ZEITSCHRIFT FÜR PSYCHOBIOPHYSIK UND INTERDIMENSIONALE KOMMUNIKATIONS-SYSTEME
Auszug aus Heft: Vol. III, No. 3, 1997

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Semantische Gravitation
Eine verborgene Kraft des Universums?
M.T. 

Dipl.-Volkswirt M.T., Jahrgang 1966, ist deutscher Staatsangehöriger türkischer Abstam­mung. Er studierte an der Universität Tübingen und arbeitet derzeit freiberuflich in der pädagogischen Schülerförderung. Sein nebenberufliches Interesse galt schon früh den interdisziplinär verstandenen Grenzwissenschaften, in die er als Amateur einen Teil seiner Zeit investiert.

Das von Herrn T. dankenswerterweise vorgelegte Manuskript entstand auf der Basis der semantischen Ausdeutung von Korrespondenzen zwischen den Namen bekannter Persönlichkeiten und ihrer Tätigkeit. Abhängig von den jeweiligen Voraussetzungen lassen sich derartige Zusammenhänge als willkürlich konstruiert, als Zufälle oder Synchronizitäten, oder aber als Folge einer tiefer liegenden 'Anziehungskraft des Bezüglichen' deuten, die der Autor in erweiterter Form unter dem Neologismus 'semantische Gravitation' vorstellt.

Aus Platzgründen wurden von den im Originalbeitrag enthaltenen vierzig Korrespondenzen der Namen und Tätigkeiten nur acht übernommen. Interessierte Leser können die vollständige Liste dieser Beispiele von der Redaktion anfordern. 

Zusammenfassung 
Modelle sind eine lediglich bildhafte Darstellung der Realität. Sie repräsentieren eine temporäre Wahrheit, die revidiert werden kann, wenn tiefer gehende Erkenntnisse gewonnen werden. Das Paradigma des Reduktionismus scheint in zunehmendem Maße eine Revision durch holistische Theorien zu erfahren. Das Phänomen der 'semantischen Gravitation' könnte einen weiteren Baustein zu einer neuen anthropischen Physik darstellen.

Der Nutzen dieser Hypothese sollte in erster Linie in der Erlangung eines transzendenten Gegenwartsbezugs, einer abstrakteren Sichtweise der Realität und demzufolge einer Bewusstseinserweiterung zu sehen sein. Weiterhin könnte sie den interkulturellen Dialog fördern, da sie kein kulturspezifisches Phänomen zu sein scheint. In der vorliegenden Arbeit werden keine wissenschaftlichen Beweise geliefert, und viele Fragen bleiben offen.

Manche Physiker sind der Ansicht, daß jegliche Materie nichts weiter als eine Manifestation aus einem einheitlichen Quantenfeld darstellt, (vgl. Peat, S.94). Geistige und materielle Muster, die als Synchronizitäten wahrgenommen werden, können aus einer einzigen Aktion hervorgehen.

Das holistische Phänomen des Hervortretens von Mustern aus vormals chaotischen Anordnungen ist ein Forschungsgebiet, mit dem sich unter anderen Ilja Prigogine befasste. Alle Beispiele setzen das Vorhandensein einer logischen Überordnung im Verhältnis zu den physikalischen Dimensionen von Raum und Zeit voraus.

Die These der semantischen Gravitation könnte ein diskussionswürdiger Ansatz zur Erklärung gewisser Phänomene sein, die innerhalb der Begrifflichkeit der Kausalität nur schwer zu erklären sind. 

Einleitung
Die wissenschaftliche Debatte über die Existenz paranormaler Phänomene ist noch nicht als abgeschlossen zu betrachten. Zahlreiche Versuche, ihre Existenz oder Nicht-Existenz allgemeingültig zu beweisen, lieferten Ergebnisse, die sowohl für die Befürworter als auch für die Skeptiker lediglich eine Interpretationsbasis darstellen.

Ziel dieser Arbeit ist es, nach kurzer Darlegung der Begriffe Synchronizität und Präkognition und einem Abschnitt analytischer Kasuistik eine Erweiterung der phänomenologischen Terminologie sowie eine neue Erklärungsgrundlage für zumindest einen Teilbereich synchronistischer Ereignisse zu präsentieren.

Synchronizität
Nach C. G. Jung sind Synchronizitäten akausale, durch einen gemeinsamen Sinn verbundene gleichzeitige Vorgänge in Natur und Psyche, (vgl. Peat, S.7). Jung führte als Beispiel einen Tag an, an dem es Fisch zum Mittagessen gibt. Jemand erinnert ihn beiläufig an den Brauch des Aprilfisches. Nachmittags zeigt ihm eine frühere Patientin eindrucksvolle Fischbilder, abends wird ihm eine Stickerei mit fischartigen Meeresungeheuern vorgelegt.

Am darauf folgenden Tag erzählt ihm eine frühere Patientin von einem Traum, in dem sie einen großen Fisch erblickt, während Jung mit einer Untersuchung über das historische Fischsymbol beschäftigt ist, (vgl. Jung, S.14).

Als weitere sinnverknüpfte Koinzidenz, deren zufällige Entstehung mit einer hohen Unwahrscheinlichkeit verbunden wäre, nennt Jung einen Fall, in dem eine junge Patientin in der entscheidenden Phase ihrer Behandlung einen Traum hat, in dem sie einen Skarabäus als Geschenk erhält. Plötzlich hört Jung hinter sich eine Art Klopfgeräusch, er öffnet das Fenster und sieht, wie ein Rosenkäfer, der nächste europäische Verwandte des Skarabäus, ins Zimmer herein fliegt.

In solchen Zusammenhängen werden terminologische Abgrenzungsschwierigkeiten zu anderen Phänomenen deutlich. Sollte es sich um akausale Synchronizitäten handeln, wäre jeder kausale Erklärungsansatz von vorn herein ausgeschlossen. Es könnte sich aber bei einigen Koinzidenzen auch um Fälle präkognitiven Träumens handeln, was eine durchgehende Akausalität in Frage stellen würde. 

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Das Jung-Pauli-Modell 
C. G. Jung arbeitete mit Unterstützung von W. Pauli ein erweitertes kreuzförmiges Dimensionsmodell aus. Darin steht auf der Vertikalen das 'Raum-Zeit-Kontinuum' der 'Unzerstörbaren Energie' gegenüber, auf der Horizontalen wird die konstante Ursache-Wirkungs-'Kausalität' durch die inkonstante sinntragende 'Synchronizität' ergänzt:

  Energie  

Kausalität

--┼--

Synchronizität

  Raumzeit  

Eine kausale Erklärung der Synchronizität erscheint nach Jung ausgeschlossen. Paul Kammerer war der Auffassung, das Häufungen bzw. Zufallsserien zwar der Wirkung einer gemeinsamen Ursache entrückt, also akausal, aber dennoch der Ausdruck eines inneren Beharrungsvermögens, seien. Jung meinte dazu, Kammerer widerspreche sich selbst. 

Präkognition 
Präkognition wird als Fähigkeit definiert, zukünftige Ereignisse wahrzunehmen. Dies kann in verschiedenen Bewusstseinszuständen auftreten. Während zukunftsbezogene Träume in weiten Teilen der Bevölkerung auftreten dürften, ist Präkognition im Wachzustand eine Fähigkeit, die nur wenige so genannte Medien zu besitzen behaupten.

Auch hier ist die terminologische Abgrenzung zu anderen Phänomenen, wie etwa Telepathie oder Psychokinese nicht immer eindeutig zu treffen. So lässt sich die Präkognition eines zukünftigen Abstimmungsergebnisses auch als gegenwartsbezogene Telepathie deuten, (vgl. Pavese-Würmli, S.54), und die Präkognition einer Zahlenkombination einer zu einem späteren Zeitpunkt geworfenen Gruppe von Würfeln könnte als Psychokinese interpretiert werden. 

Semantisch signifikante Namen - Analyse und Interpretation 
Die Jungsche Idee der Synchronizität und die theoretische Möglichkeit, dass gegenwärtige Ereignisse aus der Zukunft bedingt sein könnten, waren die Grundlage für Versuche, in Lexika und etymologischen Wörterbüchern Beispiele bedeutungsvoller Verknüpfungen zu entdecken, die nicht 'auf den ersten Blick' erkennbar sind.

Dabei ergaben sich Zusammenhänge, die möglicherweise mit den üblichen Begriffen Synchronizität oder Präkognition nicht hinreichend beschrieben werden. Es handelt sich um semantische Bezüge zwischen Namen und Werken von Personen, die wegen ihrer kulturellen Bedeutung nicht nur der Fachwelt sondern auch einem breiteren Publikum bekannt sind. Einige Beispiele mögen die Methode erläutern:

Martin Luther (1483-1546) war ein deutscher Reformator. Vor seiner Übersetzung der Bibel gab es kein Werk, das eine so umfassende Verbreitung über das gesamte deutsche Sprachgebiet und in allen Ständen, bei allen 'Leuten' gefunden hatte. Das Wort 'Luther' steht im Buch der Namenskunde für 'Leute'.

André Marie Ampere (1775-1836), französische Mathematiker und Physiker, entdeckte die magnetische Wechselwirkung zwischen stromdurchflossenen Leitern. Die Einheit der Stärke des elektrischen Stroms wurde nach ihm benannt. Der Französische Ausdruck 'amplification' steht für 'Verstärkung'.

Robert Koch (1843-1910) gilt als Begründer der modernen Bakteriologie. Mikroorganismen können durch 'Kochen' abgetötet werden.

Alexander Graham Bell (1847-1922) entwickelte in den USA das Telefon. Der englische Begriff 'bell' bedeutet 'Klingel'.

Heinrich Hertz (1857-1894) gelang die Erzeugung und der Nachweis elektromagnetischer Wellen. Die nach ihm benannte Maßeinheit der Frequenz steht für die Anzahl periodischer Schwingungen in der Sekunde. Tierische und menschliche Herzen arbeiten annähernd periodisch mit einer bestimmten 'Herzfrequenz'.

Max Weber (1864-1920) gehört zu den Mitbegründern der deutschen Soziologie. Den Schwerpunkt seiner Werke bilden Studien zum Verhältnis von Religion, Gesellschaft und Wirtschaft. Die Tätigkeit des 'Webers' ist als 'Herstellen textiler Flächengebilde nach den Regeln der Bindungslehre' definiert.

Albert Einstein (1879-1955) wurde durch seine Arbeiten zu den naturwissenschaftlichen und philosophischen Grundlagen der Physik und durch die Relativitätstheorien zu einem der bedeutendsten Physiker des 20. Jhdts.

Die universalwissenschaftlichen Bestrebungen der vergangenen Jahrhunderte galten unter anderem der Suche nach einem Stein der Weisen, der die Verwandlung unedler Stoffe in Edelmetalle bewirken sollte, aber auch als Symbol der spirituellen Transformation gedeutet wird.

Erich von Däniken (*1935) schrieb sehr erfolgreiche, von der wissenschaftlichen Fachwelt nicht immer anerkannte Bücher über Zeugnisse vom Besuch der Erde durch außerirdische intelligente Wesen. Er selbst benutzte vor kurzem in einem Vortrag den Begriff 'kleine grüne Männeken'.

Zufall oder bedeutungsvolle Verknüpfungen als Erklärungsgrundlage 
Aus einem skeptischen Blickwinkel könnte man die Auswahl der Namen als willkürlich und die semantischen Verknüpfungen als zufällig bezeichnen. Vielleicht wäre es sogar möglich, anhand jedes beliebigen Namens einen Zusammenhang mit dem Beruf 'an den Haaren herbeizuziehen'.

Damit würden die nachfolgenden Überlegungen hinfällig. Gegen den ersten Teil des Einwandes steht das Argument, dass eine größere Anzahl von Zeitgenossen sicherlich den Werken der Genannten eine hohe Bedeutung beimessen würde. Gegen den Einwand zufälliger Zusammenhänge lassen sich zwar keine wissenschaftlichen Beweise wohl aber einige Indizien anführen.

Die Vermutung, dass Namen eine Aussagekraft besitzen, die über eine reine Zufälligkeit hinausweist, ist nicht neu. Schon Wolfgang von Goethe war der Auffassung, Namen seien nicht bloß ein Mantel sondern ein maßgeschneidertes Kleid. In anderem Zusammenhang meinte der Autor Wilhelm von Scholz, es gäbe Anzeichen für eine 'Anziehungskraft des Bezüglichen', (vgl. Jung, S.19 f). Geht man von Nichtzufälligkeit aus und setzt die Existenz tiefenontologischer Wirkungsprinzipien voraus, so ergeben sich mehrere Interpretationsvarianten.

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Man könnte beispielsweise, ohne das Paradigma der linear in die Zukunft fortschreitenden Zeit zu verletzen, eine bewusste Wahrnehmung des eigenen Namens als Handlungsmotiv annehmen. Wilhelm Steckel glaubt, daß es eine 'Verpflichtung des Namens' gibt, eine Suggestivwirkung, die etwa einen Herrn Adler mit dem Willen zur Macht verbindet und einen Herrn Jung mit der Idee der Wiedergeburt (vgl. Jung, S.16).

Dennoch erscheint diese These unzureichend, um die oben angedeuteten Zusammenhänge zu erklären. Sie käme etwa der Behauptung gleich, das Anfertigen der Fotografie einer Straßenlaterne sei ursächlich für ihr Leuchten. Auch wäre bei einigen Beispielen zu beachten, dass sich eine Beziehung zwischen Name und Werk erst durch Variation eines Buchstabens ergibt.

Wie hätte beispielsweise Heinrich Hertz aus seinem Namen schließen können, dass er sich mit Physik befassen und die elektromagnetischen Wellen entdecken würde, die durch ihre Periodizität eine gewisse Analogie mit dem Pulsieren des Herzens aufweisen. Die raumzeitliche Begrenzung menschlicher Wahrnehmung und das beschränkte kognitive Potential des menschlichen Bewusstseins dürften eine solche Erklärung verhindern.

Allenfalls ließe sich noch von einer unbewussten Mehrleistung sprechen. Es ist eher anzunehmen, dass es die Namen sind, die aus den Tätigkeiten 'resultieren' und nicht umgekehrt, was allerdings mit dem linearen Zeitparadigma nicht im Einklang steht.

Die Werke der ausgewählten Personen weisen einen hohen Bedeutungsgehalt auf. Einige von ihnen wurden mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Die Semantizität der Theorien dieser Personen liegt auf einer tieferen Schicht als die Kausalität.

Da sie die materielle Ebene transzendiert, unterliegt sie keinen raumzeitlichen Beschränkungen und vermag in der Vergangenheit die semantisch nahe stehenden Vorfahren der Personen und die zur Namensbildung beitragenden Ereignisse zu beeinflussen.

Nach der Ankunft der - noch zu definierenden - 'semantischen Gravitationswellen' beim Empfänger wird die Bedeutung ohne Beeinträchtigung der Kausalität realisiert. Mit zunehmender Semantizität wären transkausale semantische Verknüpfungen zu erwarten, das heißt die Vergangenheit würde in gewissem Maße von der Zukunft beeinflusst.

Im deutschen Sprachraum nahm die Verbreitung zusätzlicher Namen zum Taufnamen nach dem Jahr 1100 zu. Die Sitte scheint aus dem Süden gekommen zu sein, da solche Namen mit der Entstehung größerer Städte notwendig wurden und in Venedig und Mailand im 9. und in Florenz im 10. Jh. entstanden, (vgl. Gottschalk, S.74).

Die weitere Entwicklung erstreckte sich an verschiedenen Orten zu verschiedenen Zeiten über Jahrhunderte hinweg. Aus den Geburtsdaten lässt sich eine Zunahme der semantisch signifikanten Namen und eine starke Häufung in der 2. Hälfte des 19. Jhdts. entnehmen. Dies kann auf einen Beobachtungseffekt zurückzuführen sein, aber auch auf die Vielzahl damaliger wissenschaftlicher Entdeckungen hinweisen.

Historisch gesehen, verdanken die Namen ihre Entstehung sicher vielfachen äußeren Ursachen innerhalb eines bestimmten Ereignisumfeldes und den Entscheidungen einer 'autonomen Psyche'. Wenn sie sich aber zuweilen als 'Relikte' aus einer fernen Zukunft erweisen und auf Ereignisse Bezug nehmen, die erst mehrere Jahrhunderte später eintreten, wäre die vermeintlich stärkste autonome Dynamik unseres Selbst, unser Denken und Handeln, auf einer transzendenten Ebene beeinflussbar.

Hier stellt sich die Frage nach den zugrunde liegenden, eventuell mathematisch formulierbaren Wirkungsprinzipien: sind sie transkausal naturgesetzlich oder als verschlüsselte Botschaft einer transzendenten Intelligenz zu werten?

Wenn das Phänomen der Namen mit semantischem Bezug häufig bei Personen aufzutreten scheint, die einen neuen Wissenszweig begründeten, könnten auch die Aussagen von klinisch Toten interessant sein, die, einer Studie von Raymond Moody zufolge, nach der Wiederbelebung von einer Ermutigung zum vermehrten Streben nach Wissen sprachen.

Schließlich ist es vorstellbar, dass keiner der beiden 'Bedeutungsinhalte' den anderen beeinflusst hat, mit anderen Worten, es liegen selbstreferentielle Synchronizitäten vor, die tatsächlich akausal im Sinne von C. G. Jung sind und sich völlig einer Modellierung in Form von 'Wirkungsketten' - und damit dem menschlichen Verständnis - entziehen.

In der Tat treten bei der Beschreibung dieses Phänomens Probleme auf, die dem Wesen der menschlichen Sprache innewohnen. Die Worte 'Ursache' und 'Wirkung' implizieren ein Denken in linearen zeitlichen Abläufen, das im Vokabular und in der Struktur vieler Sprachen enthalten ist. Der grammatikalische Aufbau nach dem 'Wer-Was-Wem-Prinzip' impliziert lineares Denken. Demzufolge kann auch eine Aussage, wie 'Namen sind Relikte aus der Zukunft' nicht mehr als eine Hilfskonstruktion sein.

Anstelle der Bezeichnung 'akausal' ist der Begriff 'transkausal' vorzuziehen. Der Prozess menschlicher Erkenntnis könnte dann eher im Sinn eines medialen Aktes interpretiert werden, als eine Art 'Wiedergewinnen der Erinnerung' oder als 'in Resonanz treten' der individuellen Mikropsyche und der holistischen Makropsyche.

Sowohl das Ereignisumfeld während der Namensentstehung der semantisch nahe stehenden aber zeitlich weit entfernten Personen als auch das Ereignisumfeld der die Tätigkeit ausübenden Person richten sich auf die Semantizität des 'zu erinnernden' Themas aus.

In der semantischen Analyse wird eine Brücke zum Tätigkeitsgebiet der Person konstruiert, dazu werden Silben getrennt und ergänzt, Buchstaben variiert und zugefügt. Eine solche syntaktisch-semantische Entschlüsselung kann naturgemäß als subjektiver Interpretationsversuch gedeutet werden.

Sind die Ergebnisse wirklich nichts mehr als eine Folge zielorientierten Wunschdenkens? Nun ist aber bekannt, dass eine Art 'semantischer Verschlüsselung' auch bei ASW-Phänomenen, wie Telepathie, oder in Träumen auftritt. In einem 1928 durchgeführten Telepathie-Experiment mit zwei Medien in Boston (USA) und Cambridge (GB) teilte das eine Medium u.a. die Botschaft mit: viele Gehirne - 1492, das andere Medium: zwei Köpfe - Kolumbus ist auf dem blauen Ozean gefahren' (vgl. Pavese-Würmli, S. 83f). Auch die Botschaften 'gewöhnlicher' Träume (nicht nur mit vermeintlichem ASW-Charakter) sind häufig symbolisch und bedürfen der Interpretation.

Das Phänomen könnte schließlich auch der Ausdruck eines 'Retrovalenz-Prinzips' sein, das darauf hinweist, dass zukunftsbezogene Aussagen erst als solche erkannt werden können, wenn das Ereignis in der Zukunft eingetreten ist.

'Prophezeiungen' als eindeutige Aussagen über ein Ereignis, das zu einem zukünftigen Zeitpunkt eintreten wird, können von 'zeittranszendenten Aussagen' unterschieden werden, die sich zwar auf ein zukünftiges Ereignis beziehen, deren Entschlüsselung aber erst erfolgen kann, nachdem das Ereignis in der Zukunft stattgefunden hat.

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Medial induzierte Psychodynamik und semantische Gravitation als transzendente Wirkungsprinzipien
Die Parapsychologie befasst sich unter anderem mit der außersinnlichen Wahrnehmung (ASW). Da sich extrasensorische Einflüsse nicht auf die Wahrnehmung als solche beschränken, sondern auch über unbewusste Kanäle das Denken und Handeln beeinflussen können, wird der Begriff 'medial induzierte Psychodynamik' vorgeschlagen.

Der Prozess der Namengebung weist Parallelen zum Vorgang des Träumens auf, insoweit als in beiden Fällen ein Zukunftsbezug vorliegen kann. Nicht jeder Traum ist zukunftsbezogen. In der Regel handelt es sich um die Verarbeitung vergangener Ereignisse. Wenn zukünftige Ereignisse vorweg geträumt werden, beziehen sie sich häufig auf etwas Bedeutungsvolles.

Die Entstehung der Familiennamen dürfte in den meisten Fällen gegenwartsbezogen sein. Weist aber der Name auf Ereignisse in der Zukunft hin, so ist er bedeutungsvoll. Eine weitere Parallelität besteht darin, dass - obwohl unterschiedliche Bewusstseinszustände zugrunde liegen - zukunftsbezogene Träume und Namen 'verschlüsselt' sein können. Es wird ausdrücklich betont, dass aus dem Namen einer Person - ebenso wie aus ihrer Traumsymbolik - keine eindeutigen Rückschlüsse auf die Person gemacht werden sollten.

An dieser Stelle sei der Begriff 'semantische Gravitation' vorgestellt. Die Physik verwendet Gravitation zur Bezeichnung einer Anziehungskraft, die nach dem von Newton aufgestellten Gesetz mit zunehmender Masse und abnehmender Distanz zweier Körper zunimmt.

Analog dazu scheint die semantische Gravitation in dem Maße zuzunehmen, in dem der Bedeutungsgehalt eines Ereignisses zunimmt und die raumzeitliche Distanz abnimmt, so dass es zu transkausalen Verknüpfungen kommen kann, die über der Zufallswahrscheinlichkeit liegen. Ähnlich wie Eisenspäne sich in einem magnetischen Feld entlang der Feldlinien ausrichten, scheinen sich bedeutungsvolle Ereignisse, (Vorfahrenschaft, Bekanntschaft) semantisch 'auszurichten'.

Im Sinne von Aristoteles könnte man ein Prinzip der 'semantisch signifikanten Namen' als Formursache, sowie die Prinzipen der 'medial induzierten Psychodynamik' und der 'semantischen Gravitation' als Wirkursache einführen.

Dabei wäre davon auszugehen, dass zwar die Zeit aus individueller Sicht als kontinuierliches Durchschreiten von Zeitpunkten anzusehen ist, die jeweils als Gegenwart wahrgenommen werden, dass aber verschiedene Zeitpunkte aus einer transzendenten Perspektive nur verschiedene Blickwinkel darstellen. Entgegen den üblichen Ursache-Wirkungs-Verknüpfungen kann also die semantische Gravitation auch vergangenheitsbezogen wirken.

Allgemein und aufgrund persönlicher Erfahrungen scheint Präkognition insbesondere vor zeitlich nahe liegenden und inhaltlich bedeutungsvollen Ereignissen stattzufinden. Arthur Mindel versuchte, den synchronistischen Ereignissen ein Profil zu geben, (vgl. Peat, S.37). Er schloss, dass sie vorwiegend bei Ausbrüchen mentaler Energie auftreten (Geburt, Tod, Liebe, Berufswechsel).

Die unterschiedliche Charakteristik der Ereignisse lässt sich unter dem neutraleren Begriff Semantizität einordnen, wobei hohe Semantizität einem hohen Bedeutungsgehalt entspricht.

Die menschliche Psyche weist in einigen Punkten Ähnlichkeiten zu den heutigen Computern auf. Sie verfügt über ein Kurzzeitgedächtnis, (in gewisser Weise vergleichbar mit dem Random Access Memory - RAM), und ein Langzeitgedächtnis, (vergleichbar der Festplatte). Es gibt aber auch deutliche Unterschiede. Nach dem Linguisten Noam Chomsky ist die Tiefenstruktur des Geistes nicht linguistisch sondern semantisch aufgebaut, (vgl. Cohen, S.276).

Die Fähigkeit der Assoziationsbildung besteht im Auffinden semantisch nahe stehender Begriffe. Dies kann als innere Wirkung der semantischen Gravitation verstanden werden. Daraus wiederum lässt sich folgern, dass sie Ausdruck eines externen, umfassenderen Bewusstseins ist, oder daß die Natur eine 'assoziative' Natur ist.

Die These der Existenz eines allumfassenden Bewusstseins ist nicht neu. Psychologen wie C. G. Jung oder Philosophen wie Hegel beriefen sich auf sie, wenn sie vom kollektiven Unbewussten oder vom Zeitgeist sprachen. Beiden Anschauungen ist das Paradigma der linear in die Zukunft fortschreitenden Zeit gemein.

Während bei Jung die archetypischen 'Urbilder' der Vergangenheit auf die Individuen einwirken, werden sie bei Hegel vom 'Zeitgeist' - vom Denken der Gegenwart - beeinflusst. Das Phänomen der semantischen Gravitation kann einen Baustein zur Erweiterung der genannten Thesen darstellen, indem eine die Raumzeit transzendierende Wirkung auch die Vergangenheit mitzubestimmen vermag.

Platons Höhlengleichnis könnte als metaphorische Darstellung dieses Phänomens interpretiert werden, (vgl. z.B. Moody, Nachgedanken, S.145ff). Die angeketteten Höhlenbewohner sehen nur ihre eigenen Schatten und die Schattenbilder der vor der Höhle von anderen Menschen getragenen Gegenstände, die auf der Innenwand von einem äußeren Licht entworfen werden.

Könnten nicht die Gegenstände, die die Menschen des Gleichnisses tragen, hier als Bedeutungsgehalt menschlicher Tätigkeiten und die Namen als deren 'semantische Schatten' interpretiert werden? Und könnte die einseitige Sicht der angeketteten Menschen als die Fähigkeit angesehen werden, sich nur an die Vergangenheit zu erinnern und nicht an die Zukunft?

Dann wäre die Lichtquelle, die sich hinter ihnen befindet, als eine Lichtquelle aus der Zukunft zu deuten, die die Umrisse von Gegenständen und Ereignissen in einer Zeit als Schatten in eine weit zurückliegende Vergangenheit projiziert. Die Namen der Personen wären tatsächlich die 'semantischen Schatten' der 'semantischen Umrisse' ihrer Persönlichkeit, entworfen von einer 'transzendenten Lichtquelle'.

Die oben angeführten Namenbeispiele stammen überwiegend aus dem angelsächsischen und deutschen Sprachraum. Dies könnte bedeuten, dass das Phänomen der semantischen Verknüpfungen nicht kulturell gebunden ist. Zur Abklärung wäre zu prüfen, ob es auch in außereuropäischen oder gar in eventuellen außerirdischen Kulturen auftritt.

Im übrigen scheint semantische Gravitation nicht nur auf die Bildung von Personennamen beschränkt zu sein, sondern in vielschichtiger Weise zu wirken. Namen wären dann nur ein kleiner Ausschnitt. Nachweise in anderen Wirkungsbereichen wären schwieriger aufzufinden und kaum aufgrund von schriftlich fixiertem Quellenmaterial zu erschließen. 

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Semantische Gravitation, Synchronizität und Zeitgeist
C. G. Jung wandte das Prinzip der Synchronizität auf weite Gebiete an. Obwohl, wie eingangs bemerkt, eine eindeutige Klassifizierung der Phänomene nicht ohne weiteres durchführbar ist, kann zumindest ein Teil der Fälle spontaner Synchronizitäten als Ausdruck semantischer Gravitation und medial induzierter Psychodynamik interpretiert werden.

Der Begriff 'Zeitgeist' des deutschen Philosophen Gottfried Wilhelm Hegel beschreibt eine vorübergehende Manifestation des Weltgeistes. Das zeitnahe Auftreten von Ereignissen, denen eine ähnliche Denkstruktur zugrundeliegt, kann als semantische Gravitation gedeutet werden.

Der Impressionismus beispielsweise, der um die Jahrhundertwende aufkam, behandelte Licht als reine Kraft, die in ihre elementaren Bestandteile der Empfindung zerlegbar ist. Eine logische Konsequenz dieser Anschauung war der Pointillismus, (vgl. Peat, S,42). Einige Jahre später wurden in der Physik äquivalente Gesetze formuliert, nämlich die Quantentheorie des Lichts und der Materie von Planck und Einstein.

In ähnlicher Weise könnten 'semantische Parallelen' zwischen der Atonalität oder Alleatorik moderner Musik und den Erkenntnissen der modernen Naturwissenschaften gezogen werden. Gleiche Bedeutungsgehalte manifestieren sich in verschiedenen Ausdrucksformen. Ist in diesem Sinne die künstlerische Inspiration als Empfangen 'semantischer Gravitationswellen' anzusehen? Oder sind künstlerische Tätigkeit und wissenschaftliche Erkenntnisse nur unterschiedliche Formen des 'Erinnerns'? 

Semantizität im Energiekontinuum. 
Energie und Materie, zusammengefasst als 'Energiematerie', sind Zustände, die unter Wahrung des Energieerhaltungssatzes ineinander übergeführt werden können. Eine Energiematerie-Konstellation der Gegenwart ist die Folge kausaler Naturgesetze einer früheren Konstellation.

Wie ist es möglich, dass ein Sachverhalt der Gegenwart von einem Sachverhalt aus der Zukunft beeinflusst wird? Das Tippen eines Namens auf der Schreibmaschine kann zur Veranschaulichung dienen. Das Aufwenden von kinetischer Energie führte dazu, dass die Tinte vom Farbband auf ein Papierblatt transportiert wurde.

Somit ist der gedruckte Buchstabe als Energiematerie-Konstellation der Gegenwart eine kausal erklärbare Folge der Konstellation der Vergangenheit. Der Bedeutungsgehalt der Konstellation der Farbe transzendiert aber ihre Materialität und kann sehr wohl aus der Zukunft bestimmt sein. Unter Wahrung des Energieerhaltungssatzes transzendiert die Semantizität die Energiematerie. 

Semantische Gravitation und die Spiritismus-Animismus-Kontroverse
In der Spiristismus-Animismus-Kontroverse lässt sich der Begriff 'semantische Gravitation' für beide Denkrichtungen einsetzen und sollte keine der beiden tendenziell ausschließen. Das Phänomen kann ebenso aus einem kollektiven Unbewussten hervorgehen wie von autonomen 'Geistern' oder von einem persönlichen 'Überbewusstsein' hervorgerufen werden.

Die Fähigkeit zum Lernen, die Fähigkeit zur Assoziation und das Gedächtnis sind Elemente, die der individuellen menschlichen Psyche zugeordnet werden. Sind diese Elemente auch auf einer überindividuellen Ebene vorhanden? Während Rupert Sheldrake die These eines überindividuellen Lernens vertritt, und C. G. Jung von einem kollektiven Gedächtnis ausgeht, könnte das Phänomen der semantischen Gravitation als kosmische Assoziationsfähigkeit und somit als ein weiterer Baustein zur These eines kosmischen Bewußtseins anzusehen sein. 

Die Stochastizität im logischen Schichtenmodell 
Jung definierte Synchronizität als akausale Verknüpfung sinnverwandter Zusammenhänge. In Anlehnung an diese Definition wird Stochastizität hier als die multivalente Verknüpfung sinnverwandter Zusammenhänge definiert.

Ein logisches Schichtenmodell kann zu einem erweiterten Verständnis der semantischen Gravitation beitragen. Das Feld der Semantizität ist durch den schmalen Bereich der Stochastizität vom Feld der Kausalität getrennt, und der vermeintliche Zufall erscheint als Schnittstelle zwischen kausaler Raumzeit und Semantizität. Diese Überlegung bezieht sich nicht auf oberflächliche Zufälligkeiten, hinter denen sich in Wirklichkeit eine kausale Verknüpfung verbirgt, wie z.B. bei einfachen Zufallsgeneratoren.

Echte Stochastizität liegt beispielsweise beim Zerfall radioaktiver Isotope vor, bei dem nicht bestimmt ist, welches Atom zu welchem Zeitpunkt zerfällt. Stochastizität ist als Grenzfall der Kausalität anzusehen. Eine kausale 'Umschreibung' kann in Form statistischer oder probabilistischer Verteilungsfunktionen formuliert werden.

Die zusätzliche logische Schicht in Form der Stochastizität, die im Jung-Pauli-Modell fehlt, scheint erforderlich, um atomphysikalische Phänomene, wie beispielsweise die Aufenthaltswahrscheinlichkeitsbereiche von Elektronen im Atommodell und andere Grenzfälle von Dinglichkeit und Nicht-Dinglichkeit zu erfassen.

In dem Maße, wie die Willensfreiheit des Geistes als 'unabhängige Variable' des Bewußtseins angesehen werden kann, stellt Stochastizität die 'unabhängige Variable' der ansonsten von Naturgesetzen bestimmten materiellen Realität dar. Interaktion zwischen Bewusstsein und Realität kann auf der Grundlage dieser 'unabhängigen Variablen' stattfinden.

Nach C. G. Jung wurzelt jegliche Form von Bewusstsein in einem psychoiden Urgrund, der 'älter' ist als die Unterscheidung von Geist und Materie, (vgl. Peat, S.22). Für Sir John Eccles ist der Wille die Fähigkeit des Selbst, den Neokortex durch eine erhöhte Wahrscheinlichkeit der Exozytose an den präsynaptischen Vesikelgittern zu aktivieren, (vgl. Eccles, S.248). 

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Literatur 


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