FRIEDRICH JÜRGENSON
Sprechfunk mit Verstorbenen
Praktische Kontaktherstellung mit dem Jenseits

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NEUNUNDZWANZIGSTES KAPITEL

Der todgeweihte Dr. Björkhem - "Radarmusik" und Signalmelodien - Die Zahl der persönlichen Mitteilungen nimmt ständig zu

Seite 149 Tagaus, tagein saß ich in meiner Dachstube und registrierte die neuen Einspielungen. Als meine Frau mit den Kindern ebenfalls aufs Land heraus kam, blühten noch der Flieder und die weißen Narzissen. Der Mittsommer stand vor der Tür. Ich aber konnte mich noch immer nicht entschließen, wie ich die Einleitung zu meinem Buche gestalten sollte.

Am liebsten wäre ich anonym geblieben, aber leider ging das nicht, da ja jemand die Fragen, die sich bei den Lesern ergeben würden, beantworten mußte. So begann ich dann eines Tages tastend und zögernd mein Vorwort zu schreiben, das ich übrigens in vier Versionen entwarf und wieder verwarf. Dann aber, einem Einfall folgend, entschloß ich mich für eine fünfte Version.

Eines Tages waren Dr. Björkhem und Frau Eva H. zu Besuch gekommen. Trotz des freudigen Wiedersehens war ich innerlich betrübt, denn ich wußte, wie schlecht es um die Gesundheit Dr. Björkhems stand. Ich spielte meine letzten Aufnahmen vor, unter anderem Hitlers Monolog und eine sehr deutliche englische Sendung.

Doktor Björkhem besaß eine ungewöhnliche Konzentrationsfähigkeit; er konnte lauschen wie nur wenige von meinen Freunden. Wir saßen etwas gedrängt in der kleinen Dachstube; es war ein stiller Nachmittag mit Sonnenschein und Vogelgesang.

"Sie werden noch ganz andere Resultate erzielen...", sagte Dr. Björkhem, bevor wir uns verabschiedeten, und seine Augen leuchteten vor reiner Forscherfreude. Die Richtigkeit seiner Voraussagung sollte sich bald bestätigen.

Mit dem Einströmen neuer Sendungen steigerten sich mein Interesse und meine Begeisterung buchstäblich von Seite 150 Tag zu Tag. Die Verbindung, die sich zwischen meinen Freunden und mir herausgebildet hatte, war trotz ihrer klaren und unwiderlegbaren Beweisbarkeit von so ungewöhnlicher Art, daß ich mich in Wirklichkeit nie an sie gewöhnen konnte und mich ständig von neuem in den Zustand der Verwunderung versetzt fühlte.

Oft drohte mir die Arbeit über den Kopf zu wachsen. Ich mußte ständig mit Überraschungen und völlig unbekannten Faktoren rechnen, zudem die Sendungen von einer schillernden Vielfalt durchsponnen waren, die auch nicht den geringsten Ansatz zu einer Routinearbeit aufkommen ließ.

In diesen täglich wechselnden Verbindungsvarianten gab es einen Umstand, den ich besonders hübsch fand und der mir viel Freude bereitete. Meine Freunde hatten ihre besondere Aufmerksamkeit den musikalischen Übertragungen zugewandt, und zwar nicht nur den Solo-, Ensemble- und Chorgesängen, sondern sie formten ihre Mitteilungen auch über die sogenannte "Radarmusik", wodurch die Übertragungen oft einen humoristischen Charakter bekamen.

Einige Sängerinnen und Sänger benutzten bestimmte "Signalmelodien", die sie als Erkennungszeichen entsprechend ihrem Geschmack und Charakter gewählt hatten.

Es war im Juli, als ich zum ersten Mal Lena singen hörte. Sie sang ohne Begleitung, ganz frei und ungezwungen. Das Lied stellte eine sonderbare Kombination von italienischen Opernarien und neapolitanischen Schlagern dar. Lena improvisierte so ähnlich, wie ein Kind beim Spiel zu singen pflegt.

Ihre Stimme klang lieblich und rein. Sie sang von einem frommen Bauwerk (devot building) Englisch, Deutsch, Italienisch und Schwedisch. Seit jener Zeit konnte ich ihr helles Timbre mühelos erkennen, auch wenn sie inmitten eines Chores auftrat.

Eine sonore Männerstimme, die ich öfters auf dem Bande hatte, bereitete mir viel Kopfzerbrechen. Ich war sicher, die Stimme schon früher gehört zu haben, die übrigens in Seite 151 ihrer Sprechweise irgendwie an Hitler erinnerte, nur daß die Stimmlage tiefer war und der Sprecher sich eines kultivierten Hochdeutschs bediente.

Es hätte mich nicht erstaunt, würde ich erfahren, daß der Sprecher auch auf Erden ein glänzender Redner gewesen war, denn seine Diktion war tadellos. Eines Tages gelang es mir, einen längeren Monolog von ihm einzuspielen, der in gewisser Weise an Hitlers Selbstgespräch erinnerte.

Auch waren der "alte Jude" sowie ein paar Männerstimmen anwesend und nahmen am Gespräche teil. Der "alte Jude" warf lustige, zuweilen ziemlich zweideutige Bemerkungen dazwischen und zog den Sprecher aus dem Zustande des Halbschlafes heraus, in den er hier und da zu verfallen schien.

Im übrigen wirkte das Gespräch wie ein Rückblick in die Vergangenheit. Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, daß der Sprecher weit über unsere Zeit in die Antike zurückblickte. Pompeji, Plinius, Titus, Olymp und mein Vorname wurden erwähnt. Trotz einiger atmosphärischer Störungen konnte ich die Stimme mitunter sehr laut und deutlich vernehmen.

Ein Instrument, ähnlich einer Hammond-Orgel, stimmte einige sehr wohlklingende Schlußakkorde an, und dann hörte man Lena rasch sagen:  "Nimm weg! - ta bort quick!"

In jenem Sommer erhielten wir - meine Frau und ich - die meisten persönlichen Mitteilungen, darunter einige sehr ausführliche, die ich aus verständlichen Gründen hier nicht veröffentlichen kann.

Nur so viel möchte ich erwähnen, daß es sich nie um fertige Rezepte, direkte Ratschläge oder bestimmte Ermahnungen handelte. Die Freunde verstanden es, auf bildhafte, oft humoristische Weise in uns eine neue Betrachtungsweise des Problems zu erwecken, wodurch eine Lösung durch unsere eigene Einsicht und besseres Verständnis gefunden werden konnte.

Seite 152 Zu jener Zeit - Juli, August und September 1960 - strömten beinahe täglich Sendungen ein. Ich konnte die Arbeit kaum bewältigen, denn, wenn auch die Sendungen nicht länger als 10 bis 15 Minuten dauerten, so erforderte die Überprüfung und Eintragung des Textes beträchtliche Zeit.

Gerade aber durch diese minuziöse Testung der Einzelheiten erhielt ich einen tiefen Einblick in jene zeitlose Lebensebene, deren Vorgänge mich immer wieder in großes Erstaunen versetzten, mitunter aber auch schockierten und befremdeten. Erst nachdem ich mich dazu erzog, die sonderbarsten Geschehnisse unvoreingenommen entgegenzunehmen, gelang es mir, meine Befangenheit und meine Vorurteile zu überwinden.

Allerdings mußte ich noch weiterhin mit Mißverständnissen rechnen, denn es gab häufig atmosphärische Störungen; auch undeutliche Einspielungen pflegten vorzukommen. Im großen und ganzen aber war die Brücke hergestellt, und es gelang mir immer öfters, deutliche Einspielungen auf Band festzuhalten.

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