Das NEUE TESTAMENT von J. Greber
Das Neue Testament
 
Das
Neue Testament

aus dem Altgriechischen neu übersetzt


 von Johannes Greber

Johannes Greber
Johannes Greber
*Mai 1874 . †März 1944


Der Brief an die Hebräer
 

Kapitel 1

1 Bei vielen Gelegenheiten und auf mancherlei Art sprach Gott früher zu unsern Vätern durch die Propheten. 2 Zuletzt sprach er in unseren Tagen zu uns durch einen Sohn, den er dazu bestimmt hatte, die Verwaltung des Alls zu übernehmen. Durch ihn hat er auch die Zeitperioden festsetzen lassen.

 

3 In ihm strahlt Gottes Herrlichkeit wieder, und er ist das Abbild des wahren Wesens Gottes. Er bringt alles hervor durch den Machtspruch Gottes. Durch ihn hat Gott die Reinigung von den Sünden des Abfalls bewirkt und ihn dann in seinem himmlischen Reiche zu seiner allmächtigen Rechten gesetzt.

 

4 Er steht um soviel über den Engeln, als der Name höher ist, den er als Erbteil erlangt hat. 5 Denn wo hätte Gott je zu einem seiner Engel gesagt: "Mein Sohn bist du; ich selbst habe dich heute gezeugt?" Und an einer andern Stelle:

 

6 "Ich werde sein Vater sein und er mein Sohn." Und als er den Erstgebornen nach der Neuordnung der Welt noch einmal in diese einführte, sprach er: "Und es sollen sich vor ihm beugen alle Engel Gottes." 7 Mit Bezug auf seine Engel sagt er: "Und er macht die Geisterwelt zu seinen Boten und Feuerflammen zu seinen Dienern."

 

8 Aber mit Bezug auf den Sohn spricht er die Worte: "Gott ist dein Thron immerdar; ein Zepter der Gerechtigkeit ist das Zepter der Königsherrschaft, die er dir verleiht. 9 Gott wohlgefällig zu sein, das war das Trachten deines Herzens, und mit Abscheu wiesest du es von dir, von Ihm abzufallen. Darum hat Gott, der auch dein Gott ist, dich mit dem Öl der Freude gesalbt und dich höher gestellt als deinesgleichen."

 

10 Ferner: "Du, o Herr, hast im Anfang die Erde gegründet, und alle Sphären unter dem Himmel sind deiner Hände Werk. 11 Sie werden wieder vergehen, du aber wirst alles überdauern.

 

12 Sie alle werden veralten, wie ein Gewand. Umtauschen wirst du jene Sphären, wie man einen alten Mantel gegen einen neuen umtauscht; genauso werden jene Sphären gegen neue umgetauscht werden. Du aber bleibst immer derselbe, und deine Jahre werden kein Ende nehmen." - 13 Und wo hätte er je zu einem der Engel gesagt: "Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße lege?"

 

14 Sind nicht alle Engel bloß dienende Geister, die ausgesandt werden, um denen zu helfen, die das Heil wiedererlangen sollen, das ihnen als Erbteil hinterlegt ist?

 

Kapitel 2

 

1 Darum müssen wir uns noch eingehender mit dem beschäftigen, was wir soeben gehört haben, damit es uns nie mehr aus dem Gedächtnis entschwindet. 2 Also: Wenn schon die durch Engel Gottes verkündete Botschaft unbedingt der Wahrheit entsprach, und jedes Zuwiderhandeln und jeglicher Ungehorsam gegen eine solche Botschaft die verdiente Strafe nach sich zog,

 

3 um wie viel weniger werden wir dann der Strafe entgehen, wenn wir eine so herrliche Heilsbotschaft unbeachtet lassen, die zuerst durch den Herrn selbst verkündet und dann uns von denen als Wahrheit bestätigt wurde, die den Herrn persönlich gehört haben.

 

4 Dazu wurden die Aussagen dieser Ohrenzeugen von Gott selbst als wahr bezeugt; denn er bekräftigte sie durch Zeichen und Wunder und sonstige Erweise göttlicher Macht, sowie dadurch, dass er den einzelnen einen heiligen Geist in dem Grade zuteilte, wie er es für gut fand.

 

5 Denn nicht Engeln hat er das künftige Reich unterstellt, von dem wir hier reden. 6 Wer der König dieses Reiches ist, das hat einmal einer in den Worten bezeugt: "Was ist ein Mensch, dass du dich seiner erinnerst, oder eines Menschen Sohn, dass du deine Blicke auf ihn lenktest?

 

7 Und doch hast du einen als Menschensohn auf kurze Zeit unter die Engel erniedrigt, ihn dann aber mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt; 8 hast ihm als König alles zu Untertanen gemacht und ihn zum Herrn über die Werke deiner Hände bestimmt."

 

Wenn hier also gesagt wird, dass Gott ihm alles unterwarf, so soll damit ausdrücklich betont werden, dass er nichts von der Unterwerfung unter ihn ausgenommen hat. Jetzt ist allerdings, wie wir sehen können, ihm noch nicht alles unterworfen.

 

9 Doch erkennen wir, dass es Jesus ist, der für kurze Zeit unter die Engel erniedrigt wurde, und dass er es ist, der durch seine Leiden und seinen Tod sich die Krone der Herrlichkeit und der Ehre verdiente, und dass er infolge des Erbarmens Gottes für einen jeden den Tod kostete.

 

10 Denn es war im Heilsplan Gottes vorgesehen, denjenigen durch Leiden zur Vollkommenheit zu führen, um dessentwillen und durch den das Weltall geschaffen worden war, - ihn, der einst so vielen Kindern zur Herrlichkeit verholfen hatte, - ihn, der die abgefallenen Kinder nun auch wieder zum Heile zurückführen soll.

 

11 Denn, der zur Heiligkeit führt und die, welche zur Heiligkeit geführt werden, haben alle denselben Vater. Darum verschmäht er es auch nicht, sie seine Brüder zu nennen, indem er sagt: 12 "Ich will deinen Namen meinen Brüdern kundtun; inmitten der Gemeinde will ich dein Lob verkünden."

 

13 Und an einer andern Stelle: "Ich werde es sein, der sein ganzes Vertrauen auf ihn setzt." Und wiederum: "Siehe, hier bin ich, und hier sind die Kinder, die Gott mir gab." 14 Da er nun die Kinder in einen Leib von Fleisch und Blut gehüllt hatte, so musste auch er an dem gleichen Schicksal teilnehmen. Dadurch sollte er die Möglichkeit haben, den irdischen Tod zu erleiden, um dem die Macht zu nehmen, welcher der Herrscher über die geistig Toten ist, nämlich dem Teufel.

 

15 Er sollte alle die wieder in Freiheit setzen, die während all der Zeitperioden ihres irdischen Daseins im Banne der Furcht vor dem Todesfürsten lebten und so in dessen Knechtschaft gehalten wurden. 16 Es sind daher keineswegs Engel, deren er sich annehmen soll, sondern den wahren Nachkommen Abrahams sollte er Hilfe bringen.

 

17 Darum musste er den Brüdern in allen Punkten gleich werden; er sollte ein barmherziger und treuer Hoherpriester für alle Geschöpfe werden, die wieder zu Gott zurückkehren wollen. Er sollte die Brücke bauen, über welche die Scharen heimkehren könnten, die die Sünde des Abfalls begangen hatten.

 

18 Dadurch, dass er selbst so schwer unter der Versuchung zum Abfall zu leiden hatte, ist er besonders geeignet, denen Hilfe zu bringen, die derselben Versuchung ausgesetzt sind.

 

Kapitel 3

 

1 Darum, ihr gottesgläubigen Mitbrüder und Mitgenossen auf dem Wege zur himmlischen Heimat, zu der ihr zurückgerufen werdet, richtet euren Blick auf den Gesandten und Hohenpriester - 2 den Jesus unseres Glaubensbekenntnisses, der seinem Schöpfer die Treue bewahrte, so wie auch Mose in seinem Dienst im Zelte Gottes in allen Punkten treu erfunden wurde.

 

3 Doch viel größerer Ehre möge jener würdig erachtet werden, als Mose. Denn der Erbauer eines Heiligtums wird mehr geehrt als das Heiligtum selbst. 4 Jedes Bauwerk hat ja seinen Baumeister. Der Baumeister des Weltalls ist Gott.

 

5 Mose war treu als ein Diener, der für den ganzen Dienst im Hause Gottes angestellt war. Er sollte die Worte treu wiedergeben, die Gott sprechen würde. 6 Christus dagegen war als der Sohn Gottes als Verwalter über das Haus Gottes gesetzt. Das Haus Gottes sind wir, sofern wir mit Zuversicht und Stolz an der Hoffnung auf Gott bis zum Ende festhalten.

 

7 Darum beachtet, was der heilige Geist sagt: "Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht, wie es bei Marah geschah; 8 wie dies ferner an dem Tage der Fall war, wo die Versuchung in der Wüste an eure Väter herantrat, 9 und sie mich bei Massah auf die Probe stellen wollten, obschon sie meine Wunderwerke vierzig Jahre lang gesehen hatten.

 

10 Darum war ich entrüstet über jenes Geschlecht und sagte: Allezeit sind sie in ihrem Sinne und Trachten auf Abwegen. 11 Meine Wege wollten sie nicht anerkennen; daher schwur ich in meinem Zorne: 'Wahrlich, lange soll es dauern, bis diese eingehen in meine Ruhe'."

 

12 Sehet zu, meine Brüder, dass keiner unter euch ist, dessen Herz verdorben wurde infolge des Unglaubens, der ihn zum Abfall von Gott, der Quelle alles Lebens, verleitete. 13 Sprecht euch vielmehr Tag für Tag gegenseitig Mut zu, solange das Wort 'heute' für euch noch Geltung hat, damit keiner von euch infolge des Truges der Sünde des Abfalls sein Herz verhärte.

 

14 Denn wir sind Mitgenossen Christi geworden, wofern wir das treue Festhalten an ihn bis zum Schluss bewahren. 15 Wenn es heißt: 'Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht, wie es bei Marah geschah' - so frage ich:

 

16 Wer waren denn damals die Leute, die seine Stimme hörten und dennoch ihre Herzen verhärteten? Waren es nicht alle, die unter Mose aus Ägypten ausgezogen waren? 17 Und wer waren die Leute, über die er vierzig Jahre entrüstet gewesen ist?

 

18 Waren es nicht die, welche von ihm abgefallen waren, und deren Leiber in. der Wüste tot hinfielen? Und wer waren die Leute, denen er zugeschworen hatte, dass sie noch lange nicht in seine Ruhe eingehen würden? Waren es nicht die, die ihm den Gehorsam verweigert hatten?

 

19 So sehen wir denn, dass sie nicht in die Ruhe eingehen konnten wegen ihres Unglaubens.

 

Kapitel 4

 

1 Die Verheißung jedoch, dass alle in seine Ruhe eingehen sollen, bleibt bestehen. Darum wollen wir ängstlich darauf bedacht sein, dass keiner von uns auch nur den Schein erweckt, als sei er zurückgeblieben; 2 denn jene Freudenbotschaft ist an uns ebenso gut ergangen, wie an jene.

 

3 Ihnen hat freilich die Botschaft, die sie hörten, nichts genützt. Wohl hörten sie die Botschaft, doch es fehlte ihnen der Glaube. Wir dagegen gehen in die Ruhe ein infolge unsers Glaubens. Es steht ja geschrieben: "Ich schwur in meinem Zorn, dass sie noch lange nicht in meine Ruhe eingehen werden"; nun ist doch das Wirken Gottes mit der Vollendung der Weltschöpfung zum Abschluss gekommen;

 

4 es steht ja irgendwo über den siebten Tag geschrieben: 'Gott ruhte am siebten Tag von allen seinen Werken.' 5 An unserer Stelle dagegen heißt es: 'Es wird lange dauern, bis sie in meine Ruhe eingehen. 6 Es haben also noch manche in die Ruhe einzugehen; es sind diejenigen, die früher trotz der empfangenen Freudenbotschaft wegen ihres Unglaubens nicht eingegangen sind.

 

7 Darum setzt Gott aufs neue einen Tag fest, - ein 'Heute' - indem er lange Zeit nachher durch David sagen lässt, viele bereits vorher erwähnt: 'Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht!' 8 Denn wenn Josua sie in die Ruhe eingeführt hatte, so würde Gott nicht von einem andern, spätem Tag reden.

 

9 Somit ist dem Volke Gottes eine Sabbatruhe noch vorbehalten; 10 denn wer in die Gottesruhe eingegangen ist, der ruht damit auch seinerseits von seinen Werken aus, sowie auch Gott von den seinigen.

 

11 So wollen wir denn eifrig bemüht sein, in jene Ruhe einzugehen, damit keiner infolge seines Ungehorsams zu demselben warnenden Beispiele werde, wie jene. 12 Denn das Wort Gottes ist Leben und Kraft und schärfer als jedes zweischneidige Schwert. Es dringt durch, bis es Seele und Geist, Mark und Bein voneinander trennt. Es stellt alle Gedanken und Regungen unseres Herzens vor die richtende Stimme unseres Gewissens.

 

13 Nichts in der ganzen Schöpfung ist vor Gott verborgen. Alles liegt ohne Hülle und Decke vor den Augen dessen, dem wir Rechenschaft abzulegen haben.

 

14 Da wir nun in Jesus, dem Sohn Gottes, einen erhabenen Hohenpriester haben, der durch alle Sphären hindurchgeschritten ist, so wollen wir uns treu zu ihm bekennen.

 

15 Wir besitzen in ihm ja nicht einen Hohenpriester, der kein Mitgefühl mit unseren Schwächen hätte, sondern einen solchen, der in den an ihn herantretenden Versuchungen in jeder Richtung ähnliche Erfahrungen machte, wie wir: Nur die Sünde des Abfalls von Gott beging er nicht.

 

16 So wollen wir uns denn mit großer Zuversicht dem Throne der Gnade nähern, um Barmherzigkeit zu erlangen und Gnade zu finden, die uns in der Stunde zu Hilfe kommt, wo wir ihrer bedürfen.

 

Kapitel 5

 

1 Denn jeder Hohepriester, der aus Menschen für dieses Amt ausgewählt wird, übt sein Amt vor Gott zum Besten der Menschen aus, für deren Sünden er Gaben und Opfer Gott darzubringen hat. 2 Da er selbst mit Schwachheiten aller Art behaftet ist, so weiß er diejenigen mit Nachsicht zu behandeln, die aus Mangel an der rechten Erkenntnis sündigten und in die Irre gingen.

 

3 Deshalb hat er für seine eigenen Verfehlungen dieselben Sündopfer darzubringen, wie für die Sünden des Volkes. 4 Diese Hohepriesterwürde kann sich keiner selbst nehmen. Nur Gott kann ihn dazu berufen, wie er den Aaron berief.

 

5 So hat auch Christus sich nicht selbst die Würde des Hohenpriesters angeeignet, sondern der hat sie ihm verliehen, der zu ihm sprach: 6 "Mein Sohn bist du, heute habe ich dich gezeugt!" und der an einer andern Stelle sagt: "Du bist für immer ein Priester aus dem Rang des Melchisedek."

 

7 Christus hat in den Tagen seines Erdenlebens unter lautem Aufschrei und unter vielen Tränen flehentliche Gebete zu dem hinaufgesendet, der ihn vor dem geistigen Tode des Abfalls bewahren konnte. 8 Sein Flehen wurde erhört wegen seiner Gottesfurcht. Doch obschon er ein Sohn Gottes war, musste auch er durch das, was er durchzumachen hatte, erst Gehorsam lernen.

 

9 Als er dann zur Vollendung gelangt war, ist er allen denen, die ihm nun gehorsam sind, der Urheber ihrer künftigen Rettung geworden. 10 Er war ja von Gott als Hoherpriester im Rang des Melchisedek bezeichnet worden.

 

11 Über diesen Punkt hätte ich noch viel zu sagen. Doch es ist zu schwer, euch das klarzumachen. Eure Fassungskraft reicht dazu nicht aus. 12 In Anbetracht der Länge der Zeit müsstet ihr freilich schon Lehrer der Heilswahrheiten sein. Anstatt dessen bedürft ihr selbst von neuem eines Lehrers, der euch in die Anfangsgründe der göttlichen Heilswahrheiten einführt. Ihr gleicht Säuglingen, denen man Milch anstatt fester Nahrung verabreichen muss.

 

13 Wer aber in geistigen Dingen noch auf Milch angewiesen ist, der ist noch zu unerfahren, als dass man ihm die volle Wahrheit anvertrauen könnte. 14 Er ist ja noch ein unmündiges Kind. Die feste Nahrung der vollen Wahrheit ist nur für die geistig Reifen. Denn diese haben sich infolge langer geistiger Übung ein feines seelisches Empfinden angeeignet, mit dem sie unterscheiden können, ob eine Lehre wahr oder falsch ist.

 

Kapitel 6

 

1 Trotzdem wollen wir uns jetzt nicht mit den Anfangsgründen der Lehre Christi beschäftigen, sondern uns zur geistigen Reife erheben. Wir wollen also nicht damit beginnen, die Glaubensgrundlagen neu zu legen, als da sind: die Lehre von der Sinnesänderung, Abkehr von toten Gesetzeswerken,

 

2 die Lehre vom Glauben an einen Gott, von der Taufe, der Handauflegung, der Auferstehung der geistig Toten und dem Weltgericht, das nach einem jeden Zeitalter stattfindet. 3 Auch dies können wir später einmal tun, sofern es Gott überhaupt erlauben sollte.

 

4 Denn wenn jemand schon einmal die innere Erleuchtung empfangen und die himmlische Gabe schon einmal gekostet hat, schon einmal eines heiligen Geistes teilhaftig geworden ist, 5 schon einmal die herrlichen Botschaften Gottes empfangen hat und so die Kräfte des künftigen Lebens an sich verspürte -

 

6 und trotzdem wieder abfällt, dann ist es unmöglich, ihn noch einmal umzustimmen; er gehört zu denen, die in ihrer innern Gesinnung den Sohn Gottes noch einmal kreuzigen und ihn öffentlich an den Pranger stellen.

 

7 Wenn nämlich ein Stück Ackerland den immer wieder darauf fallenden Regen in sich hineintrinkt und denen, die es bearbeiten, einen schönen Ertrag bringt, so macht es sich den von Gott kommenden Segen zunutze. 8 Bringt es jedoch nur Dornen und Disteln hervor, so war es des Segens nicht wert, und ein Fluch steht ihm bevor, der damit endigt, dass das Feld durch Abbrennen gereinigt werden muss.

 

9 Von euch, meine Lieben, haben wir jedoch die feste Überzeugung, dass Ihr den bessern Teil erwählt und an dem festhaltet, was euch zum Heile führt, wenn wir euch auch obiges Beispiel angeführt haben. 10 Denn Gott begeht nicht die Ungerechtigkeit, dass er eure guten Werke und die Liebe vergessen könnte, die ihr für seine Sache an den Tag legtet, indem ihr den Gläubigen große Dienste erwieset und noch erweiset.

 

11 Es ist mein sehnlichster Wunsch, dass jeder einzelne von euch den gleichen Eifer zeige, wenn es sich darum handelt, dem Ziel eurer Hoffnung immer näher zu kommen, bis ihr es schließlich erreicht habt. 12 In diesem Eifer dürft ihr nie ermatten. Nehmt euch die zum Vorbild, die infolge ihres Glaubens und ihrer Ausdauer das Erbteil erlangten, das ihnen verheißen worden war.

 

13 Als Gott dem Abraham eine Verheißung gab, schwur er bei sich selbst; es gab ja keinen Höheren, bei dem er hätte schwören können. 14 Er sprach: "Fürwahr, ich will dich reichlich segnen und dich überaus zahlreich machen." 15 Auf Grund dieses Eides wartete jener geduldig, bis er das erlangte, was ihm verheißen worden war.

 

16 Wenn Menschen schwören, so schwören sie bei etwas, das höher steht, als sie selbst. Der Eid bedeutet ihnen eine solche Bekräftigung dessen, was sie aussprechen, dass jede Widerrede verstummen muss. 17 In noch weit höherem Maße wollte Gott denen, welchen er sein Versprechen gab, die sichere Erfüllung des Versprechens dadurch in Aussicht stellen, dass er sich dafür mit einem Eide verbürgte.

 

18 So sollten wir durch diese zwei unabänderlichen Tatsachen, nämlich das Versprechen und den Eid, durch die eine Lüge Gottes ausgeschlossen ist, ein felsenfestes Vertrauen gewinnen; die Hoffnung auf die Erfüllung des Versprechens sollte uns eine sichere Zuflucht gewähren.

 

19 In dieser Hoffnung sollten wir einen zuverlässigen und festen Anker für unsere Seele besitzen - einen Anker, dessen Tau bis hinter den Vorhang des Jenseits reicht, wohin Jesus unseretwegen vorauseilte, - 20 er, der ein Hoherpriester für alle Zukunft geworden und in seiner Bedeutung durch Melchisedek vorgebildet war.

 

Kapitel 7

 

1 Dieser Melchisedek war nämlich König von Salem und ein Priester Gottes, des Allerhöchsten. Er war dem Abraham entgegengegangen, als dieser von seinem Siege über die Könige zurückkehrte, und hatte ihm den Segen erteilt.

 

2 Ihm gab Abraham auch den Zehnten als seinen Anteil an der ganzen Beute. Deutet man den Namen 'Melchisedek', so heißt er: "König der Gerechtigkeit", und da er König von 'Salem' war, so kann man ihn auch "König des Friedens" nennen. 3 Weder sein Vater noch seine Mutter noch seine Vorfahren sind erwähnt, auch nicht der Anfang und das Ende seines Lebens. So kann er mit dem Sohne Gottes verglichen werden.

 

4 Er bleibt Priester immerdar. Betrachtet ferner die Würde dieses Mannes! 5 Der Erzvater gab ihm den Zehnten von der Beute. Nun haben aber nur die Nachkommen Levis, welche die Würde des Priestertums bekleiden, nach dem Gesetz das Recht, den Zehnten vom Volke, also von ihren eigenen Brüdern, zu erheben, obgleich doch auch diese leibliche Nachkommen Abrahams sind.

 

6 Melchisedek aber steht seiner Abstammung nach mit ihnen in keiner Verbindung, und doch empfing er von Abraham den Zehnten und segnete den, der schon im Besitz der Verheißungen Gottes war. 7 Nun ist es unbestreitbar, dass der Geringere nur von einem gesegnet werden kann, der höher steht.

 

8 Ferner empfangen in dem Falle der Nachkommen Levis sterbliche Menschen den Zehnten, in dem Falle Melchisedeks aber einer, von dem bezeugt wird, dass er lebe. 9 In der Person Abrahams hat also sozusagen auch der Zehntenempfänger Levi dem Melchisedek den Zehnten entrichtet. 10 Denn Levi war noch in den Lenden seines Stammvaters, als Melchisedek mit Abraham zusammentraf.

 

11 Wenn nun durch das levitische Priestertum, an welches das Volk durch das Gesetz gebunden war, die Vollendung hätte erreicht werden können, warum war es denn notwendig, dass ein anderer Priester auftrat, den man nach dem Range Melchisedeks benannte und nicht nach dem Range Aarons? 12 Denn wenn das Priestertum geändert werden soll, dann muss notwendigerweise auch eine Änderung des priesterlichen Gesetzes erfolgen.

 

13 Der nämlich, auf den sich das alles bezieht hat einem andern Stamme angehört. Niemand aus diesem Stamme hatte je etwas mit dem Priestertum zu tun. 14 Wie bekannt, ist unser Herr aus dem Stamme Juda hervorgegangen, und in Bezug auf diesen Stamm hat Mose keinerlei Bestimmungen getroffen, dass daraus Priester genommen werden dürften.

 

15 Und vollends klar liegt die Sache dadurch, dass ein Priester einer ganz andern Art, nämlich der Art des Melchisedek, erstehen sollte; 16 der also nicht Priester wäre nach dem Gesetz, welches das Priestertum an eine ganz bestimmte leibliche Abstammung bindet, sondern der Priester sein sollte infolge der ihm innewohnenden Kraft unzerstörbaren Lebens.

 

17 Denn die Worte der Verheißung lauten: "Du bist Priester immerdar nach der Art des Melchisedek." 18 Hiermit wird ein bis dahin gültiges Gesetz aufgehoben, weil es sich als unwirksam und daher als unbrauchbar erwies. Das Gesetz hat ja auch wirklich nichts Vollkommenes zustande gebracht; 19 es bahnte jedoch der Hoffnung auf etwas Besseres den Weg, nämlich der Hoffnung, Gott immer näher zu kommen.

 

20 Und dieses Bessere wurde nicht ohne Eidschwur verheißen. Die bisherigen Priester empfingen ihr Priesteramt, ohne dass ein Eid von Seiten Gottes geschworen wurde. 21 Dieser eine aber wurde zum Priester ernannt, indem Gott ihm folgenden Schwur leistete: "Geschworen hat es der Herr, und es wird Ihn nicht gereuen: Du bist Priester für immer nach dem Rang des Melchisedek!"

 

22 Gemäß diesen Worten wurde Jesus der Mittler eines bessern Bundes. 23 Und während früher viele das Priesteramt empfingen, 24 weil der Tod sie hinderte, es länger zu bekleiden, haben wir jetzt nur einen, der immerdar am Leben bleibt und dadurch ein Priesteramt besitzt, das nie auf einen andern übergeht. 25 Darum kann er auch denen, die durch ihn zu Gott gelangen wollen, vollkommene Rettung bringen; er lebt ja allezeit und hat die Aufgabe, sich ihrer anzunehmen.

 

26 So besitzen wir denn einen solchen Hohenpriester, - und ihn brauchten wir - der heilig, schuldlos, unbefleckt, frei von allen Sünden und über die irdischen Sphären erhöht ist; 27 der es nicht gleich den früheren Hohenpriestern Tag für Tag nötig hat, zuerst für die eigenen Sünden ein Opfer darzubringen und dann für die Sünden des Volkes. Dies hat er ein für allemal dadurch erledigt, dass er sich selbst als Opfer auf den Altar legte.

 

28 Denn das Gesetz bestellt zu Hohenpriestern mit Schwachheiten behaftete Menschen. Der Wortlaut des Eidschwures dagegen, der nach der Einführung des Gesetzes geleistet wurde, setzt als Hohenpriester einen Sohn ein, der für alle Zeiten die Vollkommenheit erlangt hat.

 

Kapitel 8

 

1 Wenn wir das bisher Gesagte kurz zusammenfassen, so ergibt sich folgendes: Wir besitzen einen Hohenpriester, der seinen Platz im Himmel zur Rechten des Thrones der göttlichen Majestät eingenommen hat; 2 er ist der Oberpriester der Heiligen und des wahren heiligen Zeltes, das Gott der Herr selbst, und nicht ein Mensch, aufgeschlagen hat.

 

3 Denn, wie jeder Oberpriester dazu da ist, Gaben und Opfer darzubringen, so muss auch er etwas haben, was er als Opfer auf den Altar legen kann. 4 Wäre er auf Erden, so würde er überhaupt nicht als Priester zugelassen werden; denn dort sind bereits solche, welche die nach dem Mosaischen Gesetz vorgeschriebenen Opfergaben darbringen;

 

5 es sind Menschen, die nur einer Nachbildung und einem Schattenbild des himmlischen Heiligtums dienen, gemäß der Anweisung, die Mose empfing, als er das Zelt Gottes herstellen sollte. "Gib wohl acht", - sagte der Herr - "dass du alles nach dem Muster anfertigst, das dir auf dem Berge gezeigt wurde!"

 

6 Jetzt aber hat er einen um so vorzüglicheren Priesterdienst erhalten, als er Mittler eines besseren Bundes ist, der auf der Grundlage besserer Verheißungen gesetzlich festgelegt wurde. 7 Ich sage: eines besseren Bundes; denn wenn jener erste Bund vollkommen gewesen wäre, dann hätte es sich nicht als notwendig erwiesen, einen zweiten an seine Stelle zu setzen.

 

8 Gott spricht jedoch einen Tadel gegen die Menschen des ersten Bundes aus mit den Worten: "Wisset wohl, es kommt die Zeit, - spricht der Herr - da will ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund schließen;

 

9 nicht einen Bund in der Weise, wie ich ihn mit ihren Vorfahren damals geschlossen habe, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus Ägyptenland herauszuführen; denn jenem Bunde sind sie nicht treu geblieben, und ich habe mich deshalb nicht mehr um sie kümmern können", - spricht der Herr.

 

10 "Darin soll nun der Bund bestehen, den ich nach jener Zeit mit dem Hause Israel schließen werde: Ich will meine Gesetze in ihr Inneres hineinlegen und sie ihnen ins Herz schreiben; dann will ich wieder ihr Gott sein und sie sollen wieder mein Volk sein.

 

11 Dann braucht niemand seinem Mitbürger und keiner seinem Bruder Belehrungen zu erteilen und ihm zu sagen: Lerne den Herrn kennen! Denn sie werden allesamt mich kennen, vom Kleinsten bis zum Größten unter ihnen; ich werde nämlich gegen ihre Verfehlungen gnädig sein und ihrer Sünden des Abfalls und ihrer Gottlosigkeit nie mehr gedenken."

 

12 Mit den Worten 'Neuer Bund' hat er den ersten für veraltet erklärt. 13 Was aber veraltet ist und sich überlebt hat, das ist reif, abgeschafft zu werden.

 

Kapitel 9

 

1 Allerdings hatte auch der erste Bund seine gottesdienstlichen Satzungen und sein irdisches Heiligtum. 2 Es wurde nämlich ein Zelt hergerichtet, dessen Vorraum einen Leuchter und den Tisch mit den Schaubroten enthielt. Man nannte diesen Teil des Zeltes das 'Heilige'. 3 Hinter dem zweiten Vorhang lag der Teil des Zeltes, der das 'Allerheiligste' genannt wurde.

 

4 Darin befand sich der goldne Räucheraltar und die ganz mit Gold überzogene Bundeslade. Diese enthielt einen goldnen Krug mit Manna, den Stab Aarons, der einst grünte, und die Bundestafeln. 5 Oben über ihr standen die beiden Cherube der Herrlichkeit, die den Deckel der Bundeslade überschatteten. Doch über die Bedeutung dieser Dinge will ich jetzt nicht weiter im einzelnen sprechen.

 

6 Das war also die Einrichtung des Zeltes. Die Priester durften nur den Vorraum des Zeltes betreten, um ihre gottesdienstlichen Verrichtungen vorzunehmen. 7 In den zweiten Raum dagegen durfte nur der Hohepriester, und dies nur einmal im Jahre, eintreten; aber nicht ohne Blut. Denn dies musste er für die eigenen Verfehlungen und für die des Volkes darbringen.

 

8 Damit wies die heilige Geisterwelt klar darauf hin, dass der Weg ins Allerheiligste solange nicht frei war, als noch der Vorraum des Zeltes bestand. 9 Dieser Vorraum ist ein Sinnbild der bisherigen Zeit, in der Gaben und Opfer dargebracht wurden, die jedoch nicht imstande waren, das Gewissen desjenigen zu reinigen, der in dieser Weise seinen Gottesdienst feierte.

 

10 Es handelt sich ja hierbei, wie auch bei den Verordnungen über den Genuss von Speisen und Getränken, sowie über allerlei Waschungen, um rein äußere Satzungen, die nur bis zu der Zeit Geltung haben sollten, wo etwas Besseres an ihre Stelle tritt.

 

11 Als nun Christus als Hoherpriester eingesetzt wurde, um die von ihm errungenen himmlischen Güter zu verwalten, da trat er durch ein größeres und vollkommeneres Zelt ein, das nicht von Menschenhänden errichtet wurde, das also nicht der materiellen Schöpfung angehörte. 12 Er trat in das himmlische Heiligtum ein, nicht mit dem Blut von Böcken und Kälbern, sondern mit seinem eigenen Blute, und zwar nur einmal; denn mit diesem einen Male bewirkte er eine immerdauernde Erlösung.

 

13 Denn wenn schon das Blut von Böcken und Stieren und die Asche einer jungen Kuh denjenigen eine gewisse Weihe bringt, die damit in Berührung kommen, und zwar eine Reinigung der körperlichen Strahlung, 14 - um wie viel mehr wird das Blut Christi, der ja durch die Kraft eines heiligen Geistes sich selbst als ein fehlerloses Opfer Gott darbrachte, unser Gewissen reinigen, so dass wir uns nicht mehr als geistig Tote betätigen, sondern Gott als der Quelle alles Lebens unsere Dienste leisten.

 

15 Das ist auch der Grund, weshalb es ihm möglich war, ein ganz neues Verhältnis zwischen den beiden Reichen zu vermitteln. Sein Tod war erforderlich, damit die von Gott Abgefallenen von den Folgen ihres Abfalls wieder befreit werden konnten, die sie sich unter der zuerst bestehenden Ordnung der Dinge zugezogen hatten.

 

Doch sollte dies nur für diejenigen Geltung haben, welche die Botschaft gläubig aufnehmen, die ihnen verkündet, dass sie heimgerufen werden, um das vor undenklichen Zeiten durch Gottes Gesetz für sie bestimmte himmlische Erbteil wieder in Besitz zu nehmen.

 

16 Denn wo ein Vermächtnis als letzter Wille festgelegt ist, muss erst der Tod desjenigen eintreten, der das Vermächtnis bestimmt hat. 17 Vermächtnisse werden nämlich erst rechtskräftig nach dem Tode der Stifter. Sie haben keine Geltung, solange der Stifter noch am Leben ist. 18 Daher ist auch die erste Heilsstiftung nicht ohne Blut eingeweiht worden.

 

19 Als nämlich Mose alle im Gesetz enthaltenen Verordnungen dem ganzen Volke vorgetragen hatte, nahm er das Blut von Kälbern und Böcken nebst Wasser, Purpurwolle und Ysop und besprengte damit die Buchrolle des Gesetzes, dann das ganze Volk mit den Worten: 20 "Das ist das Blut der Stiftung, die Gott für euch bestimmt hat."

 

21 Aber auch das Zelt und alle gottesdienstlichen Geräte besprengte er in gleicher Weise mit dem Blut. 22 So wird nach den Vorschriften des Mosaischen Gesetzes fast alles mit Blut gereinigt, und ohne Besprengung mit Blut gibt es keine Befreiung.

 

23 Es musste also das, was das Abbild der im Himmel befindlichen Heiligtümer darstellt, auf die geschilderte An gereinigt werden. Aber für die himmlischen Heiligtümer selbst muss es bessere Opfer geben als diese.

 

24 Christus ist ja nicht in ein von Menschenhänden hergestelltes Heiligtum eingetreten; denn das irdische Heiligtum war nur ein Abbild des wahren Heiligtums. Er ging vielmehr in den Himmel selbst ein, um nun vor dem Angesicht Gottes für unsere Rettung einzutreten.

 

25 Auch braucht er sich nicht immer wieder als Opfer darzubringen, während der Hohepriester jährlich einmal mit fremdem Blut in das Allerheiligste einzutreten hat; 26 denn sonst müsste Christus, so lange die Welt steht, immer wieder leiden. So aber ist er nur einmal erschienen, um den Tribut für alle Zeiten zu zahlen und so die Sünde des Abfalls von Gott durch sein Opfer zu tilgen.

 

27 Und wie es eine feststehende Tatsache ist, dass die Menschen nur einmal des geistigen Todes starben und daraufhin die Entscheidung für sie ein für allemal gefallen war,

 

28 so gewiss ist es auch, dass Christus sich nur einmal zu opfern brauchte, um die Sünde des Abfalls der vielen rückgängig zu machen, und dass es nicht mehr wegen der Sünde des Abfalls ist, wenn er später denen erscheint, die auf ihn als ihren Retter sehnsüchtig gewartet haben.

 

Kapitel 10

 

1 Das Mosaische Gesetz enthält nur ein schattenhaftes Abbild der zukünftigen Heilsgüter und nicht deren wirkliches Wesen. Daher ist es auch nicht imstande, durch die alljährlich wiederkehrenden Opfer diejenigen zur endgültigen Erlangung des Heils zu führen, die an den Opfern teilnehmen.

 

2 Sonst hätte man doch wohl schon längst mit den Opfern aufgehört, weil die, welche den Gottesdienst feierten, sich keiner Schuld mehr bewusst wären; sie waren ja dann ein für allemal rein. 3 So aber wird durch die Opfer alljährlich die Erinnerung an das Vorhandensein der Sünden des Abfalls wachgerufen.

 

4 Denn das Blut von Stieren und Böcken kann unmöglich solche Sünden wegschaffen. 5 Darum sprach der Messias, als er in die Welt kam: "Schlachtopfer und Speiseopfer hast du nicht gewollt; aber einen Leib werde ich mir bereiten.

 

6 An Brandopfern und Sündopfern hattest du kein Wohlgefallen; 7 da sagte ich: Siehe, hier bin ich! In der Buchrolle steht von mir geschrieben, dass ich deinen Willen tue, o Gott." 8 Vorher sagte er: "Schlachtopfer und Speiseopfer, Brandopfer und Sündopfer hast du nicht gewollt und kein Wohlgefallen daran gehabt." Und doch werden diese Opfer infolge der Vorschrift des Mosaischen Gesetzes dargebracht.

 

9 Dann fuhr er jedoch fort: "Siehe, hier bin ich, um deinen Willen zu erfüllen!" Damit hebt er das Erstere auf, damit nur das Zweite von nun an Gültigkeit habe. 10 Auf Grund der Erfüllung dieses Willens Gottes sind wir also wieder Gottgeweihte, weil Jesus Christus ein für allemal sein Blut zum Opfer dargebracht hat.

 

11 Jeder gewöhnliche Priester steht täglich am Altare und bringt immer wieder dieselben Opfer dar, - Opfer, die niemals von der Sünde des Abfalls befreien können. 12 Christus jedoch brachte bloß ein einziges Sündopfer dar und setzte sich dann für immer zur Rechten Gottes. 13 Er wartet nunmehr den Zeitpunkt ab, wo alle seine Feinde sich ihm unterworfen haben.

 

14 Denn durch ein einziges Opfer hat er es für immer erreicht, dass diejenigen endgültig das Heil erlangen, die an ihrer Heiligung arbeiten. 15 Dieselbe Wahrheit bezeugt uns auch der heilige Geist. 16 Denn nach den Worten: 'Dies nun soll die neue Ordnung sein, die ich nach jenen Tagen bei ihnen einführen werde', fährt der Herr folgendermaßen fort:

 

17 "Ich will meine Gesetze in ihr Herz legen und sie hineinschreiben in ihr Gewissen und will ihrer Sünden und Gesetzesübertretungen nicht mehr gedenken." 18 Wo diese aber vergeben sind, da ist ein Opfer zur Tilgung von Sünden des Abfalls nicht mehr erforderlich.

 

19 So haben wir also, liebe Brüder, infolge des Blutopfers Jesu die frohe Zuversicht, in das himmlische Heiligtum eintreten zu können. 20 Das ist der neue Weg des Lebens, den er uns durch den Vorhang hindurch - nämlich durch seine Menschwerdung - eröffnet hat. 21 Nun haben wir einen Hohenpriester, der als Statthalter über das Reich Gottes gesetzt ist.

 

22 Ihm wollen wir mit aufrichtigem Herzen in voller Glaubenszuversicht nahen. Wir haben ja unsere Herzen von dem Schuldbewusstsein befreit und unsern geistigen Leib in reinem Wasser gebadet. 23 Wir wollen an dem Bekenntnis unserer Hoffnung unentwegt festhalten. Denn treu ist der, welcher uns das Versprechen gegeben hat, unsere Hoffnung in Erfüllung gehen zu lassen.

 

24 Wir wollen darauf bedacht sein, uns gegenseitig zur Nächstenliebe und zur Verrichtung von guten Werken anzuspornen. 25 Wir wollen uns nicht von den gemeinsamen Gottesdiensten fernhalten, wie dies leider bei einigen schon zur Gewohnheit geworden ist. Lasst uns vielmehr einander zur Teilnahme ermahnen, und zwar dies um so mehr, als ihr den Tag des Herrn bereits herannahen seht.

 

26 Wenn wir nämlich mit voller Überlegung von neuem sündigen, nachdem wir in die ganze Erkenntnis der Wahrheit eingeführt wurden, so bleibt uns kein zweites Opfer zur Tilgung dieser Sünden mehr übrig. 27 Wir haben dann nur noch ein schreckliches Strafurteil zu erwarten und ein Feuer, das gierig darauf ist, die Widersacher Gottes zu verzehren.

 

28 Hatte jemand das Mosaische Gesetz freventlich verletzt, so musste er ohne Erbarmen auf die Aussage von zwei oder drei Zeugen hin sterben. 29 Einer um wie viel härteren Strafe wird der wohl für schuldig befunden werden, der den Sohn Gottes mit Füßen trat, das Blut für wertlos erachtete, dem ihr die neue Heilsordnung, sowie eure Heiligung zu verdanken habt, und der mit der Geisterwelt, welche die Liebe Gottes ihm sandte, seinen Spott trieb.

 

30 Wir kennen ja den, der gesagt hat: "Mein ist die Rache, ich will Vergeltung üben!" Und der Ferner sprach: "Der Herr wird sein Volk richten!" 31 Schrecklich ist es daher, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen.

 

32 Denkt doch zurück an die erste Zeit eurer Bekehrung! Da habt ihr nach empfangener Erleuchtung so manchen harten Leidenskampf bestanden, 33 indem ihr bald in eigener Person Schmähungen und Beschimpfungen zu erdulden hattet, bald das Schicksal derer innerlich mitempfandet, denen Ähnliches widerfuhr.

 

34 Mit denen nämlich, die ins Gefängnis geworfen wurden, legtet ihr eurer Mitgefühl öffentlich an den Tag; und wenn euch euer Vermögen weggenommen wurde, so erfüllte euch dies mit Freude. Ihr wusstet ja, dass ihr einen wertvolleren Besitz euer eigen nanntet, - einen Besitz, den euch niemand rauben kann. 35 Werfet doch jene freudige Zuversicht von damals jetzt nicht beiseite!

 

36 Sie trägt ja einen so hohen Lohn in sich. Es ist nämlich unbedingt erforderlich, dass ihr standhaft bleibt, sofern ihr den Willen Gottes erfüllen und die verheißenen Güter erlangen wollt. 37 Denn nur noch eine kleine, ganz kleine Weile, dann wird der erscheinen, der zu kommen hat, und er wird sein Kommen nicht verzögern.

 

38 "Wer infolge seines gläubigen Vertrauens mein Wohlgefallen besitzt, wird das geistige Leben erlangen; zieht sich aber einer kleinmütig zurück, so hat mein Herz kein Wohlgefallen an ihm." 39 Wir jedoch haben nichts mit jenem Kleinmut zu tun, der das Verderben nach sich zieht, sondern wir halten an dem gläubigen Vertrauen fest, durch das unser geistiges Leben bis zur Vollendung aufgebaut wird.

 

Kapitel 11

 

1 Der Glaube ist nämlich ein zuversichtliches Vertrauen auf das, was man erhofft und ein festes Überzeugtsein von Dingen, die man mit den leiblichen Augen nicht sehen kann. 2 Durch einen solchen Glauben haben sich die Männer der alten Zeit rühmlichst hervorgetan.

 

3 Durch den Glauben erkennen wir, dass die Welten mit ihren Entwicklungsperioden durch Gottes Wort ins Dasein traten, dass also das, was wir jetzt vor uns sehen, aus dem Unsichtbaren geworden ist. 4 Infolge seines Glaubens brachte Abel dem Herrn ein wertvolleres Opfer dar als Kain.

 

Es wurde ihm auch das Zeugnis ausgestellt, dass er wegen dieses Glaubens das Wohlgefallen Gottes erlangt hatte. Gott selbst stellte ihm dieses Zeugnis bei der Opferung seiner Gaben aus. Und wenn er auch schon längst tot ist, so spricht man gerade wegen seines Glaubens noch heute von ihm.

 

5 Infolge seines Glaubens wurde Henoch von der Erde entrückt, damit er den Tod nicht schauen sollte; er war nicht mehr auf der Erde zu finden, weil Gott ihn weggenommen hatte. Denn vor seiner Wegnahme war ihm bezeugt worden, dass er das Wohlgefallen Gottes besaß.

 

6 Ohne Glauben ist es nämlich unmöglich, Gott wohlgefällig zu werden. Denn wer zu Gott will, muss zuerst glauben, dass es einen Gott gibt, und dass er denen, die ihn suchen, ihren Lohn aushändigen wird.

 

7 Infolge seines Glaubens wurde Noah durch Geisterbotschaften über Dinge in Kenntnis gesetzt, von denen er noch nichts sehen konnte. Er nahm die Botschaft gläubig an und baute die Arche, um seine Familie zu retten.

 

Durch diese Rettung zeigte er, dass das über seine ungläubige Mitwelt hereinbrechende Strafurteil gerecht war; er wurde des Wohlgefallens Gottes teilhaftig, das nach einem göttlichen Gesetz stets die Frucht des Glaubens ist.

 

8 Im Glauben leistete Abraham dem Rufe Gottes Folge, der ihn aufforderte, in ein Land zu ziehen, das er als Erbteil erlangen sollte. 9 Er zog fort, ohne zu wissen wohin. Im Glauben siedelte er sich als Fremdling in dem Lande an, das ihm von Gott angegeben worden war. Er wohnte dort in Zelten samt Isaak und Jakob, den Miterben derselben Verheißung.

 

10 Denn er wartete auf die himmlische Stadt mit den festen Fundamenten, deren Bildner und Baumeister Gott selbst ist. 11 Durch den Glauben empfing auch die unfruchtbare Sarah die Kraft, trotz ihres hohen Alters Mutter zu werden, weil sie fest auf den vertraute, der ihr die Mutterschaft verheißen hatte.

 

12 Deswegen stammten von diesem Einen selbst nach seinem Tode Nachkommen ab, die so zahlreich sind, wie die Sterne am Himmel und der Sand am Meeresstrand, den niemand zählen kann. 13 Alle diese Menschen sind im Glauben gestorben, ohne die Erfüllung der Verheißung erlangt zu haben. Nur von ferne haben sie die Erfüllung gesehen und sie freudig begrüßt. Sie bekannten dass sie auf Erden nur Fremdlinge und Gäste seien.

 

14 Wer sich aber als Fremdling bekennt, gibt dadurch zu erkennen, dass er nach seinem wirklichen Vaterland zu gelangen sucht. 15 Hätten sie dabei an das irdische Vaterland gedacht, das sie verlassen hatten, so hätten sie ja die Möglichkeit gehabt, wieder dahin zurückzukehren.

 

16 Nun aber trugen sie nach einem besseren Vaterland Verlangen, nämlich nach dem himmlischen. Darum trägt auch Gott durchaus kein Bedenken, sich ihren Gott zu nennen. Denn er ist es ja, der ihnen ein himmlisches Vaterland bereitete. 17 Als Abraham auf eine Probe gestellt wurde, war er infolge seines Glaubens bereit, den Isaak zu opfern.

 

18 Seinen einzigen Sohn wollte er dahin geben, obgleich er die Verheißung empfangen hatte, durch die ihm in Bezug auf Isaak mitgeteilt wurde: "Nach Isaak soll deine Nachkommenschaft benannt werden." 19 Sein einziger Gedanke war, dass Gott die Macht habe, einen Toten auch wieder zum Leben zu erwecken. Und gerade deshalb, weil er ihn hergab, erhielt er ihn wieder zurück.

 

20 Auf Grund seines Glaubens segnete Isaak den Jakob und den Esau sogar mit Bezug auf zukünftige Ereignisse. 21 Im Glauben segnete Jakob in seiner Todesstunde jeden der Söhne Josefs, und auf die Krücke seines Stabes gelehnt, betete er über sie.

 

22 Im Glauben gedachte Josef sterbend des Auszugs der Israeliten aus Ägypten und traf Anordnungen in Betreff der Mitnahme seiner Gebeine. 23 Im Glauben wurde Mose drei Monate lang nach seiner Geburt von seinen Eltern verborgen gehalten, weil sie die göttliche Schönheit des Kindes sahen; sie fürchteten sich nicht vor dem Befehle des Königs. Als Mose herangewachsen war, tötete er auf Grund seines Glaubens den Ägypter als er die Erniedrigung seiner Brüder sah.

 

24 Wegen seines Glaubens verschmähte es der zum Manne herangewachsene Mose, für den Sohn einer Tochter Pharaos gehalten zu werden. 25 Er wollte lieber mit dem Volke Gottes Drangsal leiden, als einen zeitlichen Vorteil aus diesem Irrtum zu ziehen. 26 Für den Messias Schmach leiden zu dürfen, hielt er für einen größeren Reichtum, als alle Schätze Ägyptens;

 

27 denn er schaute nur auf die künftige Belohnung. Gestützt auf seinen Glauben verließ er Ägypten, ohne den Zorn des Königs zu fürchten. Er fühlte sich deshalb so stark, weil es ihm war, als sähe er den Unsichtbaren vor sich. 28 Auf Grund seines Glaubens ordnete er das Passahmahl an und ließ die Türpfosten mit dem Blut des Lammes bestreichen, damit der Strafengel nicht die Erstgeburt der Israeliten antaste.

 

29 Im Glauben zogen diese durch das Rote Meer wie über trockenes Land, während die Ägypter ertranken, als sie denselben Versuch wagten. 30 Der Glaube war der Grund dafür, dass die Mauern Jerichos einstürzten, nachdem man sieben Tage lang um sie herumgezogen war. 31 Infolge des Glaubens fand die Dirne Rahab nicht den Tod, als ihre ungläubigen Landsleute umkamen; denn sie hatte die Kundschafter freundlich bei sich aufgenommen.

 

32 Doch was soll ich noch weitere Einzelheiten anführen? Die Zeit würde ja nicht ausreichen, wenn ich alles aufzählen wollte von Gideon und Barak, von Simson und Jephta, von David und Samuel und den übrigen Propheten.

 

33 Durch den Glauben haben diese Männer Königreiche erobert, vergeltende Gerechtigkeit geübt, die Erfüllung von Verheißungen erlangt, den Rachen von Löwen verschlossen; 34 gewaltige Feuerbrände vermochten sie auszulöschen; sie entrannen der Scharfe des Schwertes; schwand ihre Kraft, so erstarkten sie wieder; im Kriege blieben sie Sieger und schlugen die Heere fremder Völker in die Flucht.

 

35 Frauen erhielten durch Wiedererweckung ihre Toten zurück; andere haben sich martern lassen und wiesen jede Freigabe für Lösegeld zurück, um einer bessern Auferstehung teilhaftig zu werden. 36 Wieder andere haben Verhöhnung und Geißelung über sich ergehen lassen und dazu Ketten und Kerker erduldet.

 

37 Sie wurden gesteinigt, gefoltert, zersägt, mit dem Schwerte hingerichtet. Sie sind in Schaf- und Ziegenfellen umher-gezogen unter Bedrängnissen, Entbehrungen und Misshandlungen. 38 Sie, deren die Welt nicht wert war, haben in Einöden und Gebirgen, in Höhlen und Erdklüften hausen müssen.

 

39 Sie alle, denen wegen ihres Glaubens ein rühmliches Zeugnis ausgestellt worden ist, haben in diesem Leben die Erfüllung der Verheißung Gottes nicht erlangt; 40 denn er hatte mit Rücksicht auf uns etwas Besseres für sie vorgesehen, und jene sollten dieses Bessere nicht ohne uns erreichen.

 

Kapitel 12

 

1 Da wir uns von einer solchen Schar von Glaubenszeugen umgeben sehen, so wollen auch wir alles ablegen, was uns innerlich beschwert. Wir wollen ablegen die Sünde, die uns so fest umstrickt. Wir wollen an dem uns vorgeschriebenen Wettlauf mit Ausdauer teilnehmen.

 

2 Dabei wollen wir auf Jesus blicken; er legte den Grundstein zu unserm Glaubensgebäude und ist auch dessen Vollender. Er hat im Hinblick auf die Freude, die ihm als Siegeslohn winkte, den Kreuzestod erduldet. Die damit verbundene Schmach achtete er für nichts. Dann aber durfte er sich zur Rechten des Thrones Gottes setzen.

 

3 Bedenket doch die maßlose Feindschaft, die er von Seiten der Sünder auszuhalten hatte; dann werdet ihr in eurem eigenen Kampfe nicht so leicht ermatten und den Mut nicht sinken lassen. 4 Denn bis jetzt hat euer Kampf gegen die Sünde euch noch keinen Blutstropfen gekostet.

 

5 Ihr habt wohl ganz das Mahnwort vergessen, das an euch als Gottes Kinder gerichtet ist: "Mein Kind, achte die Züchtigung des Herrn nicht gering und verzage nicht, wenn du von ihm durch Leiden heimgesucht wirst; 6 denn wen der Herr lieb hat, den züchtigt er, und mit der Rute schlägt er jedes Kind, das er als das seinige betrachtet."

 

7 Ertraget die Leiden, weil dies notwendig ist für eure Erziehung; denn Gott behandelt euch, wie man Kinder behandelt. Oder wo gibt es ein Kind, das nicht von seinem Vater in Zucht genommen wird? 8 Bliebet ihr jedoch von der Züchtigung verschont, die alle Kinder durchmachen müssen, dann wäret ihr ja Bastarde und keine rechtmäßigen Kinder.

 

9 Ferner: Auch wir haben unter der Zucht unserer Väter gestanden, die doch bloß Väter unseres Leibes sind, und waren ihnen trotzdem in Liebe zugetan. Sollten wir uns da nicht in noch weit höherem Maße dem Vater unseres Geistes in Liebe unterwerfen und so zum geistigen Leben gelangen?

 

10 Zudem pflegten unsere leiblichen Väter uns für geringfügige Dinge nach ihrer Augenblicks-Laune zu strafen. Gott aber tut es nur zu unserm wahren Innern Besten, um uns nämlich zu befähigen, an seiner eigenen Heiligkeit teilzunehmen.

 

11 Jede seiner Züchtigungen erscheint uns freilich für den ersten Augenblick recht unerfreulich und schmerzlich. Hinterher aber bringt sie für die, welche durch die Züchtigung innerlich erstarkten, als Frucht jenen Frieden, der in dem Bewusstsein der Freundschaft Gottes liegt.

 

12 Darum richtet empor die erschlafften Hände! Stärkt eure schwachen Knie! 13 Machet gerade die Pfade, auf denen eure Füße gehen sollen, damit die Lahmen nicht noch weiter zurückbleiben, sondern vielmehr geheilt werden. 14 Gebet euch Mühe, mit allen in Frieden zu leben und jenen Grad der Heiligung zu erreichen, ohne den keiner zur Anschauung des Herrn gelangen kann.

 

15 Achte einer auf den andern, damit keiner von den Gnadengaben Gottes einen zu geringen Gebrauch macht, und keine Wurzel aufschießen kann, aus der gegenseitige Erbitterung hervorsprießt, und die Unheil anrichtet und durch die viele vergiftet werden; 16 dass ferner keiner sich mit der niedern Geisterwelt abgibt und sich Gott entfremdet, wie Esau es tat, der für eine einzige Mahlzeit sein Erstgeburtsrecht verkaufte.

 

17 Ihr wisst ja, wie er nachher abgewiesen wurde, als er den Erstgeburtssegen auf Grund des Erstgeburtsrechtes für sich beanspruchte. Er fand nämlich keine Möglichkeit mehr, seine Gesinnung zu ändern, wie sehr er sich auch bemühte, durch Tränen das Geschehene rückgängig zu machen.

 

18 Ihr seid ja nicht zu einem Berge herangetreten, den man mit Hände berühren kann, und zu keinem brennenden Feuer; nicht zu Wolkendunkel, Finsternis und Gewittersturm; 19 nicht zu Posaunenschall und nicht zu jener Donnerstimme, bei der die Zuhörer dringend baten, von jedem weiteren Wort verschont zu bleiben;

 

20 denn sie konnten das Mark und Bein Erschütternde in dieser Stimme nicht länger ertragen. Selbst ein Tier, das dem Berg zu nahe zu kommen suchte, musste gesteinigt werden.

 

21 So furchtbar war die Erscheinung, dass selbst Mose sagte: "Ich bin außer mir vor Furcht und Zittern." - 22 Ihr seid vielmehr gekommen zu dem Berge Sion, zu der Stadt des lebendigen Gottes, zum himmlischen Jerusalem, zu einer Festversammlung von vielen Tausenden heiliger Boten Gottes;

 

23 zu der Gemeinde der im Himmel eingeschriebenen Erstgeborenen und zu einem Richter, dem Gott aller, und zu den Geistern der gottestreuen Menschen, die ihr Ziel im Jenseits bereits erreicht haben, 24 und zu Jesus, der die neue Heilsordnung vermittelte durch sein Blut der Reinigung, das lauter zum Himmel schrie als das Blut Abels.

 

25 Sehet zu, dass ihr nicht zu denen gehört, die seine Stimme nicht hören wollen. Denn wenn jene nicht entrinnen konnten, die dessen Stimme nicht hören wollten, der sich ihnen auf Erden kundgab, um wie viel weniger werden wir entrinnen können, wenn wir die Stimme dessen von uns weisen, der aus den überirdischen Sphären zu uns redet!

 

26 Damals hat seine Stimme die Erde erbeben lassen; jetzt aber hat er die Verheißung gegeben: "Noch einmal erschüttere ich nicht nur die Erde, sondern auch die außerirdischen Sphären." 27 Das Wort 'noch einmal' weist auf die Verwandlung dessen hin, was erschüttert wird, weil dies etwas Geschaffenes ist, zum Unterschied von dem, was beständig ist, weil es nicht erschüttert werden kann.

 

28 Darum wollen wir von Herzen dankbar sein, dass wir ein Reich erlangen, das keine Erschütterung erfährt. Im Hinblick auf dieses Reich wollen wir Gott so gut wie möglich dienen, in Gottesfurcht und heiliger Scheu. 29 Denn unser Gott ist ein verzehrendes Feuer.

 

Kapitel 13

 

1 Eure Nächstenliebe darf durch nichts erschüttert werden. Vergesset nicht die Pflichten der Gastfreundschaft. 2 Haben doch manche in Erfüllung dieser Pflicht Boten Gottes beherbergt und wussten es nicht. 3 Gedenket derer, die im Gefängnis sind, mit denselben Gefühlen, als wäret ihr selbst im Gefängnis, und derer, die körperliche Misshandlungen zu erleiden haben, als ob ihr selbst derartiges an eurem Leibe auszuhalten hättet.

 

4 In Ehre stehe bei euch die Ehe, und unbefleckt sei euer Ehebett; denn Unzüchtige und Ehebrecher werden dem Strafgericht Gottes verfallen. 5 Euer Lebenswandel sei frei von Geldgier.

 

Begnügt euch mit dem, was ihr habt; denn Gott selbst hat gesagt: "Ich will dir nie meine Hilfe versagen und dich niemals verlassen." 6 Daher dürfen wir mit aller Zuversicht sagen: "Der Herr ist meine Hilfe, und ich brauche mich nicht zu fürchten; was können mir die Menschen tun?"

 

7 Vergesset nicht eure Führer, die euch das Wort Gottes verkündigt haben! Betrachtet immer wieder das Ende ihrer Erdenlaufbahn und nehmt euch ihren Glauben zum Vorbild! 8 Jesus Christus ist derselbe gestern und heute und in alle Zukunft! Amen!

 

9 Daher lasst euch nicht durch allerlei fremdartige Lehren in die Irre führen. Das Beste ist es, wenn ein Herz in der Gnade Gottes fest gegründet bleibt, und sich nicht um Speisegesetze kümmert; denn die in ihrem täglichen Leben sich ängstlich nach derartigen Gesetzen richteten, haben keinerlei geistigen Nutzen daraus ziehen können.

 

10 Auch wir haben einen Opferaltar, von dem jene nicht essen dürfen, die noch an den Opfern des jüdischen Tempels festhalten. 11 Denn die Leiber der Tiere, deren Blut vom Hohenpriester als Sühneopfer für die Sünde ins Allerheiligste gebracht wird, müssen außerhalb des Lagers verbrannt werden.

 

12 Deshalb hat auch Jesus, um das Volk durch sein eigenes Blut von der Sünde zu reinigen, außerhalb des Stadttores den Tod erlitten. 13 Darum lasst uns zu ihm aus dem jüdischen Lager hinausgehen und seine Schmach auf uns nehmen. 14 Denn wir haben hier keine bleibende Wohnstätte, sondern suchen die, welche in der Zukunft für uns bestimmt ist.

 

15 So wollen wir durch Jesus täglich ein Lobopfer unserem Gott auf den Altar legen; dieses Opfer besteht in der geistigen Frucht, die von den Lippen derer fällt, die den Namen Gottes preisen.

 

16 Vergesset nicht, andern wohl zu tun und sie an euren Gütern teilnehmen zu lassen; denn an solchen Opfern hat Gott Wohlgefallen. Gehorchet euren Führern und füget euch ihrer Leitung;

 

17 denn sie haben über eure Seelen zu wachen und einst Rechenschaft über euch abzulegen. Mögen sie das dann mit Freuden tun können und nicht mit Seufzern; denn letzteres wäre euch nicht zum Heile.

 

18 Betet auch für uns! Wir sind nämlich überzeugt, ein gutes Gewissen zu besitzen, da wir bestrebt sind, in allen Punkten ein Gott wohlgefälliges Leben zu führen. 19 Um so dringender ist meine Bitte um euer Gebet, damit ich um so schneller euch wiedergeschenkt werde.

 

20 Der Gott des Friedens, der unsern Herrn Jesus Christus aus dem Reich der geistig Toten herauf geführt hat - jenen großen Hirten, der mit seinem Blute für alle Zukunft eine neue Heilsordnung begründete -

 

21 dieser Gott möge euch mit jeder guten Gabe ausrüsten, damit ihr imstande seid, Seinen Willen zu erfüllen. Er möge in uns allen durch Jesus Christus das zur Ausführung bringen, was in Seinen Augen wohlgefällig ist. Ihm sei die Ehre für alle Zukunft! Amen.

 

22 Ich bitte euch, liebe Brüder, diese Worte der Ermahnung ruhig hinnehmen zu wollen. Sie bilden ja auch nur einen ganz kurzen Teil meines Briefes an euch.

 

23 Ich möchte euch noch mitteilen, dass unser Bruder Timotheus wieder in Freiheit gesetzt worden ist. Sobald er kommt, werde ich mit ihm zusammen euch besuchen.

 

24 Grüßet alle eure Führer und alle Gottestreuen. Es grüßen euch die Christen aus Italien.

 

25 Die Gnade sei mit euch allen! Amen.

 

rodiehr  Aug. 2012
 


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