FRIEDRICH JÜRGENSON
Sprechfunk mit Verstorbenen
Praktische Kontaktherstellung mit dem Jenseits

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NEUNTES KAPITEL

Mein Tonbandgerät wird zum Rundfunkempfänger - Eine Weihnachtsüberraschung - Wer hat da gepustet?

Seite 46 Eines Abends hatte ich gerade das Tonbandgerät eingeschaltet, als Freddie T., unser amerikanischer Freund, ins Atelier hereintrat. Beim Anblick des rotierenden Bandes nickte er halb belustigt, halb skeptisch und meinte lächelnd: "lch bin Thomas...", worauf sofort eine Männerstimme auf Schwedisch: "Du prahlst..." hinzufügte.

So hatten sich also die Stimmen gleich am ersten Abend wieder eingestellt.

Ich erkannte vor allem unter anderen jene unermüdliche Frauenstimme mit dem reichsdeutschen Akzent, die seit zwei Monaten durch die verschiedensten Lautfrequenzen mit mir zu sprechen bemüht gewesen war. Jetzt, da ihre Stimme vom Bande erklang, konnte ich deutlich ihre weiche und ausdrucksvolle Stimmintonation erkennen, die ein warmes und intensives Gefühl verriet.

In den nächsten Tagen begann ein neues Phänomen sich einzustellen: es kam nämlich öfters vor, daß bei der Einspielung über das Mikrophon plötzlich Radiosendungen vom Band aufgenommen wurden. Ich hatte das Mikrophon ständig auf derselben Stelle im Atelier stehen, und unser Rundfunkempfänger stand im Gesellschaftsraum und war während der Bandeinspielungen immer ausgeschaltet.

Die meisten Sendungen, die auf diese Weise auf Tonband festgehalten wurden, stammten von schwedischen Sendestationen, doch gab es ab und zu auch Stücke aus den Programmen ausländischer Sender, die manches Mal eine beträchtliche Tonstärke aufwiesen.

Als sonderbar fiel mir auf, daß jedesmal, bevor eine Rundfunksendung von meinem Tonbandgerät aufgenommen wurde, ein Einschalt- und Brauseton vernehmbar wurde, wobei man Seite 47 gleichzeitig den Eindruck hatte, als drehe jemand ständig an der Lautstärke herum.

Eines Abends saß ich wieder vor meinem Tonbandgerät, hatte den Apparat auf Einspielen gestellt und wünschte im stillen, daß doch meine unbekannten Freunde anstatt der nichtssagenden Rundfunksendungen ihre eigenen Stimmen hörbar machen möchten.

Ich hatte den Gedanken kaum zu Ende gedacht, als ein sehr hoher Tenor plötzlich auf Deutsch und Englisch sehr rasch: "Hör our voice!" hereinsang.

Nachdem ich nun endlich verstanden hatte, daß der Grund zu allen bisherigen Mißverständnissen bei mir selber zu suchen war, begannen mein altes seelisches Gleichgewicht und meine Arbeitsfreude zurückzukehren. Ich beschloß, zum Weihnachtsfeste meine unsichtbaren Freunde besonders herzlich "einzuladen" und setzte zu diesem Zweck ein neues Band auf. Ich ließ den Apparat mit angeschlossenem Mikrophon auf Einspielung laufen, und zwar während unserer Gespräche im Familienkreis.

Schon das Ergebnis der ersten Einspielung war ungewöhnlich interessant. Gleich zu Anfang wurden mehrere Stimmen deutlich hörbar, die unter anderem gleichzeitig Deutsch und Schwedisch sprachen. Dabei fehlte es auch nicht an lustigen Pointen. Eine Frauenstimme trat ganz besonders deutlich hervor; sie sprach Schwedisch mit einem ausgesprochenen französischen Akzent.

Am nächsten Tage spielte ich die ganze Aufnahme wie gewöhnlich auf der langsameren Geschwindigkeit ab. Dabei entdeckte ich ein sonderbares Lautphänomen: Aus dem baßähnlichen Klang meiner vertieften Stimme drang ein deutliches Geflüster hervor.

Zu meinem großen Erstaunen erkannte ich jene unermüdliche Frauenstimme, die mich jetzt öfters beim Namen nannte und besonders intensiv das Wort "Hilf!" ausrief. Auch diese Stimme sprach gleichzeitig Deutsch und Schwedisch, setzte aber zwischendurch ein paar italienische Worte hinzu.

Seite 48 Sonderbarerweise war es aber mein Vorname, den die Stimme in den verschiedensten Variationen auszusprechen bemüht war. So zum Beispiel wurde ich ab und zu mit Farbror Pelle (Onkel Pelle) angesprochen, so wie die Kinder meiner Frau mich zu nennen pflegen. Häufiger aber erklangen: Friedrich, Friedel, Freddie, Fredrik, Fe erico und schließlich Friedibus.

Diese Variationen hatten wohl den Zweck, meine Zweifel daran zu zerstreuen, daß nur ich persönlich gemeint sein konnte. Am ersten Weihnachtsfeiertag ereignete sich ein sehr eigenartiger Vorfall, der rein psychologisch eine höchst positive Wirkung auf mich ausüben sollte.

Ich hatte längere Zeit den Apparat auf Einspielung laufen lassen. Es war am Nachmittag, und ich befand mich allein im Atelier. Ich war gerade im Begriffe, mir die Kopfhörer aufzusetzen, als plötzlich ein intensives Pusten erklang, das ich gleichzeitig durch den Hörer und aus dem Zimmer direkt vernahm.

Das Geräusch war so laut, daß ich im ersten Augenblick heftig erschrak. Dann aber durchzuckte mich die freudige Gewißheit, daß dieses Pusten zweifellos vom Mikrophon aufgenommen worden war. Dieser Laut, der unverkennbar das forcierte Ausatmen eines Menschen darstellte, wiederholte sich zweimal. Es klang genauso, als ob jemand eine Atemübung vorfuhren wollte, und zwar die Ausatmung. Dabei wurde die Leerung der Lunge so gründlich ausgeführt, daß man deutlich das Pfeifen der Bronchien hören konnte.

Nach der zweiten Ausatmung sagte eine Männerstimme auf Deutsch: "So kalt!"

Dieses Lautphänomen war das erste, das ich gleichzeitig von außen - aus dem Raum also - und von innen - durch den Kopfhörer - vernehmen und auf Band festhalten konnte. Es war ein absoluter Volltreffer. Man hört mich, wenn man das Band abspielt, ins Atelier eintreten, zum Tisch gehen und den Kopfhörer aufsetzen. Alle diese Geräusche Seite 49 lassen sich tadellos erkennen, auch jene kuriose Atemübung und der Ausruf "so kalt"!

Hier hatte ich erneut den hundertprozentigen Beweis dafür erhalten, daß ich nicht an Einbildungen, Halluzinationen, Wunschträumen oder irgendwelchen psychischen Störungen litt. Ich dankte innerlich jenem unbekannten Freunde, der mich von dem letzten Hauch eines Zweifels befreit hatte und beschloß, noch am gleichen Abend einen bekannten schwedischen Wissenschaftler zu Rate zu ziehen.

Bevor ich aber darauf eingehe, muß ich den Leser um etwas Geduld bitten, denn die gleiche Einspielung verbarg zwei weitere freudige Überraschungen, die ich aber erst nach ca. zwei Wochen bemerkte. Zunächst hatte ich in meinem Eifer und auch aus Unerfahrenheit eine Stimme gleich zu Anfang der Einspielung überhört.

Anfang Januar erreichte mich die traurige Nachricht, daß mein Jugendfreund Boris Sacharow durch einen Autounfall im Oktober 1959 gestorben war. Seine schwerverletzte Frau schwebte noch im Januar in Lebensgefahr und lag zu der Zeit bewußtlos im Bayreuther Hospital.

Ich erhielt die Nachricht von dem deutschen Verlag, der Boris Sacharows Buch "Das große Geheimnis" herausgebracht hat. Das Buch, das mir mitgeschickt wurde, ist mit zahlreichen Fotos versehen, die Boris in verschiedenen Yogastellungen zeigen. Diese Aufnahmen beschworen in mir die Erinnerungen an die gemeinsam verlebten Kinder- und Jugendjahre wieder herauf und ließen mich den Verlust des Freundes besonders schmerzlich empfinden.

Auf der letzten Seite seines Buches sieht man Boris auf zwei Fotos zwei tiefe Ausatmungsübungen ausfahren. Er hat die Lungen völlig geleert, steht da mit tief eingezogenem Zwerchfell und lächelt. Als ich diese Fotos näher betrachtete, wurde ich plötzlich an jene zwei sonderbaren Pust- oder Ausatmungstöne erinnert und beschloß sofort, das betreffende Band noch einmal abzuhören.

Ich lauschte dieses Mal besonders aufmerksam und entdeckte gleich am Anfang eine gedämpfte Männerstimme, Seite 50 die etwas angestrengt, aber gut vernehmbar auf Deutsch sagte: "Am Apparat dein Boris!" Der Name Boris war dabei scherzhafterweise als Börris und mit einem schnarrenden "r" ausgesprochen.

So war es also doch mein treuer Jugendfreund Boris Sacharow gewesen, dem es als erstem gelungen war, meine Zweifel endgültig zu vertreiben. -

Nun aber zurück zu jenem 25. Januar 1960, als ich, ermutigt durch die deutlichen Tonbandaufnahmen, mich entschlossen hatte, einen bekannten schwedischen Wissenschaftler telefonisch zu befragen.

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