Arbeit eines jeden wert ist, wird sich an dem Tage ergeben, wo die Feuerprobe abgehalten wird.

 

14 Bleibt das Bauwerk, das einer darauf errichtet hat, in dem Feuer unversehrt, so wird er seinen Lohn dafür empfangen; 15 wird jedoch sein Werk von den Flammen vernichtet, dann wird er seine Strafe erhalten. Er selbst wird zwar gerettet werden, aber nur so, dass er von neuem durch die Feuerprobe muss.

 

16 Wisset ihr nicht, dass ihr ein geistiger Tempel Gottes seid, und dass die Geisterwelt Gottes unter euch weilt? 17 Wer aber diesen Tempel Gottes zerstört, den vernichtet auch Gott; denn der Tempel Gottes ist Gott geweiht, und darum seid es auch ihr.

 

18 Niemand lasse sich durch hohle Phrasen irreführen. Wer unter euch in den Augen der heutigen Welt als ein Weiser erscheint, der werde zuerst ein Tor; dann erst wird er ein Weiser. 19 Denn die Weisheit dieser Welt ist Torheit in den Augen Gottes. Es steht ja in der Schrift: "Er fängt die sogenannten 'Klugen' im Netze ihrer 'Schlauheit'."

 

20 Und an einer andern Stelle heißt es: "Der Herr kennt die Gedanken der sogenannten 'Weisen' und weiß, dass sie töricht sind." 21 Daher mache niemand viel Rühmens von Menschen. Ihr seid ja Herr über alles; -

 

22 ihr seid Herr über Paulus und Apollos und Kephas; - ihr seid Herr über die ganze Welt, über Leben und Tod, Gegenwart und Zukunft; - 23 über das alles seid ihr Herr; Christus ist Herr über euch, und Gott ist Herr über Christus.

 

Kapitel 4

 

1 So halte uns denn jeder für nichts anderes, als Diener Christi und Verwalter der göttlichen Geheimnisse. 2 Im übrigen habt ihr nur darauf zu sehen, dass jeder der Verwalter als treu erfunden werde.

 

3 Mir ist es freilich eine meiner geringsten Sorgen, welches Urteil von euch oder von irgend einem menschlichen Gerichtshof über mich gefällt wird. Ja, ich enthalte mich sogar selbst des Urteils über mich. 4 Ich bin mir zwar keiner Untreue bewußt, aber damit ist nicht gesagt, dass ich auch in den Augen Gottes als recht dastehe. Denn der Herr ist's, der das richtige Urteil über mich abgibt.

 

5 Daher sollt ihr nie in irgend einem Punkte voreilig urteilen, sondern sollt warten, bis der Herr kommt. Er wird das ins Dunkel Gehüllte ans Licht ziehen und die geheimsten Gedanken der Herzen enthüllen. Dann wird einem jeden die Anerkennung zuteil, die er vor Gott verdient.

 

6 In dem, was ich soeben erwähnte, habe ich euch, meine Brüder, einen Spiegel vorhalten wollen mit Rücksicht auf die Vorgänge in eurer Gemeinde, soweit sie mich und Apollos betreffen. Ihr solltet aus dem, was hier niedergeschrieben ist, das eine lernen, dass sich keiner höher dünken darf als den andern, und ihr nicht für den einen gegen den andern Partei ergreifen sollt.

 

7 Wer gibt dir denn eine Vorzugsstellung? Und was könntest du aufweisen, das du nicht empfangen hättest? Hast du es aber empfangen, warum rühmst du dich denn und gibst dir dadurch den Anschein, als hättest du es nicht empfangen?

 

8 Ihr seid wohl schon im vollen Besitz der Heilswahrheiten? Verfügt wohl schon über einen geistigen Reichtum? Fühlt euch schon als Könige im Reiche Gottes, so dass ihr uns nicht mehr braucht? Wollte Gott, ihr wäret schon in eurem Königreiche, damit auch wir mit euch uns in die Königswürde teilen könnten.

 

9 Doch es hat den Anschein, als ob Gott uns Apostel zuletzt zur Schau habe stellen wollen, wie man es bei den zum Tode verurteilten Gladiatoren zu tun pflegt, damit wir der Welt, Engeln und Menschen ein Schauspiel würden.

 

10 Wo es sich um die Sache Christi handelt, sind wir in euren Augen die Toren, ihr aber seid darin die klugen Leute; wir gelten als die Schwächlinge, ihr als die Starken; ihr seid die Leute, die hoch in Ehren stehen, wir sind die Verachteten.

 

11 Wir sind so töricht, bis auf diese Stunde Hunger und Durst zu leiden; keine hinreichende Kleidung zu besitzen; uns mit Fäusten schlagen zu lassen; unstet umherzuwandern;

 

12 uns abzumühen, um mit unserer Hände Arbeit unser tägliches Brot zu verdienen;

 

13 zu segnen, wo man uns flucht; es in Geduld zu ertragen, wenn man uns verfolgt; denen gute Worte zu geben, die uns beschimpfen; ja, wegen unserer Torheit sind wir bis heute zum Kehricht der Welt und zum Auswurf der Menschheit geworden.

 

14 Ich schreibe euch dies nicht, um euch die Schamröte ins Gesicht zu treiben, sondern bloß um euch als meinen geliebten Kindern eine Mahnung zu geben. 15 Denn wenn ihr in der Sache Christi auch viele Tausend Lehrer hättet, so habt ihr doch nicht viele Väter. Denn in Bezug auf euer Leben in der Gemeinschaft mit Christus bin ich euer Vater, infolge der durch mich verkündigten Heilsbotschaft.

 

16 Darum bitte ich euch: Machet, dass ihr als meine Kinder mir als eurem Vater ähnlich sehet, so wie auch ich mir Mühe gebe, Christus ähnlich zu werden.

 

17 Den Timotheus, meinen im Herrn geliebten und treuen Sohn, habe ich deshalb zu euch geschickt, damit er euch die Mittel und Wege ins Gedächtnis zurückrufe, die ich bei der Verbreitung der Lehre des Herrn Jesus anzuwenden pflege, und zwar überall und in jeder Gemeinde.

 

18 In der Annahme, dass ich nicht zu euch käme, haben einige unter euch in hohen Tönen geredet. 19 Doch werde ich euch, so Gott will, bald besuchen. Dann werde ich ja bei diesen Aufgeblasenen herausfinden, nicht wie weit ihre Redekunst, sondern wie weit ihr Können reicht.

 

20 Denn nicht im Reden zeigt sich das Reich Gottes, sondern im Können. 21 Was seht ihr nun lieber: dass ich mit der Rute zu euch komme oder mit Liebe und im Geiste der Sanftmut?

 

Kapitel 5

 

1 Überall muss man hören, dass Unzucht bei euch herrsche; noch davon von einer Art, wie sie nicht einmal bei den Heiden vorkommt; dass nämlich einer mit der Frau seines Vaters geschlechtlichen Verkehr hat.

 

2 Und da wollt ihr euch noch in die Brust werfen? Solltet ihr da nicht vielmehr voll Trauer sein und machen, dass ein solcher Übeltäter aus eurem Kreise entfernt wird? 3 Ich, der ich zwar dem Leibe nach nicht bei euch bin, aber mit meinem Geiste bei euch weile, habe über diesen Menschen, der sich so schwer vergangen hat, bereits das Strafurteil gefällt, genau so, als ob ich persönlich dort wäre.

 

4 Mein Urteil lautet: "Im Namen unsers Herrn Jesus und in Anwesenheit von euch und von meinem Geiste, 5 in der Kraft und Vollmacht unsers Herrn Jesus übergeben wir diesen Menschen dem Satan zur Vernichtung der niedern Leidenschaft, damit sein Geist am Tage des Herrn Jesus Christus gerettet werde."

 

6 Nun habt ihr wohl alle Ursache, euch zu rühmen, - nicht wahr? Wisst ihr nicht, dass ein wenig Sauerteig die ganze Teigmasse in Gärung bringt? 7 Schaffet den alten Sauerteig fort, damit ihr eine neue Teigmasse werdet, weil dann kein Sauerteig mehr in euch ist. Denn Christus wurde auch für uns als Osterlamm geschlachtet;

 

8 daher sollen auch wir das Osterfest feiern, nicht in dem alten Sauerteig der Schlechtigkeit und Unzucht, sondern in dem ungesäuerten Teig der Reinheit und Wahrheit. 9 Ich schrieb euch in meinem letzten Brief, ihr möchtet keinen Verkehr mit unzüchtigen Menschen haben.

 

10 Ich meinte damit nicht, dass ihr nun überhaupt nicht mit irgendeinem Unzüchtigen in der ganzen Welt zusammen sein dürftet oder mit Betrügern und Räubern oder Götzendienern, die es allenthalben gibt; sonst müsstet ihr ja aus der Welt auswandern.

 

11 Ich meinte natürlich in meinem damaligen Schreiben, ihr möchtet keinen Verkehr mit jemand haben, der den christlichen Brudernamen führt und doch ein unzüchtiger Mensch oder ein Betrüger, Götzendiener, Verleumder, Trunkenbold oder Räuber ist; mit einem solchen sollt ihr nicht einmal zusammen essen.

 

12 Denn was gehen mich die Leute an, die nicht zur christlichen Gemeinde gehören, dass ich auch diese noch zurechtweisen sollte? Ihr weist ja nicht einmal die zurecht, die zu eurem Kreise gehören. 13 Den Leuten außerhalb eurer Gemeinschaft wird Gott ihre Fehler vor Augen führen. Kurz und gut: Machet, dass ihr jenen schlechten Menschen aus eurer Mitte entfernt!

 

Kapitel 6

 

1 Hat jemand von euch mit seinem Mitbruder einen Rechtsstreit, sollte er es da über sich bringen, sein Recht vor nichtchristlichen Richtern zu suchen, anstatt vor den Gottestreuen.

 

2 Wisst ihr denn nicht, dass die Gottestreuen einst über die Welt zu Gericht sitzen werden? Wenn euch also das Gericht über die Welt anvertraut wird, solltet ihr da nicht gut genug sein, jetzt die geringsten Rechtsstreitigkeiten zu schlichten?

 

3 Ist euch ferner nicht bekannt, dass wir sogar Engel richten werden? Und da sollten wir nicht fähig sein, weltliche Angelegenheiten zu entscheiden? 4 Wenn ihr also Rechtsstreitigkeiten über weltliche Dinge habt, wollt ihr dafür wirklich solche Leute zu Richtern nehmen, die in der Gemeinde keinerlei Achtung genießen?

 

5 Es ist beschämend für euch, dass ich euch so etwas vorhalten muss. Gibt es denn wirklich keinen einzigen verständigen Mann unter euch, der befähigt wäre, einen Streitfall zwischen Bruder und Mitbruder zu schlichten? 6 Leider führt der Bruder mit dem Mitbruder Prozesse vor weltlichen Richtern und dazu noch vor ungläubigen.

 

7 Es ist schon ein sittlicher Mangel bei euch, dass ihr überhaupt Prozesse miteinander führt. Warum nehmt ihr nicht lieber das Unrecht ruhig hin? 8 Warum lasst ihr euch nicht lieber übervorteilen? Statt dessen tut ihr selbst Unrecht und übervorteilt andere und dazu noch eure Mitbrüder.

 

9 Denkt ihr denn nicht daran, dass die, welche Unrecht tun, das Reich Gottes nicht ererben werden. Täuschet euch nicht! Weder Unzüchtige noch Götzendiener, weder Ehebrecher noch Lüstlinge und Knabenschänder, 10 weder Diebe noch Betrüger, auch keine Trunkenbolde, keine Verleumder und Räuber werden das Reich Gottes als Erbteil erhalten.

 

11 Und Leute solchen Schlages seid ihr einst gewesen. Aber ihr wurdet rein gewaschen, wurdet gottestreu, erlangtet das Wohlgefallen Gottes durch die Kraft des Namens des Herrn Jesu und durch die Geisterwelt, die unser Gott euch sandte.

 

12 Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles ist gut für mich. Alles ist mir gestattet, aber ich soll mich von nichts beherrschen lassen.

 

13 Die Speisen sind für den Magen da, und der Magen für die Speisen. Doch Gott wird sowohl Magen wie Speisen einmal von uns trennen. Der Leib ist nicht für die Unzucht bestimmt, sondern soll dem Herrn als Werkzeug dienen; denn der Herr muss euren Leib als Werkzeug benutzen.

 

14 Und derselbe Gott, der den Herrn aus der Tiefe herausführte, wird auch uns durch seine Kraft herausführen. 15 Ist euch etwa unbekannt, dass eure Leiber Werkzeuge Christi sind? Darf ich nun aus diesen Werkzeugen Christi Werkzeuge einer Buhlerin machen? Gott bewahre!

 

16 Bedenkt ihr denn nicht, dass der, welcher sich mit einer Buhlerin abgibt, ein Leib mit ihr ist? Es heißt ja: "Die beiden werden zu einem Fleisch werden." 17 Wer aber in Verbindung mit dem Herrn tritt, der ist ein Geist mit ihm.

 

18 Fliehet daher die Unzucht! Jeder andere Fehltritt, den ein Mensch begehen kann, bezieht sich auf etwas, das außerhalb seines Leibes existiert. Wer Unzucht treibt, bei dem ist der eigne Leib Gegenstand der Sünde.

 

19 Oder habt ihr schon vergessen, dass euer Leib ein Tempel der heiligen Geisterwelt ist, die unter euch weilt, und die ihr von Gott empfangen habt? Ihr könnt daher nicht mehr frei über euch verfügen.

 

20 Denn um einen hohen Preis seid ihr erkauft worden. So traget denn mit eurem Leibe zur Verherrlichung Gottes bei.

 

Kapitel 7

 

1 Was nun die einzelnen Punkte betrifft, die ihr in eurem Briefe an mich erwähntet, so möchte ich dazu folgendes sagen:

 

Es ist ratsam für einen Mann, keinen Verkehr mit einer Frau zu haben. 2 Doch wegen der Gefahr der Unzucht soll jeder Mann seine eigene Frau und jede Frau ihren eigenen Mann haben. 3 Der Mann erfülle seiner Frau die eheliche Pflicht; ebenso die Frau dem Manne.

 

4 Die Frau hat in diesem Punkte nicht über ihren Leib zu verfügen, sondern ihr Mann. Ebenso hat aber auch der Mann kein Verfügungsrecht über seinen Leib, sondern dies hat seine Frau.

 

5 Versaget euch einander nicht, es sei denn unter gegenseitigem Einverständnis auf eine bestimmte Zeit, die ihr für einen besondern Zweck dem Gebet widmen wollt; danach sollt ihr aber den ehelichen Verkehr wieder aufnehmen, damit Satan eine längere Enthaltsamkeit nicht etwa als Gelegenheit zur Versuchung benutzt.

 

6 Doch sage ich dies alles bloß als ein Zugeständnis und nicht als ein Gebot. 7 Denn wenn es nach mir ging, dann wären alle Menschen in diesem Punkte, wie ich; doch hierin hat ein jeder seine besondere Gnadengabe von Gott, - der eine so, der andere anders.

 

8 Den Unverheirateten und den Verwitweten möchte ich folgenden Rat geben: 9 Sie tun gut daran, wenn sie ehelos bleiben, gleich mir. Ist es ihnen jedoch zu schwer, enthaltsam zu sein, so sollen sie heiraten. Denn Heiraten ist besser, als vom Feuer der Leidenschaft verzehrt zu werden.

 

10 Den Verheirateten aber gebiete ich, - nein, nicht ich, sondern der Herr - dass eine Frau sich nicht von ihrem Manne scheiden darf. 11 Ist jedoch die Scheidung vollzogen, so muss sie entweder unverheiratet bleiben oder sich wieder mit ihrem Manne aussöhnen. Andererseits darf aber auch der Mann seine Frau nicht entlassen.

 

12 In den übrigen Punkten, die ich in dieser Frage noch berühren möchte, spreche ich allerdings bloß meine persönliche Meinung aus, rede also nicht im Auftrag des Herrn: Hat ein christlicher Bruder eine Nichtchristin zur Frau, und diese ist damit einverstanden, bei ihm zu bleiben, so darf er sie nicht entlassen.

 

13 Ebenso darf eine christliche Frau, die einen nichtchristlichen Mann hat, ihren Mann nicht verlassen, wenn dieser einverstanden ist, mit ihr zu leben.

 

14 Denn der nicht-christliche Mann wird durch die Verbindung mit seiner christlichen Frau auf den Weg zu Gott geführt, und ebenso die nichtchristliche Frau durch ihre Verbindung mit unserm christlichen Bruder; da ferner eure Kinder an und für sich nichts von Gott wissen, werden sie jedoch auf diese Weise zu Gott geführt.

 

15 Will sich jedoch der nichtchristliche Teil scheiden, so mag er es tun. In solchen Fällen soll der christliche Bruder oder die christliche Schwester nicht länger durch das Band der Ehe gebunden sein. Denn zu einem Leben des Friedens hat Gott uns berufen.

 

16 Weißt du denn, christliche Frau, ob du deinen nichtchristlichen Mann retten wirst? Und weißt du denn, christlicher Mann, ob du deine nichtchristliche Frau retten kannst?

 

17 Doch, wie dem auch sein mag, - jeder soll so seinen Lebensweg gehen, wie es ihm der Herr als sein Los zugeteilt, und wie Gott einen jeden berufen hat.

 

18 Folgende Bestimmung lege ich für alle Gemeinden fest: Wurde ein Beschnittener zum Glauben berufen, so soll er nicht auch von andern die Beschneidung fordern; und wer als Nichtjude berufen wurde, der braucht sich nicht zuerst beschneiden zu lassen.

 

19 Die Beschneidung hat keine Bedeutung, und ob einer unbeschnitten ist, ist ebenfalls bedeutungslos. 20 Wert hat bloß die Beobachtung der Gebote Gottes. Jeder bleibe in der Stellung, die er bei seiner Berufung hatte.

 

21 Warst du ein Sklave, als du berufen wurdest, so gräme dich nicht wegen deines Sklavenstandes; wird dir jedoch die Möglichkeit gegeben, die Freiheit zu erlangen, so ziehe es vor, frei zu werden.

 

22 Denn der Sklave, der infolge seiner Berufung in der Gemeinschaft mit dem Herrn steht, ist ein Freigelassener des Herrn. In gleichem Maße ist aber auch ein Freier infolge seiner Berufung ein Knecht Christi.

 

23 Ihr seid teuer erkauft worden; werdet darum keine Menschenknechte. 24 Ein jeder, meine Brüder, soll also in dem Stande bleiben, in dem er bei seiner Berufung war, solange es der Wille Gottes ist.

 

25 Was die Unverheirateten betrifft, so habe ich keinen Auftrag von Seiten des Herrn, sondern spreche bloß meine persönliche Ansicht aus als ein Mann, zu dem man Vertrauen haben kann nach all den Beweisen des Erbarmens, die ihm der Herr hat zuteil werden lassen.

 

26 Meine Ansicht ist folgende: Wegen der gegenwärtigen Not ist es ratsam, dass ein jeder so bleibt, wie er ist. 27 Bist du durch das eheliche Band an eine Frau gebunden, so suche das Band nicht zu lösen.

 

28 Bist du ledig, so bleibe unverheiratet. Selbstverständlich begehst du keine Sünde, wenn du dir eine Frau nimmst. Und auch eine Ledige sündigt nicht, wenn sie eine Ehe eingeht. Freilich, irdische Drangsale werden die Betreffenden auf sich nehmen müssen. Und solche möchte ich euch ersparen.

 

29 Nur das eine will ich noch hinzufügen, meine Brüder: Es dauert nicht mehr lange, dann müssen auch die, welche eine Frau haben, so leben, als hätten sie keine; 30 die, welche weinen möchten, müssen ihre Tränen zurückhalten; die Frohen ihre Freude unterdrücken; die welche kaufen, müssen dann daran denken, dass sie das Gekaufte nicht behalten;

 

31 und die, welche den weltlichen Verkehr pflegen, müssen leben, als ob sie diesen Verkehr nie gekannt hätten. Denn die jetzigen Verhältnisse werden eine völlige Umgestaltung erfahren. 32 Und für jenen Zeitpunkt möchte ich euch frei von allen unnötigen Sorgen wissen. Wer dann nicht verheiratet ist, ist nur auf die Sache des Herrn bedacht und darauf, wie er ihm wohlgefällig werde.

 

33 Der Verheiratete jedoch muss sich auch um die weltlichen Angelegenheiten bekümmern, und dabei auf die Wünsche seiner Frau Rücksicht nehmen. So hat er auf zwei Schultern zu tragen.

 

34 Die Witwe, die keine neue Ehe mehr eingeht und die Jungfrau, die nicht heiratet, sind ebenfalls nur auf die Sache des Herrn bedacht, damit sie an Leib und Seele vor ihm heilig dastehen. Die verheiratete Frau dagegen hat sich um die weltlichen Dinge zu kümmern und muss auf die Wünsche des Mannes Rücksicht nehmen.

 

35 Doch das alles soll bloß ein Rat sein, den ich euch zu eurem Nutzen erteile. Es liegt mir fern, euch damit irgend eine Fessel anzulegen. Mit meinem Rat ist es mir nur darum zu tun, dass ihr untadelige und treue Anhänger des Herrn seid, die durch nichts von ihm abgelenkt werden.

 

36 Sollte aber ein Vater es für eine Unehre ansehen, wenn seine Tochter als Ledige das heiratsfähige Alter überschreitet, - und muss es infolgedessen nun einmal sein - so tue er ganz nach seinem Belieben. Er begeht dadurch keine Sünde. Er lasse sie ruhig heiraten.

 

37 Wer jedoch eine feste Gewissensüberzeugung gewonnen hat, und liegt sonst kein zwingender Grund dagegen vor, so dass er seinen eigenen Willen durchsetzen kann, und er ist nach reiflicher Überlegung zu dem Entschluss gekommen, seine Tochter nicht zu verheiraten, so wird er gut daran tun.

 

38 Kurz gesagt: Wer seine Tochter verheiratet, tut gut; wer sie nicht verheiratet, tut besser. 39 Die Frau ist durch das Band der Ehe solange gebunden, als ihr Mann lebt. Ist aber ihr Mann entschlafen, so steht es ihr frei, zu heiraten, wen sie will; nur muss er ein Anhänger des Herrn sein.

 

40 Glücklicher jedoch würde sie sein, wenn sie unverheiratet bliebe. Das ist meine persönliche Ansicht, und ich glaube doch auch einen Geist Gottes zu besitzen.

 

Kapitel 8

 

1 Nun gehe ich an die Beantwortung eurer Frage über die Erlaubtheit des Genusses von Götzenopferfleisch. Ohne Zweifel besitzen wir alle in diesem Punkte ein hinreichendes Wissen. Aber das Wissen für sich allein führt leicht zur Überhebung; die Liebe jedoch führt zum geistigen Aufbau.

 

2 Wer sich nur einbildet, einen bestimmten Grad des Wissens erlangt zu haben, bei dem ist die Erkenntnis noch lange nicht so groß, wie sie sein müsste. 3 Wer aber Gott liebt, dem ist von Gott auch das rechte Wissen verliehen worden.

 

4 Was nun den Genuss des Fleisches betrifft, das den "Göttern" geopfert wurde, so wissen wir, dass es im Weltall in Wirklichkeit keine Götter gibt, und dass niemand ein Gott ist, als nur der Eine.

 

5 Denn mag es sowohl in den überirdischen als auch in den irdischen Sphären viele geben, die sich 'Götter' nennen lassen, - und es gibt tatsächlich viele dieser 'Götter' und viele 'Herren' -

 

6 so gibt es für uns Christen doch nur einen, der Gott ist, nämlich der Vater, von dem alles herrührt, und zu dem wir wieder zurück sollen; und es gibt nur einen Herrn, nämlich Jesus Christus, durch den alles ins Dasein trat, und durch den wir zu Gott zurückkehren.

 

7 Nun haben aber nicht alle diese Erkenntnis. Es gibt manche, denen der früher geübte Götzendienst bis heute noch so sehr im Blute steckt, dass sie das beim Götzendienst geopferte Fleisch auch jetzt noch nicht wie gewöhnliches Fleisch essen. Dadurch wird ihr Gewissen, schwach wie es ist, befleckt.

 

8 Der Genuss einer Speise beeinflusst unsere Stellung Gott gegenüber in keiner Weise. Essen wir eine gewisse Speise nicht, so haben wir da-durch keinen Gewinn; essen wir sie, so erwächst uns daraus kein Schaden. 9 Doch sorget dafür, dass diese eure Freiheit im Essen den Schwachen nicht zu einem Stein des Anstoßes wird.

 

10 Denn wenn ein Schwacher einen Mitbruder, der die rechte Erkenntnis besitzt, in einem Götzentempel sein Mahl einnehmen sieht, wird er dann nicht ermutigt, auch Götzenopferfleisch zu essen, obschon sein schwaches Gewissen ihm sagt, dass er es nicht darf?

 

11 So erleidet der Schwache durch das, was du in deiner richtigen Erkenntnis erlaubterweise tust, geistig Schaden - und ist doch dein Bruder, für den Christus gestorben ist. 12 Wenn ihr euch in solcher Weise an euren Brüdern verfehlt und deren schwaches Gewissen verletzt, so versündigt ihr euch an Christus.

 

13 Wenn daher die Fleischspeise, die ich zu mir nähme, für meinen Bruder Anlass zur Sünde wäre, dann wollte ich lieber für alle Zukunft kein Fleisch mehr essen, um meinem Bruder ja keinen Anlass zur Sünde zu geben.

 

Kapitel 9

 

1 Bin ich nicht ein freier Mann? Bin ich nicht ein Apostel? Habe ich nicht unsern Herrn Jesus gesehen? Seid ihr als christliche Gemeinde nicht mein Werk? 2 Wenn ich auch in den Augen anderer kein Apostel bin, so bin ich es sicherlich doch für euch. Denn ihr als Gemeinde des Herrn tragt das Siegel meines Apostelamtes.

 

3 Meine Rechtfertigung denen gegenüber, die über mich zu Gericht sitzen wollen, ist folgende: 4 Haben nicht auch wir Anspruch auf freies Essen und Trinken? 5 Haben nicht auch wir das Recht, eine christliche Schwester als Ehefrau auf unsern Reisen bei uns zu haben, wie die übrigen Apostel und die Brüder des Herrn und Kephas?

 

6 Oder sind wir beide - ich und Barnabas - die einzigen, die nicht das Recht hätten, ebenfalls die Handarbeit zu unterlassen, mit der wir unsern Lebensunterhalt verdienen? 7 Wer tut denn jemals Kriegsdienste im eigenen Sold? Wer arbeitet in einem Weinberg, ohne von seinen Früchten zu essen? Wer ist Hirte einer Herde, ohne von der Milch der Herde zu genießen?

 

8 Ist das, was ich hier sage, etwa bloß vom rein menschlichen Standpunkt aus gesprochen? Sagt nicht auch das Gesetz dasselbe? 9 Im Mosaischen Gesetz steht nämlich geschrieben: "Du sollst dem dreschenden Ochsen das Maul nicht verbinden." Ist es Gott etwa bloß um die Ochsen zu tun?

 

10 Oder finden seine Worte nicht erst recht auf uns Anwendung? Ja, unseretwegen wurden jene Worte niedergeschrieben, weil der, welcher pflügt, die Hoffnung haben muss etwas zu ernten; und der Drescher nur in der Hoffnung drischt, etwas von dem Ertrag mitzubekommen. 11 Wenn wir nun bei euch die geistige Saat ausgestreut haben, ist es dann etwas Großes, wenn ihr uns an euren irdischen Gütern teilnehmen lasset?

 

12 Wenn andere von euren Gütern mitbekommen, haben wir dann nicht in einem noch höheren Maße ein Recht darauf? Freilich machten wir bisher von diesem unserm Rechte keinen Gebrauch; wir decken alle Ausgaben für unsern Lebensunterhalt selbst, um der Heilsbotschaft Christi ja kein Hindernis in den Weg zu legen.

 

13 Ist euch nicht bekannt, dass die, welche den Tempeldienst verrichten, aus den Einkünften des Tempels ihren Lebensunterhalt beziehen? Und dass die, welche am Opferaltar Dienst tun, auch ihren Anteil von den Opfergaben erhalten?

 

14 So ist es auch ein Gebot des Herrn, dass die Verkünder der Heilsbotschaft daraus ihren Lebensunterhalt ziehen sollen. 15 Ich persönlich habe von keinem dieser Rechte Gebrauch gemacht. Und ich schrieb es auch nicht deshalb, um von nun an solche Rechte für mich in Anspruch zu nehmen. Lieber wollte ich sterben, als dass mir einer diesen einzigen Ruhmestitel zunichte machte.

 

16 Denn darin, dass ich das Evangelium predige, liegt für mich kein Ruhmestitel; dazu treibt mich nämlich ein innerer Zwang; und ein 'Wehe' würde mich treffen, wenn ich es nicht predigte. 17 Tue ich es jedoch mit Freuden, dann liegt mein Lohn in dieser innern Freude.

 

18 Habe ich aber nur ungern die Heilsarbeit übernommen, welcher Lohn bleibt mir da überhaupt noch übrig, der mich veranlassen könnte, die Arbeit der Verkündigung der Heilswahrheit unentgeltlich zu besorgen, so dass ich auf meine Unterhaltsrechte verzichte, die mir aus meiner Predigt zustehen?

 

19 Obwohl ich auf diese Weise von allen unabhängig bin, so habe ich mich doch zum Diener aller gemacht, um recht viele zu gewinnen. 20 War ich unter Juden, so lebte ich wie ein Jude, um Juden zu gewinnen; waren sie gesetzestreu, so war ich es auch, obschon mich das Gesetz nichts mehr angeht; nur um auch sie zu gewinnen, tat ich dies.

 

21 War ich unter solchen, die vom Mosaischen Gesetz nichts wussten, so lebte auch ich, wie einer, der davon nichts weiß; freilich nicht in der Weise, dass ich mich nach keinem göttlichen Gesetz gerichtet hätte, sondern so, dass das Gesetz Christi meine Richtschnur war; damit wollte ich die gewinnen, die außerhalb des Gesetzes standen.

 

22 Unter den Schwachen zeigte ich mich schwach, um die Schwachen zu gewinnen. Allen bin ich alles geworden, um alle zu retten. 23 Für die Heilsbotschaft bin ich alles zu tun bereit, um auch meinen Anteil an ihrem Segen zu erlangen.

 

24 Wisst ihr nicht, dass die, welche in der Rennbahn ein Wettrennen mitmachen, zwar alle laufen, dass aber nur einer den Preis erhält? Laufet so, dass ihr die Preisträger werdet.

 

25 Und jeder, der sich an einem Wettkampf beteiligen will, legt sich vorher strenge Enthaltsamkeit in allen Dingen auf. Diese tun es, um einen vergänglichen Kranz zu gewinnen, während uns ein unvergänglicher in Aussicht steht. 26 Was mich betrifft, so habe ich bei meinem Wettlauf ein bestimmtes Ziel im Auge; meine Hiebe sind keine Lufthiebe;

 

27 meinen Leib halte ich in strenger Zucht und mache ihn mir zum Diener, damit ich, der ich andern die Herrlichkeit des Reiches Gottes predige, nicht selbst dieser Herrlichkeit verlustig gehe.

 

Kapitel 10

 

1 Ich möchte euch, meine Brüder, nämlich nicht in Unkenntnis darüber lassen, dass dieser Fall tatsächlich bei unsern Vätern eintrat. Sie waren alle unter dem Schutz der Wolke; alle waren durch das Meer gegangen; 2 alle waren in der Wolke und dem Meere auf Mose getauft worden;

 

3 alle hatten dieselbe Speise gegessen, die von der Geisterwelt Gottes bereitet worden war; 4 und alle hatten denselben Trank aus Geisterhand getrunken; sie tranken nämlich aus einem Geisterfelsen, der immer bei ihnen war, - und dieser Felsen war Christus.

 

5 Aber trotz alledem erlangten die meisten von ihnen nicht das Wohlgefallen Gottes. Denn in der Wüste wurden sie niedergestreckt. 6 Das soll uns zum warnenden Beispiel dienen, damit wir unsern Sinn nicht auf das Böse richten, wie jene es getan haben.

 

7 Werdet also keine Götzendiener, wie manche von ihnen, von denen es heißt: "Das Volk setzte sich nieder, um bei den Götzenfesten zu essen und zu trinken, und stand wieder auf, um ihre Tänze aufzuführen." 8 Wir wollen auch keine Unzucht treiben, wie viele von ihnen es taten, so dass an einem Tage drei-und-zwanzigtausend fielen.

 

9 Wir wollen auch nicht Christus versuchen, wie so manche von ihnen es taten, und dafür von den Schlangen umgebracht wurden. 10 Murret auch nicht, wie eine Anzahl von ihnen, die deswegen durch das Schwert des Strafengels ihren Tod fanden.

 

11 Das alles ist jenen zugestoßen, damit es als Warnung dienen sollte, und es wurde niedergeschrieben als Warnung für uns, die wir auf der Grenze zweier Zeitalter leben. 12 Wer daher meint, er stehe fest, der sehe zu, dass er nicht falle.

 

13 Es ist bisher noch keine andere Versuchung an euch herangetreten, als wie sie im gewöhnlichen menschlichen Leben vorkommt. Und Gott ist getreu; er wird auch in Zukunft nicht zulassen, dass ihr über eure Krähe versucht werdet; sobald die Versuchung an euch herantritt, wird er einen Ausweg schaffen, auf dem ihr euch retten könnt.

 

14 Vor allem, meine Lieben, fliehet den Götzendienst! 15 Ich rede ja zu verständigen Leuten, und darum urteilet selbst über die Richtigkeit dessen, was ich jetzt sagen will: 16 Der Kelch der Segnung, über den wir den Segen sprechen, ist er nicht das Sinnbild der Gemeinschaft mit dem Blute Christi? Das Brot, das wir brechen, ist es nicht das Sinnbild der Gemeinschaft mit dem Leibe Christi?

 

17 So , wie es nur ein einziges Brot ist, sind auch wir trotz unserer Vielheit nur ein einziger geistiger Leib. Denn wir alle teilen uns in das eine Brot und in den einen Kelch. 18 Seht euch das irdische Israel an! Stehen nicht die, welche von den Opferspeisen essen, in Gemeinschaft mit dem Opferaltar?

 

19 Brauche ich da noch lange zu erklären, was das Götzenopferfleisch für eine Bedeutung hat, oder was ein Götze bedeutet? 20 Nur darauf möchte ich noch hinweisen, dass die Heiden ihre Opfer den bösen Geistern und nicht Gott darbringen. Ich will aber nicht, dass auch ihr in Verbindung mit bösen Geistern tretet.

 

21 Ihr könnt nicht zugleich den Kelch des Herrn und den Kelch der bösen Geister trinken; ihr könnt nicht zugleich am Tisch des Herrn und am Tisch der bösen Geister Gäste sein. 22 Oder wollen wir den Herrn zur Eifersucht reizen? Sind wir etwa stärker als er?

 

23 Zwar ist alles erlaubt, - aber nicht alles ist von Nutzen. Alles ist erlaubt, - aber nicht alles trägt zum geistigen Wachstum bei. 24 Jeder soll auf das Wohl des andern bedacht sein, und nicht bloß auf sein eigenes. 25 Alles, was auf dem Fleischmarkt verkauft wird, dürft ihr mit ruhigem Gewissen essen, ohne zu fragen, woher es kommt.

 

26 Denn dem Herrn gehört die Erde mit allem, was darin ist. 27 Ladet euch ein Nichtchrist zum Mahle ein und ihr wollt der Einladung Folge leisten, so esst, was man euch vorsetzt, ohne euch weiter mit Gewissensbedenken abzugeben. 28 Sagt euch aber jemand: "Das ist Opferfleisch!" - so esset nicht davon, mit Rücksicht auf den, der euch darauf hinwies; denn jetzt ist es eine Gewissenssache.

 

29 Wenn ich von einer 'Gewissenssache' spreche, so meine ich damit das Gewissen des andern, nicht das deine. Denn was sollte ich meine Gewissensfreiheit durch die Gewissensbedenken eines andern beeinträchtigen lassen? 30 Wenn ich für meine Person etwas unter einem Dankgebet genieße, was soll ich mich davon einem andern in ein übles Gerede bringen lassen wegen einer Speise, für die ich Gott danke?

 

31 Möget ihr also essen oder trinken oder sonst etwas tun, tut alles zur Ehre Gottes! 32 Gebt weder den Juden noch den Nichtjuden noch der Gemeinde Gottes irgendeinen Anstoß. 33 Auch ich lebe ja in jeder Hinsicht allen zu Gefallen, suche nicht meinen eigenen Vorteil, sondern den der Masse meiner Mitmenschen, damit sie Rettung finden.

 

Kapitel 11

 

1 Nehmet mich zum Vorbild, gleich wie ich mich nach dem Vorbild Christi richte. 2 Ich muss es lobend anerkennen, meine Brüder, dass ihr bei allem euch meiner erinnert und an den Weisungen festhaltet, die ich euch gegeben habe.

 

3 Zunächst möchte ich, dass ihr euch folgende Weisung gut einpräget: Das Haupt eines jeden Mannes ist Christus; der Mann ist das Haupt der Frau, und das Haupt Christi ist Gott. 4 Jeder Mann, der in dem Augenblick, wo ein Geist Gottes durch ihn betet oder eine Botschaft Gottes überbringt, sein Haar lang herunterhängen hat, entehrt denjenigen, der sein Haupt ist;

 

5 desgleichen entehrt die Frau den, der ihr Haupt ist, wenn sie in dem Augenblick, wo ein Geist Gottes durch sie betet oder eine Botschaft Gottes überbringt, ihren Kopf nicht mit ihrem Haar fest eingehüllt hat; denn sie steht in diesem Falle auf völlig gleicher Stufe mit einer Dirne.

 

6 Wenn daher eine Frau ihr Haar nicht fest um den Kopf legen will, so mag sie sich auch scheren lassen. Ist es aber für eine Frau entehrend, das Haar abgeschnitten oder geschoren zu haben, so soll sie damit ihren Kopf verhüllen. 7 Der Mann dagegen darf das Haupt nicht mit langem Haar umhüllt haben, weil er ein Ebenbild und Abglanz Gottes ist.

 

8 Die Frau aber ist der Abglanz des Mannes. Der Mann stammt ja nicht von der Frau, sondern die Frau von dem Manne. 9 Auch ist der Mann nicht um der Frau willen geschaffen, sondern die Frau um des Mannes willen. 10 Deshalb soll die Frau eine Haarkrone auf dem Haupte tragen um der Boten Gottes willen, die durch sie sprechen.

 

11 Nebenbei möchte ich bemerken, dass in einer christlichen Gemeinschaft ein Mann mit seiner Frau und eine Frau mit ihrem Manne eine Einheit bildet. 12 Denn wenn auch die Frau vom Manne stammt, so ist doch auch der Mann der Frau wegen da. Alles Männliche und Weibliche stammt aber von Gott. -

 

13 Saget nun selbst: Ist es nicht unschicklich, dass ein Geist durch eine Frau zu Gott betet, während sie mit aufgelöstem Haar dasitzt? 14 Lehrt euch nicht schon euer natürliches Gefühl, dass es auch einen Mann verunstaltet, wenn er sein Haar vom Kopfe lang herabhängen lässt;

 

15 dass aber langes Haar bei der Frau an und für sich eine Zierde ist, jedoch nur dann, wenn sie es wie eine Kopfbedeckung um den Kopf herumlegt. 16 Glaubt einer jedoch trotzdem bei seiner abweichenden Ansicht verharren zu müssen, so möchte ich ihm sagen, dass wir eine solche Sitte nicht kennen, und die Gemeinden Gottes auch nicht.

 

17 Im folgenden muss ich euch nun etwas sagen, was euch nicht zum Lobe gereicht, nämlich: Durch eure gottesdienstlichen Zusammenkünfte werdet ihr nicht besser, sondern eher schlechter. 18 Zunächst sollen, wie ich höre, bei eurem Gemeinschaftsgottesdienst Streitigkeiten unter euch herrschen, und ich bin überzeugt, dass etwas Wahres daran ist.

 

19 Es muss ja auch Spaltungen geben, damit es sich herausstellt, welche unter euch sich bewähren. 20 Doch nun zur Sache selbst: Wenn ihr in dieser Weise zusammenkommt, wie es bei euch der Fall ist, dann kann von einem 'Abendmahl des Herrn' keine Rede mehr sein.

 

21 Ein jeder nimmt ja vor dem Empfang des 'Herrenmahles' zuerst die Mahlzeit zu sich, die er für sich von Hause mitgebracht hat. So kommt es, dass der eine hungrig da sitzt, während der andere überreichlich isst und trinkt.

 

22 Könnt ihr nicht zu Hause genug essen und trinken? Habt ihr so wenig Ehrfurcht vor der Gemeinde Gottes und bringt die Unbemittelten durch euer Benehmen in die peinlichste Verlegenheit? Was soll ich dazu sagen? Soll ich euch etwa loben? In diesem Punkte habt ihr wahrlich kein Lob verdient.

 

23 Das, was ich euch früher schon über die Feier des Herrenmahles vortrug, hatte ich vom Herrn selbst empfangen. 24 Ich sagte euch: In der Nacht, als der Herr Jesus verraten wurde, nahm er eine Scheibe Brot, sprach das Dankgebet, brach das Brot und sprach: "Das ist das Sinnbild meines Leibes, der für euch gebrochen wird. Tut dies zum Andenken an mich!"

 

25 Ebenso nahm er nach dem Mahle auch den Kelch und sprach: "Dieser Kelch ist das Sinnbild des neuen Bundes in meinem Blute; so oft ihr ihn trinkt, tut es zum Andenken an mich!" 26So oft ihr das Brot in dieser Weise esset und den Kelch trinket, verkündet ihr den Tod des Herrn, bis er wiederkommt.

 

27 Wer daher in unwürdiger Weise das Brot isst oder den Kelch des Herrn trinkt, der versündigt sich am Leibe und Blute des Herrn. 28 Jeder prüfe sich daher selbst, und dann erst esse er von dem Brote und trinke aus dem Kelch. 29 Denn wer unwürdig isst und trinkt, der zieht sich durch sein Essen und Trinken ein Strafurteil zu, da er den Leib des Herrn nicht gebührend würdigt.

 

30 Dies ist auch der Grund, warum es unter euch so viele geistig Kranke und Schwache gibt, und ziemlich viele bereits dem geistigen Todesschlaf verfallen sind. 31 Würden wir aber mit uns selbst ins Gericht gehen, dann brauchten wir überhaupt nicht mehr gerichtet zu werden.

 

32 Sobald wir jedoch noch vom Herrn gerichtet werden müssen, werden wir zu unserer Besserung eine Strafe erhalten, damit wir nicht mit der Welt ein Verdammungsurteil erfahren. - 33 Darum, meine Brüder, wartet aufeinander, sobald ihr zur Feier des 'Herrenmahles' euch versammelt.

 

34 Hat einer Hunger, so stille er ihn zu Hause, damit eure Abendmahlsfeier kein Strafurteil für euch zur Folge hat.

 

Kapitel 12

 

1 Über den Geisterverkehr will ich euch, meine Brüder, nicht im Unklaren lassen. 2 Ihr wisst, dass ihr damals, als ihr noch Heiden waret, euch mit den hässlichen Geistern der Tiefe in Verbindung setztet, so oft ihr dazu verleitet wurdet.

 

3 Darum will ich euch ein Erkennungszeichen geben, durch das ihr die Geister unterscheiden könnt: Kein von Gott kommender Geist, der durch ein Medium spricht, nennt Jesus einen Verfluchten. Und kein Geist kann Jesus als seinen Herrn bezeichnen, wenn er nicht zu den heiligen Geistern gehört.

 

4 Die geistigen Gnadengaben treten in großer Mannigfaltigkeit auf. Aber es ist dieselbe Geisterwelt Gottes, durch die sie verliehen werden. 5 Auch die Dienstleistungen in der christlichen Gemeinde sind mannigfacher Art;

 

6 aber auch hier ist es derselbe Herr, der sie zuteilt. Ferner gibt es mannigfache Kraftwirkungen; aber es ist derselbe Gott, der in allem und bei allen als Kraftquelle in Frage kommt. 7 Jedem Medium werden die Kundgebungen der guten Geisterwelt nur zum allgemeinen Besten zuteil. 8 So wird dem einen durch die Geisterwelt Gottes die Rede der Weisheit verliehen;

 

9 einem andern die Gabe der Erkenntnis unter der Kraftwirkung derselben Geisterwelt; einem andern das Verständnis der Glaubenswahrheiten durch dieselbe Geisterwelt; einem andern Heilkräfte durch dieselbe Geisterwelt;

 

10 einem andern die Macht über böse Geister; einem andern die Gabe, Sprechmedium in der Muttersprache der Anwesenden zu sein; einem andern die Gabe, dass er die Geister unterscheiden kann; einem andern die Gabe, dass er Sprechmedium für fremde Sprachen ist; einem andern die Gabe, dass fremde Sprachen durch ihn in die Muttersprache übersetzt werden können.

 

11 Alle diese Gaben verleiht ein und dieselbe Geisterwelt, die für einen jeden die Gabe auswählt, für die er sich eignet und in dem Grade, in dem die Geisterwelt es für gut findet.

 

12 Der menschliche Leib gilt als ein Ganzes und hat doch viele Glieder; aber alle Glieder dieses einen Leibes bilden trotz ihrer Vielheit doch zusammen nur einen Leib. So ist es auch mit dem geistigen Leibe Christi.

 

13 Durch die Taufe wurden wir nämlich alle in den einen Geist Christi eingetaucht und wurden so zu einem einzigen geistigen Leibe mit ihm; einerlei ob Juden oder Nichtjuden, ob Sklaven oder Freie: wir alle wurden mit einem und demselben Geiste durchtränkt

 

14 Der menschliche Leib besteht ja nicht bloß aus einem Gliede, sondern aus vielen. 15 Würde der Fuß sagen: weil ich nicht eine Hand bin, so gehöre ich nicht zum Leibe, - würde er deswegen kein Glied des Leibes sein? 16 Und wenn das Ohr sagen würde: weil ich kein Auge bin, gehöre ich nicht zum Leibe, - würde es deswegen nicht zum Leibe gehören?

 

17 Wenn der ganze Leib nur Auge wäre, wo bliebe da das Gehör? Wenn er nur Gehör wäre, wo bliebe der Geruch? 18 So aber hat Gott jedem einzelnen Gliede seinen besonderen Platz am Leibe angewiesen nach seinem eigenen Plane. 19 Wäre das Ganze nur ein einziges Glied, wie könnte da noch von einem Leibe die Rede sein?

 

20 Jetzt aber gibt es der Glieder viele, während der Leib nur einer ist. 21 Demnach kann das Auge nicht zur Hand sagen: Ich habe dich nicht nötig; 22 ebenso wenig der Kopf zu den Füßen: Ich brauche euch nicht. Im Gegenteil, die scheinbar schwächsten Glieder des Leibes sind ebenso notwendig wie die andern.

 

23 Und gerade denjenigen Körperteilen, die wir für weniger anständig halten, erweisen wir besondere Aufmerksamkeit; und das, was mit einer gewissen Scham verbunden ist, erhält eine besonders sorgfältige Bekleidung, welche diejenigen Teile nicht nötig haben, deren Entblößung das Schamgefühl nicht verletzt.

 

24 Ja, Gott hat die Glieder des Leibes so angeordnet, dass er dem weniger geachteten Gliede eine um so höhere Aufgabe zuwies, damit es keine Unstimmigkeiten unter den Gliedern des Leibes gäbe, 25 sondern die Glieder in aller Eintracht füreinander sorgten.

 

26 Und wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit; und wird ein Glied geehrt, so freuen sich alle andern mit. 27 Ihr alle bildet mit Christus zusammen einen geistigen Leib, und ein jeder von euch ist ein Glied davon.

 

28 Und unter den Gliedern, denen Gott in der Gemeinde ihren Platz angewiesen hat, kommen an erster Stelle die Apostel; an zweiter Stelle die Sprechmedien für die Muttersprache;

 

an dritter Stelle die, welche die Lehrgabe besitzen; dann die, welche die Macht haben, böse Geister auszutreiben; dann die, denen die Heilskraft verliehen wurde; dann solche, welche die Gabe erlangten, andern seelische Hilfe zu bringen; dann die, welche die Gabe besitzen, die äußere Verwaltung einer Gemeinde zu besorgen, dann die Sprechmedien für die verschiedensten fremden Sprachen.

 

29 Sind etwa alle Apostel? Sind etwa alle Sprechmedien für die Muttersprache? Haben alle die Gabe des Lehrens? 30 Haben alle die Kraft, böse Geister auszutreiben? Haben alle die Gabe der Heilung? Sind alle Medien für fremde Sprachen? Sind alle Medien für die Übersetzung fremder Sprachen in die Muttersprache?

 

31 Wetteifert miteinander, in euren Gaben immer vollkommener zu werden! Und nun möchte ich euch einen Weg zeigen, der wohl zu einem besonders hohen Grade der Vollkommenheit führt.

 

Kapitel 13

 

1 Wenn ich alle Sprachen der Menschen und der Geisterboten Gottes sprechen könnte, hätte aber die Liebe nicht, so wäre ich wie ein tönendes Erz und eine klingende Schelle.

 

2 Und wäre ich ein Sprechmedium und schaute ich alle Geheimnisse und besäße alle Kenntnisse und wäre ich so stark im Glauben, dass ich Berge versetzen könnte - hätte aber die Liebe nicht, so wäre das alles für mich wertlos.

 

3 Und wenn Ich alle meine Habe an die Armen verschenkte und meinen Leib dem Feuertode preisgäbe, aber die Liebe nicht hätte, so nützte es mir nichts. 4 Die Liebe ist voll Geduld und Güte; die Liebe kennt keinen Neid; sie prahlt nicht und erhebt sich nicht stolz über andere;

 

5 sie handelt nie rücksichtslos, kennt keine Selbstsucht, lässt sich nicht zu bitteren Worten hinreißen und trägt erlittenes Unrecht nicht nach; 6 sie freut sich nicht, wenn das Unrecht die Oberhand gewinnt, sondern ist froh, wenn die Wahrheit den Sieg davon trägt;

 

7 sie deckt nicht anderer Leute Fehler auf, sondern sucht sie zu entschuldigen; sie glaubt immer nur das Beste, gibt niemals die Hoffnung auf, verliert nie den Mut.

 

8 Die Liebe stirbt nicht, mag auch das Sprechen der Geister Gottes durch Medien, sei es in der Muttersprache des Mediums, sei es in fremden Sprachen, einmal aufhören, mag auch das Erkennen durch Hellsehen einmal ein Ende haben.

 

9 Die Wahrheiten Gottes werden uns nämlich teils durch eigenes Hellsehen und Hellhören, teils durch Geister zuteil, die sich menschlicher Medien bedienen. 10 Haben wir aber einmal unsere geistige Vollreife erlangt, dann gibt es für uns kein 'teils, teils' mehr.

 

11 In meiner Kindheit pflegte ich zu reden, wie ein Kind, hatte die Anschauung eines Kindes und urteilte nach Kinderweise. Seit ich aber die Vollreife des Mannes erlangte, habe ich das Kindische abgestreift.

 

12 So schauen wir jetzt noch die Wahrheiten, wie in einem Spiegel und in schwer verständlichen Bildern; dereinst aber in ihrer wirklichen Gestalt. Jetzt erkenne ich nur Teilwahrheiten; später aber werde ich alles so genau erkennen, wie ich von der Geisterwelt Gottes erkannt wurde.

 

13 Jetzt bleiben uns diese drei Geschenke zur Verfügung: Glaube, Hoffnung und Liebe; das größte unter ihnen aber ist die Liebe.

 

Kapitel 14

 

1 Gebt euch die größte Mühe, die Liebe zu erringen. Seid freilich auch mit Eifer darauf bedacht, in Verbindung mit der Geisterwelt Gottes zu kommen. Vor allem strebt danach, Werkzeuge zu werden, durch die Gottes Geister in der Muttersprache zu euch reden.

 

2 Denn spricht ein Geist in einer Sprache, die den Anwesenden unbekannt ist, so kann er sich diesen Leuten gegenüber nicht verständlich machen, sondern nur Gott versteht ihn.

 

3 Er bleibt einem jeden deswegen unverständlich, weil der Geist Worte gebraucht, deren Sinn den Zuhörern verborgen ist. Spricht er jedoch in der Muttersprache der Anwesenden, so gereicht ihnen dies zur geistigen Erbauung, zur Ermahnung und Tröstung.

 

4 Der in einer fremden Sprache redende Geist zieht nur für sich allein geistigen Nutzen daraus, während der in der Muttersprache der Zuhörer redende Geist die ganze Gemeinde erbaut.

 

5 Ich wollte, ihr wäret in eurer medialen Ausbildung alle so weit, dass Geister durch einen jeden von euch in einer fremden Sprache reden könnten; aber noch viel lieber wäre es mir, wenn sie durch euch alle in eurer Muttersprache sprechen könnten.

 

Denn ein Geist, der in eurer Muttersprache zu euch spricht, ist für euch von größerem Nutzen, als der, welcher in fremder Sprache redet; es müsste denn sein, dass er die fremde Sprache auch in eure Muttersprache übersetzte, damit die Gemeinde geistigen Nutzen daraus ziehen kann.

 

6 Denn nehmen wir einmal an, meine Brüder, ich käme zu euch als einer, durch den die Geisterwelt in fremden Sprachen spräche; was würde ich euch damit nützen? Kann ich nicht so zu euch reden, dass ich euch durch meine Worte bisher unbekannte Wahrheiten enthülle oder durch meine Gabe des Hellsehens oder als Sprechmedium oder als Lehrer euch die Heilswahrheiten in eurer Muttersprache mitteile, - so hat mein Kommen keinen Zweck. -

 

7 Ähnlich ist es ja auch bei den leblosen Musikinstrumenten. Gibt zum Beispiel eine Flöte oder Harfe zwar Töne von sich, sind aber die Töne nicht so, dass man eine Melodie unterscheiden kann, wie sollte man dann erkennen, was für ein Lied auf der Flöte oder Harfe gespielt wird? Dasselbe gilt von der Trompete.

 

8 Hört man nur unverständliche Töne auf ihr Blasen, wer kann dann das Signal zum Kriegsalarm daraus erkennen? So ist es auch mit euch. 9 Wenn durch ein Sprechmedium Worte in einer fremden Sprache gesprochen würden, wie könntet ihr da den Inhalt der Rede verstehen? Es wäre ja alles nur in den Wind geredet.

 

10 Es gibt wer weiß wie viel Sprachen in der Welt und keine ist an und für sich unverständlich. 11 Aber mir sind sie unverständlich, wenn ich nicht die Bedeutung der Worte dieser Sprachen kenne; redet dann einer in diesen Sprachen zu mir, so kann er sich mit mir nicht verständigen, und ich mich nicht mit ihm.

 

12 Darum sollt ihr bei eurem eifrigen Bestreben, mit der Geisterwelt in Verbindung zu kommen, darauf bedacht sein, eine große Zahl der verschiedensten Geister Gottes zu erlangen. 13 So soll der, welcher Sprechmedium für fremde Sprachen ist, auch um einen Geist bitten, der die fremde Sprache übersetzen kann.

 

14 Denn angenommen, ich betete in einer fremden Sprache, dann würde zwar der Geist, der durch mich spricht, die Gebetsworte aussprechen, aber mein eigener Geist hätte nichts davon.

 

15 Was hätte ein solches Gebet überhaupt für einen Wert? Ich möchte wohl die Gebetsworte aussprechen, die ein Geist Gottes spricht, aber ich möchte vor allem auch den Sinn der Gebetsworte verstehen und so selbst mitbeten können. Ich möchte mit den Worten des Geistes Gott lobpreisen, aber auch selbst den Lobpreis verstehen.

 

16 Denn nimm einmal an, du sprächest ein Dankgebet als Medium eines Geistes, der in fremder Sprache spricht, wie sollte da das einfache Volk, das fremde Sprachen nicht kennt und als Zuhörer dasitzt, am Schluss deines Dankgebetes sein 'Amen' dazu sagen?

 

17 Es verstand ja gar nicht, was du gesprochen hast. Es ist sicherlich an und für sich ein schönes Gebet, das du in solchen Fällen betest, doch der andere zieht keinen Nutzen daraus.

 

18 Ich bin, Gott sei Dank, ein besseres Sprechmedium für fremde Sprachen als ihr alle; 19 aber wenn ich beim Gemeindegottesdienst bin, dann spreche ich lieber bloß fünf Worte, die ich verstehe, um auch andere dadurch zu belehren, als viele Tausend Worte in fremder Sprache.

 

20 Liebe Brüder, benehmt euch in der Beurteilung solcher Dinge doch nicht wie unerfahrene Kinder! Im Bösen möget ihr die Unwissenheit von Kindern besitzen. Aber in der Beurteilung anderer Dinge sollt ihr gereifte Menschen sein. Im Mosaischen Gesetz stehen die Worte:

 

21 "In fremden Sprachen und mit fremden Lippen werde ich zu diesem Volke sprechen; aber selbst dann werden sie nicht auf mich hören, - spricht der Herr." 22 Daraus folgt, dass das Reden in fremden Sprachen ein Beweis nicht für die Gläubigen, sondern für die Ungläubigen ist.

 

23 Nehmt einmal an, die ganze Gemeinde wäre an demselben Orte versammelt, und alle würden in fremden Sprachen sprechen, und es kämen Leute dazu, die nichts von einem Geisterverkehr wissen oder nicht an einen Geisterverkehr glauben, - würden diese nicht sagen, ihr hättet euren Verstand verloren?

 

24 Würde aber durch euch in der Muttersprache gesprochen, und es käme ein Ungläubiger oder in diesen Dingen Unerfahrener hinzu, so würde ihm von allen der Beweis für den Geisterverkehr erbracht, und jeder Einwand dagegen beseitigt; 25 die geheimsten Gedanken seines Herzens würden aufgedeckt; er würde auf sein Angesicht fallen und Gott die Ehre geben und bekennen, dass tatsächlich Gott in eurer Mitte ist.

 

26 Wie soll also diese Sache gehandhabt werden, meine Brüder? Folgendermaßen: So oft ihr zum Gottesdienst euch versammelt habt, bekommt ein jeder von euch etwas von der Geisterwelt; bei dem einen besteht es in einem Lobpreis Gottes, bei dem andern in einer Belehrung, bei dem dritten in einer Offenbarung, bei einem vierten in einer Rede in fremder Sprache, bei einem fünften in der Übersetzung der fremden Sprache.

 

27 All das soll zur Erbauung dienen. Soll in fremder Sprache gesprochen werden, so sind zwei oder höchstens drei Geister dafür zuzulassen, und zwar einer nach dem andern, und ein Geist soll die Übersetzung in die Muttersprache der Anwesenden vornehmen.

 

28 Ist kein Geist anwesend, der die fremde Sprache übersetzen kann, so soll auch der andere Geist seine Ansprache unterlassen. Er mag anstatt dessen still für sich ein Gebet zu Gott richten. 29 Auch Ansprachen in der Muttersprache sollen nur von zwei oder drei gehalten werden, und die Anwesenden sollen über das Gehörte sich aussprechen.

 

30 Wird aber einem Teilnehmer der Versammlung plötzlich eine Eingebung zuteil, so soll das Sprechmedium schweigen. 31 Die Sprechmedien können ja alle noch oft genug an die Reihe kommen, um die ganze Gemeinde zu belehren und zu ermuntern. 32 Die in den Sprechmedien sich kundgebenden Geister leisten nämlich den Medien Gehorsam. Gott ist ja nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens.

 

33 So lehre ich es in allen Gemeinden der Gottestreuen. 34 Eure Frauen sollen in den Gemeindeversammlungen nicht das Wort ergreifen; denn sie haben nicht den Auftrag erhalten, zu reden, sondern sollen sich unterordnen, wie schon das Mosaische Gesetz es bestimmt.

 

35 Möchten sie jedoch gerne über irgendeinen Punkt Auskunft haben, so sollen sie zu Hause ihrem Manne die Frage vorlegen; denn es steht einer Frau übel an, wenn sie in einem Gemeindegottesdienst eine Unterhaltung beginnt.

 

36 Oder ist etwa von euch das Wort Gottes zuerst hergekommen oder zuerst zu euch gelangt, so dass ihr alles besser wüsstet? 37 Wenn einer sich für ein Sprechmedium hält oder für einen, der auf andere Weise in Verbindung mit der Geisterwelt steht, der möge sich durch Befragen der Geisterwelt davon überzeugen, dass das, was ich euch schreibe, ein Auftrag des Herrn ist.

 

38 Lässt einer es aber unbeachtet, o wird auch ihm keine Beachtung mehr geschenkt. - 39 Also, meine Brüder, trachtet eifrig danach, Werkzeuge der Geisterwelt zum Sprechen in der Muttersprache zu werden; aber sucht auch das Sprechen der Geister in fremden Sprachen nicht ganz zu unterbinden. 40 Alles aber gehe mit allem Anstand und in schönster Ordnung vor sich.

 

Kapitel 15

 

1 Liebe Brüder, ich weise euch nochmals auf die Heilsbotschaft hin, die ich euch gepredigt habe. Ihr habt sie angenommen, seid auch fest von ihrer Wahrheit überzeugt, 2 und werdet durch sie auch das Heil erlangen, wenn ihr an der Lehre festhaltet, die ich euch verkündet habe. Tut ihr das nicht, dann hatte es keinen Zweck für euch, überhaupt zum Glauben gekommen zu sein.

 

3 Eine der ersten Lehren, die ich euch predigte, und die ich auch selbst als eine der ersten empfing, ist diese: Christus ist für unsere Sünden des Abfalls gestorben, wie es in der Schrift von ihm vorherverkündet war; 4 er wurde begraben und am dritten Tage auferweckt, ebenfalls der Schrift gemäß; er erschien dem Petrus, und danach den Elfen.

 

5 Hierauf ist er mehr als fünfhundert Gläubigen zugleich erschienen. 6 Die meisten von ihnen sind heute noch am Leben, einige sind tot. 7 Darauf erschien er dem Jakobus, dann allen Aposteln.

 

8 Zuletzt ist er auch mir erschienen, der ich gewissermaßen eine Fehlgeburt war; denn ich bin der geringste unter den Aposteln, 9 und verdiene eigentlich nicht den Namen 'Apostel', weil ich ein Verfolger der Gemeinde Gottes war.

 

10 Doch durch die Gnade Gottes wurde ich, was ich jetzt bin; und die Gnade, die er mir erwies, war nicht fruchtlos; denn ich habe mehr gearbeitet als alle andern. Freilich war es nicht die eigene Kraft, die mich dazu befähigte, sondern die Gnade Gottes, die mir beistand.

 

11 Es ist ja auch gleich, ob ich euch das Evangelium predigte oder jene; wir predigen alle dieselbe Wahrheit, und diese Wahrheit habt ihr gläubig angenommen.

 

 12 Wenn gepredigt wird, Christus sei von den Toten auferstanden, wie können dann einige von euch behaupten, es gäbe keine Auferstehung der Toten. 13 Wenn es überhaupt keine Auferstehung der Toten gibt, dann ist auch Christus nicht auferstanden. 14 Ist aber Christus nicht auferstanden, dann ist freilich sowohl unsere Predigt als auch unser Glaube ein leerer Wahn.

 

15 Dann haben wir über Gott ein falsches Zeugnis abgelegt, da wir von ihm bezeugten, dass er Christus auferweckt habe, während er ihn in Wirklichkeit nicht auferweckte; 16 denn wenn die Toten nicht auferstehen, so ist auch Christus nicht auferstanden.

 

17 Ist aber Christus nicht auferstanden, dann ist euer Glaube zwecklos; 18 ihr seid dann noch in euren Sünden des Abfalls, und auch die, welche im Glauben an Christus starben, sind verloren. 19 Wenn wir bloß in diesem Leben unsere Hoffnung auf Christus setzen dürfen, so sind wir die beklagenswertesten von allen Menschen. -

 

20 Nun aber ist Christus wirklich von den Toten auferstanden als Erstling der Entschlafenen. 21 Denn weil der geistige Tod der Menschen durch einen Menschen herbeigeführt wurde, darum erfolgt auch die Auferstehung der geistig Toten durch einen Menschen.

 

22 Wie nämlich in der Gemeinschaft mit Adam alle des geistigen Todes starben, so werden in der Gemeinschaft mit Christus alle wieder zum geistigen Leben kommen, und zwar ein jeder dann, wann die Reihe an ihn kommt. 23 Christus machte den Anfang; dann kommen die, welche Christus angehören, so oft er erscheint, um Auslese zu halten;

 

24 die letzten kommen dann, wenn er Gott und dem Vater das Reich übergeben wird, sobald er jede andere Herrschaft und gottfeindliche Gewalt und Macht zum Aufhören gebracht hat. 25 Christus muss ja so lange als König herrschen, bis Gott ihm alle Feinde zu Füßen gelegt hat. 26 Der letzte Feind, der sich unterwirft, ist der Todesfürst; es heißt ja: "Bis er ihm alles zu Füßen gelegt hat."

 

27 Sobald Christus sagen wird: "Alles ist unterworfen!" ist selbstverständlich derjenige von der Unterwerfung ausgenommen, der Christus alles unterworfen hat. 28 Wenn aber Christus alles unterworfen ist, dann wird Christus selbst als der Sohn sich demjenigen unterwerfen, der ihm alles unterworfen hat, damit Gott alles in allem sei.

 

29 Warum lassen manche sich für die Toten taufen? Wenn Tote überhaupt nicht auferstehen, weshalb lassen sie sich denn da noch für jene taufen? 30 Und wir selbst, - was brauchen wir uns dann noch Stunde für Stunde Gefahren auszusetzen?

 

31 Täglich schwebe ich ja in Todesgefahr, - ich schwöre es euch bei dem Stolze, den ich euretwegen habe, und auf den unser Herr Jesus Christus mir ein Anrecht gab. 32 Wenn ich als gewöhnlicher Mensch in Ephesus mit wilden Tieren gekämpft hätte, was könnte mir das nützen? Wenn keiner mehr aus dem Reiche der geistig Toten herauskommt, dann wollen wir essen und trinken; denn morgen sind wir tot.

 

33 Doch lasst euch nicht irre führen. Schlechter Umgang verdirbt gute Sitten. 34 Werdet richtig wach und fallet nicht wieder m die alten Sünden zurück. Denn leider haben manche von euch noch nicht die rechte Gotteserkenntnis; - zu eurer Beschämung muss ich das sagen.

 

35 Aber, - so wird der eine oder andere fragen - wie stehen die Toten auf? 36 In was für einem Leibe wandeln sie? - Was bist du doch töricht! Betrachte dir doch einmal den irdischen Samen, den du in den Boden streuest! Muss der nicht zuerst im Boden ersterben, ehe aus ihm neues Leben sprosst?

 

37 Und das Samenkorn, das du in den Boden legst, ist doch nicht gleichbedeutend mit der Pflanze, die später hervorwächst. Du säest vielmehr - zum Beispiel vom Weizen oder einem andern Gewächs - bloß das nackte Samenkorn. 38 Gott aber gibt ihm einen Pflanzenkörper, wie er will, und zwar jeder Samenart den ihr eigentümlichen Körper.

 

39 Nicht alle irdischen Lebewesen haben denselben materiellen Körper. Anders ist der materielle Leib beim Menschen, anders beim vierfüßigen Tiere, anders beim Vogel, anders beim Fisch. 40 Auch gibt es himmlische Leiber und irdische Leiber. 41 Eine andere Strahlung hat die Sonne, eine andere der Mond, eine andere die Sterne. Auch unterscheidet sich ein Stern von dem andern in seiner Strahlung.

 

42 So verhält es sich auch mit der Auferstehung von den Toten. Das, was gesät wird, vergeht; was aber heranwächst, vergeht nicht. 43 Was gesät wird, ist hässlich; was zum Leben kommt, ist herrlich. Was gesät wird, ist krank und schwach; 44 was zum Leben kommt, ist gesund und kräftig. Was gesät wird, ist ein Astralleib, was zum Leben kommt, ist ein geistiger Leib.

 

45 In diesem Sinne steht auch geschrieben: "Der erste Mensch Adam wurde zu einem Lebewesen mit einem Astralleib"; der letzte Adam zu einem leben-bringen-den Geistwesen. 46 Aber nicht der geistige Leib kommt zuerst, sondern der Astralleib und dann erst der geistige. 47 Der erste Mensch ist von der Erde und daher irdisch; der zweite Mensch ist vom Himmel und daher himmlisch.

 

48 Wie der Irdische war, so sind alle Irdischen; und wie der Himmlische war, so sind auch alle Himmlischen. 49 Und wie wir die Gestalt des irdischen Menschen trugen, so werden wir auch die Gestalt des himmlischen tragen. 50 Denn das eine möchte ich ganz besonders betonen, meine Brüder: " Irdisches Fleisch und Blut können nicht das Reich Gottes ererben, denn Vergängliches nimmt nie an Unvergänglichem teil!"

 

51 Nun will ich euch noch etwas mitteilen, was euch bisher unbekannt war: Keiner von uns wird im Reich der geistig Toten verbleiben, sondern wir werden alle die Verwandlung in den geistigen Leib durchmachen. 52 Mit großer Plötzlichkeit, in der Kürze eines Augenblicks, beim letzten Posaunenstoß wird die Verwandlung eintreten. Denn die Posaune wird erschallen, und die geistig Toten werden zu unvergänglichem Leben auferstehen; auch wir werden verwandelt werden.

 

53 Denn es ist Bestimmung, dass dieses Vergängliche mit dem Unvergänglichen umkleidet wird, und dieses Sterbliche die Unsterblichkeit anziehen soll. 54 Wenn aber dieses Vergängliche mit dem Unvergänglichen umkleidet sein wird, und dieses Sterbliche das Kleid der Unsterblichkeit tragen wird, dann wird das Wort der Schrift erfüllt sein:

 

55 "In den Staub getreten wurde der Todesfürst, bis der Sieg errungen war. 56 Wo ist nun, o Todesfürst, dein Zepter? 57 Wo ist, o Todesfürst, dein Sieg?!" Gott sei Dank, der uns den Sieg verliehen hat durch Jesus Christus, unsern Herrn!

 

58 Daher, meine lieben Brüder, zeigt euch standhaft und unerschütterlich und wirket immer und an allen Orten für die Sache des Herrn. Ihr wisst ja, dass eure Arbeit nicht ohne Erfolg sein wird, sobald sie in der Gemeinschaft mit dem Herrn getan wird.

 

Kapitel 16

 

1 Was nun die Sammlung für die Heiligen betrifft, so haltet es damit ebenso, wie ich es für die galatischen Gemeinden angeordnet habe. 2 An jedem ersten Tage in der Woche lege jeder in seinem Hause etwas zurück und spare auf diese Weise so viel zusammen, wie seine Verhältnisse es gestatten, damit nicht etwa erst bei meiner Ankunft Sammlungen abgehalten zu werden brauchen.

 

3 Nach meiner Ankunft werde ich dann Männer, die ihr für geeignet haltet, mit eurer Liebesgabe nach Jerusalem senden und ihnen ein Begleitschreiben mitgeben. 4 Sollte es jedoch der Mühe wert sein, dass ich selbst dorthin reise, so sollen sie mich begleiten.

 

5 Ich werde jedoch erst zu euch kommen, wenn ich Mazedonien bereist habe. Es ist dies bloß eine Durchreise durch Mazedonien. 6 Bei euch werde ich aber länger bleiben und vielleicht den Winter zubringen, so dass ihr mir dann bei meiner Weiterreise das Geleit geben könnt.

 

7 Ich möchte euch diesmal nämlich nicht bloß auf einer Durchreise flüchtig besuchen, sondern hoffe, eine Zeitlang bei euch bleiben zu können, wenn es der Herr so fügen sollte. 8 Hier in Ephesus bleibe ich noch bis zum Pfingstfest. 9 Denn es hat sich mir hier eine Gelegenheit zu vielseitiger und erfolgreicher Tätigkeit geboten. Freilich fehlt es auch nicht an Gegnern.

 

10 Wenn Timotheus zu euch kommt, so sorget dafür, dass er ohne Furcht bei euch auftreten kann. Er arbeitet ja in der Sache des Herrn, wie auch ich. 11 Niemand möge ihn daher geringschätzig behandeln. Nachher entlasst ihn dann in Frieden, damit er wieder zu mir zurückkehrt.

 

12 Denn ich erwarte ihn samt den andern Brüdern. Was den Bruder Apollos betrifft, so möchte ich euch mitteilen, dass ich ihm dringend zugeredet habe, sich mit den Brüdern zu euch zu begeben. Doch er will jetzt durchaus nicht die Reise unternehmen. Er wird jedoch kommen, sobald sich eine günstige Gelegenheit dazu bietet.

 

13 Seid wachsam, seid standhaft im Glauben, seid mannhaft, seid stark! 14 Lasst alles bei euch in Liebe vor sich gehen! Noch auf eines möchte ich euch, liebe Brüder, aufmerksam machen: 15 Ihr wisst, dass das Haus des Stephanas und des Fortunatus die ersten gewesen sind, die in Griechenland zum Glauben kamen und sich in den Dienst der Gottestreuen stellten.

 

16 So ordnet denn auch ihr euch solchen Leuten unter, wie überhaupt jedem, der tatkräftig mitarbeitet und es sich sauer werden lässt. 17 Ich freue mich über die Anwesenheit des Stephanas, des Fortunatus und des Achaikus. Sie haben mir dafür, dass ich das Zusammensein mit euch entbehren musste, Ersatz geleistet; 18 denn ihre Anwesenheit war eine große geistige Beruhigung für mich, wie auch für euch. Männer, wie diese, solltet ihr wertschätzen.

 

19 Es grüßen euch die Gemeinden von Kleinasien. Recht herzlich grüßen euch im Herrn Aquila und Priska nebst der Gemeinde, die in ihrem Hause zusammenkommt. 20 Es grüßen euch die Brüder alle. Grüßt euch untereinander mit einem heiligen Kuss.

 

21 Und mein Gruß, den ich, Paulus, euch mit eigener Hand schreibe, lautet: 22 "Wer den Herrn nicht lieb hat, der werde ausgeschlossen aus seiner Gemeinschaft! 23 Unser Herr komme! Die Gnade des Herrn Jesus Christus sei mit euch! 24 Meine Liebe ist mit euch allen in Christus Jesus.

Amen.''

rodiehr  Aug. 2012


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