ZEITSCHRIFT FÜR PSYCHOBIOPHYSIK UND INTERDIMENSIONALE KOMMUNIKATIONS-SYSTEME
Auszug aus Heft: Vol. I, No. 4, 1992

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Subjektive Empfindungen von Heilern
Dr. M.  Allan Cooperstein, USA

 

Summary 
This paper summarizes my research describing the experiences of healers during healing attempts. In it, the prototype of a system is presented that classifies healers and illustrates differences between them.

For the sake of clarity, when I refer to healers or healing, I will be designating all individuals who attempt to influence beneficially the physiology of living organisms by using non-physical and non-traditional or unorthodox, methods - at least by Western cultural standards.

Gegenstand und Begründung der Untersuchung
Studien anormaler Heilwirkungen sind seit den 60er Jahren in parapsychologischen Fachzeitschriften publiziert wurden, jedoch wurden die mentalen Prozesse der beteiligten Heiler praktisch nicht beachtet. Die von ihnen verfaßten Bücher und Artikel waren zumeist ein Gemisch aus Berichten und einem Jargon, der esoterische Begriffe und Konzepte, wie 'geistige Führung', 'Übertragung von Energien', 'Aura', 'Ätherkörper' und 'Verschmelzung' enthielt. Diese Ausdrücke waren wissenschaftlich nutzlos.

Wegen des Informationsmangels über de Psychologie von Heilern wählte ich dieses Thema für meine Dissertation (Cooperstein 1990). 

Meine erste Frage bezog sich auf die Erfahrungen der Heiler während ihrer Heilungsversuche, die zweite betraf die Existenz eventueller gemeinsamer grundlegender Prozesse zwischen unterschiedlichen Typen von Heilern. Die Antworten auf diese Fragen sollten klären, wie die Heiler arbeiten und durch ihre Klassifizierung der weiteren Forschung dienen. 

Die Bezeichnungen, die von Heilern und Nichtheilern benutzt werden, um verschiedene Arten von Heilung zu kennzeichnen, umfassen z.B. 'psychische' Heilung, geistige (mentale) Heilung, Auflegen der Hände, schamanische Heilung, Gebetsheilung, 'magnetische' Heilung, mystische Heilung, Heilung mit Hilfe von Geistern, Reiki, Polaritätsheilung, Fernheilung und spirituelle Heilung.

Einige Heiler behaupten als Quellen oder 'Kanäle' zur Übertragung vermuteter heilender 'Energien`zu agieren. Einige diagnostizieren Krankheiten oder verschreiben Heilmittel durch göttliche (oder 'innere') Führung. Andere inkorporieren 'Geistwesen' oder entkörperte Wesen zum Empfang von Information, die zur Heilung benutzt werden kann, oder sie werden bei der Durchführung tatsächlicher oder simulierter chirurgischer Praktiken über die 'Aura' oder den 'Ätherkörper' geführt ('besessen') von 'spirituellen Ärzten'.

Einige behaupten eine mystische 'Einstimmung' oder 'Verschmelzung' mit dem zu Heilenden oder die Existenz einer göttlichen Quelle heilender Kräfte. Dies alles ist eine verwirrende Anhäufung von Begriffen und Techniken. Im folgenden werden die Wörter 'transpersonaler Heiler' und 'transpersonale Heilung' benutzt, um alle Typen außergewöhnlicher Heiler und Heilung zu bezeichnen. 

Begriffserklärungen und Methodik
An dieser Stelle ist die Klärung zweier mißverständlicher Begriffe erforderlich: Bewußtsein, weil es in zwei verschiedenen Bedeutungen benutzt wird, und transpersonal, weil es zum ersten Mal auf anormale Heilungserfahrungen angewandt wird. Die Psychologen verstehen 'Bewußtsein' als abstraktes Konstrukt oder Konzept und bezeichnen damit die Summe der Beziehungen zwischen mentalen Prozessen. Dagegen betrachten viele Heiler 'Bewußtsein' im wörtlichen Sinn als konkrete grundlegende Eigenschaft aller lebenden Dinge.

Transpersonale Erfahrungen, gekennzeichnet durch Transzendenz des gewöhnlichen Selbst, durch Veränderungen der Anschauung und Orientierung in der Wirklichkeit, sowie der soziokulturellen Konditionierung und der persönlichen Identität, werden gewöhnlich als ekstatische, mystische oder spirituelle Ereignisse beschrieben, bei denen man Gefühle der Einheit und einen Verlust des existenziellen Selbstgefühls erleben kann, während die normalen Gefühle der Getrenntheit, der Isolation und der Machtlosigkeit durch Miteinanderverbundenheit, durch Sich-als-Teil-einer-umfassenden-Ordnung-Fühlen und einer größeren Machtvollkommenheit ersetzt werden (Vaughan 1979).

Primäres Kennzeichen transpersonaler Erfahrung ist die Schwächung oder der Zusammenbruch der Grenzen des persönlichen Selbst, manchmal begleitet von der Absorption durch die Objekte der Aufmerksamkeit oder der Verschmelzung mit ihnen. Gefühle, Wahrnehmungen und Gedanken scheinen dann von jenseits des eigenen gewöhnlichen Selbst zu kommen. 

Die Methodik der Untersuchung bestand in der Sammlung beschreibender Information, in ihrer Klärung und Objektivierung, beginnend mit dem vagen und esoterischen Jargon in den Schriften der Heiler bis zur direkten Befragung. Die Gesamtanalyse gründete auf den Erfahrungen von 20 Heilern. Alle Interviewten hatten zuvor unter experimentellen und klinischen Forschungsbedingungen meßbare Erfolge bei der Beeinflussung der Physiologie von Organismen oder bei der Manifestation heilungsbezogener Phänomene (parapsychologische Diagnosen, Telepathie, Hellsehen, usw.) demonstriert. 

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Ergebnisse
In der Rangfolge der Wichtigkeit der 14 Erfahrungsbereiche, die mit transpersonaler Heilung verknüpft sind, stehen die Veränderungen des Selbstgefühls, der Aufmerksamkeit und der kognitiven Prozesse an der Spitze. Alle Bereiche deuten darauf hin, daß Veränderungen der vom Heiler als normal empfundenen Zustände stattfinden.

'Selbstgefühl' betrifft die Veränderungen der personalen Identität, der Selbstbewußtheit, von persönlichem zu unpersönlichem Willen, und die Identifizierung des Heilens mit außergewöhnlichen Energien, Fähigkeiten und Wesenheiten. 'Aufmerksamkeit' bezieht sich auf Veränderungen ihrer Richtung und Intensität, der Konzentrationsfähigkeit und auf die Fähigkeit, sich von der Konzentration absorbieren zu lassen. 'Kognitive Prozesse' meint die Veränderungen des allgemeinen Bewußtseinszustandes, des Gedächtnisses, vom rationalen zum nichtrationalen Denken, vom verbalen zum nichtverbalen Vorstellen und Beabsichtigen. 

Heiler benutzen viele Methoden zur 'Realisierung' ihrer Heilungsabsicht. Diese beinhalten autosuggestive verbale Behauptungen und die Benutzung der Imagination in Form verbalisierter Glaubensanschauungen oder mentaler Vorstellungen. Die Funktion dieser Techniken ist es, des Heilers Kontakt zur physikalischen Welt zu lockern. 

Die Kontrolle der mentalen Vorgänge nimmt gewöhnlich am Beginn einer 'Behandlung' zu. Methoden der Selbstbeeinflussung, einschließlich Zentrierung, meditativem Gebet und Heilmeditation werden oft benutzt. Anfangs wird die Aufmerksamkeit durch Fokussierung auf einen inneren oder äußeren Aspekt der Erfahrung angestrengt konzentriert, während bedeutungslose Sinnesinformation zurückgewiesen wird.

Schließlich ereignet sich eine Verschiebung der Wahrnehmung, gekennzeichnet durch verringerte persönliche Anstrengung, durch gesteigerte Wahrnehmung und Empfindung der inneren Vorgänge, ohne die Außenwelt völlig auszuschließen, sowie durch intensive Versunkenheit in das oder Selbstübergabe an das Objekt der Aufmerksamkeit. Mit Hypnose oder Mysik Vertraute werden darin gewisse Ähnlichkeiten erkennen.

Obgleich die Bewußtheit der allgemeinen äußeren Umgebung abnimmt, nehmen Empfindlichkeit und Empfänglichkeit hinsichtlich eines spezifischen Aspekts der Umgebung, typischerweise des Patienten, zu. Im folgenden findet man spontane Aussagen von Heilern. 

- Wenn der zu Heilende und ich am Ende ein Gebet sprechen, sagen wir Amen. Das macht es wirklich. 

- Wir können mentale Vorstellungen als Teil unserer eigenen Prozesse benutzen, um uns selbst in den veränderten Bewußtseinszustand zu begeben, aber das hat nicht speziell mit den Beschwerden des Zu-Heilenden zu tun oder mit dem, was ihm geschehen soll. 

- Ich stelle mir den gesamten Heilungsvorgang als Gebet vor. Ich sehe Heilmeditation und meditatives Gebet als kaum verschieden an, aber ich anerkenne mit Gewißheit die Existenz Gottes und bitte, als Werkzeug benutzt zu werden. 

- Ich möchte das Gebet als etwas anderes bezeichnen. Ich bin Liebe, ich bin Energie. Es ist ein anderer Seinszustand, eine Einheit mit Gott, mit Energie, mit dem eigenen Selbst. 

- Es könnte eine zunehmende Kontrolle sein, die innerhalb gewisser Grenzen schwankt. Es ist so, als ob man etwas im normalen Zustand wild Herumspringendes nähme und es auf einen engeren, stärker kontrollierten Bereich eingrenzte. Ich glaube, es ist eine verstärkte Kontrolle. 

- Nicht Anstrengung, sondern größere Konstanz des Brennpunktes. Öfter als nicht ist damit eine Anstrengung verknüpft. Mit zunehmender Praxis wird die Anstrengung geringer, manchmal geht es völlig ohne Anstrengung. 

- Manchmal ist da eine intensive Identifizierung mit oder ein Sich-Versenken in den Zustand, und das hängt davon ab, was für eine Person es ist. Oft ist es jedoch die vollständige Übergabe an eine größere, mächtigere Gottheit, zu der ich mich gedrängt fühle, zu einem Zustand, in dem ich sein will. 

Im allgemeinen wird zuerst die physische Aktivität reduziert. Die Mehrzahl der Heiler gibt an, daß sie eine außergewöhnliche Untererregung erzeugen, während derer Herz- und Pulsfrequenz, Muskelspannung und Atmung verringert werden.

Die Beschreibungen zweier Interviewpartner legen im Gegensatz dazu die Induktion eines Übererregungszustandes nahe. Jedoch sind nach Tart (1975) beide Zustände zur Destablisierung des Normalbewußtseins imstande, um dieses auf noch weitergehende nachfolgende Veränderungen vorzubreiten. Eine Vielzahl außergewöhnlicher körperlicher Empfindungen kann erlebt werden.

Sie umfassen quasienergetische Gefühle, Vibrationen, Schwingungen oder rhythmische Bewegungen, sowie thermische Veränderungen, die der Heiler als außergewöhnliche Wärme oder Kälte fühlt. 

- Ja, mein Herz- und Pulsschlag fallen. Mein Blutdruck neigt zum Sinken. Wir führten eine Untersuchung durch, bei der mein Blutdruck und der des Patienten gemessen wurden, um eine eventuelle Korrelation festzustellen. Meist fiel er, aber wenn der Patient zu hohen Blutdruck besitzt, geht meiner 10-20 Punkte höher und seiner fällt um 10-20 Punkte. 

- Ich mache eine 'Spiegelung', d.h. ich versuche mich selbst in jenen Zustand zu versetzen, in den ich den Patienten bringen möchte. Wenn ich also jemanden beruhigen möchte, dann beruhige ich mich selbst willkürlich, und meine Herzfrequenz nimmt ab. Und wenn ich jemanden aktivieren möchte, dann würde ich bei mir die entsprechende Wirkung erzeugen. 

- Wenn ich mich im Zustand allgemeiner Verschmelzung mit dem Patienten befinde, habe ich das Gefühl einer Art von 'Fluß'. Ich kann es mit Worten nicht beschreiben. Fluß ist ein guter Begriff, es ist fast wie ein Strömen. 

- Es ist eher ein 'Strömen, ein Strom'. Ich richte meine Aufmerksamkeit auf meine Hände, weil sie es sind, die ich benutze. Aber da ist eine Strombahn, die von meinen Füßen durch meinen ganzen Körper zu meinen Händen geht. 

- Manchmal habe ich das Gefühl wellenähnlicher Bewegungen. Aber es ist nicht so, als ob sich wirklich etwas bewegt. Es ist ein Gefühl, aber nicht so wie ein energetisches 'Etwas'. Zu anderen Zeiten kann es sich aber wie Energie anfühlen, wobei die Energie sich für mich anfühlt wie eine andere Verbindung in die 'Dichte' hinein. Es ist wie das Herauskommen aus der Atmosphäre in den Weltraum, sodaß sich die Energie wie eine atmosphärische Hülle um die Dichte des Körpers herum anfühlt. 

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Oft wird die Zeit als verändert erfahren. Ein Gefühl der ausgedehnten Gegenwart oder der Zeitlosigkeit ist am häufigsten, obgleich auch andere Zeitverzerrungen berichtet werden. Veränderte mentale Tätigkeit erzeugt eine Nebeneinanderstellung, ein Wechselspiel im Nebeneinander, des normalen rationalen und des außergewöhnlichen nicht-rationalen Denkens.

Im Gegensatz zum normalen Erkennen wird das Denken nichtanalytischer, unkritischer und erwartender bezüglich der ursprünglichen Zielsetzung des Heilers. Inneres Sprechen oder verbales Denken nimmt gewöhnlich ab und kann einen Punkt erreichen, der von einigen Heilern als 'innere Stille' beschrieben wird. Es existiert eine erhöhte Zweideutigkeit sowie eine Schwächung des dualistischen Denkens und der inneren Konflikte. 

Atypische, stärkere emotionale Reaktionen werden erfahren. Sie sind vorwiegend positiv, obgleich gelegentlich auch negative berichtet werden. All diese Prozesse verbinden sich, um eine beabsichtigte Bewußtseinsverschiebung hervorzubringen, die im Vergleich zum Normalzustand hinreichend atypisch und dauerhaft genug ist, um als veränderter Bewußtseinszustand zu gelten.

Ist dieser Prozeß erst einmal aktiviert, so werden die normalen Gefühle der persönlichen Kontrolle durch ein abweichendes Gefühl unpersönlicher Absicht oder passiven Wollens ersetzt, von einer milden Entlastung der persönlichen Verantwortung hin zu einer vollständigen Übergabe oder Aufgabe des persönlichen Willens. 

- Es ist eine Veränderung des Zeitempfindens, und je länger und intensiver man arbeitet, umso extremer erscheint sie mir wie Zeitlosigkeit. 

- Ich weiß nichts von Veränderungen der Zeit. Ich weiß während des Heilens nichts von der Zeit. Es können 5 Minuten sein, es können 20 Minuten sein. Ich weiß es nicht. 

-Ich empfinde es wie eine ausgedehnte Gegenwart oder Zeitlosigkeit. Es ist ein Fehlen des Bewußtseins der vergehenden Zeit. 

- Ich glaube, Denken ist beides, rational und normal, und nicht-rational und außergewöhnlich. Ich möchte am liebsten sagen, mit etwas mehr Neigung zum rationalen. Wenn man es in Häufigkeit oder Zeit ausdrückt, so könnte es während einer 2-minütigen Heilung 1 1/2 bis 1 3/4 rational sein und dann 5 Sekunden nicht-rational, ein Raum, der Höhepunkt und Schlüssel der gesamten Erfahrung ist. 

- Es scheint eine Neigung zur Verschwommenheit der beiden zu geben. Eine ganze Zeit ist es nicht-rational, nicht die normale Art des Denkens. Manchmal ereignen sich die Handlungen ohne Gedankenprozesse. Möglicherweise ist es eine Kombination in Form von Umschaltungen. Manchmal muß man zurückschalten zum normalen Erkennen, um aufmerksam zu sein. Man möchte sich nicht gänzlich in den Abgrund der Nicht-Rationalität hinein auflösen. 

- Da ist das Gefühl des Willens zu Beginn des Prozesses, und dann muß ein Wille da sein, den persönlichen Willen loszulassen. Du wählst, in diesen anderen Zustand einzutreten. 

- Sicher gibt es Absicht. Da ist der Wille, daß ein bestimmtes Ereignis zustandekommen möge. Aber es ist kein angestrengter Wille. Es ist mehr ein sanfter Wunsch, es ist ein Gefühl, daß ich etwas kanalisiere, aber die Richtung des Kanals steuere ich absichtlich. Es ist fast so, als ob ich diese Quelle inneren Gehalts anzapfe und ausrichte, und die Form dieser Ausrichtung wird mir vom Experiment vorgeschrieben. Ich habe gewisse Absichten und Ziele. 

Beim weiteren Fortschreiten der 'Behandlung' wird das bewußtseinsgerichtete Denken weniger zum Brennpunkt der Aufmerksamkeit und gewöhnlich aufgegeben, ohne völlig untergeordnet zu werden. Stattdessen scheinen bewußte und unterbewußte Prozesse in integrierter Form zu koexistieren. Dieses erweiterte Bewußtsein verhilft dem Heiler zum Zugang zu unterbewußten Prozessen und Elementen.

Es kann zu plötzlichen Intuitionen führen oder zu unbewußt gesteuerten 'blitzartigen' Informationen oder Wahrnehmungen, Symbolen und Bildern, die dem Selbst fremd erscheinen und von jenseits des Selbst stammen. Die assoziierten Wirkungen verlängerter absorbierter Aufmerksamkeit und die Reduktion der Sinnesinformation aus der äußeren Umgebung resultieren in verringertem Bewußtsein der körperlichen Grenzen und Veränderungen der Körpervorstellung. Dies ist ähnlich den Veränderungen, die bei Meditation und Sinnesentzug beobachtet werden. 

- Ich glaube, das Unterbewußtsein ist sehr viel wichtiger, als wir uns klar machen. Ich denke, es ist unsere menschlich zentrierte Arroganz, daß alles bewußt und erkennbar sei, und daß wir es steuern. Unsere eigene Steuerung ist eine Phantasievorstellung, denn das Unterbewußtsein steckt immer darin. 

- Es wird vom bewußten Geist (mind) geleitet, aber man kann die beiden nicht trennen. 

- Ich bin mir darüber im klaren, daß der Prozeß mich übersteigt. Meine Absicht ist augenscheinlich auf den Zu-Heilenden gerichtet, meine bewußte Kontrolle ist völlig an die Seite gerückt, als ob ich beobachtend daneben stünde. Dann übernimmt etwas anderes die Kontrolle, es handelt für mich, und das ist eine sehr spirituelle Zeit. 

- Ich kann mich schwerer oder leichter fühlen. Sicher eine nicht ungewöhnliche Veränderung. Verringertes Körperbewußtsein an einem bestimmten Punkt. Ich empfinde ein Schütteln als ob Elektrizität aus mir herausschießen würde, und ich bin sehr leicht. Wenn ich mich bewege, weiß ich davon nichts. Ich beginne am Kopf der Patienten und komme zu mir zurück, wenn ich seine Knie halte.

Mein Körper fühlt sich größer an, mein Bewußtsein ist reduziert. Die Hände fühlen sich groß an, und andere Körperteile verschwinden. Ich habe das Gefühl, mein Körper sei teilweise nicht mehr da. 

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Dies in Verbindung mit der Identifizierung des Heilers mit Kräften, Energien, spirituellen oder körperlosen Wesen schwächt die das Selbst definierende Tätigkeit des persönlichen Ego im besonderen und das Gefühl der Identität im allgemeinen (Tart 1975). Mit den abgeschwächten stabilisierenden Wirkungen der Umgebung und des Eigensystems verändert sich das gesamte persönliche Wahrnehmungsfeld und erzeugt Veränderungen der Bedeutung und Interpretation der Wahrnehmungen.

Dies seinerseits führt zu einer Veränderung der allgemeinen Wirklichkeitsorientierung des Heilers, d.h. 'des strukturierten Bezugsrahmens im Hintergrund der Aufmerksamkeit, der alle Erfahrungen stützt und ihnen Bedeutung verleiht' (Shor 1972). Die bedeutsamste und dramatischste Veränderung ist die Modifikation oder Transzendierung des normalen Selbst des Heilers/der Heilerin und sein/ihr Eintauchen in eine abweichende Konzeption der Realität.

Es handelt sich um eine zeitlich begrenzte Umorganisation der durch die physischen, kulturellen und persönlichen Glaubensüberzeugungen des Heilers geformten Wirklichkeiten, um eine 'existentielle Verschiebung' (Ehrenwald 1978) in eine andersartige, oder mythische, Realität (vgl. Larsen 1988). 

- Ich werde eins mit dem Patienten. Ich muß mit dem Objekt eins werden. Ich bin nur ein sich bewegender Energiespeicher. Ich bin eine andere Person. Ich analysiere den Patienten. Meine Augen arbeiten, als ob ich ein Röntgenapparat wäre. Es ist dies eine langsame Entwicklung und ein langsames Zurückkommen, aber ich weiß nicht, was mit mir in der Zwischenzeit geschieht. 

- Während der Heilung werde ich jene Person, der ich helfen möchte. Ich verliere meine Identität und übernehme die Beschwerden und Gefühle des Menschen, dem ich helfen möchte. Ich bin Gesundheit, ich bin Liebe, ich bin die Heilenergie. 

Eine Typologie der transpersonalen Heiler 
Viele Überzeugungen der transpersonalen Heiler stehen im Gegensatz zur sensorischen, physikalischen Anschauung der Wirklichkeit. 

- Ich glaube an ein Jenseits der Sinneswelt. Aber es gibt eine Korrespondenz zwischen diesem Jenseits und der Welt, so daß eine Wechselwirkung vorliegt. 

- Ich denke, daß, um eine andere Analogie zu benutzen, das Spirituelle im Gegensatz zum Kausalen analog sein könnte der Einsteinschen zur Newtonschen Weltsicht, in dem Sinne, daß die Newtonschen Gesetze eine spezielle Untergruppe einer umfassenderen Menge von Gesetzen sind. Sie sind nicht miteinander unverträglich, aber man schaut einfach auf einen kleineren Teil der Welt, den sie übertreffen, indem sie umfassender sind. 

Die aus der externen Realitätswahrnehmung und dem Selbstgefühl der Heiler abgeleiteten normalen, intermediären und veränderten Bewußtseinszustände entsprechen in etwa den Grundanschauungen realistisch, quasirealistisch und metaphysisch. Dabei handelt es sich nicht um exakte Zuordnungen sondern um mehr oder weniger breite Bereiche.

Das vorherrschende Unterscheidungselement der Bewußtseinszustände ist der Grad der Veränderung im Selbstbewußtsein, einschließlich der persönlichen Identität. Es wird angenommen, daß die stabilisierenden, das Selbstbewußtsein stützenden Funktionen der mentalen Systeme eine wesentliche Rolle zur Aufrechterhaltung des Normalbewußtseins spielen. Innerhalb des Normalbewußtseins ist das Selbstbewußtsein intakt.

Innerhalb des intermediären Bewußtseins ist die äußere Realitätswahrnehmung des wahrnehmenden Selbst geschwächt, aber während des Prozesses an gewissen Punkten gegenwärtig. Bei verändertem Bewußtsein jedoch kann ein völliger Zusammenbruch der Grenze zwischen dem Selbst und der anderen Person erlebt werden. Dieser ist charakterisiert durch einen vollständigen Verlust des Selbstbewußtseins und durch eine weitgehende Identifizierung mit einer metaphorischen Überzeugung oder dem Eintauchen in eine mythische Wirklichkeit. 

Wie bereits angegeben, werden Art und Ausma0 der Reisen in das transpersonale Bewußtsein durch die Ziele des Heilers und sein Glaubenssystem geformt. Die Überzeugungen werden in meditativer Weise eingesetzt, um zur Vereinbarung der Konflikte bewußter und unbewußter Inhalte beizutragen (Progoff 1964).

Zusätzlich dienen sie zur Integration der 'normalen', sinnesorientierten oder materialistischen Weltsicht des westlichen Heilers und der dieser entgegenstehenden Realitätskonzeptionen. Willkürlich verändertes Bewußtsein kombiniert mit meditativen Überzeugungen ermöglicht es, die wahrgenommenen Grenzen der physikalischen Realität abzuändern, auszuweiten und zu transzendieren. 

Drei wesentliche Gruppen von Überzeugungen werden von transpersonalen Heilern benutzt:

  1. Realistische Überzeugungen bedeuten eine Art von 'Energie' und Kraft oder etwas anderes, das in größerem oder geringerem Grade übereinstimmend auf Objekten und Energien gründet, die in der physikalischen Welt repräsentiert sind. Sie beinhalten auch den Glauben, daß physikalische Objekte, wie die Wirbelsäule, Kristalle usw. als Quellen außergewöhnlicher 'Energie' oder Kraft wirken können.
     

  2. Die damit kontrastierenden metaphysischen, spirituellen und religiösen Überzeugungen sind abstrakt und wirken als Symbole. Beispiele sind: 'göttliche Intelligenz', 'Gottes heilende Kraft', 'Kommunion' ('Verschmelzung') mit einer Gottheit, um zum Kanal für Information und 'Energie' zu werden.
     

  3. Die vielen quasi-realistischen Überzeugungen sind Zwitter, die die Kluft zwischen den realistischen und metaphysischen Extremen überbrücken. Sie verringern die Abhängigkeit des Heilers von den realistischen Konzepten, ohne zu weit in die metaphysische Richtung abzudriften. Viele von ihnen betonen 'psychisches Heilen', 'Verschmelzung mit dem Patienten', oder die Fähigkeit, nicht-physikalische 'Energie' zu senden.

    Andere vermischen Elemente der realistischen und metaphysischen Kategorien und nehmen nicht-körperliche 'Führer' als 'wirkliche' Individuen an, die früher in der physischen Realität existiert haben und jetzt in einem spirituellen Bereich oder in einer alternativen Wirklichkeit existieren.

Mit den metaphorischen Dimensionen 'Bewußtseinszustand' und 'Realitätsanschauung' lassen sich 6 Klassen von Heilern aufstellen. Die Arten transpersonaler Heilung erscheinen dann längs eines Kontinuums verteilt, das sich von denen, die am abhängigsten vom Normalbewußtsein sind und sich auf realistische und quasirealistische Überzeugungen stützen bis zu jenen erstreckt, deren Bewußtsein extrem verändert ist, und bei denen metaphysische Überzeugungen vorherrschen. 

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Klasse I: Diese Heiler verlassen sich bei der 'Behandlung' und Erklärung ihrer Verhaltensweisen auf logische Prozesse, halten das nahezu normale Bewußtsein und Selbstgefühl während der 'Behandlung' aufrecht und stützen sich am stärksten auf psysikalische Geräte (Pendel, radiästhetische Anordnungen, Kristalle). 

Klasse II: Diese Individuen verbinden (quasi-)realistische Vorstellungen (Chakras, Meridiane) mit metaphysischen Überzeugungen und stützen sich weniger auf physikalische Hilfsmittel. Schwache bis extreme Bewußtseinsveränderungen sind stärker ausgeprägt- Sie suchen Zugang zu unterbewußten Prozessen für Diagnose und 'Behandlung' und berichten transpersonale Schwellenphänomene (Gefühle von 'Energie', Wärme, Kälte, 'Wesen' in der Nähe). Die äußere Realität erscheint abgeschwächt. 

Klasse IIa: Bewußtseinsveränderungen sind mit abstrakten, nicht-physikalischen und nicht-spirituellen Überzeugungen verknüpft. 'Verschmelzung', 'Zulassen', alternativer Wirklichkeiten und die Realität des Bewußtseins als Entität sind fundamental für die Praktiken, die vorwiegend auf dem Glauben an spezielle Fähigkeiten gründen. 

Klasse III: Diese Heiler behaupten, eine quasirealistische Energie zu übertragen und können sich zu einem gewissen Zeitpunkt mit dem Zu-Heilenden identifizieren. Ihre transpersonale Erfahrung ist durch weitgehende Bewußtseinsveränderungen bis zum vollständigen Verlust des Selbst gekennzeichnet. 

Klasse IV: Starke Bewußtseinsveränderungen, (quasi-)realistische, spiritistische Überzeugungen und mediumistisches Verhalten werden benutzt, um 'Energie' zu kanalisieren oder 'geistige Führung' zu erlangen. Worral (1965) berichtet über spontane mediumistische Phänomene, bevor sie 'intuitive' Heilerfahrungen erlebte; Edwards (1965) wurde in mediumistischen Praktiken trainiert und lehnte später die Notwendigkeit der 'Trance' bei der Heilung ab. 

Klasse V: Die Mitglieder dieser Gruppe induzieren Bewußtseinsveränderungen und verbinden quasirealistische Überzeugungen ('Energie', mythologisierte historische Wesen) mit metaphysischen Überzeugungen zur Bildung der unstrukturiertesten und konzeptionell am weitesten entfernten mentalen Prozesse, die in allen Gruppen vorkommen. 

Von Klasse I zu V ergibt sich eine zunehmende Veränderung des Normalbewußtseins und die Annahme von oder das Eintauchen in die metaphysischen Überzeugungen, die sich zunehmend von denen entfernen, die auf die physikalische Wirklichkeit angewandt werden.

Dieser Trend läßt sich mit der 'metaphysischen Verschiebung' bei paranormal begabten Personen vergleichen, die von Ehrenwald (1978) beschrieben wurde, sowie mit tiefgehenden religiösen Erfahrungen nach Streng (1970). 

Die Heiler der Klasse I erleben nur minimale Bewußtseinsveränderungen, benutzen mehr physikalisch begründete Überzeugungen und erfahren wenig Veränderungen ihres Selbstbewußtseins. Klasse II und IIa liegen hinsichtlich der Benutzung metaphysischer Überzeugungen und zunehmender Veränderung der Wirklichkeitsorientierung und des Selbstbewußtseins in der Mitte. Die Klassen III und IV unterliegen der stärksten Verschiebung hin zu transpersonalen Wirkweisen innerhalb einer alternativen, metaphorischen oder mythischen Realität. 

Folgerungen aus der Untersuchung
Seit der ersten Studie anormaler Heileffekte unter experimentellen Bedingungen sind nahezu 30 Jahre vergangen (Grad, Cadoret & Paul 1961). Unabhängig davon, ob die Wechselwirkungen zwischen Bewußtsein und Materie durch Energien, 'feinstoffliche Zustände der Materie' oder durch beide vermittelt werden, ist ihre mögliche Existenz eine Herausforderung  der gewöhnlich angenommenen Wirklichkeitsanschauungen und des menschlichen Potentials. 

Die hier vorgetragene Information ist vorläufig und erfordert weitere, verfeinerte Studien. Sie zeigt jedoch, daß die bei der transpersonalen Heilung beteiligten psychologischen Prozesse der Erforschung nicht unzugänglich sind: In der Tat scheinen deutliche Ähnlichkeiten in anderen, schulmäßigen Forschungsgebieten vorzuliegen, etwa zur Hypnose, Meditation, Kreativität und dem anthropologischen Studium des Bewußtseins. Transpersonale, ebenso wie eingeborene Heiler, Meditierende und parapsychologisch Befähigte, sind nach psychologischen und physiologischen Veränderungen, verknüpft mit soziokulturellen Variablen, klassifizierbar. 

Die weltweit von transpersonalen Heilern benutzten Methoden können aufgrund der Veräußerlichungen eines gemeinsamen unterliegenden Prozesses als verwandt angesehen werden. Die Aktivierung dieses Prozesses vermag die Transzendierung der persönlichen und kulturellen Weltsicht des Heilers hervorzurufen und damit eine beabsichtigte Schwächung der 'kulturellen Hypnose' (Wescou 1977), also jener Ansichten der Realität, die von einer individuellen Person durch Sozialisierung und Einbettung in eine bestimmte Kultur angenommen worden sind. 

Viele Heiler scheinen die Fähigkeit zu besitzen, in alternative Realitäten einzutauchen, was ihnen erlaubt, die durch soziokulturelle Überzeugungen gesetzten Grenzen zu überschreiten; dies könnte der gemeinsame Kern ihrer Praktiken sein. Indem sie diese metaphysische Verschiebung erfolgreich durchführen, ergeben sich sogenannten 'Wunder' oder Anomalien, die sich mit den kausalen Wirkungen in der physikalischen Realität nicht decken.

Die zur Verschiebung benutzten Methoden deuten auch auf eine mögliche Verbindung der derzeitigen transpersonalen Heilung mit den schamanistischen Praktiken (Halifax 1979/1982, Harner 1082, Long 1977). Tatsächlich finden sich viele Aspekte der letzteren bei den transpersonalen Heilern. Dementsprechend wären diese Heilweisen als mögliche Formen moderner Untertypen traditioneller schamanischer Praktiken zu untersuchen. 

Transpersonale Heilung muß außerdem als Ausdruck der Psychokinese betrachtet werden, 'dem Einfluß des Geistes auf ein materielles Objekt oder auf Prozesse ohne Vermittlung bekannter physikalischer Energien oder Kräfte' (Dale & White, 1977, S. 931). Der Vorgang der Psychokinese ist allerdings nur funktionell definiert, hier durch den Wunsch zu heilen anstatt z.B. einen Gegenstand über den Tisch zu bewegen. Möglicherweise könnte das Verständnis der mentalen Vorgänge bei der transpersonalen Heilung auch das der Psychokinese fördern. 

Man vermutet, daß Schamanismus, Mystik und andere 'Trancezustände' durch einen instinktiven Mechanismus verknüpft sein könnten (Peters & Price-Williams 1983). Wenn die Prozesse der paranormalen Heilung ähnlich jenen des Schamanismus und der Mystik sind, müssen wir die Möglichkeit in Betracht ziehen, daß der Instinkt bei der transpersonalen Heilung eine Rolle spielen könnte, vielleicht als beabsichtigte Aktivierung eines dem Menschen innewohnenden Heilungspotentials. 

Letztlich könnten transpersonale Heiler wegen der Mittel, durch die sie die beabsichtigten Heilwirkungen erzeugen, Aufschlüsse über die Wechselwirkungen von Bewußtsein und Materie liefern, wie diese ablaufen, und welche Aspekte der physikalischen Wirklichkeit an ihrer Manifestation teilhaben. In der hier vorgelegten Untersuchung wurde versucht, durch ein besseres Verständnis der mentalen Vorgänge der Heiler eine Grundlage für die weitere Erforschung des anormalen Heilens zu schaffen. 

Kurzfassung eines Vortrages zur 'Weltkonferenz spiritueller Heiler', Hall in Tirol, 11./12.5.1991. 

Übersetzung D. Ernst Senkowski

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