FRIEDRICH JÜRGENSON
Sprechfunk mit Verstorbenen
Praktische Kontaktherstellung mit dem Jenseits

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SECHSUNDZWANZIGSTES KAPITEL

Acht immer wieder gestellte Fragen und ihre Beantwortung - Die vierdimensionale Ebene der ungehemmten psychischen Impulse - Es bleiben noch viele offene Fragen und Probleme

Seite 119 Bevor ich eingehender auf die Mitteilungen der Verstorbenen zu sprechen komme, halte ich es für wichtig, einige grundsätzliche Begriffe klarzulegen. Ich denke, daß sich die wohl in jedem Leser auftauchenden Fragen zweckmäßig dadurch beantworten lassen, indem ich alle mir in den letzten Jahren gestellten Fragen als vom Leser dieses Buches gestellt ansehe und sie nacheinander beantworte. Die Fragen sind ja doch im wesentlichen immer die gleichen.

Frage 1:
Ist es nicht von der Wissenschaft bereits erwiesen worden, daß nach dem physischen Tode, also nach dem Zerfall des Körpers, alles Bewußtsein erlischt und daß eine Existenz ohne Körper total ausgeschlossen ist?

Antwort:
Diese rein materialistische Lebensauffassung hat im Zeitalter der Atomforschungen, Elektronengehirne und Datenverarbeitungsmaschinen an Autorität bedeutend verloren. Dagegen hat sich ein völlig neuer wissenschaftlicher Zweig entwickeln können, die sogenannte Parapsychologie. Sogar in Sowjetrußland gibt es nicht weniger als acht parapsychologische Forschungsstätten.

Ich will nur einige international bekannte Forscher erwähnen: C. G. Jung, den Nobelpreisträger Sir Oliver Lodge, Prof. Rhine, Prof. Broad, Prof. Mattiesen, Prof. Hans Driesch, die durch ihre revolutionierenden Forschungen nicht nur das Vorhandensein einer Lebens- und Bewußtseinsebene außerhalb von Zeit und Raum Seite 120 feststellten, sondern ebenfalls klar beweisen konnten, daß der Mensch in seinem Wesen die Begrenzungen des physischen Körpers und seiner fünf Sinne weit zu überschreiten vermag.

Heute gibt es nicht nur an mehreren Universitäten parapsychologische Fakultäten, sondern man studiert und praktiziert bereits in Sonderabteilungen der amerikanischen und sowjetischen Wehrmacht Telepathie, Hellsehen, Hypnose, Telekinese und andere außersinnliche Wahrnehmungen, die somit als wissenschaftlich anerkannt gelten können.

Außerdem hat die Erforschung des Unterbewußtseins - hauptsächlich C. G. Jungs Verdienst ganz neue Gebiete für die Psychologie und Psychiatrie eröffnet, Forschungen, die unvermeidlich zur Parapsychologie führen müssen.

So konnten u. a. die Forschungen des schwedischen Arztes Dr. Björkhem das Problem der Reinkarnation (der wiederholten, mehrfachen Erdenleben menschlicher Seelen) in ein neues Licht stellen. Diese jahrtausendealte Lehre, die auf Grund der kirchlichen und materialistischen Doktrinen seit Jahrhunderten in Europa völlig vergessen bzw. verleugnet wurde, kann heute auf Grund wissenschaftlich genau geprüfter Reinkarnationsfälle nicht mehr einfach ignoriert werden.

Ich erinnere nur an den weltbekannt gewordenen Fall der Shanti Devi, deren Erinnerungen an ihre vorigen Erdenleben sich als absolut richtig erwiesen. Die Ergebnisse, die von C. G. Jung, Dr. Björkhem, Oliver Lodge und vielen anderen Kapazitäten auf dem Gebiet der Parapsychologie erreicht wurden, haben für die Seelenforschung die gleich große und revolutionierende Bedeutung, wie seinerzeit Einsteins und Max Plancks Entdeckungen auf dem Gebiet er Physik.

Frage 2:
Könnten nicht die auf Ihren Tonbändern zu hörenden Stimmen das Produkt Ihrer Vorstellungskraft sein, die Sie unbewußt auf suggestivem Wege auf uns übertragen?

Seite 121 Antwort:
Gewiß könnte es Einbildung und Suggestion sein, wenn es sich nur um sehr schwache und undeutliche Wörter oder Ausrufe handeln würde. Es ist mir mehrfach passiert, daß ich mich bei meinen hundertvierzig Tonbändern, die etwa fünf- bis sechstausend Einspielungen enthalten, mich hier und da bei starken Störungen und undeutlicher Aufnahme in der Ausdeutung der Mitteilungen geirrt habe.

Solche Irrtümer sind bei allen Forschungsarbeiten unvermeidlich. Wenn ich aber die Zahl meiner Einspielungen unter Ausschaltung aller zweifelhaften auf ein Drittel reduziere, so blieben immer noch ca. zweitausend Aufnahmen übrig, die Klartexte und unmißverständliche Mitteilungen aufweisen und die von allen, die ein normales Gehör besitzen, einwandfrei verstanden werden können.

Ich habe eine ganze Menge Einspielungen von verschiedenen Zuhörergruppen testen lassen, ohne daß ich vorher den Text bekanntgegeben hatte. Es hat sich gezeigt, daß 80% der Zuhörer auf Anhieb den Text richtig auffassen konnten, wobei die übrigen 20% die Wörter nicht ganz genau verstanden hatten, insbesondere, wenn es sich um unbekannte Fremdworte handelte.

Wir dürfen dabei nicht vergessen, daß die Kunst des konzentrierten Lauschens eine ziemlich seltene Gabe ist. Sie kann unter bestimmten Bedingungen mit viel Geduld erlernt werden. Im Grunde genommen stellt sie eine introspektive Konzentrationsfähigkeit dar, sich ausschließlich auf die Laute oder Frequenzen einstellen zu können, die erforscht werden sollen, ohne sich dabei von anderen, gleichzeitig vorhandenen Nebengeräuschen stören und beirren zu lassen.

Abschließend möchte ich noch hinzufügen, daß ich einige Einspielungen besitze, die 100%ig von jedermann sofort richtig erfaßt werden können. Sie gehören zu meinen brillantesten Aufnahmen und genügen, um den Verdacht der Suggestion endgültig ad absurdum zu führen.

Seite 122 Frage 3:
Wenn es sich um keine Suggestion oder Ausstrahlungen eines Geheimsenders handelt, so könnte noch die Möglichkeit bestehen, daß Sie, Herr Jürgenson, durch die Kraft Ihres Unterbewußtseins imstande wären, alle diese Ton- und Stimmphänomene rein unbewußt auf das Band zu projizieren.

Vielleicht sind Sie eine Art Medium, das, wenn auch zum ersten Male in der Geschichte der Geist- und Jenseitsforschung, die sonderbare Gabe besitzt, elektromagnetische Impulse zu erzeugen und diese in den Äther zu senden. Wie würde Ihre Antwort darauf lauten?

Antwort:
Wenn bei mir nicht von Natur aus die Eitelkeit besonders schwach entwickelt wäre, so müßte ich mich ob einer solchen Zumutung gewaltig geschmeichelt fühlen. Wenn wir aber rein sachlich der Frage nach einer möglichen Medialität meinerseits auf den Grund gehen wollen, so müssen wir uns zunächst das Entstehen von Stimm- und Tonphänomenen physikalisch klarmachen.

Heute wissen wir, daß alle Laute, ob sie nun durch den Kehlkopf oder durch mechanische Instrumente verursacht werden, nicht nur Luftschallwellen erzeugen, sondern in ihrem Ursprung aus elektromagnetischen Schwingungen bestehen, die sich entsprechend ihrer Kraftquellen teilweise über Luftschallwellen, teilweise über den Äther (Radiowellen) im Raume verbreiten.

Da es sich bei unseren Phänomenen nicht um Luftschallwellen handeln kann - denn sonst müßten die Stimmen von den Anwesenden im Raum vernommen werden -, so muß es sich um elektromagnetische Frequenzen handeln, die aus irgendwelchen Kraftzentren in den Äther gesandt werden.

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Wenn wir nun annehmen wollten, daß mein Unterbewußtsein ein solches Kraftzentrum darstellt, so wäre mir damit die Ehre zugesprochen, das größte Genie der Welt zu sein, das imstande ist, einen dynamisch angetriebenen Rundfunksender samt Antenne, Studio, technischem Personal, Seite 123 Musikinstrumenten, Chören, Solosängern und Rednern aller Art unterbewußt zu erzeugen, und das außerdem noch die magische Gabe besitzt, Stimmen verstorbener Menschen jeden Geschlechts und Alters in den verschiedensten Sprachen perfekt nachahmen zu können, darunter auch Stimmen, die es nie vorher gekannt und gehört hat.

Doch nicht genug damit. Das tollste "Wunder" bestünde nämlich in meiner Fähigkeit, jede im Äther schwingende Rundfunkwelle so mir nichts dir nichts zu überrumpeln, das heißt, die jeweils gerade ausgestrahlten Rundfunkprogramme, etwa des englischen BBC oder des Westdeutschen Rundfunks, mit dem "Programm" meines eigenen "unterbewußten Senders" nach Belieben total oder teilweise umzugestalten. Dies wäre eine Leistung, die nicht einmal der allerstärkste russische Störsender fertigbringt.

Damit hätte ich nicht nur die Bravourstückchen des guten alten Barons von Münchhausen übertroffen, sondern ich könnte mich sogar rühmen, über göttergleiche Fähigkeiten zu verfügen. Einen Mann, der so was kann, würden die Geheimdienste aller Großmächte sofort mit einem Phantasiegehalt und Pensionsberechtigung einstellen.

Doch abgesehen von der humoristischen Seite verbirgt die Frage 5 eine keineswegs so lustige Geisteshaltung des Fragers. Tatsächlich ringt hier nämlich eine zum Untergang verurteilte Lebensauffassung verzweifelt um ihre nackte Existenz. Ohne Zweifel wird die Zahl der führenden Forscher immer größer, denen es gelungen ist, auf verschiedenen Gebieten den wissenschaftlichen Materialismus seiner Grundlagen zu berauben.

Da aber wir Menschen selbst die Urheber aller Hypothesen, Lehrsätze und Ideologien sind und die menschliche Natur sich sträubt - sei es aus Unwissenheit, Feigheit oder des Prestiges wegen -, ihr Versagen und ihre Fehler freiwillig einzugestehen, so haben auch die Verteidiger der materialistischen Ratio ihr bedrohtes Weltbild mit allen Mitteln gegen Revolutionäre von innen und außen abzuschirmen versucht.

Seite 124 So steht fest, daß es noch heute Forscher gibt, die lieber meinem Unterbewußtsein die absurdesten Zauberkunststückchen zuschreiben, anstatt ehrlich und mutig die bereits bewiesene Tatsache einer Existenz des menschlichen Wesens nach seinem Tode in einer anderen Lebensdimension zuzugeben.

Wenn aber diese Forscher neben der Überkultivierung ihres Intellektes auch den anderen Erkenntnismöglichkeiten des Menschen ihre Aufmerksamkeit zugewandt hätten, würde es ihnen auch nicht an Mut und Einsicht zur Revision ihres überlebten Welt- und Menschenbildes fehlen. Was haben die auf dem kalten Intellekt errichteten Ideologien nicht schon für Schaden auf unserer Welt angerichtet.

Frage 4:
Warum gebrauchen die Toten eine sogenannte Polyglott- oder Mischsprache? Könnten sie sich nicht wie normale Menschen in jeweils einer Sprache ausdrucken?

Antwort:
Da die Toten über unsere Unwissenheit in bezug auf den Tod und das Jenseits völlig orientiert sind und außerdem unsere Skepsis und unser Mißtrauen kennen, beschlossen sie, einen Verbindungsweg zu errichten, der nicht mit irgendwelchen Radiosendungen verwechselt werden kann.

Wenn zum Beispiel bei Mikrophoneinspielungen die Verstorbenen sich nur der jeweiligen Landessprache bedienen wollten, so könnte beim Abhören des Bandes der Verdacht entstehen, daß die Worte doch von einem der Anwesenden gesprochen wurden.

Wenn aber inmitten eines auf Deutsch oder Schwedisch geführten Gespräches plötzlich russische, hebräische, griechische oder italienische Wörter erklingen, die außerdem noch einen fremden Stimmcharakter erkennen lassen, so kann keiner von den Anwesenden verdächtigt werden, die Worte gesprochen zu haben, abgesehen davon, daß sie auch von keinem der Anwesenden gehört wurden.

Seite 125 Was die Einspielungen übers Radio betrifft, so müssen wir folgende Tatsachen in Betracht ziehen: Schon allein der Umstand, daß die Toten durch das Radio mit der gleichen, höchst markanten Vielsprachigkeit auftreten, läßt eine zielbewußte und konsequente Absicht erkennen.

Da außerdem in keinem Rundfunk der Welt ein Chor, ein Ensemble, Solosänger, Ansager oder Redner sich eines so kuriosen Sprachgemischs bedienen können und diese Ein- bzw. Überblendungen auf allen Wellen gehört werden können, ist damit der Beweis erbracht, daß die Quelle dieser Stimmen nicht in den Rundfunkstudios der verschiedenen Länder zu suchen sein kann.

Hätten aber die Toten mich in einer "normalen" Sprache angesprochen - wie hätte jemand davon überzeugt werden können, daß diese Sendungen von einer anderen, vierdimensionalen Lebensebene herstammen? Ich versichere dem Leser, daß man mich, wollte ich jemandem so etwas als "Stimmen aus dem Jenseits" präsentieren, für einen Trottel oder plumpen Schwindler halten würde. Die Annäherungsversuche der Toten wären dadurch von vornherein zum Scheitern verurteilt.

Damit aber ist die mit jener bizarren Vielsprachigkeit zusammenhängende Problematik noch keinesfalls gelöst. Es besteht nämlich auch noch die Möglichkeit, daß die Ausdrucksweise der Verstorbenen durch den Wechsel der Daseinsebenen einer Veränderung unterworfen ist.

Da das Jenseits (oder die vierte Dimension) die Lebensebene des vom Gehirn losgelösten Unterbewußtseins ist, so wäre es durchaus denkbar, daß dort auch die strengen Sprachgrenzen und grammatikalischen Regeln gelockert sind, und zwar in dem Sinne, daß die Ausdrucksweise von nun an vorwiegend von ungehemmten psychischen Impulsen geformt wird.

Man könnte die Sprache des Unterbewußtseins auch als ungeschminkte Bilder- und Symbolsprache bezeichnen, so ungefähr, wie sie bei uns Lebenden in gewissen Träumen Seite 126 vorzukommen pflegt; eine Sprache also, die der archaischen Ideenwelt entspringt und sich dementsprechend nicht an die irdischen Sprachgrenzen hält.

Frage 5:
Warum pflegen die Toten vorzugsweise über das Radio zu sprechen, könnten sie uns nicht ausschließlich über das Mikrophon erreichen, das weniger Störungen ausgesetzt ist?

Antwort:
Der alte Grundsatz "doppelt genäht hält besser" scheint sich auch hier zu bewähren. Was die Mikrophoneinspielungen betrifft, so hat es sich erwiesen, daß dieser Weg durch gewisse, heute noch nicht ganz erfaßte technische Schwierigkeiten begrenzt ist.

Obwohl auf diese Weise sich offensichtlich nur kürzere Sätze, einzelne Zurufe oder leises Geflüster bilden lassen, wird ihr Zweck meistens erreicht. Diese Mikrophondurchgaben wirken nicht nur drastisch, sondern sie sprechen irgendwie direkt den Zuhörer an.

Doktor Björkhem sagte einmal: "Es genügt, wenn sich bloß ein Wort eines unsichtbaren Wesens in einem stillen Raum vernehmen und festhalten läßt. Eines stärkeren Beweises bedarf man nicht, da bei solchen Tonbandaufnahmen das Abschieben der Phänomene auf das Feld subjektiver Wahrnehmung ausgeschlossen ist."

Bei den Verbindungen über das Radio scheinen die Möglichkeiten weitaus größer und besser zu sein. Ich besitze Einspielungen, die über eine halbe Stunde dauern und deren Lautstärke, Inhalt und rein persönlicher Charakter von dermaßen überzeugender Art sind, daß auch der geringste Zweifel von vornherein ausgeschlossen ist.

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Frage 6:
Warum haben die Toten einen so technisch-prosaischen Weg wie das Tonbandgerät gewählt? Wäre nicht - wie bisher üblich - ein lebendes Medium eindrucksvoller?

Seite 127 Antwort:
Wie prosaisch und nüchtern ein mechanisches Tonbandgerät auch anmuten mag, es ist auf Grund seiner Konstruktion keinerlei persönlichen Irrtümern, Vorstellungen, Wünschen und Neigungen unterworfen. Ein Tonbandgerät funktioniert hundertprozentig sachlich, es registriert rein automatisch diejenigen elektromagnetischen Impulse, die je nach Umständen entweder über das Mikrophon oder über den an das Tonbandgerät angeschlossenen Radioapparat hereinströmen.

Allerdings scheinen bei Mikrophoneinspielungen noch andere Empfangsmöglichkeiten vorhanden zu sein, d. h. es können wahrscheinlich unter bestimmten, heute noch nicht gänzlich erforschten Gegebenheiten auch andere Teile des Tonbandgerätes als Eingangskanäle benutzt werden.

Die Vermutung, daß die jenseitigen Sprecher und Sänger sich anstatt des Mikrophons öfters auch anderer Geräteteile bedienen, liegt nahe, und es besteht - wie schon erwähnt - die berechtigte Hoffnung, daß dieses Problem mit Hilfe einiger Wissenschaftler recht bald gelöst werden kann.

Es besteht wohl kein Zweifel daran, daß ein mechanisches Tonbandgerät auf Grund seiner absoluten Objektivität mit keinem menschlichen Medium verglichen werden kann. Außerdem wissen wir, daß echte und zuverlässige spiritistische Medien äußerst selten sind, wenigstens in Europa. Wie genial veranlagt und grundehrlich ein Medium auch sein mag, es kann seine Subjektivität nie völlig ausschalten.

So lassen sich z. B. bei keinem Medium die aus dem eigenen Unterbewußtsein stammenden Impulse von denen der Verstorbenen oder der Anwesenden mit absoluter Sicherheit unterscheiden, da die Grenzen hier fließend sind. Ich halte es ferner für einen Nachteil, daß bei spiritistischen Seancen die Teilnehmer unvermeidlich in eine gewisse Abhängigkeit vom Medium geraten. Eine solche Abhängigkeit vermag aber leicht die eigene Initiative und das selbständige Forschen zu lähmen.

Seite 128 Frage 7:
Können Sie eine sachliche Erklärung geben, warum man ausgerechnet Sie, Herr Jürgenson, zu jener bahnbrechenden Arbeit auserwählt hat; und was waren die Gründe, die Sie bewogen, Ihre künstlerische Laufbahn so plötzlich abzubrechen?

Antwort:
Ich möchte diese Frage zunächst mit einer Gegenfrage beantworten, eine Gegenfrage, die ich bereits Hunderten meiner Besucher gestellt habe, und die ich jetzt an den Leser dieses Buches richte.

Würden Sie bereit sein, Ihren Beruf aufzugeben, ihre bequeme Wohnung in der Stadt zu verlassen, sich in der Abgeschiedenheit auf dem Lande zu vergraben, um alle Ihre Mittel, Kräfte und Zeit einer doch recht zweifelhaften Forschungsarbeit zu widmen, die noch dazu darin besteht, irgendwelchen mystischen, am Anfang kaum hörbaren Stimmen auf den Grund zu kommen, die sich - wie es schien rein zufällig - auf einem Tonband haben hören lassen?

Wie Sie bereits wissen, habe ich buchstäblich so gehandelt, und zwar aus klarer, innerer Überzeugung. Die Tatsache, daß ich bereit war, mein Leben äußerlich und innerlich grundsätzlich umzugestalten, war von großer, aber noch keinesfalls entscheidender Bedeutung. Es bedurfte noch viel mehr, ja einer ganzen Reihe von angeborener und erworbener Eigenschaften, die die Verstorbenen veranlaßten, ausgerechnet mir diese schwierige Aufgabe anzuvertrauen.

So war es eine Vorbedingung, daß ich von Natur aus mit einem sehr sensiblen Gehör und guter Musikalität geboren bin, daß ich fünf Sprachen ziemlich fließend beherrsche und außerdem noch in drei anderen Sprachen mich einigermaßen verständigen kann, denn sonst hätte ich nicht die vielsprachigen Anrufe und Mitteilungen der Toten Seite 129 verstehen können. Ich besitze die Gabe der Konzentration und der psychischen Entspannung.

Mein ganzes Leben lang habe ich mich mit dem Problem des Todes beschäftigt. In meiner Jugend habe ich im Laufe von fünf Jahren Religion und Philosophie studiert, und zwar gründlich. Ich versäumte dabei nicht, die Theosophie, Kabbala, Yoga und Anthroposophie näher kennenzulernen.

Ich tat dies in einem Lande, in dem alle religiösen Bewegungen rücksichtslos verfolgt wurden, und riskierte durch meine geheimen Studien (ich hatte eine kleine esoterische Gruppe gebildet) meine Freiheit zu verlieren. Gleichzeitig konnte ich es nicht unterlassen, mich mit den Grundthesen der marxistischen Dialektik näher bekanntzumachen.

Ich verdanke es einerseits meinem unersättlichen Forschungstrieb, andererseits aber auch jenen chaotischen äußeren Verhältnissen, die eine verdichtete Atmosphäre bildeten, durch die es mir möglich war, die verschiedenen Ideologien bis auf den Grund zu durchschauen und meine Gedankengänge von den Geleisen aller Doktrinen und Dogmen zu befreien.

Als Ergebnis dieser Studien, als Zeuge und Opfer zweier Weltkriege und einer verheerenden Revolution war ich der Quelle des Versagens und Leidens der Menschen auf die Spur gekommen. Ich begann offen und vorurteilslos das Leben zu betrachten, und das Leid des Menschen schmerzte mich tief.

Vor allem aber erkannte ich, daß alle Ängste und alle Nöte nicht eher behoben werden können, bis wir das Problem des Todes einwandfrei gelöst haben. Auch das alles mögen wohl mit die Gründe gewesen sein, warum man ausgerechnet mich zum Brückenbau zwischen Diesseits und Jenseits erwählt hat.

Frage 8:
Hat nicht die Publizität, die um Sie und Ihre Arbeit entstanden ist, Ihnen zu großen Vorteilen und Einnahmen verholfen?

Seite 130 Antwort:
Ich verstehe, daß diese Frage unter bestimmten Umständen berechtigt sein könnte, dann z. B., wenn ich ein armer und unbekannter Künstler gewesen wäre, der, vom Ehrgeiz getrieben, sich um jeden Preis einen Namen machen wollte, oder wenn ich, von irgendwelchen fixen Ideen ergriffen, mich entschlossen hätte, um mich herum eine neue Sekte oder Bewegung ins Leben zu rufen.

Wie schon gesagt, war ich aber damals auf dem Höhepunkt meiner künstlerischen Laufbahn - ich hatte u.a. im Vatikan einen außergewöhnlich interessanten Auftrag ausgeführt, außerdem Papst Pius XII. einige Male porträtiert und sollte gerade an einer archäologischen Arbeit in Pompeji teilnehmen -, als die Stimmen zu mir sprachen.

Ein Künstler, der keine Bilder mehr malt und auch keine Ausstellungen veranstaltet, verliert nicht nur seine alten Kunden, sondern gerät außerdem noch in Vergessenheit. Was mich persönlich betraf, so sah ich mich plötzlich gezwungen, den Rest meiner Bilder zu verkaufen, eine Angelegenheit, die sich in einem Gartenhäuschen draußen auf dem Lande praktisch kaum durchführen ließ.

Da ich mir außerdem noch kostspielige Tonbandgeräte, vor allem aber ständig große Mengen Tonbänder anschaffen mußte, wurde auch meine Frau Monika finanziell in Mitleidenschaft gezogen. Wir bildeten gemeinsam eine glänzende Verlust-Aktiengesellschaft, die allerdings den Vorteil besaß, konkurrenzlos zu sein.

Damals ahnten wir nicht, daß sich unser stilles Haus gleich nach der ersten internationalen Pressekonferenz in eine Art Bienenstock oder richtiger gesagt Besucherzentrale verwandeln würde. Ich weiß heute nicht mehr, wie viele Hunderte von Zeitungsartikeln in Schweden und im Ausland über mich und die Stimmenphänomene geschrieben wurden.

Eins aber weiß ich felsenfest, nämlich daß sich, solange ich lebe, weder eine Sekte noch eine Ideologie, Bewegung oder Schule um mich bilden wird. Auch habe ich - und werde es auch weiterhin - alle meine Besucher Seite 131 grundsätzlich kostenlos empfangen.

Ich bin nicht nur in einem Lande geboren, wo Gastfreundschaft eine einfache Selbstverständlichkeit ist, sondern ich würde meinen eigenen Grundsätzen untreu werden sowie auch das Vertrauen meiner jenseitigen Freunde verlieren, wenn ich ihre so mühsam und selbstlos errichtete Verbindungsbrücke zu einer Einkommensquelle machen würde.

Allerdings hat meine Publizität auch einiges Positive mit sich gebracht. Ich habe nämlich zahlreiche Menschen kennengelernt, die durch den Tod ihrer Angehörigen alle Lebensfreude, allen Lebensmut verloren hatten.

Bei allen diesen mit Kummer belasteten Menschen hätte ich auch mit den weisesten Predigten und Vertröstungen der Welt nicht die geringste Linderung erzielen können, da Worte in solchen Fällen machtlos sind. Das aber, was ich auf meinen Bändern eingespielt hatte und was diese Menschen zu hören bekamen, und das, was wir mitunter gemeinsam einspielen konnten, veränderte grundsätzlich die Situation.

Ich habe selten Menschen so glücklich lachen und weinen gesehen. Und diesen "Vorteil" möchte ich auch weiterhin nicht missen.

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